Der Untergang der "Hans Hedtoft" / OXKA (2)
Übersetzung von Auszügen aus dem Buch über den Untergang der dänischen „Titanic“, des Grönlandschiffes "Hans Hedtoft"
Von Manfred Lorenzen (Quelle: Rolf Marschner, DL9CM)

Einleitung
Vom Untergang des Grönlandschiffes „Hans Hedtoft“/OXKA am 30. Januar 1959 ist kaum berichtet worden. Es ist auch kein Bericht über Helden zur See. Keiner kennt die genauen Vorgänge die sich bei dem Drama an Bord des Schiffes abgespielt haben, bekannt jedoch sind die Ausmaße der politischen Auswirkungen.
Es war zu jeder Zeit schwer, um nach und von Grönland zu kommen, dies galt besonders für die Winterzeit. Das Wetter ist fast immer schlecht und bis vor einigen Jahren auch nicht vorhersehbar. Innerhalb weniger Minuten kann in diesem Seegebiet ein fürchterlicher Sturm entstehen. 1949 begann man Flüge nach Grönland durchzuführen, diese waren jedoch ein sehr kostspieliges Unterfangen, so daß man notwendigerweise Personen und Güter per Schiff transportierte. Die Königlich Grönländische Handelsgesellschaft hat seit 1797 Menschen und Güter von und nach Grönland transportiert. Am Anfang waren es keine großen Mengen von Waren, die hin und her gebracht wurden. Aus diesem Grunde setzte man für den Transport kleinere Segelschiffe ein, die oftmals wegen des schlechten Wetters auf Grönland überwintern mußten. Das erste Dampfschiff, das in der Grönlandfahrt eingesetzt wurde, war die Dampfbark „Hvidjoernen“, die im Jahre 1895 verlorenging. Ab 1927 wurden Motorschiffe für die Fahrt nach Grönland eingesetzt; das erste war die „Disko“, die 1400 Tonnen Ware und 63 Passagiere mitnehmen konnte. 
Obwohl die Segelschiffe von Motorschiffen abgelöst wurden, gab es bis 1940 keine Winterfahrten nach Grönland. Während des Krieges wurde auf Grund der besonderen Situation ein Teil dieser Fahrten von amerikanischen Schiffen durchgeführt. 1942 verlor die „Königliche Handelsgesellschaft die Schiffe „Gertrud Rask“ und „Hans Egede“. Die „Gertrud Rask“ sank vor der Nova-Scotia-Küste, die „Hans Egede“ ging durch Torpedotreffer verloren. Nach diesen Verlusten begann man über neue Schiffe als Ersatz nachzudenken.
1947 wurde die „G.C. Amdrup“ in Dienst gestellt, sie ging wegen eines Brandes südlich von Norwegen verloren. 1949 wurde die „Umanak“ gebaut und in Dienst gestellt. Nach 1951 stieg das Transportaufkommen so an, daß man über den Neubau eines weiteren Grönlandschiffes nachdachte.
Links:  Die „Umanak“
Im Jahre 1952 hatte die Königlich Grönländische Handelsgesellschaft eine regelmäßige Verbindung nach Grönland eingerichtet. Die Winterpassagen waren wegen der Wetterverhältnisse zum Teil sehr beschwerlich.

Gefahren auf den Winterpassagen nach Grönland
Das, was die Winterpassagen nach Grönland, besonders in den Monaten Januar und Februar so gefährlich macht, ist die Kombination der langen Dunkelheit, der großen Anzahl an Eisbergen, der großen Eisfelder, Schneefall und des Packeises rund um das Kap Farvel, sowie die starken Winde und der ununterbrochen hohen See. Jeder einzelne Faktor ist schon schlimm genug, kommen alle Faktoren gleichzeitig zusammen, kann es sehr gefährlich werden. Während einer Fahrt durch hohe Wellen übernimmt das Schiff viel Wasser und es kann bei Luft- und Wassertemperaturen unter 0° Celsius leicht zu Vereisungen kommen. Aus Beispielen weiß man, daß sich im Laufe von drei bis vier Stunden bis zu 60 Tonnen Eis aufbauen können. Da das Eis weit über der Wasserlinie liegt, ist die Gefahr sehr groß, daß das Schiff die Stabilität verliert und kentert.
Weht ein starker Wind, entsteht Gischt, vermischt sie sich mit Schnee, so ist es nicht möglich, weit über den Steven hinaus zu sehen. Tritt eine Vereisung ein, wird das Schiff gewendet, und man nimmt die See von achtern. Um ein Schiff jedoch steuerbar zu halten, ist es notwendig Fahrt zu machen, eine sogenannte Steuerfahrt. Schon eine Geschwindigkeit von 6 bis 7 Knoten ist sehr schnell, wenn die Seeleute bei schlechter Sicht nicht wissen, wohin sie fahren. Es können Eisberge im Fahrwasser liegen. Als Alternative könnte man sich treiben lassen, das birgt aber die Gefahr, daß man in Eisfelder gerät. Selbst für Schiffe, die mit Radar ausgerüstet sind, gibt es keine Sicherheit Eisberge zu erkennen. Eisberge haben eine Farbe, die es schwer macht, Wellenberge von Eisbergen zu unterscheiden.
Bei Schiffshavarien während der Winterzeit im Gebiet um Kap Farvel haben Schiffbrüchige keine Chance zum Überleben. Es ist die Kälte, vor der man sich schützen muß, hinzu kommt, daß Rettungsboote und Flöße in den meisten Fällen vereist sind und deshalb nur schwer zu Wasser gelassen werden können. Selbst wenn es gelingen sollte, ist es für die Retter schwer die Schiffbrüchigen zu finden, Helikopterpiloten, die in dieser Region geflogen sind berichteten, daß es sehr schwer ist Schiffe zu finden und fast unmöglich kleine Flöße zu sichten.

Der Untergang der „Hans Hedtoft“
Am 7. Januar 1959 lief die „Hans Hedtoft“ aus Kopenhagen aus. Die Fahrt nach Grönland verlief ohne dramatische Vorkommnisse. Sie legte die Strecke in Rekordzeit zurück, nie vorher war eine Reise nach Grönland so schnell gewesen. Während der Reise hatte man festgestellt, daß das Schiff mehr als andere Grönlandschiffe rollte. Kapitän P.L. Rasmussen erklärte, der Grund läge darin, daß das Schiff für die Eismeerfahrt konstruiert sei und meinte im übrigen, daß die „Hans Hedtoft“ ein gutes Seeschiff sei.
Die „Hans Hedtoft“ fuhr am 29. Januar 1959 um 21:15 Uhr von Julianehab ab und hatte 40 Mann Besatzung und 55 Passagiere an Bord. Unter den Passagieren waren 6 Kinder, 19 Frauen und das Folketingsmitglied Augo Lynge. Die Ladung bestand aus 958 Tonnen, dazu kamen 350 Tonnen Öl und Wasser, eine optimale Last für eine Fahrt um das Kap Farvel. Das Schiff, war für die höchste Eisklasse gebaut und an den lebenswichtigen Punkten noch einmal mit 100%iger Verstärkung versehen. Die Rettungsmittel waren auf dem neuesten Stand der Technik, sie hatte drei 35 Personen fassende Leichtmetallrettungsboote, eine Barkasse und vier 12 Personen fassende Schlauchboote an Bord, die alle mit automatischen Notsendern ausgerüstet waren.
Das Schiff war 87,8 Meter lang und hatte einen doppelten Boden über die gesamte Länge. Es war in sieben wasserdichte Sektionen unterteilt, so daß das Schiff auch dann seine Schwimmfähigkeit behielt, wenn eine dieser Sektionen geflutet wäre.
Kapitän P.L. Rasmussen

Die „Hans Hedtoft“ verläßt Kopenhagen und geht auf ihre Jungfernfahrt

Die Wetteraussichten
Bei der Abreise waren die Wetteraussichten für das Seegebiet um Kap Farvel, gültig bis zum 30. Januar 1959 15:00 Uhr. Zuerst Wind aus wechselnden Richtungen, später aus den Richtungen Ost und Nord. Auffrischend auf Stärke 4-6 und zeitweise Schneefall, im übrigen gute Sicht.
Funker C.J. Deiligberg im Funkraum der „Hans Hedtoft“: Die Wetteraussichten vom 30. Januar 1959 09:00 Uhr bis zum 31. Januar 1959 03:00 Uhr für das Gebiet um Kap Farvel lauteten: Steifer Wind aus Nordost bis Nord, Stärke 8-9, später abnehmend, einzelne Schneeschauer, im übrigen gute Sicht.

Die vom Wetterdienst ausgegebene Unwetterwarnung vom 30. Januar 1959 09:35 (Wetterlage 09:00 Uhr) meldete ein Tief auf der Position 56° Nord, 37° West. Dieses Tief sollte sich mit einer Geschwindigkeit von 25 Knoten in nord-nordöstlicher Richtung bewegen, und in einem Umkreis von 400 Seemeilen eine Windstärke von 8-10 Beaufort haben.
 
rechts:
Die Funkstation der „Hans Hedtoft“/OXKA
Funkoffizier C.J. Deiligberg an seinem Arbeitsplatz
1952 eine moderne Station:
Links der MW-Hauptsender S105 von Elektromekano (100 W), hinter dem Kopf den Funkers der Empfänger M86 der gleichen Firma. Rechts daneben ein Allwellen-Empfänger M88
ganz rechts ist noch zur Haelfte der GW-Sender S 103 zu erkennen.
Nach dem Auslaufen der „Hans Hedtoft“ aus Julianehab und dem nachfolgenden Seenotverkehr hat man Jahrzehnte nichts mehr von dem Schiff und den an Bord anwesenden Menschen gehört und gesehen. Ein Stück des Weges können wir dennoch folgen. Da die Schiffe der Königlich Grönländischen Handelsgesellschaft verpflichtet waren Eismeldungen über Funk abzusetzen, wurde am 30. Januar 1959 folgender Funkkontakt mit der „Hans Hedtoft“ festgehalten. Die Zeitangaben sind in Ortszeit (GMT + 3 Stunden)
03:00 Uhr „Hans Hedtoft“: Pos. 59°54‘ N, 45° 54‘ W, Kurs Südost, Geschwindigkeit 10 kn, keine Niederschläge Wind aus Südost 2-3, Sicht 10 sm
09:00 Uhr „Hans Hedtoft“: Pos. 59°42‘ N, 44°54‘ W, Kurs Ost, Geschwindigkeit 7 kn, mäßiger anhaltender Schneefall, Wind NW 5, Sicht 1 sm
11:00 Uhr „Hans Hedtoft“: ICE: Offenes Wasser Südwest von Sardloq (nahe Julianehab) bis 6-10 sm von der Küste. Südwestlich von Nanortalik bis 21-25 sm von der Küste und Südwestlich von Kap Farvel im gleichen Abstand, jedoch mit Eisbrocken und zerriebene Eisflächen.
13:56 Uhr „Hans Hedtoft: SOS sind mit einem Eisberg kollidiert auf Position 59°42‘ N 43° W
Drei Schiffe bestätigen die Notmeldung und geben ihre Position an:
„Transatlantik“ auf 53°30‘ N, 37°12‘ W
„Poseidon“ auf 55°54‘ N, 43°12‘ W
„Campbell“ auf 56°30‘ N, 51°00‘ W
14:41 Uhr  „Hans Hedtoft“: SOS Schiff ist leckgeschlagen, Wasser dringt ein in den Maschinenraum
14:44 Uhr  „Hans Heftoft“:  „Poseidon“, Sie sind das nächste Schiff. Kommen Sie schnell zu Hilfe.
14:47 Uhr  „Poseidon“ an „Hans Hedtoft“: Die „Johannes Krüss“ ist näher dran, Pos. 59°25‘ N, 42°30‘ W und will zur Hilfe kommen. „Hans Hedtoft“ kann nicht länger auf 2182 kHz senden, nur noch hören. „Johannes Krüss“ kann nur auf 2182 kHz senden. Es wurde deshalb vereinbart, daß die „Hans Hedtoft“ auf 2182 kHz hört und auf 500 kHz antwortet. 
(Der Funkverkehr wurde auf 2182 kHz im Sprechfunk- und auf 500 kHz in Morsetelegrafie durchgeführt.)
15:04 Uhr  „Johannes Krüss“: „Hans Hedtoft“, hier ist der deutsche Trawler „Johannes Krüss“, antworten Sie auf 500 kHz. „Hans Hedtoft“: Wie empfangen Sie mich? „Johannes Krüss“: OK
15:06 Uhr  „Johannes Krüss“: SOS. Wir sind auf dem Wege zu ihrer Position, unsere Fahrt ca. 10 kn. Senden Sie Peilsignal auf 500 kHz
15:08 Uhr  „Johannes Krüss“ peilt „Hans Hedtoft“ auf 226 Grad rechtweisend.
15:11 Uhr  „Johannes Krüss“ Wir halten Kurs 226 Grad auf Sie zu
15:15 Uhr  „Hans Hedtoft“: Der Kapitän, es ist sehr viel Eis um uns herum. Bitten „Poseidon“ kommen Sie zur Hilfe. Das Schiff sinkt. Es ist viel Wasser im Maschinenraum – wir haben viele Passagiere an Bord, ca. 90 incl. Besatzung. Sie können gerne deutsch sprechen.
15:15 Uhr  „Johannes Krüss“: OK, wir laufen ca 10 Seemeilen, haben hohe See, Eis, Schneeschauer und schlechte Sichtverhältnisse
15:25 Uhr  „Hans Hedtoft“: Wollen Sie noch einmal Peilen?  „Johannes Krüss“: OK, senden Sie Peilsignal.
15:28 Uhr  „Johannes Krüss“: Wir peilen Sie 235 Grad rechtweisend, können Sie auf 2185 kHz peilen?
„Hans Hedtoft“: Nein.
15:36 Uhr  „Johannes Krüss“: Seien Sie bitte so freundlich und peilen Sie Prins Christian Sund.
„Hans Hedtoft“: OK wir peilen.
15:52 Uhr  „Hans Hedtoft“: Kapitän sagt wir peilen Prins Christian Sund rechtweisend Nord. „Johannes Krüss“: OK wir peilen Prins Christian Sund auf 345 Grad rechtweisend „Hans Hedtoft“: OK hier nichts Neues
15:55 Uhr  „Hans Hedtoft“: Sendet Peilsignal
15:57 Uhr  „Johannes Krüss“: Wir peilen Sie auf 220 Grad. Haben Sie viel Eis?
16:10 Uhr  „Hans Hedtoft“: Wir haben viele kleinere Stücke, aber kein Eisfeld.
16:14 Uhr  „Johannes Krüss“: Wir haben hohe See und schlechte Sicht aufgrund von Schneeschauer.
16:15 Uhr  „Johannes Krüss“: (An Prins Christian Sund) Wir sind auf dem Wege zur „Hans Hedtoft“ aber es wird noch 1 bis 2 Stunden dauern; Schnee, Schneeschauer, hoher Seegang und Eis behindern die Fahrt. Laufen ca. 10 Seemeilen in der Stunde.
16:36 Uhr  „Johannes Krüss“: Sende Peilsignal
16:38 Uhr  „Johannes Krüss“: Peilung 221 Grad
16:40 Uhr  „Hans Hedtoft“: OK. Der Kapitän sagt es gibt keine Neuigkeiten.
16:41 Uhr  „Johannes Krüss“: Können Sie Raketen feuern? „Hans Hedtoft“: Ja
17:06 Uhr  „Johannes Krüss“: Feuern Sie Raketen ab.
17:08 Uhr  „Hans Hedtoft“: Wir feuern nun Raketen
17:14 Uhr  „Hans Hedtoft“: Haben Sie die Raketen gesehen? „Johannes Krüss“: Nein. „Hans Hedtoft“: Die nächsten kommen innerhalb von 10 Sekunden.
17:15 Uhr  „Hans Hedtoft“: Haben Sie diese gesehen?  „Johannes Krüss“: Nein
17:16 Uhr  „Johannes Krüss“: Haben Sie noch elektrisches Licht an Bord? „Hans Hedtoft“: Nein.
17:21 Uhr  „Johannes Krüss“: Können Sie unseren Scheinwerfer sehen, wir leuchten steil in den Himmel? „Hans Hedtoft“: Wir können nichts sehen.
17:30 Uhr  „Johannes Krüss“: Sende Peilsignal. Peilung 225 Grad „Hans Hedtoft“: OK.

Anmerkung:
Die „Johannes Krüss“ muß nun auf der Position der „Hans Hedtoft“ sein, die mit 59°50‘ N 43°00‘ W angegeben wurde, aber die „Hans Hedtoft“ ist nicht dort.

17:41 Uhr  „Hans Hedtoft“: Wir haben gerade Prins Christian Sund auf 176 Grad gepeilt. Wir sinken langsam.
(Die Peilung ist falsch, richtig wäre 356 Grad gewesen.)
17:45 Uhr  „Johannes Krüss“: Es ist hier sehr viel Eis, sehr schlechte Sichtverhältnisse, viele Schneeschauer.
17:45 Uhr  „Prins Christian Sund“: Informiert die „Hans Hedtoft“, daß jetzt Flugzeuge über dem Schiff sein müssten. „Hans Hedtoft“ antwortet bestätigend, „Prins Christian Sund“ versteht den Funkspruch nicht richtig und bittet um Wiederholung.
18:00 Uhr  „Johannes Krüss“: „Hans Hedtoft“ senden Sie Peilsignal (keine Antwort)
18:03 Uhr  „Johannes Krüss“: Wir rufen „Hans Hedtoft“ (keine Antwort)
18:06 Uhr  „Johannes Krüss“, „Poseidon“ und „Prins Christian Sund“ hören auf 500 kHz zwei kurze und drei lange, schwache und verzerrte Signale. Zwei erfahrene Funker hörten einige undeutliche Signale die als „Wir sinken jetzt“ identifiziert wurden.
18:07 Uhr  „Johannes Krüss“: „Hans Hedtoft“ sind Sie da?

Der Funker der „Johannes Krüss“, erzählte später, daß der Funker der „Hans Hedtoft“ die ganze Zeit sehr ruhig gewirkt habe, es gab bei der Art der Kommunikation kein Anzeichen, daß auf außerordentliche Lebensgefahr an Bord der „Hans Hedtoft“ hingewiesen habe. Die „Johannes Krüss“ wäre auch groß genug gewesen, alle 95 Personen von der „Hans Hedtoft“ zu übernehmen. Die Funker hatten auch schon die Art der Evakuierung abgesprochen.

Die „Hans Hedtoft“ war durch das starke Tiefdruckgebiet in schlechtes Wetter geraten. Kapitän Rasmussen hat wahrscheinlich die Fahrt des Schiffes vermindert. Gleichzeitig waren die Sichtverhältnisse so schlecht, daß Rasmussen Eisberge nicht rechtzeitig genug sehen konnte, um sie zu umfahren. Die „Hans Hedtoft“ hatte zwei Maschinenräume, einen für die Hauptmaschine und einen für die Hilfsmaschinen. Diese waren getrennt durch ein wasserdichtes Schott und es steht fest, daß die beiden Maschinenräume voll Wasser waren. Es ist ganz undenkbar, daß dieses Schott zwischen den Maschinenräumen nicht geschlossen war. So ist davon auszugehen, daß entweder bei der Kollision beide Maschinenräume oder das Schott beschädigt wurden, so daß es nicht mehr geschlossen werden konnte. Die Stabilität der „Hans Hedtoft“ wurde dadurch nicht beinträchtigt, doch kann man nicht ausschließen, daß die „Hans Hedtoft“ langsam unter Wasser gedrückt wurde, nachdem das Wasser über die Schotten in unbeschädigte Räume hineinlief. Möglich ist auch, daß das Schiff wegen der großen Wassermengen, verursacht durch die starke Krängung und die hohe See gekentert ist.


Seekarte mit dem Gebiet der Katastrophe und der Hilfsaktionen. 
Die Positionen der „Hans Hedtoft“ und Der „Johannes Krüss“ sind hier eingezeichnet. Das eingerahmte Gebiet bezeichnet das  Gebiet in dem die Suche nach der „Hans Hedtoft“ durchgeführt wurde.

Suchaktionen
Gleich nach dem ersten Notsignal der „Hans Hedtoft“ wurde in Groennedal ein Hauptquartier für die Suchaktion eingerichtet. Von hier wurde die Hilfe des amerikanischen Militärs auf Grönland und Island angefordert. Eine große Anzahl Schiffe und Flugzeuge beteiligten sich an der Suchaktion. Auf der „Hans Hedtoft“ waren vier Rettungsinseln, die mit automatischen Notsendern ausgerüstet waren, sie hatten eine Reichweite von 70 Meilen. Es wurden Wrackteile gesichtet, die aber wegen des schlechten Wetters nicht geborgen werden konnten. Es ist daher nicht 100%ig sicher, daß diese von der „Hans Hedtorf“ stammen. Das einzige sichere Zeichen, das gefunden wurde, war ein Rettungsring. Dieser wurde Ende des Jahres auf Island angespült.
Die Position die von der „Hans Hedtorf“ als erste angegeben wurde mit 59,5° N ist gleich der Schreibweise 59°30‘ N. Die Leitung der Königlich Grönländischen Handelsgesellschaft glaubte nicht, daß diese Angabe richtig war, da zu dieser Zeit kein Schiff das Kap Farvel höher als 59° N passiert hat. Die Leitung glaubte eher, daß die Position 59°05‘ N gewesen sein müßte, was einen Unterschied von 25 Seemeilen ausmacht. Umgekehrt ist es nicht sehr wahrscheinlich, daß ein erfahrener Kapitän wie P.L. Rasmussen es nicht bemerkt hat, daß seine Position falsch war, insbesondere wenn das eigene und das Leben von weiteren 94 Menschen von der Hilfe von außen abhängt. Das Ganze hat jedoch keine große Bedeutung, da die „Johannes Krüss“ nach Peilsignal navigierte.
Die „Johannes Krüss“ hatte um 17:18 Uhr eine Funkverbindung mit dem Trawler „Stadt Herten“, der meldete, daß „Hans Hedtoft“ Notsignale gesendet hatte. Die „Johannes Krüss“ setzte daraufhin sofort den Kurs auf rechtweisend 320 Grad um zur angegebenen Position zu gelangen. Als der deutsche Trawler die Funkpeilung der „Hans Hedtoft“ hatte, änderte er den Kurs auf rechtweisend 226 Grad und lief so schnell er konnte in Richtung „Hans Hedtoft. Es war ein sehr gefahrvolles Unternehmen auf das sie sich eingelassen hatte, denn es gab viel Eis und hohen Seegang. Zwei Fischer wurden über Bord gespült, konnten aber durch glückliche Umstände gerettet werden.
Am 6. Februar 1959 wurde die Suche nach Überlebenden eingestellt. Aufgrund des kalten Wetters und, daß man keine Rettungsboote gefunden hatte, ging man davon aus, daß keine Chance mehr bestand Überlebende zu finden. Die „Hans Hedtoft“ verschwand 4 Stunden und zehn Minuten nachdem sie die Notmeldung gesendet hatte. 95 Menschen gingen mit ihr unter.

Die Besatzung
Kapitän P.L. Rasmussen 58 Jahre, Obersteuermann H.M. Bantz 33 Jahre, Zweiter Steuermann H.R. Jacobsen 31 Jahre, Dritter Steuermann Ulf.H.O. Kaulbach 26 Jahre, Funker C.J. Dejligbjerg 58 Jahre, Leitender Ingenieur S.A. Christensen 43 Jahre, Maschinist H. Sindal-Nielsen 38 Jahre, Maschinist F. Rasmussen 27 Jahre, Elektricker A.V. Jakobsen 58 Jahre, Maschinenassistent P.V. Poulsen 28 Jahre, Maschinenassistent P. Kaerbölling 26 Jahre, Maschinenassistent J.B. Poulsen 26 Jahre, Bootsmann B. Hohlmann 46 Jahre, Zimmermann J. Andresen 28 Jahre, Matrose H.L. Larsen 30 Jahre, Matrose E. Jensen 45 Jahre, Matrose H.P. Rasmussen 31 Jahre, Jungmann P.K. Thomsen 18 Jahre, Decksjunge S. Hammer 17 Jahre, Winschenmann H.H. Bremer 56 Jahre, Winschenmann A. Samsö 48 Jahre, Schiffsarzt P. Bedtzen 50 Jahre, Zahlmeister Chr. Jensen 49 Jahre, Koch O.L. Jensen 29 Jahre, Jungkoch P. Gartov 23 Jahre, Kochsmaat H. Jensen 20 Jahre, Pantymann J. Lund 21 Jahre, Zimmermädchen R. Möller 26 Jahre, Zimmermädchen R.E. Jensen 33 Jahre, Zimmermädchen G. Hendriksen 31 Jahre, Zimmermädchen O.M. Andersen 51 Jahre, Zimmerjunge S. Hansen 16 Jahre, Zimmerjunge H.C. Nielsen 17 Jahre, Zimmerjunge V. Christiansen 17 Jahre, Zimmerjunge G.B. Svenson 18 Jahre.

Die Passagiere
Arzt S. Nielsen, Zimmermädchen Anna Möller, Ökonomieassistent R. Olsen, Schiffszimmermann F. Hansen, Büroleiter E. Lagoni, Architekt P. Saggau, Folketingsmitglied A. Lynge, Lehrer A. Lemvig, Maschinenarbeiter J. Lynnerup, Ingenieur A. Schula, Journalist A. Kjaer, Bauleiterassistent R.W. Estrup, Hausfrau K. Jensen mit ihrer 3 jährigen Tochter, Hebamme M. Olsen, Student V. Underbjerg, Lehrling L. Meyer, Büroleiter J. Skaerbos, seine Ehefrau mit 1 jährigem Kind, Installateur H. Nielsen seine Ehefrau mit 7 und 11jährigen Kindern, Maschinenarbeiter P. Kjaer, Frau I. Christensen, Frau J. Danielsen, Rektor H. Egeskjold seine Ehefrau, Hausmeister A. Petersen, Zimmermann C. Nissen, Zimmermann E. Rasmussen, Zimmermann S. Salling, Zimmermann C. Bagge, Zimmermann R. Sörensen, Elektriker B. Hansen,, Kauffrau I. Hansen, Zahntechnikerin E. Höeg mit 1jährigem Kind, Zimmermann C. Abel, Zimmermann L. Olsen, Gehilfe A. List, Tischler H. Olsen, Zimmermann K. Larsen, Zimmermann V. Ekberg, Frau D. Christiansen, Zimmermann P. Madsen, Zahnärztin B. Möller, Lehrling O. Gudjohnson, Servicemeister Sadin, Vorarbeiter K. Larsen, Landratsmitglied K. Egede, Stationsleiter A.T. Bertelsen, Kämmerer K. Christesen.

Ladung der „Hans Hedtoft” von Grönland  (Angaben in kg)
Salzfisch  443.838
Gefriergut  205.130
Speck   14.319
Leber   37.922
Federn  2.788
Felle   1.625
Fischmehl  87.620
Retouren  5.371
Leergut  120.551
Post/Pakete  38.802
 
Das Buch „Hans Hedtoft“ 
erschienen im „Tanken“-Verlag
Dethesdavej 70
8200 Aarhus, Dänemark


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Version: 16-Nov-00 / HBu