"Crister Salén" / SHXT: Ein Schiff und seine Odyssee
Fotos (3) Sammlung Rolf Aspenberg  -  Bericht © 2013: Rolf Marschner

„Christer Salén“/SHXT
Die „Christer Salén" mit dem 13 Meter langen Notbug
Das Frachtschiff "Christér Salen" wurde 1945 im Auftrag der Reederei AB Pulp, Stockholm, von der Eriksbergs MV AB, in Göteborg als Bau-Nr. 328 gebaut und erhielt das Rufzeichen SHXT. 
1951 während einer Reise von Tokio nach Vancouver, das Schiff war beladen mit Erz, Holz, Kopra und Stückgut, geriet es am 15. Februar in einen Wirbelsturm. Um 1845 Uhr brach das Schiff in zwei Teile, dabei ging das 60 m lange Vorschiff verloren. 
Dem Kapitän und seiner Besatzung gelang es, mit dem verbliebenen Achterschiff einschließlich Aufbauten und Maschine, am 18. Februar mit eigener Kraft den Hafen von Yokohama zu erreichen. Niemand der 37köpfigen Besatzung und der zehn Passagiere kam zu Schaden. In Japan erhielt der  Havarist einen 13 m langen Notbug. Auf der 84tägigen Reise über 12700 Seemeilen nach Bremen zur Werft, wo der Frachter bis zum Frühjahr mit einem neuen Vorschiff ausgerüstet wurde, erregte der Kapitän mit seinem ungewöhnlichen Fahrzeug überall Aufsehen.

An der Weser wurde das seltsame Schiff, das Löschen der Restladung, die Aufnahme und der Fortgang der Reparaturarbeiten bei der Werft "AG Weser" natürlich ebenfalls beobachtet.
Weger seiner durch den Notbug bedingten seltsamen Form erhielt die "Christer Salén" hier den Spitznamen "Plätteisendampfer".
Links und unten:Berichte der Bremer Tageszeitung "Weser-Kurier" aus dem Herbst und Winter 1951/52 

Die erste Reise nach der "Wiedergeburt" führte "Christer Salén" nach Australien. Am 8. April 1952 lag sie in Melbourne, wo sich der Unfall und die Wiederherstellung des Schiffes auch herumgesprochen hatten. Die Zeitung "The Age" brachte "die ganze Geschichte" . . .
Im Dezember 1956 wurde das Schiff an die Hamburger Reederei Robert Bartholomay & Co. verkauft und erhielt den neuen Namen „Corona“, Rufzeichen DIOL. 
Das Schiff befand sich zu dieser Zeit in Charter und fuhr hauptsächlich Phosphat zwischen der Weihnachtsinsel und Australien. Damit die Charter aufrechterhalten werden konnte, hatte die Hamburger Reederei die Besatzung gebeten bis zum Ende des Chartervertrages an Bord zu bleiben. So kam es, daß der Schwede Rolf Aspenberg Funkoffizier in der Deutschen Handelsflotte wurde. Die Heimreise erfolgte schließlich von Port Pirie aus via Baton Rouge, Houston und Sunderland, UK,  nach Hamburg. 
Die Reise über den Pazifik verlief bei extrem schlechten Wetter, alle waren froh, als sie Balboa und damit den Panama-Kanal erreicht hatten.
Links:  Die „Corona“ mit dem neuen Vorschiff
Rolf Aspenberg berichtet: In der Neujahrsnacht 1956-1957, es war der letzte Tag unter schwedischer Flagge, war das Schiff mit der üblichen Ladung Phosphat auf der Reise von Christmas Island nach Bunbury in Westaustralien. Es waren auch Passagiere an Bord, Beamte von der Insel und einige sehr hübsche Krankenschwestern. Der Kapitän hatte eine Party für die Passagiere und Offiziere angeordnet. Alles war perfekt und jeder genoss die wunderschöne tropische Nacht in der die „Christer Salen unter dem Kreuz des Südens durch den absolut ruhigen Indischen Ozean fuhr. Wir begrüßten das Neue Jahr mit Sekt und einige begannen zu singen als plötzlich alles ein tragisches Ende nahm. Unser 4. Ingenieur war anstatt von 0000 – 0400 Uhr auf Wache zu gehen über Bord gesprungen. Sofortiges Handeln wurde notwendig. Wir drehten das Schiff, gingen auf Gegenkurs und senkten das Steuerbord-Rettungsboot herab. Ich schickte eine Dringlichkeitswarnung und erhielt Antwort vom schwedischen Tanker „Pacific Clipper“, aber er war zu weit entfernt. Noch heute frage ich mich, warum sich der Funkoffizier auf dem Tanker in der Neujahrsnacht im Funkraum aufhielt. Wir haben unseren 4. Ing nicht gefunden, ich erhielt Order seine Sachen zu packen und seine Kabine aufzuräumen. Was für ein Start ins Neue Jahr. Ein paar Tage später wechselten wir die Flagge.
1967 wurde das Schiff nach Manila verkauft und erhielt den Namen „Philippine Progress“. 
1972 erfolgte der Abbruch in Kaohsiung durch die Sing Chen Yung Iron & Steel Company
Alle Daten/Bilder  von Rolf Aspenberg, der sich, auf der Suche nach dem Verbleib der Besatzung der Überführungsreise, auch an mich wandte. Wer Kenntnis vom einem der Besatzungsmitglieder hat, wende sich bitte an mich.

R. Marschner 
11.10.2009
Bildnachweis:

Alle Fotos (3) Sammlung Rolf Aspenberg  (Mit freundl. Genehmigung 11-Oct-09)
Zeitungsausschnitte (deutsch / 4x)  Quelle: Archiv des "Weser-Kurier" Bremen  (Mit freundl. Genehmigung ausschliesslich für seefunknetz.de 31-Jan-13) 
Zeitungsausschnitt (englisch / 1x)  Quelle / Source / ©: "The Age" Melbourne 

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Version: 02-Feb-13 / HBu