Funknavigation: OMEGA
 

1968 entwickelten die USA das Omega Navigationsverfahren und betrieben es in Zusammenarbeit mit 6 weiteren Ländern. Omega war das letzte neu eingeführte erdgebundene Funknavigationsverfahren - vielleicht sollte das durch die Bezeichnung OMEGA (der letzte Buchstabe im griechischen Alphabet) angedeutet werden.
Weltweit sendeten 8 Stationen nach einem ausgeklügelten Zeitschema mit 10 KW Leistung nacheinander Impulse auf 4 von allen Stationen benutzten Frequenzen und zusätzlich auf einer Frequenz die für jede Station eine andere - also stationstypisch - war. Die von allen Stationen benutzten Frequenzen waren 10.2, 11.05, 11.33 und 13.6 kHz, also Längstwelle die sich durch hohe Phasenstabilität, gute Ausbreitungsbedingungen und grosse Reichweiten auszeichnet. Die Reichweiten gingen bis zu 10 000 Seemeilen, aus diesem Grund konnten die Basislinien zwischen zwei Stationen 5000 bis 6000 Seemeilen lang sein. Die 8 Stationen, ihre Kennbuchstaben und typischen Frequenzen waren:
Standort
 
Buchstabe
 
Frequenz
     
Standort
 
Buchstabe
 
Frequenz
Norwegen  
A
12,1 kHz La Reunion
E
12,3 kHz
Liberia
B
12,0
Argentinien
F
12,9
Hawaii
C
11,8
Australien
G
13,0
N.Dakota
D
13,1
Japan
H
12,8
Für die zivile Nutzung von Omega wurden die Frequenzen 10.2, 13.6 und 11.33 kHz benutzt. Die Mischfrequenzen aus 10.2 und 13.6 kHz (3.4 kHz) und 10.2 und 11.33 kHz (1.13 kHz) benötigte man zur Grobortung.
Alle Stationen senden phasengleich. Die Standlinien sind Hyperbeln, ermittelt durch Phasendifferenzmessung. Um eine Hyperbelschar bilden zu können, müssen zwei Sender (z.B. A und B) zur Verfügung stehen und deren Position genau bekannt sein. Damit ist dann auch die Lage der Hyperbeln festgelegt, die mittlere Hyperbel steht senkrecht auf der Basislinie - der Verbindungslinie zwischen 2 Sendern. Steht nun ein Schiff genau auf dieser Mittelsenkrechten, zeigt das Phassendifferenz-Messgerät 0º an, da die phasengleich ausgesandten Signale auf Grund des gleichen Weges phasengleich ankommen. Bewegt sich nun das Schiff in Richtung auf Station A, zeigt das Gerät wechselnde Werte an, da die Signale wegen der unterschiedlichen Wege nicht mehr in Phase sind. An einer bestimmten Stelle zeigt das Gerät 360º an. Das Schiff ist von einer Null-Hyperbel zur anderen gefahren und hat dabei ein 'Lane' zurückgelegt. Ein 'Lane' wird also von 2 Null-Hyperbeln begrenzt. Auf der Basislinie beträgt die Lanebreite eine halbe Wellenlaenge von 10,2 kHz, also 8 Seemeilen. Zwischen den Null-Hyperbeln liegen 100 weitere Hyperbeln, diese werden 'Centilane' (CEL) genannt. Alle Hyperbeln sind mit dem dazugehörigen Stationspaar und einer Zahl bezeichnet, z.B: AC525. Die Mittelsenkrechte trägt die Zahl 900, nach Station A hin fallen die Werte, nach Station B hin steigen sie. Zur Feststellung der Position wurde ein dritter Sender hinzugezogen (z.B. C) und die Phasenverschiebung zwischen B und C gemessen, was eine neue Hyperbel ergab. Die Werte wurden bei älteren Empfangsgeräten in die Omega-Karte übertragen und die Position aus dem Schnittpunkt der Hyperbeln übernommen, bei neueren Geräten wurde die Position nach Länge und Breite am Empfänger angezeigt.
Standlinien an der
Basislinie A-B
Dazwischen die Lanes
mit den Centilanes
Standlinien an der
Basislinie B-C
Dazwischen die Lanes
mit den Centilanes
Die Schnittpunkte der
Standlinien ergeben ein
Rautenmuster
Vor Beginn einer Reise wurden dem Empfänger die gewünschten Senderpaare eingegeben und er musste sich zunächst mit einer der Stationen Synchronisieren, d.h. der interne Takt musste auf das Sendeschema mit den 10-Sekunden-Intervallen eingestellt und stabilisiert werden. Bei älteren Geräten geschah dies von Hand, neuere synchronisierten automatisch. 
Ebenfalls vor Beginn der Reise musste dem Empfänger die augenblickliche Position eingegeben werden, damit die überfahrenen Lanes und Centilanes vom Empfänger fehlerfrei mitgezählt werden konnten. Bei älteren Geräten wurden zusätzliche Omega-Karten mit dem oben erwähnten Rautenmuster und Korrekturtabellen (um die jahreszeitlichen, täglichen und regionalen Veränderungen der Ausbreitungsbedingungen zu berücksichtigen) benötigt. Neuere Geräte berücksichtigten die Korrekturen automatisch und gaben die Position in Länge und Breite aus, sodass Karten mit dem Omega-Aufdruck nicht mehr benötigt wurden.

links:Omega-RX Debeg 7441 (1975)
Die Position wurde in Lanes (die 3 Stellen vor dem Komma der Anzeige) und Centilanes (die 2 Stellen dahinter) angezeigt. Das eingestellte Senderpaar war an den Schaltern oben rechts abzulesen. Ein Registrierschreiber zeichnete die Anzeigen zweier einstellbarer Standlinien auf, alle empfangenen Omega-Stationen wurden durch eine LED identifiziert.

rechts:Omega-RX Debeg 7442 (1978)
Nach Eingabe der Anfangsposition übernahm der Empfänger die Sendersynchronisation, wählte die günstigsten Senderpaare aus, errechnete die Korrekturwerte und zeigte die Position in Länge und Breite an - hier: 53º 33,5' N/9º 54,3' E = Hamburg. Die Benutzung von Omega-Karten und Korrekturtabellen entfiel dadurch. Die Empfänger mussten während der Reisen stets eingeschaltet bleiben. Um das zu gewährleisten waren sie mit einer Pufferbatterie versehen, die den Betrieb bei Spannungsausfall für längere Zeit aufrecht erhielt.
Um die Genauigkeit von Omega zu erhöhen wurde das Differential-Omega entwickelt. Es bestand aus den eigentlichen Omega-Sendern und damit zusammenarbeitenden Korrekturstationen. Da der Standort dieser Stationen feststand, konnte hier ein Korrekturwert errechnet und ausgesendet werden. Dieser Wert wurde - über einen Spezialempfänger empfangen - in die Positionsberechnung des Omega-Navigators einbezogen. Das Ergebnis war bei einem Abstand von 50 sm zur Korrekturstation auf 0,3 sm, bei 500 sm Abstand noch auf 1 sm genau.
Omega, ursprünglich fuer militärische Zwecke entwickelt, hat sich als weltweit erreichbares, witterungsunabhängiges Funknavigationssystem mit mittlerer Genauigkeit (±4 sm) bei der See- und Luftfahrt aber auch bei geologischen und geografischen Unternehmungen bewährt. Nach einer Übergangsfrist, die den Benutzern Gelegenheit geben sollte auf das genauere GPS umzusteigen, wurde Omega am 30 September 1997 abgeschaltet.

Der Vollständigkeit halber sei auch hier erwähnt, dass die damalige Sowjetunion - wie schon beim Loran-C - ein dem Omega ähnliches System entwickelte und in Betrieb nahm, obwohl Omega weltweit uneingeschränkt nutzbar war. Das sowjetische System erhielt im Westen den Namen ALPHA (Erster Buchstabe im griechischen Alphabet - wohl im Gegensatz zu OMEGA). Alpha arbeitet mit 3 Sendern, deren Standorte 45ºN/38ºE (Krasnodar), 50ºN/137ºE (am Pazifik) und 54ºN/83ºE (Nowosibirsk) sind. Die Sendefrequenzen betragen 11.905, 12.649 und 14.881 kHz, die Taktzeit des Systems ist 3,6 Sekunden, die Sendeleistung von Alpha beträgt etwa 500 kW. Ob Alpha noch in Betrieb ist (Stand: Juli 2001), war nicht in Erfahrung zu bringen.


Benutzte Quellen:  DEBEG + US-Coast Guard
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Version: 11-Jul-01 / Rev.: 13-Jun-11 / HBu