Ob die Wandschränke klemmten, das Brot falsch gelagert wurde oder die Bedienung einen "verwilderten Eindruck" machte - Ballin entging Nichts und er behielt seinen Ärger auch nicht für sich. Trafen sich Friedrich Ruhle und Albert Ballin? Es wäre möglich! Daß am Brot herumgemäkelt wurde ist wohl überliefert und dafür könnte der gelernte Bäcker Friedrich Ruhle zuständig gewesen sein. Aber Ballin war nicht unterwegs um sich minderwertiger Äpfel oder unmoderner Speisekarten anzunehmen. Es ging um Grundsätzliches. Er rechnete seinem Direktorium vor, daß die 2 großen Postdampfer "Hamburg" und "Kiautschou" für diese Route ein Fehlgriff seien. Es ergebe sich ein krasses Mißverhältnis zwischen den erhöhten Leistungen der Reederei mit den Schiffen und der dafür gewährten Erhöhung des jährlichen Reichszuschusses auf annähernd 375000 Mark. 1903 zog sich die Hapag aus dem Gemeinschaftsdienst mit dem Lloyd zurück. Beide Reedereien schlossen ein Übereinkommen, wonach der Lloyd den Reichspostdampferdienst und die Hapag den Frachtdienst wieder für sich allein betrieben. Die Hapag übergab die "Kiautschou" an den Lloyd und erhielt dafür fünf Frachter mit zusammen 20700 BRT. Die "Kiautschou" wurde in "Princess Alice" umbenannt, im April 1917 in Manila von den USA beschlagnahmt, hieß bis 1922 "Princess Matoika", bis 1924 "President Arthur", dann "City of Honolulu". Im Mai 1930 wurde sie nach einem Brand aufgelegt und im August 1933 zum Abbruch nach Osaka geschleppt. |
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Links: Die Kapelle der Berliner Missionsgesellschaft in Kiautschou
(Photo
von etwa 1901) Als weitere Folge von Ballins Reise wurde Hong Kong zur
Zentrale für die Ostasien-Aktivitäten der Hapag. In Shanghai
wurden Kais und Lagerhäuser erworben, der Ostasiendienst bis Wladiwostok
ausgeweitet. 1905 entstand dann der erste Liniendienst der Hapag von der
Westküste Nordamerikas zum Fernen Osten. Über die Hafenstadt
Tsingtau urteilte Ballin: "Zuviel Wilhelmshaven, zuwenig Hongkong!"
Oben rechts: Die Promeniermeile von Tsingtau: Das Kaiser-Wilhelm-Ufer (um 1902) In dem Gebäude links befand sich das "Photografen-Geschäft" Schwarzkopf & Co. Nach 4 Monaten und 5 Tagen ging Friedrich Ruhle am 1. Mai 1902 von Bord der "Kiautschou" Zu Friedrich Ruhles nächster Reise |