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alle Schiffe, an alle Schiffe ... ... ...
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cq cq de pch pch pch ... ... ...
Tränen
beim Abschied von Scheveningen Radio
IJMUIDEN,
2. Januar 01 – Mit mehreren Ex-Kollegen steht Liesbeth Manshanden und schaut
fassungslos auf einen großen Videoschirm. Der Film, mit Bildern von
Schiffen in Not, zeigt einen kurzen historischen Überblick über
94 Jahre „Scheveningen Radio“. Über die Lautsprecher erklingt schöne
Musik von Montserrat Caballé und Vangelis mit seinem Lied „March
with me“. Nun fängt Liesbeth Manshanden langsam an zu weinen.
Die
Ijmuidenerin hat von 1975 bis zum letzten Jahr bei „Scheveningen Radio“
an der Lange Nieuwstraat in Ijmuiden gearbeitet. In all diesen Jahren hatte
sie Tausende von Kontakten mit Schiffen auf allen Ozeanen. Manchmal ging
es um ein ängstliches Besatzungsmitglied auf einem Schiff in Not,
manchmal um Männer mit Heimweh. Sie war meist eine Übermittlerin
von sachlichen Berichten. Für viele war ihre Stimme eine Brücke
zur Heimat.
Im
letztem Jahr wurde Liesbeth Manshanden mitgeteilt, das für die 1904
eröffnete Küstenfunkstation kein Platz mehr ist in der heutigen
Zeit der Satelliten-Kommunikation. Sie ist inzwischen bei „Station 12“,
die mit Satelliten arbeitet, und Nachfolger von „Scheveningen Radio“ ist.
Donnerstagnachmittag
um 16:00 Uhr war definitiv Schluß für die Station. Die letzte
Nachricht wurde in Morse ausgesendet und über Radiotelefonie durchgegeben.
Die Kollegen von „Oostende Radio“ bedankten sich danach mit einer Morsebotschaft
für die gute Zusammenarbeit: „Selbst in den Zeiten der Fußballderbys
zwischen Holland und Belgien“. Leen Langbroed von dem KNRM-Schiff, Christien
und Wijnand van Rooij vom Wijsmuller-Schlepper „Titan“ sprachen über
Radiotelefonie ihren Dank für die Arbeit mit „Scheveningen Radio“
aus.
Nach
einer kurzen Zeit war der Film vorbei und die Tränen kommen bei Liesbeth
Manshanden ... „So eine Atmosphäre, so ein Betrieb bekommt man nie
wieder zurück. „Scheveningen Radio“ war mehr als mein Beruf, es war
ein Teil meines Lebens. Ich finde es traurig, das es nun für immer
vorbei ist“. Hanneke und Astrid Noortman nicken zustimmend. Sie bekamen
letztes Jahr auch den großen Schreck, Hanneke: „Das war für
viele ein Schock, vor allem weil die Atmosphäre so einzigartig war.
Es war mehr ein Familienbetrieb, jeder stand für den anderen bereit“.
Auf
der von vierhundert ehemaligen Mitarbeitern besuchten Abschiedszeremonie
frischt Liesbeth Manshand ihre Erinnerungen mit Wijnand van Rooij auf,
der nach seinen Dankesworten von der „Titan“ schnell nach der Lange Nieuwstraat
kam um ein Bier mit zu trinken. Der Schlepperkapitän war früher
in der großen Fahrt tätig und hatte über „Scheveningen
Radio“ Kontakt mit Holland. 1960 erhielt er von der Station ein Telegramm,
das er einen Sohn bekommen hatte. Rooij befand sich damals in der Straße
von Malakka. Erst sieben Monate später bekam er seinen Sohn das erste
Mal zu sehen.
Der
Fischer Wethouder Cees hat auch seine speziellen Erinnerungen an die Küstenfunkstation.
„Ich komme aus einer Familie die viel mit der Seefahrt und der Fischerei
zu tun hat. Früher, bei uns Zuhause, war „Scheveningen Radio“ sehr
bekannt. Vor allem bei schlechtem Wetter hörten wir mit der ganzen
Familie zu, denn wir wußten alle, daß auf See viel passieren
kann“.
Cor
Grootveld aus Velsen-Zuid, arbeitete von 1965 bis 1990 bei „Scheveningen
Radio“. „Weil wir immer soviel zu tun hatten, rechnete keiner damit, daß
wir einmal nicht mehr gebraucht würden. Den technischen Fortschritt
kann man nicht aufhalten, somit besteht kein Bedarf mehr für die Küstenfunkstelle.
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