Was heisst "DEBEG" ?
Bericht von Hans Pauly - Fotos aus: 50 Jahre Debeg

Bis zum Zweiten Weltkrieg waren die deutschen Handelsschiffe, soweit funkausrüstungs- pflichtig, ausschließlich von der DEBEG (Deutsche Betriebsgesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., Berlin) mit Funkanlagen ausgerüstet- Sie wurden auch weltweit von eigenen Zweigstellen und der RAMAC - einer internationalen Service-Organisation - technisch betreut. Fahrgastschiffe, Tanker, Bergungsschlepper und andere Schiffe mit speziellen Aufgaben besetzte die DEBEG mit eigenem Funkpersonal. Dazu gehörten auch die Luftschiffe "Graf Zeppelin" und "Hindenburg".
Schon 1927 hatte die DEBEG 875 Schiffsfunkstellen in ihrer Betreuung und beschäftigte 340 Funkoffiziere. Dieser Rang war den Bordtelegra- phisten 1921 verliehen worden. Mit der Schwestergesellschaft "Transradio", der Besitzerin der Großfunkstelle Nauen, wurde 1925 in Berlin eine gemeinsame Funkschule eingerichtet.
Luftschiff LZ 129 "Hindenburg"
Unterrichtsraum der DEBEG-Transradio-Funkschule 
in Berlin 1925
Unterrichtsraum der DEBEG-Funkschule
in Hamburg 1934
In den 30er Jahren wurde die Funkschule von Berlin nach Hamburg verlegt. Weit mehr als eintausend Funkoffiziere sind durch die DEBEG-Schulen gegangen. Trotzdem konnte der Bedarf an Funkoffizieren nicht voll gedeckt werden, so daß zeitweilig Ende der 20er und 30er Jahre mehr als die Hälfte des fahrenden Personals aus beurlaubten Telegraphenbeamten der Reichspost bestand. Andererseits waren die DEBEGer im Rahmen ihrer Ausbildung von der Prüfung zum Erwerb des Seefunkzeugnisses 1. Klasse (Hauptstufe) in der Regel 6 Monate zur Küstenfunkstelle "Norddeich Radio" abgeordnet, um den Funkbetrieb dort kennenzulernen und mit zu betreiben.
Nach dem Besuch der DEBEG-Funkschule in Berlin - später Hamburg - und der bestandenen Prüfung vor einer Kommission der Reichspost erwarb der Aspirant das Seefunkzeugnis 1. Klasse Vorstufe - entsprechend dem Seefunkzeugnis 2. Klasse. Die Dauer der Teilnahme am Lehrgang richtete sich nach dem Kenntnisstand des Aspiranten und seiner "Prüfungsreife". In der Regel waren das 9 bis 12 Monate ohne Ferien. Voraussetzung für die Zulassung war - von Ausnahmen abgesehen - das Abitur. Nach bestandener Prüfung mußte man sich als "Funkgehilfe" weitere zwei Jahre an Bord von Fahrgastschiffen bei praktischer Unterweisung durch erfahrene Funkoffiziere bewähren. Tatsächlich aber wurde man meistens wegen Personalmangels schon nach einem Jahr in der Bewährung dann als Alleinfunker auf Tankschiffen etc. eingesetzt. Nach Abschluß der praktischen Bewährung und erneuter theoretischer Vorbereitung bei der DEBEG-Funkschule wurde man zur Hauptprüfung für den Erwerb des Seefunkzeugnisses 1. Klasse zugelassen. Der Geltungsbereich dieses Zeugnisses konnte dann später noch mit dem Leitervermerk erweitert werden. Nun erst war man berechtigt, auch die Stellung des Funkstellenleiters auf Fahrgastschiffen einzunehmen.
Auf den Frachtschiffen (ab 1600 BRT) wurde der Funkdienst vom 2. Oder 3. Offizier wahrgenommen. Sie erhielten nach ihrer Funkausbildung an einer Seefahrtschule und bestandener Prüfung bei der Reichspost das Seefunkzeugnis 2. Klasse Allgemein. Auf Schiffen unter 1600 BRT, wie Fischdampfer u.a., fuhren Inhaber des Seefunksonderzeugnisses.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die DEBEG-Funker vielseitig eingesetzt. Sowohl an Bord von Kriegsschiffen im B-Dienst und als Funkoffiziere weltweit auf Handelsschiffen in der Ostsee, im Mittelmeer, Schwarzen Meer sowie auf Blockadebrechern in der Japan-Fahrt. 92 Funkoffiziere der DEBEG sind im letzten Krieg auf See geblieben.
Nach dem Krieg war das gesamte fahrende Personal der DEBEG arbeitslos. Es gab keine Schiffe mehr. Man mußte sehen, wie man mit dem erlernten Beruf als Funker an Land zurecht kam. Dafür gab es viele Möglichkeiten, z.B. auf den von der britischen Besatzungsmacht in der Nord- und Ostsee betriebenen Schiffen der "Frontier Control" und der GMSA (German Mine Sweeping Administration). Letztere waren mit der Beseitigung der in den deutschen Küstengewässern ausgelegten Seeminen und dem Freihalten der Schiffahrtswege vollauf beschäftigt. Andere waren als Pressefunker beim GNS (German News Service) in der Britischen Zone und DENA in der amerikanischen Besatzungszone als Vorläufer von DPA (Deutsche Presseagentur) oder als Funker bei der "Welt", "Zeit" und anderen großen Verlagen tätig. Viele DEBEGer gingen auch zur Bundespost, wo die Küstenfunkstellen nach Wegfall von "Rügen Radio" neu geordnet und besetzt werden mußten (Norddeich Radio, Elbe-Weser Radio, Kiel Radio und die Seefunk-Beobachtungs- stelle in St. Peter Ording). Auch die Lufthansa und die Bundesanstalt für Flugsicherung sowie der Deutsche Wetterdienst und das Auswärtige Amt und die Polizei konnte die DEBEGer gut gebrauchen. Anfang der 50er Jahre kam dann die deutsche Hochseeschiffahrt langsam wieder in Gang. Neue Funker wurden von Amts wegen an den staatlichen Seefahrtschulen ausgebildet.
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Version: 18-Feb-03 / Rev.: 14-Aug-06 / 11-Jun-11 / HBu