Was
hier aussieht wie ein "Wüstenschiff" liegt in der Ausweichschleife
Ballah Loop zwischen Port Said und Ismailia.
1858
wurde die Suez-Gesellschaft gegründet und erhielt die Befugnis zur
Anlage eines Kanals sowie eine Konzession für 99 Jahre. Nach Ablauf
dieser Zeit sollten die Eigentumsrechte an die ägyptische Regierung
zurückgehen. Die Gesellschaft war ursprünglich ein privates ägyptisches
Unternehmen, dessen Kapital in erster Linie aus französischen und
ägyptischen Quellen stammte. 1875 erwarb die britische Regierung die
ägyptischen Anteile.
Die
Ausführungsarbeiten für den Kanal begannen am 25.April 1859.
Am 17.November 1869 wurde er für die Schifffahrt eröffnet. Die
Gesamtkosten betrugen etwa 65Millionen Pfund (heutiger Wert). Etwa das
Dreifache dieser Summe wurde für spätere Reparaturen und Verbesserungen
aufgewendet. Ursprünglich hatte der Kanal an der Sohle eine Breite
von 22 Metern und an der Wasseroberfläche eine Breite von 58 Metern.
Die Tiefe betrug acht Meter.
Kanalkontrolle
Die
1888 unterzeichnete völkerrechtliche Regelung garantierte die freie
Durchfahrt für Schiffe aller Nationen in Kriegs- und Friedenszeiten.
Großbritannien betrachtete aber den Kanal als lebenswichtig für
die Aufrechterhaltung seiner Seemacht und Kolonialinteressen, vor allem
für die Verbindung nach Indien. Durch die Bestimmungen des anglo-ägyptischen
Vertrags von 1936 erwarb Großbritannien das Recht, Streitkräfte
in der Suezkanalzone zu stationieren und übernahm damit die Kontrolle
über die Kanalzugänge. Nach der Gründung des israelischen
Staates in Palästina 1948 untersagte die ägyptische Regierung
Schiffen von und nach Israel die meiste Zeit die Durchfahrt.
Ägyptische
Nationalisten verlangten wiederholt, dass Großbritannien die Suezkanalzone
verlassen solle. 1954 unterzeichneten die beiden Länder schließlich
einen Vertrag mit siebenjähriger Laufzeit, der das Abkommen von 1936
ersetzte und den allmählichen Rückzug aller britischen Truppen
aus der Kanalzone beinhaltete, was bis zum Juni 1956 geschehen war. Ägypten
übernahm die britischen Anlagen.
 |
Radarbild
des
Tonnenweges in die
neue
Einfahrt des Suez-
kanals
östlich von Port
Said
(Kurs: 180º)
Deutlich
zu erkennen ist
auch
die alte Einfahrt
entlang
der 2250 Meter
langen
Mole und
die
frühere Kanalführung
durch
Port Said. |
|
Nationalisierung
Am
26. Juli 1956, kurz nachdem die Vereinigten Staaten und Großbritannien
ihr Angebot auf eine Finanzierungshilfe für den Bau des Assuan-Staudammes
zurückgezogen hatten, übernahm die ägyptische Regierung
gemäß einer von Präsident Gamal Abd el-Nasser erlassenen
Nationalisierungsverordnung den Suezkanal. Nasser erklärte die Absicht
Ägyptens, die Einnahmen aus der Betreibung des Kanals zur Finanzierung
des Staudammes zu verwenden. Am 29. Oktober 1956 fiel Israel in Ägypten
ein. Zwei Tage später griffen britische und französische Militäreinheiten
Ägypten an, um die freie Durchfahrt durch den Kanal zu sichern. Als
Vergeltungsmaßnahme ließ Ägypten 40 Schiffe versenken
und erreichte damit eine Blockade des Kanals. Durch die Intervention der
Vereinten Nationen wurde im November ein Waffenstillstand vereinbart. Zum
Jahresende wurden die israelischen, französischen und britischen Truppen
aus dem Gebiet abgezogen. Nach der Hebung der versenkten Schiffe durch
eine Bergungsmannschaft der UN öffnete die ägyptische Regierung
im März 1957 den Kanal erneut der Schifffahrt. |
1958 einigten
sich Ägypten und die verstaatlichte Kanalgesellschaft über die
Bedingungen eines finanziellen Ausgleichs für den Kanal. 1962 erfolgten
die letzten Zahlungen an die ursprünglichen Teilhaber. Der Suezkanal
spielte während der sechziger und siebziger Jahre in den Konflikten
zwischen Ägypten und Israel weiterhin eine wichtige Rolle. Im Sechstagekrieg
von 1967, als mehrere Schiffe im Kanal versenkt wurden und somit die Fahrrinnen
blockierten, wurde er geschlossen. Nach der Beseitigung der Schiffe durch
internationale Sondereinheiten wurde er am 5. Juni 1975 wieder geöffnet.
Am Ende des gleichen Jahres gestattete Ägypten die Durchfahrt von
nichtmilitärischen Gütern von und nach Israel. Die uneingeschränkte
Nutzung des Suezkanals wurde den Israelis im Friedensvertrag mit Ägypten
1979 zugesichert.
Verwaltungsgebäude
der Suezkanal-Behörde
(in
Port Said)
|
|
Kanaleinfahrt
in Suez
|
Hansa-Dampfer
im Suezkanal (1975)
|
|
Der
Suezkanal heute (1999)
Die
Mindestbreite der Kanalsohle misst 60 Meter. Schiffe bis zu 20 Meter Tiefgang
und 150 000 Tonnen Gesamtgewicht können den Kanal passieren. Es gibt
keine Schleusen, da der Kanal zwei Orte in Meereshöhe verbindet und
dazwischen keine Erhebungen sind. In die Kanaltrasse wurden der Mensalesee,
der Timsahsee und die Bitterseen (heute ein zusammenhängendes Gewässer)
eingeplant. Der überwiegende Teil des Kanals ist auf eine einzige
Fahrrinne mit mehreren Ausweichstellen beschränkt. Zweispurige Fahrrinnen
befinden sich in den Bitterseen und zwischen El Kantara und Ismailia. |
Version:
17-nov-99 / Rev.: 13-Jun-11 / HBu
|