Beschreibung der kommerziellen Land-Schiff-Station Telefunken Type 0,5 T.K.
0,5 KW Antennen-Schwingungsenergie bei 1,5 KW Primärenergie
Abschrift des Handbuches von 1916 und Zusammenstellung: Heinrich Busch, Berne

I: Allgemeines
Die Station ist nach dem neuen Telefunkensystem der „tönenden Löschfunken“ gebaut und entspricht in ihrer Ausführung vollständig den Vorschriften der Internationalen Funkentelegraphenkonferenzen. Diese Vorschriften fordern außen Einwelligkeit und geringer Dämpfung der Sendewellen auch das Vorhandensein einer Notsenderanlage, die bei Havarien, falls die Hauptschiffsmaschine außer Betrieb gesetzt ist, eingeschaltet wird. Die für diese Stationstype vorgeschriebene Notsenderanlage ist imstande den Betrieb während 6 Stunden auf Entfernungen bis zu 300 km über See aufrecht zu erhalten.
Das System der „tönenden Löschfunken“ zeichnet sich vor anderen Systemen durch folgende Vorzüge aus:
a) Guten Wirkungsgrad 
Es werden etwa 50 Prozent der Transformator-Speise-Energie der Antenne als Schwingungsenergie zugeführt.

b) Einwelligkeit
Durch Anwendung der Löschfunkenstrecke wird ein Zurückfluten der Energie aus der Antenne in den Schwingungskreis des Senders (Stoßkreis) und damit die Bildung von zwei verschiedenen Kopplungswellen vermieden, so daß die ganze ausgestrahlte Energie nur einer einzigen Welle zugute kommt.

c) Geringe Dämpfung der ausgesandten Schwingungen
Da der Stoßkreis infolge des schnellen Erlöschens des Funkens keinen Einfluß auf die Dämpfung der zur Ausstrahlung kommenden Welle ausüben kann, ist diese lediglich eine Funktion der eigentlichen Antennendämpfung und kann daher sehr klein gehalten werden.

d) Völlig geräuschloses Arbeiten des Senders trotz hoher Funkenfolge
Der Vorteil wird durch den kleinen Abstand (ca. 0,2 mm) der einzelnen Elektroden der Serienfunkenstrecke und ihren luftdichten Abschluß durch die dazwischen liegenden Glimmerringe erreicht.

e) Erzeugung von musikalisch reinen Tönen als Zeichen
Die geringe Lichtbogenneigung der Löschfunkenstrecke ermöglicht es, die Funkenfolge am Sender so regelmäßig zu gestalten und gleichzeitig so zu erhöhen, daß die Anzahl der an der Empfangsstelle dadurch erzeugten sekundlichen Impulse in das Gebiet der vom Gehör als musikalische Töne empfundenen Schwingungszahlen fällt.
So ergeben z.B. 1000 Funken per Sekunde, wie sie bei den neuen Sendern „System Telefunken“ in der Regel angewendet werden, im Empfangs-Telefon einen hellen, sich von allen störenden Nebengeräuschen scharf abhebenden Ton.

f) Zwischenhör-Einrichtung
Die Station kann mit einer Zwischenhöreinrichtung ausgerüstet werden, deren Anwendung besonders dann von Vorteil ist, wenn ein starker Telegrammverkehr zu bewältigen ist, da der Telegraphist imstande ist, in den Pausen seiner eigenen Sendezeichen Signale fremder Stationen wahrzunehmen, ohne auf Empfang überzugehen. Die Einrichtung besteht im wesentlichen aus einem Relais, das automatisch beim Niederdrücken der Taste den Empfänger vor der schädlichen Einwirkung des eigenen Senders schützt und beim Loslassen der Taste die Station empfangsbereit macht. Der Telegraphist ist hierdurch imstande, während der Sendeperiode Unterbrechungszeichen seiner Gegenstation oder Signale fremder Stationen, z.B. Notsignale, aufzunehmen, wodurch im ersten Falle eine schnellere Abwicklung der Telegrammübermittlung erzielt wird, während im zweiten Falle die Sicherheit des Schiffsverkehrs durch schnellere Beantwortung der Notsignale erhöht wird. 

II. Verwendungsgebiet
Die Stationstype 0,5 TK eignet sich sowohl ihres geringen Energie- und Raumbedarfs halber, als auch besonders wegen ihrer leichten Bedienbarkeit und verhältnismäßig billigen Anschaffungs- und Unterhaltungskosten für alle diejenigen Fälle, bei denen es sich darum handelt, mit geringen Mitteln eine sichere Verbindung auf mittlere Entfernungen herzustellen.
Sie kommt in Betracht:
a) Als Land- und Küstenstation für den öffentlichen Verkehr von Hafenorten, See- und Wetterwarten, Leuchttürmen und Lotsenstationen, die mit gleichartigen Stationen auf 100 – 150 km über Land, bezw. mit Schiffen oder Küstenstationen auf 200 – 300 km über freie See verkehren sollen. Hierzu kommen Masten von 20-30 m Höhe zur Anwendung.

b) Als Schiffsstation für mittlere Handels- und Personendampfer, sowie Torpedoboote und Zerstörer, die über 2 Maste von 20-25 m Höhe verfügen, wobei eine elektrische Energiequelle von 1,5 KW Leistung vorausgesetzt wird. (Reichweiten s. VII)

III. Kraftquelle und Energiebedarf
a) Wo Netzleitung vorhanden ist, wird zum Betrieb der Station ein Umformer-Aggregat verwendet, bestehend aus einem Gleichstrommotor von 1,5-2 PS Leistung und einem Wechselstrom-Generator mit einer Leistung von 1 KW Wechselstrom (500 Perioden bei 220 Volt). Die Umlaufszahl des Motors beträgt normal 3000 per Minute. Sie läßt sich behufs Änderung der Periodenzahl des Generators und damit der Tonhöhe des Senders um ca. 30 Prozent vermittels Umlaufreglers variieren. Ferner läßt sich durch einen feinstufigen Regulier-Widerstand die Maschinenspannung so einstellen, daß innerhalb der gegebenen Periodenzahl höhrere und tiefere Töne erzeugt werden können.

b) Wo kein Netzanschluß vorhanden ist, wird der zum Betriebe der Station erforderliche Wechselstrom durch einen  Wechselstrom-Generator mit angebauter Erregermaschine (Leistung, Tourenzahl usw. wie oben) erzeugt. Der Antrieb kann vermittels Riemenübertragung von einer vorhandenen Kraftquelle (Dampfmaschine, Motor usw.) aus erfolgen. Falls eine solche nicht verfügbar ist, wird zum Antrieb es Generators ein  besonderer Benzin- bezw. Petroliummotor von ca. 3 PS Leistung aufgestellt. Auf Schiffen ist in diesem Falle eine mit dem Generator direkt gekuppelte Dampfturbine vorzuziehen.

(Bild 1) 0,5 T.K.:  Ansicht von vorn mit variabler Selbst-
induktion, Amperemeter und Löschfunkenstrecke

 
 
(Bild 2) 0,5 T.K.:  Ansicht von hinten mit den
drei Leydener Flaschen des Stoßkreises
(Bild 3) 0,5 TK:  6teilige Löschfunkenstrecke
IV. Sender
Der Wechselstrom des Generators wird durch einen Transformator von 220 auf ca. 8000 Volt transformiert. Zur Herstellung der richtigen Resonanzlage zwischen Maschine, Transformator und Stoßkreis dient eine Primärdrossel. Der Stoßkreis besteht aus drei kleinen Leydener Flaschen (Bild 2), einer 10-teilgen Löschfunkenstrecke (Bild 3) und einer variablen Selbstinduktion (Bild 1). Letztere ist eine flache Kupferband- spirale, die mit Stöpselanschlüssen zum Einstellen verschiedener Wellen versehen ist. Der Wellenbereich des Stoßkreises geht von 300-600 m, und zwar wird die Station normal mit den 2 festen Wellen 300 und 600 m geliefert. Auf Wunsch kann der Wellenbereich bis 900 m vergrößert und jede beliebige in diesem Bereich liegende Wellenlänge vorgesehen werden.
(Bild 4) 0,5 T.K.:  Variometer zum Abstimmen der Antenne
(Bild 5) 0,5 TK.: Antennen-
Verkürzungskondensator

V. Luftleiter
Als Luftleiter kommt in der Regel die normale T-Antenne in Betracht, die bei Schiffsstationen zwischen Masten von 20-35 m Höhe und 30-60 m Abstand ausgespannt wird. Bei Landstationen kann auch ein Mast von 30 m Höhe mit Schirmantenne verwendet werden. Die Kapazität der Antenne muß, um die Schwingungsenergie von 0,5 KW aufnehmen zu können, etwa 500 cm betragen. Zur Herstellung verschiedener Wellenlängen und zur Abstimmung des Luftleiters auf den Stoßkreis dient ein in ersteren eingeschalteter Satz von drei Flachband- Spiralen (Bild 4), von denen eine gegen die beiden anderen beweglich ist. Die Spulen sind nach dem Variometer-Prinzip gewickelt und tragen Stöpselanschlüsse zum Einstellen der zwei Wellen 300-600 m. Nach Einstöpselung der gewünschten Wellenlänge im Stoßkreis und Luftleiter wird die bewegliche Spirale den beiden feststehenden soweit genähert, bis das in den Luftleiter eingeschaltete Hitzedraht-Amperemeter bei reinem Ton den größten Ausschlag zeigt, womit die genaue Abstimmung der beiden Senderkreise hergestellt ist. (Näheres unter X.)

VI. Empfänger

Als Empfangsapparat dient ein Hörempfänger neuester Type (E5)(Bild 6) mit 2 Kontaktdetektoren und Telefon. Die Einzelapparate sind in einem kräftigen Eisenrahmen und an einem senkrechten Wandstück untergebracht. Vorn in dem Eisenrahmen befindet sich der Antennenkondensator, dahinter ein Hartgummibrett zur Aufnahme der Detektoren und der Telefone; in der Mitte der Detektoranschlüsse ist ein Detektorwahlschalter. An der senkrechten Wand sind die Antennenspule (innen) und die Detektorspule (aufklappbar) angebracht; unterhalb der Spulen sitzt der Umschalter für lange und kurze Wellen. 
Die Wand trägt auf der Rückseite den Sende-Empfangs-Umschalter, der vermittels eines Walzenschalters in der Sendestellung die Empfangsteile abgeschaltet bezw. kurz schließt und sie dadurch vor der schädlichen Einwirkung des eigenen Senders schützt, während in der Empfangsstellung der Hauptstrom blockiert wird, so daß durch ein unbeabsichtigtes Niederdrücken der Taste der eingeschaltete Empfänger ebenfalls nicht schädlich beeinflußt werden kann.
Im Allgemeinen erfolgt die Übertragung der Schwingungen in der Antenne durch direkte induktive Einwirkung von der Antennenspule aus auf die Detektorspule. Zur Erhöhung der Abstimmschärfe und der Störungsfreiheit kann aber noch ein abgestimmter Zwischen- kreis eingeschaltet werden, aus dem die Detektor-Energie entnommen wird. Der abgestimmte Zwischenkreis besteht aus einer variablen Spule, die mit der Detektorspule kombiniert ist und einem Drehkondensator, der entweder in dem Eisenrahmen untergebracht ist oder lose neben den Apparat gestellt wird.
Die zur Verwendung kommenden Detektoren zeichnen sich einerseits durch hohe elektrische Empfindlichkeit aus, andererseits sind sie aber gegen mechanische Erschütterungen sehr unempfindlich. Ein Nachlassen der elektrischen Empfindlichkeit, das infolge ihrer großen Überlastbarkeit selten vorkommt, (durch zu starke Einwirkungen von Gegenstationen oder atmosphärische Störungen) kann durch Neueinstellen leicht behoben werden.
VII. Reichweite, Abstimmschärfe und Störungsfreiheit
Es werden folgende Reichweiten-Garantien als Mittel-Werte angegeben:
a) Als Schiffs- und Küstenstation mit 2 Masten von je 25 m Höhe:
      bei Dunkelheit 400 km über freie See - bei Helligkeit 250 km über freie See
b) Als Landstation mit 2 Masten von je 25 m Höhe und T-Antenne bzw. 
    1 Mast von 30 m Höhe und Schirm-Antenne:
    bei Dunkelheit 200 km über flaches Land - bei Helligkeit: 125 km 
(Bei anderen Mast-Höhen ändert sich die Reichweite proportional mit der Höhe)
(Bild 6) Hörempfänger E5
Die Reichweitengarantien beziehen sich nur auf die günstigsten Wellenlängen, die oberhalb der Eingeschwingung der Antenne liegen und gelten für normale atmosphärische Verhältnisse. Unter günstigen Umständen beträgt die Reichweite etwa das 3-4-fache dieser Garantie-Zahlen.
Für Abstimmschärfe und Störungsfreiheit werden folgende Garantien gegeben:
a) Elektrische Abstimmung.
Wenn zwei Stationen derselben Type, die von einer dritten gleichweit entfernt sind, gleichzeitig und mit gleicher Energie Telegramme aussenden, so können diese Telegramme von der dritten Station getrennt ohne gegenseitige Störung aufgenommen werden, sobald die Differenz der von den beiden Sende-Stationen verwendeten Wellenlängen mindestens 5 Proz. Beträgt.

b) Akustische Abstimmung.
Wenn unter denselben Voraussetzungen, wie unter a) die beiden Sende-Stationen mit gleicher Wellenlänge aber verschiedener Tonhöhe arbeiten, so können ihre Telegramme getrennt ohne gegenseitige Störung aufgenommen werden, wenn der Unterschied in der Tonhöhe der beiden Sende-Stationen mindestens eine halbe Oktave beträgt. Der helle, durchdringende Ton von 1000 Impulsen per Sec. gestattet es, die Zeichen auch bei starken atmosphärischen Entladungen die der ankommenden Zeichen nicht um mehr als das 10-20-fache übertrifft.

VIII. Maße und Gewichte
Zur betriebsmäßigen Unterbringung des gesamten elektrischen Apparate ist ein Raum von 2x2x2 Meter erforderlich.
Der Umformer wird in der Regel außerhalb des eigentlichen Stationsraums in einem besonderen Schutzkasten untergebracht. Seine Abmessungen sind: 795x395x390 mm.
Das Gewicht der elektrischen Apparatur beträgt ca. 100 kg.
Das Gewicht des kompletten Umformer-Aggregats mit Grundplatte beträgt ca. 135 kg (das  des Umformers allein mit Erregermaschine ca. 60 kg).

IX. Schaltungsschema

Im beiliegenden Schaltbild sind die roten Leitungen die Gleichstromkreise, die blauen die Wechselstrom- oder Tonfrequenzkreise und die grünen die Hochfrequenzkreise, und zwar die starken Leitungen Senderkreis, die schwachen Empfängerkreis.

a) Gleichstromkreis
Bei vorhandener Gleichstromquelle wird der Strom beim Anschluß 1 dem Netz entnommen und über die doppelpoligen Sicherungen 2, dem doppelpoligen Ausschalter 3, dem Amperemeter 4 und dem Anlasser 7 dem Motor 8 zugeführt. Vom Anlasser zweigt eine Leitung zum Umlaufsregler und zur Feldwicklung des Motors ab. Anlasser und Umlaufsregler sind in einem Gehäuse vereinigt, derart, daß bei Drehung des Handrades auf den ersten Knöpfen der Anlasserwiderstand ausgeschaltet wird. Sobald der Anlasser ganz ausgeschaltet ist, wird bei weiterer Drehung des Handrades Widerstand vor die Feldwicklung des Motors geschaltet und dadurch die Turenzahl erhöht. Eine zweite Abzweigung führt vom Netzanschluß über ein Potentiometer (Tonschieber 22) zu der Erregerwicklung des Generators. Durch die Potentiometerschaltung ist die Möglichkeit gegeben, den Sendeton rein einzustellen.

Von der Stromquelle zweigt ferner die Ladeleitung für die Notsenderbatterie ab. In diesem Stromkreis liegt ein  automatischer Schalter 16, eine doppel- seitige Sicherung 14, die Notsenderbatterie 13 und der Ladewiderstand 17.
Der Voltmeter-Umschalter 5 gestattet sowohl die Netzspannung wie auch die Spannung der Not- senderbatterie 13 am Voltmeter 6 abzulesen.
Die Inbetriebnahme der Notsenderbatterie geschieht durch Einschalten des doppelpoligen Schalters 15 und des Notsender-Tastumschalters 21. Dann ist der Kreis über den Vorschaltwider- stand 19, die Nottaste 18, die Primärwicklung des Hammerinduktors 20 mit der Unterbrechungs- stelle, den Notsender-Tast-Umschalter 21 und die Blockierung 12 geschlossen.
b) Wechselstromkreis
Der Stromverlauf des Wechselstrom- und Tonfrequenzkreises, der für den normalen Betrieb in Betracht kommt, geht über: Generator 23, doppelpolige Sicherung 24,
doppelpoliger Schalter 25, Taste 10, Primärwindungen des Transformators 29a, Primärdrossel 28, Aperemeter 26. 

Die für den Betrieb der 0,5 TK-Station erforderliche Stromstärke gestattet im allgemeinen, die Taste direkt in die Hauptleitung zu legen; es empfiehlt sich jedoch, auch hier zur Schonung der Tastkontakte ein Tastrelais anzuwenden. In diesem Fall liegen in der Hauptleitung die Tastrelais-Kontakte 11b, deren Betätigung durch die Handtaste 10 und den Tastrelais-Magneten erfolgt. Der Gleichstrom für den Tastrelais-Magneten wird von der Netzleitung entnommen und über die Blockierung 12 geführt, so daß in der Empfangsstellung der eigene Empfänger vor der schädlichen Einwirkung des eigenen Senders bei unbeabsichtigtem Drücken der Taste geschützt ist.

c) Hochfrequenzkreis

1. Senderkreis
Von den Polen der Sekundärspule 29b des Transformators wird der auf ca. 8000 Volt herauftransformierte Wechselstrom zur Speisung des Stoßkreises dem Kondensator 30b zugeführt. Der Stoßkreis besteht aus diesem Kondensator 30b (Leydener Flaschen), der Stoßkreisspule 30c (Flachspule aus Kupferband) und der Löschfunkenstrecke, deren Einzelfunkenstrecken durch Kurzschließer zwecks Verringerung der Energie kurzgeschlossen werden können. Von der Stoßkreisspule zweigt der Antennenkreis ab, der sich aus einem Teil der Stoßkreisspule, der Luftdrahtabstimmspule 32, dem Senderkontakt des Sende-Empfangs-Umschalters 33, dem Luftdraht 35, dem Antennenamperemeter 36 und der Erde 37 zusammensetzt. Um auch mit Wellen arbeiten zu können, deren Länge unter der Eigenschwingung des Luftdrahtes liegt, ist ein Verkürzungskondensator mit Kurzschluß 31 in Serie mit der Antenne vorgesehen. Als Blitzschutz dient eine offene Funkenstrecke mit Kurzschließer 34, die starke atmosphärische Entladungen zur Erde ableitet.

2. Empfangskreis
In der Empfangsstellung des Sende-Empfangs-Umschalters 33 (wie im Schaltbild angegeben) werden die auf die Antenne auftreffenden Schwingungen über die Antennenspule 38b und den Antennenkondensator 38c zur Erde 42 geleitet. Ein Umschalter 38a gestattet die Serien- und Parallelschaltung dieser beiden Apparate; die Serienschaltung kommt für kurze Wellen, die Parallelschaltung für lange Wellen zur Verwendung. Die Übertragung der Schwingungen auf den Detektorkreis, der aus der Detektorspule 39a, den Detektoren mit Wahlschalter 39b und dem Telefonkondensator 39c besteht, geschieht induktiv; das Aufnahmetelefon 40 liegt parallel zum Kondensator 39c. Die Kopplung zwischen Antennen- und Detektorspule wird durch Drehung der letzteren verändert. Parallel zur Antennenspule liegt der Empfangs-Blitzschutz 41 mit Ausschalter, durch den atmosphärische Störungen während des Empfangs direkt zur Erde abgeleitet werden.

d) Hochfrequenz-Sicherungskreise
Der Anker des Motors 8, die Feldwicklungen des Motors sowohl wie des Generators und die Wechselstromwicklungen des Generators 23 sind zweipolig über einen Kondensator 43 geerdet, wodurch die Maschinen gegen Hochfrequenz-Überspannungen geschützt sind.


X. Anweisung zur Bedienung
(Siehe dazu das Schaltungs-Schema)

A. Sender
a) Die Inbetriebsetzung des Motors 8.
Der auf der Schalttafel befindliche doppelpolige Schalter 3 für Gleichstrom wird eingeschaltet und die Spannung gemessen. Ist die Betriebsspannung (11 Volt) vorhanden, so wird der Motor in Gang gesetzt, indem man das Handrad des Anlassers 7 in der Richtung des Pfeiles langsam nach rechts dreht, bis der Motor seine normale Umdrehungszahl erreicht hat.
b) Die Regulierung des Wechselstrom-Generators 23
Der auf der Schalttafel befindliche doppelpolige Schalter 25 für Wechselstrom wird eingelegt. Der Tonschieber 22 wird so einreguliert, daß die Spannung des Generators eine für die Anzahl der Funkenstrecken passende Größe (vergl. C) erreicht hat. Der Umformer ist dann zum Senden bereit.
c) Abstimmung
Nachdem die Welle, mit der gesandt werden soll, sowohl im Stoßkreis, wie im Antennenkreis eingestellt ist, wird der Sende-Empfangs-Schalter 33 auf „Senden“ gestellt. Bevor nun der Sender in Tätigkeit gesetzt wird, ist nachzusehen, ob der Kurzschließer der Blitzschutzvorrichtung 34 geöffnet ist. Dann kann die Abstimmung in nachstehender Weise vorgenommen werden:
Der Generator wird soweit erregt, daß die Funkenstreckie zu arbeiten beginnt, wobei aber zunächst nicht ängstlich auf absolute Tonreinheit geachtet zu werden braucht. Hierbei ist ein Dauerstrich zu geben und die bewegliche Spule des Luftdraht-Variometers hin und her zu bewegen, bis das Amperemeter im Luftdraht ein Maximum anzeigt. Diese Stellung der beweglichen Spule kann durch eine Schraube festgelegt werden.
Dann wird auf Tonreinheit abgestimmt, indem man unter Zuhilfenahme des Tonkontrollers, (der einen aperiodischen Kreis, bestehend aus Flachspule, Detektor und Telefon, darstellt), mit der Taste Zeichen gibt und während dessen den Tonschieber solange verändert, bis ein musikalisch reiner Ton im Telefon des Tonkontrollers gehört wird. (Der Tonkontroller wird zweckmäßig nicht zu Nahe an den Luftdraht gebracht, damit durch die große Energieaufnahme der Detektor nicht gefährdet wird
d) Betriebsstörungen und ihre Beseitigung
1. Der Motor läuft nicht an.
Man untersuche, ob der Gleichstromschalter sowohl auf der Tafel im Maschinenraum, als auch im Telegraphierraum eingelegt ist. Wenn dies der Fall ist, so muß das Voltmeter 6 die vorgeschriebene Spannung zeigen. Zeigt das Voltmeter keine Spannung, so ist anzunehmen, daß entweder die Sicherungen im Maschinenraum oder auf der Tafel im Telegrphierraum durchgebrannt sind. Sind die Sicherungen 2 ganz, so müssen die Leitungen vom Maschinenraum bis zur Schalttafel untersucht werden, bis man den Fehler gefunden hat. Zeigt das Voltmeter Spannung an, während der Motor nicht anläuft, so werden sämtliche Leitungen von der Schalttafel bis zum Motor hin untersucht. Sind die Leitungen in Ordnung, so muß der Fehler entweder im Anlasser 7 und dem damit verbundenen Turenregler liegen. Am Besten geht man dann folgendermaßen vor: Mit einem Voltmeter oder einer Glüphlampe mißt man die Spannung direkt an den Bürsten des Motors und an den 2 Kontaktklemmen für das Feld des Motors. Zeigt eine dieser Stellen keine Spannung, so muß der Anlasser 7 und Turenregler genau untersucht werden, bis der Fehler gefunden ist.
2. Durchgehen des Motors
Wenn am Umlaufsregler ein Kontaktfehler vorkommt, etwa derart, daß der Stromkreis unterbrochen ist, so neigt der Motor zum Durchgehen, d.h. er nimmt eine abnormal große und damit schädliche Umlaufzahl an. Hierbei ist der Kontaktfehler zu beheben.
3. Der Wechselstromgenerator zeigt keine Spannung
Der doppelpolige Schalter 25 auf der Schalttafel für Wechselstrom wird angelegt und der Tonschieber 22 teilweise eingeschaltet. Zeigt das Voltmeter keine Spannung, so müssen die Sicherung für Wechselstrom 24 und die Leitungen vom Generator bis zur Schalttafel hin genau untersucht werden, und zwar sowohl die Starkstromleitungen als auch die Feldwicklungen des Generators. Hierbei ist es auch nötig zu kontrollieren, ob der Schieber des Gleitwiderstandes 22 mit den Widerstandsdrähten guten Kontakt macht. Es ist auch die Möglichkeit vorhanden, daß die Hochfrequenzsicherung 43 die parallel zu den Ankerwicklungen liegt, kurz geschlossen ist. Die Sicherung wird deshalb einpolig  abgenommen um zu prüfen, ob hier der Fehler liegt.
4. Man mißt wenig oder gar keinen Strom im Luftdraht-Amperemeter.
 Man hat sich davon überzeugt, daß die Stöpsel im Stoßkreis 30 und das Luftdraht-Variometer richtig stehen, sowie daß die Funken übergehen. Wenn hierbei wenig oder gar kein Strom im Luftdraht-Amperemeter zu bemerken ist, so liegt gewöhnlich der Fehler daran, daß entweder keine Abstimmung vorhanden ist, oder daß die Blitzschutzvorrichtung 34 nicht ausgerückt war. Ist diese Blitzschutzvorrichtung ausgeschaltet, so bewege man die drehbare Luftdraht-Variometer-Spule etwas hin und her. Ist hierdurch noch keine Maximum im Luftdraht-Amperemeter zu erreichen, so muß man die Luftdraht-Selbstinduktion etwas vergrößern oder verkleinern, indem man eine oder mehrere Windungen der Luftdraht-Verlängerungsspulen zu- oder abschaltet. Bei jedesmaliger Änderung der Luftdraht-Selbstinduktion bewege man die lose Spule derselben hin und her um festzustellen, in welcher Stellung man das Maximum bekommt. Bevor man die sekundäre Abstimmung prüft überzeuge man sich davon, daß der Stoßkreis geschlossen ist, bzw. daß entsprechend der Welle der Stromkreisstöpsel richtig eingestellt ist.
B. Empfänger
Für die Einstellung des Empfängers ist folgendes zu beachten:
Zum Empfang wird der Sende-Empfangs-Umschalter 33 nach unten gelegt. Dadurch werden sämtliche Schwachstromkreise des Empfängers geschlossen; gleichzeitig wird die Blockierung 12 und dadurch der Wechselstromkreis des Senders geöffnet. Beim gewöhnlichen Telegrafieren hat man nur diesen einen Schalter auf dem Empfänger zu bedienen und zwar für Senden: Schalter nach oben, für Empfang: Schalter nach unten. Der Motor läuft während des Empfangs weiter.
Beim genauen Einstellen des Empfängers geht man in folgender Weise vor:
Will man z.B. die Welle von 600 m empfangen, so wird der Umschalter 38a auf „Kurze Wellen“ geschaltet und die der beigefügten Tabelle entsprechende feste Antennenspule 38b in den Apparat eingesetzt. Dann stellt man den Empfänger beim erstmaligen Anruf ungefähr auf größte Lautstärke ein, indem man der beigefügten Tabelle die Gradzahl des Kondensators 38c für ? = 600  m entnimmt. Hierauf dreht man die oben am Apparat montierte bewegliche Detektorspule 39a etwas nach außen, und zwar etwa 30° gegen die horizontale Lage. Von den zwei Stöpseln für diese Spule wird der eine im Loch 0, der andere im Loch  ? = 600  befestigt. Innerhalb dieser beweglichen Spule befindet sich die feste Antennenspule 38b mit 3 Löchern, die bei Spule II mit 4, 5 und 6 bezeichnet sind. Der zu dieser Spule gehörige Stöpsel wird in das Loch 4 gesteckt. Der Antennenkondensator 38c, der für ? = 600  eingestellt ist, wird jetzt bei erstmaligem Empfang etwas hin und her gedreht, bis man die genaue Stellung auf maximale Lautstärke im Telefon herausgefunden hat.
Sind starke atmosphärische Entladungen vorhanden, so ist es günstig, mit möglichst loser Kopplung zu arbeiten. Man entferne dazu die bewegliche Detektorspule etwas von der festen, je nach Stärke der empfangenen Zeichen. Bei jedesmaliger Änderung der Stellung der sekundären Spule muß man an dem drehbaren Kondensator entsprechend nachkorrigieren. Die Einstellung auf 300 und 450 m Welle geschieht in ähnlicher Weise nach den in der beigefügten Tabelle angegebenen Daten. Ebenso kann auf jede beliebige andere Welle ? = 600  innerhalb des Bereichs des Empfängers (vonn 200 – 2000 m) jederzeit schnell eingestellt werden.


Betriebsstörungen und ihre Beseitigung

1. Man empfängt nichts
Weiß man mit Bestimmtheit, daß die eine oder andere Station sendet und man empfängt nichts oder nur sehr schwach, so wird folgendermaßen vorgegangen: Zuerst wird nachgesehen, ob die Blitzschutzvorrichtung 34 ausgeschaltet und ob der Luftdraht 35 richtig angelegt ist. Nach der Tabelle kontrolliere man dann, ob die Stöpsel der Transformatorspulen richtig stehen und ob der drehbare Kondensator richtig eingestellt ist. Der kleine Umschalter 38a, der sich unter der beweglichen Spule befindet, muß für Wellen unter 800 m auf „Kurze Wellen“ stehen. Dann ist der drehbare Antennenkondensator 38c von 0° auf 180° langsam über die ganze Skala zu drehen, bis man bei einer Stellung Zeichen empfängt. Hierbei ist es zweckmäßig, die Detektorspule nicht so weit von der primären abzustellen, d.h. fester zu koppeln. Hört man jetzt immer noch sehr schwach oder gar nichts, so ist anzunehmen, daß der Detektor zu „unempfindlich“ oder beschädigt ist. Dann muß  durch den Wahlschalter 39b der zweite empfindliche Detektor eingeschaltet, oder, falls auch dieser „unempfindlich“ ist, ein neuer Detektor eingesetzt werden. Die vorher angegebene Abstimmung mit Detektorspule und drehbarem Kondensator wird nun nochmals wiederholt, bis die Zeichen genügend stark ankommen.
2. Man wird durch fremde Zeichen gestört
Bei großer Lautstärke der ankommenden Zeichen und bei starken atmosphärischen Störungen soll grundsätzlich der mit „empfindlich“ bezeichnete Detektor eingeschaltet werden.
Wird man beim Empfang durch fremde Zeichen gestört, so ist möglichst lose zu koppeln und dann durch scharfe Abstimmung mittels des Kondensators der Störer auszuscheiden. Hierbei wird es meist erforderlich sein, den „empfindlichen“ Detektor einzuschalten, da bei sehr loser Kopplung die Lautstärke entsprechend abnimmt. In derselben Weise ist bei starken atmosphärischen Störungen vorzugehen.


Legende zum Schaltbild

Gleichstromkreise
(rote Leitungen)
1. Netzanschluß
2. Doppelpolige Sicherungen
3. Doppelpoliger Schalter
4. Amperemeter
5. Volmeter-Umschalter
6. Voltmeter
7. Anlasser mit Umlaufsregler vereinigt
8. Gleichstrommotor
10.Taste
11a. Tastrelaismagnet
12. Blockierung
13. Akkumulatoren-Batterie
14. Doppelpolige Sicherung
15. Doppelpoliger Schalter
16. Automatischer Schalter
17. Ladewiderstand
18. Notsendertaste
19. Widerstand
20. Hammerinduktor
21. Notsender-Tast-Umschalter
22. Tonschieber

Wechselstromkreis 
(Tonfrequenz: blaue Leitungen)
23. Generator
24. Doppelpolige Sicherung
25. Doppelpoliger Schalter
26. Amperemeter
27. Voltmeter
28. Primärdrossel
29a. Transformator, primär
29b. Transformator, sekundär
11b. Tastrelais-Kontakte

Hochfrequenzkreise
a.) Sender 
(grüne Leitungen, stark)
30. Stoßkreis (Bilder 1+ 2)
30a. Löschfunkenstrecke (Bild 3)
30b. Stoßkreiskondensator (Bild 2)

30c. Stoßkreisspule (Bild 1)
31. Verkürzungskondensator mit Kurzschluß (Bild 5)
32. Luftdraht-Abstimmspule (Variometer) (Bild 4)
33. Sende-Empfangsumschalter
34. Sender-Blitzschutz
35. Luftdraht
36. Antennenamperemeter

b.) Empfänger 
(grüne Leitungen, schwach)
38. Antennenkreis
38a. Umschalter für kurze und lange Wellen
38b. Antennenspule
38c. Antennenkondensator
39. Detektorkreis
39a. Detektorspule
39b. Detektoren mit Wahlschalter
39c. Telefonkondensator
40. Telefon
41. Empfänger-Blitzschutz
42 - 37. Erde


Weitere Informationen zum Thema Knall- / Lösch- / Tonfunkensender finden sie hier:
Marconi beginnt 1897 in England
Marconis Versuche am Bristol-Kanal
Slaby und Braun folgen in Deutschland
Max Wien, Telefunken und der Löschfunkensender
Die Zeit des Funkensenders - Aufsatz des Funkpioniers Jonathan Zenneck (1953)
250 Watt Löschfunkensender von Elektromekano
Löschfunkensender Telefunken 0,5 T.K.
Löschfunkensender Telefunken 1,5 T.K.
Funkenstation des DS "Vaterland" (1913)

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Version: 21-Oct-06 / Rev.: 11-Jun-11 / HBu