Einleitung Nach längerer Vorbereitungszeit hat Inmarsat HSD zur allgemeinen Benutzung freigeschaltet. Viele Hersteller von Standard A- und Standard B Anlagen waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht in der Lage betriebsbereite Systeme zu |
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liefern.
Bei der Debeg war zu dieser Zeit die Inmarsat Anlage 3211a das System mit
der größten Verbreitung aber noch ohne die Möglichkeit
mit HSD darüber zu arbeiten. Es wurde einige Zeit später ein
Modifikationssatz dafür entwickelt, der konnte sich für diese
Standard A Anlage (analoge Technik) nicht mehr durchsetzen. Für die
Anwendung haben wir bei der Debeg (heute SAM Electronics) die Anlage Debeg
3230 (erste digitale Anlage) eingesetzt. In der Anfangszeit war HSD noch
eine Option, die vom Kunden extra bezahlt werden musste. Das heißt,
die benötigte Hard- und Software war in jeder ausgelieferten Anlage
bereits vorhanden, musste aber mit einem Passwort freigeschaltet werden.
Die Debeg 3230 war baugleich mit der Nera Bm.
Die zweite Anlage, die für HSD einsetzbar, war ist die Debeg 3232. Diese Anlage wurde von einer Tochterfirma in Dänemark hergestellt. Die dritte digitale Anlage für diesen Zweck ist die Debeg 3250. Das HSD System über Inmarsat bot ISDN Geschwindigkeit, also ein vielfaches der bisher gebräuchlichen 9,6 Kb. Damit erschlossen sich nun viele Anwendungen, die vorher so nicht möglich waren. Z.B. eine bessere und flüssigere Vernetzung eines Bordnetzes (LAN) mit Rechnernetzen an Land. Besonders Spezialschiffe und Passagierschiffe hatten Bedarf an Systemen mit höherem Datendurchsatz. Jetzt waren auch Video- konferenzsysteme, Maschinenüberwachungssysteme, Übertragung seismischer Daten, Kühlcontainerüberwachung und viele anderen Anwendungen möglich. Grundsätzlich setzt sich eine HSD Anwendung aus den Komponenten zusammen, die in der Grafik links dargestellt sind. Links: HSD Blockdiagram |
Router
Cisco Typ 2503
Wie im Bild „HSD System“ zu sehen wird am Bordnetz und am Landnetz jeweils ein Router benötigt als Bindeglied. An der Schnittstelle der Satcom Anlage sowie am Landnetz sind unterschiedliche Anschlussbedingungen vorhanden. |
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Die
Schnittstelle an der Satcom Anlage ist eine serielle Synchron Schnittstelle
und an Land ist typisch eine ISDN Schnittstelle gefragt. Es galt nun aus
der Vielfalt der angebotenen Router den am besten für diesen
Zweck geeigneten auszuwählen. Letztlich habe ich mich für den
Cisco 2503 entschieden. Dieser Router hat zwei synchrone serielle Schnittstellen
dazu eine ISDN Schnittstelle und eine Ethernet- schnittstelle. Für
diese Ethernetschnittstelle gab es auch ein Übergangsmodul welches
an die an Bord typischen Koaxialkabel- vernetzung anpassen konnte. Dieses
Gerät war eines der wenigen welches in einem Vollmetallgehäuse
geliefert wurden.
Für die Ein- und Ausstrahlproblematik ist es sehr wichtig das Gehäuse zu erden weil auf der einen Seite an Bord immer noch Sender mit hoher Ausgangsleistung betrieben werden und auf der anderen Seite keine Störsignale nach außen abgegeben werden dürfen. Links:
Router 2503 Anschlußseite
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Über den „Konsolen Port RJ 45“ wird der Router für den jeweiligen Anwendungszweck programmiert. In die Planung von TCP/IP Netzen muss man sich lange und sorgfältig einarbeiten um für den Kunden die bestmöglichste Lösung anbieten zu können. |
Für
die Anwendung über Inmarsat gab es keine fertigen Konfigurationen
und auch Experten von Cisco konnten bei der Programmierung der Router nicht
viel helfen. Router an Land werden völlig anders betrieben als es
an einer Satcom Anlage aus finanziellen Gründen möglich ist.
Die Inmarsat HSD Gebühren werden nach der Nutzungszeit berechnet.
Router an Land arbeiten im Normalfall an fest geschalteten Leitungen zum
Fixpreis.
Die Zeichnung rechts stellt sehr symbolisch ein Netzwerk an Land dar. An jedem Router hängt ein Anwender LAN. Alle diese Router kommunizieren ständig untereinander und übertragen zusätzlich zu den Nutzdaten auch systemspezifische Parameter wie Laufzeiten, Namen der Router und andere Informationen. Diese legt jeder Router im Landnetz in einer internen Tabelle ab. Wenn die direkte Verbindung zwischen zwei Routeranwendungen unterbrochen ist, findet der sendende Router trotzdem einen Weg anhand der internen Tabelle. Das ist eine gute Möglichkeit diese Netzwerke auch im Störfall weiter zu betreiben. Diese Art des Betriebes über Inmarsat HSD Strecken ist nicht möglich weil der Overhead Daten Verkehr wie an Land aus finanziellen Gründen nicht möglich ist. Rechts:
Symbolische Routeranordnung
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Für
die Anwendung im maritimen Umfeld kann ein derartiges System nur mit fest
programmierten IP Adressen und Netzwerk Tabellen als sogenanntes Staticsystem
konfiguriert werden. Wie schon früher beschrieben habe ich mir bei
der Debeg ein gutes Testumfeld für derartige Erprobungen geschaffen.
Eine betriebsbereite Standard B Anlage Debeg 3230 mit HSD Option. Ein ISDN
Anschluss am gleichen Ort. Zwei Cisco Router Typ 2503. Dazu mehrere Rechner
um Bord-LAN und Land-LAN nachzubilden. Auf Basis dieser soliden Grundlage
habe ich dann das erste HSD System über Inmarsat Strecken zum
Laufen gebracht. Da HSD voll duplexfähig ist muss bei der Programmierung
der Router diese Fähigkeit besonders berücksichtigt werden um
Inmarsat Gebühren einzusparen. Wenn richtig programmiert funktioniert
ein HSD System an Bord wie folgt: Wenn Nutzdaten im Bord-LAN zum senden
freigegeben wurden prüft der Bord-Router ob in der Sendung die IP
Adresse an der Ethernetschnittstelle des zuständigen Land-Routers
vorhanden ist. Wenn das der Fall ist wird die Verbindung vollautomatisch
aufgebaut und die Nutzdaten werden übertragen. Gleichzeitig wird geprüft
ob am Land-Router Nachrichten für das Schiff vorliegen. Weil die Verbindung
vollduplex ist werden diese Daten im gleichen Zuge zum Schiff übertragen.
Wenn keine Nutzdaten mehr übertragen werden wird die Verbindung nach
weiteren 20 Sekunden Wartezeit (einstellbar) wieder vollautomatisch abgebaut.
Das ist die effektivste Möglichkeit ein HSD System zu betreiben.
Die
erste praktische HSD Anwendung
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Im
zweiten Schritt habe ich die Satcom Anlage in Hamburg bei der Debeg sowie
den Router daran genauso programmiert wie die spätere Anwendung im
Bordsystem. Auch damit wurde das HSD System erprobt. Nach erfolgreicher
Durchführung dieser Erprobung wurde dann das System an Bord des Schiffes
in Betrieb genommen.
Der Name des ersten Schiffes bei Zeppenfeld welches mit HSD ausgerüstet wurde war „Lauritzen Chile“ ( später umbenannt in America Feeder) Dieses Schiff wurde auf einer Werft in der Türkei gebaut und später fast ausschließlich in der Südamerika Fahrt eingesetzt. Die Inbetriebnahme an Bord habe ich dann auf der Mitfahrt von Guayaquil/Equador nach Lima in Peru durchgeführt. Auf nachfolgenden Bildern kann man gut die Anordnung der Antenne auf dem Schiff sowie einige der eingesetzten Rechner sehen. |
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Foto
links: MS "America Feeder"
Foto unten: Steuer PCs an Bord ![]() |
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Nachfolgend ist die typische Anschlussbelegung einer Debeg 3230 zu sehen. Grafik unten: 3230 Unterdeckeinheit |
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Während
der Fahrt wurde das System ausgiebig erprobt und betriebsklar übergeben.
Einige Zeit später wurde ein zweites Schiff für die Reederei auch wieder in der Türkei gebaut und auch darauf wurde ein HSD System in das Netzwerk der Reederei integriert. Trotz aller guten Vorbereitung, wie oben beschrieben, wollte die Inbetriebnahme auf der Bauwerft und der Probefahrt nicht gelingen. Wir bekamen keine Verbindung zur Reederei in Basel zustande. Nach sorgfältiger Prüfung aller Komponenten des Systems und der Programmierung habe ich letztlich aufgegeben und bin zurück nach Hamburg geflogen. Von der dortigen Referenzanlage aus gab es kein Problem. Der Fehler lag nicht am HSD System, sondern an einem Netzknoten in Frankfurt, der die Inmarsat Verbindung von der damaligen deutschen Bodenstation Raisting über ISDN in die Schweiz weiterleitet. Der Fehler war dann schnell behoben. HSD
Systeme bei Hapag Lloyd
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MS
"Bremen"
Die erste Installation fand auf der Bremen statt. Auf der Mitfahrt von Oslo über einige Fjorde danach Bergen ging die Fahrt nach Hamburg. Per Telekran wurde die A-Anlage ausgebaut und die neue Debeg 3230 am Pier in Oslo aufgesetzt. Foto links: MS "Bremen": Aufsetzen der Antenne Die Installation und Inbetriebnahme verlief auf dem Weg durch einige Fjorde zur Station Fläm am Ende des Fjords normal. Es war nur wichtig auf diesem Wege Abschattungen durch das Gebirgsmassiv zu beachten weil der atlantische Satellit eine Elevation von nur 12 Grad hat. Das weiter unten zeigt ein gutes Empfangssignal, angezeigt am Handset der Anlage. Grafik unten: 3230 Antennenzeichnung |
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Foto unten: Brücke MS "Bremen" |
Foto unten: MS "Bremen" im Fjord |
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MS
"c.Columbus"
In der gleichen Reihenfolge wurde das HSD System auf der Columbus in Betrieb genommen, hier allerdings in Lübeck und Kiel. |
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MS
"Hanseatic"
Die neue Debeg 3230 und das HSD System wurde während eines Aufenthaltes bei der Bremerhavener Dock GmbH 1999 installiert und in Betrieb genommen. Die Installation der Satcom Antenne auf diesem Schiff ist natürlich ideal was die freie Rundumsicht angeht andererseits muss der Antennenantrieb in Azimut und Elevation hier Schwerstarbeit verrichten. Auch der Zugang zur Antenne bei schlechtem Wetter ist nicht immer gewährleistet. |
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