High Speed Data (HSD) Systeme (2)
Fotos und Bericht © 2009: Joachim Paul, DJ7WL

MS "Europa"
Die neue "Europa" wurde für Hapag Lloyd in Helsinki gebaut. Auch dieses Schiff sollte von Anfang an in das Datennetzwerk von HLS eingebunden werden. Für diesen Zweck und die sonstige Kommunikation des Schiffes haben wir zwei Satcom Debeg 3232 und vier Standard M Systeme vorgesehen. Dazu noch 2 Standard C Systeme um die GMDSS Anforderungen zu erfüllen. Gespräche von den beiden Standard B sowie den vier Standard M Systemen  konnten über eine Überleiteinrichtung in das Bordtelefonnetz  eingespeist werden. An die beiden Debeg 3232 wurde jeweils ein Cisco Router 2503 angeschlossen als Bindeglied zwischen dem Bord LAN sowie der HSD Schnittstelle der Satcom Anlagen.
Oben:  MS "Europa" in der Bauwerft
Oben:  MS "Europa" Antennen Steuerbord Seite
Ein Router wurde in das Kommunikationspult auf der Brücke der Europa eingebaut und der Zweite in einen Raum unterhalb des Signalmastes. Die Antennen der Debeg 3232 waren von der Technik her den Antennen der Debeg 3230 ähnlich obwohl sie von unterschiedlichen Herstellern stammen. Die Debeg 3232 wurde von einer Tochtergesellschaft der Debeg/SAM Electroniks in Dänemark hergestellt. Auch die HSD Datenschnittstelle war unterschiedlich ausgelegt.
Oben:  3232 Antenne, Ansicht
Unten:  3232 Elevations-Antrieb
Oben:  3232 Azimut-Antrieb
Unten:  3232 Electronik-Einheit
Oben:  3232 Parabolantenne
Oben:  MS "Europa", Router 1 Einbau
Wie man auf den Bildern sieht wurden diese Antennen in sehr solider Technik gefertigt. Einen großen Unterschied gibt es auch zu den früheren Antennen z.B. den beschriebenen Marisat und Sesacom Antennen. Diese Antennen wurden in einem geschlossenen Regelkreis betrieben. Das heißt: Stellmotoren, Sensoren und eine elektronische Wasserwaage saßen in der Antenne. Diese Signale wurden über ein dickes Verbindungskabel zum Antennenrechner unter Deck geleitet. Dieser Rechner hatte einen Kreiselanschluss, Eingabetastatur etc. Die berechneten Werte für Azimut und Elevation wurde über einzelne Adern wiederum den Stellmotoren in der Antenne zugeleitet. Dazu gab es noch drei Koaxkabel jeweils für ein Frequenzreferenzsignal sowie das Sendesignal zum Endverstärker in der Antenne und das
ZF Signal aus dem Empfangsmischer in der Antenne. 
Die Antenne der Debeg 3232 wird mit der Unterdeck-Elektronik lediglich über ein einziges Koaxkabel der Type RG  214 U verbunden. Über die Seele des Koaxkabels wird die Speisespannung zugeführt. Die Steuerungskommunikation zwischen Antenne und Unterdeckeinheit läuft in serieller Form und wird über Filter ausgekoppelt. Sendesignal und ZF laufen auch über dieses Kabel und werden über entsprechende Filter ausgekoppelt. Die Antenne als solche arbeitet autonom und erhält von der Unterdeckeinheit nur noch die Befehle, in serieller Form, welcher Satellit benutzt werden soll und stellt sich dann automatisch darauf ein.
Die vier Standard M Anlagen dienten hauptsächlich dem Telefonieverkehr wurden aber auch für Faxbetrieb eingesetzt.
Oben: Antenne für Standard M, geschlossen
Oben: Antenne für Standard M, geöffnet
MS "Europa"
Auf  diesem Bild kann man sehr gut die Anordnung der Standard B und Standard M Antennen jeweils auf der Steuer- und Backbordseite der "Europa" erkennen. Dieses Bild ist neueren Datums und zeigt bereits die ca. zwei Jahre nach der Inbetriebnahme nachgerüsteten C-Band Antennen vor dem Achterschiff. Das Datenaufkommen war inzwischen derartig angestiegen, dass die Inmarsat B Systeme alleine den Verkehr nicht mehr bewältigen konnten.
Im Gegensatz zu den B Anlagen, die nach Zeitdauer abrechnen, wird bei den C-Band Systemen ein Transponder gemietet und der Datenverkehr darüber ist inclusive und immer online.
Nach der Inbetriebnahme der HSD Komponenten auf der Europa war das Projekt Hapag Lloyd erfolgreich abgeschlossen und wurde von der Reederei und den Passagieren sehr intensiv genutzt.

Debeg 3250
Um die Antennen der Satcom Anlagen weiter zu verkleinern und leichter zu machen haben wir die Anlage Typ Debeg 3250 erprobt. Wesentliche Teile der Antenne wurden aus Kunststoff gefertigt und der Antennenstrahler wurde in Form einer Planarantenne gefertigt.
Im rauen Seebetrieb hat sich diese Antenne aber nicht bewährt und wurde wieder aus dem Programm genommen. Auch diese Anlage hatte eine serielle synchrone Datenschnittstelle darüber hinaus aber noch als  Besonderheit eine echte ISDN Schnittstelle. Dort konnten direkt ISDN Geräte wie Router, Modem etc. angeschlossen werden.

Oben:  3250 Antenne
Oben:  3250 Antenne
Seacloud II
Die Seacloud II ist ein Passagier Segelschiff. Das Schiff wurde in Spanien gebaut. Auch dieses Schiff sollte mit einem HSD System ausgerüstet werden. Die dafür vorgesehene Satcom Anlage ist eine Debeg 3232. Die Installation wurde von einer Vertragsfirma vor Ort sowie der Bauwerft selbst durchgeführt. SAM Electronics hatte selbstverständlich im Vorwege alle benötigten Zeichnungen  für den Einbau an die Werft und die Vertragsfirma geliefert. 
Der Termin der Fertigstellung verschob sich immer wieder weil die Werft Schwierigkeiten hatte. Letztlich konnte ich zur Inbetriebnahme  aber 2001 nach La Coruna fliegen. Dort gab es dann aber einen Schock: 
Eine Installation der Antenne wie auf diesem Schiff hatte ich noch nie gesehen.
Oben:  "Seacloud II" in La Coruna
Rechts:  "Seacloud II" Antenne
Wie zu sehen, hatte die Werft die Antenne am achteren Mast installiert das war auch in Ordnung so. Der Zugang für Servicezwecke in die Antenne ist durch eine Klappe in der Bodenplatte vorgesehen. Leider hatte die Werft hier eigenmächtig,  die per Installationszeichnung vorgegebenen Sicherheitseinrichtungen wie Standplatte, Rückenring, Befestigung für Sicherheitsgurt etc. „vergessen“. Da noch eine Modifikation am Antennenantrieb vorgenommen werden musste war guter Rat teuer. Die Antenne wurde nun per Kran und mit Hilfe einiger  „Werftartisten“ bei strömenden Regen abgebaut und an Deck unter einer Plane abgestellt. Nach erfolgter Modifikation wurde die Antenne  auf gleichem Wege wieder am Mast installiert. Da die Antenne einer Satcomanlage aber der Teil ist welcher am ehesten Service benötigt war diese Position der Antenne nicht tragbar. Später wurde die Antenne vom Mast genommen und auf ein Bootshaus an Deck installiert.
Den Router bei der Reederei in Hamburg hatte ich schon vorher in der bewährten Art und Weise in Betrieb genommen und getestet. Damit wurde dieses System betriebsklar übergeben und die Anwender an Bord eingewiesen.
Oben: Artisten bei der Arbeit
Oben:  Die Antenne an Deck
Unten:  Die Brücke der "Seacloud II"
Rechts:  Sesam Kommunikations Container
Manchmal bestand Bedarf vorübergehend an Bord einer Bohrinsel besondere Kommunikationsmittel einzusetzen. Für diesen Zweck und auch für HSD Übertragungen haben wir einen derartigen Container vermietet.
Zum 1. Teil des Berichtes

Zum 3. Teil des Berichtes
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Version: 16-Jan-09 / Rev.: 13-Jun-11 / HBu