Hongkong ist eine Reise wert!
Bericht © 1999: Lothar Pietsch

1. Die Vorbereitung
Eine Reise mit DERTOUR. Oft gelesen, bisher nicht unternommen. Nun sollte es losgehen. Eine Buchung  im Reisebüro Scheideck in Eutin war der Beginn. Das Datum wurde abgeglichen und für den 19. Bis 25. 3. 1999 festgelegt. In dem günstigen Preis von DM 995.-- pro Person  waren Bahnfahrt vom Wohnort nach Frankfurt Flughafen sowie Flug und Hotelunterbringung in Hongkong sowie Rückflug/Fahrt enthalten. Die gleiche Reise hätte auch per Flug von Hamburg stattfinden können. Nach reiflicher Überlegung kam ich jedoch zu dem Schluß, daß die Flugreise ab Hamburg mit Umsteigen in Frankfurt auch nicht weniger stressig sein würde als die Reise mit dem ICE von Hamburg. Das einzige Handicap lag darin, daß die Eisenbahnfahrt bereits morgens um 05.24 Uhr in Hamburg losging und zu diesem Zeitpunkt natürlich kein Zug von Eutin nach Hamburg fuhr; na ja, Eisenbahner brauchen ja auch ihren Schlaf. 
2. Die Bahnfahrt
 Nach Einholen  einiger Angebote für die Taxifahrt nach HH Hauptbahnhof bekam ein Taxiunternehmen aus einem Nachbarort den Zuschlag, der immerhin um 90,-- DM (neunzig) billiger fuhr als der teuerste Eutiner. Der Wagen holte uns um 03.00 Uhr an unserer Wohnung in Eutin ab und somit waren wir bereits um 04.10 Uhr in Hamburg am Bahnhof. Ein Hoch auf unsere Eisenbahn. Am Bahnhof standen außer uns natürlich noch viele andere Reisende, die auf ihre verschiedenen Züge warteten. Leider konnte man nicht einmal einen Kaffee, geschweige denn ein Brötchen bekommen. Am Imbiß gabs den Kaffee erst gegen 05.00 Uhr, ein Brötchen hätte es jedoch erst um 05.30 Uhr gegeben und zu diesem Zeitpunkt fuhr unser Zug bereits in Richtung Frankfurt. Fazit: ums Tor zur Welt ists schlecht bestellt.
Dank Platzkarten – die wir auch für die Rückreise bereits gebucht hatten -  saßen wir am Fenster und hatten ein Tischchen zwischen uns. Thermoskanne mit Kaffe und mitgebrachte Wurstbrötchen versöhnten uns mit der Hamburger Ungastlichkeit. Bald schon waren wir in Frankfurt HBF, von wo es mit der S-Bahn zum Flughafen weiterging.
3. Der Flug
Um alle Gänge sowie Suchen des Schalters, Durchlaufen des größten Teils der Flughafenanlage, Einchecken, Erreichen des Flugsteigs war schon eine ganze Zeit von Nöten um so dankbarer waren wir Herrn Scheideck, der darauf gedrungen hatte, den so frühen Zug von Hamburg zu nehmen. Ohne besondere Aufregungen gingen wir an Bord der 747 der China Airlines wo wir, Dank früher Ankunft am Schalter, Plätze am Fenster einnehmen konnten. Hatte man bei der Begrüßung des Flugkapitäns auf einen Pilotennamen wie etwa Lee, Wang oder Kwok gewartet, sah man sich enttäuscht. Good afternoon, this is Capt’n Weiß speaking.... Unter germanischer Führung ging es nach  Abu Dhabi, von dort nach Taipei und nach dortigem Umsteigen zum Zielort Hongkong weiter. Der Service auf den diversen Flugabschnitten war ausgezeichnet, waren auf dem letzten Abschnitt die Speisen auch mehr auf den asiatischen Geschmack zugeschnitten. Aber deshalb waren wir ja auch auf dem Weg nach Fernost, um u.A. die exotischen Genüsse zu probieren. In Hongkong angekommen, wurden wir nach einer sehr einfachen Behördenabfertigung von einem Angestellten der Reiseagentur am Flughafen in Empfang genommen. Während der einstündigen Busfahrt zu unserem Hotel, dem ‚Majestic‚ erhielten wir unsere Instruktionen, die die Ausflüge betrafen. Freitag Nachmittag Einchecken im Hotel, danach Eigeninitiative. Sonnabend: Insel Hongkong mit Peak, Aberdeen und anderen Sehenswürdigkeiten. Sehr empfehlenswert. Sonntag zur eigenen Verfügung, Montag zur Insel Lantau mit vegetarischem Mittagessen. 
4. Das Hotel
Das Hotel war eine Überraschung für alle. Es entpuppte sich als ein Prachtbau vergangener Epochen. Empfangshalle in Marmor gehalten, wo sich der Travelcounter befand. Hier bekamen wir unsere Zimmerschlüsselkarten sowie einen Umschlag, der darauf hinwies, wann wo und zu welchem Preis welche Speisen eingenommen werden konnten. Zur ersten Etage, wo sich die Abrechnungsschalter befanden, führte eine Rolltreppe. Von dort ging es mit einem von vier Fahrstühlen zu dem Deck, wo sich das jeweilige Zimmer befand. Meine Frau und ich waren in einem Doppelzimmer in der dreizehnten Etage untergebracht. Die Koffer standen bereits vor der Tür, als wir oben eintrafen. Das Zimmer hatte rund 25 qm enthielt ein bequemes Doppelbett, ein Sideboard mit 4 Schubladen auf dem ein Fernseher stand. In der Ecke am Fenster gab es einen runden Tisch mit zwei Stühlen und einer Stehlampe. Auf der anderen Seite des Fensters rundete ein Schreibtisch mit Schreibtischstuhl das Bild ab. Neben dem Schreibtisch war ein Föhn an der Wand montiert, Ein Spiegel über dem Schreibtisch ermöglichte ein akkurates Hairstyling. Auf dem einen Nachttisch gab es ein Schaltpult mit Bedienungseinheiten für die Lampen, Radio Klimaanlage etc. Vom Flur her führte ein kurzer Gang, an dem sich der Kleiderschrank (mit Beleuchtung und Safe) sowie das Badezimmer (mit Wanne/Dusche, Toilette und Waschtisch) befanden zu dem Zimmer. Im Badezimmer gab es alles, was man für den Aufenthalt benötigte. Neben genügend Hand- und Badetüchern, Seiflappen, die zweimal täglich gewechselt wurden,  Schminktüchern etc, gab es eine Schale mit Kämmen, Duschgeel, Seife, Einwegrasierern, Wattestäbchen und Nähzeug, alles schön verpackt. Neben der Badezimmertür in dem Gang befand sich ein gefüllter Kühlschrank, darüber ein Board mit Wasserkocher, Thermoskanne , zwei Tassen auf Untertassen und einem Teesortiment   zur gefälligen Verwendung. Da wir von Freunden bereits vorgewarnt waren, daß das Hotelfrühstück, auch bei 50% Preisnachlaß noch 20 Mark pro Person kosten würde, hatten wir eingeschweißten Schinken und Wurst, ein Schwarzbrot und zwei kleine Gläschen mit Honig und Marmelade sowie ein Glas gefriergetrockneten Kaffee im Gepäck. So waren wir unabhängig und konnten auch am Abend noch mal schnell in ein Wurstbrot beißen. 
5. Die ersten Unternehmungen
Nach kurzer Verschnaufpause machten wir uns noch am gleichen Abend auf, um die von uns so geliebte Jazz-Kneipe ‚Net Kelley’s‘ zu besuchen, in der wir bereits während meiner Seefahrtszeit als Schiffsoffizier einige schöne Abende bei Lifemusik verbracht hatten. Dergestalt überbrückten wir die Zeitverschiebung. Es war so, wie ich es vor 8 Jahren das letzte Mal erlebt hatte. Überwältigend. 
6. Ausflüge und andere Unternehmungen
Die Inselrundfahrt machten wir nicht mit, da wir all die angelaufenen Aussichtspunkte  bereits auf früheren Reisen besucht hatten. Unser Interesse lag mehr am Besuch der vielen Märkte, die sich in fast allen Stadtteilen von Kowloon abspielen. Da gibt es den sogenannten ‚Ladiesmarket‘, den ‚Vogelpark‘, den ‚Blumenmarkt‘ und die vielen Märkte der einheimischen Bevölkerung, die nicht weniger interessant sind. All diese Gebiete sind vom Hotel aus sehr gut zu Fuß zu erreichen. Man braucht nur die Natan Road nach rechts einzuschlagen um dann nach ca. 20 Minuten Fußmarsch rechter Hand den Ladiesmarkt zu finden. An dessen Ende kommt man in eine Straße, in der sich ein Zierfischgeschäft neben dem anderen findet. Fische in bunter, bei uns kaum bekannter Vielfalt machen auf sich aufmerksam. Dank dieser interessanten Einlage merkt man den Fußmarsch kaum, der dann unmittelbar in die Straße der Blumengeschäfte mündet. Alle Arten von Blumen, von Rosen in hier unbekannten Farben über die auch bei uns üblichen Pflanzen bis hin zu tropischen Blumen und Gewächsen, unter denen Bambuspyramiden zu den auffälligsten Gebinden gehören. Im Anschluß der Blumenstraße trifft man auf den Vogelpark. Hier werden aberhunderte von Singvögeln in kunstvoll verzierten orientalisch anmutenden Käfigen angeboten. Vogelbesitzer kommen hierher, um ihre Käfige neben denen der anderen Besucher abzustellen, damit sich die Vögel miteinander unterhalten können. Es gibt Stände mit Futter, so Heuschrecken in Plastikbeuteln als Leckerbissen  oder auch Mehlwürmer, die den gefiederten Freunden schmecken sollen. 
Mitten zwischen dem Fisch- und Gemüsemarkt der hongkonger Bevölkerung befindet sich eine Halle, in der Jadeschmuck und Antiquitäten angeboten werden. Alles begleitet mit einem ungeheuren Menschengewühl und Gebrodel, das auch den sogenannten ‚Nightmarket‘ auszeichnet, der fast gegenüber dem Hotel beginnt. Dieser Markt findet – wie der Name bereits vermuten läßt – am Abend bis hinein in die Nachtstunden statt. Hier tummeln  sich jedoch mehr die Touristen. Seidenhemden, T-Shirts, Armbanduhren, Wecker die ständig piepsen, Jeans, Khakihosen, Oberhemden, Laserpointer, Krawatten mit diversen Motiven, Massagegeräte für Männlein und Weiblein säumen den Weg. An diversen Straßenecken werden für den unempfindlichen Gaumen Früchte des Meeres in chinesischen Soßen, mit Reis serviert und vielen anderen Leckereien feilgeboten. Ein wahnsinniges Gedränge schiebt den Besucher an den Ständen und Buden vorüber. Wenn man Glück hat, sieht man auch mal den einen oder anderen Spezialisten, der auch einem schmuddeligen Tuch hockend Gebisse repariert. Wahrsager gibt es derer viele, die einem nur eine von Glück gesäumte Zukunft voraussagen.

Wir nahmen an dem ‚Insel Lantau‘ Ausflug teil. Auf solch weite Ausflüge hatte ich als Seemann früher stets verzichten müssen. Der Bus holte uns um 07:45 Uhr am Hotel ab. Er brachte uns zur Dampferanlegestelle, wo uns die Fähre in einstündiger Fahrt nach Lantau brachte. Auf der Inselseite bestiegen wir einen anderen Bus, begleitet von dem uns bereits von der Ankunft am Flughafen  bekannten, sehr freundlichen, deutschsprachigen Reiseleiter. 
Der große Buddha wurde besichtigt, ein Tempel, der ebenfalls dort gelegen war, sowie   ein Pfahldorf, in dem die Fischer zuhause waren. Das Mittagessen war sehr schmackhaft zubereitet und wurde in mehreren Gängen serviert. Die Fahrt war recht erholsam für das Auge, sah man doch hier einmal Vegetation anstelle von Hochhäusern und Asphalt. Um 16.00 Uhr trafen wir wieder am Hotel ein. Natürlich zog es meine Frau und mich wieder hinaus in den Trubel, wollte ich doch noch meinen beliebten Anlaufpunkt, den Computermarkt, genannt ‚Golden Shopping Center‘ besuchen. In einem 400 mal 400 Meter großen Gebäude sind hunderte von Computershops auf kleinstem Raum untergebracht. Alle Artikel zu Festpreisen, die sich leider heute nicht mehr sehr von den heimischen   Preisangeboten unterscheiden. Hard- und Software werden angeboten in so ungeheuren Mengen, daß einem der Kopf schwirrt. Sicher, die Preise werden vom Stand der Währungen beeinflußt, zumal die Hongkong-Währung mit 7,8 zum US-Dollar einen festen Währungsstand hat. Da in letzter Zeit der EURO stark abgesackt ist, bekam man auch für die DM nicht mehr die gewohnten vielen HK-Dollars beim Umtausch. Aber was soll’s. Vom ‚Golden City‘ gings dann wieder über diverse Märkte zurück in Richtung Hotel. Unterwegs entdeckten wir einen Distrikt, der einem Flohmarkt unserer Heimat gleichkam.

Mit einem chinesischen Abendessen beendeten wir unseren Hongkong Aufenthalt, am Mittwoch, den 24.3. um 12.00 Uhr fand der Transfer zum Flughafen statt und unser Besuch in dieser wunderbaren Weltstadt sein Ende. Am Donnerstag um 14.30 Uhr trugen wir unsere Koffer in Eutin hinauf in unsere Wohnung. Müde – aber begeistert! 


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