Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth

Jahrgang 1920

Am  2. Januar beginnt Norddeichradio mit der Ausstrahlung des Nauen-Pressedienstes als Folge des Versailler Vertrages. Damit ist die Funkstelle täglich für 5 Stunden ununterbrochen auf Sendung, eine schwere Belastungsprobe für die Sendeanlagen. Während dieser Zeit ist kein Empfang möglich. Im gleichen Monat wird erstmals ein Telephonie-Wetterbericht verbreitet. 

6. Januar: In den USA wird die im Vorjahr gegründete Radio Corporation of America, die RCA, mit einem Grundkapital von 20 Mio. US Dollar (andere Quelle: 25 Mio. $) ins Handelsregister eingetragen. Die Gesellschaft entstand durch eine Umwandlung der American Marconi Co. in eine Tochtergesellschaft der General Electric Co. Erster Präsident der RCA ist E.J. Nally, früher Generaldirektor der Marconi Wireless Telegraph Co. of America. Zu der Gesellschaft gehören die Funkstationen New Brunswick, Belmar, San Francisco, Hawaii, Tuckerton und Cap Cod. In der ETZ werden später einige Daten der Station New Brunswick genannt. Hauptsender ist ein 200 kW Maschinensender. Dieser kann durch eine besondere Regelschaltung in der Frequenz sehr stabil gehalten werden (0,1 % der Wellenlänge). Damit will man in der Zukunft mehrere in der Frequenz sehr nahe betriebenen Maschinesender gleichzeitig und frequenzstabil betreiben. Da die Drehzahl des Antriebsmotors sich beim Tasten des Senders verändert, kann man aber nur bis zu einer Morsegeschwindigkeit von 100 WpM arbeiten. Dieses Tempo wird von den Marinestationen mit einem Oszillographen-Empfänger auf Fotopapier geschrieben und später ausgelesen (schnelle Übermittlung und Geheimhaltung)

Januar: Der Umrechnungskurs für den Goldfranken wird neu festgesetzt und beträgt jetzt 1 Fr = 2 M (Amtsblatt RPM 3/1920 und  Zentralblatt für das Deutsche Reich). 

Januar: In einem Aufsatz (Dr. H. Bredow in der ETZ) über die Verwendung der Funkentelegraphie für das Pressewesen führt der Autor u.a. aus, dass das Problem der Geheimhaltung nicht gewährleistet ist. Ferner weist er darauf hin, dass dieser Dienst für die Zeitschrift Kosten verursacht. So nennt er den Mietbetrag für die Empfangsanlage mit ca. 1.000 M jährlich und beziffert die Personalkosten für einen Funker mit ca. 6.000 M für den gleichen Zeitraum. 

14. Januar: Ab heute müssen alle Schiffe unter griechischer Flagge, die größer als 1.600 BRT sind und/oder mehr als 50 Fahrgäste an Bord haben, mit einer Funkanlage ausgerüstet sein. 

Januar: Die Marconi Gesellschaft installiert einen 6 kW Langwellen Telefonie-Sender in Chelmsford, der am 23. Februar mit seinen (vorläufigen) täglichen Sendungen beginnt. Amateure und Schiffe senden Empfangsberichte bei Entfernungen bis zu 1.450 Meilen (2.330 km). (Marconi Review) 

Januar: In den Niederlanden wird die Nederlandsche Telegraaf Maatschappij „Radio Holland“ mit einem Grundkapital von 1 Million Florins gegründet. 

Februar: In Norwegen hat die Funkstation Stavanger Radio ihren Betrieb mit den amerikanischen Stationen Annapolis (bei Washington) und Tuckerton (bei Philadelphia) aufgenommen. 

Februar: In Frankreich haben eine Reihe von Stationen neue Rufzeichen bekommen: FFH = Le Havre, FFM = Marseilles, FFU = Ushant, FUX = Toulon. (The Wireless Press Nr 83)

März: Marconi bringt eine „Drahtlose Notsignalvorrichtung“ einen Vorläufer  des Autoalarmgerätes auf den Markt.  Es spricht auf eine Reihe von Morsepunkten an, die mit der Geschwindigkeit von 180 Punkten pro Minute gesendet werden müssen. Im Empfangsgerät schwingt nämlich ein Pendel mit exakt 180 Perioden/Min. Durch ein einkommendes Gleichtaktsignal wird das Pendel zu größeren Ausschlägen gebracht und kann so eine Alarmeinrichtung aktivieren. 

Im März werden in Deutschland 104.977 Telegramme mit 1,7 Millionen Wörtern über Funk abgefertigt. Grund: Wegfall der Überseekabel nach dem 1. Weltkrieg und wirtschaftlicher Aufschwung. Im März 1919  wurden 3.866 Telegramme mit 136.103 Wörtern abgefertigt. 

10. März: Die im Jahre 1919 geschlossenen Küstenfunkstelle der Admiralität wird nun als Küstenfunkstelle Helgoland von der Reichspost in Betrieb genommen. Der Funkverkehr wird während einiger Stunden täglich vornehmlich mit den Seebäderdampfern abgewickelt. 

29. März: In einer Bekanntmachung im Gesetzblatt 1920 heißt es u.a.: „Als Zeitpunkt des Friedensschlusses im Sinne des Gesetzes über die Wiederherstellung der deutschen  Handelsflotte vom 7. Mai 1915 gilt der 10. Januar 1920“. 

April: Eine Denkschrift der Marconigesellschaft regt an, ein Netz drahtloser Verbindungen für das gesamte britische Weltreich zu schaffen. Damit sollen alle Schiffe zwischen 60 N und 50 S erreichbar sein. Die Hauptverbindungen sollen auf folgenden Schifffahrtsrouten eingerichtet werden: England – Indien, Australien, Neuseeland, Südafrika, Südamerika, Westindien und Kanada, . Marconi schlägt vor, 30 Groß-, 50 Haupt- und 100 Nebenfunkstationen zu errichten bzw. umzurüsten. Dazu kommt ein Netz von ca. 200 kleinen Stationen für die wichtigsten Häfen. Als Personalbedarf nennt er u.a. ca. 2.240 Ingenieure, 9.000 Funkbeamte usw. Marconi ist bereit, unter bestimmten Bedingungen dieses Netz auf eigene Kosten zu errichten und zu betreiben. 

29. April: Die holländische Amateurstation PCGG in den Haag beginnt die Ausstrahlung von Rundfunksendungen mit Marconi-Sendern. Zur gleichen Zeit sendet Marconi von seiner Yacht "Elettra" in der Biskaya Musik, die in Portugal gehört wird. Und am 15. Juni wird die weltbekannte Sängerin Nellie Melba über den Sender Chelmsford ein Live-Konzert – u.a. mit ihrem bekanntesten Lied „home sweet home“ u.a. geben. Dieses Konzert wurde u.a. im Iran, im Paris und in Neufundland gehört (Marconi Review)

30. April: Vor der Wireless Society demonstriert Major Binyon eine Gemeinschaftsentwicklung von L.B. Turner, H.W. Shephard und Captain Lee. Dieser Wachapparat wird an den Funkempfänger an der Stelle des Kopfhörers eingesteckt  und überwacht mit einer drehbar angeordneten Auswahleinrichtung die einkommenden Morsezeichen. Wenn ein SOS zweimal hintereinander empfangen wird, passiert diese und nur diese Morsekombination alle Stufen der Auswahleinrichtung und eine Glocke ertönt. Auch Fleming, die Radio Communication Company und andere Institutionen arbeiten an diesem Problem. 

Mai: In einem Schreiben des Ministerialdirektors Bredow an die Seewarte betont der Schreiber, dass man nicht daran denke, wie in Holland nach dem Kriege geschehen, eine allgemeine Freigabe des Funkempfangs durch Jedermann und besonders das Abhören von drahtlosen Telegrammen in Deutschland zu gestatten.

Am 8. Juni stirbt im 70. Lebensjahr in Bologna der Professor Augusto Righi, der Lehrer Guglielmo Marconis. Er veröffentlichte mehr als 200 Abhandlungen, u.a. „Die Telegraphie ohne Draht“. Die von Marconi bei seinen ersten Funkversuchen benutzten Geräte stammten alle aus dem Labor des Prof. Righi. Er war Professor in Palermo, Padua und Bologna. 1880 entdeckt er die magnetische Hysterese und 1887 den thermomagnetischen Righi-Leduc-Effekt. Mit Wilhelm Hallwachs findet er die Elektronenemission beim lichtelektrischen Effekt. Der Schwerpunkt seiner Forschungen waren Gasentladungen und Schwingungen. 

15. Juni:  Marconi führt über seine Sendestation in Chelmsford Telefonie-Versuche durch, bei der Lady Nellie Melbas Stimme abgestrahlt wird. Auch G.G. Blake berichtet, dass die Stimme in Persien gehört wurde. 

18. Juni: Marconi meldet in Deutschland die Doppelgitterröhre zum Patent an. 

19. Juni: Die Anweisung für den Funkentelegraphendienst vom 15. Juni 1913 wird in einigen Punkten geändert. Neu ist. U.a. die Gruppe QTB (ich bin mit Ihrer Wortzählung nicht einverstanden und wiederhole den ersten Buchstaben (die erste Ziffer) jeden Wortes (jeder Gruppe)

Juni: Die Ausbreitung von Kurzwellen wird wissenschaftlich erforscht. 

Juni: Kurz nach der Vorstellung des Autoalarmgerätes von Marconi stellt Telefunken ein ähnliches Gerät vor, welches auf das präzise gegebene  Zeichen SOS anspricht. Dazu gibt es ein gesondertes Tastgerät, welches das Notzeichen mit der „richtigen“ Geschwindigkeit tastet. 

Juni: In England wird die Aussendung drahtloser Sturmwarnungen (ab ca. 70 km/h Windgeschwindigkeit) begonnen. Die Aussendung erfolgt über die Stationen Malin Head, Valentia, Lands End, Culver Cliff, Cullercoats, Lerwick, Seaforth (Liverpool) und Fishguard. 

Juli: Durch Vermittlung zwischen dem Admiral Benson und der National Radio Telegraphs Association wird ein Streik der amerikanischen Bord - Telegraphisten verhindert. 

Juli: Der Canadian Pacific Liner „Victorian“ wird mit einem 3 kW Sprechfunk-Sender ausgerüstet. Damit können die Teilnehmer der Imperial Press Conference auf ihrer Reise von Liverpool nach Kanada über mehr als 1.000 Meilen mit den Stationen Poldhu und Chelmsford in England und St. Johns in Neufundland mit ihren Redaktionen sprechen. Auch mit dem Liner „Olympic“, der einen 1,5 kW Sprechfunk-Sender an Bord hat, gelingen Funksprechverbindungen über 570 Meilen. Außerdem werden die Teilnehmer mit der Morgen- und Abendausgabe der North Atlantic Times versorgt und Chelmsford sendet zu Testzwecken Musik für die Bordteilnehmer, besonders für die an Bord befindlichen Presseleute. Diese von Chelmsford  via Poldhu ausgestrahlten Rundfunksendungen werden bis zu 2.100 Meilen (3.379 km) gehört. 

Juli: Aus Portugal wird gemeldet, dass die Leistung der Station Monsanto  jetzt 100 kW beträgt. Die portugiesische Flotte verfügt neben Monsanto noch über die Stationen Faro, Vale di Zebro und eine Station im Marinearsenal Lissabon. Auch auf den Cap Verden soll eine Marinestation entstehen. 

Juli:  Der Amerikanische Präsident Wilson lädt die Vertreter Großbritanniens, Japans, Italiens und der USA nach Washington zu einer Vorkonferenz. Ziel: Entwurf eines neuen Fernmeldevertrages und der Vollzugsordnung. Wegen des 1. Weltkrieges hatten die Pariser Konferenz 1915 und die für Washington anberaumte Konferenz 1917 nicht stattfinden können und die Beschlüsse zur Sicherung des menschlichen Lebens auf See (London 1913/14) sind von einigen Staaten immer noch nicht ratifiziert worden. Kuriosum: Der Versailler Vertrag (Artikel 284) besagt, dass Deutschland auch gegen seinen (evtl.) Protest alle Beschlüsse dieser (Fernmelde) -Konferenz annehmen muss. Dieser Vertragsentwurf fasst erstmalig die Draht- und Funktelegrafie in einem Vertragswerk zusammen. Die Vorkonferenz schlägt vor, ein internationales Gremium als Ratgeber, Auskunftsbehörde und Schiedsrichter zu gründen. 

Juli:  Von 1920 bis 1930 macht Marconi auf seiner Yacht "Elettra" Versuche mit Ultrakurzwellen. Dazu wird eine spezielle UKW-Senderöhre benutzt. Er hat diese Yacht, die 1904 für die österreichische Erzherzogin Maria Theresia gebaut wurde 1920 gekauft und für seine Zwecke umbauen lassen. Aus dem Jahr 1922 existiert ein Foto, das den weiblichen Funkoffizier der Yacht, Miss Eleanor Steele in der Station zeigt. Zur gleichen Zeit wird in der Station Inchkeith eine drehbar angeordnete Reflektoranlage hinter der UKW-Antenne angebracht und auf der Welle 4 m Reichweitenversuche mit dem SS „Pharos“ gemacht. Mit einem senkrecht angeordnetem Dipol und einem 1-Röhren-Empfänger auf dem Schiff erreicht man sieben nautische Meilen. 

Juli:  Flugzeuge auf der Route London - Paris werden mit Sprechfunkeinrichtungen ausgerüstet

1. August: Der Privat-Funkverkehr von Nordamerika nach Deutschland wird von der Radio Corporation of America (RCA) wahrgenommen. Das ist die Nachfolgerin der früheren amerikanischen Marconi-Gesellschaft. 

August: Nach einer Mitteilung der DEBEG finden Ausbildungskurse in drahtloser Telegraphie in Hamburg (Navigationsschule für Offiziere der Handelsmarine), in Stettin (im Auftrage der Neuen Dampfer Compagnie für Schiffsangestellte in eigenen Diensten) und in Flensburg (im Auftrage der Flensburger Reedereien für Schiffsangestellte in eigenen Diensten) statt. Für das Zeugnis 1. Klasse werden u.a. Morsekenntnisse Tempo 20 WpM (100 BpM) und für das Zeugnis II. Klasse 12 WpM (60 BpM) verlangt.  Die DEBEG-Zweigstelle Bremerhaven erwirbt vom Norddeutschen Lloyd ein Proviantlagerhaus in der verlängerten Keilstraße und richtet dort (bis 1970) die neue Zweigstelle ein. 

August: Aus Japan wird berichtet, dass die neue Empfangsstation Toioka die Nauen – Presse hören und aufnehmen kann. 

August: In Österreich geht die Station Deutsch-Altenburg (in der Nähe der Ausgrabungsstelle Carnuntum) in Betrieb. Diese Telefunken- Station ist ähnlich aufgebaut wie die im Jahre 1915 in Pola in Betrieb genommene Station. Anstelle des dort vorhandenen Turmes (150 m) mit einer Schirmantenne baut Telefunken hier in Altenburg zwei 150-m hohe Masten. Der Maschinensender leistet 60 kW bei 3.000 U/min und 10.000 Per/s. Die von der Maschine abgegebene Leistung wird vervierfacht, versechsfacht und verachtfacht und liefert die drei Betriebswellen 7.500, 5.000 und 3.750 m. Die Sendeleistung wird mit 50 kW angegeben. Der Pola-Generator lief etwas langsamer (2.800 U/min) und lieferte die Wellen 8.000, 5.300 und 4.000 m. 

August:  Norwegen: Neben der vor kurzem eröffneten Station Kristiania (Oslo), die mit einem Maschinensender der Leistung von 25 kW zugeführter und 15 kW abgestrahlter Leistung arbeitet, befindet sich ca. 20 km von der Hauptstadt entfernt noch eine Station, die für den Funkverkehr mit Schiffen zuständig ist. Sie arbeitet mit einem 1,5 kW-Löschfunkensender und kann Wellen zwischen 600 und 100 m schalten. Auf der Empfängerseite wird ein Großstations-Empfänger nach dem Muster von Nauen mit Röhren verwendet. 

August:  In England wird im Juli eine erste Rundfunkübertragung erprobt, die jedoch bald eingestellt wird, um militärische Aussendungen nicht zu stören. 

1. September: Neue Bestimmungen ersetzen das englische Landesverteidigungsgesetz. Danach war für englische Schiffe über 1.600 BRT Funkausrüstung und 2 Funkbeamte vorgeschrieben. Neu ist das Handelsschifffahrtsgesetz (Kapitel 38: Drahtlose Telegrafie), welches ab 1. Dezember für in- und ausländische Schiffe gilt. In den Ausführungsbestimmungen werden die Schiffe in drei Klassen eingeteilt: Zur 1. Klasse gehören alle Schiffe mit 200 oder mehr Personen an Bord. Dauert die Reise länger als 48 Stunden, sind 3 Funkbeamte, bei Reisedauer zwischen 8 und 48 Stunden sind 2 Funkbeamte vorgeschrieben und bei einer Reisedauer unter 8 Stunden muss 1 Funkbeamter an Bord sein. Für die Klasse 3 (Schiffe mit weniger als 50 Personen an Bord) genügt ein Funkbeamter und ein Autoalarmgerät, wenn die Reise länger als 8 Stunden dauert. Bezüglich der  Funkanlage gilt: Reichweite der Klasse 1 Station 100 sm (Notsender 80 bzw. 50 sm), 6-Stunden Betrieb der Notstation, direkte Verbindung Brücke-Funkraum. Bei der Reichweitenprobe müssen die Werte mit 1,5 multipliziert erreicht werden. Im Vorfeld wurden die Befürworter dieser neuen Bestimmungen bezüglich der kleineren Tonnagegrenze mit Hinweis auf finanzielle Belastung der Reeder, keine Unterbringungsmöglichkeit für Telegrafisten und (nahezu permanente) Unterbeschäftigung des Funkers konfrontiert. 

September: Norddeich- und Swinemünde Radio senden regelmäßig Nachrichten für Seefahrer. Die Seewetterwarte Wilhelmshaven strahlt zweimal täglich Wetter- und (geplant) Minenwarnungen funktelefonisch aus. 

29. September: In Nauen wird der Neubau der Großfunkstelle eröffnet. Bei dem Festakt zur Einweihung des Erweiterungsbaues sprechen der Reichspräsident Ebert, Dr. Franke von der Fa. Telefunken, Graf Arco und der Reichpostminister Giesberts. Ministerialdirektor Bredow startet mit einem Tastendruck die neuen Komponenten. Nach der ersten, im Jahre 1906 erbauten Anlage mit einer Strahlungsleistung von 10 kW, die mit Schiffen bis zu 2.400 km arbeiten konnte, hat jetzt der größte Sender – ein Maschinensender mit 400 kW Gesamt- und 150 kW Nutzleistung – eine ununterbrochene Betriebszeit seit 1918 hinter sich. Er arbeitet mit einer Doppel-T-Dach-Antenne mit zwei Masten je 260 m und vier Masten  a 125 m. Für die Aussendung der Wetterberichte, des Zeitsignals und für den Europadienst arbeitet ein zweiter Sender mit 150 kW. 
Die Empfangsstelle für den Duplexbetrieb befindet sich in Geltow bei Potsdam und ist ca. 30 km von der Sendestelle entfernt. Sie wurde 1918 zunächst nur für den Hörbetrieb eingerichtet und ist jetzt nach der Umrüstung auf Duplexbetrieb auch für den Schreib- Schnellempfang eingerichtet worden. Als Empfangsantennen diene große Rahmenantennen (Braunsche Rahmen) in Form eines auf die Spitze gestellen Quadrates. Diese 40 m hohen Rahmen bestehen aus 6 Windungen mit 28 m Seitenlänge und bilden mit einem Drehkondensator den ersten Schwingungskreis des Empfängers. Bei schlechten Empfangsbedingungen (z.B. bei starken atmosphärischen Störungen) wird in Geltow wieder auf Hörempfang umgeschaltet. Die drei deutschen Großstationen Nauen, Eilverse und Königswusterhausen verfügen jetzt zusammen über 5 Groß-Sendeanlagen. Wenig später übernimmt Transradio die Stationen Nauen (von Telefunken) und Eilvese (von der Homag/Lorenz). 

September: Die Funkleitstelle München ist jetzt an das im Aufbau befindliche Reichsfunknetz angeschlossen. Damit ist reibungsloser Funk (Telegramm) -Verkehr möglich zwischen Dortmund, Darmstadt,  Konstanz, Düsseldorf, Frankfurt/M, Leipzig und Stuttgart.Das Netz arbeitet mit Röhrensendern auf Wellen zwischen 1.000 und  3.000 m. Die Gebühren für Telegramme sind die gleichen, die auch für die Kabeltelegraphie Anwendung finden. Welchen Weg eine Nachricht nimmt – über Funk oder über Kabel – bestimmt die Telegraphenverwaltung. Daneben entsteht für den Funkweg ein reines Empfangsnetz für die Nachrichtenbüros, die Handels- und die Schifffahrtskreise. 

September: M.B. Sleeper, ein amerikanischer Amateur, vereinbart mit englischen Amateuren (P. R. Coursey von der Wireless Society of London), dass man einen Versuch unternehmen wolle, den Atlantik auf Amateurfrequenzen zu überbrücken. Als Termin werden die Tage 2., 4., und 6. Februar und als Wellenlänge 200 m vereinbart. Obwohl 250 Amateure teilnehmen, endet der Versuch ohne Ergebnis. Neue Versuche werden für den Zeitraum 8. bis 17. Dezember 1921 vereinbart. 

Herbst 1920 bis Frühjahr 1921: Das amerikanische Bureau of Standards und die American Radio League unternehmen einen Großversuch zur Untersuchung des Fadings bei Nacht. Daran nehmen 17 Sendestationen mit ihren Beobachtern in Entfernungen von ca. 700 km vom jeweiligen Sender teil. Der untersuchte Wellenbereich reicht von 200 bis 375 m. J. H. Dellinger und L. E. Whittemore haben die Ergebnisse ausgewertet, können aber noch keine eindeutige Erklärung für die beobachteten Fadings geben. 

1. Oktober: Gründung des Telegraphentechnische Reichsamt in Berlin. 

6. Oktober:  Norddeichradio bekommt einen 1 kW-Röhrensender mit einem Zusatzgerät für Telefonie und kann den Wetterbericht funkmündlich ausstrahlen. An Bord werden die ersten Röhrensender geliefert. 

Oktober:  Der Vorläufer von Portisheadradio, die Station Devizes mit dem Rufzeichen GKT geht für den Weitverkehr (1.500 Meilen - Reichweite) in Betrieb. Die Station, die während des Weltkrieges als Abhörstation diente, wurde jetzt von Marconi mit einem 6-kW-Röhren – Sender und einem neuen Röhren-Empfänger ausgerüstet. Die dazu gehörende Antenne hat zwei 90-m-Masten. Damit soll sich die Reichweite über See auf 2.700 km erhöhen. 

1. Oktober: Ein neuer Heuervertrag enthält neben der Festheuer und der Überstundenpauschale eine Teuerungszulage. Für große Fahrt gilt u.a. (Grundheuer/Teuerungszulage/Überarbeitspauschale/Summe): 2. Offizier: 550/500/200/1.250. 3. Offizier: 500/400/200/1.100 und 4. Offizier: 400/400/200/1.000 Mark. Die Funkerzulage beträgt 30 bzw. 60 Mark. 

Oktober:  Auf der Weltpostkonferenz Madrid beschließt man, zwischenstaatliche Telegramme in der Kunstwährung Goldfrank abzurechnen. Es heißt dort, dass der Pariser Goldfranken einen Kurs von 5,1825 gegen einen US Dollar haben wird. Ausnahme: Die Vereinigten Staaten von Nordamerika stellen ihre Forderungen weiterhin in US-Dollar. 

Oktober 1920: Das Reichspostministerium (RPM) legt den Entwurf einer Vorordnung über die Laufbahn der Funkangestellten auf deutschen Handelsschiffen vor. Kernpunkt: Alle Funkbeamten sind künftig Reichspostmitarbeiter und werden durch die Reichspost ausgebildet und von hier auf die Schiffe delegiert. Dagegen erhebt der Verband Deutscher Funkbeamten e.V. energisch Einspruch und weist auf die Vereinbarungen von 1918/19 hin, wonach über die Amtsbezeichnungen (Funkgehilfe/Funkoffizier), Wohnräume an Bord, staatliche Prüfungen usw. Einigkeit erreicht worden ist. Weiterer Protest kommt vom Verband Deutscher Seeschiffer-Vereine (Schiffsoffiziere mit Funkzeugnis). Die Reichspost erwidert, dass gerade durch die Berufsfunkoffiziere die Forderung nach staatlicher Absicherung und beruflichem Aufstieg im Postdienst der Auslöser für diesen Entwurf sei. Das war auch der Wunsch arbeitsloser Funkoffiziere, die im Rahmen der Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen im Postdienst beschäftigt wurden. Im übrigen seien durch den Entwurf nur die Berufs-Funkoffiziere, nicht aber die Nautiker mit einem Funkzeugnis betroffen. 

Oktober:  Telefunken stellt einen neuen Präzisions-Wellenmesser mit drei Bereichen vor. Als Anzeige dient ein Drehspulinstrument mit einem Detektor. 

Oktober:  Die Deutsche Seewarte gibt in einer Übersicht die Stationen in Nordeuropa bekannt, welche Wetterberichte im Klartext verbreiten. Hier ein Auszug:
Scheveningen/PCH 1800 m, List/KAL 1250 m, Cleethorpes/BYB 3000 m, Adlergrund/KAG 300 m, Swinemünde/KAW 1000 m, Poldhu/MPD (NPD??) 2600 m, Bülk/KBK 600 m, Pillau/KPI 600 m und  Norddeich/KAV 600 m.

Oktober:  In Königswusterhausen werden mit einem 5 kW Lichtbogensender (2.700 bis 3.500 m) Versuche mit Sprachübertragung gemacht. 

Oktober:  Im deutschen Reich bestehen neben der DEBEG noch fünf weitere Betriebsgesellschaften, die sich mit dem Funkwesen beschäftigen. Das sind:
Transradio: Betrieb der Großstationen Nauen und Eilvese. Funkverkehr mit den Vereinigten Staaten Nordamerikas, Südamerika, China, Japan, Russland, Rumänien, Spanien, Italien, Ägypten. Beteiligung von Telefunken und Lorenz.
DEBEG: Bau und Betrieb von Bordfunkstellen auf Handelsschiffen, Verkehr zwischen Küste und Schiff. Vor dem Weltkrieg Beteiligung von Marconi und Telefunken, nach dem Krieg scheidet Marconi aus.
Eildienst für amtliche und private Handelsnachrichten: Lieferung der Nachrichten für den Wirtschafts- und Industrie – Rundspruch innerhalb Deutschlands.
Transocean: Nachrichten für den Europa- und Übersee-Pressedienst.
Europa Radio: Nachrichten für den Europa Radiodienst, wirtschaftlicher Rundspruch.
Continentale Telegraphen-Compagnie: Nachrichten für den Presse-Rundfunk (Wolffs Telegraphisches Büro.)

Oktober:  Europäische Eisenbahn-, Post- und Telegrafenkonferenz in Paris. An der Veranstaltung nehmen Delegationen aus 21 Staaten teil. Zweck ist u.a. die Klärung verkehrs- und betriebstechnischer Art des drahtlosen Verkehrs zwischen den europäischen Hauptstädten. 

November: F.G. Creed von der Fa. Creed u. Co Ltd, Croydon führt in Aldershot seine neue Maschine vor, die drahtlos empfangene Morsezeichen als Buchstaben auf einen Papierstreifen schreibt. Die in Köln und anderen Senderstandorten gesendeten Zeichen mit einer Geschwindigkeit von 100 WpM (500 BpM) wurden bei der Demonstration im allgemeinen richtig  wiedergegeben, wenn die atmosphärischen Störungen gering sind. 

November: Auf dem Versuchsplatz Lärz bei Mirow/Mecklenburg werden planmäßige Untersuchungen von Antennenformen, der Einfluss des Erdreichs und des Grundwassers und der atmosphärischen Störungen usw. durchgeführt. Weitere Untersuchungen betreffen die Themenfelder Hochfrequenz- und Niederfrequenzverstärker mit Röhren, Rückkopplung und Überlagerung. Dabei wird u.a. bestätigt, dass ein geübter Beamter den (Morse)-Text noch verstehen kann, wenn der im Ton abweichende und mit zehnfacher Lautstärke einfallende Störer das Signal überlagert.

1. Dezember: Ab heute müssen alle Schiffe, die größer als 1.600 BRT sind und einen englischen Hafen anlaufen, mit einer Funkanlage ausgerüstet sein (siehe 1. September 1920).

Dezember: In einer Liste des Welttelegrafenvereins Bern sind für Deutschland 78 Bordfunkstellen aufgelistet. In der Welt gibt es zu dieser Zeit ca. 480 Küsten- und ca. 11.000 Bordfunkstellen. 

13. Dezember: Nach langer Krankheit verstirbt im 72. Lebensjahr in Shortlands/Kent Dr. Alexander Muirhead. Er war einer der Pioniere der Funktechnik und Funksystem Lodge-Muirhead trägt noch heute weltweit seinen Namen.

Dezember: Drei Monate nach der feierlichen Einweihung der Erweiterungsanlage in Nauen wird in Frankreich die Großstation Lafayette (auch Croix d’hins genant) in Betrieb genommen. Die ca. 18 km südwestlich von Bordeaux gelegene Anlage besitzt die z.Zt. größte Antennenanlage der Welt. Dort sind 8 freistehende Türme der Höhe 250 m und mit einem Eigengewicht von je 550 t aufgestellt worden. Das Drahtnetz hat eine Länge von 1.200 m und eine Breite con 400 m. Für das Erdnetz wurden 400 Quadratmeter Kupferplatten verlegt und dazu ein Kranz von 100 Kupfer-Röhren in einer Tiefe von 20 m vergraben. Der ca. 80 Tonnen schwere Lichtbogen-Sender arbeitet auf der Verkehrswelle 23.500 m und kann auf 6 weitere Wellen zwischen 13.850 m und der Verkehrswelle geschaltet werden. Da man den Lichtbogen in den Tastpausen nicht sicher und schnell wieder zünden kann, tastet man den Sender durch Verändern der Sendewelle. Starke Funken beim Tasten erfordern den Einsatz von 78 parallel geschalteten Tasten. Der Kaufpreis der Anlage wird mit 3,69 Millionen US-Dollar genannt. 

Dezember: Von einer neuen Autoalarm-Anordnung, die von der Fa. Shanguessi entwickelt wurde und z.Zt. bei einigen britischen Stationen erprobt wird, berichtet die ETZ. Bei dieser Anlage wird ein 12 Sekunden dauernder Morsestrich dazu benutzt, einen Kondensator aufzuladen. Dessen Entladestrom soll ausreichen, eine Alarmeinrichtung zu aktivieren. Die Anlage wurde aber in der Erprobung oft ausgelöst, wenn ein Abstimmvorgang 12 Sekunden dauerte. Danach erfolgte ein Umbau so, dass die Alarmierung erst nach 5 bis 10 Strichen a 12 Sekunden Dauer erfolgt. 

22. Dezember: Zum Weihnachtsfest überträgt der Sender Königswusterhausen ein Konzert über einen Lorenz-Poulsen-Sender. Das Konzert wird auch in England, Holland, Luxemburg usw. aufgenommen. 

Dezember: Die DEBEG betreut 238 eigene und fremde Handelsschiffstationen. Die Gesamtzahl der beförderten Funktelegramme im Deutschen Reich war 24.400. In Deutschland sind 248 Bordfunkstellen registriert. (Zählung mit/ohne Sprechfunk- und Empfangsstationen??)


Neu auf dem Büchertisch 1920
Bei Oldenbourg/München erscheint das Buch "Grundriss der Funken-Telegraphie" von Dr. Franz Fuchs in der 11. Auflage. Preis: 2,75 RM. In einer Buchbesprechung wird bemängelt, dass aktuelle Themen, wie Peilfunk und Funktelephonie besser und aktueller dargestellt werden sollten.
Das Buch „Überseeische Telegraphie und auswärtige Politik“ von Dr Richard Henning erscheint bei Carl Heymann, Berlin, es kostet 5 M.
Dr. A. Deckert ist der Autor des Buches „Einführung in die Funkentelegraphie, 2. Teil – Sender und Empfänger:  Das Büchlein erscheint im Verlag Jos. Kösel, Kempten und München und kostet 1,90 M. 
„Die Funkentelegraphie im Inlandverkehr der Einzelstaaten“ von E. Winkler erscheint im Verlag Karl Harbauer, Wien und Leipzig
Das Buch „Die Elektronenröhren und ihre technischen Anwendungen“ von Dr. H.G. Möller erscheint bei Vieweg in Braunschweig und kostet 10 M. 
Nur 3 M. kostet das Büchlein „Die neuere Entwicklung der Funkentelegraphie, ein Siegeszug der Vakuumröhre“ von Dr. H. Wigge. Es erscheint im Verlag Ingenieurzeitung in Cöthen/Anhalt. 
Neu ist auch das Buch „Von Morse bis Marconi – Die Telegraphie und ihre Rolle in der Weltwirtschaft und Weltpolitik“ von Dr. Albert Neuburger. Es ist im Verlag Ullstein, Berlin erschienen und kostet 18 M.
Vom Autor Mosler erscheint das Buch „Einführung in die moderne drahtlose Telegraphie und Telephonie und ihre praktische Verwendung“ im Vieweg – Verlag, Braunschweig. Es kostet 24 M.
Das schon 1914 erstmals erschienene Buch „Textbook on Wireless Telegraphy“ von Rupert Stanley gibt es jetzt in einer Neuauflage bei Longmans, Green and Co. Es kostet 15 s.
Im Verlag Wireless Press erscheint das Buch „The Wireless Operator’s Diary and Notebook“ zum Preis von 4/6.
Im September erscheint eine Festschrift zum Ausbau der Station Nauen mit zahlreichen Artikeln, die das Werden der Station und die Sender und Antennen ausführlich beschreiben.  Zu den dringend erforderlichen Arbeiten gehören: Aufbau von 7 neuen Masten a 210 m Höhe und Abbruch von 4 alten Masten a 120 m. Die Umänderung der Antennenform und die Verbesserung der 400 kW und 130 kW Sender. Der Einbau von „Anzapfsendern“ (das sind kleine Nebensender, die neben den großen Sendern mit dem gleichen Programm für ein anderes Empfangsgebiet laufen). Ferner der Ausbau der Erdanlagen und die Verbesserung der Stromversorgung. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version: 13-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1921

Januar: Dänische Reeder erheben Einspruch gegen britischen Bestimmungen über Funkausrüstung ausländischer Schiffe, die englische Häfen anlaufen. Darauf erwidert die britische Botschaft, dass die Fa. Siemens Brothers leicht 40-50 Funkinstallationen durchführen kann. Im Folgejahr sind von 2.082 dänischen Schiffen 219 mit Funkanlagen ausgerüstet (202 zwangläufig und 15 freiwillig)

Januar: Mitteleuropäische Telegraphenkonferenz in Prag. Teilnehmer neben Deutschland sind die Tschechoslowakei, Österreich- Ungarn, Italien, Polen, Rumänien, Bulgarien, Jugoslawien. Themen: Neuordnung der Tarife, Abrechnungsverfahrung,  Störungen, Telegraphengeheimnis. Annahme der Beschlüsse der Pariser Konferenz vom Juli 1920. Im Herbst findet die Osteuropäische Telegrafenkonferenz in Riga statt. 

Januar: Die amerikanischen Funk- und Fernmeldegesellschaften American Telephone- and Telegraph Co. und die General Electric C. of America (RCA) wollen kooperieren und ihre Patentrechte austauschen. 

Januar: Das Reichspostministerium weist noch einmal darauf hin, dass für Vorführungen und Vorträgen  mit Demonstrationen, die sich mit der drahtlosen Telegraphie beschäftigen, unbedingt eine Genehmigung des Reichspostministeriums notwendig ist (§ 3 Abs. 2 Telegraphengesetz vom 6. April 1892, abgeändert am 7. März 1908). 

1. Februar: Die Küstenfunkstelle Cuxhaven ist in das Telegraphenamt an der Alten Liebe umgezogen und nimmt dort heute seinen Dienst auf. Der alte Knarrfunkensender wird durch einen Tonfunkensender ersetzt. Auch die Stromversorgung wird umgestellt. An die Stelle des alten Benzinmotors wird jetzt eine 220 Volt Gleichstromversorgung von dem E-Werk der Stadt zum Aufladen der Akkumulatoren benutzt. 

1. Februar: Die Hauptfunkstelle der Deutschen Reichspost in Königswusterhausen beginnt nach einer Reihe von Versuchssendungen jetzt mit der regelmäßigen Abstrahlung von Telephonie-Programmen, welche für das In- und Ausland bestimmt sind. 

Februar: Norddeichradio unternimmt Reichweitenversuche mit dem neuen 1 kW-Röhrensender. D. "Cap Polinio" hört den Telegrafiesender noch über 4.600 km. Daneben meldet Norddeichradio, dass immer mehr Fernverbindungen auf der Welle 1.800 m gelingen, die im Funkentelegrafenvertrag für Verbindungen zur Heimatküstenfunkstelle unabhängig von der Entfernung freigegeben ist. 

Februar: Während im Deutschen Reich die Herstellung und der Betrieb von Funkanlagen an sehr strenge Auflagen geknüpft ist, gibt es in Großbritannien z. B. 41 Vereine mit über 1.500 Mitgliedern, die dieses Hobby betreiben. Weiter wird gemeldet, dass die Zahl der Neuanträge beträchtlich ist. 

Im Frühjahr gibt es an der amerikanischen Westküste 25 und an der Ostküste 31 Funkfeuer für die Seeschifffahrt und die Luftfahrt. 

Am 1. März übernimmt der Leutnant Günther (Marine Admiralität Geestemünde) als  Gastdozent für monatlich RM 600.- die Funk- Ausbildung der Nautiker/Funker an der Seefahrtschule in Bremen. Aber nicht alle Steuermannsschüler erwerben das Seefunkzeugnis an der Schule. So hat der spätere Bremer Oberseefahrtsschuldirektor Martin Berger als "Obermatrose" und Inhaber eines Seefunkzeugnisses im Jahre 1917 seinen Steuermannslehrgang begonnen. 

10. März: Die Küstenfunkstelle Helgoland Radio geht in Betrieb. 

März: Ein Artikel in der ETZ (11/1921) beschreibt die heute üblichen Senderschaltungen und geht besonders auf die konstruktiven Probleme der Maschinensender ein. Der Autor stellt für die Sender eine Tabelle auf:

Gewöhnliche Funkenstrecken
Sender für gedämpfte Wellen
Sender für ungedämpfte Wellen
Auslaufmodell
Rotierende Funkenstrecken
Hochfrequenzmaschinen
 
Löschfunkenstrecken
Röhrensender
   
Poulsen-Lichtbogensender
Ergänzend beschreibt er u.a.:
Gewöhnliche Funkenstrecken: Anfangs verwendete man Funkeninduktoren mit Unterbrechern, später benutzte man Quecksilberstrahlen- und Wehnelt-Unterbrecher.
Rotierende Funkenstrecken wurden und werden fast nur in Marconi-Anlagen benutzt. Dabei wird der Funken mit Gleichspannung bis zu 25 kV und rotierenden Funkeninduktoren mit einer Frequenz von 100 bis 1.000 Per/s erzeugt. Problematisch sind die für große Leistung benötigten hohen Spannungen mit ihren Isolations- und Überschlags-Problemen. 
Für die Erzeugung der Löschfunken benutzt man Wechselstromgeneratoren mit 500 Per/s, die bis zu Leistungen von 500 kW gebaut werden. Benutzt werden Gleichpolmaschinen als Generator, die mit einem wicklungslosen Läufer arbeiten. Damit hat man geringe Eisenverluste, nur die Statorzähne sind der Wechselmagnetisierung ausgesetzt. Rotor-Luftspalt ist ca. 0,5 mm, die Eisenverluste betragen ca. 10 % und sind abhängig von der Frequenz. Üblich sind Maschinen in den Größenordnungen 50 Watt bis 300 kW. Der Poulsen-Lichtbogen-Sender wandelt Gleichstrom direkt in Hochfrequenzenergie um. 
Wesentliche Konstruktionsmerkmale moderner Poulsen-Sender sind: Die Lichtbogenstrecke besteht aus Wasserstoff  oder einem wasserstoffhaltigem Gas, um eine große Ionenbeweglichkeit zu garantieren. Auf den Lichtbogen wirkt ein Magnetfeld senkrecht zur Stromrichtung. Welches „magnetisches Gebläse“ genannt wird. Dieses Magnetfeld lenkt den Lichtbogen aus, bis er erlischt. Die Elektroden drehen sich langsam, sodass immer frische Stellen zum Abbrand kommen. Die Flammenkammer wird mit Wasser gekühlt. 
Ergänzend dazu schreibt die ETZ, dass in München eine Dissertation (E. Mayer/J.A. Barth) über die Theorie der Lichtbogen- schwingungen eingereicht und angenommen wird. 

März: Marconi nimmt in der Station Clifden (Irland) einen Röhren Sender in Betrieb, der mit 12 parallel arbeitenden Vakuumröhren den Antennenstrom von 180 A erzeugt. 

Ostern: Zur Feier des Osterfestes übertragt der Sender Königswusterhausen ein Konzert. Für die nächste Übertragung wird die Sendung einer ganzen Oper über den Sender vorbreitet.

5. April: Auf dem VIII. Deutschen Seeschifffahrtstag wird eine Entschließung angenommen, die die Einführung der drahtlosen Telephonie fördern soll, ohne jedoch die drahtlose Telegrafie aufzugeben. 

April: Im Bereich der Vereinigten Staaten von Amerika sind z. Zt. 135 Küstenfunkstellen in Betrieb, davon 19 auf den Philippinen, 3 in der Kanalzone und 2 auf Hawaii.

24. April: Die OPD Hamburg führt im Telegrafenamt der Stadt einen Rundfunk-Empfangsversuch vor. Sendestelle ist die Hauptfunkstelle Königswusterhausen (4 kW-Poulsen-Sender). Übermittelt werden politische Nachrichten und Musikstücke. Bei der Gelegenheit wird auch die "Kofferstation" von Telefunken mit einer Rahmenantenne vorgeführt. 

April: Lorenz stellt zwei Kleinstationen vor. Die erste arbeitet mit einem Poulsen-Sender, der mit 220 V / 2 A-Gleichstrom gespeist wird. Die Senderabstimmung wird mit einer Taschenlampen-Glühbirne durchgeführt. Mit einer 20 m hohen Antenne erzielt man eine Reichweite von 15 km.  Die zweite Station ist ein kombiniertes Röhren-Kleingerät mit Sender und Empfänger in einem Gehäuse. Dabei werden die Abstimmmittel von beiden Geräteteilen genutzt. Mit einer 30 m hohen Antenne wird eine Reichweite von 100 km erzielt. In der Betriebsart Telephonie ergibt sich eine Reichweite von 30 km. Die Gehäusemaße: 27x37x22 cm. Benutzt wird eine Welle zwischen 300 und 800 m. 

April:  In Deutschland gibt es in vielen Städten einen Rundspruchdienst mit den Gruppen: Wirtschaftsfunk, Sport-, Wetter- und Zeitsignaldienst. Dafür bietet Lorenz den Presseempfänger (Audion mit Rückkopplung) an. Das Gerät wird von einem Postbeamten auf die richtige Welle (grob) vorabgestimmt und dann verplombt. Der Nachrichtenbezieher kann diese Welle nur noch in einem begrenzen Rahmen fein abstimmen und zwischen den Betriebsarten Telegrafie und Telephonie umschalten. 

April: Das neue Internationale Signalbuch kostet 165 Mark. Ein Jahr später wird dafür 300 Mark berechnet. 

April: Der Schweizerische Bundesrat erteilt Marconi die Konzession für eine drahtlose Telegraphenstation mit einer Reichweite von mindestens 2.000 km, die bei Münchenbuchsee entstehen soll. 

April:  Dr. Bredow wird Staatssekretär im Reichspostministerium (RPM) und damit Leiter des gesamten Funkwesens in Deutschland. 

Mai: Nach einer Aufstellung von JHC Harold, Dozent für drahtlose Telegrafie am Royal Technical College Glasgow, sind in den 19 Jahren drahtlosen Telegrafiefunks über 11.000 Menschen durch Funkhilfe gerettet worden. Er nennt als Beispiel folgende Seenotfälle (Zahlen in Klammern gerettete Menschenleben): 
1909 "Republic" (761), 1911 "Delhi" (321), 1912 "Titanic" (703), 1913 "Volturno" (521), 1913 "Balmes" (125), 1914 "Empress of Ireland" (452),  1915 "Falaba" (140), 1915 "Athenai" (470), 1915 "Thessaloniki (215), 1915 "Lusitania" (764),  1916 "Chiyo Maru" (299). 

Mai:  Gründungsjahr des CRIC (Commercial Radio International Committee). Gründungsmitglieder sind die vier führenden Funkgesellschaften der Welt: Marconi, RCA, Telefunken und Compagnie Generale de Telegraphie sans Fil (Frankreich). 

Mai: Die See-Berufsgenossenschaft weist darauf hin, dass auf den Westmänner-Inseln der isländische Rettungsdampfer "Thor" / CFI stationiert wird und für ärztliche und sonstige Hilfeleistung angerufen werden kann. 

Mai: Reichweitenversuche in Richtung Land-See mit Funktelephonie in Deutschland. Der 10/5 kW Telefunken-Röhrensender in Königswusterhausen wird vom D. "Bahia Blanca" bis zu 3.500 km gehört. 

Mai: Die DEBEG liefert die ersten Röhrensender (Cap Polonio-Sender), Typ Telefunken CP I. Leistung 1 kW, eingebaut in einen Holzschrank, Wellenbereich der erstem Sender nur 2.100 m, Nachfolgetyp mit 3 Wellen im Bereich 1.000 bis 3.100 m., Sendeart A1. Der (Nachfolger) Typ CP IV hat drei Röhren (Brenndauer 3.000 Stunden), eine Leistung von 1 kW für die Frequenzbereiche 100 - 177 kHz und 375 - 500 kHz (andere Quelle: drei Wellen im Bereich 1.000 bis 3.100 m). Die Betriebart A3 kann mit reduzierter Leistung (400 Watt) durchgeführt werden. Ausgerüstet werden die Schiffe: "Cap Polonio", "Cap Arkona" und "New York". 
Der erste dazugehörige Röhrenempfänger (Telefunken E 266) ist mit der (aufgesteckten) RE 11 als Audion mit Rückkopplung geschaltet. Mit auswechselbaren Steckspulen überdeckt er die Wellenbereiche 300 - 20 000 m (andere Quelle: Frequenzbereich 15 kHz bis 2 MHz). Heiz- und Anodenspannung (6 V und 32 - 50 V) aus dem Netzgerät EZ 373 und Spannungsteiler HSch 324. Mit zwei nebeneinander angeordneten Empfängern kann man wegen der oben angeordneten Steckspulen einen Zweikreis- Empfänger bauen oder einen Telegrafieüberlagerer realisieren. Bei Telefunken wird mit dieser Anordnung ein Vierkreiser erprobt. Zusatzbaustein: Zweiröhren-NF- Verstärker EV 285. Der Nachfolgetyp E 266 g wird mit der Röhre RE 38 bestückt. Weiter neu im Programm der DEBEG: Langwellen-Sender AR 106 (2 Röhren) und LW-Empfänger AR 93 (1 Röhre). Auch der Lorenz-Empfänger ERM 126 mit Selektionsvorstufe und 2-stufigem NF-Verstärker ist im Programm. Mit Steckspulen überstreicht er den Frequenzbereich von 15 kHz bis 3 MHz. 

Mai:  In einem DEBEG-Verzeichnis der europäischen Küstenfunkstellen wird für die deutschen Stationen aufgelistet: 

Küstenfunkstelle/Rufzeichen
Normale Reichweite
(sm)
System
Wellenlänge
(Normalwelle fett)
Amrumbank FS/KAF
27
Telefunken
300   600
Borkumriff FS/KBR
60
Telefunken
300   600
Bülk/KBK
110
Telefunken
300   600
Cuxhaven/KCX
325/650 (Tag/Nacht)
Telefunken
300   600
Eider FS/KAJ
30
Telefunken
300   600
Eider Lotsengaliote/KCL
100
Telefunken
300   600
Elbe FS I /KBF
60
Telefunken
300
Fehmarnbelt FS/KBC      
Norddeich/KAV   
Telefunken
300   600   1800
Pillau/KAP      
Sassnitz/KCV
110
Telefunken
375
Swinemünde/KAW
330/660
Telefunken
300   600   1800
Weser FS/KCW
80
Telefunken
300

8. Juni: Über den Lorenz-Poulsen-Sender Königswusterhausen wird  zum ersten mal eine komplette Oper aus der Berliner Staatsoper gesendet. Übertragen wird die Oper „Madame Butterfly“. 

10. Juni: Im Reichtelegrafenamt Berlin findet ein Treffen aller am Funkwesen beteiligten Behörden Deutschlands statt. Dabei wird der Marineleitung (Torpedo-Inspektion) das Funkpeilwesen, dem Reichsverkehrsministerium die drahtlosen Leuchtfeuer und die Funktelephonie dem Reichspostministerium übertragen. 

1. Juli: Von Swinemünde/KAW, Bülk/KBK, Cuxhaven/KCX und Norddeich Radio/KAV können ab 12.00 Uhr morgens Wetterberichte auf Ersuchen abgefordert werden. Preis: 60 Pfg pro Wort. 

Juli: Eine kleine Anfrage im englischen Unterhaus beschäftigt sich mit dem Seefunk. Sie besagt, dass innerhalb der letzten drei Monate mehr als 300 englische Berufsfunker entlassen und dort, wo es das Gesetz zulässt, durch Schiffsoffiziere (Watcher) ersetzt wurden. Dies geschah auch in der 2. Schiffkategorie (Schiffe mit 50-200 Fahrgästen), welche vorher mit zwei Funkbeamten besetzt waren. Die Regierung verweist in ihrer Antwort auf die hohe Zahl der aufliegenden Schiffe. 

Juli: Aus Großbritannien wird gemeldet, dass zahlreiche englische Reedereien (z.B. Bibby-Line, Cunard, British Steam usw.) ihre Funkanlagen nicht mehr bei Marconi, sondern bei amerikanischen Firma RCA bestellen. So hat die Reedereigruppe Union Castle Line kürzlich bei der RCA weitere 56 Stationen bestellt. 

Juli/August: In Paris tagt die Internationale Radiokonferenz, auf der amerikanische, englische, französische, japanische und italienische Delegierte Fragen diskutieren, die auf der Washingtoner Vorkonferenz 1920 in den Raum gestellt wurden. Dabei geht es u.a. auch um die Vereinheitlichung von Ausdrücken (z.B. Radio statt drahtlos usw.), um die Klassifizierung von Sendearten, um die Einteilung der Sender nach Stärke und Interferenz, um die Normierung der Reichweitenangaben der Küsten- und Bordfunkstellen und um die Gründung eines internationalen Forschungsinstitutes für alle Fragen der drahtlosen Technik. 

August: In den USA sendet die Station Pittsburg erste Radioprogramme. Im Herbst werden im Lande erste Lizenzen für private Radiostationen ausgegeben. 

August: Auf der Nordseeinsel Jan Mayen wird nach der norwegischen Besetzung eine Wetterwarte mit Funktelegrafie gegründet, die seither täglich Wetterbeobachtungen über Funk absendet. 

August: In London tagt die 24. Generalversammlung der Marconi Wireless Telegraph Co. Ltd., die von Senator G. Marconi persönlich eröffnet wird. Die Versammlung beschließt, eine Dividende von 10 % auf gewöhnliche und 5 % auf Vorzugsaktien auszuschütten. Hinsichtlich des von der britischen Regierung geplanten Weltfunknetzes weist Marconi auf die Patentlage hin. Er betont, dass er die Patentrechte der vier großen Gesellschaften (Marconi, RCA, Compagnie Generale und Telefunken) für das gesamte britische Weltreich in der Hand hält. Inzwischen hat die britische Regierung bei Marconi um ein Angebot für  100-kW-Röhren-Sender angefragt. 

August:  Die Firma Huth liefert einen Ein-Röhren-Zeitsignal-Empfänger mit Detektor. 

September: Chatham/Mass und Belmer/NJ-Radio erhalten neue RCA Röhrensender (Leistung 2 kW, Reichweite ca. 500 sm, Wellenlängen Chatham 2.200 m, Belmer 300, 425 und 600 m). 

September: Telegraphenkonferenz in Riga. Die Funkkommission behandelt die Themen Telegrafengeheimnis, ungedämpfte Wellen, Vermeidung von gegenseitigen Störungen. Die Frage der Wellenverteilung soll auf einer internationalen Konferenz geklärt werden. 

September: Telefunken stellt den neuen Bordpeiler mit kardanischer Aufhängung und 4 auswechselbaren Rahmen vor. Der Audionempfänger mit Hf-Vorstufe ist direkt am Rahmen angebracht, ein Nf-Verstärker  kann dazugeschaltet werden. 

1. Oktober: Heute tritt eine Commonwealth – Bestimmung in Kraft, nach der alle Schiffe im Australien – Verkehr, die mehr als 12 Fahrgäste befördern, eine (bemannte) Funkstation an Bord haben müssen. 

8. Oktober 1921: Die "Verordnung betreffend Befähigungszeugnisse für Funkoffiziere auf Handelsschiffen" , erlassen aufgrund des § 4 der Seemannsordnung vom  2. Juli 1902 wird im Reichsgesetzblatt Nr. 100, S 1282 veröffentlicht. Der § 1 fordert neben dem Funkzeugnis  nach dem Internationalen Funktelegraphenvertrag vom 5. Juli 1912  ein Zeugnis über das Bestehen einer besonderen Fachprüfung, der eine dreijährige Ausbildungszeit vorauszugehen hat.  Der § 2 lautet: Die im Funkdienst an Bord von Handelsschiffen tätigen Funkbeamten haben nach beendeter Ausbildung und Erteilung des erforderlichen Prüfungszeugnisses an Bord die Stellung als Schiffsoffizier nach § 2 der Seemannsordnung vom 2. Juni 1902 und führen während dieser Zeit die Amtsbezeichnung „Funkoffizier“. "." Nach dieser Regelung kann also kein Inhaber eines Seefunkzeugnisses 1. Klasse (Vorstufe) und des Seefunkzeugnisses 2. Klasse als Funkoffizier, sondern als z.B. "2. Offizier und Funker" gemustert werden

Am 17. Oktober folgen die "Bestimmungen über die künftige Laufbahn der Funkangestellten auf Handelsschiffen und bei Großfunkstellen (Amtsblatt des RPM Nr 36/1921 S. 188 und  Zentralblatt für das Deutsche Reich Nr 47 vom 4. November 1921). 
Einige Inhaltspunkte: Bewerber, die den Annahmebedingungen für die Laufbahn des „Supernumerats“ entsprechen, melden sich beim Telegraphischen Reichsamt, Annahme, wenn Bedarf besteht, Abgabe einer schriftlichen Erklärung, dass er 6 Jahre nach der Prüfung im privaten Funkdienst eingesetzt werden kann. 
Ausbildung: 4 Monate Ausbildung an Klopfer, Morse und Fernsprecher. Ungeeignete Teilnehmer werden entlassen.  3 Monate Ausbildung auf der Funkerschule einer Gesellschaft. Nichteignung führt wieder zur Entlassung. Im zweiten Ausbildungsjahr erfolgt eine 6-9-monatige Ausbildung an Land oder an Bord. Vor dem Bordeinsatz muss er die Bordtelegraphistenprüfung ablegen und führt an Bord die Amtsbezeichnung „Funkgehilfe“. Das dritte Ausbildungsjahr wird im Telegraphentechnischen Reichsamt abgeleistet und wird als Vorbereitung für die Fachprüfung verstanden. Nach bestandener Prüfung werden die Anwärter in einer „Liste der als Funkangestellte an Bord deutscher Handelsschiffe und bei Großfunkstellen ausgebildeten Personen“ aufgenommen und beschäftigt. 
Die Überweisung an die Gesellschaften erfolgt nach der Reihenfolge der Vormerkungen auf mindestens 6 Jahre.  In größeren Pausen zwischen den Fahrten kann die Gesellschaft beschäftigungslose Bordtelegraphisten einem Telegraphenamt überweisen. Nach Ablauf der 6 Jahre Dienst bei der Gesellschaft hat der Funkangestellte das Recht, als Beamter in den Reichsdienst überzutreten. Für die nächsten 3 Jahre gelten Übergangsbestimmungen für Reichsangestellte bzw. Beamte mit dem Zeugnis als Bordtelegraphist 1. Klasse. Einer der Gründe für diese Neuregelung war, dass im bisherigen Bordfunkerberuf dem Angestellten weder Beförderung noch Lebensstellung geboten wurde. Zum anderen wächst in einer Zeit des Wiederaufbaus ohne eigene oder mit immer noch zerstörten Seekabeln die Bedeutung der Funktelegraphie über Großfunkstellen des Reiches. 

10. Oktober: Die DEBEG beginnt in Hamburg einen Lehrgang für Schiffsoffiziere zum Bordtelegrafisten-Examen 2. Klasse. Die Dauer soll 4 Monate sein. In diesem Jahr endet auch die Ausbildung der Funkoffiziere mit dem Zeugnis 1. Klasse bei der DEBEG, die bis zum Mai 1925 durch die Reichspost ausgebildet werden.  Bei den im Vormonat von der DEBEG ausgerüsteten Schiffen erhielten von 58 Stationen nur 3 einen der neuen Audionempfänger. 

Oktober: Der argentinische Dampfer "Bahia Blanca" meldet, dass er die funktelefonische Aussendung von Nauen (andere Quelle: Königswusterhausen) (Telefunken-Röhren-Sender 10/5 kW) mit einem Telefunken-Audion-Empfänger bis 2.400 km ohne und mit Verstärker bis 4.340 km aufnehmen kann. 

Oktober: Die letzten der während des Krieges in den Vereinigten Staaten von der Navy übernommenen Küstenfunkstellen werden in Privateigentum zurückgegeben. 

Oktober: Prof. Fleming hält in der königlichen Gesellschaft der Wissenschaften in London einen Vortrag mit dem Titel „Möglichkeiten der Überbrückung langer Entfernungen durch Funkentelegraphie“. Dabei stellt er Vermutungen über eine elektrisch leitende Schicht , die nach seiner Meinung in einer Höhe von 100 – 200 km vorhanden sein muss. Sie besteht – so der Vortragende – aus Staub, leichten Gasen, Wasserstoff und Helium. Ein weitere Vortragsschwerpunkt ist die Theorie, dass der „Äther“ bemerkenswerte Kräfte zum Aufspeichern und Weiterleiten von Energie besitzt. 

1. bis 6. November: Die amerikanische Radio Relay League startet die erste Transatlantik-Testreihe für Funkamateure, an der 79  Amateurstationen in den USA und Kanada gemeldet wurden. Wer hier erfolgreich ist, wird dann den weiteren Tests vom 8. bis 17. Dezember teilnehmen. Die Wellenlängen werden mit 190, 200 und 375 m angegeben. 

5. November: Die RCA Großfunkstelle Rocky Point/WGK geht als erster Sender der neuen Sendeanlage „Radio Central“ der RCA auf Long Island/NY in Betrieb. Der Ort liegt östlich von Port Jefferson, ungefähr 96 km von New York entfernt. Die Station hat eine Antennenanlage mit 12 Türmen, die je 125 m hoch sind. Ihre 50 langen Querträger tragen 16 Antennendrähte. Der Abstand der Türme beträgt 420 m. Insgesamt verfügt man über 5 Antennen für den Dauerbetrieb und eine Reserveantenne. Für jeden Strahlensektor sind zwei Alexanderson-Hf-Maschinensender mit je 200 kW vorgesehen, die mit einer Spannung von 23 kV betrieben werden. Die Zentrale der RCA – Funkstelle befindet sich in Manhattan im Woolworth Gebäude (im Jahr 1922 das höchste Gebäude der Stadt); hier befindet sich die Haupt – Telegramm - Annahmestelle mit Tag- und Nachtbetrieb. Vier weitere Zweigstellen sind über die Stadt verteilt dienstbereit. 
Rocky Point unterhält folgende Dauer-Funkverbindungen:
Deutschland (Eilverse und Chatham)
England (Carnavon)
Frankreich (Lafayette)
Norwegen (Stavanger)
Italien (Rom)
Die Empfangsstation befindet sich in Riverhead mit einer 15 km langen Antenne auf Masten in Nord-Süd-Richtung. Die aufgenommenen Funksignale werden in Riverside verstärkt und nach New York weitergeleitet. Dort werden sie nach dem Gehör aufgenommen und parallel lauft ein Recorder, dessen Streifen automatisch. in Buchstaben umgeschrieben werden. Zu sendende Telegramme werden auf einer Kleinschmidt-Stanze für den Maschinensender aufbereitet. Der Sendebeamte kontrolliert die Sendung direkt durch einen Mithörton. Zu jeder Dauer-Funkverbindung gehören drei Beamte, sodass – wenn alle Linien in Betrieb sind – 15 Beamte Dienst haben. 

November:  Von der englischen Marconi-Großstation wird bekannt: Die Sendestelle befindet sich in Carnavon, daher auch der Name, und die Empfangsstation befindet sich 60 Meilen südlich davon in Towyn. Als Antenne dienen 20 Drähte je 3.900 Fuß Länge getragen von 40 – Fuß – Stahlmasten. Als Erde dienen 32 Kupfer Drähte von 4.300 Fuß Länge, welche isoliert oberhalb des Erdreichs ausgespannt sind. Der neue Röhrensender hat die Bezeichnung MT 2, arbeitet mit 56 Röhren, von denen jeweils 2 ein Paar bilden mit einer Heizleistung von 40 V und 10 A. Die Anodenspannung beträgt 10.000 V Das Tasttempo wird mit 85 WpM angegeben. Die Empfangs-Hochantenne wurde durch Rahmenantennen ersetzt, die auf 100 Fuß hohen Holzmasten montiert sind

November: Der zur Zeit höchste Antennenturm in Eisenbeton-Technik wird in Tokio gebaut. Er hat eine Höhe von 201 m und der Fundament-Durchmesser beträgt 17,5 m. Die Wandbreite wird mit 85 cm angegeben. An der Spitze beträgt der Turmdurchmesser nur noch 1,22 m und die Wandstärke ist noch 15 cm. Vier Versteifungsringe aus Bandstahl umschließen das Bauwerk. 

20. November: Marconi berichtet von der Übersendung eines Versuchstelegramms von Carnavon/GB direkt nach Australien (Wahroonga). Im Gegensatz zu den anderen Großstationen (Nauen: Hochfrequenzmaschine 400 kW, Rocky Point:  Alexanderson- Sender 200 kW, Bordeaux: 1.000 kW Lichtbogensender) benutzt Marconi einen 160 kW-Röhrensender mit 12 Vakuum-Röhren. (später 56 Röhren des Typs MT-2, Anodenspannung 10 kV). Der Antennenstrom beträgt bei dem Versuch 350 Ampere und das erste Telegramm ist sowohl in Sydney als auch in Melbourne aufgenommen worden. 

26. November: Die Station Eiffelturm sendet jetzt werktags von 3 bis 5 pm GMT auf der Welle 2.600 m mit 400 Watt Rundfunk mit Nachrichten, Börsennachrichten usw. 

7.bis 17.  Dezember: Zweiter Großversuch amerikanischer und englischer Funkamateure, Signale über den Atlantik zu senden. Die meisten Stationen senden auf 200 m, einige auf 375 m und andere auf 190 m. Zum Nachweis des richtigen Empfangs muss das Rufzeichen und ein gesendetes Codewort angegeben werden. Die Versuche dauern von Null Uhr GMT bis 06.00 Uhr GMT. Die amerikanischen Signale werden in England, Holland und Frankreich gehört. Viele Stationen hören Rufzeichen und richtiges Codewort der Stationen 1AFV, 1ZE, 2BML, 2FP und 2ZL. Der Sieger W.R. Burne aus Sale/Cheshire hört 7 Stationen mit Codewort und das Ergebnis wird von der Marconi-Station Carnovon und der amerikanischen Station New Brunswick verkündet. 

Dezember: Die DEBEG betreut 457 eigene und fremde Handelsschiffstationen. Die Gesamtzahl der Funktelegramme im abgelaufene Jahr war 25.600. In Deutschland sind 420 Bordfunkstellen registriert. 

18. Dezember: Marconi demonstriert eine Duplex Funktelefonie-Verbindung zwischen Teilnehmern in Holland und England. Teilnehmer in London und Amsterdam sprechen über die normalen Telefoneleitungen und die Funkstellen Zandvoort und Southwold. 

Dezember: In der Fachpresse werden die transatlantischen Funkverbindungen der Radioamateure kommentiert.

Dezember: Im Jahrbuch 1921/1922 des Norddeutschen Lloyd erscheint der Aufsatz: „Der heutige Stand der drahtlosen Telegraphie und Telephonie unter besonderer Berücksichtigung ihrer Anwendung in der Seeschifffahrt“ von Postrat H. Thurn, Berlin. Darin werden die Vor- und Nachteile von Röhren-, Lichtbogen-  und  Löschfunkensendern beleuchtet, sowie die Vorteile der Röhren in der Empfängertechnik herausgestellt. Weitere Inhaltspunkte: Internationale Gesetzgebung, Notzeichen SOS Autoalarmgeräte, Laufbahnbestimmungen für Funkoffiziere, transatlantischer Telegrammaustausch über (englische) Seekabel und auf dem Funkweg, Transradio und Nauen (auch der Funkdienst mit Mexiko und Argentinien).


Neu auf dem Büchertisch 1921
Ab Februar gibt es eine Neuerscheinung, die „Siemens Zeitschrift“, das Heft des Jahrgangs 1 mit der Nummer 1 ist auf dem Markt und kostet 1 M. 
In der Frankschen Verlagsbuchhandlung Stuttgart erscheint das Kosmos Heft "Wellentelegraphie" von Hanns Günther zum Preis von 6,70 Mk
Im Verlag Richard Dietze, Berlin erscheint in der dritten Auflage das Buch „Das drahtlose Telegraphieren und Fernsprechen mit Hilfe von Kathodenröhren“. Der Auto heißt Postrat H. Thurn und der Preis ist 10 M.
„Die Fortschritte der drahtlosen Telegraphie und ihre physikalischen Grundlagen“ heißt ein Buch von Dr. Johannes Wiesent, das im Verlag F Enke, Stuttgart zum Preis von 6 M. erscheint. 
Im Verlag Julius Springer erscheint das Buch Radiotelegraphisches Praktikum von Dr.-Ing. H. Rhein - herausgegeben von Dr. K. Wirtz - in der dritten Auflage. Es Kostet 120 M.
„Principles of Radiocommunication“ heißt ein Buch von dem Autorenkollektiv Prof. J.H. Morecroft, A. Pinto und W.W. Curry. Es erscheint im Verlag John Wiley, New York und Chapman & Hall, London und kostet 45 sh. 
Bernard  Legeth ist der Autor des Buches „Wireless telegraphy with spezial reference to the quenched spark system“. Es ist im Verlag Chapman & Hall in London erschienen und kostet 30 sh. 
Das Buch „Drahtloser Überseeverkehr“ von Dr. Gustav Eichhorn erscheint im Verlag Tschopp und Cie. In Zürich und kostet 7 fr.
In zwei Bänden erscheint das „Handbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“ von Dr. Eugen Nesper. Das Werk erscheint im Verlag Julius Springer, Berlin und kostet 390 M.
„Wireless for the Amateur“ heißt ein Buch von J. Roussel, das bei Constable and Company ind London erscheint. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1922

1. Januar: Nach der Übersicht der D-Heuern der SBG wird ab jetzt zwischen Funkbeamten I und III Klasse unterschieden (Funkzeugnis I. Klasse Hauptstufe und Funkzeugnis 2. Klasse??).  Zu Beginn der Inflation erhält ein Funkbeamter I 3.765 Mk und ein Funkbeamter III 3.190 Mark. 

Januar: Die Reichspost teilt mit, dass über das innerdeutsche Funknetz pro Monat 240.000 Telegramme befördert werden. Das Netz besteht aus 70 drahtlosen Stationen, von denen (in den größeren Städten) nur 16 für Sendung und Empfang ausgerüstet sind. Über Draht  wird im gleichen Zeitraum die zehnfache Menge an Telegrammen befördert. 

1. Januar: Der neue Internationale Wetterschlüssel, der auf der Internationalen Wettertelegrafenkonferenz 1920 beschlossen wurde, tritt heute in Kraft. Nach einer Meldung benutzen aber nur England, Norwegen und Schweden den neuen Schlüssel, während andere Länder an ihren nationalen Schlüsseln festhalten wollen. 

5. Januar: Erstes Erscheinen eines Nautischen Funkdienstes (NF) für die Handels- und Kriegsmarine. Herausgeber ist die deutsche Marineleitung. 

Januar: Mit Einrichtungen für drahtlose Telegrafie waren in den USA Ende 1914: 555-, Ende 1920: 2.808- und Ende 1921: 2.978 Schiffe ausgerüstet. 

7. Januar: Die Zeitschrift „The Wireless Wold“ veröffentlicht in ihrer neuen Ausgabe eine große Übersicht der Funkstellen, die zu bestimmten Zeiten und auf bestimmten Wellen Aussendungen für Schifffahrt und die Landdienste  anbieten.
Da gibt es Stationen, die kontinuierlich auf reservierten Wellenlängen senden, z.B.: Clifden/MFT,  Devizes/GKU, Tuckerton /WGG, Nauen/POZ oder Eilverse/OUI. Die somit für den übrigen Verkehr gesperrten Wellenlängen sind 2.100, 4.600, 7.850, 12.000, 16.465 m
Andere Stationen senden z.B:
Zeitsignale: Nauen/POZ, Pearl Harbour/NPM, Moskau/MSK, Paris/FL, Annapolis/NSS.
Wetterberichte: Marseille/YJ, Bukarest/BNS, Karlsborg/SAJ, Malta/BYZ, Poldhu/MPD.
Navigationswarnungen: Pola/IQZ, North Foreland/GNF, 
Funkpresse: Cadiz/EAC, Rom/IDO, Eilverse/OUI, Prag/PRG, Warschau/WAR. 
Hier liegen die Wellenlängen zwischen ca. 1.000 m und 17.000 m. 

12. Januar: Für die meisten amerikanischen Seeleute wird ab heute aus Gründen der verbesserten Wettbewerbsfähigkeit eine Heuer-Herabsetzung beschlossen. So erhält ein "Oberfunkoffizier" jetzt 90 statt 105 Dollar. Für die übrigen Funkoffiziere wird 70 statt früher 85 Dollar gezahlt. Zusammen mit der Verringerung der Besatzung soll so ein Betrag von ca. 2.000 Dollar pro Frachtschiff  und Monat eingespart werden. 

12. Januar: Der Reichsrat beschließt verschiedene Änderungen der Seefahrtsbücher. So wird der Preis auf Mk. 7,50 erhöht, das Format auf 11x18 cm verkleinert und die Seiten mit den "Änderungen des Militärverhältnisses" entfallen. 

Januar:  Erste Funküberwachung im Telegrafentechnischen Reichsamt Berlin durch Postrat R. Hornung

1. Februar: Der Leitartikel der Hansa" Nr. 7 mit dem Titel "Die Zukunft der drahtlosen Telephonie auf See" von Postrat H. Brand setzt sich kritisch mit den begeistert (von Reedern und Schiffsoffizieren) herbeigeredetem Übergang von der Telegrafie auf ausschließliche Telephonie auseinander. Stichpunkte: Weiterhin qualifiziertes Personal an Bord erforderlich, räumliche Trennung von Sende- und Empfangsantennen, höhere Gebühren, große Sprachschwierigkeiten im Auslandsdienst, fehlende weltweite Buchstabentafeln, Umrüstung der von vielen Reedereien als Kostenfaktor ungeliebten Telegrafiestationen usw. 

14. Februar: Die neue Rundfunk-Station mit dem Rufzeichen „2 M T“ geht in der Nähe von Chelmsford/GB in Betrieb. Erste Ansage:“ This is Two Emma Toc, writtle testing“. Marconi erhält kurz darauf eine zweite Lizenz für eine Stunde Sendezeit pro Tag für den neuen Sender „ 2 L O „, der vom Dach des Marconi-Hauses in London Rundfunk abstrahlt. Dieser Sender wird im November von der BBC übernommen  (Marconi Review) 

18. Februar: Auf der Sitzung des Fachausschusses Elektrisches Nachrichtenwesen des VDE hält Dr. L. Pungs einen Vortrag mit dem Titel „Die neuere Entwicklung der drahtlosen Telephonie“. Er behandelt die Entwicklung seit der Einführung ungedämpfter Schwingungen durch Poulsen, schildert die Probleme der Modulation mit der Änderung der Eisensättigung (Maschinensender) und der Gittermodulation mit Röhren. Mit vielen Schaltskizzen  beschreibt er die Modulationsschaltungen der Sender in Königswusterhausen und Lyngby. So hat der neue 10-kW Lichtbogensender (Poulsen-Lorenz) in Königswusterhausen einen Wellenbereich von 2.600 bis 9.000 m, arbeitet mit einer Primärspannung von 650 – 800 Volt und liefert einen Antennenstrom von 30 A für Telephonie und 45 A für die Sendeart Telegraphie. Im Demonstrationsteil seines Vortrages demonstriert er den Telephoniebetrieb mit einen Lorenz-Poulsen Sender mit Drosselsteuerung. 

Februar: Nach einem Bericht in der "Nautical Gazette" werden in den USA beschleunigt Funksender mit tönenden Löschfunken durch solche mit Röhren ersetzt. 

Februar: Im Rückblick auf die vergangene Eissaison in der Ostsee wird bekannt, dass die Küstenfunkstellen Nauen/POZ, Kopenhagen/OXA, Karlsborg/SAJ, Sandhamns/OJA, Reval/ELN und Libau/KCB regelmäßig Eismeldungen abgestrahlt haben. Außerdem bestand die Möglichkeit (gebührenpflichtige) Eismeldungen von Swinemünde/KAW, Bülck/KBK und Pillau/KAP sowie einigen ausländischen Küstenfunkstellen zu erhalten. Es wird darauf hingewiesen, dass Swinemünde, Cuxhaven und Norddeich der Reichstelegrafenverwaltung, Pillau und Bülk dem Reichswehrministerium unterstehen. 

Februar: Der durch die Erfindungen des Audions und der Verstärkerröhren bekannte Ingenieur Dr. Lee de Forest hat vorübergehend seien Wohnsitz in Deutschland genommen. Er will am Problem des Tonfilms mitarbeiten und die Herstellung großer Senderöhren studieren. Sein Labor wird er in Schöneberg, in der Hauptstraße 11 haben. 

Februar: Das erste Glied der geplanten englischen Reichs (Welt)-Funklinie ist durch die Eröffnung der Station Abu Zabal bei Kairo in Betrieb gegangen. Als Gegenstation dient Leafield ind Großbritannien, benutzt wird die Hauptwelle 8.700 m. Auch für die neuen Großstationen in Südafrika und Australien werden Vorbereitungen getroffen. Die Australien-Station wird für eine Leistung von 1.000 kW geplant. 

Februar: In Italien endet das Monopol von Marconi für die Ausrüstung italienischer Schiffe mit Funkanlagen. 

14. März: Dem Reichstag ist die Verordnung über die Funkoffiziere vom 8. Oktober 1921 vorgelegt worden. Aus dem Inhalt: 
1. Zeugnis für Funkbeamte nur nach dreijähriger Ausbildung, 
2. Berufsbezeichnung Funkoffizier und Bordstellung als Schiffsoffizier, 
3. Ausführungsbestimmungen erlässt die Reichspost. 

März: In China sollen vier Großstationen für drahtlose Telegrafie (Peking, Shanghai, Kanton und ???) errichtet werden. Für Shanghai ist eine Antennenhöhe von 300 m, für die übrigen Stationen eine solche von 180 m vorgesehen. 

März: Ein 10-Worte-Seefunktelegramm im innerdeutschen Verkehr kostet 70 Mk (Bordgebühr Mk 40. Küstengebühr Mk 20, Landgebühr Mk 10)

28. März: Seenotfall D. "Antonis Strathatos" (Flagge: Griechenland, 3.836 BRT) bei St. Vincent. Das Schiff treibt steuerlos mit Maschinenschaden und sendet SOS. Am Folgetag wird der Havarist von dem Hapag-Dampfer "Fürst Bülow" erreicht. Wegen des schlechten Wetters wagen sich die Schlepper nicht aus dem Hafen und deshalb nimmt FB den griechischen Dampfer auf den Haken. Am 31. März wird St. Vincent erreicht.  Der Funkoffizier Krippendorf wird öffentlich gelobt, weil er 53 Stunden Funkverkehr durchführte und dabei 129 Telegramme mit 2.553 Worten bearbeitet hat. 

1. April: Die englischen Funkbeamten werden durch ihre Arbeitgeber (Marconi und Siemens Brothers) davon unterrichtet, dass ihre Heuern gekürzt und sie zur Ausübung anderer Bordarbeiten verpflichtet werden. Darauf treten die Funkoffiziere in einen Streik, d.h. sie lehnen jede Anmusterung ab 6. April ab. Ähnlich lautende Verfügungen wurden bereits in Holland und in Dänemark durchgesetzt. In Deutschland gelten ab heute neue Heuersätze: Beispiele: 2. Offz: 3.800, 3. Offz: 3.425 und 4. Offz: 3.300 Mark. 

4. April: Im Reichgesetzblatt II 3/1922 erscheint die Bekanntmachung, betreffend den Londoner Internationalen Funkentelegraphenvertrag vom 5. Juli 1912. Dem Vertrag nebst Schlussprotokoll und Ausführungsübereinkunft ist ratifiziert worden durch Bosnien-Herzegowina, Brasilien, Bulgarien, Chile, Frankreich (auch für Algerien, Französisch-West-Afrika, Französisch-Äquatorial-Afrika, Indochina, Madagaskar und Tunis), Griechenland, Marokko, Österreich, Portugal (nebst Kolonien), Ungarn und Uruguay. Schon früher sind beigetreten: Tripolis und Cyrenaika, Sarawak, Guatemala, Panama, Kolumbien, Neu-Kaledonien, die Tonga-Inseln, Peru, Bolivien, die französischen Besitzungen im Stillen Ozean, Guadeloupe, Martinique, Kuba, Island, das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen, Ekuador, die Tschechoslowakische Republik, die Vereinigten Staaten von Venezuela, China, Polen, Danzig, Frankreich und Großbritannien für die Neu-Hebriden sowie Lettland. Vorher wurde schon veröffentlicht: Spanien und seine Kolonien, Italien nebst Eritrea und Somaliland, Japan auch für Korea, Formosa, Japanisch-Sachalin  und das Pachtgebiet Kwantung. 

6. April:  In der ETZ (14/1922) erscheint ein Aufsatz mit dem Titel „Die Hauptfunkstelle Norddeich“, der auch vorher in der Telefunken –Zeitschrift (Heft 25/1922) erschienen ist. Er beschäftigt sich mit der Geschichte und der technischen Ausrüstung heute. 
Hier einige Stichworte: Nach ersten Absprachen zwischen dem Reichspostamt und dem  Reichsmarineamt, eine Telefunken-Station zu errichten, wurde der ursprünglich geplante Standort Borkum aus militärischen Gründen aufgegeben und dafür Norddeich gewählt. Beginn der Bauarbeiten war im Herbst 1905 und die Inbetriebnahme erfolgte im April 1907. Zu Beginn des Weltkrieges wurde Norddeich vom Militär übernommen und am 6. April 1916 vorübergehend geschlossen. Zu dieser Zeit übernimmt die Station Brügge die Aufgaben von Norddeich . Am 9. Dezember 1918 übernimmt die Reichstelegrqaphenverwaltung wieder die Norddeich-Station.  Und am 10. Januar kann der öffentliche Funkverkehr wieder aufgenommen werden. Die Ausrüstung:
Sender:
Ein 15 kW tönender Löschfunkensender mit Hilfszündung
Ein 10 kW tönender Löschfunkensender ohne Hilfszündung
Ein 2 kW tönender Löschfunkensender mit Hilfszündung für die Wellen 300 – 2.000 m für den öffentlichen Funkverkehr mit Bordfunkstellen.
Ein 3 kW tönender Löschfunkensender für 300, 600 und 1.800 m als Ersatz für den 2 kW-Sender.
Ein 1 kW Röhrensender mit Telefoniezusatz durch eine 800 W-Röhre. 
Empfänger:
Zwei Empfänger Telefunken E 225a für Audionempfang
Ein MATZ-Empfänger (Lorenz) für Detektor- und Überlagerungsempfang bis 17.000 m.
Ein Lorenz BPSS Empfänger für Detektor- und Audionempfang
Ein Telefunken E 5 Empfänger für Audionempfang umgebaut, hauptsächlich für den  Seefunkbetrieb benutzt.
Ein Reserve Empfänger für Detektorbetrieb. 
Antennen:
Vier Antennentürme je 85 m hoch mit Aufsatzmasten. Eine L-Antenne für 1.800 m, zwei Antennen für 600 m und eine 300-m-Antenne für den Funkverkehr mit Borkumriff Feuerschiff. 
Vier Telegraphenleitungen für den Klopfer- oder Hughes-Betrieb verbinden Norddeich mit Bremen, Hamburg , Berlin und Emden.
Die Station untersteht als selbständige Telegraphenanstalt der OPD Oldenburg, der Funkdienst wird z. Zt. von 8 Beamten wahrgenommen.
Zum Umfeld der Station gehören eine Schmiede, eine mechanische Werkstatt, eine Tischlerei und eine Werkstatt zur Instandhaltung von Tauwerk.

April: In den Vereinigten Staaten wird die neue Telegrafie-Großfunkstelle bei New York eröffnet. Die Station ist so konzipiert, dass mit Hilfe von Richtantennen mit 12 Ländern gearbeitet werden kann. Die Sendestation bei Rocky Point, Rufzeichen WQK (Nordküste Long Island) ist mit einem 200 kW Alexandersson-Sender bestückt, Die Empfangsstation befindet sich bei Riverhead. Der jeweils 1.600 m lange Antennendraht der Haupt - Strahlrichtungen ist auf sechs Stahltürmen a 122 m Höhe aufgehängt. 

April: Die DEBEG hat 440 Bordfunkstellen eingebaut und z.Tl. mit eigenem Personal besetzt. 

Mai: Umfangreicher Schriftwechsel zwischen dem Bremer Rhederverein, der Seefahrtschule und der Behörde für die Seefahrtschule. Es geht um die Funklehrer Polatzek und Günther (beide von der Marine abkommandiert) und die Frage der Festanstellung (Senator: "kommt nicht in Frage"), Deckung der Kosten soll durch Lehrgangsgebühren und Übernahme der Restkosten durch den Rhederverein erfolgen und Klärung der Frage, wer denn dann die Disziplinargewalt über den Funklehrer hat. 

Mai: Experimentalvortrag von L. Pungs. Er stellt dabei den neuen Lorenz-Telephoniesender mit der von ihm erfundenen Antennendrosselspule zur Modulation vor. 

Mai: Wie die ETZ (21/1922) meldet, hat der Generalpostmeister von England beschlossen, die Genehmigung zur Errichtung von Empfangsstationen für drahtlose Sendungen auch an Private zu erteilen. Das Land soll dafür ein Netz von 1,5 kW-Sendern erhalten (zunächst London, Cardiff, Plymouth, Birmingham, Manchester, Newcastle, Glasgow und Aberdeen). Die Ausrüstung dieser Stationen soll Spezialunternehmen übertragen werden. Als Sendezeit ist zunächst die Zeit zwischen 17.00 und 23.00 Uhr vorgesehen. Marconi bietet schon drei Empfängertypen an, die sich in der Empfangsreichweite unterscheiden (30, 80 und unbegrenzte Kilometer). Als Preis werden 100 bis 1.000 Goldmark genannt. Zur Übertragung kommen Konzerte, Opern, politische Reden, Predigten usw. In diesem Zusammenhang wird noch einmal auf die USA hingewiesen, wo es bereit über eine Million (andere Quelle ca. 700.000 ) private Empfangsanlagen gibt. Die Rundfunkstationen dort arbeiten mit Sendeleistungen von 500 Watt bis 1 kW auf Wellen zwischen 260 und 450 m. Der Preis für einen einfachen Empfangsapparat wird mit ca. 25 $ angegeben. Als Antenne wird ein 15 m-Draht in einer Höhe von 7-8 m empfohlen. Störende Amateure, die in den USA auf Wellen unter 200 m arbeiten dürfen, überschreiten oft den erlaubten Bereich und senden direkt oder mit Nebenaussendungen auf dem Rundfunkband. 

Mai:  Rundfunk: Im Bereich New York sendet die Westinghouse-Station auf 300 m Nachrichten und Radiokonzerte. Geeignete Empfänger kosten zwischen 7 und 220 Dollar und werden vornehmlich in Vergnügungslokalen aufgestellt. 

21. Mai:  25 sm südwestlich von Ushant sinkt der britische P+O Liner „Egypt“. In der Ladung befinden sich Gold und Silber im Wert von ca. 1 Mio eng. Pfund. Das Schiff sinkt nach einer Kollision mit dem französischen Frachtschiff „Seine“, 15 Fahrgäste und 71 Besatzungsangehörige finden den Tod, als das englische Schiff nur 20 Minuten nach der Kollision sinkt. Eine italienische Bergungsfirma kann später (bis 1935) Edelmetall im Wert von 1,2 Mio Pfund Sterling aus dem Wrack retten. 

Mai:  Die "Cap Polonio" bekommt den ersten Telefunken-Röhrensender für Schiffe. Damit erzielte man eine Reichweite auf Telephonie bis Dieppe und auf Telegrafie bis zu den Cap Verden. Die "Polonio" sendet auf 2050 m (146 kHz) und Norddeichradio auf 1.800 m (andere Quelle: 2250 m entspr. 133 kHz). In den USA wird der Dampfer "Levithian" (ex "Vaterland")  mit einer Telephonieanlage ausgerüstet, die einen direkten Anschluss an die Kabinentelefone der 1. Klasse hat. Der US- Dampfer „America“ meldet eine Telephonie-Übertragung über 800 km. 

7. Juni: Erstes Funk-Bildtelegramm durch A. Korn von Europa nach Amerika übermittelt. 

7. Juni: Armstrong erhält ein Patent auf den Super-Regenerativ-Kreis. Er benutzt eine zweite Triode als Generator, koppelt sie induktiv auf den Empfangsschwingkreis und hat als Vorteil eine Verstärkungswirkung die umgekehrt zum Quadrat der Wellenlänge ansteigt. Dies macht die Schaltung für den Empfang von Kurzwellen interessant. 

16. Juni: Der Haushaltsausschuss Bremens soll prüfen wie man die Kosten der Seefahrtschule (bei der geringen Zahl der Schüler) senken kann. Anlass war wohl ein Artikel in der Bonner Arbeiterzeitung, in dem es heißt dass in der Bremer Seefahrtschule bei 24 Schülern, 8 Lehrer, ein Schuldiener und eine Schreibkraft beschäftigt sind. In einem Schreiben Prof. Dr. Schillings vom 14. Febr. 23 an den Senat wird darauf hingewiesen, dass die Lehrgänge zur drahtlosen Telegrafie gut besucht sind und sich hieraus wesentliche Einnahmen ableiten. 

16. Juni: In Berlin wird die Transradio-Betriebszentrale für den drahtlosen Übersee-Funkverkehr in Betrieb genommen. Sie stellt die Verbindung der Stationen  Geltow und Nauen mit dem Reichsfunknetz und dem allgemeinen Telegraphennetz dar. Als erstes Telegramm wird ein Glückwunschtelegramm aus New York von der RCA empfangen. Zur Ausweitung der Aktivitäten wurde das Grundkapital von 25 auf 50 Millionen Mark erhöht. 

Juni: Verhandlungen zwischen der DEBEG und dem "Reichsverband Deutscher Privatfunkbeamten". Ziel der Verhandlungen ist, die Funkbeamten auf Frachtschiffen unter gewissen Voraussetzungen zur nebenamtlichen Übernahme von seemännischen Arbeiten zu veranlassen, welche sonst auch von anderen Schiffsoffizieren wahrgenommen werden. 

Juni: Nach einer Meldung sind in Frankreich ca. 200 Fischereifahrzeuge  mit Funkentelegraphie der Leistungsklasse 250 Watt bis 1 kW ausgerüstet. Sie arbeiten vornehmlich mit den Küstenfunkstellen Boulogne, Lorient, Le Havre und Dieppe. 

Juli: Die Polarexpedition des Kapitän Roald Amundsen wird mit Funkanlagen von Marconi ausgestattet. Geliefert wird ein Röhrensender (500 W) und ein "Ventilempfänger", dazu ein 1,5 kW (Löschfunken??) -Sender. Der Funkdienst wird durch den Militärflieger Odd Dahl und den Russen Olonkin durchgeführt. Das Expeditionsschiff "Maud" ist damit das erste Schiff, das aus dem Eisgebiet mit Hilfe der Funktelegrafie in ständiger Verbindung mit der Außenwelt bleibt. 

Juli: Im englischen Fachblatt "The Electrician" wird berichtet,  dass der Seenotfunkverkehr beim Seenotfall "Egypt" (englisch) mit "Seine" (französisch) durch privaten Funkverkehr erheblich gestört wurde. Man stellt die Forderung nach einer Welle ausschließlich für den Seenotfunkverkehr. 

27. Juli: Donnerstags und Sonntags sendet die holländische Radiostation PCGG mit 1.500 Watt auf der 1.050 m-Welle in der Zeit zwischen 19 und 20 Uhr Konzertmusik. 

Juli: Irische Rebellen überfallen die Marconi-Station Clifden und verwüsten die Stationsräume. Da die Station aber technisch überaltert ist, schließt Marconi die Station. (Maconi Review) 

1. August: In Hamburg beginnt ein Lehrgang für nautische Schiffsoffiziere. Er soll Interessenten, welche Bordfunkstellen auf Frachtschiffen übernehmen wollen, die Vorbereitung zu der dafür erforderlichen Prüfung erleichtern. 

1. August: Inbetriebnahme des „deutschen Wirtschafts-Rundfunks“. Dieser gebührenpflichtige Dienst kann nur mit Empfängern, die den Teilnehmer für die Zeit des Abonnements leihweise zur Verfügung stehen, aufgenommen werden. 

2. August:  (andere Quelle: 22. Aug.) Bei Baddeck (Nova Scotia) stirbt Alexander Graham Bell im 75.Lebensjahr. Der am 3. März 1847 in Edinburgh geborene Bell arbeitete zunächst als Sprachlehrer für taubstumme Kinder in Großbritannien und in den USA.  Am 10 März 1876 gelang ihm und seinem Mechaniker Watson die Übertragung menschlicher Sprache und am 14. Februar erhielt er darauf ein Patent. Am Tage seines Begräbnisses werden in den USA und in Kanada ihm zu Ehren alle Telefone für eine kurze Zeit abgeschaltet. 

7. August: Die französische Groß-Funkstelle Radio France (St. Assise) geht in Betrieb. Die Sendestelle befindet sich 40 km östlich von Paris bei Melun direkt an der Seine. Die Antennenanlage besteht aus zwei parallel laufenden Mastreihen und hat eine Länge von 3 Kilometern. Der Abstand der Mastreihen beträgt 400 m. Je Reihe sind 8 Masten der Höhe 250 m aufgestellt. Als Sender sind vier Hochfrequenzmaschinen vorhanden. Zwei haben die Leistung 500 kW und zwei die von 250 kW. Durch Zusammenschalten der Sender kann eine Gesamtleistung von 1.500 kW bei 700 A Antennenstrom realisiert werden. Dazu gibt es vier zusätzliche Hochfrequenz- maschinen mit je 25 kW für den Europa-Funkverkehr und zwei 5 kW Röhren-Sender für Telephonie und Morse-Schnellverkehr Paris- London. Die Empfangsstation befindet sich in Villecrenes (24 km östlich von Paris). Sie besteht aus sieben Empfangshäusern mit Rahmenantennen und Einrichtungen für Hör-, Maschinen- oder Schnellempfang mit Lichtschreiber-Zusatz. Diese neue Anlage verfügt über die vierfache Sendeleistung der Lafayette- und der 35 fachen der Eiffeltumstation. 

Am 18. August (andere Quelle: 17. August) beginnt mit einer Rundfunkansprache des Staatssekretärs Hans Bredow ein Internationaler Telegraphisten Wettstreit, der erstmals in Deutschland ausgetragen wird. . Funker aus Dänemark, Italien, Jugoslawien, Norwegen, Österreich, Russland, Schweden, Spanien, Tschechei Ungarn u.a. beteiligen sich. Es gibt u.a. Wettbewerbe in Klopfer und Morse, aber auch Funkaufnahme mit Hand und Funkaufnahme mit Schreibmaschine. Unter den Siegern sind die DEBEG Funkbeamten Schubert, L. Freund, Osthues und Masser. 

20. August: Seit heute übermittelt die Station Eiffelturm auch sonntags Wetterberichte in Radio-Telephonie. 

August: Auch Japan meldet den Bau eines 400 kW Alexanderson Hochfrequenz-Senders, der mit einem Wirkungsgrad von 70 Prozent arbeitet. Die Wellenlänge wird mit 15.000 m angegeben, die Drehzahl beträgt 3.600 und die Periodenzahl 20.000. 

August: An der Universität von Middleton, Connecticut arbeitet Cady mit Quarzkristallen und beschreibt in verschiedenen Artikeln das frequenzabhängigen Verhalten von verschiedenen Quarzschnitten. 

1.September: In Deutschland nimmt der drahtlose Wirtschafts-Rundspruchdienst seinen Dienst auf. Er wird vom Sender Königswusterhausen abgestrahlt. Bei dieser Gelegenheit beton der Staatssekretär Dr. Bredow, dass man sich in Deutschland nicht grundsätzlich gegen das „Broadcasting“ – wie man es in den USA schon praktiziert – sträube. Man möchte auch im Interesse der bestehenden Funksysteme (Reichsfunkdienst, Blitzfunkverkehr, Wirtschaftsdienst usw.) die Entwicklung in „richtige Bahnen“ lenken. Dazu soll zunächst ein (Rundfunk-) Programm von Königswusterhausen und von Lokalsendern abgestrahlt werden, welches in einer ersten Stufe von Empfängerstationen mit Lautverstärkern in Sälen, Schulaulen usw. empfangen werden soll, bevor man in einer zweiten Stufe private Empfangsanlagen erlauben und genehmigen wird. Der Beginn der Aussendungen ist für den Winter 1922/1923 geplant. Als Wochenprogramm ist vorgesehen: 
Erster  Abend: Konzert eines Orchesters. Zweiter Abend: Vortrag eines Gelehrten. Dritter Abend: Humoristisches Programm. Vierter Abend: Vortrag aus dem sozialem Gebiet. Fünfter Abend: Gesangsvorträge. Sechster Abend: Vorträge von Politikern. Siebenter Abend: Vorträge wirtschaftlicher Art.
Geplant ist ferner ein Ausschuss, der die Sendungen kritisch überwachen soll. Um das Fernmeldegeheimnis zu wahren könnten die Empfangsgeräte z. B. plombiert werden, regt Dr. Nesper an. 

9. September: Seenotfall D. "Hammonia" der HAL mit 562 Menschen an Bord 75 sm westlich von Vigo. Ursache: Wassereinbruch durch nicht geschlossene Kohlenpforten. Auf den Funk-Notruf kommen 4 englische Dampfer zu Hilfe. 19 Tote nach eigenmächtigem Herunterlassen von Booten als Folge einer Panik unter spanischen Zwischendeckpassagieren. In der Seeamtsverhandlung 14.-18. Oktober wird ein besonderes Lob für die Funkentelegrafie (Funkstation mit Reserveakku) und den Funkoffizier Stoldt  ("tüchtig und bis zum letzten pflichtgetreu") ausgedrückt, der mit dem Kollegen Lauber auch von der HAPAG belobigt wird. Die beiden FO's  bleiben mit 17 weiteren Besatzungsmitgliedern an Bord, nachdem die Fahrgäste ausgebootet wurden. Ein Schleppversuch durch "Soldier Prince" und "City of Valencia" wird aufgegeben. Stoldt gibt vor dem Verlassen des Schiffes mit dem noch intakten Notsender: "leave post now by captains order good bye thanks to all". Später erhalten 12 Besatzungsmitglieder, darunter die beiden FO's eine seidengefütterte Geldtasche mit je 100.000 Mark. Auch die International Federation of Radiotelegraphists (London) gratuliert und spricht Anerkennung aus. Die drei Funkoffiziere der „City of Valencia“ erhalten je ein mit einer eingravierten Anerkennung versehenes Zeiss-Fernglas. 

21. September: Norddeichradio/KAV benutzt die Wellen 2250 m (Hauptfunkstelle) und 2050 m (Schiffswelle) für Funkverkehr über große Entfernungen. Inbetriebnahme der Empfangsfunkstelle Norden bei Norddeichradio. Aufnahme des Gegensprechverkehrs. 

September:  In Deutschland erscheint der erste "Nautische Funkdienst für deutsche Seefunkstellen". Die Erstausgabe hat 324 Seiten und wird in 500 Exemplaren gedruckt. Erst ein Jahr später (1923) erscheint in London "The Admiralty List of Wireless Signals". 

September:  In Großbritannien werden Funkbestimmungen erlassen, die von vielen Ländern anerkannt werden. Darin u.a.:  Radiostation und Notstation auf allen seegehenden Passagier- und großen Frachtdampfern dürfen nur durch vorgeschriebenes Personal bedient werden. Kleinere Stationen können neben dem Funkpersonal auch mit "Horchern" besetzt werden. Telegrafiefunk wird für alle Schiffe >= 1.600 BRT und alle Dampfer mit mehr als 12 Fahrgästen, die englische Häfen anlaufen, gefordert. 

September:  Zwei russische Forscher, B.A. Wedinski und A.I. Danilewski übermitteln einen Funkspruch auf einer Wellenlänge von 3,5 m. Sie demonstrieren damit die prinzipielle Brauchbarkeit ultrakurzer Wellen für die Nachrichtenübermittlung. 

21. September: Nach den erfolgreich verlaufenden Versuchen mit dem D „Cap Polonio" / DEA auf der Langwelle nimmt Norddeichradio den Dienst „Öffentlicher Seefunkverkehr für große Entfernungen“ auf. Norddeich sendet dabei auf 2.250 m und die Schiffe auf 2.050 m. (Brand)

September: Beginn der Inflation in Deutschland: Im Amtsblatt des RPM werden in immer kürzeren Abständen die Gebühren für Funktelegramme erhöht. Neben den Bord-, Küsten- und Landgebühren wird eine Mindest- oder Grundgebühr für Funktelegramme eingeführt.
Sept 1922: Küstengebühr 9 M pro Wort, mindestens 90 M, Bordgebühr 12 pro Wort, mindestens 120 M. 
Nov 1922: Grundgebühr/Telegramm 60 M, Bordgebühr 70 M, Küstengebühr.35 und Landgebühr 30 M.
Dez 1922: Grundgebühr/Telegramm 200 M, Bord- und  Küstengebühr je 100 M, Landgebühr 40 M

12. Oktober: Siemens und Halske hat am Jahrestag ihres 75-jährigen Bestehens in Berlin ein historisches Museum der Firmen- Erzeugnisse eröffnet. 

Oktober: Aus Schweden wird gemeldet, dass als Ergänzung zu den bestehenden Stationen Karlskrona und Gotenburg am Bau einer dritten (Groß-) Station gearbeitet wird. Diese soll in Zusammenarbeit mit der RCA gebaut werden, die auch die technische Ausrüstung liefern soll. Der Kaufpreis für diesen Posten beziffert man mit 432.500 US-Dollar, das sind 1,66 Mio. Schwedenkronen. Der Gesamtpreis für die fertige Station soll 4,85 Mio. Kronen betragen. Der Standort ist zwischen Varberg und Faslkenberg, südlich von Gotenburg. Die ca. 50-60 km entfernte Empfangsstation liegt in der Nähe von Kungsbacka. 
Auch die Funkstation in Bergen/Norwegen wird z.Zt. modernisiert. So werden u.a. 75 m-Hilfsmasten zu dem vorhandenen 85 m-Mast errichtet. 

Oktober: In Indien (Britisch-Indien) arbeiten z. Zt. folgende Küstenfunkstellen: Bombay, Kalkutta, Diamond Island, Karachi, Madras, Port Blair, Rangoon und Victoria Point. 

14 – 22. Oktober: Auf der Radio-Ausstellung in Chicago zeigen auch deutsche Aussteller ihre Empfangsapparate, welche in Deutschland noch nicht zugelassen sind. 

Im November strahlt Radio London Rundfunksendungen aus. 

November: In zahlreichen Aufsätzen wird diskutiert, ob der Besitz oder der Selbstbau von Empfangsanlagen ohne behördliche Genehmigung in Deutschland weiter strafbar sein soll. In Holland ist inzwischen der Empfang und in den USA das Senden und Empfangen den Amateuren freigegeben worden. 

3. November: Seenotfall D. "Herbert Sauber". Das Schiff kentert und sinkt auf der Doggerbank. Von den 26 Besatzungsmitgliedern wird nur ein Man gerettet. Das Schiff hatte eine Funkanlage an Bord, aber der einzige, der sie bedienen konnte - der 2. Offizier - musste in Hamburg wegen Krankheit zurückgelassen werden. Dies wird später vom Seeamt Hamburg ausdrücklich bemängelt. 

November: In der Tschechoslowakei entsteht bei Bratislava eine 5-kW-Station. Sie soll für den Funkdienst der Donau-Dampfschifffahrt und zugleich für die Sicherung der Flugstrecke Prag – Konstantinopel dienen. 

November: Im American Institute of Electrical Engineers hält Marconi einen Vortrag über die Fortschritte bei Elektronenröhren und über die kurzen Wellen. Er berichtet u.a.: Antennenleistungen von 200 kW mit Röhrensendern sind bereits erreicht worden. Seine „Normalröhre“ liefere 4 kW bei einer Anodenspannung von 12.000 Volt. Die Lebensdauer gibt er mit 5.000 Stunden an und den Wirkungsgrad beziffert er mit 35 – 40 Prozent. Seine seit 1916 durchgeführten Versuche mit Meterwellen (2 und 3 Meter) dauern an. Als Vorteil nennt er die Freiheit vor atmosphärischen Störungen. Zwischen Birmingham und London laufen Funk-Telephonie-Versuche mit 15 m-Wellen und 700 Watt-Sendern und Antennenreflektoren.

18. November: In England beginnen offiziell die Rundfunkdarbietungen mit einem festen Programm. Die Jahresgebühr für den Empfang beträgt 15 sh pro Jahr. Die Anzahl der Teilnehmer beträgt im Januar 1924 fast eine halbe Million. An dem 1922-Start nehmen teil:
London  Rufzeichen 2LO  265 m  900 W
Manchester    2ZY  375 m  1 kW
Birmingham    5IT  475 m  500 W
Newcastle    5NO  400 m  1,1 kW
Cardiff     5WA  350 m  1,1 kW
Glasgow    5SC  420 m  1,1 kW
Aberdeen    2BD  495 m  1,1 kW
Bournemouth    6BM  385 m  1,1 kW
Durch Vernetzung der einzelnen Sender über Kabel ist es möglich, sodass wichtige Londoner Nachrichten von allen Sendern gleichzeitig abgestrahlt werden. 

November:  Auf deutschen Frachtschiffen kommen erstmals Besatzungsmitglieder als sogenannte "Hörmänner" zum Einsatz, welche die Notfrequenz überwachen und beim Wahrnehmen von (Not-) Signalen einen Offizier oder Zahlmeister, der ein Funkzeugnis besitzt, benachrichtigen. 

Dezember: Die englische Cunard Reederei beschließt, die Funkstationen ihrer Schiffe mit eigenem Personal zu besetzen und die Marconi-Angestellten freizusetzen. 

Dezember: Die DEBEG betreut 556 eigene und fremde Handelsschiffstationen. Die Gesamtzahl der Funktelegramme wird mit 44.240 bekannt. 

Dezember: In Berlin erzeugt K. Schmidt mit einem Dynamo die Frequenz 360 kHz. 

30. Dezember: In Frankreich werden neue Bestimmungen für den privaten Radio-Empfang erlassen. Danach dürfen u.a. Antennen keinerlei Störungen (Überlagerungs- bzw. Rückkopplungspfeifen) aussenden. Ausländer müssen eine Sondergenehmigung zum Rundfunkempfang haben. 


Neue Geräte 1922
Neu bei der DEBEG: Sender: Zwischenkreis Röhrensender Telefunken  CP IV. Leistung 1 kW, Betriebsart: Telegrafie und Telefonie.  Wellenbereich: 600 - 800 m und 1 800 - 3 000 m. Zum Empfänger E 266 gibt es einen Zweifach Niederfrequenz - Verstärker EV 285 mit zwei Röhren RE 11. Neu ist auch der Schulsender AVS 115 mit 4 Glühkathoden-Senderöhren RS 5 (15 Watt). 

Neu auf dem Büchertisch 1922
Die Zeitschriften Wireless World und Radio Review sind jetzt vereint und erscheinen wöchentlich unter dem neuen Titel „Wireless World and Radio Review“ im Verlag London WC 2. 
Die Telefunken AG gibt die Nr. 25 ihrer Zeitschrift als Doppelausgabe heraus. Anlass ist das 25 – jährige Jubiläum der Marconi – Versuche vom 10. Mai 1897 am Bristol – Kanal. Die Telefunken – Zeitschrift erscheint alle zwei Monate und kostet pro Heft 15 M. 
„Die Einrichtungen von Reichsfunkanlagen“ ist der Band 54 der Reihe „Post und Telegraphie in Wissenschaft und Praxis“ im Verlag für Politik und Wirtschaft in Berlin. Das Buch zum Preis von 12 M  hat der Postrat Paul Münch geschrieben.
Das Buch „Radio Schnelltelegraphie“ von Dr. Eugen Nesper erscheint im Verlag Jul. Springer, Berlin. Der Preis wird mit einer wechselnden Grund- oder Schlüsselzahl multipliziert. Am 28. Juli beträgt diese 30.000. 
Als Band 4 der wissenschaftlichen Forschungsberichte im Verlag Th. Steinkopff in Dresden und Leipzig erscheint „Die drahtlose Telegraphie und Telephonie“ von Dr. P. Lertes. 
„Hochfrequenzmeßtechnik – Ihre wissenschaftlichen und praktischen Grundlage“ heißt das Buch von Dr.-Ing. August Hund, das im Verlag Jul. Springer, Berlin, erscheint. Im Jahr 1924 kostet es 8,40 Goldmark oder 2 Dollar. 
Die neue Rufzeichenliste mit den Kennungen von rund 420.000 Funkstellen, dazu die Namen und die Verwendungsart (Bordfunkstelle, Küstenfunkstelle, Kriegsschiff usw.) wird durch das Bureau International D’Union Telegraphiques in Bern herausgegeben. Es soll durch monatlich erscheinende Nachträge fortlaufend ergänzt werden. 
Die Elektronenröhren und ihre technischen Anwendungen erscheint in der zweite Auflage im Verlag Vieweg, Braunschweig und der Autor ist Dr. H.G. Möller. 
Die Zeitschrift „Radio“ erscheint als erste Fachzeitschrift für die Rundfunk-Industrie. Herausgeber ist W. H. Fitze.
Wireless Telegraphy with spezial Refeence to the Quenched – Spark – System heißt das Buch von Bernard Leggett, das bei Chapmen in London erscheint und 30 s kostet. 
Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)

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Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1923
Januar: In Rocky Point/WQK wird ein Röhrensender von 120 kW (6 parallel geschaltete 20-kW-Röhren) im Verkehr mit Nauen erprobt. 

16. Januar: Die Regierung der verbündeten Sowjetrepubliken verbietet den Gebrauch der Funkanlage in der 10-Meilen-Zone (Ausnahme: Seenot-Funkverkehr). 

20. Januar: Aus dem Bericht des Funkbeamten Karl Müller, Dampfer "Cap Polonio": Über eine Entfernung von 15.000 km wird das Zeitzeichen von Nauen aufgenommen, ab 3.300 sm kann auf der Heimreise mit Eilverse (bei Hannover) Wechselverkehr aufgenommen werden, während Norddeich erst ab Lissabon erreicht wird. 

23. Januar: Auf der Radio Verbindung Berlin-London wird ab heute der Telegramm Verkehr mit Hilfe von  Hughes Typendruck- Telegraphen abgewickelt. Neben dem Vorteil der schnellen Übermittlung ist es so auch „Mithörern“ unmöglich, den Text der Telegramme mitzulesen. 

Januar: Inflationsartige Steigerung der Heuern für Funkbeamte. Für Januar wird in der D-Heuer-Statistik der SBG ein Funkbeamter I mit „noch“ 147.180 Mk monatlich geführt, im Juni sind es schon 1,649 Millionen Mark. Der Funkbeamte III steht mit 124.750 bzw. 1,397 Mio. Mk in der Tabelle.

Januar: Die technische Hochschule Berlin  hat den Staatssekretär im Reichspostministerium Dr. Bredow zum Ehrenbürger der Hochschule ernannt. 

Januar bis April: Die ETZ (Nr.11/1924) berichtet von einem Versuch, den die drei amerikanischen Gesellschaften American Telephone and Telegraph Co., die Western Electric Co. und die Radio Corporation of America in den ersten vier Monaten 1923 unternommen haben. Die Versuchssendungen gingen von einem Sender in der Station Rocky Point in den USA aus und die Empfangsstation befand sich in Southgate in Großbritannien. Dabei wurde in einem Großversuch erstmals die durch die US Patente 1.449.382, 1.243.306 und 1.433.307 unter dem Begriff „Single side band eleminated carrier method“ benannte Einseitenbandtechnik erprobt. Bei diesem wohl ersten Versuch, mit einem SSB-Signal den Atlantik zu überbrücken wurde mit Hilfssendern und Sperrkreisen nur ein Seitenband ausgefiltert und ausgesendet. Dabei wird bekanntlich nur während der Sprechdauer Energie abgestrahlt. Als Wellenlänge wird 5.260 m (57 kHz) angegeben. Die 150 kW Endstufe arbeitet in Amerika mit wassergekühlten Elektronenröhren und einer Anodenspannung von 10.000 Volt. Für den Empfang wird eine 46-Windungen-Rahmenantenne mit einer Seitenlänge von 1,8 m benutzt und das vollständige Signal mit zwei Hilfssendern wieder hergestellt, damit auf herkömmliche Weise das Sprachband wieder durch Demodulation gewonnen werden kann. Das Ergebnis wird als gut bewertet. Bei G.G. Blake kann man lesen, dass die abgestrahlte Einseitenbandaussendung 60 kW beträgt, was einer Doppelseitenaussendung von 250 kW entspricht. Einen Vortrag mit den Ergebnissen der Versuche hält Dr. H. W. Nichols auf der Sitzung der I. E. E. am 22. Februar 1923

2. und 10.  Februar: Bei Norddeichradio nimmt die vorläufige Empfangsanlage Westgate den Betrieb auf und damit sind die Sende- und die Empfangsanlage bei der Küstenfunkstelle völlig getrennt.  (Brand)

Februar: Die Zahl der gemeldeten Bordfunkstationen wird mit 14.000 bekannt. 

Februar: Inflation in Deutschland: Die Zeitschrift "Hansa" erhöht wegen der Geldentwertung den Preis für das Vierteljahresabonnement von 1.000 auf 2.250 Mk. (Auslandspreis 1 engl. Pfund bzw. 5 Dollar pro Jahr). Zum Vergleich: Ein 3. Offizier erhält im März eine Heuer mit Verpflegungsgeld und Seepauschale von 426.120 Mark. Der Schiedsspruch vom 2. März sieht rückwirkend eine 95-%-ige Erhöhung der Januar-Heuer zum Februar vor. Für den Übergang Mai-Juni werden es 175 %. Und die "Hansa" kostet pro Heft im August schon 350.000 Mk. Die Grundgebühr pro Wort für Funktelegramme Berlin – New York (1,25 M.) ist mit dem Fakto 9.500 zu multiplizieren (5. Februar). Auch das für Einsendungen gezahlte Seitenhonorar der ETZ erhöht sich auf 6.000 M. 

Februar:  In Hamburg sind ca. 4.000 arbeitslose Seeleute gemeldet. 

Februar: Telefunken und Marconi einigen sich, in Zukunft ein gemeinsames gebührensparendes Codiersystem für Telegrammtexte zu verwenden. Dazu werden Begriffe aus einem mehrsprachigen Wörterbuch durch Angabe des Bandes, der Seite, der Wortstelle usw. als ein Gebührenwort übermittelt. 

15 März: Gründung des ersten Radio-Clubs in Berlin. 
Aus dem Bericht eines Rundfunkhörers: Welle 385 Manchester, Welle 400 Newcastle, Welle 420 Birmingham, Welle 1.000 Haag (Niederlande, 50 Watt), Welle 1.550 Radio Paris, Welle Eberswalde (Versuchsstation Lorenz AG), Welle 3.000 Lyngby, Welle 4.000 Wirtschaftsnachrichten Königswusterhausen
Dazu Versuchssendungen aus dem Telefunken-Labor Berlin. Die englischen Sender gehören zur kürzlich gegründeten BBC. Diese beklagt, dass immer mehr junge Leute Empfangsanlagen bauen und Rundfunk hören, ohne Lizenzgebühren zu bezahlen. 

März:  Telefunken bringt zwei Empfänger für den Rundfunkempfang auf den Markt:
Telefunken A Detektor Empfänger 200 - 600 m Variometerabstimmung
Telefunken B Audion-Empfänger mit der Röhre RE 58, Drehkondensatorabstimmung, Heizbatterie 6 V, Anodenbatterie 50 V, Kopfhöreranschluss und Rückkopplung. 
Telefunken C ist ein Empfangsverstärker, der B nachgeschaltet werden kann und
Telefunken D ist ein Audionempfänger mit zusammengeschaltetem Verstärker. 

2. März: Hazeltine erhält ein Patent auf den Neutrodyne Empfänger.

23. März: Im Lehrervereinshaus in Berlin findet die Gündungsversammlung des „Klubs der Radiofreunde“ statt. 

28. März: Telefunken führt den neuen Funkpeiler (II) an Bord des Vermessungsschiffes "Panther" der Reichsmarine in der Kieler Bucht vor. Anwesend sind auch Dr. Ing. e.h. Graf Arco und Korv. Kapt. Konrad sowie die Telefunken-Konstrukteure. Es handelt sich um den Peiler Telefunken E 236. Er besteht aus der 80-cm-Rahmenantenne im Gehäuse, die über einen Seilzug gedreht werden kann. Unter Deck ist die Drehvorrichtung und ein 6-Röhren-Empfänger. 

März:  Neu ist auch der Telefunken Audion-Empfänger E 258 mit einem Wellenbereich von 200 bis 18.000 m. Zusatzgeräte: EZ 262 zum Tertiär Empfang und Überlagerer EZ 1290 zum Empfang ungedämpfter Sendungen.  EZ 1297 heißt ein neuer Rückkopplungsempfänger, der auch für den Schiffsradiodienst geeignet ist. Mit 8 auswechselbaren Spulensätzen wird der Wellenbereich von 250 bis 27.000 m überstrichen. Zum Gerät gehören eine 8 V Heiz- und eine 50 V Anodenbatterie. Unter der Bezeichnung EZ 290 bringt Telefunken einen Oszillator mit der Röhre RE 26 L auf den Markt. Mit umschaltbaren Spulen und einem Drehkondensator wird der Wellenbereich 300 bis 24.000 m überstrichen. 

März: Auf den englischen White Star- und Cunard-Linern wird der Funkraum ca. 120 m hinter der Brücke angeordnet, damit der Wachoffizier bei der Nebelsignalwache nicht gestört wird. 

März: In der Station Eiffelturm wird ein neuer Telephonie-Sender in Betrieb genommen. Er sendet auf 2.600 m, lässt sich aber auf den Wellenbereich 2.600 m bis 4.000 m abstimmen. Die Besonderheit: Die Endstufe arbeitet mit „zerlegbaren Elektronenröhren“. Dabei kann das Heizfaden-Element, dessen Ausfall sehr häufig zur Leistungsverminderung, oder gar zum vorübergehenden Abschalten des Senders führte, leicht ausgetauscht werden. Der Nachteil: Die Endröhren müssen dauernd an eine Vakuumpumpe angeschlossen bleiben. Technische Daten dieser neuen Röhre: Heizung 16 V 35 A und Anode 4.500 V, 1,8 A.

April 1923: Die DEBEG weist darauf hin, dass die Ausbildung der Bordfunkbeamten (1. Klasse Zeugnis) nicht durch sie, sondern durch die Reichstelegrafenverwaltung (unter Mitwirkung der DEBEG) erfolgt. 

6. April: Die neuen französischen Funkbestimmungen treten zunächst für Schiffe unter französischer Flagge in Kraft. Funkausrüstung für jedes Schiff  >= 2.000 BRT, oder mit mehr als 50 Personen an Bord oder mehr als 12 Fahrgäste. Reichweite der Hauptanlage 150 sm. Sechs Stunden Betrieb mit der Notsendeanlage, Funkraumuhr mit Sekundenzeiger. Schiffe von 500 bis 1.999 BRT müssen eine Radioempfangsanlage haben. Diese Bestimmungen sollen ab 6. Okt. 1923 für englische und ab 15. März 1925 für Schiffe aller Nationen gelten, die französische Häfen anlaufen. 

6. April: Eröffnungssitzung des ersten deutschen Radio Clubs in Berlin. Im Vorstand sind Dr. Nesper, Dr. Loewe, Dr. Seibt und die Ingenieure Klein und Fitze. 

April: Auf dem Stinnes-Schiff "General San Martin" wird durch die Firma Dr. Erich Huth/Berlin ein 250-Watt-Telegrafie-Telefonie-Sender  nach dem Prinzip "Huth-Kühn" eingebaut. Die bisher gemessenen Reichweiten (500 km Telefonie und 1.000 km Telegrafie) sollen durch ein Versuchsprogramm mit Norddeichradio bestätigt werden. 

April: In Genf findet die Ausstellung „Funkentelegraphie und Funkentelephonie“ statt. 

April: Marconi lässt durch C.S. Franklin einen 12 kW-Kurzwellen-Sender mit einer Reflektor-Antenne in Poldhu installieren. Um die Reichweite und die Empfangsqualität zu testen, verläßt Marconi mit der Elettra  Falmouth und reist in Richtung Capverden. Er berichtet von guten Empfangsergebnissen bei 1 kW-Sendeleistung über 2.285 km bei Tag und 4.023 km  (2.500 Meilen) bei Nacht auf der 97-Meter-Welle. Das – so schreibt er – ist die Lösung für das „Imperial Wireless System“, das mit Lang- und Längstwellensendern und immer größerer Leistung geplant und begonnen wurde. (Marconi Review). 

Mai: In England besteht eine Miss Jessie Kennedy die Prüfung zum Seefunkzeugnis 1. Klasse (PMG’s  First Class Certificate) am North Wales Wireless College, Clowyn Bay. Sie ist die erste Frau, die diese Prüfung seit der Verschärfung der Prüfungsgebühren 1921 bestanden hat. 

Juni: Die OPD Hamburg gibt bekannt, dass versuchsweise für Schiffe der 3. Gruppe (Funkwache nur zu bestimmten Zeiten) nach dem Wetterbericht eine kurze Mitteilung, für welche Schiffe Telegramme vorliegen, folgen soll. (Geburtsstunde des deutschen Sammelanrufes??). 

26. Juni: Bei der monatlichen Tarifangleichung wird die Funkerzulage für Schiffsoffiziere ab 1. Juni auf  60.000 bzw. 120.000 Mk (Schiffe mit/ohne Funkbeamten) festgesetzt. 

Juni: Die norwegische und die schwedische Regierung haben ein Abkommen getroffen, wonach ein kostenloser medizinischer Beratungsdienst für Seeleute über die Küstenfunkstellen Bergen und Gothen möglich wird (Wireless World Juni-23) Einen Monat später wird dieser Dienst auch auf Blaavand/OXB und Kopenhagen/OXA ausgeweitet. 

Juni: In einem Aufsatz von Direktor Behner (DEBEG) heißt es, dass die Gesellschaft zur Zeit vier Versionen von Schiffssendern (tönende Löschfunkensender) für die Wellen 300, 450, 600 und 800 m liefert:
A Type 0,2 TK 200 Watt Antennenleistung
B Type 0,5 kK 500 Watt Antennenleistung
C Type 1,5 TK 1.500 Watt Antennenleistung, dazu eine
Sonderstation für große Fahrgastschiffe mit 2,5 kW Antennenleistung. 
Röhrensender (zum Teil mit Telephonie-Zusatz) sind z.Zt. erst auf 5 Schiffen in Betrieb und werden auf 6 weiteren eingebaut.

Juni: Der Kapitän des 8.000-Tonnen Frachtschiffes „Tredenhamo“ der Hain Co wird von einem englischen Gericht zu einer Geldstrafe von 10 engl. Pfund verurteilt, weil er Bestimmungen über die Funk-Dauerwache verletzt hat. Dies war der erste derartige Prozess in Großbritannien. (Wireless World 23 Nr 202). Wenig später wird ein griechischer Kapitän zu einer Geldstrafe von 50 Pfund und dazu noch 20 Pfund für die Kosten des Verfahrens verurteilt, weil die Station auf seinem Schiff nicht die Reichweite von 100 Meilen erreicht. 

7. Juli: Eine Untersuchungskommission des Mercantile Marine Department of the Board of Trade hat das Notsignal SOS unter die Lupe genommen und festgestellt, dass es unter bestimmten Umständen von den aufnehmenden Stationen nicht auffällig wahrgenommen wird. Als Abhilfe wird empfohlen, das Signal langsam und nicht öfter als acht Mal in der Minute zu senden. (Wireless World Juli 1923)

Juli: In einem Aufsatz von E. Bätge (Telefunken) werden u.a. die Wirkungsgrade der bisher im Seefunk verwendeten Sender genannt: Der Braun-Sender vom 1903 hatte eine Reichweite von 100 km und einen Wirkungsgrad von ca. 20 %. Mit ca. 50 % Wirkungsgrad folgt der Löschfunkensender. Der Röhrensender, für den eine Reichweite von 1.750 km typisch ist, weist einen Wirkungsgrad von 60 % auf. 

Juli: Die "Cap Polonio" meldet, dass sie sowohl Zeitzeichen wie auch die Funkpresse von Nauen über maximal 8.300 sm erhalten hat. Diese Presse wird von Eilverse in deutscher und spanischer, sowie von Nauen in deutscher und englischer Sprache gesendet. 

Juli: In einer Aufstellung der DEBEG werden für alle Fahrtgebiete, z.B. Afrika, Südamerika, Mexiko usw. die zur Zeit verfügbaren Küstenfunkstellen aufgezählt. So findet man für das Fahrtgebiet Nordamerika: Cuxhaven, Norddeich, Scheveningen, Niton, Lands End, Ouessant, Cape Race, Sable Island, Siaconsett und New York-Radio/WNY. 

Juli: Nach der allgemeinen Reduzierung der Heuern in der englischen Handelsmarine erhalten jetzt ein Funkoffizier  im ersten Jahr 7 Pfund 12 Shilling 6 Pence  und im neunten Jahr 18 Pfund 17 Shilling und 6 Pence. (Wireless World  Juli 1923)

28. Juli: Mit einem Kapital von 133.000 Pfund Sterling wird in Wien die Austrian Marconi Co Ltd gegründet. 

1. August: Die Wortgebühr für Funktelegramme wird wieder erhöht. Betrug sie am 15. November 1922 noch 60 Mark, waren es am 15. Januar 1923 schon 400 Mark. Ab. 20. August werden Schlüsselzahlen zu einer Grundgebühr eingeführt. 

August: Hier einige Beispiele aus den Amtsblättern für die Jahre 1922 und 1923 (diese Zahlen werden z.Tl. auch im Reichsgesetzblatt veröffentlicht): 
Datum   Bordgebühren  Küstengebühren Landgebühren, jeweils Festgebühr und Gebühr pro Wort des Funktelegramms
Februar 1923:  800/400  800/400  160/80
Juli 1923:  2.000/1.000  2.000/1.000  400/200
1. September:  23 600.000/300.000 600.000/300.000 120.000/60.000
16. Sept. 1923:  2 Mio/1 Mio  2 Mio/1 Mio.  400.000/200.00
1. Oktober 23:  30 Mio/15 Mio 30 Mio/15 Mio 6 Mio/3 Mio
1. November 23:  12 Mrd/6 Mrd  12 Mrd/6Mrd  1,2 Mrd/ 600 Mio

August: Loyds London meldet die erste Funk-Telefon-Verbindung eines Teilnehmers auf einer Kanalfähre mit einem Teilnehmer in London.

August: Die Funkentelegraphie in Italien untersteht z. Zt. noch der Marine und sie beschäftigt für die 58 Landstationen und die Bordstationen 1.200 Mann und 20 Offiziere. 

28. August: Nauen nimmt einen Versuchsbetrieb mit Buenos Aires auf und wechselt in beiden Richtungen Versuchstelegramme. 

August: Die von der japanischen Missui Co gebaute Station Peking ist fertig und hat erste Reichweitenversuche mit Bordeaux unternommen. Zur gleichen Zeit unternimmt ein Expeditionsschiff der Universität Oxford, die „Terningen“ eine Reise in die Arktis und wird mit ihrem Rufzeichen RRR auf der Welle 440 m Eisberichte funken.  (Wireless World Aug/29)

5. September: Nach England und Frankreich erlässt nun auch Griechenland neue Vorschriften über die Ausrüstung griechischer Handelsschiffe mit Funkanlagen. Danach müssen alle Schiffe >=1.600 BRT und alle Schiffe mit mehr als 50 Personen an Bord eine Funktelegrafieanlage mitführen. Für die Küstenfahrt gibt es Ausnahmen. 

6. September: Seenotfall ”Dayton" / GJCQ. Schiff hat Schlagseite, nachdem es auf eine Mine gelaufen war. Die Seenotmeldung wird nach Bericht FO der "Hohenfels", Hanns-Paul Döring, hastig und undeutlich gegeben und das Schiff antwortet nicht auf Anrufe. Die Besatzung kann aus den Rettungsbooten gerettet und das beschädigte Schiff abgeschleppt werden. 

September: Telefunken baut Gleichrichterröhren bis 20 kV, 750 mA (RG 61), Senderöhren bis 4 kW (RS 54) und Empfänger- bzw. Verstärkerröhren (RE- bzw. RV-Typen). Neu ist auch die Universal-Station für ungedämpfte Wellen mit dem 1-kW-Röhrensender für fünf Wellen im Bereich 600 bis 2.500 m. Der Sender hat 4 Röhren mit einer Anodenspannung von 10 kV, die Reichweite (über See) beträgt bei Telegrafie ca. 2.200 km und bei Telephonie ca. 500 km. Schon im gleichen Monat meldet D. "Cap Polonio" gute telefonische Kontakte mit Norddeichradio über 330 km auf der Wellenlänge 1.500 m. Der Antennenstrom wird mit 11 Ampere angegeben. Am 16. September erreicht man nachts eine Reichweite von 1.200 km.  Neu ist auch der 2 kW Röhrensender für große Fahrgastschiffe. Das Gerät hat vier Röhren, eine Leistungsaufnahme von ca. 4,2 kW und erzielt im Wellenbereich von 1.000 bis 5.000 m eine Reichweite über See von ca. 3.500 km. 

September: Auf dem Kongress der Internationalen Postunion und auf der Leipziger Messe wird die von Scherbius in seinem Berliner Betrieb gefertigte "Enigma" - Schlüsselmaschine ausgestellt und als ein preiswertes, zuverlässiges und abhörsicheres Gerät zur Übermittlung von geschäftlichen Mitteilungen und Telegrammen angepriesen. Die Reichspost und das Auswärtige Amt prüfen das Gerät auf Tauglichkeit. 

September: Telefunken sendet zu Versuchszwecken jeden Mittwoch von 20 – 21 Uhr ein Konzert aus dem Telefunkenhaus am Halleschen Ufer 12 auf der Wellenlänge 300 – 400 m und bittet in der Presse um Empfangsberichte. 

September: Vor der Marine Akademie berichtet M. Langewin über die Ergebnisse seiner Forschungen mit Unterwasser Telegrafie mit Ultraschallwellen. Seine Wellen (30 bis 100 kHz) werden mit Quarz-Strahlern abgestrahlt und aufgenommen. 

1. Oktober: Das Reichspostministerium erlässt die "Regelung des funktelegraphischen Seenotmeldedienstes an der deutschen Küste". Danach wird eine Seenotmeldung so abgesetzt: Mindestens 2 x SOS, der Buchstabe v, das Rufzeichen, die Position des Havaristen und danach Angaben zum Unfall. Dieses "Seenottelegramm" muss beantwortet werden, die Schiffsleitung verständigt und ggf. die nächstgelegene Küstenfunkstelle in Kenntnis gesetzt werden. Die Marinefunkstelle III Wilhelmshaven veranlasst eine Standortbestimmung durch das Marine-Peilnetz 

14. Oktober: Manfred von Ardenne meldet unter der Nummer 427 342 ein Patent unter dem Titel „Verfahren zur Erzielung einer Tonselektion, insbesondere für die Zwecke der drahtlosen Telegraphie“ an. 

15. Oktober: Staatssekretär Dr. Bredow übergibt im Vox-Haus in Berlin den Deutschen Unterhaltungsrundfunk der Öffentlichkeit. Die jährliche Gebühr zum Empfang beträgt 25 Mk, wird aber bald auf 60 Mk erhöht. Nach der Eröffnungsrede wird vom Sender Königswusterhausen ein Musikprogramm gesendet. Das Datum gilt als der Geburtstag des Deutschen Rundfunks. 

15. Oktober: Norddeichradio führt eine Dauerwache auf der 2.100-m-Welle ein und erhält einen neuen 5-kW-Röhren -Sender, der auch für die Telephonie benutzt werden soll. Ausweichwellen für die 2.100 m sind: 1.800 m (auch für A3), 2.300, 2.500 und 3.000 m. Nach einer Notiz in der Wireless World ist Norddeich von 02.00-04.30, 08.00-10.00, 16.00-18.00 und 23.30-01.00 empfangsbereit und sendet auf 2.250 m und hört auf 2.050 m.  Während der Bädersaison hat Norddeich jetzt eine direkte Funkverbindung mit Hamburg. Die Küstenfunkstellen Cuxhaven- und Swinemünderadio arbeiten hauptsächlich auf Telephonie, während die Marinefunkstellen Kiel- und Pillau-Radio auf Telegrafie arbeiten. 

29. Oktober: Erste Rundfunkübertragung in Deutschland aus dem VOX-Haus in Berlin (f = 750 kHz, der Sender ist ein Lorenz Sender nach dem Poulsen Prinzip). Grundlage ist ein Vertrag zwischen dem Reichspostministerium und der Deutschen Stunde, nach dem in ganz Deutschland (mit Ausnahme von Bayern) ein allgemeiner Rundfunk im Wellenbereich von 350 bis 500 m eingerichtet werden soll. Die Gültigkeit einer Rundfunk-Empfangs-Genehmigungsurkunde beträgt ein Jahr. Rundfunkempfänger und Ersatzteile dürfen nur an Personen verkauft werden, die eine gültige Genehmigungsurkunde vorzeigen können. Die Gebühr für ein Empfangsgerät beträgt zunächst Mk 2,50 für einen Detektorapparat, Mk 6 für ein Audion ohne Verstärker und Mk 7 für ein Audion mit Verstärker. 

Oktober:  Ein neuer Röhrensender von Telefunken hat eine Leistung von 2 kW und ist mit 2 Röhren RS 47 II bestückt. 

Oktober:  Einführung des Funkpeilers an Bord. Für Funkpeilungen in der Nordsee wird Wilhelmshaven/KAN auf Welle 600 gerufen. Die Peilung erfolgt dann auf der Welle 800 m. 

Oktober: Hoffnung auf ein Ende der Inflation. Der Schiedsspruch für den ab November geltenden Heuervertrag sieht 80 % der Friedensheuer, bezahlbar in Gold- oder Rentenmark vor. (Beispiel: 2. Offz. 132, 3. Offz. 96 und 4. Offz. 75 Rentenmark, Funkerzulage 15 bzw. 30 Mk) Leider geht die Geldentwertung aber weiter. 

November: In London tagt die Funkkammer der Internationalen Schifffahrtskommission. Teilnehmerstaaten: Australien, Belgien, Kanada, Dänemark, Frankreich, Deutschland, England, Holland, Japan, Norwegen, Spanien und  Schweden. Themen: Einheitliche Besetzung der Bordfunkstellen sowie automatisches Absenden und Aufnehmen von Notsignalen. 

November:  Anlässlich einer Messe zum 300-jährigen Bestehen der Stadt Göteborg wird in Schweden die erste moderne Koordinaten- Vermittlungsstelle mit mechanischen Drehwählern und 10x10 Kreuzschienen eingerichtet

November: Das Feuerschiff Nantucket Shoals erhält eine Funk-Nebelsignalanlage (4 Morsestriche alle 30 Sekunden) Die Reichweite wird mit 30 Seemeilen angegeben. 

7. November: Zum absehbaren Ende der Inflation wird der erste Heuertarif in Rentenmark abgeschlossen. Dabei gilt: 1 Billion Mark wird eine Rentenmark. 

November:  Von Bord der "Cap Polonio" sendet der Funkoffizier Müller mit seinem neuen Telefunken Telephoniesender das Nachmittagskonzert aus dem Speisesaal. Die Frequenz ist nicht überliefert, aber die Resonanz der anderen Schiffe ist überwiegend positiv. 

27. November: Funkamateuren gelingt erstmalig Wechselverkehr auf Kurzwelle über den Atlantik zwischen den USA und Frankreich (Wellenlänge: 110 m, andere  Quelle (ETZ): verwendet wird die 90 m-Welle) und der  maßgebende Operator heißt Conrad. Eine Abkürzung entsteht im Funkverkehr, die von erfolgreichen Amateuren mit Stolz verwendet wird: WAC (worked all continents). Nach Informationen aus der Wireless World (Nr 224/1923) wird am 26. November England mit 8 Stationen (London bis Aberdeen) von 03.45 bis 05.15 GMT nacheinander nach Amerika senden und die Empfangsergebnisse werden per Kabel zurücktelegrafiert. Am Folgetag von 03.00 bis 03.30 sendet Amerika, am 28. Nov. wieder England und am 29. Nov. Amerika. Am 2. Dez. soll dann im 5-Min-Wechsel ein Gegenverkehr versucht werden. Als Wellen werden 363 bis 495 m angegeben. 
Das Antworttelegramm von Radio Broadcast (USA) „Reports successfull reception various parts of country. London, Bournemouth, Glasgow, Cardiff and Newcastle were heard notify us immediately american program heard in England tomorrow – congratulations”. Von den Aussendungen der amerikanischen Stationen am 27. November werden gehört: WGY (Station der General Electric Co in Schenectady) und WHAZ (The Rensselear Polytechnic Inst. Troy/NY). Die Aussendung am 28. November mit einer Rede von „Senatore“ Marconi geht größtenteils im Störnebel der starken amerikanischen Lokalstationen unter. Aber auch die Grußadresse des amerikanischen Präsidenten Coolidge wird in England gehört. Über 2.000 Empfangsberichte gehen bei der Redaktion der Zeitschrift The Wireless World and Radio Review ein. Die teilnehmenden Radiostationen haben auf ihren Normalfrequenzen mit großer Sendeenergie abgestrahlt, während die teilnehmenden Funkamateure auf Wellen unter 200 m mit kleiner Energie und im Morsecode in der Luft waren. Tests mit französischen Amateuren sollen folgen. 

November:  Auch kommerzielle Stationen testen die neuen Wellen: Aus Poldhu wird bekannt, dass mit 100 m-Wellen und einer Sendestärke von 9 kW eine Entfernung von 1.000 km überbrückt wird. Mit 18 kW wird im nächsten Jahr von Marconi eine Australienverbindung erprobt und damit der halbe Erdumfang mit 100 m Kurzwellen abgedeckt. 

November:  Immer noch Inflation in Deutschland. 1 US $ entspricht 4,2 Billionen Mark. Aktienkurse (14. Nov.) NDL 14,7-, Hamburg-Süd 50- und DDG Hansa 20 Billionen Mark. Ein Vollmatrose, dessen Heuer 1914 73 Mark betrug, erhält z.B. 58,5 Billionen Mark. Im Dezember werden bei Ende der Inflation aus 160 000 000 000 Mark Monatslohn für einen Funkbeamten im November  ca. 200 Renten-Gold-Mark pro Monat.

1. Dezember: Nach Einführung der Gold- bzw. Rentenmark wird die Wortgebühr für Funktelegramme neu festgesetzt. Bei einer Mindestwortzahl von 8 Wörtern gilt ab heute: Bordgebühr 0,45 Mk, Küstengebühr 0,45 Mk und Landgebühr 0,15 Mk. Diese Gebühr wird am 1. April 1924 auf 0,35 Mark  2 Mark gesenkt . Auch das Seefahrtsbuch, das im Juli noch 2.500 Mark kostete, wird jetzt mit 0,40 Goldmark neu bewertet. 

Dezember: Zur Frage der automatischen Aufnahme eines Notrufes wird bekannt, dass es drei Systeme in der Erprobung gibt, die aber nicht kompatibel sind. In den USA wird ein Gerät von Fessenden entwickelt, welches auf das präzise gegebene Zeichen SOS reagiert. In England hat Marconi ein Gerät in der Erprobung, welches auf eine Folge von Morsestrichen und Telefunken entwickelt ein Gerät, das auf Morsepunkte (Rhythmus des Taschenuhr-Tickens) ansprechen wird. Dazu im Jahrbuch des NDL (1921/22): „Die verlangten 150 Impulse können, da alle Taschenuhren der Welt im gleichen Rhythmus, nämlich 150 Doppelschläge in der Minute ticken, unter Benutzung einer Taschenuhr von Hand gegeben werden. Der Funkbeamte betätigt den Notsender also im Rhythmus seiner Taschenuhr dergestalt, dass beim „Tick“ die Taste gedrückt und auf „Tack“ gehoben wird – was für die Auslösung der Empfangswirkung ausschlaggebend ist.“

Dezember: Die deutschen Funkpeilstellen List/KAO, Nordholz und Borkum werden unvermindert stark frequentiert. Wilhelmshaven III gibt bekannt (Zahlen in Klammern für 1922), dass 1.567 (923) Peilungen für Handelsschiffe und 194 (14) Peilungen für Kriegsschiffe durchgeführt wurden. Die Reichspost kassierte  die Gebühren für die Aufnahme der Nordsee/Ostsee-Eisberichte im Voraus (pro Schiff 3,1 Mrd. Mk). 

Dezember: Thema Rundfunk in Deutschland: Jeder deutsche Staatsbürger kann beim Postamt einen "Erlaubnisschein" (für RM 60) beantragen und danach einen "Rundspruch-Empfangsapparat" erwerben. Röhren und Gerät müssen den Stempel RTV tragen. Z. Zt. sendet aber nur Berlin (Vox - Haus), der Sender Hamburg wird vorbereitet. Ergänzend teilt das RPM mit, dass es auch in Zukunft keine Zulassung zum Gebrauch von Funkempfangsanlagen für Ausländer in Deutschland genehmigen wird. In Dänemark dürfen drahtlose Anlagen nur mit einer Sondergenehmigung für Unterrichtszwecke errichtet oder betrieben werden. In England liegen den Behörden z.Zt. ca. 33.000 Bewerbungen für eine Experimentier-Lizenz vor und in den USA herrscht völlige Freiheit für den Bau und den Betrieb von Empfangsanlagen. Der Wert eines Rundfunkapparates wird mit ca. 90 Mark angegeben, fünf Jahre später kostet ein gleichwertiges Gerät nur noch 20 – 30 Mark. Die drei Firmen Telefunken, Lorenz und Dr. Huth schließen sich für den gemeinsamen Vertrieb ihrer Rundfunk- Empfänger zur „Rundfunk-Gesellschaft“ zusammen, welche den Alleinverkauf aller drei Marken organisieren soll.
Der Rundfunkbetrieb gliedert sich in Deutschland z.Zt. wie folgt:
Wirtschaftsrundspruchdienst mit dem 10 kW Röhren Sender Königswusterhausen mit Teilnehmern in 500 Orten auf der 4.000 m-Welle mit Festfrequenzempfängern. 
Rundfunk mit der „Deutschen Stunde“ mit Empfangsanlagen, NF-Verstärkern und großen Lautsprechern in öffentlichen Räumen .Das sendet der 5-kW-Röhren-Sender Königswusterhausen. Die Aufnahme erfolgt mit besonders geprüften und „gestempelten“ Empfängern. 
Unterhaltungsrundfunk: Dafür hat die Reichspost in einigen Orten mit genügend Abonnenten kleine Telephonie-Sender zugelassen. Das ist der Fall in Berlin, Brandenburg, München, Frankfurt/Main, und Stuttgart. Später sind vorgesehen: Hamburg, Breslau, Königsberg, Dresden usw. Dafür gibt es Empfänger mit begrenztem Empfangsbereich (250 bis 500 m, in Ausnahmefällen bis 700 m), die nicht schwingen dürfen und plombierbar sind. Eine Sendeanlage dafür kostet 2.500 M,  für die Stempelung der Empfänger berechnet die Reichspost 0,50 bis 7 M. Auch der Preis der vom Hörer zu erwerbenden  Genehmigungsurkunde (25 M.) wird vor der Einführung der Rentenmark, wie alle vorher genannten Preise, zum Tageskurs mit der Inflations-Verhältniszahl multipliziert. Will jemand mit Empfangsgeräten Handel treiben, muss er dafür eine besondere Genehmigung haben. 

Dezember: Sechs Schiffe der K-Klasse der Peninsular and Oriental Steam Navigation Co. werden mit dem neuen Marconi Direction Finder ausgerüstet

Dezember: Die DEBEG betreut 584 eigene und fremde Handelsschiffstationen. Die Gesamtzahl der Funktelegramme betrug ca. 66.000. Die DEBEG ist eine der  beiden Tochtergesellschaften der Telefunken AG, die andere Tochter ist die Transradio mit den Sendestation Eilverse und den Empfangsstationen in Geltow, Hagen (Hannover) und Westerland (Sylt). 

Aus der Wireless World: Who was the first radio engineer? Aswer: Adam, because the first loud speaker was made from his spare parts. 


Neu auf dem Büchertisch 1923
Februar: Im Gea Verlag Berlin erscheint der "Atlas der Funkentelegraphie und Seekabel im Weltverkehr". Herausgeber: H. Behner (DEBEG) mit Tabellen (Rufzeichen, Küstengebühren, geographische Koordinaten usw.) sowie Karten (z.Tl. mit Reichweitenangaben). 
Bei Ullstein/Berlin ist das Buch "Von Morse bis Marconi" von Dr. C. Neuburger erschienen.
März: Im Verlag Steinkopff, Dresden erscheint "Die drahtlose Telegraphie und Telephonie" von Dr. P. Lertes. Im Juni folgt schon eine zweite Auflage. 
Juni: Das "Deutsche Funkerjahrbuch für das Jahr 1923" (Herausgeber W. Kollatz) kann man für 2.000 Mk erwerben. 
Juni: In Berlin erscheint die erste Ausgabe der Zeitschrift „Radio“. Herausgeber ist Walter H. Fitze. 
Oktober: „Der Deutsche Rundfunk“ heißt eine neue Zeitschrift, die sich mit dem Problemen des neuen Medium Radio befasst.
Das offizielle Organ des deutschen Radio Klubs ist die Zeitschrift „Der Radio Amateur“. Sie erscheint (ab Dezember) im Verlag Julius Springer und M. Krayn, Berlin und der Herausgeber ist Dr. E. Nesper. 
„Das Weltreich der Technik“ heißt ein Buch von Artur Fürst. Der Band 1 „Telegraphie und Telephonie“ erscheint im Verlag Ullstein und C., Berlin und soll 45 Goldmark kosten.
Im Oktober erscheinen die ersten beiden Blätter des Kartenwerks des Internationalen Telegraphen-Bureaus in Bern. Sie bilden die Ost- und die Westseite des Nordatlantiks ab und enthalten Angaben über Küstenfunkstellen, Schifffahrtsrouten usw. 
„Kleines Handbuch zur Information über Funkentelegraphie für Kapitäne und Schiffsoffiziere“ von M. Polatzek erscheint im Verlag Hachmeister & Thal in Leipzig und kostet 0,80 Gm. 
Im Verlag Dr. Max Jaenecke in Leipzig erscheint „Einführung in die drahtlose Telegraphie und Telephonie“ von Ing. Konrad Windmüller. Das Buch kostet 2,30 Gm.
In England erscheint „Electrons, Electric Waves and Wireless Telephony“ von J.A. Fleming im Verlag Wireless Press und kostet 7/6. 
Time and weather by Wireless (Autor: WGW Mitchell) und The Wireless Atlas of the World“ (The Wireless Press) sind zwei weitere Neuerscheinungen aus England. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1924

1. Januar: Mit der Heuerzahlung in Rentenmark sind vergleichsweise wieder die Heuern der Vor/Nach-Kriegszeit aktuell. Ein Funkbeamter I erhält 190 Mk und ein Funkbeamter III 110 Mk monatlich. 

5. Januar: Im Amtsblatt 2/1924 werden die neu festgesetzten Gebühren für genehmigungspflichtige Funkanlagen als Grundbetrag angegeben, der in der Phase Inflation-Rentenmark mit der am Tage der Zahlung geltenden Schlüsselzahl zu vervielfachen ist. So kostet die Prüfung für Bordfunker bei der RTV als erstmalige Prüfung (Grundbetrag)  15 M, die Wiederholungsprüfung kostet 9 M  und die Zeugnisabschrift 4,50 M. Im gleichen Amtsblatt erhöht die Postverwaltung die Gebühren für die Erst - Prüfung der Bordfunkstelle von 60 auf 100 Mk, nachfolgende Prüfungen kosten 15 Mk. 

6. Januar: Im Reichgesetzblatt II/Nr 2/1924 wird bekannt gemacht, dass folgende Länder dem Londoner Internationalen Funkentelegraphenvertrag vom 5. Juli 1912 beigetreten sind: Die Schweiz am 26. Februar 1923, Frankreich für Kamerun am 7. März 1923, Estland am 1. Juli 1923, Großbritannien für Brunei am 13. September. Später wird noch der Beitritt Frankreichs für Reunion (29. Oktober 1923), Großbritannien für Tanganjika (5. März 1924) und Irland (22. April 1924), Frankreich für Somaliland (23. Oktober 1925), die Niederlande für Surinam (17. Dezember 1925), Nicagagua (12. mai 1926)  und Frankreich für St. Pierre und Miquelon sowie für die Mandatsgebiete Syrien und Libanon , die Türkei (11. August 1926), Frankreich für das Mandatsgebiet Togo (30. Aug. 1926), französisch-Guayana (5. Januar 1927) und Finnland (5. Februar 1927) veröffentlicht. 

Januar: Die zwei (Motor)-Rettungsboote des neuen Lloyddampfers "Columbus" (Unterscheidungssignal QLVG, Besatzung: 527) erhalten je eine Funkstation für die Wellen 300 und 450 bis 600 m. Die zweidrahtigen Antennen werden durch das Aufrichten der zwei Klappmasten von je 6 m Höhe gesetzt, Strom erhält die Anlage über eine Reibkupplung aus dem Bootsmotor, der Sender ist ein modifizierter 0,2 TK, der Detektor-Empfänger mit einem Bereich bis 2.500 m. Auch die "Hamburg" und die "Albert Ballin" erhalten später Rettungsbootstationen. 

Januar: In einer öffentlichen Erklärung des Reichsverbandes Deutscher Privatfunkbeamten Hamburg heißt es u.a.: Die von den Reedern angeregte Nebenbeschäftigung der Funkoffiziere an Bord kleiner und mittlerer Schiffe wird vom Verband prinzipiell durchaus gebilligt.  Das Uniformtragen der Funkoffiziere geschieht nur auf ausdrückliches Verlangen  der großen Reedereien. Der Verband würde es lebhaft begrüßen, wenn der Uniformzwang an Bord der Passagierdampfer aufgehoben wird. 

Januar: Funkausrüstung des neu in Dienst gestellten Fahrgastschiffes "Albert Ballin" (20.815 tons, 15.5 Knoten): Ein 500 Watt Tonfunken Sender (0,5 TK), ein Tonfunken Sender 2,5 kW (2,5 TK), ein 1 kW Röhren Sender Typ Cap Polonio mit Telefonie-Zusatz (Anrufwelle 2.100 m). Zwei Umformer 110 V Gleichstrom 1 kW bzw. 5 kW. 1 Akku 32 V 45 Ah für 6 Stunden Reserve. Detektor Sekundär Empfänger 300 bis 20.000 m mit zwei Röhren und NF Verstärker. 3 Antennen. Auf der Jungfernreise werden ca. 7.500 Wörter in der Funkstation abgefertigt. 

15. Januar: Für den in Bremen beginnenden funktelegrafischen Unterricht sollen sich die Schüler bei Herrn Telegraphendirektor Maritzy (Friedrich-Karl-Straße) melden. 

24. Januar: Vereinbarung zwischen dem Reichspostministerium und Vertretern der deutschen Radio-Clubs. Die Mitglieder der letzteren erhalten das Recht, in Vereinslabors Empfänger zu bauen und zu betreiben sowie (unter Auflagen) Sendeversuche zu machen. Seefahrtschülern mit Funkinteressen wird empfohlen, Mitglied eines Radioclubs zu werden. Eine allgemeine Experimentierlizenz lehnt das RPM ab. 

Januar. Die DEBEG beschäftigt z.Zt. 629 Personen einschließlich der Funkbeamten. 

1. Februar: Die Rufzeichen der französischen Kolonialfunkstationen, die bisher mit F begannen, werden ab sofort mit dem Buchstaben H benutzt. 

5. Februar: Erstmalige gleichzeitige Ausstrahlung eines in den USA produzierten  Rundfunkprogramms in Großbritannien. Das Datum gilt als der Beginn eines weltweiten Rundfunk-Programm-Austausches. 

6. Februar: Nach einer Meldung in der Wireless World sind zur Zeit 1.800 Funker, die das PMG First Class Certificate besitzen, arbeitslos. 

10. Februar: Norddeichradio trennt die Sende- und Empfangsanlagen räumlich. Die Empfangsstelle Westgaste (bei Norden) wird später (1931) nach Utlandshörn verlegt. Im Standort der ersten Empfangsstelle bei Norddeich werden die Störungen durch elektrische Geräte immer unerträglicher. Im Frühjahr werden erste Funksprechversuche mit dem Dampfer "Albert Ballin" unternommen. Man erreicht mit dem 1 kW Schiffssender mit Telephoniezusatz und dem Norddeich-5-kW Sender eine Reichweite von 200 km. Es ist aber nur Wechselverkehr möglich. 

19. Februar: Nach einer Verfügung des Reichsverkehrsministeriums (WIT 6 Nr. 15) wird die Schifffahrt aufgefordert, Störungen der Navigation unverzüglich telegraphisch an die Seezeichenbehörde, die Redaktion der N.f.S. in Berlin und die Dienststelle der Marineleitung des Bezirks als Funktelegramm zu melden. 

Februar: Der Hamburger 3.200 BRT-Segler "Harald" gilt seit dem 23. Juni 1923 als verschollen. Da das Schiff keine FT-Anlage hatte, wird die Frage nach einer Ausrüstung der Segler und die Kosten dafür aufgeworfen. Dazu kann man lesen: Stromversorgung: 2 PS Petroleummotor mit Dynamo und Akku: 2.500 Goldmark (GM), Einbau 200-300 GM. Jahresmiete einer 0,5 TK Station mit Audion-Empfänger 1.630 GM, aber Ersparnis bei der Verringerung der Versicherungsprämie ca. 750 GM. Nachtrag: Das Schiff meldet sich jedoch später wohlbehalten aus einem ostasiatischen Hafen. Die Firma Laeisz weist auf die bei ihren Seglern aufgetretenen Schwierigkeiten bei der Positionierung von Funkraum und Antennen hin. 

Februar: 623 Bordfunkstellen sind auf deutschen Schiffen installiert, davon sind 96 % Telefunken-Stationen. 

Februar: Im versuchsweise eingeführten „Funkverkehr auf große Entfernungen“ zwischen Norddeich Radio und Schiffen in See wird die Küstengebühr  jetzt auf einen einheitlichen Betrag von 45 Pf (Mindestsatz 8 Worte) festgesetzt. Das bisher für solche Telegramme vorgeschriebene gebührenpflichtige Kennwort = Fernverkehr = fällt weg. 

Februar: Der Gesellschaft „Deutscher Hochseerundfunk“ GmbH, Hamburg, Johannisstr. 9 wird das Recht verliehen, drahtlos telefonische Mitteilungen (Wetter-, Sturm- und Eis-Berichte, Kohlenpreise, Streiks, Fischmarkt, Schiffsunfälle)  an Schiffe über Norddeichradio zu übermitteln. Die Aufnahme des Dienstes ist für den Mai 1925 geplant. 

2. bis 8. März: Leipziger Messe mit einer Sonderschau „Radio“. 

8. März: Die Verordnung des Reichspräsidenten "Verordnung zum Schutz des Funkverkehrs" erscheint (Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger Nr. 66 Reichsgesetzblatt I, Nr. 24 S. 273). Inhalt: Hoheitsrecht, geregelter Funkverkehr, Vorgehen gegen verbotswidrige Funkanlagen u.a. Es umreißt die Grenzen des Funkhoheitsrechts schärfer und gibt der Reichspost und der Polizei eine Reihe von Mitteln an die Hand, gegen verbotswidrige Funkanlagen vorzugehen. Beispiele: Einzug illegal betriebener Funkanlagen, Wohnungsdurchsuchung ohne richterlichen Durchsuchungsbefehl usw. Der § 7 (Ankündigen und Anpreisen von Funkanlagen in öffentlichen Bekanntmachungen) wird durch eine Verordnung vom 24. Juli 1924, die gesamte Verordnung am 31. Dezember (RGBl Nr 57/1927) aufgehoben. In den Ausführungsbestimmungen kann man lesen, dass schon der Versuch zum Errichten oder Betreiben einer Rundfunkempfangsanlage strafbar ist. Als Strafe wird Gefängnis oder Geldstrafe bis zu 100.000 Goldmark genannt. Zugelassen sind nur (Röhren) Rundfunkgeräte mit dem RTV Stempel oder selbst gefertigte oder gekaufte Detektorgeräte. Die gestempelten Geräte haben einen Wellenbereich von 250 – 700 m. Die Rundfunkgebühr beträgt 25 Mk. pro Jahr und ist im Voraus monatlich (2.- Mk) an den Briefträger zu zahlen. 

März: In Deutschland soll die Rentenmark künftig mit dem Ausdruck „Rent M“ und die Goldmark mit dem Ausdruck „Gm“ (oder GM) bezeichnet werden. 

März: Für die Küstengebiete Großbritanniens, Australiens und Neuseelands gibt es jetzt regelmäßig einen funktelegraphischen Wetterbericht. 

März:  Die britische BBC Langwellen Station Chelmsford (5XX) wird in Betrieb genommen. In England bereitet man die Ausgabe der einmillionsten Lizenz zum Rundfunkhören (Gebühr 10 Shilling) vor. 

13. März: In einem Brief des D. "Adolf Woermann" an die DEBEG wird der Sender 1,5 TK gelobt und von normalem Funkverkehr über 3.000 sm mit den Stationen Walfischbay und Las Palmas berichtet.

März: In der ETZ (Nr.13/2924) wird eine Arbeit der amerikanischen Wissenschaftler Kolster und Dummore besprochen, die den Titel „Der drahtlose Richtungssucher und seine Anwendung in der Schifffahrt“ trägt. Darin wird nicht nur das Prinzip des Drehrahmenpeilers und des Goniometerpeilers mit Suchspule und Hilfsantenne besprochen, das nierenförmige Peildiagramm mit dem charakteristischen Minimum erläutert, sondern auch auf die Nachteile der Peilmethode an Bord durch die Masten, Pardunen, Stagen, Antennen usw. hingewiesen. 

20. März: Der Rundfunksender München nimmt aus der Welle 485 den Betrieb auf. Wenig später folgen die Sender Hamburg auf der Welle 395, Stuttgart (443),  Breslau (418) und Königsberg (463). 

1. April: Auch für Funktelegramme wird ein beliebig multiplizierbarer Grundbetrag eingeführt. Mit dem Amtsblatt 29/1924 wird die „Verordnung zur Änderung der Anweisung für den Funkentelegraphendienst“ veröffentlicht. Für deutsche Stationen beträgt die Bordgebühr für jedes Wort 30 Pf (Grundbetrag) und die Küstengebühr 25 Pf  (Grundbetrag) pro Wort. Mindestsatz ist weiterhin 8 Worte. 

6. bis 12. April: Auch die Frankfurter Frühjahrsmesse hat eine Radio-Sonderausstellung und feiert am 7. April den Sondertag „Radio“. 

16. April: Mit dem heutigen Tage läuft die Frist zur nachträglichen Genehmigung nicht-genehmigter Funkanlagen ab. Bei der nachträglichen Anmeldung musste angegeben werden:
a. ob das Gerät mit oder ohne Stempel des RTV versehen ist
b. ob das Gerät selbst gebaut oder fertig gekauft ist
c. ob es sich um ein Kristalldektorgerät mit oder ohne Verstärker handelt und  ob es ein Röhrengerät ist. 

22. April: Erste Fahrt der 32.354 BRT großen "Columbus" / QLVG des NDL. Die Funkstation befindet sich auf dem Deck unterhalb der Brücke. Funkausrüstung: Ein 2,5 kW Tonfunken-Sender mit Anschluss an das Notbeleuchtungsnetz des Schiffes für den Fernverkehr mit den Küstenfunkstellen Norddeich, Devizes (Irland), Chatham (USA), Louisburg (Kanada), Mengan (Frankreich). einen 1 kW Watt Röhrensender mit Telefonie-Zusatz, einen 500 Watt Tonfunken-Sender für den Nahverkehr (mit Akku und Umformer dient er gleichzeitig als Notsender). Als Empfänger ein sekundäres Audion mit zweistufigem Röhren-Nf-Verstärker, 1 Detektorempfänger. Das Schiff hat drei Antennen: Eine Vierdraht-Antenne zwischen den Masten, zwei Ein- bzw.: Zweidraht-Antennen von der Station zu je einem der beiden Masten

April: Im Libanon geht die Station Beyrouth (Beirut) in Betrieb. Der Sender befindet sich 12 km südlich der Hauptstadt in Khade und eine Schirmantenne mit einem 250-m-Mast sowie zwei Hochfrequenz-Maschinensender mit je 25 kW Leistung. Die Wellenlänge der Station beträgt 9.260 m (32,4 kHz). Die Empfänger stehen 2 km östlich der Hauptstadt in Raz de Beyrouth. 

April: Die Station Eiffelturm (Rufzeichen FL) wird in diesem Monat eine Reihe von Testsendungen auf Kurzwellen ausstrahlen, um die Ausbreitung besser beurteilen zu können. Die Sendungen sollen auf den Wellenlängen 115, 50 und 25 m erfolgen und Empfangsbestätigungen mit Uhrzeit, Empfangsort und Signalstärke werden erbeten (Wireless World 243/24). Erste Empfangsergebnisse werden im Juni gemeldet. Danach kommt die 11 m Welle in Amerika  gut an, während die 50 m Welle nur von französischen Amateuren gehört wird. Die 25 m-Welle meinen einige englische Amateure gehört zu haben. Im August und September wird dann nur noch auf 115 und 75 m gesendet. 

April:  Ein Ozeanbrief kostet RM 4,35 für die ersten 15 Worte. Jedes weitere Wort kostet dann 25 Pfennig mehr. Er wird einem entgegenkommenden Passagierdampfer telegrafisch übermittelt und bei Ankunft mit der Post aufgegeben. 

1. Mai: In Italien tritt ein Dekret in Kraft, nach dem Rundfunkgeräte einen gebührenpflichtigen Regierungs-Stempel tragen müssen. Ferner soll durch höhere Einfuhrgebühren der heimische Markt vor Importgeräten geschützt werden. 

13.-16. Mai: In London tagt die Internationale Schifffahrtskonferenz, an der eine fünfköpfige deutsche Delegation teilnimmt. Die von der Konferenz 1921 eingesetzte Kommission IV (Sicherung des menschlichen Lebens auf See und drahtlose Telegrafie) berichtet über den Stand der Entwicklung von Autoalarmgeräten. 

14. Mai: Im Amtsblatt Nr. 46 wird beschrieben, wie man eine Audion-Versuchserlaubnis erhalten kann. Die Ortsvereine des VDE nehmen dazu Anträge an. 

21. Mai bis 1. Juni: In Genua findet die Funktechnische Ausstellung mit dem Schwerpunkt „Die drahtlose Telephonie“ statt. Zur gleichen Zeit wird in Genf die „Schweizerische Nationalausstellung für Radio-Telegraphie und -Telephonie mit einer Sonderausstellung der Radio Amateure und der Geräte ausländischer Hersteller abgehalten. 

29. Mai bis 2. Juni: Der Radioklub Hamburg veranstaltet die erste deutsche Radioausstellung. 

30. Mai: Marconi stellt eine Telefonübertragung von Poldhu/Cornwall/GB nach Sydney in Australien her und kommt damit in der Weitverbindung noch einmal nach dem Telegrafie-Rekord (19. Nov. 1921) der Konkurrenz zuvor. Jetzt ist Poldhu mit ölgekühlten Röhren ausgerüstet, welche eine Ausgangsleistung von 28 kW auf der Wellenlänge 92 m bereitstellen. 

31. Mai: Gründung der Heinrich-Hertz-Gesellschaft in Hamburg. Ziel: Forschungsförderung der Gebiete elektromagnetische Wellen und Praxis  des Funkwesens. Dabei wird auf Hamburg als die Geburtsstadt des großen Physikers und die Verpflichtung der Stadt daraus verwiesen. Die Gründungsversammlung wird umrahmt von Festvorträgen über das Leben von Heinrich Hertz und um seine Verdienste bei der Erforschung der elektromagnetischen Wellen. Die erste Goldmedaille des Vereins geht im November 1925 an Dr. Alexander Meißner, eine weitere Goldmedaille 1926 an Prof. Dr. Jonathan Zenneck. Graf Arco und Hans Bredow erhalten je eine Bronzemedaille. 1927 geht Gold an Prof. Dr. Dr. Max Wien und 1928 an Prof. Dr. Heinrich Barkhausen.  Das deutsche Funkkartell, dem zur Zeit der Gründung 10 große Amateurverbände angehören, will sich der Heinrich Hertz Gesellschaft anschließen. 

Mai:  Das Luftschiff LZ 126 unternimmt eine erste Fahrt nach Amerika mit 20 Fahrgästen (68,5 Knoten Höchst- und 125 km/h Dauergeschwindigkeit). Funkausrüstung in schall- und gasdichter Kabine): Ein 200 Watt Röhren-Zwischenkreis-Sender für den Bereich 500 bis 3.000 m (andere Quelle: 250 W Röhrensender mit Telephonie-Zusatz). Als Empfänger dient ein Einröhren-Audion mit einem zwei-Röhren-NF-Verstärker und dem Bereich 300 bis 20.000 m. Stromversorgung: Luftschrauben-Generator 1,5 kW, 220 V 500 Hz. Fächer-Antenne (3 Drähte je 120 m) mit Trommeln abrollbar. Dazu kommt ein Peil-Empfänger. 

Mai: Capt. G. Brown vom Cunard Schiff "Ansonia" berichtet von zu vielen SOS-Rufen bei schlechtem Wetter im Nordatlantik. Besonders amerikanische und französische Kapitäne neigen seiner Ansicht nach zur Ängstlichkeit und befehlen die Aussendung des Signals vorsichtshalber, ohne sich in wirklicher Gefahr zu befinden. Was not tut, ist ein Zwischensignal, was darauf hindeutet, dass man Hilfe braucht, aber sich noch nicht in unmittelbarer Gefahr befindet. 

Mai: Schweden wird seine Fähren auf der Route Saßnitz - Trelleborg mit Funktelephonie für die Schiffsleitung und die Fahrgäste ausrüsten. 

Mai: Am östlichsten Kap Afrikas (Cap Guardafui) wird eine Küstenfunkstelle in Betrieb genommen, die von der italienischen Marine bedient wird. 

Mai: In englischen und amerikanische Radio-Zeitschriften wird immer öfter von Reichweitenrekorden der Funkfreunde berichtet. So konnte ein Amateur aus Nizza auf der Welle 100 m mit 300 Watt Leistung nachts in den USA gehört werden. Ein englischer Amateur berichtet von einem Empfang der Station Boston/Mass. Strenge Auflagen in Deutschland verbieten aber noch die Teilnahme an dieser Wellenjagd. In den USA wird von dem Technischen  Institut von Massachusett eine Rundfunkübertragung nach England auf der Welle 94 m durchgeführt. Diese wird in Manchester aufgenommen und direkt an alle 7 englischen Verbund-Rundfunk-Sender weitergeleitet und von diesen ebenfalls abgestrahlt. 

1. Juni: In Poldhu unternimmt Senator Marconi mit einer 20 kW-Kurzwellen-Anlage mit einer Beam Antenne Reichweitenversuche mit Telephonie, die in Sydney/Australien gut aufgenommen werden (Wireless World 252/24)

4. Juni: Auf der jährlichen Versammlung des Institute of Radio Engineers in New York wird dem russischen Professor Pupin die Ehrenmedaille  verliehen. 

Juni: Der P & O  Dampfer „Majola“ ist nach einer Meldung in der Wireless World das erste Schiff, das mit der neuen Marconi Rettungsbootstation mit integriertem Peiler auf die Jungfernfahrt nach Australien ausläuft. 

1. Juli: Nach der Neuausrüstung  führt Norddeichradio den einseitigen Funk-Fernverkehr für deutsche Schiffe wieder ein. Sendezeit: 07 und 24 Uhr MEZ auf der Welle 2.300 m mit dem 5 kW Röhrensender. Die Empfangsbestätigung soll entweder direkt zu einer günstigen Zeit oder über ein Schiff auf der Heimreise erfolgen. Am Morgen des 8. Tages nach dem Eingang wird von der Küstenfunkstelle ggf. die Ursprungsanstalt von der Sachlage unterrichtet. (Amtsblatt 44/1924). Andere Quelle: Die ca. 60 Schiffe mit großen Röhrensendern und die mit guten Empfangsanlagen nehmen alle Telegramme auf und können sie bei Bedarf an die kleineren Stationen weiterleiten. Zur gleichen Zeit werden von hier aus erfolgreiche Funk-Telefonie-Versuche auf der Langwelle durchgeführt. 

2. Juli: Marconi legt der Royal Society eine Abhandlung mit dem Titel „Results obtained over very long distances by short wave directional wireless telegraphy, more generally referred to as „The Beam System“ vor. Drin weist er auf die Nachteile von Maschinensendern und Lichtbogensender hin, welche nur lange und längste Wellen erzeugen können und dafür Riesenantennen benötigen. Er erinnert an die Versuche von Heinrich Hertz mit kurzen Wellen, kleinen Antennen und Hohlspiegeln. Er (Marconi) arbeitete bereits 1899 mit kurzen Wellen und kommt ab 1916 auf diese Versuche zurück und experimentiert seit dieser Zeit mit Röhrengeräten auf kurzen Wellen. In diesem Zusammenhang erinnert er an die Anregungen von Brown (1901) und de Forest (1902) zu Reflektoren. 1923 unternahm er dafür mit seiner Yacht „Elettra“ eine mehrmonatige Versuchsfahrt zu den Kap Verden, um die Ausbreitung eines 12 kW – Senders bei Poldhu, der eine 100 m – Welle (G.G.Blake: 97 m) abstrahlt zu untersuchen. Dabei verwendete Poldu einen Reflektor und auf der Yacht wird ein Dipol ohne diesen benutzt. Der 12-kW-Sender von Poldhu wurde querab Spanien (820 Meilen) und bei den Azoren (2.230 Meilen) gut aufgenommen, auch wenn später die Sendeleistung auf 1 kW reduziert wurde. 
So stellt er jetzt mit dieser Arbeit drei Ansichten als irrig heraus, die nach seiner Meinung noch von vielen Fachleuten als richtig gedeutet werden. 
Für Kurzwellen gilt: Reichweite bei Tage gering und veränderlich. Reichweite bei nacht sehr veränderlich und unzuverlässig für Betriebszwecke. Land und Berge setzen dem Betrieb Grenzen. Aufgrund der Empfangsergebnisse des zeitweise bis auf 1 kW reduzierten Sendesignals von Poldhu empfiehlt er, in der Austinschen Formel für die Fernwirkung statt der Absorpionskonstanten eine Funktion der Sonnenhöhe einzusetzen. 

Juli:  Australien, Südafrika, Kanada und Indien sind mit der Umstellung auf Kurzwelle einverstanden und am 2. Juli 1924 kommt es zu einer Vereinbarung zwischen Marconi und dem Post  Office. Diese enthält keine so guten Bedingungen für Marconi. Die Firma erhält nur 35.000 Pfund Sterling, um die erste Funklinie zu bauen, der Bau muss in sechs Monaten abgeschlossen sein und das Post Office fordert mehr als 90 % der Einnahmen. 

9. Juli: Die Fahrgäste der Schnelldampfer „Columbus“ und „Deutschland“ können, wenn die Schiffe in passender Reichweite sind, für 10 sh pro Gespräch drahtlos telefonieren.  (Wireless World 256/24). 

15. Juli: Die Küstenfunkstellen Norddeich- und Swinemünde-Radio senden den funktelegraphischen Wetterbericht jetzt auf der Welle 1.100 m ( 272 kHz). Den gleichen1-kW-Röhrensender für Telegraphie und Telephonie, den Norddeich und Cuxhaven  bereits haben, soll nun auch Swinemünde bekommen, dazu hat Norddeich noch den 5-kW-Röhrensender. 

Juli: Auf einem deutschen Fahrgastschiff hat ein Passagier mit seinem Rundfunkgerät und Rahmenantenne in seiner Kabine nicht nur alle Funk-Telefongespräche abgehört, sondern auch durch heftiges Rückkoppeln den Bordempfang gestört. Die DEBEG fordert vom Gesetzgeber Maßnahmen, um das zu unterbinden.  Wohl aus demselben Grunde hat man in Amerika davon Abstand genommen, sämtliche Kabinen auf dem D. „Levithian“ (ex Vaterland) mit (Rückkopplungs)-Rundfunkgeräten auszustatten. 

Juli: Zum 10-jährigen Jubiläum der Einführung der Rückkopplung gibt Telefunken (Aufsatz Alexander Meißner) bekannt, dass im abgelaufenen Jahrzehnt 32.500 Rückkopplungsempfänger, 2.400 Überlagerer und 2.830 Rückkopplungssender gebaut und verkauft wurden. 

17. Juli: Nauen setzt zusätzlich zu den Langwellen erstmals die Welle 70 m im Funkverkehr mit Buenos Aires (ca. 12.000 km)  ein und beginnt damit die kommerzielle Anwendung der Kurzwelle im Überseeverkehr. Später wird die bessere Welle 26 m mit dem Rufzeichen POX benutzt. In der Literatur wird die Raumwelle für die Funkausbreitung beschrieben. Marconi macht erfolgreiche Versuche auf seiner Yacht "Elettra" und erkennt die Vorteile gegenüber der Langwelle. Er erfindet eine Richtantenne für Kurzwellen. Nach seinen Angaben hat er über 3.000 km auf Kurzwelle telefoniert. In der Wireless World (257/24) wird von einer Aussendung „Deutschland über alles“ aus Berlin berichtet, welcher zahlreiche Proteste folgen. Vom Sender wird berichtet, dass er nur auf die Herkunft der Sendung berichten wollte. Weiter wird berichtet, dass man in den Vereinigten Staaten herausgefunden hat, dass zur Zeit 21.967 Sender in der Welt arbeiten.

Juli: Die Lloyd-Funkstelle Bremerhaven erhält von der DEBEG einen Röhrensender mit Telephoniezusatz für Sprechfunkversuche mit den Schiffen des Norddeutschen Lloyd. 

Juli: In einer im Amtsblatt 65/1924 veröffentlichten Zusammenstellung der „deutschen Fachausdrücke des Funkdienstes“ werden u.a. folgende Definitionen veröffentlicht, die ab sofort anzuwenden sind:
Funkbettriebszeichen (ein abgekürztes Zeichen zur technischen Abwicklung eines Funkverkehrs, z.B. eb du usw.) 
Funkverkehrsgruppe: Zwei- oder dreistellige Gruppe z.B. qrl, qrm usw.
Funkfreund anstatt Radioamateur.
Verein der Funkfreunde anstatt Radioklub
Funktagebuch anstelle Funkkladde, Funkjournal, Apparatetagebuch.
Funkspruch ist ein Funktelegramm im militärischen Funkverkehr
Funkzucht anstatt Funkdisziplin
Luftleiter, Luftdraht anstatt Antenne
Luftstörungen anstatt atmosphärischer Störungen
Dach Luftleiter anstatt Dachantenne
Hoch Luftleiter anstatt Hochantenne
Rahmen Luftleiter anstatt Rahmenantenne
Zimmer Luftleiter anstatt Zimmerantenne
Funktelephonisch anstatt funkentelephonisch. 

1. August: Norddeichradio beginnt mit der Aussendung von Ozean-Wettermeldungen auf Langwelle (2 300 m)

1. August: Der Admiral Sir Henry Bradwardine Jackson GCB, KCVO, FRS, D.Sc., MIEE, wird in den Ruhestand verabschiedet. Er war es, der schon 1893 als Kapitän des HMS Edinburgh die Bedeutung der Hertzschen Wellen für die Flotte erkannte und später – erst allein und dann mit Marconi – die Funkausrüstung der englischen Flotte wesentlich vorantrieb. 

August: Nach einem Bericht in der ETZ (Nr. 35/1924) hat man in Frankreich (L. Chaveau bei der Societe Francaise Radioelectrique) einen Autoalarmempfänger entwickelt, der auf das gemorste Seenotzeichen SOS anspricht. Die auf ca. 0,3 mA verstärkten Seenotzeichen reichen aus, um eine Reihe von Relais (ein Einschalt und 9 Auswerterelais für Punkte und Striche) zum Ansprechen zu bringen. Praktische Versuche sind – wie berichtet – erfolgreich verlaufen. 

August: Anlässlich der Neuorganisation des britischen Funkwesens hat man sich entschlossen, das von Marconi vorgeschlagene Kurzwellensystem auszuprobieren und will zwischen England und Kanada sogenannte „Beam-Stationen“ einrichten. 

August: In der Zeitschrift The Wireless World wird berichtet, dass die neue französische Küstenfunkstelle Lorent Pen Mane, die hauptsächlich nach dem Seenotsignal SOS Ausschau hält, das Rufzeichen FUN erhalten hat. Die Zeitschrift schreibt u.a.: “The french are not without a sense of humour”.

September: Am Cape Bauld (New Brunswick) ist ein Sender installiert worden, der bei Nebel und Dunst Dauer-Peil-Signale für die Schifffahrt aussendet. 

6. – 28. September: Internationale Ausstellung für drahtlose Telephonie, Kinematographie und Elektrizität in Madrid. Marconi zeigt auf seinem Stand vollständige Militär- und Flugzeugstationen und Telefunken stellt die neuen Peiler aus. 

7. September: Im RGBl 56/1924 erscheint das Gesetz über die Ermächtigung der Reichsregierung zur Einführung einer Fürsorge für erwerbslose Seeleute, dem am 30. Oktober eine Verordnung folgt. Danach erhalten Seeleute, die in den letzen 12 Monaten mindestens drei Monate Heuer bezogen haben nach einer Wartezeit von drei Wochen eine „Erwerbslosenfürsorge“. 

8. September: Nauen bekommt neue Rufzeichen. Das bisher allen Wellen gemeinsame Rufzeichen POZ führte zu Irritationen. Die neuen Rufzeichen beginnen mit A und sind den einzelnen Sendern und Sendestellen zugeordnet. Nauen: Sender 1 AGW, Sender 2 AGS usw. Eilverse hat das Rufzeichen AGX. Nach Angaben von Transradio stellt Nauen einen Wert von ca. 40 Millionen Goldmark dar. 

21. – 27. September: Auf der Innsbrucker Tagung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte werden auch Vorträge über Kurzwellen gehalten. So sprechen H. Riegger und F. Trendelenburg über die Verstärkung kurzer Wellen, A. Esau über die Verwendung kurzer Wellen in der drahtlosen Telegraphie und Telephonie und A. Meißner über Wellenausbreitung (Raum- und Bodenwelle, Heaviysideschicht usw.). Professor Esau berichtet von den 70-m-Aussendungen zwischen Nauen und Buenos Aires und erläutert das Strahlungsdiagramm einer lambda/4-Antenne und eines Ganzwellen-Strahlers. Dazu gibt er Erläuterungen zu der von Marconi verwendeten „Spiegelung“, d.h. von abgestimmten Strahlern, deren Fußpunkte auf einer Parabel liegen und als Reflektoren für die Richtwirkung der Antenne sorgen. Sorge bereitet den Technikern noch die Frequenz-Unkonstanz von Empfängern und für Freude sorgt die für diesen Wellenbereich typische geringe Sendeleistung, die ausreicht, große Entfernungen zu überbrücken. A. Gockel referiert auf dieser Tagung über die Ionisation der Atmosphäre und betont, dass es auf diesem Gebiet noch viel zu messen und zu forschen gibt. 

26. September bis 5. Oktober: Große deutsche Radio-Ausstellung in Berlin. 

30. September: Heute endet für die DEBEG das 14. Geschäftsjahr. In diesem Jahr wurden von den DEBEG Bordfunkstellen rund 64.000 Telegramme gesendet und rund 29.000 Telegramme aufgenommen. Dazu kommen ca. 6.000 Ozeanbriefe. Zum Personal gehören 360 Funkbeamte, davon 174 auf Fahrgastschiffen. 

September: Die deutschen Feuerschiffe erhalten z. Zt. Röhrensender mit einer Ausgangsleistung von 74 Watt. Damit soll ein neuartiges Abstands-Messverfahren erprobt werden. Das Feuerschiff sendet bei Nebel mit dem Funksender und dem Unterwasser-Schallsender (UT) parallel eine Reihe von Morsepunkten im zeitlichen Abstand von 1,43 Sekunden. Da die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Schallwellen im Wasser genau 1,3 Sekunden pro Seemeile beträgt, muss man an Bord nur die Anzahl der Morsepunkte bis zum Eintreffen des ersten UT-Signals zählen und hat den Abstand in Seemeilen. An der amerikanischen Küste entsteht dagegen ein dichtes Netz von Funkpeilstellen, die alle auf der Peilwelle 1.000 m arbeiten. 

15. Oktober: Norddeichradio ändert die Zeiten des einseitigen Verkehrs. Die Aussendung erfolgt um 1 Uhr nachts und 7 Uhr vormittags. Wenn Funktelegramme vorliegen, werden ab sofort die deutschen Bordfunkstellen zu allen geraden und die fremden Bordfunkstellen zu allen ungeraden Stunden auf der Welle 2.300 m (ungedämpft) gerufen. Andere Quelle:  Blindfunk täglich 01 Uhr, 13.14 Uhr und 22.00 Uhr auf der Langwelle 2.290 m. 

16. Oktober: Zwei britische Funkamateure stellen einen neuen Rekord in der weltweiten Amateur-Funkverbindung mit 11.500 Meilen auf. E.J. Symonds in Gerrad’s Cross, London (Rufzeichen 2OD) nimmt eine Meldung von Z4AG (Neuseeland) auf. In den Folgetagen gibt es Verbindungen zwischen G2OD, G2FZ und Z4AA. 

28. Oktober: In Paris findet die erste internationale Konferenz der Funkoffiziere statt. Themen u.a.: Automatische Seenotzeichen, Funkpeiler, Anzahl der Funkoffiziere auf Seefunkstellen, gleiche Examensbedingungen. 

5. November: Die Western Electric Co. lässt sich mit dem britischen Patent 221.792 ein mechanisches Filter für die Siebung elektromagnetischer Schwingungen schützen. 

5. November: Immer mehr Schiffe werden mit Rundfunk-Empfangsanlagen ausgestattet, nachdem die britische Regierung den Empfang von Rundfunksendungen zu bestimmten Zeiten auf Schiffen genehmigt hat (Wireless World Nov)

8. November: Im RGBL I Nr. 68/1924 erscheint die Verordnung über seemännische Heuerstellen, die aber nicht für Schiffsoffiziere gilt. 

November: Stand des deutschen Seefunkwesens:
Telegrafiefunk: 
Öffentlicher Verkehr: Norddeich-, Cuxhaven- und Swinemünde-Radio im h24-Betrieb. Helgolandradio nur für örtlichen Funkverkehr, geöffnet 8-12 und 14-17 Uhr. Bremerhaven-Radio wird vorbereitet. Im Kaiser-Wilhelm-Kanal ist kein Funkverkehr gestattet. 
Beschränkt öffentlicher Verkehr: Küstenfunkstellen der Reichsmarine Kiel (Friedrichsort) und Pillau: Marine-Funkverkehr hat Vorrang vor öffentlichem Verkehr. Lloyd-Funkstelle Bremerhaven. 
Peilfunk: 
Die Stationen Borkum, Nordholz und List gehören zur Reichsmarine. Gepeilt wird auf der Welle 800 m. 
Feuerschiffe: Welle 300 m gedämpft, Stationen unterstehen dem Reichsverkehrsministerium. 
Wetterdienst: Norddeich-, Swinemünde-, Kiel- und Pillau-Radio senden den Wetterbericht der Deutschen Seewarte zu festen Zeiten. 
Zeitzeichen: Nauen sendet auf 3.100 m (97 kHz, mit einem tönenden Röhren-Sender ) und 18.050 m (Maschinensender, 16,7 kHz) neuerdings mit dem Koinzidenzsignal. 
Funktelephonie: 
Telefonische Verbindung von Land- und Bordteilnehmern und Rundspruchdienst (EV) durch Norddeich, Cuxhaven und Swinemünde-Radio. 

November: Die Internationale Vereinigung von Funkbeamten von Land- und Schiffsfunkstellen trifft sich zum jährlichen Kongress in Paris. Deutschland wird durch die Funkoffiziere Heinrich Stoldt und Otto Reuter vertreten. Wichtigstes Tagungsthema: Funktelegrafie und Rettung aus Seenot. 

November: In London legt der Postmaster General die Prüfungsbedingungen für "wiresless watchers" (eine Art Assistent des Funkbeamten) fest. Prüfungsteile: Empfang von Not- und Sicherheitssignalen sowie Bedienung der Empfangsgeräte. In Deutschland werden diese Hilfskräfte (zumeist Matrosen in der Indienfahrt) "Horcher" genannt. 

13. November: Nach 15 Jahren in diesem Amt tritt Mr Godfrey C. Isaacs als Managing Director bei Marconi aus gesundheitlichen Gründen zurück. Sein Nachfolger  wird der frühere Postmaster General F A Kellaway. 

15. November: Als Beilage zum Amtsblatt 105/1924 erscheint eine neue Gebührentafel für Telegramme, die für 20 Pfennig auch verkäuflich ist. Für Funktelegramme gilt: Bordgebühr 0,30 RM, Küstengebühr 0,35 RM und Landgebühr 0,15 RM Die Mindestwortzahl beträgt 8 Worte. 

November: Die Station Eiffelturm sendet jetzt auch Wetterberichte auf der Kurzwelle 15 m. 

20. November: Der Zwischensender Bremen (ein selbsterregter Zwischenkreissender, 400 m, 700 Watt mit einer Röhre RS 15, Anodenspannung 5 kV) der Norddeutschen Rundfunk AG Hamburg nimmt seinen Betrieb auf. Die beiden anderen Zwischensender stehen in Hannover und in Kiel, die beiden Hauptsender in Hamburg. Erster Zwischensender in Deutschland war am 2. August die Station Nürnberg. 
Als Hauptsender sind z.Zt. hörbar: 2. März Leipzig Welle 454, 20. März München Welle 485, 1. April Frankfurt Welle 470, 2. Mai Hamburg Welle 395, 11. Mai Stuttgart Welle 443, 26. Mai Breslau Welle 418, 14. Juni, Königsberg Welle 463 m.

November:  Die Seefahrtschule in Leningrad wird umbenannt und heißt jetzt „Leningrader Schifffahrtstechnikum“. Die Institution erhält eine Abteilung für Funkoffiziere. 

20. November: Eine Testsendung mit Musik, welche von Bord der SS Leviathan/WSM von einer Position nahe Cuba abgestrahlt wurde, hat ein Amateur in England gehört. (Wireless World). Später wird bekannt, dass das Schiff zu der Zeit nicht in Cuba, sondern auf der Ausreise von Southampton war. 

November: Um den 80. Geburtstag von Professor Edouard Branly gebührend zu feiern, will man ein Bankett  zu seinen Ehren abhalten. Der alte Herr lehnt jedoch freundlich mit der Bemerkung ab, dass er niemals außer Haus sein Essen einnimmt. (Wireless World Nov 24)

November:  Nach einer Aufstellung arbeiten in der Welt ca. 80-100 Funkstationen mit Lichtbogensendern. Die leistungsstärkste Station ist Malabar (Java) mit ca. 3 MW, Königswusterhausen arbeitet mit 100 kW und die kleineren Stationen mit ca. 25 kW. 

November: Ein Sonderausschuss des Völkerbundes beschließt die Einberufung einer Konferenz zur Beratung von Funkangelegenheiten. Themen u.a.: Regelung des Verkehrs zwischen Funkstellen, Allgemeine Funkvorschriften, Welleneinteilung, Abkürzung in Funktelegrammen, drahtloser Notruf, Verzeichnis der Funkstellen, Wachstunden der Bordfunkstellen, Vorschriften für den Verkehr mit Funktelephonie, Peilverfahren. 

Dezember: Die DEBEG hat im abgelaufenen Jahr 584 Stationen (andere Quelle: 615) betreut, gegenüber 175 im Jahre 1920. Auch die Anzahl der übermittelten Telegramme wuchs von ca. 14.000 (1920) auf 93.000. Nur etwa 2 % der mit Funk ausgerüsteten Schiffe deutschen Handelsmarine haben einen Röhrensender, etwa 25 % schon einen Audionempfänger. 

Am 4. Dezember findet in Berlin die erste deutsche Funkausstellung statt. Die Veranstaltung wird begleitet von zahlreichen Fachvorträgen und Demonstrationen, z.B. Zugtelephonie mit Schiffen auf See. Telefunken zeigt auf der Ausstellung einen neuen 5 kW fremdgesteuerten Röhren Zwischenkreis Sender und die Sender mit 2 kW und 500 Watt. Weiter zeigt die Gesellschaft den 1,5 kW – Sender und den 9 kW Sender, der für das „Haus der Funkindustrie“ bestimmt ist und eine Großempfangsanlage sowie Bord- und Land – Peilgeräte. Der Bereich Röhrenfertigung zeigt die neuen 20-kW– und 10-kW– Senderöhren. Außerdem kann man auf dem Stand von Telefunken den Amateur-Empfänger „Telefunken 3“ mit Sparröhren sehen. Lorenz zeigt einen Maschinensender nach dem System Lorenz-Schmidt mit Fliehkraftregler und Frequenzwandler für den Rundfunkbereich und Modulation durch eine Eisendrossel nach Pungs und Gerth. Außerdem sind die neuen Sparröhren, die mit einem Heizstrom von 60 bzw. 90 mA auskommen, zu sehen. Auch die Firma Huth stellt einen 500 W Rundfunksender aus. Bei Neufeld und Kuhnke (später Hagenuk) sind Lautsprecher zu sehen. Die Reichspost und einige Elektrofirmen haben aus ihren Beständen eine geschichtliche Sammlung über den Bereich elektromagnetischer Wellen zusammengestellt. Da kann man Kohärer, Knarrfunken-Sender, Wellenmessgeräte, Detektoren usw. sehen. Auch die Funkkabine eines modernen Ozeandampfers und die eines Unterseebootes werden ausgestellt. Bemängelt wird im Messebericht der ETZ, dass das Ausstellungspersonal  zum überwiegenden Teil aus Nicht-Fachleuten bestand. In einer Ansprache des Präsidenten des Telegraphentechnischen Reichsamtes, Prof. Dr. K. W. Wagner führt dieser u.a. aus, dass sein Institut an den Kurzwellenversuchen mit umfangreichen Untersuchungen teilnimmt, aber „heute beherrscht immer noch die lange Welle den transozeanischen Funkverkehr“. Gleichzeitig wird mit dem Bau des 280 m hohen Sendemastes für die Großfunkstelle Königswusterhausen begonnen. Für viele Jahre wird dieser Sendemast das höchste  Bauwerk Deutschlands sein. 

Dezember: Aus einer Statistik, welche W.H. Eccles in Großbritannien veröffentlicht, geht hervor, dass bei den kommerziellen Kurzwellen-Sendern Großbritannien mit 8 internationalen und 9 nationalen Verbindungen in der Welt führend ist. Für Deutschland werden eine Kurzwellenverbindung im internationalen und 3 für den nationalen Dienst aufgeführt. Bei den Bordfunkstellen nennt die gleiche Statistik für Großbritannien 3.995, die USA 3.120, Frankreich 1.404, Italien 806, Deutschland 752 und Spanien mit 429 Stationen. Nach seinen Berechnungen beträgt die Sendeleistung aller Rundfunkstationen 620 kW, wobei auf die USA allein 356 kW entfallen  (ETZ 30/1927). 

11. Dezember: Auf einer Sitzung der Royal Society of Acts hält Senator Marconi einen Vortrag, in dem er die Vorzüge der Kurzwellen beschreibt und dieser Wellenart eine große Zukunft voraussagt. (Wireless World Dez-24)

Dezember: Der britische White Star Liner „Majestic“ hat im abgelaufenen Jahr mehr als 35.000 Funktelegramme abgegeben und aufgenommen. Das sind ca. 75.000 Worte und somit ca. 3,25 Worte per Minute einer Reise. (Wireless World 292/25). 

Im Dezember überschreitet die Zahl der deutschen Rundfunkhörer die Millionengrenze. Die Rundfunkgebühr beträgt RM 2.- pro Monat. Davon erhält die Deutsche Reichspost 0,80 und die Rundfunkgesellschaft RM 1,20. In den USA sind 2,5 Millionen Rundfunkempfänger in Betrieb und in England ca. 4 Millionen. Der Wert der in den USA in diesem Jahr hergestellten Rundfunkapparate wird mit 450 Mio Dollar angegeben. Ca. 500.000 Arbeiter arbeiten dort in ca. 3.000 Fabrikationsanlagen in diesem Zukunftssegment. 1924 ist auch das Jahr, in dem die  Umstellung der Groß-Sender auf Kurzwellenbetrieb beginnt.


Neu auf dem Büchertisch 1924
Mai: Im Verlag Steinkopff, Dresden erscheint: " Der Radio Amateur" von Dr. P. Lertes, zum Preis von 6 Mk. 
Andere interessante Neuerscheinungen: Verlag Helbig (Basel): Dr. Hans Zickendraht "Radio Telegraphie und -Telephonie", 
Hans Günther "Der praktische Radio Amateur", 
Walter H. Fietze "Handbuch der Rundfunk-Telephonie",
Der Rundfunk auf dem Lande und in Kleinstädten heißt ein Buch von Dr. E. Nesper, das im Verlag M. Krayn, Berlin erscheint und 5 Gm. kostet. 
Ebenfalls von Dr. Nesper ist das Buch „Der Radio Amateur-Broadcasting“, ein Lehr- und Hilfsbuch. Es erscheint bei Jul. Springer, Berlin und kostet 10 Gm. oder 2,75 Dollar. 
„Die physikalischen Grundlagen der Radiotechnik“ ist der Band 2 einer Reihe von kleinen Fachbüchern, der Herausgeber ist Dr. Nesper und der Auto ist Dr. W. Spreen.Das Buch erscheint bei Jul. Springer, Berlin und kostet 2,10 Gm. bzw. 0,50 Dollar. 
Otto Kappelmeyer heißt der Autor des Büchleins „Radio im Heim“, das bei Scherl, Berlin erscheint und 1,75 Gm kostet. 
„Messtechnik für Radio-Amateure“. Dieses Buch von Dr. E. Nesper erscheint bei Springer, Berlin und kostet 0,90 Gm/0,24 Dollar. 
Nicht viel teuerer ist das „Schaltungsbuch für Radio Amateuere“ von K. Treyse, das ebenfalls bei Springer erscheint und 1,50 Gm./0,40 Dollar kostet.
Dezember: Im Verlag Hachmeister und Thal, Leipzig erscheint "Die Wunder der Fernmeldetechnik" von Dr. A. Neuberger. Preis 12 Mk.
In der Zeitschrift „Der Radio Amateur erscheinen u.a. die Aufsätze „Wie stelle ich mir einen Drehkondensator her?“ und „Wie stelle ich mir einen guten Detektor her?“. 
Kleines Kreiselkompaß-Lexikon heißt ein Buch von Prof. D. Meldau und erscheint im Verlag Eckhard & Messtorff.
Manfred von Ardenne hat das Buch „Des Funkbastlers erprobte Schaltungen“ geschrieben. Es erscheint im Verlag Rothgießer & Diesing  in Berlin und kostet 3,50 RM. 
„Was ist Radio?“ heißt ein Buch von Dr. Hans Reichenbach, das wie „Der Radio Empfänger“ von W. Braunbeck in der Radio-Reihe erscheint und je 1,80 RM kosten. 
Im Verlag August Scherl, Berlin erscheint für RM 10.- das Buch „Der ferne Klang, Empfangsprobleme in der drahtlosen Telephonie“ von Otto Kappelmayer. 
Das „Funk-Taschenbuch“, bestehend aus Wegweiser, Wörterbuch und Bestimmungen erscheint bei Weidmann, Berlin und kostet 1 RM.
Das Wunder der Fernmeldetechnik heißt ein Buch von Dr. A. Neuburger, das bei Hachenmeister & Thal in Leipzig erscheint und 12 Gm. kostet. 
W. Knobloch ist der Autor des Buches „Radiotechnik für Elektrotechniker und Amateure“. Es erscheint bei V. Leiner ind Leipzig  und kostet 4,80. Das Buch wird in der ETZ (32/1925) recht negativ beurteilt. 
Der Rundfunk heißt ein Buch vom Postrat H. Thurn. Verlag Stalling, Oldenburg und der Preis: 7,50 RM. 
Dr. Joh. Wiesent ist der Autor des Buches „Die Radiotelephonie und ihre physikalischen Grundlagen“. Es erscheint bei F. Enke in Stuttgart und kostet 2,40 RM.
„The Origin of SOS“ ist der Titel eines Aufsatzes in der August-Ausgabe von  „Modern Wireless“ Volume III auf Seite 310
Das Buch „Marconi Valves made at the Osram Works“ , welches in England erscheint, kostet 5s.
Zwei neue Zeitschriften stellen sich mit ihrer Nr. 1 vor: In England erscheint zum Preis von 1 sh die Zeitschrift „Radio“ und in Deutschland kann man für 30 Pf die neue „Radiofunk“ kaufen. 
Die Ausgabe 1924 des „Year Book of Wireless Telegraphy and Telephony“ kostet 15 s, erscheint im Verlag Wireless Print und enthält u.a. 56 Kartenwerke. 
Im gleichen Verlag erscheint die Neuauflage des Buches „Thermionic Tubes in Radiotelegraphy and Telephony“ von  Scott-Taggart zum Preis von 15 s
David Masters ist der Auto des Buches „The Wonders of Salvage“, das bei Bodley Head in London zum Preis von 6 d erscheint. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1925

1. Januar: Über Norddeichradio sind Funk-Telefon-Gespräche mit Schiffen auf See zugelassen. Ein 3-Minuten-Gespräch kostet 100 Mark. 

10. Januar: Nauen auf der Kurzwelle: Nach zum Teil recht unbefriedigend verlaufenden Versuchen mit der 90 und der 30-m-Welle beginnt heute eine Sendereihe auf der 26-m-Welle mit einem 2 kW Sender und einem 130 m Vertikalstrahler nach Argentinien. Die Sendungen dauern von 20.00 Uhr abends bis 07.00 Uhr morgens mit einer Geschwindigkeit von 18 – 25 WpM. Als Rufzeichen wird POX benutzt. Ein zweiter Sender mit dem Rufzeichen POW sendet mit 6 – 7 kW auf 42 bzw. 25 m. Empfangsberichte kommen auch aus den USA, Java und Japan. 

13. Januar: Für den einseitigen Funkverkehr von Norddeichradio wird neben der bisherigen Abgabezeit 1 Uhr nachts und 7 Uhr vormittags zunächst versuchsweise eine weitere Sendezeit und 10 Uhr abends (MEZ) eingeführt. Die Sendung erfolgt auf der Welle 2.300 m (ungedämpft). Die Telegramme werden jeweils zweimal gegeben und die Sendung zweimal wiederholt. (Amtsblatt RPM Nr. 3 und 41/25)

Januar: Die Mindestwortzahl für Funktelegramme wird von 8 auf 10 Wörter heraufgesetzt. Langwellen-Seefunkgespräche kosten 100 Mark für 3 Minuten (QSJ - bb = 6.-, cc = 44.- und ll = 50.-), nachdem ein betriebsmäßiger Gesprächsversuchsdienst von der Reichspost zugelassen wird. 

Januar: In Frankreich werden Versuche mit kurzen Wellen durchgeführt. Man hat dort mit einem Röhren-Generator solche Wellen erzeugt. Die Versuche, zu denen auch Amateure für die Empfangsauswertung hinzugezogen werden, werden mit 45 m-Wellen durchgeführt. Dabei finden Viertelwellen-Antennen und solche mit den Abmessungen einer ganzen Welle Verwendung. 

25. Januar: Auf der Jahresversammlung des elektrotechnischen Vereins (EV) in der Technischen Hochschule Charlottenburg hält Prof. Dr. Esau von Telefunken einen Vortrag mit dem Titel “Kurze elektrische Wellen in ihrer Anwendung in der drahtlosen Telegraphie“. Er geht dabei auf die Schwerpunkte Erzeugung kurzer Wellen, Kurzwellensender und –Empfänger, Kurzwellen - Antennen, das physikalische Verhalten von Kurzwellen, die Polarisationsebene, atmosphärische Störungen usw. ein. Einen ähnlichen Vortrag mit dem Titel „Eigentümlichkeiten und Anwendungsmöglichkeiten kurzer elektrischer Wellen“ hielt ein Referent auf der Hauptversammlung der Heinrich Hertz Gesellschaft zur Förderung des Funkwesens am 13. Dezember 1924. 

Januar. Marconi stellt die neue Rettungsboot Station vor. Sie arbeitet mit einem Löschfunkensender, der eine Reichweite von 50 Meilen haben soll und einem Empfänger, der auch einen Peilzusatz hat (Wireless World  Jan-25)

21. Januar: Der Kapitän der „Majestic“, Sir Bertram Hayes, erhält auf seiner allerletzten Reise vor der Pensionierung ein Funktelegramm, in dem steht, dass sein Schiff mit der Chatham-Station den Rekord hält, fast alle Telegramme mit der Geschwindigkeit von 150 Worten in der Minute gesendet und empfangen zu haben. In seinem Antworttelegramm betont der Kapitän, dass dies der hohen Qualifikation der Marconi-Funkoffiziere zu danken sei. (Wireless World Jan/24). 

1. Februar: Von heute an werden die Hauptfunkstelle Norddeich und die Küstenfunkstelle Swinemünde für zunächst 6 Monate die Wetterberichte im Anschluss an die Abgabe auf der Welle 1.100 m (gedämpft) auf der Welle 1.300 m (ungedämpft) wiederholen. (Amtsblatt RPM 10/25)

4. Februar: In Homefield bei Torquai (GB) stirbt im 75. Lebensjahr Dr. Oliver Heaviside (FRS). Wissenschaftlich war er ein Einzelgänger und blieb unverheiratet. Als Autodidakt beschäftigte er sich mit Vektor- und Operatorenrechnung auf der Basis der Maxwellschen Theorie und manche seiner Rechnungen waren von Zeitgenossen schwer oder gar nicht nachzuvollziehen. Er sagte 1902 die Existenz der Kenelly-Heaviside-Schicht in der Ionosphäre voraus, die eine weltumspannende Funkwellenausbreitung ermöglicht. Die Universität in Göttingen hat ihm die Faraday-Medaille verliehne. 

Februar: Die Deutsche Seewarte berichtet von einer Reise auf einem Fischdampfer nach Island, auf der die Reichweite des Norddeich- Funkwetters bestimmt werden soll. Ausrüstung: Antenne (DEBEG), 1 Detektorapparat E 5 mit zweifachem NF-Verstärker, 1 Zweiröhrenapparat Typ EZ 224, 1 Zweiröhren-Rückkopplungsgerät nach Dr. Lissauer, 1 Vierröhrengerät Vosla. Ergebnisse:
a. Telegraphie, Welle 1.100 m: 260 sm ohne und 560 sm mit NF-Verstärker des Empfängers E 5, mit dem Rückkopplungsgerät 780 sm. Auf der Welle 2.300 m: 1.000 sm. 
b. Telephonie: Welle 1.800 m: E 5 480 sm, Zweiröhrenrückkoppler 700 sm. 

Februar: Die Technischen Lehranstalten Hamburg und die DEBEG bieten Kurse für Schiffsoffiziere an: 
a. Kursus zur Vorbereitung auf das "2. Patent" und 
b. Auffrischungskurse für Inhaber dieses Patents. 
(Später wird berichtet, dass beide Kurse wegen zu geringer Beteiligung nicht durchgeführt werden konnten). Für die Seefahrtschule Stettin-Grabow kündigt der Direktor Krauss den baldigen Beginn für Kurse zur Erlangung des neuen Zeugnisses 2. Klasse an. 

Februar: In England führen Marconi, die britische Postbehörde und die Southern Railway (Kanalschiffe) Versuche mit Funktelephonie von der Versuchsfunkstelle Milbrook in Southampton durch. Man erreicht Verständigung auf 100 bis 200 sm, stellt aber erhebliche Störungen durch gedämpfte Küsten- und Seefunkstellen fest. 

Februar: Bei Marconi in London geht der Managing Director Godfrey Isaacs aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand und sein Nachfolger F.G. Kellaway, ein ehemaliger Post-Direktor, erbt ein Firmendefizit von ca. 4 Mio Pfund (ca. 160 Mio. Pfund nach heutigem Wert). (Marconi Review)

Februar: Nach dem Verlust der „Massuyama Maru“, die mit 50 Fahrgästen unterging, überlegt man auch in Japan, eine Funkausrüstung für Schiffe ab einer bestimmten Größe einzuführen. 

Februar:  Die DEBEG stellt den ersten Bordfunkpeiler Telefunken E 326 vor. Das Gerät hat einen offenen Peilrahmen mit Holzgestell, der von einem Seilzug bewegt wird. Empfänger: Hochfrequenzverstärker, Audion und Niederfrequenzverstärker. Wellenbereich: 500 - 1 300 m (230 - 600 kHz). Heiz- und Anodenbatterie. Erster Bordpeiler mit der 1924 durch Hofmann erfundenen Seitenbestimmung mit Hilfe des herzförmigen Peildiagramms (Kardioide). 

28. Februar: Die „Leviathan“ wird auf der Reise von New York nach Southampton wieder jede Nacht nach dem Sendeschluss der Rundfunkstationen auf der Welle 317 m ein Radiokonzert der Bordkapelle senden. Dazu kommen Kommentare bekannter Bordpassagiere und Gesangsdarbietungen. (Wireless World 289+290+291/25). Britische Schiffe, welche ebenfalls solche Konzerte senden wollen, werden durch das Post Office daran gehindert. In Southampton wird Marconi eine Funkstation installieren, welche es ermöglichen soll, aus einer Entfernung von 100 oder 200 Meilen Funktelefongespräche zu führen. Störungen durch starke Telegraphiesignale sollen aber vermieden werden. 

3. März: In Genf wird die Union Internationale de Radiotelephone (UIR) und das beratende Komitees für Telegrafie und Telephonie (CCITT) gegründet.

März: Die beiden abwechselnd auf Station befindlichen Eiswarnschiffe (Tampa bzw. Modoc) haben das Rufzeichen NIDK. Gearbeitet wird auf den Wellen 706 und 1.621 m. 

März: England erweitert sein Funkstellennetz in der Karibik. Mit der Betriebsgesellschaft Pacific Cable Board gehen die Küstenfunkstellen Antigua, Dominica, St. Kitts, St. Vincnt, Grenada und Barbados in Betrieb. St. Lucia ist im Aufbau. 

15. März: Frankreich erweitert die Bestimmungen für die Funkausrüstung aller Handelsschiffe, die französische Häfen anlaufen: 
1. Gruppe (das Schiff muss eine Funkanlage haben): Schiffe >= 2.000 BRT oder mehr als 50 Personen an Bord oder mehr als 12 Passagiere. 
2. Gruppe (das Schiff muss eine Empfangsanlage an Bord haben): Schiffe von 500 bis 1.999 BRT oder weniger als 50 Personen an Bord (einschließlich weniger als 12 Passagiere). Für französische Schiffe galt diese Regelung schon seit dem 6. April 1923.  Mit diesem weiteren Alleingang wird der Ruf nach einheitlicher internationaler Regelung immer lauter. 

März: Mit dem Titel "Die Bordstellung der französischen Funkbeamten" wird berichtet, dass die Funker in Zukunft Reedereiangestellte werden und der Musterrolle unterliegen. Mit der Form A wird der Funker als Schiffsoffizier, mit der Form B als Unteroffizier gemustert. 

18. März: Das Reichsgericht verhandelt den Fall Telefunkenschaltung gegen Huth-Kühn-Schaltung. Problem: Ist die Huth-Kühn-Schaltung vom Meißner - Patent abhängig? Der Fall wird zur Vorinstanz zurückgegeben. 

28. März: Das Reichspostministerium erlaubt im Amtsblatt Nr. 29 die Verwendung von Niederfrequenzverstärkern in Detektor- empfangsanordnungen ohne Röhren zum Empfang von Rundfunksendungen in Deutschland. 

März: In der Zeitschrift „Wireless World“ wird berichtet, dass der französische Funkamateur Dr. Pierre Corret Klage führt, dass immer mehr (französische) Funkamateure die amerikanischen Abkürzungen fb, om und 73 im internationalen Funkverkehr sondern sogar mit französischen Stationen benutzen. In der gleichen Ausgabe (290/25) wird vom amerikanischen Morse-Geschwindigkeits-Test in New York berichtet. Man hofft, dass der bisherige Rekord von 60 wpm in diesem Jahr eingestellt oder verteidigt werden kann. 

1. April: Neue Heuern in der Handelsschifffahrt: Beispiele: 2. Offz: 212.-, 3. Offz. 160.- und 4. Offz: 126.- Mk. Funkerzulage 21,20 bzw. 53 Mk. In der Heuerübersicht der SBG (Januar 1925) wird für den Funkbereich geschrieben: Funkbeamter I 210 Mark und Funkbeamter III 130 Mark. 

14. bis 18. April: In Paris findet ein Kongress für Funkrecht statt. Zweck ist u.a. die Gründung des Weltrundunkvereins der Fernmeldeunion. Ein deutscher Teilnehmer darf als Beobachter teilnehmen, aber nicht mit abstimmen. Behandelt werden z.B. Fragen wie „Die Freiheit des Äthers“, „Funkrecht und Patentrecht“, „Urheberschutz für Künstler und für geschützte Werke“. Für Funkliebhaber (später Amateurfunk) werden folgende Wellenbereiche bestimmt: 
Kanada und Neufundland 115 – 120 m und 41,5 bis 43 m. 
Europa 95 – 115 m, 70 – 75 m, 43 bis 47 m.
USA 75 – 85 m, 37,5 – 41,5 m
Übrige Länder: 85 – 95 m und 35 – 37,5 m.

17. April: In London stirbt der langjährige Direktor des Marconi-Imperiums Godfrey C Isaacs. Im Jahre 1910 wurde er von Marconi als Managing Director berufen. Er hat im nationalen und internationalen Geschäft der Marconi Co. Zeichen gesetzt, bei der Schiffsausrüstung, dem Aufbau des nationalen (BBC) Rundfunks und dem weltumspannenden Funknetz der Firma. Bei seiner Verabschiedung im November vorigen Jahres wurde bekannt, dass er praktisch 43 Jahre ohne einen einzigen Urlaubtag für die Firma gearbeitet hatte. 

April: Der Dampfer "Usambara" berichtet, dass er während der gesamten Umfahrung Afrikas die Nauen-Schiffspresse aufgenommen hat (265 vollständige Zeitungen mit je ca. 500 Wörtern). Beim Ableben des Reichspräsidenten konnte die Nachricht dem Konsulat früher mitgeteilt werden, als sie über den Botschaftsnachrichtendienst ankam. Schon im Vorjahr (6. März bis 7. Juni) hat das gleiche Schiff 179 Funkpressen aufgenommen und an Bord veröffentlicht. 

April: Am Ende des Monats feiert die britische Marconi Gesellschaft ihr Silberjubiläum und erinnert an den ersten Auftrag zur Ausrüstung von 26 Kriegsschiffen und sechs Küstenfunkstellen. Seit 1900 hat die Gesellschaft  ca. 6.000 Schiffe mit Funkanlagen ausgerüstet und die Anzahl der durch Funk geretteten Personen aus Seenot wird mit über 5.000 angegeben. Die Zahl der britischen Schiffe mit Marconi- Funkanlagen wird mit ca. 200 benannt. (Wireless World 299/25). 

April: Norddeich ruft die deutschen Bordfunkstellen stündlich zur 30., die fremden Bordfunkstellen stündlich zur 35. Minute auf der Welle 2.400 m (ungedämpft). Die Abgabe der Telegramme erfolgt auf der Welle 2.300 m (ungedämpft). Für Anrufe steht die Küstenfunkstelle in jeder geraden Stunde von der 30. bis zur 45. Minute, in jeder ungeraden Stunde von der 35. bis zur 45. Minute auf Empfang. Norddeich hört auf 1.300 m (ungedämpft) 02.00, 06.00, 10.00, 14.00 und 18.00 UHR MEZ, in den übrigen Zeiten auf der Welle 2.100 m (ungedämpft). Zu den Zeiten 02.00, 06.00, 10,00, 14,00 und 18.00 MEZ findet außerdem ein Verkehr der deutschen Bordfunkstellen untereinander statt. (Amtsblatt RPM 41/25)

7. Mai: Das Deutsche Museum, welches 1903 von Oskar von Miller gegründet wurde, zieht in die neuen Räume an der Isar. In der Elektroabteilung sind jetzt auch die Hertz’schen Experimentiergeräte von 1888 zu sehen. 
Am gleichen Tag wird der 30. Jahrestag des Popoff-Experiments gefeiert. Am 7. Mai 1895 führt Popoff vor der Chemischen Gesellschaft in St. Petersburg seinen Funkversuch über 40 m vor und überträgt die Worte „Heinrich Hertz“. Später konnte er die Reichweite erhöhen, wenn er längere Antennen benutzte und arbeitete mit ähnlichen Geräten an seinem Gewitterwarngerät. 

Mai: Aufbau und Sendebeginn des "Hochsee-Rundfunks" oder "Deutscher Hochseefunk"  (Einseitiger Funkdienst) zunächst für die Hochseefischerei mit dem 5-kW-Sender (später über den 10 kW-Telephonie - Sender) bei Norddeichradio auf der Welle 1.800 m. Verbreitet werden Wetter-, Sturm-, Eis- und sonstige Warnungen, Mitteilungen für die Fischerei, Hafenstreiks und Einzelmeldungen für bestimmte Schiffe. Aussendung werktags 5x und sonntags 3x täglich. Die Teilnehmerzahl steigt von 17 im Jahre 1926 kontinuierlich auf 405 im Jahre 1930. Aus der Praxis wird angeregt, in einer verschlüsselten Form Informationen über reiche Fischgründe zu verbreiten. 

15. Mai: Alle deutschen Rundfunksender sind jetzt in der Reichs-Rundfunk-Gesellschaft (RRG) vereinigt. 

17. Mai: In Moskau findet im Polytechnischen Museum die erste russische Radioausstellung statt. 

Mai: Im Heft 19/1925 der ETZ wird eine Beschreibung der italienischen Großstation Coltano veröffentlicht. Die Sendestelle liegt 10 km südlich von Pisa und 15 km nordöstlich von Livorno. Diese vom Marineministerium betriebene Anlage arbeitet mit der alten – zwischen 1903 und 1911 von Marconi erbauten – Sendestelle im Kolonialdienst und mit der neuen von 1923 im Überseedienst. Für die letztere gibt es zwei Maschinensender mit je 200 kW, 18.750 Perioden und der Wellenlänge 16.000 m. sowie zwei Lichtbogen Sender. Als Antenne dient eine viereckige engmaschige Flächenantenne, die zwischen vier Masten a 250 m Höhe hängt. Die alte Anlage hat eine 500 m lange 24-drähtige Antenne auf 8 Mastenpaaren. Dazu einen Marconi 6-kW Röhren Sender. Die gesamte Station arbeitet noch im Duplex - Betrieb, d.h. Sende- und Empfängerbedienung sind in einem Gebäude untergebracht. 

Von 1925 bis 1929 werden die ersten Fischdampfer mit Funkanlagen ausgerüstet. Dafür erhält der Reeder einen Zuschuss aus Reichsmitteln. In einer Kostenstudie heißt es dazu u.a.: Wert der Funkapparate: 16.000 Mark, Einbau und Antennen kosten ca. 4.000 Mark und für Nebenkosten sind noch einmal 3.000 Mark anzusetzen. Das Gehalt eines Funkers wird mit 150 Mark und seine Verpflegung mit 90 Mark angegeben. Die Wartung der Ft Station kostet ca. 100 Mark monatlich. Die Werft rechnet mit zusätzlichen 3.000 Mark für den Einbau einer Kabine für das zusätzliche – und, weil es nicht zum Fischen und Verarbeiten eingesetzt werden kann – vielfach als nutzlos angesehenen neuen Besatzungsmitgliedes. Umgekehrt wird argumentiert, dass Fischdampfer auf der Rückreise oft Aberdeen/Schottland anlaufen, um nach einer Reederei - Order für den Markt zu fragen. 

17.Mai: Der britische Funkamateur E J Simmons  (G2OD) ist der erste, dem bei Tageslicht eine Wechselverbindung mit einer Station in Neuseeland auf der Wellenlänge 20 m gelungen ist. Die Gegenstation ist R, Slade (Z4AG). (Wireless World 302/25)

Mai: Auf Einladung des Norddeutschen Lloyd besucht eine Delegation der Reichspost die Ostküste der USA und berichtet darüber in der Presse: Der Sender (4 kW-Röhrensender) von Chatham Radio soll durch einen 20 kW Sender ersetzt und 100 km entfernt aufgestellt werden. Ambrose und Nantucket haben Funk-Nebelsignale, die eine Reichweite von 60 km haben. Der Dampfer "Leviathan" (ex "Vaterland) erhält einen RCA - 6 kW-Sender mit der Wellenlänge 2.200 m. In der Funkstation arbeiten bis zu 8 Funkbeamte. 

20. Mai: Die im Amtsblatt des Reichspostministeriums Nr. 45/1925  am 15. Mai 1925 (und im Reichs-Ministerialblatt Nr. 24 vom 22. Mai 1925) unterschriebenen "Neue(n) Bestimmungen über die Laufbahn der Funkangestellten auf Handelsschiffen und bei Großfunkstellen" treten in Kraft. Darin wird von der Ausbildung bei der Reichspost und dem Einsatz von Postbeamten auf Seeschiffen Abschied genommen und die Ausbildung in Schul-, Reederei- oder Betriebsgesellschafts - Hände gelegt. 
Für Bordfunker 1. Klasse (Funkbeamte) gilt: 
a. Vorbildung: Maximal 21 Jahre, Schulbildung wie nautische Schiffsoffiziere, see- und tropendiensttauglich.
b. Ausbildung: 9-monatiger Lehrgang bei Betriebsgesellschaften, Seefahrtschulen oder Reedereien (Hören, Geben. Technik, Betrieb, Sprachen). Vorprüfung bei der Reichspost oder bei der Küsten-OPD. Bordfunkzeugnis 1. Klasse mit dem Zusatz "Vorstufe". Amtsbezeichnung: Funkgehilfe. Bei Nichtbestehen (Verfügung DEBEG) im allgemeinen Entlassung, in den Postvorschriften wird eine zweimalige Wiederholung der Prüfung erlaubt. Nach drei Jahren (Verwendung als Funkgehilfe auf Schiffen und/oder Küstenfunkstellen) Ablegen der Hauptprüfung. Austausch des Zeugnisses gegen ein solches mit dem Kennwort "Hauptzeugnis"
c. Verwendung: Funkoffiziere haben nach § 2 der Verordnung vom 8. Oktober 1921 die Stellung als Schiffsoffizier. 
d. Geltung der Zeugnisse: Hauptzeugnis gilt unbegrenzt, wenn Bordtätigkeit nachgewiesen wird. Vorstufe gilt begrenzt. Beide Zeugnisse können von der Reichspost für ungültig erklärt werden. 
Für Marine- und Heeresfunker gelten erleichterte Übertrittsbedingungen. Vorteile der Neuregelung: Die Reedereien bekommen die Funkbeamten nicht mehr zugewiesen (z.B. Reichspostbeamte, die nach Belieben wieder in den Staatsdienst zurückbeordert werden können), sondern haben eigenes Funkpersonal, die Reichspost bestimmt nur noch die Ausbildungsrichtlinien und die Prüfung, die Ausbildung übernimmt die Betriebsgesellschaft (DEBEG). Während der ersten fünf Jahre nach dem Inkrafttreten der neuen Bestimmungen – im Falle des Bedarfs auch später – können Funkoffiziere nach den bisherigen Richtlinien aus beurlaubten Reichbeamten entnommen werden. 
Der Ausbildungs- und Lehrplan für einen Bordfunkerlehrgang 1. Klasse sieht u.a. vor:
Hören und Geben (380 Stunden Hören, 100 Stunden Geben). 
Schreibmaschinenübungen (114 Stunden)
Hören mit Niederschrift an der Schreibmaschine (174 Stunden)
Gesetzeskunde (150 Stunden) – Laufbahn – Int. Funktelegraphenvertrag –
 Welttelegraphenvertrag – Telegraphenordnung – Gebühren – 
Nautischer Funkdienst - Seemannsordnung
Technik (280 Stunden) – Mathematik (Algebra u. Trigonometrie) – Mechanik 
 Gleich- und Wechselstromlehre – Gleich- und Wechselstrommaschinen - 
 Schwingungslehre – Antennen –Empfänger – Röhren – Sender (Röhren- 
 Maschinen- und Poulsen – Sender) Peilen – Funkfernsprechen – Stromquellen.
Praktische Übungen aus dem Seefunkverkehr (70 Stunden)
Sprachen (114 Stunden) Englisch – Spanisch - Französisch
Wiederholungen (114 Stunden)
Besichtigungen (36 Stunden)
Funkzeugnis 2. Klasse (in diesem Amtsblatt nicht genannt): Ausbildung an Seefahrtschulen, Prüfung bei den Küsten Oberpostdirektionen. Bei der Morseprüfung (Tempo 17 WpM) sind in 60 Worten 2 Fehler zugelassen. Für die Bearbeitung des Prüfungsteils Wortzählung/Gebühren wird eine Stunde angesetzt. Das Zeugnis wird vornehmlich von Nautikern, aber auch von Zahlmeistern und anderen Bordangestellten erworben, um damit den Funkdienst auf Schiffen der 3. Gruppe auszuüben. 
Für die Prüfung von Hörleuten gilt, dass sie die Fähigkeit besitzen, offenen deutschen Text mit einer Geschwindigkeit von 30 Zeichen in der Minute aufnehmen und niederschreiben können, das Seenotzeichen, das Gefahrenzeichen und das eigene Schiffsrufzeichen sicher erkennen können müssen. Ferner wird das Prüfen und Einstellen der Empfangsgeräte abgeprüft, sowie eine Verpflichtung auf das Fernmeldegeheimnis vorgenommen. Das Zeugnis hat eine Gültigkeit von einem Jahr, kann aber, wenn die Voraussetzungen dafür gegeben sind, jeweils um 1 Jahr  verlängert werden. 

Mai: Seenotfall „Citta di Elena“ in der Biskaya. Im dichten Nebel findet ein mit einem Marconi Peiler ausgerüstetes Schiff nach einer Zielfahrt den Havaristen, der seine Position um ca. 26 Meilen falsch angegeben hatte (Wireless World 302/25)

Mai:  Abraham Esau, Professor an der Universität Jena beschreibt die Kurz- und Ultrakurzwellenwellen von 3 bis 8 m Wellenlänge und telegrafiert erstmals auf Ultrakurzwellen über eine Entfernung von 40 km. Der Physiker Prof. Dr. Abraham Esau stirbt im 71. Lebensjahr am 12. Mai 1955 in Düsseldorf. 

18. Mai: Die DEBEG und Transradio gründen eine gemeinsame Funkschule in Berlin-Kreuzberg (Belle-Alliance-Str. 6). Beide Gesellschaften hatten vorher bei Personalengpässen beurlaubte Beamte der Reichspost beschäftigt und wollen in der Zukunft  ausreichend eigenes Personal vorhalten können. Die Schule hat 6 Hörsäle und kann bis 150 Schüler aufnehmen. Vorhanden sind: eine Übungseinrichtung zum Senden und Empfang mit Hochantenne, Morse-Klopfer-Recorder-Einrichtungen, ein Saal mit 40 Schreibmaschinen, Räume für Physik und Elektrotechnik. Außerdem: 2 "tönende" Schiffsstationen, 3 Notsender mit Kollektor- und Hammerunterbrecher, 2 Röhrensender sowie verschiedene Empfänger, Verstärker und "Audionen". Der Unterricht dauert 9 Monate und das Schulgeld beträgt monatlich 50 Mark. Pro Woche wird unterrichtet: Hören 15 Std., Geben 6 Std., Schreibmaschine 9 Std., Betriebsdienst 3 Std., Technik 9 Std. Nachmittags wird 2 Stunden Sprachunterricht (englisch/französisch/spanisch) erteilt. Der erste Lehrgang nach den neuen Prüfungsbestimmungen hat mit 100 Teilnehmern am 8. Mai begonnen. Die Prüfung wird bei der Reichspost abgenommen und dauert 2 Tage. 

Mai: Die Reichspost meldet eine Rekordzahl der monatlich für die Rundfunk Empfangsanlage ausgestellten Lizenzen. Für Mai waren es 35.000 und damit erhöht sich die Gesamtzahl für das Reich auf jetzt 865.000 Hörlizenzen. 

1.Juni: Ab heute werden die „Vorschriften über Errichtung und Betrieb von Funkstellen“ in Kraft gesetzt. Sie gehören zu den Unfallverhütungsvorschriften der Deutschen See-  Berufsgenossenschaft für Dampf- und Motorschiffe. Hierin wird bestimmt, dass die Wahl der Apparate frei ist, wenn sie folgenden Bedingungen genügen: Die Bordfunkstelle muss die Wellenlänge 600 m bedienen kann. Die ausgesendeten Wellen müssen so wenig wie möglich bedämpft sein. Die Einspeiseleistung darf 1 Kilowatt nicht übersteigen (Ausnahme der Betrieb auf 1.800 m außerhalb von 200 sm). Die Geräte müssen Morsezeichen mit Tempo 100 BpM (20 WpM) einwandfrei übertragen. Die von der Hauptanlage unabhängige Notanlage (möglichst hoch im Schiff untergebracht)  mit eigener Stromversorgung hat eine Reichweite von 80 sm (erste Gruppe) und 50 sm (zweite Gruppe) und eine Betriebszeit von mindestens 6 Stunden. Die Reichspost erhält Schaltunterlagen und Beschreibungen der Geräte, um die Anlage genehmigen zu können. Der Funktelegraphendienst darf nur von deutschen Reichsangehörigen mit einem gültigen Zeugnis wahrgenommen werden. 
Funkzeugnisse:
Zeugnis 1. Klasse: Gerätekunde, Gesetzeskunde und Morsefertigkeit 20 WpM
Zeugnis 2. Klasse. Gerätekunde, Gesetzeskunde und Morsefertigkeit 12 – 19 (z.Zt. 17) WpM.
Ein Funker mit dem Zeugnis 2. Klasse kann eingesetzt werden: Auf Schiffen, die die Station nur für den eigenen Dienst nutzen, insbesondere Fischereifahrzeuge und auf anderen Schiffen als nachgeordneter Telegraphist. 
Einteilung der Funkstellen in drei Gruppen:
Funkstellen mit unbeschränktem Dienst  (1. Gruppe) – H24-Dienst
Funkstellen mit beschränkter Dienstdauer (2. Gruppe), Funkdienst während der Dienstzeit und außerhalb davon die ersten 10 Minuten jeder Stunde.
Funkstellen ohne feste Dienststunden (3. Gruppe). Kein regelmäßiger Hördienst. 
Zeugnisse können eingezogen werden. (Der Absatz, dass jeder Wechsel der Person des Telegraphisten ohne Verzug der Orts -  Postanstalt mitgeteilt werden muss, wird noch vor der Veröffentlichung aufgehoben). Alle Bordfunkstellen müssen mit allen Stationen jeden Systems arbeiten. Die Genehmigungsurkunde heißt 1925 noch „Ausweis über die Bordfunkstelle“. In ihr bescheinigt die Reichpost (in deutscher Sprache), dass eine Prüfung nach deutschem und internationalem Recht erfolgt ist,  welcher Hördienstes erfolgt und welche Mindestreichweite die Station hat. 
Auch für Schiffe mit Funkanlagen des „Fernsprech-Nahverkehrs“  (Sprechfunk) gibt es eine Reihe von Bestimmungen. Diese Anlagen müssen für die Wellenlängen zwischen 150 und 200 m sowie für die 600 m – Welle ausgerüstet sein. Als Eingangsleistung gilt die Obergrenze 150 Watt. Für die Errichtung, Genehmigung usw. gelten ähnliche Bestimmungen wie für die Telegraphiefunkstellen, jedoch wird hier ein Sprechfunker mit gültigem Zeugnis gefordert. In einem weiteren Kapitel werden die Bedingungen für die Errichtung und den Betrieb von beweglichen Flugfunkstellen erläutert. Hier hängt die Gruppeneinteilung davon ab, ob im Tag- oder Nachtbetrieb geflogen wird, wie viel Fluggäste an Bord  sind, ob die Flugroute über Land oder über See führt usw. Für den Sprechfunkverkehr wird die Welle 900 m und im Telegrafiefunk der Bereich 600 bis 1.200 m gefordert.

1. Juni: Ab heute senden die Küstenfunkstellen Valencia, Seaforth, Niton und Cullercoats eine Kurzform des Wetterberichtes der britischen Luftverkehrsbehörde auf der Welle 600 m (Wireless World 299/25)

Juni: Marconi stellt den neuen Sender „Type U“ vor. Das mit  zwei Röhren (T-250) ausgerüstete Gerät hat eine Ausgangsleistung von 500 Watt . In der Sendeart CW werden beide Röhren als Oszillator benutzt, während in der Sendeart Telephonie eine Röhre als Oszillator und die andere als Modulator dient. Als Reichweite wird mit einer 70 ft Antenne in der Sendeart A3 70 Meilen und bei CW 400 Meilen angegeben. Die 6 Volt Heizspannung kommt aus einem Akkumulator und die Hochspannung von 3 kV aus einem Umformer. Für die Forderung, ein Rettungsboot mit Funkausrüstung an Bord zu haben, wenn die Gesamtszahl der Boote 15 übersteigt (Live Saving Appliance Rules 1924), bringt Marconi eine 250 Watt Rettungsboot Station auf den Markt, die durch einen kleinen Petroleummotor mit Energie versorgt wird und der auch einen kleinen Suchscheinwerfer versorgen kann. 

23. Juni: Für Funktelegramme gilt ab 1. Juli keine Mindestwortzahl mehr. Die Wortgebühr wird neu auf 0,70 Mk (0,30 Bord- 0,40 Küsten- und Landgebühr) festgesetzt. 

Juni: Der Funkverein Stuttgart betreibt einen Kurzwellensender im (von der Reichspost genehmigten) Versuchsbetrieb auf der Welle 100 m. Der Zwischenkreis-Sender arbeitet mit der Endröhre RS 5 und liefert 500 mA Antennenstrom. Als Antenne dient eine 40 cm  Reusenantenne mit einem Gegengewicht aus Kupfer-Band. Gehört wird der Sender in London, Glasgow und Aberdeen. Ein Sprechverkehr war möglich mit Marseille, Mailand, Finnland usw. 

Juni: Die südlichste Funkstation der Erde ist jetzt die Station LRT auf den südlichen Orkney-Inseln (Argentinien), welche als Wetterstation arbeitet. Die nördlichste Station der Erde soll im Sommer in Kanada am Mackenzie River  bei Aklavik entstehen. 

1. Juli: England erlässt neue Bestimmungen für Rettungsboote: Sind mehr als 15 Rettungsboote an Bord, muss eines und bei mehr als 20 Booten müssen zwei mit Funk ausgerüstet sein. Marconi stellt  eine neue Rettungsbootsstation vor: Ein 250 W Löschfunkensender mit Petroleummotor. Der 2-Röhren-Empfänger ist mit Sparröhren bestückt. 

2. Juli:  Der schwedische König weiht die neue Großstation Varberg ein, die für die Funkverbindung Schwedens mit Amerika gebaut wurde. Die Sendestation befindet sich in Grimeton und arbeitet mit zwei Hochfrequenz-Maschinensendern der Bauart Alexanderson mit je 200 kW Leistung. Sie wurden von der RCA gekauft. Die Antennenanlage hat 6 Eisengittertürme, die 125 m hoch sind und 46 m langen Querarmen ausgerüstet sind und 12 Antennendrähte von je 2.100 m Länge tragen. Das Erdnetz wird in 50 cm Tiefe vergraben und besteht aus einem 500 m breiten und 2,265 m langem Band mit Längsdrähten aus Kupfer. Die Wellenlänge der neuen Station beträgt 18.600 m. Wegen der Vereisung der Antennen im Winter wird ein besonderer Transformator installiert, der für eine Erwärmung der Antennendrähte sorgt. Die Empfangsstation befindet sich in Kungsbacka und hat eine 13 km lange Antenne. Die eingehenden Telegramme werden mit Maschinen auf einen Streifen geschrieben. Die gesamte Station hat 4,85 Millionen Schwedenkronen gekostet. 

Juli: Japan setzt wegen der Häufung von Schiffsunfällen fest: Funkausrüstung für alle Schiffe >= 2.000 BRT oder mehr als 50 Personen an Bord. Dies gilt auch für ausländische Schiffe, die japanische Häfen anlaufen. Die Vorschrift tritt am 1 November 1926 in Kraft. Bei Übertretung beträgt die Strafe 1.000 Yen, wer die Nachprüfung durch japanische Behörden verweigert, zahlt 500 Yen. 

Juli: Die DEBEG und die Reichspost (Norddeich mit dem neuen 10 kW-Sender) unternehmen Versuche, Gegensprechen über Funk mit den Dampfern "Columbus" und "Albert Ballin". Bei Erfolg will die DEBEG 10 Gegensprech-Funkstellen an Bord deutscher Fahrgastschiffe installieren. Aber die Reichspost möchte keine neuen Versuche, sie will erst die Wellenfrage (Weltfunkkonferenz Washingon) abwarten. 

Juli: Auch für deutsche Schiffe gilt jetzt: Funkausrüstung für alle Schiffe ab 2.000 BRT oder mehr als 50 Personen an Bord oder mehr als 12 Fahrgäste. Grundsätzlich darf jetzt irgendein Schiffsangehöriger mit dem richtigen Zeugnis den Funkdienst ausüben. 

Juli: Gute Resultate mit der Bord-Peilfunkanlage melden das Luftschiff LZ 126 bei der Ansteuerung der USA und der Hochseeschlepper „Seefalke“ der Schuchtmann-Reederei bei Ansteuern von Havaristen. Auch die norwegische Walfangflotte benutzt die Peiler, um die Fangboote wieder an das Walfang-Mutterschiff heranzubringen. Aus dem Bereich Fahrgastschiff loben das Hapag-Schiff „Albert Ballin“ und die NDL Schiffe „Columbus“ und „Stuttgart“ die Peilanlage. 

29. Juli: Die französische Regierung hat eine neue Verordnung mit dem Titel „Bestimmungen über den Funkverkehr in Kriegs- und Friedenszeiten in Kraft gesetzt. Diese Verordnung schließt auch die Bordfunkstellen der Handelsschiffe ausdrücklich mit ein. 

Juli: Die deutschen Fahrgastschiffe, welche Schiff zu Schiff-Funkgespräche für Fahrgäste anbieten, werden auf den Wellenlänge 800 m und 450 m im Crossband-Betrieb arbeiten. Die Reichweite soll auf eine Entfernung von 100 Meilen zufriedenstellende Ergebnisse erzielen. Die teilnehmenden Schiffe sind die Columbus, die Deutschland, die München, die Stuttgart und die Albert Ballin. In Großbritannien hat der General Post Master einen ähnlichen Antrag der Cunard Reederei abgelehnt. 

8. August: Die Seefahrtschule Hamburg sucht mit einer Anzeige einen Funklehrer. Besoldung nach Gruppe IX Tarifvertrag. Gute Allgemeinbildung, langjährige Erfahrung als Bordfunker sind Bedingung, erwünscht ist eine technische Vorbildung. 

August: Ein norwegisches Walfang-Mutterschiff berichtet, dass es auf der 8-monatigen Fangreise im Südpolarmeer täglich ohne Ausnahme die Nauen-Presse aufgenommen hat. 

31. August/1. September: Heute ist die erste von fünf geplanten Nächten, in der alle europäischen Rundfunkstationen gleichzeitig zwischen Mitternacht und 02 Uhr morgens senden. Man will damit Erkenntnisse über die Ausbreitung und gegenseitige Störung von Seefunk und Rundfunk und Rundfunk untereinander im Bereich 200 bis 600 m gewinnen. In Rundfunkzeitschriften wird in dieser Zeit immer wieder von "heimtückischen Morsezeichen" berichtet, die immer dann einsetzen, wenn man Rundfunk hören will. Die Reichspost plant zur Abhilfe: Abklingende Benutzung der Wellen 300 und 450 m, die 600-m-Welle nur noch als Anrufwelle, Funkverkehrsabwicklung auf 660, 706 und 750 m, Einführung von Röhrensendern. Die Kurzwelle als Ersatz für die Mittelwellen-Telegrafie wird nicht erwogen. 

1. September: Eine neue Vorschrift des Reichspostministeriums erlaubt Rundfunkhörern in Deutschland die Verwendung „ungestempelter“ Funkempfangsgeräte und „ungestempelter bzw. unbanderolierter“ Röhren zum Empfang von Radiosendungen. Die bisher notwendige Audion-Empfangserlaubnis ist nicht mehr notwendig. Die Gebühr für ein Empfangsgerät beträgt lt. Amtsblatt 81/25) 2 RM pro Monat. Im besetzten Gebiet (Ruhrgebiet) ist der Rundfunkempfang wegen Gefährdung der militärischen Sicherheit noch nicht möglich. 

2. September: Internationale Telegraphen-Konferenz in Paris zur Revision des Telegraphenvertrages, der auch wichtige Bestimmungen für den Seefunkverkehr enthält. Eine deutsche Delegation ist eingeladen. Beschlüsse u.a.: Regelungen zur Abwicklung des Seenotfunkverkehrs, des Flugfunkdienstes und des Peilfunkdienstes. Funktelegramme erhalten im Kopf als erstes Wort „radio“, sowie Tag und Stunde der Aufgabe an Bord. Die Anschrift eines Funktelegramms Richtung Land See muss mindestens drei Worte enthalten (Name, Schiffsname, Küstenfunkstelle), dabei wird der Schiffsname (unabhängig von seiner Buchstabenanzahl) immer als  ein Wort gezählt. Im Seefunk zugelassene Dienstvermerke: RPx (bezahlte Rückantwort), TC (Vergleichung), XP (Eilbotenzustellung), PR (Postzustellung), TMx ((Mehrfachfunktelegramme), PC (Empfangsanzeige). Die Gesamtzahl der im internationalen Funkverkehr zugelassenen Dienstvermerke beträgt ca. 50, dazu kommen noch ca. 50 Q-Gruppen (Beispiele: QRW=Ich bin beschäftigt, QSH= Telegramme in Reihen zu 10 übermitteln, QST=Allgemeiner Anruf an alle Stationen usw.). Gebühren für nachträglich festgestellte unzulässige Wortzusammenziehungen können vom Empfänger eingezogen werden. 

2. September: Die DEBEG weist darauf hin, dass jeden Mittwoch in den Räumen der Hamburger Seefahrtschule eine Vortragsreihe läuft. So wird am 2. September die Wirkungsweise des Audions erklärt. 

1. bis 15 September läuft eine Radio Ausstellung in Oslo und vom 2. bis 3. September findet die Internationale Radio Ausstellung in Genf  statt. 

September:  Edouard Victor Appleton und Barnett (sowie Breit und Tuve in Washington) bestimmen experimentell die Höhe der von Kenelly und Heaviside vorausgesagten Ionosphäre. 

10. September: Die Technische Schule Hamburg, die DEBEG und die Oberpostdirektion beabsichtigen, einen Lehrgang für Bordfunker 2. Klasse einzurichten, falls genügend Bewerber gefunden werden. Später wird bekannt, dass auch dieser Lehrgang wegen geringer Beteiligung nicht stattfindet. Die wenigen angemeldeten Teilnehmer werden an die Seefahrtschule verwiesen. 

September: Die englische Postverwaltung und Marconi schließen eine Vereinbarung über die Einrichtung von Kurzwellen Verbindungen. Als erste Maßnahme soll die Kanada-Verbindung mit einem Zuschuss von  50.000 Pfund Sterling aufgenommen werden. Diese „Beam Station“ soll 18 Stunden täglich mit 100 WpM senden. Geplant sind dann Verbindungen mit Südafrika, Indien und Australien auf Kurzwelle. 
Als Rest der vor dem Krieg geplanten „Reichsrundfunkkette“  betreibt die englische Telegraphenverwaltung die Station Oxford mit einem 250 kW Lichtbogen Sender. Er strahlt Wirtschafts- und Pressemeldungen aus, arbeitet aber auch als Küstenfunkstelle für Bordstationen auf den Wellen 12.350 und 8.700 m. Für den Verkehr mit Europa kommen noch die Stationen Stonehavn und Northott mit je einem 40 kW Lichtbogensender und einem Röhrensender dazu. 

26. September: Erste Fahrt der (dritten) "Berlin" des NDL, Unterscheidungssignal QMBT,  (15.286 BRT, 337 Besatzung) nach New York. Die Funkstation wird so beschrieben: Ein Röhrensender Typ CP IV (600 - 3.000 m), Anodenspannung 10 kV (Wechselstrommaschine, 500 Hz, Hochspannungstransformator und zwei Gleichrichterröhren), getrennte 50 Hz-Maschine zur Heizung der Röhren, 3 Betriebsarten: ungedämpft, tönend und Telephonie, Antennenstrom 10 bis 15 A, Hochfrequenzleistung 0,75-1 kW. Ein Löschfunkensender 1,5 TK (300 – 900 m) und ein Notsender mit Akkumulator. Die gesamte Sendeanlage kann auf das Schiffs- Hilfsstromnetz umgeschalten werden. Als Empfänger dient ein Vorkreis Audion E 266 mit NF-Verstärker.  Die Antennenanlage: Hauptantenne 4-drahtig und Notantenne aus 2 Drähten. Das Schiff überdauert den Zweiten Weltkrieg und sinkt am 31. Aug. 1986 nach einer Kollision innerhalb 15 Minuten als "Admiral Nakhimov" / UKDD 

27. September: Seenotfall des amerikanischen Dampfers "Mexico". Das Schiff ist auf das Madagaskar-Riff (60 sm vor Progroso, Golf von Mexiko) aufgelaufen. MS "Rio Bravo" empfängt über 110 sm die Seenotsignale und rettet alle Fahrgäste mit ihrem Gepäck. 

September 1925: Nach einer Darstellung in der "Hansa" gibt es im Deutschen Reich z.Zt. zwei Funkzeugnisse 2. Klasse. Einmal das Zeugnis, welches nautische oder technische Offiziere, Zahlmeister, Proviantlagermeister, Schiffsärzte, Feuerschiffs- oder Leuchtturmbesatzungen erwerben, die nebenamtlich den Funkdienst ausüben wollen. Daneben gibt es aber noch ein Prüfungszeugnis 2. Klasse, das nur auf Bergungs- und Lotsendampfern bis 1.500 BRT gilt und nur von Personen erworben werden kann, die schon ein Jahr Bordfunkdienst (z.B. bei der Kriegsmarine) abgeleistet haben. Die Ausbildung für das Funkzeugnis 2. Klasse erfolgt bei den Seefahrtschulen (z.B. in Hamburg schon ab 1910). Nach dem Krieg konnten sich viele Schiffsoffiziere den (kostenpflichtigen) Zusatzlehrgang von 4 Monaten nicht leisten. Hamburg bindet nun (auf freiwilliger Basis) einen Teil der Prüfungsanforderungen in den regulären (Zusatz)-Unterricht ein und kommt so mit einem verkürztem Lehrgang nach dem Steuermannsexamen aus. 
Prüfungsanforderungen für das 2. Klasse Zeugnis:
Aufnahme: Ein Telegramm von ca. 60 Worten mit Tempo 85 BpM.
Abgabe: Ein Telegramm von ca. 60 Worten mit Tempo 85 BpM.
Telegrammberechnung (schriftlich)
Vorschriften (mündlich): Funktelegrafenvertrag, Anweisung für den Funktelegrafendienst, Internationaler Telegrafievertrag, Telegrafenordnung, Gebührentarif, Internationales Verzeichnis der Funktelegrafiestationen.
Technik: Theoretische Kenntnis der physikalischen Grundlagen der Funktelegrafie.
Praktische Prüfung: Bedienung der Geräte der Bordfunkstation. 

September:  Die C. Lorenz AG ersetzt den Schritt-Alphabet-Fernschreiber durch den Springschreiber und wird damit zum Pionier des modernen mechanischen Fernschreibers. Weiter gibt die Firma bekannt, dass der Konstrukteur W Hahnemann, der schon bis 1909 für Lorenz gearbeitet hat (großes Wellenmessgerät u.a. Erfindungen) wieder in den Dienst der C. Lorenz AG als technischer Direktor und Leiter der Abteilung drahtlose Telegraphie eingetreten ist. 

30. September: Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden von den DEBEG Bordfunkstellen 88.000 Telegramme gesendet und 41.000 empfangen. Dazu kommen 22.000 Ozeanbriefe. 

1. Oktober: In Deutschland tritt die Verordnung über die Besetzung deutscher Kauffahrteischiffe mit Kapitänen und Schiffsoffizieren vom 25.Juli 1925 (RGBl II 1925 Nr 2 S 709) in Kraft. Sie betrifft die Besetzung mit nautischen und technischen Schiffsoffizieren und schreibt u.a. die Dauer eines Besuchs der Seefahrtschule vor. Ein Beispiel: Steuermann auf großer Fahrt: Vorklasse 20 und Hauptklasse 40 Wochen, Schiffer auf großer Fahrt 40 Wochen Unterrichtsdauer (vorher 20/25 bzw. 25 Wochen). 

Oktober: Vor einem Jahr hat „The Board of Trade“, London einen Wettbewerb ausgeschrieben. Ein Gerät, welches beim Empfang des Seenotzeichens SOS Alarm gibt, sollte gebaut und vorgeführt werden. Die drei vorgestellten Geräte (Ing-Abteilung der Postverwaltung, Marconi und Radio Verkehrsgesellschaft) weisen bei der Prüfung Fehlerraten von 12 bis 25 Prozent auf. 

Oktober: Für das neue Kurzwellen-Welt-System von Marconi beginnen die Testsendungen auf verschiedenen Wellenlängen mit den Stationen Montreal, New York, Rio de Janeiro, Buenos Aires und Sydney. Am 23. Oktober referiert Marconi in der Caxton Hall (Westminster) über seine Versuche, mit der 15 m Welle und kleiner Leistung (200 W) eine Funkverbindung nach Argentinien aufzubauen. Tagsüber wurden gute und nachts gar keine Verbindungen erzielt. 

29. Oktober:  In Leipzig findet die Gründungsveranstaltung der „Deutschen Studiengesellschaft für Funkrecht“ statt, an der auch Vertreter der Reichspost und des Reichs-Justizministeriums teilnehmen. 

1. November: Die von der Hauptfunkstelle Norddeich und der Küstenfunkstelle Swinemünde abgestrahlten Wetterberichte werden anstatt auf der Welle 1.300 m auf der neuen Welle 1.100 m ungedämpft wiederholt. 

10. November: Auf der Sitzung des Nautischen Vereins zu Bremen lehnt Prof. Dr. Schilling die Erhöhung der Wochenstundenzahl von 1-2 Stunden auf 4-5 Stunden für den funktelegraphischen Unterricht in den Steuermannslehrgängen als zu hoch ab. 

12. November (andere Quelle: 30. Oktober): Die Küstenfunkstelle Bremerhaven Radio/KBH geht als Küstenfunkstelle für den öffentlichen Verkehr in der Wesermündung in Betrieb. Die Empfangsstelle ist im Telegrafenamt in der Stadt, die Sender stehen 5 km entfernt in Wulsdorf. Ausrüstung: Ein 1 kW Löschfunkensender (wird gegen einen 1 kW tönenden Röhrensender ausgetauscht) und ein 1 kW Röhrensender mit Telephoniezusatz. Dazu ein 500 Watt Reserve-Löschfunkensender. Antennenanlage: 3 T-Antennen, von drei 30 m hohen Masten getragen. Wellenlängen: 600, 660 und 1.700 m. Die Funkstation Bremerhaven-Lloydhalle (Rufzeichen KAB) soll nur noch mit Schiffen des Norddeutschen Lloyd arbeiten. Schiffe mit dem Ziel Weser und Jade sollen mit Bremerhaven/KBH- und Schiffe mit dem Ziel Elbe bzw. Kaiser-Wihelm-Kanal sollen mit Cuxhaven Radio/KBX arbeiten. Deren Empfangsstelle befindet sich im städtischen Postamt und die Sendestation 1 km entfernt auf der Alten Liebe. Dort stehen ein 3 kW Löschfunkensender, ein 1 kW tönend modulierter Röhrensender (600-750 m), ein 1 kW unmodulierter Röhrensender (2.000 – 2.500 m). Antennenanlage: Zwei 30 und 40 m hohe Masten. Antennenkapazität ca. 1.000 cm. In Swinemünde Radio ist nur Wechselverkehr möglich, weil sich Sender und Empfänger an einem Ort befinden. Sender: Ein 5 kW Löschfunkensender, ein 1 kW tönend modulierter Röhrensender, ein 1 kW nicht modulierter Röhrensender. Antennen: Vier 100 m hohe Masten im Quadrat von ca. 100 m Seitenlänge. Bei Norddeichradio befindet sich die Empfangsstelle in Norden und die Sendestelle in Norddeich. Dort stehen: Zwei tönend modulierte Röhrensender mit je 1 kW für 600 bis 750 m, 1 Löschfunkensender 1,5 kW, 1 Telegrafie/Telephonie-Sender (10 kW A1 und 4 kW A3), 1 20 kW Röhrensender für Telegrafie 2.000 bis 2.500 m und ein 5 kW Röhren-Telegrafiesender. 

14. bis 19. November: In New York findet die zweite „Radio-Weltausstellung“ statt. 

November: Erste Versuche Funksprechnahverkehr auf Grenzwellen zwischen Feuerschiff Elbe II und Cuxhaven Radio. 

November: Marconi unternimmt Versuche mit Schiffen in denen Wellen von 4 bis 15 Meter mit parabolischen Reflektoren Verwendung finden. Weiter installiert er in Inchkeith einen Sender mit Dreh-Reflektor, der sich in 2 Minuten einmal dreht. Ein Schiff mit einer Reflektor Antenne kann so die Richtung zum Sender bestimmen. 

22. November  Seenotfall (Explosionen an Bord) "Mogy" auf ca. 21 S 40 W. Nach dem Seenotruf können "Villagarcia" (Hamburg-Süd) und "Cerro Azul" drei Seeleute aus dem haiverseuchten Wasser retten, die Restbesatzung (15 Mann) gilt als vermisst. 

25. November: Im Nordweststurm werden bei Norddeichradio drei im Aufbau befindliche 150-m-Antennentürme umgeworfen. 

November: In Cuxhaven beginnen Versuche der Berliner Firma Radiosonanz zwischen dem Leuchttürmen Alte Liebe und Neuwerk sowie dem Feuerschiff Elbe IV. Man will herausfinden, ob sich die Wellenbereiche zwischen 30 und 50 m für preiswerte Nahbereichs-Funkpeiler eignen. In einer Stellungnahme der DEBEG wird auf geringe Reichweite der Bodenwelle, die "tote Zone" und den Dämmerungseffekt verwiesen und dem Versuch keine Erfolge vorausgesagt. 

26. November:  Mehr als 5.000 Funker und Funkoffiziere in England beginnen ein Streik, um die geplante Minderung ihrer Heuern um 22 s 6 d per Monat zu verhindern. Andere Forderungen sind Arbeitserlaubnis für Ausländer, Jahresurlaub und Sicherung der Arbeitsplätze.  Teilnehmer sind die Angestellten von The Engineering and Allied Employers London and District, the Shipping Federation, the Marconi International Marine Communication Co, the Radio Comm. Co. und die Messrs Siemens Brothers (Wireless World 329/25). Eine Woche später hatten bereits 600 Funkoffiziere den neuen Vertrag nicht unterzeichnet und das Handelsministerium gibt die ersten Ausnahmegenehmigungen für das Auslaufen ohne Funkoffizier aus. Am 15. Dezember wird nach einem Treffen ein Untersuchungsausschuss eingesetzt. 

Dezember: Die Ausrüstung der Seefunkstellen erfolgt zunehmend mit Röhrensendern. Der neue Polonio IV Fahrgastschiffsender zeigt im Dauerbetrieb gute Leistungen, größte Reichweite 3.300 sm mit Norddeich und Eilverse. Der 1 kW-Sender hat 10 kV Anodenspannung. Neu ist auch der Audion - Empfänger E 266 mit einem Wellenbereich bis 20.000 m (Presseempfang). Der Detektorempfänger E 5 bekommt einen Sekundärkreis.

Dezember: Nauen arbeitet jetzt auch auf Kurzwelle. Auf der Welle 20 bis 70 m werden mit nur 2 kW nachts gute Verbindungen über 13.000 km nach Buenos Aires erzielt. Auf der alten Welle 12 bis 18 km erzielte man selbst mit 400 kW nur mäßige Verbindungen. Göteborg ist jetzt auf der Welle 37 m zu erreichen. 

Dezember: Die neue Küstenfunkstelle Riga wird auf 488 m senden. In den USA haben die Behörden verfügt, dass in den Küstengewässern auf der Welle 600 m nur noch Anrufe gestattet sind, Telegramme werden auf Ausweichfrequenzen übermittelt. 

Dezember: Seenotfall „Stiklestad“ vor Kanada. Der Havarist treibt ohne Schraube in einem Hurrikan und schlechter Sicht und kann mit Hilfe des Peilers von der „Geraldine Mary“ gefunden werden. Nach vier Tagen gelingt eine Schleppverbindung . (Wireless World 331/25)

Dezember: In der ETZ (50/1925) erscheint ein Artikel mit der Überschrift „Kurze elektrische Wellen und ihrer Anwendung in der drahtlosen Telegraphie" von A. Esau, Jena. Darin beschreibt er – ausgehend von den Experimenten von Heinrich Hertz und den Versuchen, die Marconi seit 1916 unternommen hat, auch die Aktivitäten der Funkamateure auf den Wellen unterhalb von 250 m. Diese haben auch schon zur Festlegung der Wellenbereiche für Amateure geführt, um die Sicherung der Kurzwellenbereiche für kommerzielle Nutzung zu gewährleisten. Er nennt den großen Vorteil, jetzt mit Sendeleistungen von 20 – 30 kW anstelle der bis zu 500 kW bei Langwellen üblichen Sendeleistungen auskommen zu können. Weitere Themenschwerpunkte des Artikeln sind die Antennen und ihre Strahlungsformen, die Sender- und Empfängerschaltungen, Fading und Schwund und die Bandbreiten bei langen und kurzen Wellen. 

Dezember:  Der Welttelegraphenverein in Genf gibt bekannt, dass es weltweit ca. 15.000 Funkstellen an Bord von Schiffen gibt, die Gesamtzahl der Funkstellen liegt bei 16.462. Bei den Funkstellen waren enorme Steigerungsraten zu verzeichnen, wie die folgenden Zahlen zeigen (Zahl hinter dem Bruchstrich: Anzahl der Funkstellen): 1908/508,  1909/755,  1910/1.217,  1911/1.740,  1912/2.280,  1913/3.998, 1914/5.277,  1915/5.548,  1916/5.860,  1917/6.13, 1918/6.242, 1919/6.623, 1920/13.694, 1921/14.821, 1922/15.730, 1923/16.122,  1924/16.171  und 1925/16.462. 
In Deutschland gibt es 733 Bordfunkstellen, davon 618 (andere Quelle: 613) für den öffentlichen Funkverkehr. Zur 1. Gruppe gehören 158, zur 2. Gruppe 35 und zur dritten Gruppe 540 Bordfunkstellen. 23 Stationen haben einen Röhrensender und der Telegrammumfang betrug in Deutschland 68.200 Telegramme von und nach See. 

Dezember: Marconi berichtet von einer Funktelephonieverbindung Poldhu-Sydney über 1.500 sm auf 92 m mit gerichteten Kurzwellen. 

Dezember: Die Prüfungsbehörden für Bordfunker haben im Jahr 1925 103 nautische Schiffsoffiziere, 24 Zahlmeister und 24 Schiffsleute (Funkzeugnis 2. Klasse) und 111 Hörleute erfolgreich geprüft. Die Schiffsleute sind Besatzungsmitglieder von Bergungs- und Lotsenfahrzeugen. 

Dezember: Die DEBEG betreut 631 eigene und fremde Handelsschiffstationen. 

Dezember: Im Deutschen Reich gibt es neben den Großfunkstellen Nauen (POZ,AGB, AGC....AGW) und Eilverse (OUI, AGY, AGX.) die Hauptfunkstelle Königswusterhausen (AFT, AFS, AFR.....AFY). Die 19 festen Küstenfunkstellen werden zum Großteil von der Maineleitung betrieben (Arngast/KAT,Borkum/KBO, Kiel/KBK, List/KAL und KAO, Neumünster/KAR, Nordholz/KBN und KBQ, Pillau/KAP, Stralsund/KBU, Warnemünde/KBE, Wilhelmshaven/KAN,). Die  Deutsche Reichspost betreibt: Bremerhaven/KBH, Cuxhaven/KBX, Helgoland/KAH, Norddeich/KAV, Swinemünde/KAW, der Norddeutsche Lloyd Bremerhaven Lloydhalle/KAB und die Reichsbahn Saßnitz/KBV. Dazu gibt es 14 Funkstellen auf Feuerschiffen und 19 Flugfunkstellen, deren Rufzeichen mit A beginnen. Beispiel: Bremen/AEB (beschränkter Dienst, im Winter nicht in Betrieb). 70 Stationen in Europa strahlen regelmäßig Wetterberichte aus. 51 Stationen weltweit senden täglich Zeitsignale. Von 37 Stationen kann man einen Pressebericht „an alle“ aufnehmen, darunter Balboa/NBA (englisch), Bern/HBA (deutsch/französisch), Lyngby/OXE (englisch), Oxford/GBL (englisch), Paris/FL (französisch/deutsch), Washington/NAA und NSS (englisch). 


Neu auf dem Büchertisch 1925
Der „Mitteleuropäische Funkkalender 1925/1926“, herausgegeben von Ing. Gustav Meyer erscheint im Verlag Bodenbach/CSR, der Preis beträgt 3 RM oder 4 schw. Franken
Juli: Die DEBEG bringt die Schrift: "Wie telegraphiere ich drahtlos?" in der dritten Auflage heraus.
„Radio beam and broadcast – its story and patents“ heißt ein Buch von A.H. Morse. Es erscheint im Verlag Ernest Benn, London und kostet 13,2 sh. 
Das Buch „Funkrecht – Das Recht des Rundfunks“ ist von Dr. jur. Erwin Reiche, im Carl Heymann Verlag kostet 3 RM. 
In der Reihe „Bibliothek des Radio Amateurs“ erscheinen in diesem Jahr u.a. die Bände: Wie baue ich einen Detektor Empfänger?
Nomographische Tafeln und Wie lernt man morsen?
Wireless valve receivers and circuits in principle and practice von R.D. Bansay und N. Ashbridge erscheint bei Iliffe & Sons, London und kostet 2,6 sh. Im Verlag Wireless World gibt es zwei neue Bücher “Tuning Coils and Methods of Tuning” und The Home Constructor’s easy to build Wireless Sets. 
Im Verlag Rothgießer und Diesing, Berlin erscheint das Buch “Geschichtszahlen der drahtlosen Telegraphie und Telephonie von Dr.-Ing. F.M. Feldhaus und Ing. W.H. Fitze. Das Buch kostet 3 RM. 
Die drahtlose Telegraphie und Telephonie, ihre Grundlagen und Entwicklung ist von P. Fischer, erscheint bei Teubner in Leipzig und kostet 1,80 RM. 
Das Internationale Bureau des Welttelegraphenvereins gibt die 10. Auflage des „Internationalen Verzeichnisses der Funkstellen“ heraus.  Es enthält
1. eine alphabetische Aufstellung der Küsten- und Bordfunkstellen.
2. eine Beschreibung der Stationen mit Rufzeichen, Reichweite, Sendestärke, Wellen, Dienstbereitschaft, Sonderdienste  (zx, wx, Peilfunk) usw. 
3. eine Gebührenübersicht
Kurze Wellen – Ausstrahlung, Ausbreitung, Erzeugung und Empfang heißt das Buch von Carl Lübben, das bei Meusser in Berlin erscheint und 5,50 RM kostet.  Es erscheint unter dem Generaltitel „Die Hochfrequenztechnik“ und ist der Band IV. 
Etwas früher ist der Band I „Röhren – Empfangsschaltungen für die Radiotechnik“ vom gleichen Autor, der auch der Herausgeber der Reihe ist. Dieses Buch kostet 6,80 RM. Diese Reihe wird im Folgejahr fortgesetzt. 
Das Buch „Hochfrequenztechnik“ von Dr. F.F. Martens erscheint bei Vieweg in Braunschweig und kostet 6 RM. 
Bei Jul. Springer, Berlin erscheint „Drahtlose Telegraphie und Telephonie“ von L.B. Turner, es kostet 10,50 RM.
„Rundfunktechnisches Handbuch“ heißt das Werk von Prof. Dr. H. Wigge. Verlag M. Krayn Berlin, Preis: 15 Mk.
Das Büchlein „Grundversuche mit Detektor und Röhre“ von Dr. A. Semiller bringt Springer zum Preis von 2,10 RM heraus. 
Das Standardwerk „Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie“ erscheint in der 5. Auflage im Verlag Ferd. Enke, Stuttgart. Die Autoren sind  Dr. J. Zenneck und Dr. H. Rükop. Es kostet 37,50 RM.
Der „Radio Leitfaden“ von Dr.-Ing. M. Husdorff gibt es im Union Verlag, Berlin zum Preis von 5 RM. 
Dr. H. Barkhausen ist der Autor des Buchreihe „Elektronenröhren“. Der zweite Band „Röhrensender“ erscheint im Verlag Hirzel, Leipzig und kostet 5,50 RM. 
Im Kolonialverlag Sachers und Kuschel, Berlin erscheint „Von Nauen ins tropische Afrika“ von Dr. M. Roscher. Es kostet 3 RM. 
Das Buch „Der Radio Amateur“ von Dr. E. Nesper erscheint in der zweiten Auflage bei Jul. Springer, Berlin und kostet 18 RM. 
Hans Günther ist der Autor des „Fünf-Sprachen-Wörterbuch für Radioamateure“, das in der Franck’schen Verlagsbuchhandlung in Stuttgart  erscheint. 
Die Ausgabe 1925 des „Year Book of Wireless Telegraphy and Telephony“  kommt bei Iliffe & Sons in London heraus und kostet 15 s
Das von H.M. Stationery Office herausgegebene „Admiralty Handbook of Wireless Telegraphy 1925“ kostet 5 s und hat 547 Seiten. 
Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)

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Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1926

1. Januar: Infolge des Streiks der Bordfunker in England sind zur Zeit 205 Schiffe unterwegs, deren Bordfunkstellen nicht mit Funkoffizieren besetzt sind. Ende des Monats sind es schon 1.187 Schiffe, davon 85 Fahrgastschiffe. Die Bildung eines Schiedsgerichtes wird beschlossen. Nachdem sich die Interessenvertreter auf einen Lohnabschlag von 1/2/6 d per Monat geeinigt haben, wird der Streik im Februar beigelegt. 

1. Januar: In England beginnt der Sendebetrieb der neuen Großfunkstelle Rugby. Für das Ziel, eine Funkstelle zu gründen, die jederzeit alle Teile des britischen Weltreiches erreichen kann, wurde eine Sendestelle am Ort Hillmorton bei Rugby gefunden. Kriterien waren die gute Erreichbarkeit, flaches hochliegendes Land und genügend Wasser, um die Sender zu kühlen. Die acht Sendemasten sind 820 feet hoch und stehen auf Isolatoren, welche 20 Tonnen Druck und Spannungen von 200 kV widerstehen. Die wassergekühlten 10 kW Röhren sind von Mullard, Philips und Western Electric. C., die Anodenspannung ist 10 kV, der Heizstrom 41,5 A und der Anodenstrom wird mit 7-8 A angegeben. Jeweils 18 dieser Röhren bilden einen Sendeblock. 54 dieser Röhren erzeugen 500 kW Ausgangsleistung. Die Telefonanlage wird mit der neuen Seitenbandtechnik  arbeiten, wobei auf der Sendeseite der Träger unterdrückt wird und am Empfangsort wieder zugesetzt wird. Und prompt beschweren sich in der nächsten Ausgabe der Wireless World die Leserbriefschreiber, dass sie die Test-Sprach-Aussendungen nicht verstehen können. Die März-Ausgabe der Wireless World beschreibt in einem ausführlichen Artikel, wie die Seitenbandtechnik funktioniert (Heft346/26) 
Während der Testphase wurde das Signal in Australien, Neuseeland,  Java, China, Südafrika und Kanada  mit guter Empfangsfeldstärke aufgenommen. Zunächst werden die Nachrichten der Leafield Press Ass. und die kommerziellen und Schiffsmeldungen abgestrahlt. Im Februar beginnt die Ausstrahlung der Telegramme für Schiffe im Blindfunk, welche bisher von der Oxford Station bis zu einer Entfernung von 3.000 Meilen erfolgte. Rugby strahlt nun weltweit ab und berechnet für die zweimalige Ausstrahlung der Telegramme 1s 6d pro Wort. 

6.Januar: Aus der Verschmelzung der Junkers Luftverkehrs AG und dem Deutschen Aero Lloyd wird die Deutsche Lufthansa AG. 

24. Januar: Seenotfall "Antinoe" / GKJY im Atlantik. US-Schiff "President Roosevelt" unternimmt eine erste Seenot-Zielfahrt mit dem Funkpeiler und findet in schweren Januar-Stürmen die "Antinoe", die eine falsche Position in der Seenotmeldung sendet. Nach dem Ausfall der Funkanlage und Außersichtkommen findet die "Roosevelt" den Havaristen wieder und rettet nach fast vier Tagen Beistand und vielen vergeblichen Rettungsversuchen alle Besatzungsmitglieder der "Antinoe"

24. bis 31. Januar: Internationale Funkwoche. Rundfunkhörer aus vielen Ländern beteiligen sich an der Beobachtung von in- und ausländischen Rundfunkstationen und melden, welche Station sie identifiziert haben.  Dabei werden auch Empfangsergebnisse deutscher Rundfunksender an der Ostküste der USA erwähnt (Anm: Durch die Zeitdifferenz senden zur Sendezeit deutscher die amerikanischen Stationen nicht.)

Januar: Seenotfall "Laristan". Der englische Dampfer sendet Seenotrufe, die von der "Bremen" des NDL aufgenommen und beantwortet werden. Diese macht eine Zielfahrt mit dem Bordpeiler. Wegen der besonders stürmischen See kann nur ein Teil der Besatzung ( 6 Seeleute) gerettet werden. Der Kapitän und der 1. Ing. werden später mit einer Medaille der Laisz - Stiftung geehrt. 

30. Januar: Seenotfall des holländischen D. "Alcaid" (andere Quelle "Alkaid") um Mitternacht auf ca. 46 N 44 W. Bei der Verhandlung vor dem Raad voor de Scheepvaart wird bekannt, dass der Havarist mit mehreren Schiffen Funkkontakt hatte, diese ihn aber nicht finden konnten. Darunter ist der englische Dampfer "Cairnmona" (Abstand nur 60 sm), der nicht in der Lage ist, mit seinem Bordpeiler eine Standlinie zu ermitteln. Erst durch die Zielfahrt des mit einem (Telefunken) Funkpeiler ausgerüsteten D. "Westphalia" der Hapag  (Abstand 150 sm) kann der Havarist gegen 11.00 Uhr erreicht und die aus 27 Personen bestehende Besatzung  gerettet werden. Später erhalten Kapitän und 2. Offz. der "Westphalia" die goldene, die übrigen Freiwilligen die bronzene Medaille der Gesellschaft für Lebensrettung New York. Auch die DGzRS belohnt die Retter mit Medaillen und Geld aus der Laisz-Stiftung. Von der Reederei wird Geld überwiesen und den Rettern, darunter den beiden Funkoffizieren, ein Geschenk angekündigt. 

30. Januar – 7. Februar: Westdeutsche Funkausstellung in Köln. Die Reichspost stellt einen Kurzwellensender für den Bereich 50 bis 100 m aus. Dazu gibt es eine Schau historischer Funkgeräte (Sender und Empfänger). 

Januar: In der Telefunken-Zeitung Nr. 42 erscheint ein Aufsatz von Dr. Verch mit dem Thema: "Psychologisches über die Aufnahme von Morsezeichen". Darin wird der Aufnahmevorgang unter drei Aspekten untersucht:
  physikalisch: Schallvorgang zum Ohr.
  physiologisch: Umsetzen im Gehirn.
  motorisch: Das Niederschreiben der Zeichen. 
Dabei wird der Lernfortschritt (normaler Schüler) unter vier Phasen untersucht:
  1. steiler Anstieg der Lernleistung (ca. 60 Stunden bis Tempo 80)
  2. langsamer Anstieg (ca. 80 bis 150 Stunden, von Tempo 80 bis 90)
  3. wieder steiler Anstieg (ca.130 bis 180 Stunden, Tempo 90 bis 130)
  4. sehr langsamer Anstieg danach.
Der unter 2. beobachteten flache Kurvenanstieg wird wie folgt erklärt: Von einer Grenze der Aufnahmefähigkeit gelangt man nur durch fortgesetzte Übung und ständige Wiederholung an einen Punkt, wo die geistige Umsetzung nur noch geringe Zeit braucht, dann erst beginnt die Phase 3. Bei schlechten und somit nicht geeigneten Schülern liegt die Phase 2 bei Tempo 30-40 BpM und steigt dann nur sehr langsam auf Tempo 60-70 an, um dann sogar noch abzufallen

Januar:  Bevor Norddeichradio den Kurzwellendienst aufnimmt, wickeln viele Fahrgastschiffe (z.B. "Resolute", "Reliance", "Cap Polonio", "Cap Arkona" usw.) ihren Kurzwellen Funkverkehr mit der Marine Station Kiel-Holtenau (Rufzeichen OJÖ mit Abstimmzeichen Fehler! Textmarke nicht definiert. (..-..), und dem Kurzwellensender 5 kW, 12 - 60 m) ab. Die Station ist für beschränkt öffentlichen Verkehr zugelassen und erhält Gebühren (QSJ-cc).

30. Januar: Der neue Wiener Rundfunksender geht mit 7 kW Telephonieleistung in Betrieb. Damit ist die neue Sendeleistung ungefähr 10-mal so groß wie die bisherige. Jetzt hat Wien den zur Zeit stärksten Rundfunksender Europas. Als Antenne dient eine Flächenantenne mit einem Erdnetz in 8 Meter Höhe. Der Sender ist im Bereich 450 bis 900 m abstimmbar und sendet zur Eröffnung auf der Welle 590 m. 

11. Februar: Die Ausrüstungsbestimmungen mit Funkanlagen der französischen Regierung vom 6. April 1923 gelten jetzt für alle Schiffe, die französischen Häfen anlaufen. Funkanlagen werden für Handelsschiffe ab 1.600 BRT, Schiffe mit 50 oder mehr Personen an Bord oder für Schiffe mit mehr als 12 Fahrgästen gefordert. 

18. Februar: Der erste Lehrgang für Bordfunker 1. Klasse in der neuen DEBEG Funkschule endet mit der Prüfung zum Seefunkzeugnis 1. Klasse (Vorstufe). Von 50 Teilnehmern bestehen 46, davon 15 mit "gut". Ein weiterer Lehrgang soll in Berlin am 1. Mai 1926 und im Hamburg (in der Navigationsschule) am 7. April beginnen

Februar:  Norddeichradio erhält den ersten Kurzwellensender (68 m) und macht wieder erste Versuche mit der "Cap Polonio", die im gleichen Jahr mit einem Kurzwellen-Telegrafiesender ausgerüstet wird. Im Februar laufen auch Versuche mit der "Berlin" (Bordfunkstelle 500 Watt). In der Presse werden gute Erfolge auf 68/52 m bis zur Ankunft New York gemeldet. Die im Vorjahr festgesetzte Gebühr für Funkgespräche (M 100.-) wird ermäßigt: gewöhnliche Gespräche M 20.-, dringende Gespräche M 24.- und Blitzgespräche M 38.- (qsj bb M 5.-, cc = M 13.-)

Februar:  Heinrich Barkhausen führt die Bezeichnung Phon als logarithmisches Lautstärkemaß ein. Noch bekannter bei vielen Funkschülern wird er durch seine Röhrenformel S x D x Ri = 1.(S= Steilheit, D = Durchgriff und Ri = Innerer Widerstand) 

1. März: Gründung einer DEBEG-Stiftung, die den Funkoffizieren ihr Ruhegehalt sichern soll. 

März: Der Reichsverband Deutscher Privatfunkbeamten hat seinen Namen geändert und heißt nun "Verband Deutscher Funkoffiziere und -Beamten e.V:"

März: In der Tagespresse werden zunehmend Klagen über Störungen des Rundfunkempfangs durch Sender des Seefunks veröffentlicht. Als Abhilfe wird der Empfang des Senders Königswusterhausen auf der Welle 1.300 m empfohlen, der sein Abendprogramm um 20.30 Uhr beginnt. 

März: A. Esau berichtet in einer vorläufigen Mitteilung (ETZ 11/1926) von seinen Versuchen mit sehr kurzen elektromagnetischen Wellen. Er machte Versuche mit Wellen zwischen 1 und 2 Meter und konnte Sendeleistungen von 500 Watt erzeugen. Als Antenne diente zumeist ein ?/2-Stab. Er berichtet weiter von der Schwierigkeit, empfindliche Empfänger zu bauen und vom Einfluss von Hindernissen (Häuser, Berge usw.). Positiv beurteilt er die weitgehende Störungsfreiheit atmosphärischer Art (Ausnahme Gewitter). 

März:  Die Deutsche Küste wird mit einem Sendernetz für Funknebelsignale ausgerüstet. 

25. März: In Genf findet die Konferenz der Union Internationale de Radiotelephonie über die (Neu-) Verteilung der europäischen Rundfunkwellen mit Vertretern aus 20 europäischen Ländern statt. Man will jedem Land (mindestens) eine „eigene“ Welle zuteilen, die auch überregional hörbar sein soll. Kleinere Stationen mit geringer Sendeleistung können dagegen in ausreichendem Abstand auf der gleichen Welle senden. 

1. April: Die Zahl der Rundfunkhörer in Deutschland ist auf ca. 1,2 Millionen Teilnehmer  angewachsen. Dabei hat Berlin mit 522.461 die größte und Königsberg mit 16.763 die geringste Zahl von Empfangsstationen aufzuweisen. 

14. - 16. April: III. Ordentliche Tagung der Internationalen Schifffahrtskonferenz in London. Aufgabe: Revision der Internationalen Konvention zur Sicherung des menschlichen Lebens auf See von 1914 (Titanic-Konferenz). Diese Konvention hat Deutschland wegen des 1. Weltkrieges nicht ratifiziert. Die Teilnehmer kommen aus Reederkreisen der Länder: Amerika, Australien, Belgien, Dänemark, Frankreich, England, Kanada, Niederlande, Italien, Japan, Norwegen, Spanien, Schweden und Deutschland. Tagungsthemen: Einführung automatischer Empfangsanlagen, Missbrauch des Notsignals, Klasseneinteilung der Schiffe, Diensteinteilung der Funkwachen, Ausrüstungsfragen (Tonnage >= 2.000 BRT, mehr als 50 Personen an Bord, mehr als 12 Fahrgäste). 

24. April: Der Dampfer "Westphalia" der Hamburg-Amerika-Linie empfängt Wetterkarten nach dem System Prof. Dieckmann über 2.500 km im Versuchsprogramm. Dieser von Norddeichradio im zeitlich begrenztem Probebetrieb angebotene Dienst wird mit dem 5 kW Sender abgestrahlt. . 

April: Aus England wird bekannt, dass z.Zt. 185 englische Schiffe Rettungsbootfunkstationen mitführen. Am 31. Dezember des Vorjahres hatten 263 britische Schiffe einen Funkpeiler. 

April: In der Ausgabe 346/26 der Wireless World werden die Seefunk-Geräte der Fa. Siemens Brothers vorgestellt. Auf der Senderseite gibt es einen  250 W-, einen 500 W- und einen1,5 kW Löschfunken-Sender und einen dreiRöhren1,5 kW CW Sender, welcher in der Regel mit einem zusätzlichen Löschfunkensender ausgeliefert wird.  Sender, Empfänger und Stromversorgung werden in einem schrankähnlichen Kabinett geliefert, welches nach dem Aufstellen sofort betriebsbereit ist, wenn man die Antenne und evt. die Stromversorgung (Schiffsnetz oder 50 V Akkumulator) anschließt. Der 500 Hz Umformer befindet sich in der unteren Abteilung des Kabinetts. Die Löschfunkenstrecke ist aus versilbertem Kupfer mit Mica-Isolatoren hergestellt. Der Empfänger besteht aus einem Tuner und dem eigentlichen Empfänger . Der Tuner hat  eine Dreifach-Abstimmung und der Wellenwechsel geschieht mit Steckspulen. Der Bereich umfasst 300 bis 2.000 m. Der 3-Röhren Empfänger (eine Hf-Gleichrichter- und zwei NF-Röhren) hat zusätzlich einen  Kristalldetektor. Der als sehr präzise beschriebene Peiler arbeitet mit einem drehbaren Einschleifen-Drehrahmen, der über Stahlseile gedreht werden kann. Mit einer zusätzlichen kleinen Hilfsantenne wird der Kardioiden-Effekt zur seitenrichtigen Peilung erzielt. 

Mai: Die Hauptfunkstelle Norddeich gibt die neuen Zeiten für den Einseitigen Verkehr bekannt: Die zweimalige Aussendung der Telegramme erfolgt um 01.00 und 13.15, in der Zeit zwischen 15. September und 30 April zusätzlich um 07.00 und 22.00 Uhr auf der Welle 2.300 m (ungedämpft) Bordfunkstellen bestätigen den Empfang über andere Bordfunkstellen mit Verbindung nach Norddeich. (Amtsblatt RPM 53/1926) 

Mai: In der ETZ (1926/Nr. 18) wird der Gebrauch einer vom amerikanischen Bureau of Standards herausgegebenen Tabelle zur Umrechnung von Wellenlänge in Metern in Kilohertz empfohlen. Es handelt sich um die „kilocycle-meter-conversion-table“. 

1. Juni: An der Seefahrtschule Hamburg soll ein Funkerkurs für "unvorbereitete Anfänger" stattfinden. Dauer 4 Monate, das Schulgeld soll 20 Mk monatlich betragen, Lehr und Lernmittel kosten 25 Mk. Ziel ist die Bordfunkerprüfung 2. Klasse. Für Teilnehmer, die nicht bestehen, soll für längstens ein Monat weiterer Unterricht erteilt werden.  Mit einer weiteren Anzeige in der "Hansa" sucht die Schule einen Funklehrer, der nach Gruppe IX besoldet werden soll. 

Juni: Die Kriminalpolizei eines deutschen Landes ersucht die Schiffsleitung eines deutschen Schiffes mit einem Funktelegramm über eine amerikanische Küstenfunkstelle, einen Fahrgast, der nach Veruntreuungen auf dem Schiff nach Amerika flieht, festzunehmen und das veruntreute Geld sicherzustellen. Die danach einsetzende Prüfung ergibt, dass ein solches Ersuchen nicht an die Schiffsleitung, sondern allenfalls an den deutschen Konsul des Anlaufhafens zu richten ist. 

15. Juni: Norddeichradio beginnt mit der Blindaussendung von Funktelegrammen für Schiffe der III. Gruppe (Frachtschiffe) auf Antrag der Reederei. Bedingungen: Die Nautiker/Funker müssen Tempo 80-85 aufnehmen können, der Stationsempfänger sollte mindestens ein Audion sein und die Fahrtroute des Schiffes muss bekannt gemacht werden.

23. Juni: Die Allgemeine Konferenz der Internationalen Arbeitsorganisationen des Völkerbundes in Genf beschließt das Übereinkommen über die Heimschaffung der Schiffsleute, welches noch von den beteiligten Regierungen ratifiziert werden muss. In Deutschland geschieht das am 14. März 1930. 

Juni: Die Reichspostverwaltung erinnert Schiffsführungen und Funkoffiziere an die Pflicht, sich bei der Küstenfunkstelle, in deren Bereich sie kommen, zu melden (Artikel 24 des Funktelegraphenvertrages). Schweden weist seine  Schiffe  -  aus gegebenem Anlass  -  an, nach Beendigung einer Seenotsituation durch Funkmeldung die Schifffahrt darauf hinzuweisen, dass keine Hilfe mehr benötigt wird. Muster: "SOS SOS SOS - Schiffsname - Position - danger is over assistance no longer necessary please confirm". 

30. Juni: Die "Telegraphenordnung für das Deutsche Reich" tritt in Kraft (Amtsblatt RPM 1926 S 447, § 7). 

1. Juli: Für Versuchsfunkanlagen von Behörden und Schulen zu Unterrichts- und Übungszwecken, die ausschließlich mit künstlichem Luftleiter betrieben werden, ist eine Gebühr von RM 2,50 pro Vierteljahr zu entrichten.  (Amtsblatt RPM Nr. 58/25

19. Juli: In Wien stirbt der Hochfrequenztechniker und Entdecker der Lecher-Leitung, Ernst Lecher

August: Nach langer Zeit erscheint das Internationale Verzeichnis der Funkstellen neben englisch und französisch auch wieder in deutscher Sprache. Es enthält: Alphabetisches Verzeichnis, Einzelangaben zur Funkstelle wie Küsten- oder Seefunkstelle, Rufzeichen, normale Reichweite, Funksystem, Gebühren, Dienstzeit usw. 

August:  Eine Verstärkerröhre von Telefunken kostet RM 180.- Ein herber Verlust für den Funk(beamten), wenn er beim Regeln der Heizspannung den Heizfaden überlastet. Erste Pentoden, welche (in dieser Bauart) von H. J. Round (Marconi Co) zuerst angegeben wurden, werden gefertigt. 

August: Aus der Schifffahrt werden Klagen laut, dass die Detektorempfänger (wie der E 5 der DEBEG) Zirkulardienste (wie Wetterberichte und Eiswarnungen) nicht oder nur in unmittelbarer Nähe aufnehmen können. Die DEBEG weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass von den 600 betreuten Stationen bereits mehr als 400 mit dem neuen Audion E 266 (viele davon in Verbindung mit dem Detektor-Empfänger E 4) zur See fahren und damit die ungedämpften Wellen gut aufnehmen können. Auch den verbleibenden Schiffen (Reedern) sei das Angebot gemacht worden ein (etwas teureres) Audion zu mieten bzw. kaufen, dies blieb jedoch ohne Resonanz. 

28. August bis 8. September: In Como wird von der italienischen Telegraphenverwaltung anlässlich des 100. Todestages von A. Volta der 4. Internationale Telegraphisten-Wettstreit ausgetragen. Die 32 deutschen Teilnehmer haben dabei 9 Preise erhalten. Unter den Preisträgern sind zwei aus Emden: OTS Minolts und TPr Suhre erhielten den 16. und 18. Preis in der Sparte Morsen. 

3. September: Der Berliner Funkturm (126 m) wird eingeweiht. Die „Funkstunde Berlin“ hat mit 512.488 Hörern die meisten Teilnehmer, der kleinste Sender ist der „Ostmark Rundfunk“ in Königsberg mit nur 17.126 Hörern, während die „Nordische Rundfunk AG“ mit ihren Sendern in Hamburg, Bremen und Hannover 149.742 Hörer registriert hat, die alle ihre Rundfunkgebühr von 2 Mark monatlich zahlen. Davon erhält die Reichspost 1,20 Mark und der Sender 0,80 Mark. Als die Hörerzahlen bekannt werden, wird ein Gebührenausgleich zwischen den reichen und armen Sendern angeregt. 

13. bis 18. September: Die Radio Ausstellung New York findet in diesem Jahr im neuen Madison Square Garden statt. Auch in Montreal und Basel finden in diesem Jahr Funkausstellungen statt. 

15. September: Auch die Seefahrtschule Wesermünde führt Lehrgänge zum Erwerb des Bordfunkerzeugnisses 2. Klasse durch. Der Unterricht wird nachmittags erteilt, damit die Seeschiffer- und Steuermannsklassen teilhaben können. Dauer 3-4 Monate. In Hamburg beginnt im November ein Kurs mit der gleichen Zielsetzung und auch Bremen meldet, dass im Herbstkurs noch einige Plätze frei sind. In Deutschland gibt es zur Zeit 10 Seefahrtschulen (Altona, Bremen, Elsfleth, Flensburg, Hamburg, Leer, Lübeck, Stettin, Wesermünde und Wustrow). 

September: Frankreich hat bei Caskets Feuerturm im Englischen Kanal eine drahtlose Nebelsignalstation in Betrieb genommen. 

1. Oktober: Im dritten Vierteljahr 1926 sind wegen unerlaubter Einrichtung von Rundfunkanlagen wieder 466 Personen rechtskräftig verurteilt worden. 

1. Oktober.  Die Seefahrtschule Bremen sucht per Anzeige einen Funklehrer. Gute Allgemeinbildung und Erfahrung als Bordfunker sowie Kenntnis auf funktechnischem Gebiet erforderlich. Gehaltsgruppe VIII/IX. Zum Vergleich: Ein Seefahrtschuldirektor (Anzeige 10/1927, Lübeck) bekommt Gruppe XI/XII. Aufgrund der Anzeige könnte ein Funklehrer (Ingenieur) Osthaus ausgewählt und eingestellt worden sein, der aber wohl vor 1933 verstirbt (Senatsvorlage 12. Mai 1933: Zuschuss zur Witwen- und Waisenrente (Funklehrer Osthaus))

2. Oktober: Bei Norddeichradio wird der Kurzwellendienst auf 68 m (4,4 MHz) aufgenommen. Technische Ausrüstung: Ein Sender und zwei Empfänger. Beginn der Versuchssendungen mit Schiffen. 

Oktober: Die Funkstation Daventry (England) wird eine vorliegende Sturmwarnung im Anschluss an das Zeitsignal um 1 und 4 Uhr nachmittags sowie im Anschluss an den Wetterbericht um 7 Uhr abends senden. 

1. Oktober: Der erste Lehrgang der DEBEG/Transradio Funkschule geht in die Prüfung. Von 93 Teilnehmern am Beginn sind 5 ausgeschieden, 88 werden geprüft, davon bestehen 77. Von den nicht bestandenen Teilnehmern dürfen 7 nach drei Monaten erneut in die Prüfung gehen, während der Rest als "nicht bestanden" ausscheiden muss.  Die DEBEG meldet, dass jetzt 280 Funkoffiziere (Funkbeamte) in ihren Diensten stehen. Daneben gibt es in der Handelsmarine noch 400 nebenamtliche Funker auf Frachtschiffen. 

Oktober: Ein Ozeanbrief kostet immer noch 4,25 Mark für bis zu 15 Wörtern. Die Adresse wird nicht in die Gebührenrechnung einbezogen, damit der Absender an dieser wichtigen Stelle nicht unnötig spart. 

18. Oktober: Die neuen Marconi-Kurzwellen-Stationen Bodmin und Bridgewater (die Kanada-Linie) werden an das britische Post Office übergeben.

20. Oktober: Der erste Kurzwellensender ist bei Norddeichradio auf der 68-m-Welle in Betrieb. Die Empfangsstation Westgate erhält dazu vom Telegraphischen Reichsamt Berlin zwei überholte Kurzwellenempfänger. Mit der "Cap Polonio" / DEA werden Reichweitenversuche auf der 36-m-Welle bis Montevideo und Buenos Aires erfolgreich durchgeführt. 

23. Oktober: Georg Graf von Arco erhält die Heinrich Hertz Medaille in Bronze. 

23. Oktober: Eröffnungstag der Radio Ausstellung in Paris.

Oktober:  An der  Seefahrtschule Stettin werden Mittel eingeworben, um einen Funk-Telegraphieraum einzurichten. Aber erst 1937 wird ein erster Funklehrer eingestellt. 

Oktober:  Die Royal Society vergibt die diesjährige Hughes-Medaille an den Admiral Sir Henry Jackson G.C.B., K. C.V.O., F.R.S., DSc., M.I.E.E. (man beachte die Titel, die stets hinter dem Namen z.B. auf der Visitenkarte erscheinen). Sir Henry, der später noch First Sea Lord wird, hat als Captain Jackson die – damals noch geheimen – Funkversuche der Royal Navy 1895 geleitet und danach mit Marconi gemeinsam Seefunkgeräte verbessert. 

Oktober:  Licht-Signalanlagen, welche mit Hilfe einer sehr starken Glühbirne der Schifffahrt die genaue Zeit anzeigen, hat die Fa. Siemens nach eigenen Angaben schon in einigen Häfen der Welt installiert (Oslo, Riga u.a.). Sie sind im Gegensatz zu den „Zeitbällen“, auch bei diesigem Wetter gut zu gebrauchen. 

1. November: Die auf der Welttelegraphenkonferenz in Paris 1925 beschlossenen Änderungen treten mit dem heutigen Tage als Vollzugsordnungen  und Telegraphenordnung im deutschen Reich in Kraft. Einige Inhaltspunkte: Der Goldfranc wird definiert als Franc zu 100 Centimen im Gewicht von 10/31 Gramm und einem Feingehalt von 0,900.  Funktelegramme erhalten als erstes Wort des Kopfes den Dienstvermerk „Radio“. Der Absender kann durch den gebührenspflichtigen Dienstvermerk „Jx“ oder „x jours“ bestimmen, wie viele Tage sein Telegramm bei der Küstenfunkstelle bereitgehalten wird. Bei den Seetelegrammen unterscheidet man zwischen Funktelegrammen und Semaphortelegrammen (SEM). Gebühren: für Funktelegramme: Bordgebühr 0,30 RM. Küstengebühr 0,30 RM, Küstengebühr für Semaphortelegramme 0,16 RM und Inlandsgebühr 0,10 RM. Wortzählung: Ein Gebührenwort hat bei offenem Text bis zu 15 Buchstaben, in der gemischten Sprache bis zu 10 Zeichen.  Im Seefunk sind folgende gebührenpflichtige Dienstvermerke zugelassen: Dringende Beförderung (D), bezahlte Antwort (RP) Vergleichung (TC), Empfangsanzeige (PC, Mehrfachtelegramm (TM) und Zustellung durch Boten (XP). Besonderheit: Der RP-Vermerk gibt nicht mehr die Anzahl der vorausbezahlten Wörter, sondern den Geldbetrag in Goldfranc an. In der Rangfolge haben die Telegramme zum Schutz des menschlichen Lebens im See- und Luftverkehr unbedingten Vorrang. 

1. November: Zur Behebung der Störungen des Unterhaltungsrundfunks durch den Seefunkverkehr tritt ab heute eine Vereinbarung zwischen Deutschland und Großbritannien in Kraft. Danach benutzen Schiffe innerhalb von 250 sm vor den Küsten der beiden Länder die Wellenlänge 450 m nicht mehr und die 300 m nur in Seenotfällen. 

November: Auf dem Internationalen Kongress für Telegraphie wird beschlossen, dass der kürzeste Stromstoß, der über Telgraphieleitungen übertragen werden kann, und der in Deutschland bisher „Schritt“ genannt wird, zukünftig Baud (Bd) heißen wird. 

14. November: Der vom Weltfunkverein in Genf aufgestellte neue Verteilungsplan für die europäischen Rundfunkwellen tritt in Kraft. Nach dem Plan entfallen auf Deutschland 12 von insgesamt 83 Einzelwellen (ondes exclusives)  und 11 Gemeinschaftswellen (ondes communes). Großbritannien erhält 9 Einzelwellen und je 5 dieser Exklusiv-Wellen erhalten Russland, Schweden und Italien. In der Tabelle der Sendestellen werden die Stationen mit Rufzeichen, gegenwärtiger und neuer Wellenlänge sowie der Frequenz in Kilohertz angegeben. Die niedrigste Sendefrequenz hat Grenoble (510 kHz – 588,2 m) und die höchste Karlskrona/Jönköping mit 1.490 kHz bzw. 201,3 m. 

8. Dezember: Belgien: Nach einer königlichen Verordnung von Oktober wird die Einrichtung einer staatlichen Funkerschule für die Mitarbeiter des Flugfunkdienstes, des Post- und Telegrafendienstes, des Kolonialpersonals und des Militärs  angeordnet. Die Ausbildung der Funker der Handelsmarine wird durch die neue Schule nicht berührt. 

Dezember 1926: Die DEBEG zahlt einem Funkgehilfen monatlich 55 RM plus einer Prämie für pflichtgemäße Dienstverrichtung. Der Jahresurlaub beträgt 18 Kalendertage. Für Schiffsoffiziere gilt: Im zweiten Jahr: 5 Werktage Urlaub, für jedes weitere Jahr 1 Tag mehr bis zur Höchstdauer von 18 Tagen jährlich. 

Dezember: Der Deutsche Wetterdienst erhält regelmäßig Wetterbeobachtungen von See durch 16 Schiffe der Handelsmarine. Die Deutsche Seewarte verbreitet zwei Arten von Wetterberichten: Das Funk-OBS Deutschland (dreimal täglich durch Königswusterhausen/LP auf 3.350 m) und das Funk-OBS Europa (viermal täglich durch Fuhlsbüttel/HM auf der Welle 1.525 m). Dazu gibt es den Ozeanwetterdienst (nur KAV auf der Welle 2.300 m), das Funkwetter und Sturmwarnungen durch Norddeich/KAV, Swinemünde/KAW, Pillau/KAP und Kiel-Friedrichsort/KBK. Für den Flugdienst gibt es noch einen Höhenwetterdienst durch das Preußische Aeronautische Observatorium Lindenberg/LI. 

Dezember: Nach dem neuen Wellenplan sendet der Bremer Rundfunksender jetzt auf der Gemeinschaftswelle 750 kHz mit 1,5 kW. 

26. Dezember: In der ETZ (1926 Nr. 26) erscheint ein Artikel mit dem Titel „Die Abhängigkeit der Funkbeschickung eines Schiffes von der Wellenlänge“. 

Dezember: Die Anzahl der Funkstellen auf der Welt beträgt 17.222, davon sind ca. 15.000 Bordfunkstellen. Die Rundfunkstationen sind in dieser Aufstellung des Welttelegrafenvereins nicht enthalten Zum Vergleich: Ende 1908 waren 508 Funkstellen gemeldet. 

Dezember: Im öffentlichen Telegrammdienst über die 32 deutschen Küstenfunkstellen (mit Feuerschiffen??)  wurden im abgelaufenen Jahr 57.300 Telegramme ausgetauscht, das ist ein Zugang von 16 Prozent gegen das Vorjahr. (Land-See 12.540, See-Land 44.759, dazu kommen 21 Seenotelegramme und ca. 2.000 See-Obs-Telegramme). Die Küstenfunkstelle Norddeich hat im abgelaufenen Jahr 29.400 Telegramme im Fernverkehr aufgenommen bzw. abgeschickt. Gemeldet sind der Reichspost 650 (andere Quelle: 666) Bordfunkstellen für den öffentlichen und 16 für den beschränkt öffentlichen Verkehr. Ausgerüstet sind die Schiffsstationen mit 662 Tonfunkensendern (Huth, Lorenzen, Telefunken, Marconi), 7 Röhrensendern (Telefunken) für Telegrafie, 20 Röhrensendern für Telephonie und Telegrafie. Vor den Prüfungsstellen für Bordfunker haben im Jahr 1926 insgesamt 98 nautische Schiffsoffiziere, 15 Zahlmeister/Verwalter und 14 Schiffsleute die Prüfung zum Funkzeugnis 2. Klasse bestanden. Außerdem wurden 70 Hörleute geprüft, davon allein in Bremen 66, dazu kommen noch 35 Prüflinge für das Funkzeugnis 2. Klasse. Deutsche Bordfunkstellen zahlen RM 10.- pro Vierteljahr als Genehmigungsgebühr an die Reichspost, Bordfunkstellen auf Luftfahrzeugen müssen RM 15.- für den gleichen Zeitraum abführen. Die Einnahme der deutschen Reichspost aus dem gesamten Funkwesen werden für 1926 mit 39,9 Millionen RM angegeben. Im Vorjahr waren es 31,6 Millionen. Das sind ca. 2 Prozent der Gesamteinnahmen der Reichspost. 

Dezember: Markige Sprüche (wie: Du dummer Junge, merk Dir mal - die Schuhe putzt man mit Erdal) erobern auch die Werbung für Funkteile. So wirbt die Firma Böhme für ihre 9,95 RM teuren Kopfhörer:
  Selbst mit Watte in den Ohren - mit "Böko" geht kein Ton verloren.
und die Firma Idealit annonciert für die Detektoren (Ladenpreis RM 1,75):
  Der Rundfunk braust wie Donnerhall - mit Idealit, dem Weltkristall. 

Dezember: Die DEBEG betreut 876 eigene und fremde Handelsschiffstationen


Neue Geräte 1926
Die DEBEG stellt neu vor: Den Empfänger Telefunken E 360 S, das ist ein vier Röhren, Audion mit Rückkopplung für den Bereich 300 - 30 000 m (10 kHz - 1 MHz) und durch Steckspulen-Zusatz auch für die Kurzwelle einsetzbar. Die Heizspannung kommt aus Batterien und die Anodenspannung aus dem Netz. Später kommen Zusatzspulen für die Kurzwelle (Pressempfang) dazu. 
Ferner den Funkpeiler Telefunken E 358 N mit metallgeschirmtem Metallrahmen, der auf einem drehbaren Schaft sitzt. 8 Röhren, Batteriebetrieb, 500 -  800 und 800 - 1 700 m. Die Stromversorgung erfolgt zunächst mit nassen Anoden- und Heizbatterien, später mit Trockenbatterien. 
Für den Kurzwellen – Empfang hat Telefunken den Empfänger E 351 im Pogramm. Es ist ein Ein-Röhren-Audion-Empfänger für den Frequenzbereich 1 bis 16 MHz. Die Röhre trägt die Bezeichnung  RE 97 und das Gerät hat 7 austauschbare Steckspulen. Zwei Drehkondensatoren dienen zur Grob- und Feinabstimmung. 
Lorenz stellt den neuen – auf Veranlassung der DEBEG entwickelten - Empfänger ERU 129 vor. Es handelt sich um einen Geradeausempfänger mit auswechselbaren Spulen. Damit kann das Gerät den Bereich 100 bis 2.500 m (120 kHz bis ca. 3 MHz) überstreichen. Die Bedienelemente sind: Lautstärke, Wellenbereich, Drehkondensator und Rückkopplung. Die 4 Röhren sind vom Typ RE 074.  Stromversorgung: 4 V Heizbatterie und 100 V Anodenbatterie. 

Neu auf dem Büchertisch 1926
„Die Grundlagen der Hochfrequenztechnik“ heißt ein Buch von Dr.-Ing. Franz Ollendorf, das bei Jul. Springer, Berlin zum Preis von 36 RM erscheint. 
Im gleichen Verlag erscheint der „Kalender des deutschen Funkfreunds für RM 3,60. 
In der Reihe „Bibliothek des Radio – Amateurs (Preis ca. 3 RM) erscheinen 1926 u.a.:
3 – Schaltungsbuch für Radio Amateure
5 – Praktischer Rahmenempfang
9 – Der Neutrodyn – Empfänger
12 – Formeln und Tabellen für die Funktechnik
14 – Die Telephonie - Sender
16 – Der Super Heterodyne Empfänger. 
17 – Reflex – Empfänger
18 – Fehlersuche des Radio – Amateurs
19 – Rufzeichenliste für Radio – Amateure. 
24 – Hochfrequenz – Verstärker
25 – Die Hochantenne
27 – Super – Heterodyn – Empfänger
29 – Die kurzen Wellen
31 – Die Störungen beim Rundfunk Empfang. 
„Les grandes etapes de la radio“ heißt ein Buch von Prof. Guinchant, das im Pariser Verlag von Dunod erscheint und 7 Fr. kostet. 
Dr.-Ing. F. Trautwein ist der Auto des Buches „Drahtlose Telegraphie und Telephonie“, das im Akademischen Verlag in Leipzig für 8 RM erscheint. 
Das „Wörterbuch der elektrischen Nachrichtentechnik (deutsch-englisch und englisch-deutsch) von O. Sattelberg erscheint bei Springer, Berlin und kostet 12 RM. 
„Radio Lexikon“ (deutsch – englisch – französisch – italienisch und spanisch) erscheint bei H. Giescher, Frankfurt. Es kostet 4 RM. 
Nur 3 RM kostet „Der deutsche Funkverkehr 1926“. Das Buch, welches vom Reichspostministerium herausgegeben wird, erscheint bei der Weidemannschen Buchhandlung. 
„Der Poulsen-Lichtbogengenerator“ heißt das Buch von C.F. Elwell bei Springer, Berlin und kostet 12 RM. 
Das Buch „Wireless valve receivers and circuits in principle and practice“ von R.D. Bangay und N. Ashbridge kostet 2,6 sh.
Bei Springer, Berlin erscheint: “Aussendung und Empfang elektrischer Wellen” von Prof. Dr.-Ing. R. Rüdenberg. Es kostet 3,90 RM. 
In Österreich erscheint das Buch „75 ausgewählte Empfangsschaltungen“ von Paul J. Gorden im Fischel – Verlag Radio Woche, Wien zum Preis von 3 Schilling. 
"Edison, sein Leben und Erfinden ist ein Buch" von E. Angel (wohl Autor und Selbstverlag). Es kostet 6,50 RM.
In der Reihe „Hochfrequenztechnik“ , der von Dr. Lübben im Verlag Meusser, Berlin herausgegeben wird, erscheint der Band V „Die Audion Röhre und ihre Wirkung“ von Dr. G. Liebert. Es kostet 5,80 RM. Danach kommt der Band VI „Die neuesten Empfangsschaltungen für die Radiotechnik“ zum Preis von 4 RM und wenig später kommt der Band VII „Störbefreiung der drahtlosen  kostet 8,50 RM. Auch der Band IX erscheint noch in diesem Jahr. Titel: „Die Antenne und ihre Verwendung in der Radio Technik“. Der Autor ist Dr. C. Lübben und das Buch kostet 4,80 RM.
„Mitteilungen aus dem Telegraphentechnischen Reichsamt heißen zwei Bände mit vielen Informationen rund um die Telegraphietechnik. Der Band IX kostet 10 und der Band XI 12 RM.
Das „Dictionary of wireless technical terms“ wird vom Verlag The Wireless World, Iliffe & Sons, London herausgebracht. Herausgeber ist S.O. Pearson und das Buch kostest 2 Shilling. 
Der kleine Band „Radiotechnik für Elektrotechniker“ von E. Schwandt erscheint bei Klett & Co und Berlin und kostet 2,50 RM. 
In der zweiten Auflage gibt es das Buch „Funkrecht“ von Dr. E. Neugebauer im G. Stilke Verlag, Berlin. Es kostet 7 RM. 
Von M. von Ardenne ist das Buch „Die Wirkungsweise der Rundfunk-Empfänger. Der Verlag ist Rothgießer und der Preis: 3,50 RM.
„Der deutsche Funkverkehr“ ist ein Buch von Dr.-Ing. G. Reininger. Verlag ist A. Ziemsen, Wittenberg und der Preis ist 8 RM.
F. Cremers ist der Autor des Buches „Kurzwellen Sendung und –Empfang“. Der Verlag ist Rothgeißer & Diesing in Berlin und der Preis ist 5,80 RM.
In der Ausgabe 48 der Ingeniörs Vetenskaps Akademien Handlinger erscheint ein langer Artikel von W. Alexanderson über die Ausbreitung elektromagnetischer Wellen. 
Im Verlag Walter de Gruyter, Berlin erscheint das Büchlein „Radiotechnik“ von Dipl. Ing. H. Saake und kostet 1,50 RM. 
Das Buch „Wetterfunk – Bildfunk – Television“ von Dr. G. Eichhorn kostet RM 3,20 und erscheint bei B.G. Teubner, Leipzig und Berlin. 
„Physikalische Grundlagen der Wellentelegraphie und –Telephonie“ ist ein Buch von Prof. Dr. J. Tuma. Es erscheint bei Bechtholt in Frankfurt/Main und kostet 4,80 RM. 
Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)

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Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1927

1. Januar: Ab heute werden die von der Hauptfunkstelle Norddeich und der Küstenfunkstelle Swinemünde auf der Welle 1.100 (gedämpft) verbreiteten Wetterberichte nicht mehr auf der Welle 1.100 m (ungedämpft) wiederholt. 

1. Januar: Die Heuern der Funkbeamten sind nach der  Übersicht der SBG  im Vorjahr nicht erhöht worden, werden jetzt aber leicht angehoben. Ein Funkbeamter I erhält 240, ein Funkbeamter III 140 Mark monatlich. In der ETZ kann man lesen, dass ein Industriearbeiter in den USA in der Woche zwischen 20 und 40 US Dollar verdient. 

1. Januar: Im Deutschen Reich sind 1.376.564 Rundfunkteilnehmer gemeldet. In Italien ist man noch nicht so weit, dort gibt es erst drei Sender in Mailand, in Rom und in Neapel und die Zahl der Rundfunkteilnehmer wird mit 33.000 angegeben. In Großbritannien sind nach Marconi-Angaben ca. 2,2 Millionen Rundfunk-Hörer-Lizenzen ausgestellt. Die Gebühr dafür beträgt 10 Shilling/Jahr. 

1. Januar: Die französische Kolonialverwaltung eröffnet in Lome (Togo) eine Küstenfunkstelle mit dem Rufzeichen HWY. Die Reichweite wird mit 500 km angegeben. 

Am 10. Januar stellen Norddeich- und Swinemünde die Aussendung von Wetterberichten und anderen Sendungen mit gedämpften Wellen ein und verwenden nur noch Röhrensender für ihre Dienste. 

Januar: Es gibt in Deutschland vor der Rufzeichenumstellung folgende Küstenfunkstellen:
Arngast/KAT, Borkum/KBO, Bremerhaven/KBH, Bremerhaven Lloydhalle/KAB, Cuxhaven/KBX, Helgoland/KAH, Kiel/KBK, List/KAL, Neumünster/KAR, Nordddeich/KAV, Nordholz/KBN, Pillau/KAP, Saßnitz/KBV, Stralsund/KBU, Swinemünde/KAW, Warnemünde/KBE, Wilhelmshaven/KANN.
Neben 13 Funkstellen auf Feuerschiffen gibt es noch die Flug-Boden-Funkstationen, deren Rufzeichen mit einem A beginnen. Beispiel: Bremen/AEB, Hamburg/AEM, München/AEP usw. Die Küstenfunkstelle der Marine besteht aus der Sendestelle Friedrichsort und der Empfangsstelle Kiel-Holtenau. 

Januar: In Livorno erregt der sowjetische Dampfer "Karl Marx" Aufsehen, weil seine Besatzung (mit Ausnahme des Kapitäns) nur aus weiblichen Seeleuten besteht. 

Januar: Telefunken meldet die Entwicklung eines (billigeren) Funkpeilers, dessen Peilrahmen ohne Seilzug direkt gedreht wird. Die 5 Thorium Röhren haben eine Heizleistung von 4 V und 1,2 A. 

26. Januar bis 3. März:  In der Technischen Hochschule Berlin-Charlottenburg veranstaltet Dr. Burstyn eine Vortragsreihe über 6 Doppelstunden mit dem Titel „Funktechnik“. Der Teilnahmepreis beträgt 5 RM. 

Januar:  Die BBC beginnt Kurzwellen-Rundfunkaussendungen mit einem Marconi Sender (Rufzeichen G5SW) für das britische Weltreich. 

11. Februar: Auch in Berlin wird den Mitgliedern des Elektrotechnischen Vereins der 80. Geburtstag von Prof. Thomas Alva Edison gefeiert. Der Jubilar, der schon im Jahr 1890 zum Ehremitglied des deutschen Vereins gewählt wurde, wird in Festvorträgen für seine Erfindungen des Quadruplex Apparates, des Kohlemikrophons, des Phonographen und der Glühlampe beglückwünscht. 

Februar: Portisheadradio arbeitet jetzt auf Lang- und Kurzwellen. Die Gefahrenmeldungen britischer Küstenfunkstellen beginnen auf 600 m mit der zehnmaligen Aussendung des Morse-T. Gesendet werden Wrack-, Leuchtfeuer-, Minen- und Seezeichen-Warnungen. Beteiligt sind: Wick/GKR, North Foreland/GNF, Landsend/GLD, Malin Head/GMH, Cullercoats/GCC, Fishguard/GRL, Portpatrick/GPK, Valencia/GCK, Niton/GNI und Seafort-Liverpool/GLV. 

Februar: Das erste Grenzwellen-Sprechfunk-Gerät auf einem deutschen Handelsschiff wird auf der "Hüxter" der Reederei H.M. Gehrckens, Hamburg eingebaut. Das Schiff arbeitet mit Swinemünde auf der Frequenz 1.800 kHz. Die Sendeleistung ist 6 Watt. 

Februar:  Deutsche Schiffe werden vermehrt mit Rettungsbootstationen ausgerüstet. Die DEBEG hat über 500 Bordstationen im Eigenbetrieb auf Schiffen installiert. 

Februar: Beim Empfang der amerikanischen Kurzwellen Station 2XT auf 16,175 m werden Doppelzeichen beobachtet und auf einem Oszillographen aufgezeichnet. Dabei wird die Zeitverschiebung exakt bestimmt und die Laufzeitdifferenz berechnet. Über den Weg, den die beiden Empfangssignale auf verschiedenen Wegen rund um die Erde zurückgelegt haben, rätselt man noch. Auch die oszillographische Auswertung der Station Nauen auf 15 m ergibt zwei Ausbreitungswege mit einer Zeitverzögerung (ETZ 5/1927)

Februar: Auch Nauen (Transradio) setzt verstärkt die Kurzwelle für den Überseeverkehr ein. 70 bis 90 Prozent des Verkehrsaufkommens nach Nord- und Südamerika werden z. Zt. über diese kurzen Wellen abgewickelt. Auch japanische kommerzielle Funkstellen benutzen Kurzwellen von 20 bis 14 m. Die englische Postverwaltung senkt die Gebühren für Überseetelegramme, die mit Kurzwelle befördert werden, auf 75 Prozent der entsprechenden Kabelgebühren. 

27. Februar: Seenotfall "Maloin" (andere Quelle: „Malouin“) auf ca. 48 N 11 W. Der Seenotruf des französischen Fischdampfers wird von der Funkstation des MS  "Phöbus" (Deutsch-Amerikanische-Petroleum-Gesellschaft) aufgenommen. Die Bergung aller 53 Besatzungs- mitglieder gelingt, kurz danach sinkt der Havarist. Dem Funkoffizier Emil Meusch, der während der fast 40-stündigen Seenot- und Rettungsaktion ununterbrochen seinen Dienst verrichtet, wird später vom Generalkonsul ein Dankschreiben und eine Bronzeplakette übergeben, 

Februar: In Hamburg findet bei der Oberpostdirektion ein Lehrgang für Abnahmebeamte von Bordfunkstellen statt. Themen: Technische Neuerungen, neue Geräte, Einbauvorschriften, Besichtigung von Bordfunkstellen im Hafen. In Hamburg beginnen an zwei Standorten, nämlich der Schiffsingenieur- und Seemaschinistenschule und an der Seefahrtschule Lehrgänge zum Erwerb von Funkzeugnissen. Nach Genehmigung durch das zuständige Ministerium darf die Staatliche Seefahrtschule Stettin Lehrgänge zur Bordfunkerprüfung 2. Klasse einrichten. Beginn des 1. Lehrgangs ist für den 1. Aug. 1927 vorgesehen. Die Seefahrtschule Lübeck kündigt einen solchen Lehrgang für den 1. Juli 1927 an. 

Februar: Lome Radio/HWY geht mit einer angekündigten Reichweite von ca. 500 km in Betrieb. 

5. März: Die beiden mit dem neuen 1-kW-Telefunken-Röhren-Sender (Typ Cap Polonio) ausgerüsteten Hapag-Dampfer "Hamburg" und "Cleveland" melden, dass sie auf der gesamten Atlantik-Überfahrt (New York-Kanal) über maximal 3.000 sm kontinuierlich Funkverbindung gehabt haben. Zur gleichen Zeit berichtet D. "Cap Polonio" von einer Kurzwellen-Verbindung mit dem Kreuzer "Emden" über 15.000 km. 

März:  Auf der Jahrestagung des Institute of Radio Engineers wird Marconi vorgeworfen, dass er seit der Jahrhundertwende mit seinen Sendefrequenzen in immer längere Wellen gegangen sei, anstatt die doch viel einfacheren Kurzwellen zu benutzen. Er bringt es so auf den Punkt: „I admit, I am responsible fort he adopting of long waves for long-distance communication. Everyone followed me in building stations hundreds of times more powerful than would have been necessary had short waves been used. Now I have realized  my mistake….” In der Tat war es nie seine Art, zu warten, bis die Wissenschaft ihm den Weg gewiesen hat, den er zu gehen habe, es gab auch keine wissenschaftlichen Veröffentlichung, die diesen Weg gewiesen hätten. So hat er probiert und gebaut und alle (oder fast alle) taten es ihm nach. Und es stimmt ja auch, dass die langen Wellen immer noch z. Zt. gebraucht werden und er doch mit der Hinwendung zu kurzen  und sehr kurzen Wellen wieder dahin geht, wo er nach Righis Mirkrowellenversuchen einmal anfing. 
 

März: Am 10., 11. und 12. Tag eines jeden Monats sendet Königswusterhausen nach einem genauen Zeitplan (5 Minuten pro Aussendung, gekennzeichnet durch einen Morsebuchstaben) Normalwellen zur Abstimmung  und Eichung der Bordfunkanlagen auf den im Seefunk benutzten Wellen. Beispiel: 08.00 - 08.05 Uhr Morse C: 600 m, 08.15 - 08.20 Uhr Morse G: 660 m, 08.30 - 08.35 Uhr Morse J: 700 m usw. 

25. März 1927: Die Verordnung über die Laufbahn der Funkangestellten auf Handelsschiffen und im Großfunkdienst ändert die Bestimmungen gleichen Namens vom 15. Mai 1925. Festgehalten wird an der 9-monatigen Ausbildung und 3 Jahren Vorbereitungszeit. Die Reichspost überwacht jetzt die Lehrgänge, erlässt Prüfungsvorschriften und nimmt Prüfungen ab. Mindesteintrittsalter (neu) wird auf das 16. Lebensjahr festgesetzt. Neu ist auch, dass ein Anwärter für den Bordfunkdienst (Vorstufe) gleichzeitig die Prüfung für die Verwendung auf Großfunkstellen oder die Prüfung für die Verwendung im Flugfunkdienst ablegen kann. Es wird aber nur das für die angestrebte Laufbahn bestimmte Zeugnis ausgehändigt (kann später bei Abgabe des vorigen in das andere Zeugnis umgetauscht werden). Auch Funkoffiziere der Handelsmarine können später (z.B. nach Verlust der Tropentauglichkeitsbescheinigung) die Eingangsprüfung für den Großfunkdienst ablegen. Für jede Laufbahn gibt es spezifische Prüfungspunkte, z.B. beim Seefunkdienst ein Diktat in spanischer Sprache. Im Flugfunkdienst sind besondere Abkürzungen in deutsch/französisch/englisch wichtig. Im Großfunkdienst muss eine Prüfung in Klopferaufnahme (450 Zeichen in 5 Minuten, Recordlesen (875 Zeichen/5 Min), Stanzen (750 Zeichen/5 Min), Höraufnahme (625 Zeichen/5 Min) abgelegt werden. Die neuen Vorschriften treten am 1. April in Kraft. 

26. März: Der Hapag Dampfer "Sachsen" leistet dem belgischen D. "Marconier" erfolgreich funkärztliche Hilfe. Der Telegrammverkehr dafür umfasst nach Meldung des Funkbeamten rund 1.000 Worte. 

März: Im Amtsblatt 7/1927 weist die DRP darauf hin, dass Funktelegramme an Reisende auf Schiffen mit Städtenamen häufig in den betreffenden Ortschaften landen. Die Aufnahmebeamten werden auf die Vorschriften, die als erstes Wort im Telegrammkopf „Radio“ erfordern und an die Anschriftenzeile, die als letztes Wort die Angabe der Küstenfunkstelle trägt, hingewiesen. 

1. April:  Mit dem Amtsblatt 30/1927 (Reichsministerialblatt Nr. 15 vom 8. April 1927) treten die „Änderungen der Bestimmungen über die Laufbahnen der Funkangestellten auf Handelsschiffen und bei Großfunkstellen“ in Kraft. Neu ist u.a.: Bewerber müssen die gleiche Mindestschulbildung besitzen, wie sie für nautische Bewerber vorgeschrieben ist. Alter der Anwärter: Zwischen 16 und 21 Jahre. Die neunmonatige Ausbildung wird den Betriebsgesellschaften, den Reedereien oder geeigneten Unterrichtsanstalten überlassen. Die anschließende Bordfunkerprüfung 1. Klasse (Vorstufe) wird beim Telegraphentechnischen Reichsamt oder bei einer Oberpostdirektion abgelegt. „Im Falle des Nichtbestehens der ersten Prüfung ist der Anwärter im allgemeinen als ungeeignet zu entlassen....“. Besteht der Anwärter, erhält er das Bordfunkzeugnis 1. Klasse mit dem Kennwort „Vorstufe“ und führt während der dreijährigen Ausbildungszeit (an Bord und („für einige Zeit“) bei Küstenfunkstellen) die Bezeichnung „Funkgehilfe“. Nach bestandener Hauptprüfung beim Telegraphentechnischen Reichsamt erhält der Funkgehilfe das Zeugnis mit dem Kennwort „Hauptzeugnis“ und führt die Berufsbezeichnung „Funkoffizier“. Es gibt eine separate Prüfung für die Verwendung bei Großfunkstellen. Das Vorstufenzeugnis gilt jeweils 1 Jahr und kann dreimal verlängert werden, das Hauptzeugnis wird ungültig, wenn ein Jahr oder länger kein Funkdienst nachgewiesen wird. Es gibt Sonderregelungen für versorgungsberechtigte Heeres- oder Marinefunker. 

8. April: Nachdem im Vorjahr die Kurzwellen-Verbindung Großbritannien – Kanada von Marconi an das Post-Office übergeben wurden, öffnet heute die Linie GB-Australien mit den Stationen Grimsby und Skegness. Drei Monate später, am 5. Juli, kann auch die Verbindung nach Südafrika (Bodmin-Bridgewater) in Betrieb gehen. Mit den Stationen Dorchester und Somerton werden dann die letzten Funklinien des „Imperial World Systems“ mit dem Zielorten USA, Brasilien und Argentinien noch in diesem Jahr übergeben.  (Marconi-Review)

April: Der neue Hapag-Dampfer "New York" hat  neben dem Löschfunkensender einen Röhrensender mit Zusatz für tönende Wellen und Sprechzusatz an Bord. Zwei der Rettungsboote sind mit einem Löschfunkensender für die Wellen 300, 450 und 600 m mit einer Reichweite von 30 sm ausgerüstet. 

Mai: In einer Veröffentlichung werden die z. Zt. für das Deutsche Reich verwendeten vier Sammelrufzeichen genannt: DEUT (Reichspost), DEBG (Debeg), AELB (Reichswasserstraßenverwaltung), DBUG (Bugsier Bergungsreederei). Die Gebühr dafür beträgt 25 RM/Vierteljahr. 

Mai: In russischen Gewässern werden die Funkstationen und Rundfunkempfänger an Bord der Schiffe verschlossen und versiegelt. 

31. Mai: Von den in diesem Monat neu ausgerüsteten deutschen Bordfunkstellen sind alle mit Löschfunkensendern ausgerüstet und zwar: 27 mit einem Telefunken-, 1 mit USF-, eine mit Wien- und 1 mit SFR Sender.

1. Juni: Die DEBEG beabsichtigt, bei den Bordfunkstellen ein Schmuckblatt einzuführen. Zur Zeit gibt die DEBEG auf den Fahrgastschiffen fünf Bordzeitungen heraus, die täglich erscheinen: 
1. Die "Funkspruch-Zeitung" (Wireless News) deutsch-englisch für die Hamburg-Amerika Linie.
2. Die "Ozean-Zeitung" (Gaceta Océanica) deutsch-spanisch.
3. Die "Ozean-Zeitung (Ocean Gacette) deutsch-englisch.
4. Die "Lloyd-Post" deutsch-englisch für den Norddeutschen Lloyd.
5. Das "Telefunken-Echo (Eco Radiotelegráfico) deutsch-spanisch für die Hamburg-Südamerikanische Dampfschifffahrtsgesellschaft. 

Juni: Guglielmo Marconi heiratet Maria Cristina Bezzi-Scali, nachdem der Papst seine Ehe am 27. April 1927 annulliert hat. Die Tochter Elettra wird am 20. Juli 1930 geboren. Gleich nach der Hochzeit legt er den Vorsitz der Marconi-Gesellschaft nieder und experimentiert an Bord seiner Yacht "Elettra" auf zahlreichen Reisen, die ihn bis Australien führen, wo er auf der Weltausstellung durch ein Funksignal die Beleuchtung einschaltet. 

Juni: Funkfernsprechanlagen auf Handelsschiffen müssen für die Aufnahme des "Unterhaltungsrundfunks" eine besondere Genehmigung  der Deutschen Reichspost mitführen. 

15. Juli: Von heute an können auch von Danziger Schiffen über die Küstenfunkstellen des Reiches und über die Küstenfunkstelle Danzig Schmuckblatt-Telegramme (Lx) nach Danzig und ins Reich geschickt werden. 

16. Juni: Die Radiostation "Guglielmo Marconi" in Pisa sendet täglich zweimal Radiobriefe zu ermäßigten Gebühren an Fahrgäste auf italienischen Passagierdampfern. 

Juni: Die Radio Corporation of America (RCA) richtet in New York und San Francisco Büros zur Leitung von Funktelegrammen ein. Telegramme mit dem Leitvermerk "via RCA" werden so immer zur richtigen Küstenfunkstelle befördert. 

Juni: In der 10. Rufzeichenliste des Welttelegrafenvereins Bern (Preis RM 2.-) hat Deutschland folgende Buchstabenreihen für Funkrufzeichen: AAA - AMZ, DAA - DSZ, DUA - DZZ, KAA - KAY, KBA - KBZ. Die Liste enthält ungefähr 18.000 Rufzeichen, darunter ca. 800 deutsche. 

1. Juli: Von April bis Juni haben die Prüfungsbehörden der Deutschen Reichspost in Hamburg, Bremen und Kiel 48 Seefunkzeugnisse 2. Klasse ausgestellt (Hamburg 36, Bremen 10 und Kiel 2), dazu kommen noch 25 Hörerzeugnisse (8 Hamburg und 17 Bremen)

Juli: Die Reichspost gibt bekannt, dass zur Prüfung für das Seefunkzeugnis 2. Klasse für den Bordfunkdienst nur Kandidaten zugelassen werden, die in besonderen Lehrgängen auf die Prüfung vorbereitet worden sind. Nach einer Aufstellung in der "Hansa" bieten z.Zt. folgende Seefahrtschulen Vorbereitungslehrgänge an: Hamburg, Bremen, Geestemünde, Leer, Stettin, Kiel und Lübeck. 

Juli: Commander Byrd überfliegt den Atlantik mit dem Flugzeug "America" / WTW. Das Flugzeug hat eine Funkstation mit einem 150 Watt Röhrensender. Norddeich gibt Anweisung, die Flugzeugstation mit Peilungen und Wetterinformationen zu unterstützen, was auch geschieht. Nach geglückter Atlantiküberquerung irrt das Flugzeug wegen fehlenden Funkpeilnetzes längere Zeit bei Nacht und strömendem Regen über Frankreich, ehe eine Landung in Le Havre glückt. In diesem Jahr verlieren 30 Flieger bei dem Versuch, den Atlantik zu überqueren, das Leben. 

Juli: Südafrika verbietet die Benutzung der Bordfunkanlagen in den Häfen. Außerdem werden Seeleute gewarnt, dass in Südafrika Gefängnisstrafen von 5 Jahren verhängt werden, wenn weiße Männer illegitimen Geschlechtsverkehr mit eingeborenen Frauen haben. 

Juli: Die für die Fahrgastschiffe vorgesehenen DEBEG-Schmuckblatt-Telegramm-Formulare werden nach einem Entwurf des Berliner Malers Karl Prinz gedruckt und ausgeliefert. Das Schmuckblatt zeigt auf dem Titelbild eine brandenburgische Fregatte des 17. Jahrhunderts mit der Überschrift "gode Wint/glatte See“, in den vier Ecken die Wappen der Städte Hamburg und Bremen sowie 2 Schifffahrtszeichen.  Die Rückseite stellt das Heck einer holländischen Fregatte dar. Preis: Wortgebühr für das Wort Lx Mk 0,70, Sondergebühr für das Schmuckblatt Mk 1.-Ab 15. Juli wird dieser Dienst auch auf Danzig ausgedehnt.

Juli: Die britische Blue-Star-Line hat auf ihren Schiffen Röhren-Rundfunkgeräte (4-Röhren) mit Lautsprechern installiert, damit die Fahrgäste Nachrichten und andere Rundfunksendungen direkt empfangen können. 

Juli:  Seenotfall des italienischen Fahrgastschiffes "Pricipessa Mafalda" auf der Reise von Genua nach Brasilien. Die Anzahl der Toten beträgt: 341 Fahrgäste, 9 Offiziere und 37 Matrosen. Die Zahl der Geretteten: 945 Passagiere, 11 Offiziere und 231 Mann der Besatzung. Boot- und Floßraum ist für 1.323 Personen auf dem Havaristen vorhanden. Die Unfallursache ist ein Wassereinbruch nach Verlust der Schraubenwelle durch den offenen Wellentunnel. Die wasserdichten  Türen können nicht geschlossen werden. Nach einer Panik unter 110 Arabern an Bord werden die Rettungsboote zu schnell zu Wasser gelassen. Der Untersuchungsbericht tadelt die Reederei wegen unterlassener Reparatur nach mehreren Maschinenausfällen, die Schiffsleitung wegen mangelhafter Wartung der Schottenschließanlage und unzureichender Bootsübungen und lobt die durch Funk herbeigerufenen 7 Handelsschiffe. 

Juli: Bei Norddeichradio sind jetzt acht Sender in einem neuen Sendegebäude in Betrieb: Ein 20 kW und ein 10 kW Röhrensender für Telegrafie auf 2100/23002400 m sind neu bei der Küstenfunkstelle. Für den 20-kW-Sender wird an andere Stelle berichtet: Telegrafie-Strichleistung ca. 18 kW und Wellenbereich 1.700 bis 6.000 m. Dazu kommen ein 10 kW und ein 5 kW Telephoniesender (1.800 m) und je ein 1 kW Röhrensender für 600 m und für Sammelmeldungen. Dazu ein Kurzwellensender (68 m) und ein 2 kW Löschfunken-Reservesender. Als Antennen sollen vier Masten a 150 m dazukommen. Vorhanden sind 6 Eisengittermasten mit Höhen von 80 bzw. 70 m. Alle Sender werden von der Empfangsstation Westgate (Entfernung ca. 5 km) fern getastet bzw. -besprochen. Stromversorgung: Drehstrom 3 x 5.000 V, Gleichstrom 220 V Akku 220 V 725 Ah sowie zwei Diesel-Motoren 80 PS mit Gleichstromgeneratoren 50 kW. Röhrenbestückung des 20 kW-Senders: 6 Gleichrichterröhren RG 61 (andere Quelle: RG 44), eine Steuerröhre RS 47, 6 Hauptschwingröhren RS 203 und zwei Modulationsröhren RV 24. 

Juli: Wick Radio/GKR erhält eine Funkpeilanlage. 

21. bis 24. Juli: Die International Federation of Radio Telegraphists (IFR) hält ihren Jahreskongress in Rotterdam ab. Beschlossen wird die Entsendung einer Delegation zur Radiokonferenz Washington (vermutlich am 4. Oktober) und die Auseinandersetzung mit dem und Einwirkung auf das neue englische Radiogesetz vom 1. Oktober 1927. 

Juli: Die Telefunken AG meldet, dass die erste Serie des neuen Bordpeilers E 358 N (53 Geräte) bereits ausverkauft ist. Die zweite Serie von 60 Stück, die sich in der Prüfung befindet, ist ebenfalls schon verkauft. Die deutschen Seefahrtsschulen haben 11 Peiler bestellt, von denen bereits vier eingebaut sind (Bremen, Flensburg, Leer und Elsfleth). 

Juli: In London tritt Marconi von seinem Posten als Vorstandsvorsitzender zurück und wird technischer Berater. 

1. August: Alle deutschen Seefahrtsbücher müssen mit einem Lichtbild versehen sein. 

August: Das Aeronautische Observatorium Lindenberg veröffentlicht eine Aufstellung der Sender, die ein Flugfunkwetter abstrahlen. dabei sind z.B. Lyngby (später Kastrup/OXS) Welle 1400 m und London Welle 1680 m. 

August: Wegen der starken Luftstörungen ist der Kurzwellen Versuchsverkehr Norddeich - Dampfer "Cap Polonio" / DDCT  (erstes deutsches Schiff mit der 800 Watt-Kurzwellen-Ausrüstung) von der Welle 68 m auf Welle 39 m verlegt worden. Die Polonio sendet auf 27 m. Norddeichradio soll auch versuchsweise den neuen 20 kW Sender in Döberitz einsetzen. 

August: Für Flugfunkstellen werden bezüglich der Ausrüstungspflicht mit Funkanlagen Gruppen (1 bis 3) festgelegt. Beispiel: 1. Gruppe: Tagluftverkehr mit mehr als 15 Fluggästen über Land oder mit mehr als 5 Fluggästen über See. Für die Bedienung ist ein Flugfunkzeugnis 1., 2. oder 3. Klasse (je nach Gruppe) notwendig, wobei das Zeugnis 3. Klasse ein Flugfunksprechzeugnis ist. 

August: Spanien verbietet die Benutzung der Bordfunkanlage in Häfen, auf Reede und in Buchten des Landes. 

August: Die Gebührentafel für Telegramme erscheint in neuer Auflage und weist für die Seefunktelegramme als Bord- und Küstengebühr je 0,30 RM und für die Landgebühr 0,15 RM aus. Für einige Schiffe (z.B.: Odin/DOQ, Preußen/DPP, Sachsen/DOC usw.) gilt eine ermäßigte Bordgebühr von 0,20 RM. 

September: Neuausgabe des Internationalen Verzeichnisses der Funkstellen. Die 12. Ausgabe ist auch in deutscher Sprache für RM 6.- erhältlich. Im Julius Springer Verlag erscheint das "Taschenbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie", Herausgeber Dr. F. Banneitz. 

September: Nach einer Mitteilung der Reichspost können formlose Bordfunkerprüfungen, die zur Verlängerung der Gültigkeit von Zeugnissen 2. Klasse führen, auch bei den Telegraphenämtern Lübeck und Rostock sowie beim Postamt in Cuxhaven abgehalten werden. Bisher war dies nur bei den Oberpostdirektionen Hamburg und Kiel sowie den Telegraphenämtern Bremen, Bremerhaven, Stettin und Emden möglich. 

September: Belgische Küstenfunkstellen erhalten neue Drei-Buchstaben-Rufzeichen. Ostende/ONN (früher OPVH). Brüssel/Haren hat jetzt das Rufzeichen ONH und Antwerpen erhält OSA. 

September: Die Deutsche Reichspost verbietet den Seefunkstellen den Gebrauch der Welle 450 m bis zu einer Entfernung von 250 sm vor den deutschen Küsten. Die Welle 300 m darf nur noch in Seenotfällen benutzt werden. Grund: Sicherung des Rundfunkempfangs an der Küste. 

September: Nach einer Verfügung der Regierung Italiens darf der Bordfunkverkehr nur von einer Gesellschaft betrieben werden, die mindestens 60 % italienisches Kapital hält und von Italienern geleitet wird. Am 10. Oktober werden dann alle bestehenden Verträge für den Bordfunkverkehr aufgelöst. Eine neu gegründete Konzessionsgesellschaft, an der auch Marconi beteiligt ist, hat sich im Land gegründet. 

18. bis 24. September: In Bad Kissingen findet der 4. deutsche Physikertag statt. Unter den Vorträgen, die vor ca. 500 Fachleuten gehalten wurden, hier eine kleine Auswahl:
H. Simon: Neueste Entwicklungen der Elektronenröhre.
M. Bareiß: Kleingleichrichter für Rundfunkzwecke.
W. Statz: Herstellung von Oxydkathoden.
K. Kohl: Kurze ungedämpfte Wellen.
H. Plendl: Kurzwellen im Flugzeugfunkverkehr.
Gerth: Anwendungen der Modulationsdrossel.

September: Als eine der letzten Kurzwellen Verbindungen zwischen England und dem britischen Weltreich wird die Linie nach Indien von Marconi in die Hände der Post übergeben.

4. Oktober bis 25. November 1927: Internationale Funkkonferenz in Washington. Eingeladen werden alle Länder, die dem Londoner Funktelegraphenvertrag beigetreten sind. 400 Vertreter aus 76 Staaten und von 41 Gesellschaften nehmen teil. Die deutsche Delegation unter Leitung von Ministerialdirigent Arendt, ferner u.a. DEBEG-Direktor Behner. Offizielle Amtssprache ist traditionsgemäß französisch, mit Rücksicht auf die Gastgeber wird jedoch englisch ausnahmsweise zugelassen. Der beschlossene Vertrag wird von 6 Mitgliedern der deutschen Delegation unterschrieben. 
Beschlossen werden ein neuer Weltfunkvertrag, eine Vollzugsordnung und eine Zusatzvollzugsordnung für den Funkdienst.  Ca. 2.000 Vorschläge stehen zur Beratung an, 
1. Revision der Londoner Übereinkunft vom 5. Juli 1912
2. Vorbereitung neuer und Abänderung bestehender Vorschriften
a. Verkehr zwischen festen Funkstellen
b. Rundfunk und Pressedienst über Telegrafie
c. Unterhaltungsrundfunk
d. Wellenzuteilung
e. Vermeidung gegenseitiger Störungen
f. Notmeldungen. Funknavigation
h. Funkverkehrsvorschriften.

Neufassung und Überarbeitung des Weltfunkvertrages London 1912, weil damals nur der Seefunk als Funkdienst existierte.
Die Artikel des Vertrages sind überschrieben:
1. Begriffsbestimmungen – 2. Geltungsbereich des Vertrages – 3. Wechselverkehr – 4. Beschränkter Dienst – 5. Nachrichtengeheimnis. Falsche oder betrügerische Zeichen – 6. Untersuchung von Zuwiderhandlungen – 7. Verbindung mit dem allgemeinen Nachrichtenverkehrsnetz – 8. Austausch von Mitteilungen über die Funkstellen und den Dienst – 9. Funkeinrichtungen besonderer Art – 10. Anforderungen an die Funkstellen. Störungen – 11 Vorrang für Notanrufe – 12. Gebühren – 13. Vollzugsordnungen, Tagungen – 14. Sonderabkommen – 15. Einstellung des Dienstes – 16. Internationales Büro – 17. Zwischenstaatlicher beratender technischer Ausschuss für den Funkverkehr – 18. Verkehr mit den Funkstellen von Nicht – Vertragsländern – 19. Beitritt – 20. Schiedsgericht – 21. Austausch von Gesetzen und Verordnungen – 22. Funkeinrichtungen der Flotte und des Heeres – 23. Inkrafttreten, Gültigkeitsdauer und Kündigung- 24. Ratifikation

Die Artikel der „Allgemeinen Vollzugsordnung zum Weltfunkvertrag“ sind überschrieben:
1. Begriffsbestimmungen – 2. Genehmigungsurkunde – 3. Wahl und Eichung des Funkgeräts – 4. Einteilung und Verwendung der funkelektrischen Aussendungen – 5. Verteilung und Verwendung der Frequenzen (Wellenlängen) und der Wellenarten – 6 Dienst der privaten Versuchsstellen –7. Zeugnisse der Funker – 8. Oberaufsicht des Befehlshabers – 9. Allgemeines Betriebsverfahren im beweglichen Dienste – 10 Allgemeiner Anruf an alle beweglichen Funkstellen – 11. Störungen – 12. Verstoßmeldung – 13. Veröffentlichung von Dienstbehelfen – 14. Rufzeichen –15. Prüfung der Funkstellen – 16. Anforderungen an die beweglichen Funkstellen – 17. Anruf- und Hörwellen – 18. Hilfseinrichtungen – 19. Not-, Alarm-, Dringlichkeits- und Sicherheitszeichen – 20. Dienststunden der Funkstellen des beweglichen Dienstes – 21. Besondere Angaben in der Genehmigungsurkunde – 22. Anschrift der Funktelegramme – 23. Reihenfolge der Übermittlungen bei Herstellung der Verbindungen im beweglichen Dienste – 24. Anruf – 25. Aufgabezeit der Funktelegramme – 26. Leitung der Funktelegramme – 27. Welle für Notfälle – 28. Maßnahmen zur Verminderung der Störungen – 29. Unzustellbarkeitsmeldung – 30. Fristen für die Bereithaltung von Funktelegrammen bei den Landfunkstellen – 31. Sonderdienste – 32. Abrechnung – 33. Zwischenstaatlicher beratender technischer Ausschuss für den Funkverkehr – 34. Internationales Büro.

Die Überschriften der acht Anhänge lauten:
1. Zusammenstellung der im Funkverkehr anzuwendenden Abkürzungen – 2. Meldung über einen Verstoß gegen den Weltfunkvertrag oder die Vollzugsordnungen – 3. Dienstbehelfe – 4. Abstufungen zur Angabe der Zeichenstärke – 5. Dienststunden der Bordfunkstellen auf Schiffen der zweiten Gruppe – 6. Zwischenstaatliche Dienststunden für Schiffe mit weniger als 3 Funkern an Bord – 7. Urkunden und Dienstbehelfe, mit denen die Bord- und Flugzeugfunkstellen versehen sein müssen – 8. Peilverfahren. 

Im Artikel 3 des Vertrages heißt es, dass die am beweglichen Dienst teilnehmenden Funkstellen ohne Unterschied des von ihnen benutzten Funksystems zum Austausch von Nachrichten verpflichtet sind. Der Artikel 11 sichert den Vorrang von Notfunkverkehr. Im Artikel 17 wird angekündigt, dass ein zwischenstaatlicher beratender technischer Ausschuss für den Funkverkehr gebildet wird. 

Die im Artikel 2 der Vollzugsordnung beschriebene Genehmigungsurkunde soll in der Landessprache und einer im zwischenstaatlichen Verkehr weitverbreiteten Sprache abgefasst sein. Der Artikel 4 teilt die Wellen in A (ungedämpfte) und B (gedämpfte) Wellen ein.  Die B-Welle wird so beschrieben: .....zusammengesetzt aus aufeinanderfolgenden Wellenzügen, deren Schwingungsamplitude erst auf einen Höchstwert ansteigt und dann nach und nach abfällt....... Die Festlegung auf die Bezeichnungen A1 und A2 schließt neue Modulationsverfahren nicht aus. Die Bezeichnung soll vornehmlich in „Kilocyclen in der Sekunde (kc/s)“  sowie in Klammer in annähernder Wellenlänge in Metern erfolgen. Im Artikel 5 wird der Bereich oberhalb 60 MHz nicht besonders vorbehalten. Weitere wichtige Inhaltspunkte: B-Wellen (Ausnahmen gestattet) werden ab 1. Januar 1940 verboten. Schutzzone um die Notfrequenz 500 kHz. Funkstellen müssen in kurzen Abständen ihr Rufzeichen senden. Der Funkverkehr auf 500 kHz (kein Notverkehr) wird auf maximal 10 Minuten beschränkt. Zu den Dienstbehelfen gehört eine Zonenkarte mit den Dienststunden der Schiffe, eine alphabetische Rufzeichenliste, ein Verzeichnis der Funkstellen (Land-, Küsten-, Gonio- und Phare-  Funkstellen), ein Verzeichnis der Bordfunkstellen mit Name, Rufzeichen, Land, dem die Funkstelle untersteht, benutzte Frequenzen (Wellenlängen), Sendeleistung in Ampere, Art des Verkehrs, Gebührenabrechnungsstelle und Bordgebühr. Hier einige der Dienstartenbezeichnungen  der VO:
PG = öffentlicher Nachrichtenverkehr, PR = beschränkter Nachrichtenverkehr,   N = h24, X =ohne feste Dienststunden, Y = Dienst von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang , FC = Küstenfunkstelle, Z1 = Bordfunkstelle der 2. Gruppe mit 8 Dienststunden (Z2 = 16 Dienststunden).
Für die 500 kHz wird eine Schutzzone, in der keine Aussendungen gestattet sind, von 485 bis 515 kHz definiert. Die Küstenfunkstellen müssen neben der 500 kHz noch mindestens über eine weitere Welle verfügen.. Die Seenotpause wird als eine 3-Minuten-Zeit nach der 15. und 45 Minute einer jeden Stunde eingeführt. 

Im Anhang 1 § 2 wird ein neues Buchstabieralphabet festgelegt, welches sich in Teilen lange für das Buchstabieren von Rufzeichen,, dienstlichen Abkürzungen und Texten gehalten hat.:
A = Amsterdam, B = Baltimore, C = Canada, D = Danemark (Dänemark), E = Eddyston, F = Francisco, G = Gibraltar, H = Hanovre (Hannover), I = Italie (Italien), J = Jerusalem, K = Kimberley, L = Liverpool, M = Madagascar (Madagaskar), N = Neuchatel, O = Ontario, P = Portugal, Q = Quebec, R = Rivoli, S = Santiago, T = Tokio, U = Uruguay, V = Victoria, W = Washington, X = Xantippe, Y = Yokohama und Z = Zoulouland (Zululand).

Der Anhang 7 nennt als Dienstbehelfe der Bordfunkstellen: Genehmigungsurkunde, Verzeichnisse der Bord-, der festen und Landfunkstellen sowie das Verzeichnis der Flugzeugfunkstellen. Ferner den Weltfunkvertrag mit seinen Vollzugsordnungen, eine Gebührenübersicht und die Zeugnisse der Funker. 

In der Zusatz VO zum Weltfunkvertrag wird u.a. bestimmt, dass die Landgebühr maximal 60 Centimen und die Bordgebühr maximal 40 Centimen betragen darf. Weiter wird (Art. 3) die Reihenfolge der Übermittlungen festgelegt (Not-, Dringlichkeits- und Sicherheitsfunkverkehr, Staats-, MSG-, Dienst und danach sonstige Telegramme. Im Artikel 7 wird verfügt, dass das Wort RADIO als erstes Wort des Telegrammkopfes entfällt, weil dieses Wort in der Bezeichnung für die Küstenfunkstelle enthalten ist. 

Die Regelung der Wellenverteilung, der Rundfunk und das Schiffssicherheitsabkommen sind wichtige Tagungspunkte. Beschlossen wird eine Buchstabiertafel mit jeweils 2 Worten (engl/franz pro Buchstabe), Beispiele: Brussels/Bruxelles, Damascus/Damal usw. Die Konferenz beruft eine Kommission, die das Internationale Signalbuch neu bearbeiten soll. Es wird dann in 7 Sprachen erscheinen. Das Telegrafiefunk - Alarmzeichen (12 Striche a 4 Sekunden Dauer) für 500 kHz wird international eingeführt. Die Konferenz behandelt Alarmzeichen und Autoalarmgerät sowie die Ausrüstung mit diesen Geräten, Besetzung mit Funkoffizieren und Funkwachzeiten sollen aber einer Internationalen Konferenz zum Schutz des menschlichen Lebens auf See vorbehalten bleiben. Der Grenzwellenbereich wird dem Seefunk für den "Flußmündungsverkehr" zugewiesen und das Sprechfunk Notzeichen MAYDAY wird beschlossen. Gegen die Vorschläge der Reeder, die im Hinblick auf das im Artikel 19 beschriebene und bald verfügbare Autoalarmgerät die Dienststunden frei nach Bedarf wünschen, legt die Konferenz fest:
a. Küstenfunkstellen möglichst 24-Stunden-Dienstzeit. Dienstende aber nicht, bevor alle Telegramme abgearbeitet sind. 
b. Seefunkstellen: (Kategorie wird durch Lizenzbehörden festgelegt)
1. Kategorie: 24-Stunden-Dienst. Mindestens ein Funker 1. Klasse.
2. Kategorie: Festgelegte Dienstzeit von beschränkter Dauer. Funker 1. oder 2. Klasse
3. Kategorie: Dienstzeit nicht festgelegt. Funker 2. Klasse.
Für die Kategorien 2 und 3 gilt: Dienstschluss nicht, bevor ein Notfunkverkehr aufgearbeitet ist. Für die Kategorie 2: Dienstzeit Ostatlantik, Mittelmeer, Nord- und Ostsee: 8-10, 12-14, 16-18 und 20-22 Uhr MGZ. Autoalarmgeräte müssen auf See täglich einmal geprüft werden. 
Funkzeugnisse:
1. Klasse: Code/Text 20/25 WpM, Elektrotechnik, Funktechnik, Gerätekunde, Reparaturdienst, Vorschriften, Geografie. 
2. Klasse: Code/Text (offene Muttersprache) 16/20 WpM, Elementarkenntnisse der Elektrizitätslehre und Funktechnik, Vorschriften, Geografie und kleinere Reparaturkunde. 
Sonderzeugnis: (für nichtausrüstungspflichtige Schiffe) Morseanforderungen wie für das Zeugnis 2. Klasse. . 
Zeugnis für Funkfernsprecher: Gerätekunde, Funksprechübermittlung und Gesetzeskunde. 
Eine direkte Verbindung Brücke - Funkraum, wird - obwohl von verschiedener Seite gefordert- nicht beschlossen. Für Telegramme gilt als Aufgabezeit eine vierstellige Gruppe (0000 bis 2359) MGZ. Für die Seenotwelle 600 m (500 kHz) wird eine Schutzzone 585 - 515 kHz (damals kc/s) festgelegt. Sie darf für andere Zwecke verwendet werden, wenn Anruf- und Notzeichen dadurch nicht gestört werden. Die Dauer einer Verbindung auf 600 m darf maximal 10 Minuten betragen, danach ist eine Pause einzulegen. Die Seenotpause (SP) wird eingeführt (h + 15-18 und h+ 45-48). Ab 1. Januar 1930 soll es keine Neuausrüstung mit gedämpften Wellen (Ausnahme Sender mit Leistungen <= 300 Watt) mehr geben, ab 1. Januar 1940 sollen die gedämpften Wellen verboten werden (Ausnahme w.o.). Deutschland erhält den gesamten Buchstaben D (DAAA - DZZZ) als Rufzeichenreihe. Autoalarmgeräte müssen folgende Forderungen erfüllen: Sie müssen auf A2- und B-Wellen ansprechen, sie dürfen nicht ansprechen auf Aussendungen jenseits von 462/546 kHz, sie müssen ansprechen auf Aussendungen zwischen 488 und 513 kHz, bei 2 Strichen darf noch keine Auslösung erfolgen. Küstenfunkstellen erhalten den Zusatz -Radio, Funkfeuer den Zusatz -Phare und Funkpeilstellen den Zusatz -Gonio. 

Oktober: Die Seefahrtschulen Altona und Lübeck erhalten je eine DEBEG-Funkstation für den Unterricht. 

Oktober: Der amerikanische Kabelkonzern Mackay kauft Küstenfunkstellen und Entwicklungsrechte der Federal Telegraph Co. und will damit den Einstieg in ein Radiosystem vorantreiben. 

Oktober:  In diesem Jahr werden in Deutschland folgende Gebühren für Funkanlagen fällig: Versuchsanlagen in Seefahrtsschulen RM 25.- pro Vierteljahr und für Bordfunkstellen zahlt man RM 10.- für den gleichen Zeitraum.

Oktober: Die amerikanische Funksignalstelle Arlington (Washington) verbreitet die Zeitzeichen neben 2677 m auch auf Kurzwelle 74,7, 37,4 und 24,9 m. 

Oktober: England erlässt (im Vorgriff auf Bestimmungen einer Schiffssicherheitskonferenz) als erstes Land in den "Wireless Rules" Richtlinien für Autoalarmgeräte und lässt 3 Geräte für den Betrieb zu. Es handelt sich um die Geräte der Marconi International Marine Comm. Co, Siemens Brothers und Radio Communications Corp, welche alle auf das 12-Strich Alarmzeichen und nicht auf das zunächst ebenfalls genehmigte Morse SOS ansprechen. Praktisch bedeutet das für den Reeder: Einsparung von 1 Funkbeamten oder 2 Hörleuten, je nach Fahrtgebiet. Sogleich werden ca. 200 britische Schiffe mit dem neuen Marconi - Gerät ausgerüstet

Oktober: Aufnahme der drahtlosen Telephonie zwischen New York und London (Ost-West mit Kurz- und West-Ost mit Langwelle)

Oktober: Im Amtsblatt 96/1927 wird bekannt gemacht, dass bei der DEBEG vorübergehend Bedarf an Bordfunkern (ca. 20 bis 25 Beamte) besteht. Geeignete Bewerber können sich für das halbe oder ganze Jahr beurlauben lassen. 

Oktober: Die neue Rufzeichenreihe D ist von der Reichspost so aufgeteilt worden (Ausschnitt aus der vollständigen Aufteilung):
DA bis DD mit zwei Buchstaben: Bordfunkstellen der Handelsschiffe.
DMAA bis DMZZ Bordfunkstellen der Reichsmarine.
D plus Ziffer und Buchstaben: Versuchssender.
DAA bis DAZ Küstenfunkstellen der Reichspost.
DBA bis DBZ Küstenfunkstellen der Reichsmarine. 

18. November: Gründung des Comite Consultativ International Technique des Communication Radioelectrique (CCIR) des Welttelegraphenbureaus. 

19. November: Die 27.560 BRT große "Cap Arkona" macht ihre Jungfernreise nach Südamerika. Sie ist senderseitig mit Telefunken-Geräten bestückt: Ein 1 kW Zwischenkreis Röhren Sender (Bereich 600 . 3.000 m), ein 800 Watt Kurzwellen Sender für 16 bis 35 m, ein Tonfunken Notsender 600 m. Dazu kommt eine Funktelephonie-Einheit.

25. November: Norddeichradio erhält aufgrund des Weltfunkvertrages Washington das Rufzeichen DAN. Das Nauen-Zeitzeichen wird mit dem neuen Rufzeichen DFY (früher POZ) gesendet. 

November: Die neuen Heuersätze für die Handelsschifffahrt werden bekannt gegeben. Das Funkpersonal fehlt (noch in der Aufstellung in der „Hansa“). Ab jetzt verdienen (Große Fahrt): Kapitän RM 600.-, 1. Offz. RM 330.-, 2. Offz. RM 260.-, 3. Offz. RM 200.- und 4. Offz. RM 155.-. Die Funkerzulage beträgt RM 30/75 auf Schiffen mit/ohne Funker (Funkbeamten). Das Anfangsgehalt eines Funkoffiziers bei der DEBEG beträgt 110 RM, die Endheuer wird mit RM 250.- angegeben. Dazu kommt ein Anteil an den Bordgebühren. 

November:  Der Atlantik-Flug Lindbergs und ein Jahr später der von Köhl/Hünfeld/Fitzmaurice finden ohne Funkgerät statt. Für den Ost-West-Erstflug wird berichtet, dass die Funkausrüstung wegen des Gewichts von ca. 90 kg weggelassen wurde, um mehr Treibstoff mitnehmen zu können. 

24. November: Der Reichstag hat ein "Gesetz zur Änderung des Telegraphengesetzes" in allen drei Lesungen angenommen. Es soll den Namen "Gesetz über Fernmeldeanlagen" (FAG) erhalten. 

25. November: In Washington wird der Weltfunkvertrag nebst Allgemeiner und Zusatz-Vollzugsordnung unterschrieben. Er ersetzt den Funkentelegraphenvertrag vom 5. Juli 1912 (Reichsgesetzblatt 1913 S 373) und wird in Deutschland im Mai 1929 in Kraft gesetzt. Die 400 Teilnehmer kommen aus 76 Staaten und von 64 Gesellschaften. 

Hier die Liste der Überschriften:
Weltfunkvertrag
Begriffsbestimmungen
Geltungsbereich des Vertrags
Wechselverkehr
Beschränkter Dienst
Nachrichtengeheimnis (Falsche oder betrügerische Zeichen)
Untersuchung von Zuwiderhandlungen 
Verbindung mit dem allgemeinen Nachrichtenverkehrsnetz
Austausch von Mitteilungen über die Funkstellen und den Sienst
Funkeinrichtungen besonderer Art
Anforderungen an die Funkstellen. Störungen
Vorrang der Notanrufe
Gebühren
Vollzugsordnungen, Tagungen
Sonderabkommen
Einstellung des Dienstes
Internationales Büro
Zwischenstaatlicher beratender technischer Ausschuss für den Funkverkehr
Verkehr mit den Funkstellen von Nicht – Vertragsländern
Beitritt
Schiedsgericht
Austausch von Gesetzen und Verordnungen
Funkeinrichtungen der Flotte und des 
Allgemeine Vollzugsordnung zum Weltfunkvertrag
Begriffsbestimmungen
Genehmigungsurkunde
Wahl und Eichung des Funkgeräts
Einteilung und Verwendung der funkelektrischen Aussendungen
Verteilung und Verwendung der Frequenzen (Wellenlängen) und der Wellenarten
       143 kHz Anrufwelle bewegl. Funkstellen, 333 kHz Anrufwelle bewegl. Flugfunkdienst, 500 kHz Anruf- und Notwelle, 
       Kurzwelle bis 23 MHz aufgeteilt für bewegliche, feste Dienste, Funkfreunde, Rundfunk, darüber: Nicht besonders vorbehalten. Sonderbestimmungen für B-Wellen. 
Dienst der privaten Versuchsfunkstellen
Zeugnisse der Funker
       Es gibt zwei Klassen von Zeugnissen (Zeugnis 1. und 2. Klasse) und Sonderzeugnisse für Funktelegraphisten sowie eine
       Zeugnisklasse für Funkfernsprecher. 
Oberaufsicht des Befehlshabers
Allgemeines Betriebsverfahren im beweglichen Dienste
Allgemeiner Anruf an alle beweglichen Funkstellen
Störungen
Verstoßmeldungen
Veröffentlichung von Dienstbehelfen
Rufzeichen
      Deutschland = D, Österreich = UOA – UOZ,  Saargebiet = TSA – TSZ, 
      Österreich = UOA – UOZ,  Danzig = YMA – YMZ usw. 
Prüfung der Funkstellen
Anforderungen an die beweglichen Funkstellen
Anruf- und Hörwellen
Hilfseinrichtungen
Not-, Alarm-, Dringlichkeits- und Sicherheitszeichen
       Morse SOS bzw. MAYDAY, 12-Strich-Alarmzeichen,  XXX bzw. PAN,
       TTT, eine Sprechfunkversion ist nicht vorgesehen. 
Dienststunden der Funkstellen des beweglichen Dienstes
Besondere Angaben in der Genehmigungsurkunde
Anschrift der Funktelegramme
Reihenfolge der Übermittlungen bei Herstellung der Verbindungen im beweglichen Dienste
Anruf
Aufgabezeit der Funktelegramme
Leitung der Funktelegramme
Welle für Notfälle
Maßnahmen zur Verminderung der Störungen
Unzustellbarkeitsmeldungen
Fristen für die Bereithaltung von Funktelegrammen bei den landfunkstellen
Sonderdienste
Abrechnung
Zwischenstaatlicher beratender technischer Ausschuß für den Funkverkehr
Internationales Büro

Anhang:
Zusammenstellung der im Funkverkehr anzuwendenden Abkürzungen
Meldung über einen Verstoß gegen den Weltfunkvertrag oder die Vollzugsordnungen
Dienstbehelfe
Abstufungen zur Angabe der Zeichenstärke
Dienststunden der Bordfunkstellen auf Schiffen der zweiten Gruppe
Zwischenstaatliche Dienststunden für Schiffe mit weniger als 3 Funkern an Bord
Urkunden und Dienstbehelfe, mit denen die Bord- und Flugzeugfunkstellen versehen sein müssen Peilverfahren

28. November: Auf der Festsitzung des VDE mit der Heinrich-Hertz-Gesellschaft zur Förderung des Funkwesens wird die goldene Heinrich-Hertz-Medaille an den Geheimen Hofrat Prof. Dr. Ing. und Dr. Ing. eH Max Wien für seine Forschungen über Schwingungs- vorgänge und für die Entdeckung des Löschfunkenprinzips verliehen. In seiner Dankesrede weist dieser auf die noch nicht gelösten physikalischen Rätsel der Kurzwellenausbreitung und auf seine augenblickliche Forschungstätigkeit hin. 

November:  Erste Röhrensender mit einer Quarz-Steuerstufe werden ausgeliefert. In England werden die neuen Autoalarmgeräte vorgestellt und eingebaut Es handelt sich um das "Marconi Auto Alarm", das "RCC Auto Alarm Apparatus" der Communicate Comp. und das Siemens "Auto Alarm Device". 

November:  Im Reichsgesetzblatt Nr 29/1927 wird das Gesetz betreffend die internationale Übereinkunft über das Mindestalter für die Zulassung von Kindern zur Arbeit auf ..... veröffentlicht. Es bestimmt u.a., dass Personen, die das 14. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, im Schiffsdienst nicht beschäftigt werden dürfen. 

November:  Lyngby Radio/OXZ beginnt den Seefunkdienst auf Telegrafie. Bremerhaven Lloydhalle ändert die Wellenlänge von 1450 auf 1125 m, um den Rundfunkempfang weniger zu stören. Wenn Norddeich und Swinemünde den Wetterbericht ausstrahlen, darf Bremerhaven Lloydhalle nicht senden.

1. Dezember 1927: Am neuen neunmonatigen Bordfunkerlehrgang der DEBEG in Berlin nehmen 21 Funkschüler teil, von denen später 16 die Prüfung bestehen. 

1. Dezember: Seefunk-Telegramme mit dem Dienstvermerk =Lx = werden versuchsweise zwischen deutschen (DEBEG) und niederländischen Schiffen sowie deren Küstenfunkstellen zugelassen. 

Dezember: Über 90 % der neu mit Funkanlagen ausgerüsteten Schiffe werden immer noch mit Löschfunksendern bestückt. Die modernen Röhrensender findet man fast nur auf Fahrgastschiffen. Mit einem solchen (DEBEG 1 kW Röhrensender, Antennenstrom 10 A) meldet D "Sierra Ventana" einwandfreien Funkverkehr mit Norddeichradio bis zu 2.900 sm. 

Dezember: Funkbriefe nach Brasilien und Argentinien sind zu ermäßigten Gebühren (20 Worte = 15,40 RM) werden zugelassen. Der gebührenpflichtige Dienstvermerk lautet: DLT. Schmuckblatt-Telegramme sind jetzt auch über niederländische Küstenfunkstellen zugelassen. 

20. Dezember: Telefunken übergibt heute den stärksten Rundfunksender Deutschlands an die Reichspost. Es handelt sich um einen 75-kW-Sender, welcher doppelt so stark strahlt wie der Langenbach-Sender. Die Hf-Leistung wird mit 30 kW mit einer 70%-igen Aussteuerbarkeit genannt, daraus ergibt sich die Nennleistung im Regelbetrieb. Der Sender strahlt auf der Welle 1.250 m (240 kHz). Er verfügt über eine T-Antenne mit fast senkrechter Antennenniederführung, die Masthöhe wird mit 210 m angegeben und der Abstand der beiden Masten beträgt 450 m. 5 Bronzeseile sind auf 12 m Breite und 280 m Länge gespannt. Das Erdnetz wurde mit 15.000 m Bronzedraht und Metallröhren, die bis ins Grundwasser reichen, aufgebaut.  Der dreistufige Sender arbeitet mit einer Anodenspannung von 12 kV und die Endstufe ist mit sechs Röhren der Type RE 225 g (20 kW) bestückt. Der Röhren Wirkungsgrad wird mit 80 % angegeben (ETZ 20/1928)

Dezember: Nach einer Aufstellung des Welttelegraphenvereins in Bern ist die Ausrüstung mit Funkstationen nach Ländern geordnet wie folgt: England 4.019, Frankreich 1.478, Japan 1.015, Deutschland 878 , Norwegen 709, Italien 621, Spanien 450, Holland 445, Dänemark 348, Schweden 332, Kanada 312, USA: keine Angaben, alle anderen Länder zusammen ca. 300 Stationen (Zu gleichen Zeit meldet die Deutsche Reichpost 763 andere Quelle: 755)  Bordfunkstellen, die Differenz ist wahrscheinlich Reichmarine und/oder Behörden- fahrzeuge). In Deutschland gingen in diesem Jahr zwei neue Funksprech-Küstenfunkstellen der Reichswasserstraßenverwaltung in Betrieb: Stubbenkammer und Tönning. 

Dezember: Im abgelaufenen Jahr wurden in England 1235 Personen geprüft, die ein Seefunkzeugnis erwerben wollten. 527 (42 %) erhielten das Zeugnis 1. Klasse, 52 ( (4,14 %) das Zeugnis 2. Klasse. 53,85 % der Bewerber genügten den Anforderungen nicht. Zum Vergleich: Von den 1357 Bewerbern zur Prüfung zum 2. Steuermann in Großbritannien bestanden 892 (65,8 %). 

Dezember: Über deutsche Küstenfunkstellen wurden im abgelaufenen Jahr 70.295 Funktelegramme abgefertigt und zwar 18.282 Richtung Land-See und 56.609 Richtung See-Land. Dazu kommen noch 2.435 See-OBS- und 14 Seenottelegramme. Bei Norddeichradio betrug der Zuwachs gegen 1926 ca. 40 %. Bei den Prüfungsstellen für Bordfunker (Hamburg, Bremen und Kiel) wurden in diesem Jahr 222 Zeugnisse ausgegeben: Funkzeugnis 2. Klasse: 106 Nautiker, 14 Verwalter und 16 Schiffsleute. Dazu kommen noch 86 Hörmännerzeugnisse, davon wurden allein 73 in Bremen geprüft.


Neue Geräte 1927
November:  Die DEBEG liefert drei neue Sender:
  Spezialsender für Fahrgastschiffe (Orinoco – Mittel- und Langwellen - Sender) Telefunken S 289 (andere Quelle S 289 S) Leistung: 800 W. 3 Röhren RS 214. : Wellenbereiche: 600 - 800 m und 1 800 bis 2 500 m (andere Quelle: 100 - 600 kHz). Sendearten: A1 und A2. Spezialumformer.
  Kurzwellensender für große Fahrgastschiffe für 18, 24, 36 und 48 m mit auswechselbaren Spulen. 500 Hz - Umformer.
  Navigations Sender Telefunken S 251 N als Peilsender für Feuerschiffe.  600 - 1 100 m A1/A2. 
Neu ist auch der DEBEG/Lorenz Fünfröhren-Empfänger "LORE" mit Steckspulen. Drei Kreise werden im Gleichlauf abgestimmt. Der Frequenzbereich ist je nach Empfängervariante 67 kHz bis 2,7 MHz. Röhren: RE 144, RE 154 und RE 134. Der Lore-Empfänger wird später als 6-Röhren-Empfänger mit 4 im Gleichlauf abstimmbaren Kreisen angeboten. 

Neu auf dem Büchertisch 1927
„The wireless amateurs and experimenters diary and note book“ erscheint im Verlag Wireless World Iliffe & Sons, London und kostet einen Shilling. 
Ein zweites Buch aus GB: „Wireless direction finding and direction reception“ von R. Keen erscheint in der 2. Auflage bei Iliffe, London und kostet 21 sh.
Und ein drittes Buch aus dem Königreich: „Navigational Wireless“ von S.H. Long bei Chapman & Hall, London für 12,6 sh.
Im Verlag Chenmie, Berlin erscheint das Buch „Blätter für Funkrecht“ von Dr. Hoffmann. 
Der Kalender für Radio-Amateure des 4/5. Jahrgangs erscheint im Verlag Meyers zum Preis von 2,50 RM.
In der Akademischen Verlagsgesellschaft Leipzig erscheint das Buch „Heinrich Hertz, Erinnerungen, Briefe und Tagebücher“ von Dr. Johanna Hertz, der Tochter des berühmten Physikers. Es kostet 10 bzw. 12 RM. 
„Funkschaltungen“ heißt ein Buch von Dr. Ing. K. Mühlbrett, das im Verlag Jul. Springer, Berlin erscheint und 4,20 RM kostet. 
Dr. F. Banneitz ist der Herausgeber des „Taschenbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“. Das 1.220 Seiten starke Werk erscheint bei Springer, Berlin und kostet 64,50 RM.
Ebenfalls bei Springer erscheint „ Die wissenschaftlichen Grundlagen des Rundfunkempfangs. Herausgeber dieses 25 RM – Werkes ist Prof. Dr. Ing. K.W. Wagner.
Im Nachtrag für die 10. Auflage erscheint „Technische Navigation und Meteorologie“ von Dr. H. Meldau. Das Buch kostet 6 RM und wird von G. Winter, Bremen verlegt.
Das Buch „Praktische Radiotechnik Teil I Empfangstechnik von Dipl. Ing. K. Riemenschneider erscheint bei R. C. Schmidt, Berlin und kostet 8,50 RM.
Prof . Dr. H. Wigge ist der Autor des Buches “Rundfunktechnisches Handbuch, Teil II: Physikalische Grundlagen für Konstruktion und Schaltung von Spezial – Empfängern“. Verlag: M. Krayn, Berlin und der Preis: 12 RM. 
„Radiotechnik – Band 5 – Die Elektronenröhre“ von O. Sturner erscheint bei Guyter Berlin und kostet 1,50 RM.

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1928

1. Januar: Das Fernmeldeanlagengesetzes (Gesetz über Fernmeldeanlagen, FAG) in der ab heute geltenden Fassung wird im Reichsgesetzblatt I Nr. 2 S 8 abgedruckt und in Kraft gesetzt. Im 
§ 1 wird die Oberhoheit des Reiches über die Errichtung und das Betreiben aller Fernmeldeanlagen, nämlich Telegraphen-, Fernsprech- und Funkanlagen festgeschrieben. 
§ 2 regelt das Verleihungsrecht, 
§ 3 nennt genehmigungsfreie Fernmeldeanlagen, im 
§ 4 und werden Fernmeldeanlagen auf Fahrzeugen für die Schifffahrt und den Luftverkehr (deutsche und ausländische in deutschem Hoheitsgebiet behandelt, der 
§ 6 nennt das Verleihungsrecht und im 
§ 7 wird „jedermann“ das Recht eingeräumt, am Fernmeldeverkehr teilzunehmen. 
Weitere wichtige Inhaltspunkte: 
§ 9 Gebühren, 
§ 10 Telegraphen- und Fernsprechgeheimnis mit der Sonderregelung gegenüber dem Kapitän, 
§ 11 Unbeabsichtigt aufgenommene Meldungen, 
§ 12 Sonderregelung für Richter und Staatsanwalt, 
§ 13 Beschlagnahme von Telegrammen, 
§ 14 Anordnungsbefugnis des Führers eines deutschen Fahrzeuges gegenüber dem Funker, 
§ 15 bis 19 Strafandrohung (Gefängnis oder Geldstrafe), 
§ 20 bis 22: Durchsuchung und Außerbetriebsetzung, 
§ 23 Störungen und 
§ 24 sagt, dass Streitigkeiten in Fermeldeangelegenheiten vor ein ordentliches Gericht gehören. 

1. Januar: Das Gesetz über die Krankenversicherung der Seeleute vom 16.Dezember 1927 gliedert die Seeleute in die allgemeine Krankenversicherung ein. Beiträge werden zu 3/5 vom Seemann und zu 2/5 vom Reeder gezahlt. Erst ab Juni 1946 zahlen die Sozialpartner je die Hälfte der Beiträge Mit diesem Gesetz wird die Reederfürsorge auf Krankheiten an Bord und im Ausland sowie auf die Heimschaffung begrenzt. 

1. Januar: Aus der Heuerübersicht der SBG: Der Funkbeamte I erhält 260 und ein Funkbeamter III 160 Mark monatlich. 

13. Januar: Verbandstag des Verbandes Deutscher Funkoffiziere und -Beamten e.V. in Hamburg. Man will sich mit Schiffsoffiziersvereinigungen zusammentun, um auch für die Funkoffiziere den Acht-Stunden-Tag einzuführen. 

Januar:  In der ETZ 2/1928 wird u.a. berichtet, dass ein regelmäßiger Tages-Funkverkehr auf der 15-m-Welle zwischen New York und Buenos Aires und mit der 25 bzw. 75 m-Welle ein Nachtverkehr über den Atlantik und den Pazifik von den USA aus betrieben wird. 

1. Februar: Die italienischen Küstenfunkstellen Rom/JDO, Maddalena/JCH, Vittoria/JCV, Tarent/JCT, Ancona/JQW und Derna/JCO verbreiten Warnnachrichten nicht mehr auf 600 m, sondern auf 750 m. 

15. Februar: Die europäischen Langwellenstationen Norddeich, Devizes, Le Havre, Scheveningen, Bergen und Gothenburg erhalten je eine Haupt- und zwei Nebenwellen. Bei Norddeichradio: 2290 m (Hauptwelle, 20 kW) und 2440/2098 (Ausweichwellen 10 bzw. 5 kW). 

Im Februar empfängt der Dampfer "Berengaria" eine auf Kurzwellen ausgestrahlte Fernsehsendung. Zuvor gelingt es dem englischen Physiker John Logie Baird, auf Kurzwellen eine Fernsehsendung von London nach New York zu übertragen. 

Februar: Die Deutsche Reichspost hebt die Bestimmung auf, nach der ein Bordfunkzeugnis 2. Klasse eine nur einjährige Laufzeit mit formloser Nachprüfung jährlich hat. In vorhandenen Zeugnissen wird dieser Vermerk gestrichen und eine Nachprüfung nur bei Verstoßmeldungen angeordnet. 

Februar: In der ETZ (7/28) berichtet A. Meißner – der wenig später (Mai 1928) zum Honorarprofessor an der Technischen Hochschule Charlottenburg ernannt wird – über seine Kurzwellen-Versuche zwischen Deutschland und Südamerika. Er benutzt die 15 und 11 m Welle und verwendet dabei „Strahlwerfer“, das sind gleichphasig schwingende hintereinander angeordnete Strahler und einen parabolischen Reflektor. Den besten Abstrahlwinkel findet er bei 35 Grad. Etwas  später (März) wird von Richtstrahlversuchen in Nauen mit Halbwellenstrahlern mit Reflektor berichtet. In Rio de Janeiro wird ein Empfangsmaximum bei ca. 38 Grad Abstrahlwinkel beobachtet und ein kleineres Maximum bis 80 Grad festgestellt. 

März: In einer Aufstellung der Küstenfunkstellen, die Wetterberichte senden, sind u.a. aufgeführt: England: Humber/GKZ, Seaforth/GLV, Niton/GNI, Malin Head/GMH, Wick/GKR, Valencia/GCK, Cullercoats/GCC, Portpatrick/GPK, und Fishguard/DLK (Rufzeichen unklar). Russland: Chaborowsk/RHO (auf Kurzwelle /RTN), Nikolajewsk/RLL, Wladiwostock/RST. 

März: Die neue englische Küstenfunkstelle Humber Radio/GKZ (ersetzt Grimsby Radio) richtet eine Funkwache auf 220 m zur Aufnahme von Telegrammen von Kleinfahrzeugen ein. 

März: Die von der DEBEG mit Kurzwellenanlagen ausgerüsteten Fahrgastschiffe "Resolute" / DDCG (andere Quelle: Rufzeichen DDFG)" (Indischer Ozean), "Cap Polonio" / DDCT (Mexiko) und "Cap Arcona" / DHDL (La Plata) melden regelmäßigen Funkverkehr. Die Langwellen-Röhrensender werden von der DEBEG auf 15 einstellbare Wellen umgerüstet. Das sind 6 Wellen (von 1875 - 1987 m), die ausschließlich den Bordfunkstellen zugewiesen sind und 10 Wellen (von 2041 bis 269 m), die nur benutzt werden dürfen, wenn die Küstenfunkstellen sie nicht benötigen. 

15. März: Die Seefahrtschule Hamburg sucht einen Funklehrer. Gezahlt wird Gruppe XI, gefordert wird Funkzeugnis 1. Klasse und "absolute Beherrschung eines Tempos von mindestens 100 BpM". 

28. März: Geburtsstunde der Namensgebung der deutschen Küstenfunkstellen. Im Amtsblatt 29/1928 der DRP wird verfügt, dass die Küstenfunkstellen der DRP fortan folgende Bezeichnung führen: Norddeichradio, Bremerhaven Radio, Cuxhaven Radio, Helgoland Radio und Swinemünde Radio.  Bei Funktelegrammen an Schiffe in See über eine dieser Küstenfunkstellen ist mithin in der Anschrift (an letzter Stelle) der neue Name zu setzen. Die Neubezeichnung zählt in der Anschrift als ein Taxwort. 

1. April: Die ungedämpften Langwellen werden im Bereich Nordatlantik neu verteilt. Bordfunkstellen arbeiten auf: 153, 155, 157, 159 und 160 kHz. 
Für Schiff-Schiff Funkverkehr: 151 kHz. 
Küstenfunkstellen:
East Hampton 125 und137 kHz, Louisburg 127 und 139 kHz, Chatham: 129 und 141 kHz, Norddeich: 131 kHz,  Gothenburg 133 kHz, Scheveningen 135 kHz, Le Havre 145 kHz, Bergen 147 kHz und Devizes 149 kHz
Die 143 kHz ist die Anrufwelle für den Langwellendienst. 

1. April: Im Amtsblatt 7/28 des RPM wird ein Verzeichnis der niederländischen Bordfunkstellen veröffentlicht, die mit der Zustellung von Lx-Seefunktelegrammen betraut sind. Dieser Dienst wird von der Reichspost versuchsweise zugelassen. Die o.e. Liste umfasst ca. 90 Schiffe, von denen nur wenige mit ihrem Unterscheidungssignal genannt werden, z.B.: Kinderdijk/PYY, Oranje Nassau/PDE und Nassau/PEM. 

April: Zahlreiche Küstenfunkstellen des Ostseeraumes beteiligen sich am Eiswarndienst für den Bereich Ostsee auf der Welle 1.100 m. Neben den deutschen Küstenfunkstellen Norddeich/KAV und Swinemünde sind dies u.a. in: Schweden: Karlsborg/SAJ, Estland: Hapsal/AZI, Lettland: Riga/KCX, Russland: Dietskoje/RET, Finnland: Sandhams/OJA. 

April:  Eisberichte für den Atlantik senden Washington/NAA, Boston/NAD, New York/NAH und Norfolk/NAM. Außerdem der vor Neufundland stationierte Kutter mit dem Rufzeichen NIDK. 

12. April: Start der ersten gelungenen Ost-West-Überquerung des Atlantik mit der Junkers G 32 (andere Quelle W 33) "Bremen" von Irland (Köhl, v. Hünefeld und Fitzmaurice) ohne Funkausrüstung. Landung  nach Benzinmangel auf Greenly Island. Eine Funkanlage wird nicht mitgenommen, weil sie ca. 90 kg wiegen würde und man sich für eine Mehrausrüstung mit Treibstoff entscheidet. 

April 28: Die Bordfunker-Prüfungsstelle Hamburg war bisher für Prüfungen zum Bordfunkzeugnis 2. Klasse, des Funkzeugnisses für Hörleute und des Bordfunkzeugnisses 1. Klasse (Vorstufe) zuständig. Ab sofort kann auch die Prüfung zum Zeugnis 1. Klasse (Hauptzeugnis) in Hamburg abgelegt werden. Dafür mussten die Kandidaten bisher zum Reichspostzentralamt (Telegraphentechnisches Reichsamt) nach Berlin fahren. 

1. Mai: Im Amtsblatt 39 der Reichspost wird darauf hingewiesen, dass bei der DEBEG noch Bedarf an Bordfunkern besteht. Es können also wieder Beamte, die schon im Borddienst beschäftigt waren, für ein halbes oder ein ganzes Jahr für die Fahrtzeit beurlaubt werden. (VÄ legen der OPD Listen der Bewerber vor, wenn diese keine Bedenken hat, erfolgt die Weitergabe an das RPM). 

Im Mai Seenotfall "Tashmo" im Golf vor Tehuantepec. Das Schiff mit 11 Fahrgästen und 26 Mann Besatzung treibt im Sturm (Stärke 8) mit ausgefallener Maschine in Richtung Pazifik. Es hat eine funktionsunfähige Funkstation an Bord und keinen Funker angemustert. Nach US Gesetzen müssen damals nur Dampfer (also keine Motorschiffe), die mehr als 50 Personen an Bord haben, 2 Bordfunker mitführen und eine 24-Stunden-Funkwache sicherstellen. So wird die Signalflagge NC (ich bin in Not) gesetzt. Raketen erweisen sich als unbrauchbar. Fahrgäste und ein Hilfssteward (ein Überarbeiter, der für einen symbolischen Monatslohn von 30 Cent an Bord ist) versuchen, die desolate Station (kein Schaltbild, Brandspuren an den Geräten, lose Kabel) zu aktivieren. Am 7. Mai funktioniert der Sender und das Schiff sendet blind: "SOS de KOXD 12:45 N 95:05 W". Der Tanker "Hadnot" übernimmt die Fahrgäste und schleppt das Schiff nach Salina Cruz. 

Mai: In England wird eine neue Küstenfunkstelle eröffnet: Devils Point/GXD, Arbeitswelle: 1.100 m. 
Die Küstenfunkstelle Tsingtau/XORT sendet Zeitzeichen. 
Spanien: San Fernando Cadiz/EBY sendet jetzt auch Zeitzeichen, ebenso Morre de S. Januario/POT in Brasilien (bei Rio) auf 34,4 m.
Ägypten: Neu ist Kosseir Radio/SUH auf 600-800 und 2.400 m. 
In Italien wird Cagliari Radio/JPD eröffnet, Arbeitswelle 2.400 m. 
Schweden: Göteborg/SAB hat jetzt einen Kurzwellensender (36,4 m) und Karlsborg/SAS einen solchen auf 31,8, 43 und 52,2 m. 
Die Großfunkstelle Abou Zabal bei Kairo mit dem Rufzeichen SUZ sendet Seuchenmeldungen für den gesamten Nahen Osten.
Casablancaradio/CNP sendet jetzt mit 2 kW auf 2.100 und 2.400 m. 
In Afrika sind neu in der Luft: Port Gentil/HZU (75 W 40 m) und Brazzaville/HZM mit 50 Watt auf 33 m (9.090 kHz). 

Am 25. Mai verunglückt das Luftschiff "Italia" in der Nähe des Nordpols auf der Eisinsel Foyn nördlich von Spitzbergen. Besatzung: 15 Mann. 6 Tote beim Wiederaufstieg und Explosion der Ballonhülle. Der Funker Biaggi kann einen 25 W-Sender in Betrieb setzen. Nach vielen vergeblichen Notrufen empfängt am 2. Juni der russische Amateurfunker Schmidt die Meldung: SOS ROA FOYN NOBILE. Im Juni wird die Rettungsaktion für die Überlebenden von Russland aus durchgeführt. General Nobile lässt sich als Erster retten.

27. Mai: Telefunken feiert das 25-jährige Bestehen. In einem Aufsatz würdigt Dr. Ing. eH Hans Bredow die Verdienste der Gesellschaft in der ETZ (21/1928). Der Fachwelt wird aus diesem Anlass präsentiert: Das Senderkaleidoskop: Vom Knallfunken- über den Löschfunken- zum Röhrensender. Neu sind die Kurzwellensender, dazu die Peiler und Empfänger. Fast alle Rundfunksender in Deutschland und viele europäische Radiosender hat Telefunken gebaut. 
 In der Literatur taucht immer öfter der Ausdruck "fremdgesteuerter" Sender auf. Bedeutung: Die Frequenz des Steuergenerators wird durch besondere Schaltungsmaßnahmen konstant gehalten. 

Mai: Eine Funksprech-Versuchsanlage von Telefunken wird in Cuxhaven (Wachstation Schifffahrtsamt und Reededampfer "Grimmershorn") in Betrieb genommen. Ausrüstung: Sieben-Röhren-Überlagerungsempfänger und 2-Watt-Sender. Wellenlängen: 75 m (4 MHz) und 85 m (3,5 MHz). 

2. Juni: In Poleymieux bei Lyon wird das ehemalige Wohnhaus von A. M. Ampere jetzt als Museum der Öffentlichkeit übergeben. In dem Haus befinden sich Original Apparate und Schriften des Physikers. 

12. bis 15. Juni: IV. Internationale Schifffahrtskonferenz in London. Die 14 Teilnehmerstaaten bereiten u.a. die für das Frühjahr 1929 geplante Schiffssicherheitskonferenz vor. Man berät z. B. über die Modifizierung der vom Washingtoner Vertrag geforderten Morsegeschwindigkeit (100 statt 80 BpM) für das 2. Klasse-Zeugnis. Angedacht wird ein "Safety Operator Certificate", da für den Notverkehr keine große Morsegeschwindigkeit gefordert wird. 

Juni: Die Gesamtzahl der auf deutschen Schiffen installierten Bordfunkstellen beträgt jetzt ca. 800. Am deutschen Hochseerundfunk nehmen 200 Schiffe teil. 

Juni: In Deutschland gibt es eine Übereinkunft über den Funkdienst bei Transozeanflügen. Norddeichradio soll ein Flugfunkwetter ausstrahlen, die Verkehrsgeschwindigkeit mit Flugzeugen soll lediglich 60 BpM betragen. Als Verkehrswelle für Telegrafie (ausnahmsweise für Telephonie) wird 900 m, für den Funkpeildienst 800 m vorgesehen. 

Juni: Neuregelung der Sammelanrufe: Norddeichradio und die anderen deutschen Küstenfunkstellen senden dreistündlich, Scheveningenradio zu Anfang jeder Stunde und Devizes sendet ebenfalls alle drei Stunden. Ab 1. Juli heißt diese Küstenfunkstelle Portishead Radio. Das Rufzeichen GKU wird weiterverwendet. 

Juli:  Norddeichradio beginnt die Aussendung des Blindfunks (einseitiger Dienst) auf der Welle 2290 m (ungedämpft) jetzt mit dem allgemeinen Anruf an alle deutschen Bordfunkstellen (Sammelrufzeichen) "DEUT". Angesprochen werden Schiffe außerhalb von 200 km bis ca. 50 Grad West. Der Reeder beantragt den Dienst bei der zuständigen Oberpostdirektion. Gesendet wird dreimal täglich. Die Empfangsbestätigung erfolgt über deutsche Bordfunkstellen mit einem Röhrensender. 

Juli: Für die deutschen Küstenfunkstellen gelten ab jetzt nach den Bestimmungen des Weltfunkvertrages von Washington die Bezeichnungen Phare (Feuerschiffe), Gonio (Borkum, List und Nordholz), Radio (Funkstellen für den Telegrafenverkehr). 

Juli: Neues von den Auto-Alarm-Geräten, die 1928 noch "Automatische Seenot-Anruf-Funkempfänger" heißen. Die Bremer Funk-Firma Hoffmann hat ein solches Gerät zum Patent angemeldet und führt Dauertests im Labor und Feldversuche mit dem NDL-Seebäderdampfer "Roland" und Bremerhaven Radio durch. Die DEBEG weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der Washingtoner Funkvertrag lediglich das Alarmzeichen und Grundzüge des Auto-Alarm-Gerätes festgelegt hat, über die Ausrüstung bestimmt die nächste Schiffssicherheitskonferenz. Lediglich England hat seit 1927 drei Geräte (Radio Comm. Co., Marconi und Siemens Brothers) zugelassen. Von dort verlautet, dass bereits 500 Schiffe mit den neuen Geräten ausgerüstet sind. Das Einführungsdatum des neuen Alarmzeichens ist übrigens erst der 1. Jan. 1929. 

28. Juli: Seenotfall „Zaire“. Das portugiesische Kanonenboot sendet SOS, der Seenotruf wird vom D „Antonio Delfino“ der HSDG gehört, welcher den Havaristen sicher nach Las Palmas schleppen kann. 

August:  Ein Versuchsprogramm zur Erprobung des neuen Telefunken/DEBEG Autoalarm-Empfängers wird gestartet. Teilnehmer: Schnelldampfer "Cobra" der Hamburg-Amerika-Linie mit dem Autoalarmgerät und D. "Kaiser" (sendet mit dem Notsender) sowie die Küstenfunkstellen Norddeich- und Cuxhaven-Radio mit guten Ergebnissen. Vom AA-Gerät ist bekannt: 3 Röhren (Hf, Audion ohne Rückkopplung, Nf-Verstärker), Gleichrichter und polarisierte Relais. 

August: Zur Erforschung der Kurzwellen-Ausbreitung wird an der Seewarte Hamburg (Am Stintfang) eine Versuchsanlage installiert. Rufzeichen: D4AFI, Antennenleistung ca. 30 Watt. Gearbeitet wird auf den für den privaten Funkversuchsbetrieb freigegebenen Kurzwellen unter 100 m (ab ca. 3 MHz). 

August: Bei der Funkabteilung der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt in Berlin-Adlershorst,wird eine Versuchsreihe durchgeführt, welche die heute gebräuchlichen Flugzeug-Antennen untersuchen soll. Ergebnis: Die Schleppantenne hat nicht, wie oft behauptet wird, die günstigsten Strahlungsverhältnisse und die heute gebräuchliche Flugzeugwelle 900 m hat einen relativ schlechten Wirkungsgrad. 

29. August: Das ehemalige Linienschiff „Zähingen“ wird mit Kork gefüllt, um es unsinkbar zu machen. Es wird unbemannt und per Funk ferngelenkt als Ziel für die Schießübungen der Marine eingesetzt. 

31. August: Heute öffnet die 5. Deutsche Funkausstellung in Berlin. Besondere Aufmerksamkeit erregen die Fernseher von Karolur und Mihaly. Bei den Rundfunkgeräten gibt es erste Kurzwellen-Empfänger-entweder als Komplettgerät oder als Vorsatz für normale Rundfunkgeräte. Die Zahl der Rundfunkteilnehmer hat im Deutschen Reich die 2,5 Millionen-Marke überschritten. 

1. September: Die Seefahrtschule Bremen kündigt einen Lehrgang für Bordfunker 2. Klasse an. Ein weiterer Lehrgang soll am 4. Februar 1929 folgen. Auch Hamburg kündigt einen Lehrgang für den 3. Sept. an. 

September: Zu der bereits in Betrieb befindlichen Langwellen-Übersee-Funksprech-Verbindung London – New York gehen jetzt die beiden Kurzwellen-Sprechfunk-Verbindungen Berlin – Buenos Aires und Holland – Java (beide ca. 12.000 km) in Betrieb. 
Der 20 kW-Sender in Nauen ist mit „Strahlwerfer“-Antennen ausgerüstet und der holländische 25 kW-Sender steht bei Kootwyk (Apeldoorn). Benutzt werden die Wellen 18,4 und 15,96 m. 

September: Das Institute of Radio Engineers in New York hat zwei deutsche Wissenschaftler ausgezeichnet. Prof. Dr. J. Zenneck erhält die Institute Medal of Honor und Prof. Dr. A. Meißner wird zum Vizepräsidenten des Institutes gewählt. 

1. Oktober: Die Sonderfunkstelle des Norddeutschen Lloyd (Bremerhaven Lloydhalle) sendet auf Anweisung der Deutschen Reichspost auf der neuen Welle 175 m. 

Oktober: Nach einem Aufsatz in der ETZ (41/1928) gibt es in Europa ca. 200 Rundfunksender, darunter die zwei Langwellen-Sender Chelmsford (24 m) und Hilversum (31,4 m). Die übrigen Sender arbeiten in den Bereichen 113 – 297 kHz und 510 – 1270 kHz. Die meisten Rundfunkhörer (Stand Januar 1928) haben Großbritannien (2,39 Mio.)und Deutschland (2,01 Mio), die wenigsten hat Litauen (5.700).

19. Oktober:  Die Reichspost gibt bekannt, dass die Funkstelle auf dem Luftschiff LZ 127 (Graf Zeppelin) zum allgemeinen öffentlichen Funkverkehr zugelassen ist. (Telegramm-) Gebühren: Übliche Land- und Küstengebühren, dazu kommt eine Flugfunkgebühr von 80 Rpf pro Wort. 

September: In der Universität Freiburg i. Br. reicht K. FD. Schotzky eine Dissertation mit dem Titel „Eine Löschfunkenstrecke mit rasch rotierenden Elektroden und ihre Verwendung zur Wirbelstromerhitzung“ ein. 

Oktober: Zahlreiche Schiffsfunkgesellschaften haben sich zum Comité International Radio Maritime (CIRM) mit Sitz in Brüssel zusammengeschlossen. Unter den Gründungsgesellschaften sind Marconi International Marine, London, Hispano Radio, Madrid, Radio Maritime, Paris, Société Anonyme Int. de Télégraphie sans Fil, Brüssel, Radio Holland, Amsterdam, DEBEG, Berlin, Norsk Marconi Kompani, Oslo, Societe Italiana Radio Marittima, Rom, RCA, New York und Comp. National de Communicacoes, Rio de Janeiro. Bezweckt wird eine Zusammenarbeit auf den Gebieten Funktechnik, Funkverkehr und gegenseitige Vertretung auf internationalen Kongressen. 

Oktober: Aufgrund der Beschlüsse des Weltfunkvertrages Washington 1927 werden in England neue Bestimmungen über Seefunkzeugnisse erlassen (veröffentlicht in der Handelsschifffahrtsverordnung und in den Notices to Wireless Telegraph Operators). So wird ein nach den Bestimmungen von 1912 ausgestelltes 1. Klasse Zeugnis in ein neues 2. Klasse Zeugnis umgetauscht, ein 1912-er Zeugnis 2. Klasse wird am 31. Dezember 1929 ungültig. Für alle anderen Umtauschaktionen sind bestandene Prüfungen erforderlich. 

November: Das Luftschiff LZ 127 "Graf Zeppelin" / DENNE beginnt den Funkverkehr mit Norddeichradio auf der Kurzwelle, später kommt LZ 129 "Hindenburg" / DEKKA dazu. Die "Zeppelin"-Station: 1 Röhrensender 575 bis 3.00 m, 140 W, Anodenspannung 1,5 kV. Ein 70 Watt Röhren-Notsender 300 - 1.300 m, ein Generator mit Propellerantrieb, dazu ein Akkumulator. Empfänger: 3 Telefunken Dreikreiser 120 - 2.500 m. Antennen: 2 Litzen, je 120 m mit Beschwerung, Motor und Handkurbel. Versuchsweise kommt ein 2-Watt-Kurzwellen Sender der Deutschen Versuchsanstalt für Luftfahrt (10 - 280 m) und ein Kurzwellen-Empfänger an Bord. Funkoffizier W. Dumke meldet 200 gesendete und 120 empfangene Telegramme mit zusammen ca. 11.000 Worten (andere Quelle: 484 Telegramme mit über 10.000 Worten und 160 Pressetelegramme mit fast 9.000 Worten). Besonders mit den Dampfern "Columbus", "Berlin" und "Windsor Castle" wird auf See und mit Chatham/RCA wird bis zu einer Entfernung von 1.400 sm zufriedenstellend gearbeitet. Auf dieser Reise wird die erhöhte Bordgebühr von 80 Rpfg pro Wort erhoben. Nach der ersten Reise wird eine Telefunken Kurzwellen Station (ein 50 Watt Sender 16-80 m, ein 5-Röhren Empfänger mit rückgekoppeltetem Doppelaudion mit 2 NF-Stufen mit Überlagerer 10 bis 150 m) eingebaut.

November:  Holst und Tellegen (Philips NL) erfinden die Pentode. 

12. November: Seenotfall "Vestris" mit 209 Geretteten und 153 Toten an der amerikanischen Ostküste 240 Meilen südöstlich von Sandy Hook. Der Kapitän des überladenen und im Sturm leckgeschlagenen Schiffes hat mehrere Tage gezögert, bis ein Seenotruf abgeschickt wird. Der D. "Berlin" steuert die Unfallstelle mit dem Funkpeiler an und rettet 22 Personen.  Unter den Toten auch der 1. Funkoffizier Michael J. O'Loughlin, der durch unermüdlichen Einsatz und bis zuletzt saubere, ruhige und fehlerfreie Gebeweise auffällt. Die amerikanische Veteran Wireless Operators Association sammelt 1.400 US-Dollar für seine Eltern. Von der Marconi-Gesellschaft erhalten die Angehörigen der auf See gebliebenen Funkoffiziere die üblichen 100 Pfund Sterbegeld und eine kleine Rente. Einen Bericht über den Funkverkehr hat der 1. FO D. "Berlin", P. Schuch zusammengestellt: 09.56 EST: Vestris sendet SOS, Tuckerton/NJ wiederholt: SOS from s/s vestris in lat 37.33 n 71.08 w please any vessel in vicinity advise posn immediately. Berlin bestätigt und ändert Kurs, Entfernung 180 sm. Um 11.10 EST  "s/s vestris sinks slowly needs help immediately we may have to take lifeboats any minute". Küsten- und Seefunkstellen peilen und verbessern Seenotposition. 13.16 Vestris an Tuckerton: "cant wait any longer gg (going) abandon ship please do you ....." - undeutliche Zeichen, dann Stille. Danach stark einsetzender Funkverkehr durch amerikanische Presseagenturen, die Näheres erfahren wollen bis Berlin klärt: "pse advise if proceeding to ascertain what is going on". Am Untergangsort suchen: "Wyoming", "Davis", "Acushnet", "American Shipper", "Collamer", "Santa Barbara", "Ohio Maru", "Giorgio Ohlsen", "Myriam" (findet erstes Rettungsboot mit Fahrgästen) und "Berlin". Alle acht Boote und ein Floß werden gefunden, D. "Berlin" hat lt. Tagebuch insgesamt 51 Meldungen empfangen und 25 gesendet. Das Seeamt macht dem Kapitän später den Vorwurf der Verzögerung der Seenotmeldung per Funk. Erst im Februar 1936 spricht ein New Yorker Gericht auf die Klage der Hinterbliebenen der Opfer ein Urteil, das die Reederei zur Zahlung von 110.000 £ (ursprüngliche Forderung 500.000 £) verpflichtet (Kurs 1936: 1 £ = RM 11,30)

November:  Mit dem US-Patent 1 683 072 baut Hebern eine "elektrische Schlüsselmaschine" mit fünf Walzenscheiben, die parallel zur Tastatur angebracht sind, und verkauft einige dieser Schlüsselmaschinen an die US Navy.

1. Oktober: Die Rufzeichenumstellung und neue Wellenverteilung für deutsche Küsten- und Bordfunkstellen entsprechend den Beschlüssen der Weltfunkkonferenz Washington mit 3 bzw. 4 Buchstaben aus den Reihen DAA-DAZ, DBA-DBZ und DCA-DCZ tritt in Kraft. Norddeich/DAN ist neben der Hauptwelle (750 m) noch mit den Kurzwellen 5.670, 8.330, 22.340 und 16.665 kHz in der Luft. Weitere neue Rufzeichen: Bremerhaven/DAB, Bremerhaven Lloydhalle/DAL, Cuxhaven/DAC, Swinemünde/DAS, Helgoland/DAH, Kiel/DBK, List/DBL, Neumünster/DBR, Nordholz/DBN, Pillau/DBP, Saßnitz/DAZ, Stralsund/DBS, Stubbenkammer/DCR, Tönning/DCS, Warnemünde/DBA, Wilhelmshaven/DBR, Robbenplate/DCU. Die Peilfunkstellen: Nordholz/DBZ, List/DBT und Borkum/DBM, die Peilwelle bleibt 800 m. 

November: Das neue Internationale Verzeichnis der Funkstellen besteht aus 5 Bänden: 
1. Feste und Landfunkstellen  2. Funkstellen für Sonderdienste  3. Schiffsfunkstellen   4. Flugfunkstellen  5. Rundfunksendestellen.
Band 1 bis 4 erscheinen auch in deutscher Sprache. Dazu kann ein aus 15 Blättern bestehendes Kartenwerk für RM 1.- bestellt werden. 

November: Im Heft 46/1928 der ETZ werden einige Daten der englischen Großstation Rugby veröffentlicht. Es handelt sich um die Station die in der Hauptsache den Fernmeldeverkehr mit Australien bedient. In der Sendestelle stehen ein 500 kW-Röhrensender für Telegraphie (18.000 m) und ein 200 kW-Röhrensender für Telefonie. Den Anodenstrom liefert eine spezielle Hochspannungsmaschine. Als Antenne dienen zwei Reusenantennen aus je 8 Bronzelitzen (Durchmesser der Reuse 3,65 m), die zwischen zwei 250 m hohen Masten hängen. Ein 250 m breites Erdungsnetz wurde eingepflügt. 

28. November: Auf der Festsitzung des Elektrotechnischen Vereins gemeinsam mit der Heinrich Hertz Gesellschaft wird die goldene Heinrich Herz Medaille an Prof. Dr. phil.  Heinrich Barkhausen für seine Arbeiten über die Erregung von Schwingungen und über die Wirkungsweise der Verstärkerröhren verliehen.

November:  Das durchschnittliche Bruttomonatsgehalt eines Angestellten im Deutschen Reich beträgt RM 243.- pro Monat. 

1. Dezember: Die funktelefonische Ausstrahlung der Nachrichten für Seefahrer wird anstelle auf der Norddeich-Welle 1.800 m jetzt auf der Welle des Deutschlandsenders 1.069 m erfolgen. 

10. Dezember: Der Funk-Fernsprechverkehr zwischen Deutschland und Buenos Aires wird eröffnet. Dieser Dienst wird auf den Kurzwellen 44,83 und 15,34 m durchgeführt. In Nauen steht ein 20 kW-Röhrensender. Als Antennen dienen „Strahlwerfer“ (Halbwellen- Dipole mit Refeflektor) und als Empfangsantenne wird eine Anordnung aus 12 senkrecht gespannten Drähten benutzt. Damit ist für ca. 4-5 Stunden am Tag ein Normalbetrieb gewährleistet. Die Gebühren wurden von anfänglich 60 auf 42 RM für 3 Minuten gesenkt. 

Dezember: Neues von Küstenfunkstellen: 
Deutschland:  Nauen erhält anstelle des Rufzeichens POZ das neue Kennungssignal DFY. 
Kielradio/DBK ändert die Arbeitsfrequenz von 435 in 441 kHz (680 m). 
Der Verkehr von Bremerhaven Lloydhalle Radio auf Welle 175 m wird auf Überseefahrgastschiffe beschränkt. 
Aden Radio ändert das Rufzeichen in GZQ, 
In Brasilien sind die Küstenfunkstellen Fernando de Noronha/PNG, Natal Norte/SNR und S. Luiz de Maranho/SOM neu in der Luft. 
In Kalifornien geht Palo Alto/KRK auf 27,16 und 54,22 m in Betrieb. 
Italien: Neue Küstenfunkstelle Trapani/ICP auf 600 m. Kapstadt Radio/VNV sendet ein neues Zeitsignal. 
In Belgien senden Ostende und Antwerpen stündlich Sammelanrufe. 
Polen: Neu ist Pck Radio/AXS (früher Putzig). 
In Guatemala geht Quezaltenango Radio/LVD mit einem Telefunken-Sender und 
in Argentinien Monte Grande/LPZ mit einer Telefunken Hochfrequenzmaschine in Betrieb. 
Auf den Philippinen eröffnet Tandag/KZTG auf 600, 775 und 925 m. 
In den USA ist neu: 
New York Radio/WSF auf 600, 675, 2.08 und 2.222 m und Sayville/WSL auf Kurzwelle im 17, 26, 35 und 53 m-Band. 

Dezember: In England können zwei Versionen des neuen Funk-Sonderzeugnisses erworben werden: Sonderzeugnis A (für Teilnehmer am allgemeinen Seefunkverkehr, Morsegeschwindigkeit 80/100 BpM wie Zeugnis 2. Klasse), Sonderzeugnis B (für Teilnehmer am nichtöffentlichen Verkehr auf 220 m (1565 kHz), Morsegeschwindigkeit nur 3 Minuten 12 WpM fehlerfrei). Im Bericht einer englischen Untersuchungskommission heißt es u.a.: "Nach sachverständigem Urteil ist die  geforderte Geschwindigkeit von 20 Wörtern in der Minute von Personen im Lebensalter von mehr als 22 Jahren überhaupt nicht mehr und in Ausnahmefällen nur noch nach harten Bemühungen  und mit äußersten Schwierigkeiten zu erreichen". In den USA wurden im Zeitraum 1927 bis 1928 insgesamt 5.700 Seefunkzeugnisse 1. Klasse und 1.400 Zeugnisse 2. Klasse ausgegeben. 

Dezember: Der DEBEG Funkpeiler E 358 erhält einen Lautstärkeregler. 

Dezember: Bei den Prüfungsstellen der Reichspost (Bremen, Hamburg, Kiel und Stettin) wurden 1928 insgesamt 159 (See) Funkzeugnisse ausgestellt worden. Im einzelnen: 
Hamburg: 79 Zeugnisse 2. Klasse und 4 Hörmänner, 
Bremen 54 Zeugnisse 2. Klasse und 116 Hörmänner, 
Kiel 16 und Stettin 10 Zeugnisse 2. Klasse. 
Von den Prüflingen waren 107 Nautiker, 43 andere Schiffsoffiziere und 9 Schiffsleute.
Im Jahr 1928 wurden von den deutschen Küstenfunkstellen 100.563 Telegramme mit ca. 1,2 Mio. Worten, davon im öffentlichen Verkehr 90.280 Telegramme abgefertigt. Dazu kommen 504 Seenottelegramme, 5.474 See-OBS Telegramme und im Hochseerundfunk wurden 1.389 Nachrichten an 139 Teilnehmer ausgestrahlt. 

Dezember: Die Zahl der deutschen Bordfunkstellen wird mit 818 angegeben und 152 Schiffe waren mit einem Bordfunkpeiler ausgerüstet. 


Neue Geräte 1928
Neu bei der DEBEG:
Grenzwellen Telephoniesender Telefunken Spez. 215 S ( S 215 S) mit 120/70 Watt im Holzgehäuse. Wellenbereich: 95 - 200 m (Telephonie) und 600 m (500 kHz, Telegrafie). Röhrenbestückung: RS 31g und RV 70. Mit Spezialumformer 24 V. 
Motor-Rettungsboot-Station DEBEG Rb. St. 1199 für 600 m (500 kHz) und eine Ausweichwelle. 
Für die Navigation: Kleinpeiler Telefunken E 388 N mit Gehäuse und Dreh-Rahmen als starre Einheit. 940 - 2000 m und 420 - 1 000 m (Navigations- und Rundfunkbereich). 
Neu ist auch der Telefunken-Kurzwellen-Empfänger E 362 S mit 5 Röhren. Mit seiner besonderen Telegrafieüberlagerungsstufe eignet er sich besonders für den Empfang der Schiffspresse.
Weiter weist die DEBEG auf ihre regelmäßigen Mittwoch-Vorträge hin, die jetzt in eigenen Räumen am Reiherdamm 47 stattfinden. 

Marconi Marine (GB) hat einen neuen Seefunk-Hauptempfänger im Programm der die Bezeichnung 730 führt. Das mit Pentoden bestückte Gerät hat steckbare Spulen, ein separates Empfangsteil für das Zeitzeichen von Rugby Radio (16 kHz), sowie für die Frequenz 600 m (500 kHz). Falls der Röhrenteil defekt ist oder die Stromversorgung nicht funktioniert, kann über den Hauptschalter 
(off-tune-600m-crystal) ein von vorn aufsteckbarer Detektor als Empfangsgleichrichter genutzt werden. 


Neu auf dem Büchertisch 1928
Zum Preis von 4 RM erscheint der Deutsche Radio Kalender im 1. Jahrgang bei A. Radeke, Berlin. 
Bei Springer in Berlin erscheint „Vereinfachung und Verbesserung des Radioempfangs von E. Schwandt. Das Buch kostet 4,20 RM.
Als Nachfolger der „Blätter für Funkrecht“ erscheint die Zeitschrift „Archiv für Funkrecht“ bei Springer. 
Die Festschrift „25 Jahre Telefunken“ über den Zeitraum 1903 bis 1928 ist nicht im Buchhandel erhältlich. Sie berichtet in drei Teilen über „Werden und Wirken“, „Erinnerungen und Erlebnisse“ und „Chronik der Mitarbeiter“.
Das Buch „History of radio telegraphy and telephony“ von G. Blake wird von Chapman & Hall in London verlegt und kostet 25 sh.
Das ist in drei Jahren schon die dritte Auflage des Buches „Elektronenröhren“ von Dr. H. Barkhausen. Der erste Band heißt „Grundlagen und Verstärker und der zweit Band „Röhrensender“. Der Verlag ist Hirzel in Leipzig und der Preis pro Band ist 4 bzw. 6 RM. 
Die nautischen Abteilungen der Hamburg-Amerika-Linie und des Norddeutschen Lloyd sowie die DEBEG sind die Herausgeber des Buches „Der Funkpeiler (Telefunken –Peiler) in der Praxis“, das für 3 RM im Buchhandel ist. Es beschreibt den Umgang mit dem Bordpeiler E 358 von Telefunken. 
Manfred von Ardenne ist der Autor des Buches „Empfang auf kurzen Wellen“. Es erscheint bei Rothgießer & Diesing in Berlin und kostet 3,50 RM.
Das Buch „Die Ausbreitung der elektromagnetischen Wellen“ ist von Dr. A. Sacklowski, es erscheint bei Weidmann in Berlin und kostet 6 RM. 
„Die Mehrfachröhre“ heißt ein Buch von Dr. E. Nesper, das im W. Kunze-Verlag in Berlin erscheint und 1 RM kostet. 
Zwei kleine Bände aus dem Verlag Rothgießer und Diesing in Berlin: „Kurzwellen – Bastelgeräte“ von C. Jauer für 1,50 RM und „Kurzwellen-Verkehr“ von H.W. Priwin für 1,30 RM ergänzen sich.
Das Internationale Bureau des Welttelegraphenvereins in Bern kündigt die 12. Auflage des Internationalen Verzeichnisses der Funkstellen an.  Das 500 – Seiten - Werk soll zum letzen Male in drei Teilen (1. Alphabetisches Verzeichnis der Funkstellen, 2. Einzelangaben zu den Funkstellen und 3. Gebührenübersicht) erscheinen. Auf Beschluss der Weltfunkkonferenz (Washington 1927) soll das Verzeichnis dann künftig 5 Bände umfassen, nämlich:
1. Feste und Landfunkstellen (Groß-, Küsten- und Flugfunkstellen)
2. Funkstellen für Sonderdienste (Peilfunk, Funkfeuer, Zeitzeichen, Wetterdienst)
3. Bordfunkstellen auf Schiffen
4. Rundfunksendestellen
„Die Beseitigung der Funkempfangsstörungen“ heißt ein Buch von F. Eppen. Es erscheint bei Weidemann in Berlin und kostet 0,60 RM.
Zum Jahresende sind die Mitteilungen aus dem Telegraphentechnischen Reichsamt und zwar die Bände 12, 13 und 14 im Buchhandel erhältlich. Jeder Band kostet 12 RM und der Verlag ist Springer, Berlin. 

Dissertationen 1928
Eine Dissertation mit dem Titel „Untersuchungen an Detektorkontakten“ wird von F.W. Kallmeyer an der TH Hannover eingereicht.
Bei der TH Dresden wird eine Dissertation mit dem Titel „Die Selbsterregungsbedingungen bei Rückkopplungs-Röhrensendern für sehr kurze Wellen“ von Werner Pfitzer eingereicht. 
Die Doktorarbeit „Verzerrungen bei der Modulation mittels Eisendrossel untersucht am Maschinensender“ reicht Dios Pohonsch an der TH Dresden ein. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  15-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1929

1. Januar: Der Weltnachrichtenvertrag von Washington (1927) tritt in Kraft. Zum gleichen Zeitpunkt nimmt das am 18. November 1927 gegründete Comité Consultatif International Technique des Communications Radioélectriques (CCIR) auf einer Sitzung in den Haag seine Tätigkeit auf. B-Aussendungen auf Wellenlängen über 800 m sind jetzt verboten. Nach den Bestimmungen des Vertrages sollen ab heute die Frequenzen in kc/s angegeben werden, die Angabe der Wellenlänge in Metern ist dazu in Klammern zulässig. In Deutschland sollen aber die Bezeichnungen Hz, kHz und MHz Anwendung finden. 

1. Januar: Scheveningen Radio ergänzt seinen Wetterbericht um Eis- und Sturmwarnungen. Im März wird die Sendezeit so verändert, dass die Schiffe erst den Scheveningen- (2030 MGZ) und danach den Norddeich Wetterbericht (2130 MGZ) aufnehmen können. Gibraltar Radio/GYW sendet jetzt 4-stündlich Sammelanrufe. Die neue englische Küstenfunkstelle Portisheadradio/GKT übernimmt die Dienste von Burnham Radio (Kurzwelle) und Devizes (Langwelle). Honolulu Radio/KYG benutzt Kurzwellen 35,5, 26,39 und 15,88 m. Northforeland hat einen Röhrensender für die Frequenz 485 kHz erhalten. Neu ist die Küstenfunkstellen Aberdeen (Washington) Radio/KZE der RCA auf 181,82, 425 und 500 kHz. Auf den Philippinen ist Larena Radio/KAJ neu in der Luft. 

1. Januar: Japanische Handelsschiffe werden an das bisherige 3-Buchstaben-Rufzeichen ein "D" anhängen, um international richtige Schiffsrufzeichen zu haben. 

1. Januar: Europäische Küstenfunkstellen vereinbaren gestaffelte Aussendungen von Sammelanrufen auf 600 m, um gegenseitige Störungen zu vermeiden. 

1. Januar: Der Übersicht der D-Heuern der SBG kann man entnehmen: Funkbeamter I 310 und Funkbeamter III 170 Mark monatlich.

Januar:  Die polnische Marinefunkstelle Putzig/SPS soll durch eine neu zu errichtende Postfunkstelle für den öffentlichen Verkehr ergänzt werden. 

1. Januar: Die Zahl der Rundfunkteilnehmer in Deutschland wird mit 2.635.567 ermittelt. Genau vor einem Jahr waren es 2.009.842 Funkhörer. 

6. Januar: Seenotfall D "Roedelheim" (Unterweser Reederei) auf ca. 49 N 44 W. Auf die Seenotmeldung reagieren: Bothwell/GQKT, Batfour/GJYK, Maltonia/GPRD und Saguache/KCKL. Das letztgenannte Schiff steuert mit Hilfe des Bordpeilers den Havaristen an und rettet die gesamte Besatzung des untergegangenen Schiffes. 

1. Januar 1929: Bewerber für die Funkprüfung 1. Klasse werden nach neuen Bestimmungen geprüft. Abgabe (fehlerfrei) jetzt 20 WpM Code und 25 Wpm Text (Muttersprache). Bisher wurden 100 Worte in 5 Minuten abgeprüft. Die Hörprüfung bleibt bei 500 Zeichen in 5 Minuten (Code) und 500 Zeichen in 4 Minuten (Text). 

Januar: In der ETZ (1/1928) wird von Kurzwellen-Versuchen mit dem Luftschiff LZ 127 „Graf Zeppelin“ berichtet. Dazu werden schon während der Ausrüstung zwei 70 cm lange Stützen für eine Dipolantenne am Rumpf des Luftschiffes angebracht. Hier wird unter einem Winkel von 120 Grad eine Zweidraht-Dipolantenne von der Gondel aus gespannt. Die DEBEG stellt einen leichten Telefunken- Kurzwellensender mit Quarzverdopplung, Bereich 15 – 60 m, Leistung 2 Watt und als Empfänger einen Telefunken Gr. 98 spez. (Audion Gegentakt mit 3 NF Röhren) sowie einen automatischen (Morsezeichen??)-Geber zur Verfügung. In Adlershof  stehen in der DLV- Abteilung Funkwesen  ein quarzgesteuerter Sender für den Wellenbereich 15 – 60 m und einer Ausgangsleistung von 70 – 100 Watt und zwei Empfänger (Telefunken Gr 98 und Lorenz ERK 327 zur Verfügung. Erste Versuche wurden am 28. August vorigen Jahres – als sich das Luftschiff noch in der Bauhalle befand – gemacht. Die richtige Erprobung soll während der Amerika-Fahrt des Luftschiffes durchgeführt werden. Es ist vorgesehen, dass das Luftschiff zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedenen Frequenzen mit dem automatischen Geber senden soll und zu festgelegten Zeiten soll mit der Station ein Wechselverkehr stattfinden. Leider wird durch die Havarie am dritten Reisetag und die Überlastung der Bordfunkstelle durch dienstlichen und privaten Funkverkehr der Versuchsbetrieb etwas eingeschränkt. Trotz allem kann man gute Ergebnisse erzielen. Schwach gehört wurde das Luftschiff über 6.000 km und bis 3.400 km war regelmäßiger Funkverkehr möglich. Störungen durch die bordeigene Langwellenstation und die Generatoren beeinträchtigten das Ergebnis, lassen sich aber abstellen. Geplant wird jetzt der Einbau eines Senders, der 100 – 200 Watt Ausgangsleistung hat. 

31. Januar: Die Kurzwellen-Sprechfunk-Verbindung Paris – Buenos Aires wird eröffnet.  Dabei wird auf der Strecke Frankreich – Buenos Aires die Welle 15,55 m und umgekehrt die Welle 15,03 m benutzt. Die beiden 10 kW-Sender sind quarzstabilisiert und die Antennen haben Reflektoren. 

Februar: Die Funkversuchsanlage des Reichspost-Zentralamtes erhält einen Kurzwellensender AFK von Telefunken. Der quarzgesteuerte Sender hat einen Wellenbereich von 15 – 100 m, wobei die Quarzfrequenzen vervielfacht werden. Die Röhren werden mit Gleichstrom geheizt, als Endröhre dient eine wassergekühlte RS 225 (20 kW, Anodenspannung 10 kV). Die Antennen: Eine Dipolantenne und ein Vertikaldraht. Aus Nauen wird gemeldet, dass dort z. Zt. acht neue Kurzwellensender im Bau sind, 4 sollen für den Europadienst und 4 für den Überseeverkehr eingesetzt werden. Die Verbindung mit Japan, wo ebenfalls Kurzwellenverbindungen mit den USA bestehen, sollen aber weiter auf Langwelle durchgeführt werden. Weiter wird bekannt, dass Prof. Esau zur Zeit Versuche mit ultrakurzen Wellen (<= 10 m) mit Stationen auf Flugzeugen vom Brocken aus durchführt. 

Februar: In Italien hat Mussolini den Nationalrat für Funktechnische Forschungen auf dem Capitol gegründet. Die Festrede hält G. Marconi als Präsident. Wenig später erhält er von König Victor Emmanuel III den Titel eines Marchese (Marquis). Bei diesem Festakt wird auch ein neues Buch von K. Pesson über das Radiowesen in Italien vorgestellt. 

15. März: Die Sendeanlage von Cuxhaven Radio wird von der Alten Liebe nach Sahlenburg verlegt. Der Sender an der Alten Liebe hat den Rundfunkempfang in der Stadt zu sehr gestört. Dort stehen jetzt folgende Sender: 1 Röhren Telephoniesender 700 W, 1 Telegrafie Röhrensender mit Tonmodulation 700 W für eine feste Frequenz, 1 Telegrafie Röhrensender 700 - 900 m mit Modulationszusatz und ein Löschfunkensender 200 Watt. Zur Erzeugung der Gleichspannung von 4.000 bis 5.000 Volt werden besondere Gleichstromumformer benutzt. 

18. März: Nach einer neuen königlichen Bestimmung aus Rom müssen alle italienischen Fahrgastschiffe >= 5.000 BRT, welche Post mit sich führen, eine Kurzwellen-Anlage haben. In den Ausführungsbestimmungen kann man lesen: Eine Peilung muss über mindestens 150 sm möglich sein, dabei soll der Peilfehler kleiner als 3 Grad sein. Der Kurzwellensender soll möglichst an der Hauptsendeantenne betrieben werden. Die Station muss dabei mit Rom auf dem Nordatlantik 12, aus dem Südatlantik 10, aus dem Indischen Ozean 8, aus dem Stillen Ozean 2 und aus dem japanischen Meer 4 Stunden täglich arbeiten können. Der Rundfunkempfänger auf kleineren Fahrzeugen soll möglichst ein Festfrequenz-Empfänger italienischer Bauart sein, der den Empfang der 50 kW-Station Rom im Umkreis von 1.000 km sicherstellt. 

März:  Auf amerikanischen Schiffen befinden sich zur Zeit ca. 2.200 Bordfunkstellen. Auf englischen Schiffen sind es 2.900 und auf deutschen Handelsschiffen 800 Stationen.

21. März: Die dänische Fünfmastbark "Kjøbenhavn" (andere Schreibweise "Kopenhagen") 3.901 BRT ist auf der Reise La Plata - Spencer Golf (Australien) mit einer leistungsfähigen Funkanlage an Bord spurlos verschollen und wird als überfällig erklärt. Letzter Funkkontakt: 21. Dezember 1928 mit dem norwegischen Dampfer William Blumer, nachdem das Schiff den Hafen von Buenos Aires am 14. Dezember verlassen hat. Eine Funkverabredung für den 22. Dezember hat der Segler nicht eingehalten. Die Bark ist mit 45 Kadetten wahrscheinlich ca. 900 Seemeilen westlich von Tristan da Cunha untergegangen. Die fast einjährige Suche nach dem Schiff und der 60-köpfigen Besatzung bleibt erfolglos. 

31. März: Neuer Telegrammrekord in einem Monat über deutsche Küstenfunkstellen: Fast 12.000 Telegramme werden abgefertigt. Der Durchschnitt beträgt ca. 7.000 Telegramme pro Monat. Damit ist der alte Rekordwert vom Juli 1928 (fast 9.000 Telegramme) überboten. Einer der Gründe für die Rekordzahl: Viele Eistelegramme über Kiel-, Saßnitz- und Swinemünde Radio. 

März: In der Fachpresse wird Klage geführt, dass Schiffe in Schwierigkeiten selbst bei der Anforderung von Schlepperhilfe das Seenotzeichen SOS benutzen, Großbritannien ordert die Aussendung von XXX an, wenn die Schlepperanforderung dringend ist. 

1. April: Die Küstenfunkstelle Tobruk Radio (Cyrenaika) wird geschlossen. Santiago de Chile /CCS sendet zweimal täglich wichtige Mitteilungen für Schiffe. In Horta/Azoren wird eine Wetterstation für die Aufnahme und Abgabe von Wettermeldungen auf Kurz- und Mittelwellen eingerichtet. Die Entgegennahme von Schiffs-OBS-Telegrammen ist gebührenfrei. 

April: Großer Umzug bei der DEBEG. Die Hauptverwaltung zieht in die Hardenbergstr. 43, Berlin-Charlottenburg und die Zweigstelle Bremen in die Contrescarpe 121 um. 

16. April (andere Quelle 14. April) bis  31. Mai: Zweite Schiffssicherheitskonferenz (auch zweite Titanic-Konferenz genannt) in London. Die verabschiedete "Internationale Konvention zur Sicherung des Lebens auf See" (International Convention for the Safety of Life at Sea (SOLAS) ersetzt die vom 20. Januar 1914, die wegen des Kriegsausbruches nicht ratifiziert werden konnte. 18 Teilnehmerstaaten: Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Indien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Norwegen, Russland, Schweden, Spanien und die USA, Neben anderen Teilnehmern aus Deutschland sind als Spezialsachverständige der DEBEG Direktor Behner und der Oberpostrat Dr. Jäger sowie als Sekretär der Postinspektor Kanberg in London. Der Ausschuss III befasst sich mit der drahtlosen Telegraphie und hat zwei Unterausschüsse: 1. Technische Fragen und 2. Zwangseinführung mit drahtloser Telegraphie sowie Einteilung der Schiffsklassen. Kapitel des Vertrages: Constructions, Life-Saving-Appliances, Radio Telegraphy, Safety of Navigation, Certificates. Die Kapitel werden durch Regeln ergänzt, welche die gleiche völkerrechtliche Verbindlichkeit haben wie der Vertragstext. Die Vertragsforderungen sind als Mindestforderungen anzusehen, die der Flaggenstaat durch ein international anerkanntes Sicherheitszeugnis dokumentiert. In Häfen kann eine Überprüfung stattfinden, doch kann kein Land eigene (verschärfte) Bestimmungen auf fremde Schiffe anwenden. Erfasst werden nur Schiffe, die auf internationalen Reisen fahren. Zahlreiche Ausnahme sind vorgesehen, z.B. für Schiffe, die nur in der Ostsee fahren, für Schiffe, die sich nicht weiter als 150 sm vom Heimatland entfernen. Daneben gibt es großzügige Übergangsregelungen für die Zeit nach dem Inkrafttreten des Vertrages. 
 Als Fahrgastschiff wird im Vertrag ein Schiff definiert, das mehr als 12 Fahrgäste befördert. Telegrafiefunk wird für alle Fahrgastschiffe und Frachtschiffe >= 1600 BRT gefordert. Funkwachen: Fahrgastschiffe ab 5.000 BRT - (mehr als 300 Fahrgäste) durchgehende Funkwache (h24) mit 3 Funkoffizieren, sind 150 bis 299 Fahrgäste an Bord: 16 Stunden Funkwache mit 2 FO's. Frachtschiffe 3.000 bis 5.500 BRT und Fahrgastschiffe mit 25 bis 149 Fahrgästen acht Stunden (h8), für kleinere Schiffe gelten nationale Regelungen für die Wachzeiten. Beispiel: Schiffe <= 3.000 BRT für Fahrten in europäischen Gewässern: 2 Stunden Funkwache durch Nautiker oder Zahlmeister mit Funkzeugnis. Andere Schiffe sind während der ersten 10 Minuten jeder Stunde empfangsbereit.  Anerkennung des Autoalarmgerätes, dessen Einbau empfohlen wird, sowie Einsatz von Nautikern mit Funkzeugnis und ggf. Hörmänner ( ein Hörmann ist lt. Vertrag ein geprüftes Besatzungsmitglied, das 16 Gruppen a 5 Buchstaben  aufnehmen kann und Kenntnisse der Gerätebedienung hat).  Der Vertrag enthält Vorschriften für den Eiswarndienst auf dem Nordatlantik, z.B. anteilige Kostenbeteiligung nach einem festgelegtem Schlüssel. Drei statt zwei Eiswarnschiffe. Weitere Forderungen dieses Vertrages: Verbindung Brücke - Funkraum, zuverlässige Uhr mit Sekundenzeiger, Hilfsbeleuchtung, Normalreichweite des Senders 100 sm (für Detektorempfang) (100 sm entsprechen 60 mA (Meter-Ampere)), 6 stündiger Notbetrieb aus Akkumulatoren mit Reichweite 80 bzw. 60 sm (45 bzw. 25 mA), Empfänger zum Aufnehmen von Zeitzeichen, Autoalarmgeräte mit 3 Klingeln (Wohnraum FO, Brücke und Funkraum), Verantwortungsbereich des Kapitäns (Notsender Betriebsbereitschaft, 24-Stunden Autoalarmgerät-Prüfung, Eintrag ins Schiffstagebuch), Funkpeiler für Passagierschiffe über 5.000 tons, Bootsraum für alle, Motorrettungsboote mit/ohne Funk. Vorschriften für die Rettungsbootanlage. Die Vereinigten Staaten unterschreiben nicht. Sie halten an ihrer Vorschrift  von 1912 fest, wonach 2 Funker für eine durchgehende Wache auf Schiffen mit mehr als 50 Personen an Bord ausreichend ist. Nach der Ratifikation soll die Konvention am 1. Januar 1933 in Kraft treten, tatsächlich wird sie aber schon am 1 Juli 1931 international verbindlich. Wegen des 2. Weltkrieges wird der nächste Schiffssicherheitsvertrag erst 1948 beschlossen. 

April: In den Vereinigten Staaten wird als Folge des Washingtoner Weltfunkvertrages eine neue Zeugniserwerbsverordnung vorgestellt, die auch für Kanada gilt. 
Funkzeugnisse: 
1. Klasse (extra first class), 1. Klasse (first class),  2. Klasse (second class), Broadcast Class, Radiotelephone Class, Amateur Class, Amateur Extra First Class und Temporary Amateuer Licence.
Für das Extra First Class Zeugnis wird u.a. gefordert: Geben/Hören 30 WpM Code (Continental Morse Alphabet) und 25 WpM gewöhnliche Sprache (American Morsealphabet). Für das First Class Zeugnis wird 20 WpM und für das 2. Klasse Zeugnis 12 WpM verlangt. 

18. April: Bei Norddeichradio geht ein 10-kW-Telefunkensender mit wassergekühlter Endröhre, Telephoniezusatzgerät  und Kristallsteuerung in Betrieb. Der zumeist auf 26,455 m betriebene Sender zeigt besonders gute Ergebnisse bei Südamerika- Verbindungen. Der Sender ist nachts bis Buenos Aires und im Osten bis Tientsin zu hören. Tagsüber werden Verbindungen bis New York registriert.

18. April: Seenotfall Vollschiff "Pinnas" 300 Seemeilen westlich von Kap Horn. Im Sturm wird das Schiff "entmastet". Das chilenische Fahrgastschiff "Alfonso" hört die mit dem Notsender (Reichweite  ca. 40 sm) gegebene Seenotmeldung, gibt sie an Magellanes Radio weiter und setzt die Fahrt nach Punta Arenas fort. Auf Drängen von Hafenbehörden und des deutschen Vizekonsuls läuft "Alfonso" am 23. April wieder aus, um der "Pinnas" zu helfen. Am 27. April wird der Havarist aufgegeben und die Besatzung durch "Alfonso" geborgen. 

April: In London wird die Cable and Wireleless Ltd. gegründet, welche alle Funk- und Seekabel-Übersee-Verbindungen in einer Hand hält. Das war nahezu das Ziel, welches Marconi vor Augen hatte, als er seine Pläne für das Imperial World System erdachte und projektierte. 

2. Mai: Das Gesetz über den Weltfunkvertrag mit seinen Vollzugsordnungen (Washington 25. November 1927, 1. und 2. Lesung 22./23. April) wird durch den Reichspräsidenten (v. Hindenburg) und den Reichspostminister (Dr. Schätzel) in Kraft gesetzt. Es ersetzt den Internationalen Funkentelegraphenvertrag London 1912. Der Abdruck des Vertrages erfolgt in der französischen Originalfassung und der deutschen Übersetzung im RGBl II, 1929, S. 265. Wichtige Inhaltspunkte siehe Oktober-November 1927.

Mai: Norddeich Radio veröffentlicht täglich in bestimmten Zeitungen eine Liste der Schiffe, mit denen sie Wechselverkehr hat und derjenigen, die im Einseitigen Dienst erreichbar sind. 

Mai: Bei Tokio wird die größte drahtlose Station (Bau und Betrieb Telefunken) in Betrieb genommen. Kernstück ist ein Hochfrequenz- Generator von 1.000 kW.

9. Juni: Das erste Hafenkonzert des deutschen Rundfunks wird von Bord des Dampfers "Antonio Delphino" aus Hamburg übertragen. 

Juni: Der tägliche Nachrichtendienst (Nachrichten für deutsche Schiffe) wird jetzt auch auf Kurzwelle gesendet. 

Juni: Das Verzeichnis der Bordfunkstellen erscheint in deutscher Sprache. 

Juni: Die RCA Bordfunkstellen nehmen keine Brieftelegramme mehr an. 

30. Juni: Die auf der Prager Funkkonferenz (4. – 13. April 1929) beschlossenen Vereinbarungen treten heute in Kraft. Im wesentlichen handelt es sich um die Festlegung des Senderabstandes auf 9 (Langwelle 9,5 ) kHz und damit eine geringe Verschiebung aller Rundfunksender auf der Skala. Der Deutschlandsender ist jetzt auf 183,5 kHz (1635 m) zu hören. 

1. Juli: In England wird der Versuchsdienst "All British Merchant Ships" eingeführt. Jeweils am 1. Januar und am 1. Juli werden wichtige Meldungen der Regierung im Blindfunk für alle Handelsschiffe auf Kurz- und Mittelwelle ausgestrahlt. Die britische „Majestic“ wird als erstes Schiff mit einer Kurzwellen-Telefonie-Anlage ausgerüstet. Nach erfolgreichen Versuchen werden auch andere Schiffe der White Star Line damit ausgerüstet. 

Juli: Neben Norddeich- und Swinemünde Radio hat auch die Küstenfunkstelle Pillau eine Funktelephoniestelle (190 m oder 1.579 kHz). Zu festgesetzten Zeiten können Telegramme von See zugesprochen werden. Bei Norddeichradio wird für diesen Dienst eine neue Richt- Empfangsanlage behelfsmäßig installiert. 

Juli: Die russischen Eismeerstationen kündigen ihre Nautischen Warnungen mit 10 x Morse T an  Auf der Frequenz 500 kHz melden sich so: Timme/RGE, Zyp Nanolok/REF, Jagorski Schar/RCX, Dickson/RFV und Novi Port/RFY. In England sendet Humber Radio auf der neuen Arbeitsfrequenz 470 kHz. In Amerika richtet Mackay die neuen Küstenfunkstellen Sayville und New York Radio ein. In Deutschland sendet Pillau die Funkwettermeldungen probeweise telefonisch auf 1579 kHz. Aalesund/LGA sendet jetzt ungedämpft Wetter- und Sturmwarnungen auf 600 und Wellington/ZLW sendet den Wetterbericht tönend auf 600 m. 

Juli: Tunis fordert von allen Schiffen über 2.000 BRT und mit mehr als 50 Personen an Bord Ausrüstung mit Funktelegraphie. 

Juli: Auf deutschen Schiffen gibt es 866 Bordfunkstellen und 211 Bordpeiler. Im Zeitraum Januar bis Juni haben deutsche Küstenfunkstellen 41.300 Telegramme und 5.600 andere Nachrichten (Wettermeldungen usw.) gesendet bzw. empfangen. Die DEBEG meldet in einer Zeitungsanzeige bis heute 2.400 ausgerüstete Bordfunkstellen. 

Juli: In einer Neuauflage erscheint die kleine DEBEG-Werbeschrift "Wie telegraphiere ich richtig?". Sie enthält Hinweise zur Abfassung von Funktelegrammen, Wahl der Küstenfunkstelle, Arten der zugelassenen Sonderdienste, Leitwege, Gebühren usw.

16. Juli  Jungfernfahrt und Indienststellung des Schnelldampfers "Bremen" / DOAH  (Unterscheidungssignal bis 1934: QMJV), 51.656 BRT, 2.228 Fahrgäste, ca. 1.000 Besatzung. Die Funkanlage besteht aus:
Sender:
Ein Sender 3 kW-Sender 500 - 3 000 m, 1 Nahbereichs-Sender 250 W 175 und 600 - 800 m, tonmoduliert. 1 Sender 700 W für Kurzwelle (13 bis 105 m) 1 Sender Welle 175 m für den Lloydhallen-Funkverkehr und 1 Notsender.
Empfänger: 
Sieben Empfänger: Drei Dreikreiser für 400 - 4 000 m (andere Quelle: 120 - 25.000 m), zwei Kurzwellenempfänger sowie ein Maschinen-Schnell-Empfänger und ein Empfänger für 600 m. 
Antennen: 
Hauptantennen 80 m L-Form zwischen den 170 m (andere Quelle 200 m) entfernt stehenden Masten, zwei Dipole 9 bzw. 15 m, ein Empfangsdipol 30 m, eine Antenne für Gegensprechempfang von 46 m, Notantenne am Schornstein. 
Die Funkstation befindet sich auf dem oberen Promenadendeck. Auf dem Schiff werden 7 (andere Quelle: 8) Funkoffiziere unter Leitung eines Funkinspektors eingesetzt. Neu ist der tägliche Börsendienst für Aufträge zum Kauf und Verkauf. 

17. bis 24. Juli: Die Deutsche Verkehrsfliegerschule List unternimmt mit dem Dornier Wal Flugboot D 1422 einen Islandflug. Der Flug dient als Vorbereitung für regelmäßige Schulungsflüge der Flugschüler. Funkgerät: Telefunken Flugzeug-Langwellenstation Type Spezial 203 F mit Bergmann Notaggregat, Notmast mit Antenne, Telefunken Peiler, Schleppantenne, Reserveröhren und -Generator. Funker und Navigator Niemann berichtet: Erhebliche Störungen der Funkanlage durch Zündfunken, Vibration verursacht zahlreiche Ausfälle durch Kabelbrüche an Lötstellen, Wackelkontakte, Gitter-Heizdraht-Schluss und Losschütteln von Schrauben. 

22. Juli: Erster Schleuderstart eines Katapultflugzeuges von Bord der „Bremen“, die am 16. zu ihrer Jungfernfahrt aus Bremerhaven auslief.  Eine He 12 wird 400 km vor New York gestartet und erreicht nach 2 ½ Stunden den Hafen. Auch auf der Rückfahrt des Schiffes wird die He 12 am 1. August katapultiert und erreicht mit 18.000 Briefen Bremerhaven. Die Post muss für diesen Flug besonders gekennzeichnet sein: Luftpost/Par Avion und dem Vermerk „mit Katapultflug“. Gebühr: Zusätzlich 50 Rpf für je 20 gr. 

25. Juli: In der ETZ erscheint ein Artikel mit dem Titel „Über die Beeinflussung des menschlichen Organismus beim Arbeiten am Kurzwellensender“. Der Verfasser benutzt für seine Versuche einen Kurzwellensender im 44-m-Bereich und einen UKW-Sender im Bereich zwischen 4 und 2 m. Er untersucht dabei, welchen Einfluss hat:
a. das magnetische Wechselfeld
b. das elektrische Wechselfeld
c. der Röntgeneffekt der Elektronenröhren
auf den menschliche Organismus. Zu diesem Zweck füllt er Reagenzgläser mit Fliegen, Spinnen, Mäusen und Molche und platziert die Gläser in das Innere von Antennenspulen, zwischen zwei Kondensatorplatten, die als Antenne dienen und beweglich angeordnet sind, sowie an den Röhrenkolben. Beim Versuch a) findet er wenig Einfluss, während beim Versuch b) die Tiere nach kurzer Zeit sterben. Im Versuch c) benutzt er Fotoplatten, die sich mehr oder weniger schwarz färben. Am Schluss seines Artikels berichtet der Verfasser von einem Wünschelrutengänger, der unter einer Sende-Hochantenne arbeitet und nicht weiß, ob der Sender getastet wird oder nicht. Ergebnis: Die Wünschelrute versagt immer, wenn der Sender getastet wird. 

1. August: Auf deutschen Schiffen fahren 58.300 Personen zur See. Am 1. August 1913 waren es noch 78.300. 11 deutsche Schiffe haben Funkanlagen für den Wellenbereich 160 - 190 m. Im Zeitraum Juli bis September haben die deutschen Küstenfunkstellen 22.700 Telegramme empfangen und ca. 7.000 gesendet. Im Zeitraum Juli bis August wird der Einbau von 39 neuen Bordfunkstellen gemeldet, davon 10 Sprechfunkstellen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl der deutschen Seefunkstellen auf 893, davon 259 mit einem Bordfunkpeiler. 26 deutsche Schiffe (vornehmlich Fischereifahrzeuge) sind mit Sprechfunk-Stationen ausgerüstet. 

2. August: Die Reichspost weist in ihrem Amtsblatt 63/29 noch einmal darauf hin, dass Versuchsfunkanlagen zu Unterrichts- und Übungszwecken z.B. bei den Seefahrtschulen nur betrieben werden dürfen, „wenn der Sender nicht auf einen strahlenden Luftleiter, sondern nur auf einen geschlossenen Schwingungskreis oder unter Verhältnissen arbeitet, dass praktisch eine Fernwirkung nicht erzielt wird“. 

4. August: Emile Berliner, ein Hannoveraner, der in jungen Jahren nach den USA ausgewandert war und 1887 das Platten-Grammophon erfindet, stirbt in Washington DC/USA. 

August: Auf dem amerikanischen Fahrgastschiff "Leviathan" kann die New Yorker Börse jetzt funktelefonisch übertragen und über den Sprechfunksender Börsengeschäfte "life" getätigt werden. Schwierig wird aber der gleichzeitige Betrieb der Telephonie und der Telegrafie

August:  In der Schweiz wird das „Radiozentrum Genf“ mit Prangis als Sendestation und Colovrex als Empfangsstation gegründet. Erster Sender ist ein 50-kW-Langwellen-Telegraphiesender für den Europaverkehr von Marconi. Später (1931) kommt eine Kurzwellen-Anlage dazu. 

August: Am Roten Meer geht die neue Küstenfunkstelle Fort Gizan/FHR in Betrieb. Auch Takoradiradio/VPG nimmt den Funkdienst auf. Scheveningen Radio sendet auf 1071 m funktelegraphisch Nachrichten für die Fischerei. An einem Versuchsprogramm Funkfernsprechdienst für Fischereifahrzeuge nehmen neben den deutschen Küstenfunkstellen noch Humber (Welle 190 m), Blaavand (Welle 184,9 m) Thorshaven Welle (190m), Vardö und Hammerfest teil. Takoradi Radio/VPG übernimmt den Dienst der geschlossenen Küstenfunkstelle Accra. 

August: In Amerika wird das Jubiläum „50 Jahre Edison-Glühlampe“ mit einer 2 Cent-Marke gefeiert. Diese zeigt die Abbildung der Original-Glühbirne mit den Schriftzügen: „Edisons First Lamp“ und „Electric Lights Golden Jubilee“ sowie die Jahreszahlen 1879 und 1929. In diesem Jahr werden in den USA ca. 4,5 Millionen Rundfunkempfänger im Wert von 600 Millionen Dollar hergestellt. 

22. August: Die deutsche Regierung hinterlegt die Ratifikationsurkunde zum Weltfunkvertrag (1927) in Washington/USA

August: Für den Versuchsbetrieb "Grenzwelle" mit Cuxhavenradio sind bisher 11 deutsche Schiffe ausgerüstet.  Am niederländischen Fischerei-Rundfunk (Scheveningen 1071 m 1 kW, A3) nehmen z. Zt. 150 bis 200 niederländische Fischereifahrzeuge teil. 

26. August: Der erste große deutsche Kurzwellen Sender von Telefunken, der „Weltrundfunksender“ genannt wird,  arbeitet in Zeesen bei Königswusterhausen im Probebetrieb auf 9.500 kHz (31,38 m) mit einer Eindrahtantenne, die in der 9. Oberwelle angeregt wird. Die Antennenleistung wird mit 32 kW (Telegraphie) und 8 kW (Telephonie) angegeben.  In diesem Jahr werden überall auf der Welt zunehmend quarzgesteuerte Kurzwellensender installiert. 

9. September: Flugkapitän v. Studtnitz und Funkermaschinist Kirchhoff kehren nach einem Nebelflug zurück zur „Bremen“ und finden das Schiff nach einem Peilfunk-Flug. 

September: Die deutsche Reichspost gibt die Prüfungsbedingungen für Autoalarmgeräte bekannt. Das Mustergerät wird bei der Reichspost mit zunächst 100 Probesendungen mit Strichen von 3,5 bis 4,5 Sek. Länge und Pausen zwischen 0,2 und 1,5 Sekunden erprobt. Anschließend wird das Gerät vier Wochen auf Störempfindlichkeit an einer Antenne mit eingestreuten 800 Probealarmen getestet. Führen über 90 Prozent der Alarme zu einer Alarmierung, ist das Gerät zum Einbau geeignet. Aber auch nach dem Einbau prüfen die Abnahmebeamten es noch einmal mit 20 (Probe)-Alarmzeichen. 

September: in mehreren Artikeln wird die Bedeutung der ultrakurzen Wellen in der ETZ gewürdigt. So wird u.a. über die Versuche mit dem (Holz-) Flugzeug „Albatros“ mit einem 1 Watt Telefunken Sender auf der Wellenlänge 3,7 m berichtet. 

20. September: Im Amtsblatt 79/1928 des RPM werden die „Änderungen der Vollzugsordnung zum Welttelegraphenvertrag“, welche auf der Welttelegraphenkonferenz in Brüssel am 22. Sept. 1928 beschlossenen Zusätze und Änderungen der VO bekannt gemacht.  Einige Inhaltspunkte: Codewörter werden jetzt zu 5 Zeichen/Wort gezählt, offener Text zu 10 Buchstaben pro Wort. 

September:  Bilbaoradio/EAR meldet einen neuen Weltrekord in der drahtlosen Übertragung. Der Küstenfunkstelle gelang eine Funkverbindung über 21.000 km mit der Station WFAT der Byrd-Expedition am Südpol. 
Am 15. September erhält Swinemünde Radio für die Ausweitung des Kurzwellendienstes einen neuen 700 Watt Telephoniesender und nimmt den Probebetrieb auf 5.670 und 16.665 kHz auf. 
Cahabarowsk Radio/RFN sendet den Wladiwostok Wetterbericht jetzt auch auf Kurzwelle auf 47 und 59 m. 
Nitonradio hat eine neue Arbeitsfrequenz: 460 kHz. 
In Italien arbeiten die Küstenfunkstellen: Civitavechia/IDL, Centro R Maddalena/ICH, Vittoria/ICV, Dena/ICO, Tarent/ICF, Ancona/IQW. Zwei neue Autoalarmgeräte werden vorgestellt: In Frankreich das 9-Relais-SFR-Chauveau Auto Alarm der Societe Francaise und in Deutschland das Telefunken Auto Alarm-Gerät. Dieses Gerät hat 5 Röhren (1xHF, 1xAudion, 1x NF und 2 Gleichrichterröhren.) Dazu ein Telegraphenrelais mit 1,5 mA Ansprechstrom (Das Marconi-Relais hat nur 0,7 mA). 
In London arbeiten W.H. Shephard und A.E. McKechnie ebenfalls an einem Autoalarmgerät für die Handelsmarine. 

1. Oktober: Die Seefahrtschule Flensburg beginnt einen zweiten Bordfunkerlehrgang (2. Klasse, Dauer 3-4 Monate, Schulgeld 40 Mk/Monat) sowie Ergänzungslehrgänge für Inhaber alter Zeugnisse. Hierzu sind, wie es heißt,  "erste fachmännische Kräfte" gewonnen und von der DEBEG eine 0,2 kT Station mit Notsender und Batterie gemietet worden. Im Zeitraum 1929 bis 1931 sind die Ergänzungskurse wegen der verschärften neuen Prüfungsordnung gut besucht. 

1. Oktober: Immer mehr Schiffe der zweiten Gruppe haben nach dem Weltfunkvertrag Autoalarmgeräte oder Hörmänner mit Funkzeugnis anstelle der für die vorgeschriebenen Dauerwache mitzuführenden Funkbeamten an Bord. Hat die Erfolgsrate bei den Marconi-Auto-Alarm-Empfängern im Jahre 1927 noch 76,6 % betragen, sind es nun 95,4 % bei nur 1,7 Prozent ganz erfolglosen Versuchen, meldet die Firma. 

3. Oktober: Die Lufthansa und die Fultograph Gesellschaft demonstrieren eine erste Bildübertragung (Wetterkarte, Geländeskizze und die Darstellung einer Gewitterfront) in ein fliegendes Verkehrsflugzeug. 

4. Oktober: Nach der Bekanntmachung im Amtsblatt der DRP 82/1929 wird im Geschäftsverkehr der DRP ab heute die Bezeichnung kHz (Kilohertz) und Hz (Hertz) angewendet. In Klammern dahinter kann noch die annähernde Wellenlänge in Metern angegeben werden. Die nach der Allgemeinen Vollzugsordnung zum Weltfunkvertrag (Artikel 4 § 1 unter (5), Washington 1927) genannte Bezeichnung „Kilocyceln in der Sekunde“ (kc/s )  wird, ebenso wie c/s,  in Deutschland nicht angewendet. 

Oktober: Die "Anweisung für die Prüfung zur Erlangung des Zeugnisses für den Funkfernsprechdienst" (Sprechfunkzeugnis) auf deutschen Handelsschiffen kann für 50 Pfg bei den Prüfungsstellen der Reichspost erworben werden. Die Prüfung umfasst Telegramm-Abgabe und -Aufnahme, Buchstabiertafel, Wortzählung, Gebührenberechnung, Funkdienst-Vorschriften, Schiffssicherheitsvertrag und  Einstellung der Geräte.

15. Oktober 19129: An der DEBEG/Transradio Funkschule bestehen 13 Funkschüler die Prüfung. Bis heute wurden damit 121 angehende Funkoffiziere ausgebildet. Von den Funkgehilfen haben bereits 57 die Hauptprüfung mit Erfolg abgelegt. 

Oktober: An Bord der "Bremen" wird die "Funkbörse auf See" eröffnet. Die neue von der Hauptanlage unabhängige Börsenfunkanlage besteht aus einem speziellen Kurzwellen Sender 800 Watt, zwei Kurzwellen-Empfängern mit HF-Vorverstärkung und einem Langwellen-Empfänger. Die bankmäßige Abwicklung übernimmt ein Fachmann eines amerikanischen Börsenunternehmens, für die technische Abwicklung werden zwei DEBEG-Funkoffiziere eingesetzt. 

23. Oktober: Im RGBl II Nr 51/1929 S 693 wird bekannt geben, dass das Deutsche Reich den am 25. November 1927 in Washington abgeschlossenen Weltfunkvertrag und seine Vollzugsordnungen ratifiziert hat und er somit für Deutschland am gleichen Tage in Kraft tritt. Damit ist der Vertrag neben Deutschland jetzt gültiges Recht in folgenden Staaten: Vereinigte Staaten von Amerika (mit Ausnahme der Zusatz-Vollzugsordnung), Belgien (einschließlich Belgisch Kongo und Ruanda Urundi), Dänemark, Großbritannien, Britisch-Indien,  Kanada (mit Ausnahme der Zusatz-Vollzugsordnung), Niederlande (einschließlich Niederländisch Indien, Surinam und Curacao), Norwegen,  Österreich, Irland, Italien, Finnland, Japan, Spanien (einschließlich Spanisch Guinea), die Südafrikanische Union, Marokko (Ausnahme ist die spanische Zone), Neuseeland, Ungarn, die Tschechoslowakei, Schweden, Syrien, der Libanon, Estland, Mexiko, Australien, Siam, Bugarien, Portugal  und Venezuela. 

24. Oktober: Beginn der Welt-Wirtschaftskrise

Oktober/November: Norddeichradio strahlt die Hochseerundfunknachrichten und die Nachrichten für Seefahrer auf 1.635 m ab. Der gebührenpflichtige Dienstvermerk Poste oder PAV wird zugelassen. Das Sammelrufzeichen für die Lotsendampfer auf der Elbe ist jetzt DELB. Ab 20. November strahlt Norddeichradio versuchsweise den Einseitigen Dienst parallel zur Langwelle 131 kHz auch mit dem 10 kW-Kurzwellensender ab. An der US-Ostküste wird die Küstenfunkstelle Marquete Radio/WAN für Mittel-, Lang- und Kurzwelle eröffnet. Die Küstenfunkstelle Saigon/FZA/FGZ sendet jetzt Zeitzeichen. Die deutschen Küstenfunkstellen Swinemünde/DAS und (Marine) Pillau/DBP nehmen Eismeldungen von Schiffen entgegen. Portishead Radio/GKU strahlt nicht mehr dreistündlich, sondern alle zwei Stunden einen Sammelanruf aus. Auf dem amerikanischen Fahrgastschiff "Leviathan" wird eine neue Funksprecheinrichtung erprobt und weiterhin gegenseitige Behinderung bei gleichzeitigem Betrieb von Telephonie und Telegrafie gemeldet. Die Küstenfunkstelle Colon Radio/NAX wird von einer neuen Position (Fort Davis) betrieben. In Griechenland wird die neue Küstenfunkstelle Piräus Radio/SXW mit einer Reichweite von 74 sm eröffnet. In den USA nimmt die neue Kurzwellen Sprechfunk Küstenfunkstelle Deal Radio (New Jersey) mit dem Rufzeichen WOO auf den Kurzwellen 96, 72, 46 und 34 den Betrieb auf. Die Station wird von der AT & T betrieben. Die RCA eröffnet zur gleichen Zeit die Küstenfunkstelle Marion/WIM mit Mittel und Kurzwellen-Telegraphie, Bordgebühr 40 c und Küstengebühr 52 c. 

1. November: Endgültige Einführung des Dienstes "Funkgespräche im Funksprech-Nahverkehr" (Grenzwelle 160 bis 190 m), der am 15. November von der Reichspost genehmigt wurde. Im Oktober 1930 sind schon 60 Schiffe für diesen Dienst angemeldet, welche monatlich ca. 100 Gespräche führen.  Gebühren für 3 Minuten: QSJ CC 7,50 RM, QSJ BB 4,50 RM und die Landgebühr. Der Dienstvermerk XP ist zugelassen. 
Ein gleicher Dienst wird – zunächst versuchsweise – über die Küstenfunkstelle Cuxhaven Radio (Reichweite ca. 250 Seemeilen) ab 15. November zugelassen (Amtsblatt RPM 90/1929). An diesem Versuchsprogramm nehmen zunächst die Hochseefischereifahrzeuge Amsel/DFOA, Cranz, Ditmar Koel/DFOD, Bremen/DFOE, Bahrenfeld, Edward, Königsberg/DFOK, Nachtigall, Nordland/DFOO, Plauen/DPOP, die Lotsenfahrzeuge Altenbruch DDAO, Kersten Miles/DDSV, Simon von Utrecht/DAAS, Walter Körte, Weser/DFOF, die Zollfahrzeuge Hindenburg/DAHJ, Hohwacht/DAJH, Hummel/DAEW, der Seezeichendampfer Arkona/DAHD, der Seebäderdampfer Adler, die Fahrzeuge Hüxter, Vorwärts/DFOV, Chemnitz/DDFG und die Feuerschiffe Elbe I und Elbe IV. 

1. November: Die Funkerzulage für Schiffsoffiziere wird auf RM 35/85 (mit/ohne Funkbeamten) festgelegt. Ein 2. Offizier verdient in der großen Fahrt RM 310.- und ein Kapitän RM 690.-Zum Vergleich: Ein vollbeschäftigter Arbeiter bei der Reichspost (verheiratet, 1 Kind, 5 Dienstjahre) verdient ca. 43 RM pro Woche. Sein Erholungsurlaub betrugt im ersten Jahr 4 Kalendertage und hat sich nach 5 Beschäftigungsjahren auf 9 Kalendertage erhöht. 

November: Die Peilabschnitte der englischen Küstenfunkstellen werden neu eingeteilt. Dies gilt für folgende Gonio-Funkstellen: Wick/GKR, Cullercoats/GCC, Humber/GKZ, Malin Head/GHM und Niton/GNF. 
In Belgien betreibt Ostenderadio Funkfernsprechversuche auf der Welle 180 m. Im März hofft man, den neuen Sender betriebsbereit zu haben. 
In Island nimmt Reykjavik Radio/TFA die Verbreitung von Wetterberichten auf. 
In Dänemark strahlt Lyngby Radio/OXE auf 57,92 kHz eine Schiffspresse in englischer Sprache aus. 

November: Ein mit dem gebührenpflichtigen Dienstvermerk = PAV=,  = poste = oder  = Post =  versehenes Telegramm wird lt. Artikel 5 der Zusatzvollzugsordnung  zum Weltfunkvertrag Washington 1927 auch im Deutschen Reich zugelassen. Es handelt sich um ein bei einer Küsten- oder Bordfunkstelle aufgegebenes Telegramm, welches das Schiff in einem genau bezeichneten Anlaufhafen als Brief oder Luftpostbrief weiterbefördert. Dabei wird eine Zusatzgebühr von 30 Rpf für die Brief- und von 1 RM für die Luftpostbeförderung. Beispiel für ein solches Telegramm, welches die Bordfunkstelle (Zahlmeister) in Buenos Aires mit der Schiffspost an Land gibt: 
= PAV = Buenos Aires = Maritines 33 Calle de Lima Valparaiso Norddeichradio = 

17. November: Todestag von Hermann Hollerith. Als Sohn deutscher Einwanderer erfindet er 1880 die rationelle Zählkarte mit 40 ankreuzbaren Informationen, die als Vorlage für die Lochkarte gilt. 1890 wurde diese bei der US Volkszählung erstmals eingesetzt. H. Hollerith wurde 69 Jahre alt. 

27. November: Die goldene Heinrich Hertz Medaille wird an Prof. Dr. K.W. Wagner für seine Forschungen auf dem Gebiet der Wanderwellen und der elektrischen Siebkette auf der gemeinsamen Festsitzung des Elektrotechnischen Vereins und der Heinrich Hertz Gesellschaft verliehen. 

Dezember: Der Funk-Eisnachrichtendienst wird auch in diesem Winter wieder von der deutschen Seewarte in Hamburg der Seefahrt zugänglich gemacht. Die Hauptfunkstelle Norddeich sendet mit dem 5 kW-Telegraphiesender, ein tönender Röhrensender der Küstenfunkstelle Swinemünde strahlt den Bericht für die Ostsee ab. Dazu kommen noch die Rundfunksender in Hamburg, Bremen, Kiel und Königsberg. 

8. Dezember: In den USA wird der öffentliche Fernsprechdienst mit Schiffen in See eingeführt. Erste Verbindungen werden zwischen dem  D „Levithan“ und Teilnehmern der Bell Co. geschaltet. Der Dampfer hat einen 500 Watt-Telefonie-Sender und bis zu einer Entfernung von ca. 400 km wird auf 4 MHz gearbeitet. 

17. Dezember: Die DEBEG lädt Reederei- und Pressevertreter auf das Seebäderschiff "Adler" zu einer Reise Hamburg-Cuxhaven ein. Dort wird ihnen die ab 15. November von der Reichspost für den öffentlichen Verkehr zugelassene Grenzwellen-Telephonie (damals Nah-Telephonie) mit Cuxhaven Radio im praktischen Betrieb vorgeführt. Der 120 Watt Telefunken-Sender kann dabei vom Speisesaal über eine Fernsprechleitung moduliert werden. 

17. Dezember: Ein Plan, die Empfangsstelle der Station Norddeichradio außerhalb Nordens zu verlegen, wird von Dr.Jäger vom RPM Berlin vorgelegt (Brand)

Dezember: Nach einem als „seltsam“ beschriebenen Notruf (ohne Position??, japanische Morsezeichen???) verschwindet der japanische Frachter „Raifuku Maru“ auf der Reise von den Bahamas nach Kuba. 

Dezember: Seenotfall "Fort Victoria". Das englische Fahrgastschiff hat eine Kollision in dichtem Nebel. Mit Hilfe des Funkpeilers kann Hilfsschiffen die genaue Position mitgeteilt und der Kurs übermittelt werden, sodass rechtzeitig alle 280 Fahrgäste und die (nicht genannte Anzahl) Besatzungsmitglieder vom sinkenden Schiff geborgen werden können. 

Dezember: Die Telefunken-Zeitung (52/1929) beschäftigt sich vornehmlich mit den Kurzwellen. Ein Artikel ist von Graf Arco: "Vom Löschfunken zur kurzen Welle", ein anderer: "Die theoretische Erklärung des Kurzwellen Phänomens".

Dezember: Bei den Prüfungsstellen der Reichspost (Bremen, Hamburg, Kiel und Stettin) wurden 1929 insgesamt 203 (See)Funkzeugnisse ausgestellt (andere Quelle: 338 Zeugnisse (49 1. Kl., 205 2. Kl. und 84 Hörleute)). Im einzelnen: 
Hamburg: 111 Zeugnisse 2. Klasse und 1 Hörmann, 
Bremen 63 Zeugnisse 2. Klasse und 1 Hörmann, 
Kiel 25 und Stettin 4 Zeugnisse 2. Klasse. 
Von den Prüflingen waren 124 Nautiker, 65 andere Schiffsoffiziere und 14 Schiffsleute. 
Über 2.000 Telegramme hat Norddeichradio in diesem Monat allein auf Kurzwelle bearbeitet. Das ist ein Viertel der Gesamtzahl von durchgelaufenen Telegrammen. Die Gesamtzahl der über deutsche Küstenfunkstellen beförderten Telegramme war 109.150, dazu kommen 1.560 Wetterberichte, 68 Eismeldungen, 2.319 Sturmwarnungen und 11 Seenottelegramme. Im Sprechfunkdienst wurden 641 Gespräche und 399 Telegramme übermittelt.  
Im Deutschen Reich sind 919 Bordfunkstellen registriert. Davon hatten 67 einen ununterbrochenen Dienst und 268 einen Peilfunkempfänger. 
Am Hochseefunk nehmen 380 Funkstellen teil. 
Von den im Reich registrierten 1.098 Sendern sind noch 823 Sender für B-Wellen, der Rest ist in Röhrentechnik. 
Die Gesamtzahl der auf der Welt registrierten Schiffsfunkstellen beträgt 17.858, die der Luftfunkstellen 3.195. 
Im Deutschen Reich werden 3.066.682 „Rundfunkverleihungsinhaber“ gezählt. 

23. Dezember: Die Reichspost nimmt den Funk-Telephonie-Dienst mit Niederländisch Indien auf. An Versuchen, innerhalb Deutschlands einen Kurzwellen-Telephonie  Dienst zu installieren, nehmen 11 Stationen in den Ländern teil.  Als Tageswellen werden Wellen unterhalb 40 m und als Nachtwellen solche größer als 70 m benutzt. 

31. Dezember: Englische Seefunkzeugnisse, die nach den Bedingungen des Weltfunkvertrages von 1912 erworben wurden, verlieren nach den Bestimmungen des Weltfunkvertrages von Washington 1927 ihre Gültigkeit. In einer Übergangszeit konnten sie umgetauscht bzw. durch Ergänzungsprüfungen in neue Zeugnisse umgetauscht werden. 

Dezember: Am Jahresende wurden im Deutschen Reich mehr als 3 Millionen Rundfunk-Teilnehmer gezählt. Im gleichen Jahr 1929 wurden nach Industrieangaben ca. 15 Millionen Röhren in Deutschland gefertigt. Die drei Küstenfunkstellen des Deutschen Reiches haben im Jahr 1929 0,45 Millionen Kilowattstunden verbraucht (zum Vergleich: Nauen verbrauchte 5 Millionen kWh und Königswusterhausen 1,6 Millionen kWh).

Dezember: In der Nähe Berlins werden Versuche durchgeführt, welche die Fernwirkung einer 400-m-Welle mit Viertel- und Halbwellenstrahlern als Funktion der Antennenhöhe (in Stufen zwischen 100 und 200 m) untersuchen sollen. Beobachtet wird die Aussendung durch 6 Empfangsstationen in unterschiedlicher Entfernung. Dabei schneidet der Viertelwellenstrahler in 100 m Antennenhöhe am günstigsten ab. (ETZ 1931)


Neue Geräte 1929
Die DEBEG stellt in diesem Jahr 2 Sender, eine eigene Senderfamilie  und 2 Empfänger neu vor. Aus diesem Programm wurde auch die "Bremen" / DOAH des NDL bestückt. 
1.  Verstärkter Orinoco - (Langwellen) - Sender Telefunken S 290  mit 3 kW Antennenleistung. 500 - 3 000 m (100 - 600 kHz), A1/A2. Senderendröhren 2 x RS 215 g
2. Mittelwellen-Senderfamilie DEBEG MRS I - IV (MRS = Modulierter Röhrensender) im Holzkasten und mit 500 Hz-Umformer:
 MRS I: 100 W, 600 - 800 m.M  MRS II: 200 W, 600 - 800 m.
 MRS III: 100 W, 175 m und 600 - 800 m. MRS IV: 200 W, 175 m und 600 - 800 m.
3. Erster Lorenz-Sender für Mittel- und Grenzwelle: SR 02 729 mit 200 W A1/A2 und A3. Wellenbereich: 580 - 620 m und 140 - 210 m, später durchgehender Wellenbereich von 150 bis 900 m.
4. Telephonie-Empfänger Lorenz ERNE 129 mit 5 Röhren ( 2 Hf, 2 Nf und 1 Audion) Steckspulen für 110 – 3.200 m. Gleichstromversorgung aus Batterien und Gleichstrombordnetz. 
5. Telefunken-Serie Dreikreis Geradeaus-Empfänger für Fahrgastschiffe mit 6 Röhren RE 144: E 363: für 120 - 1 200 m (220 kHz - 2,5 MHz), E 364: für 400 - 4 000 m (75 - 750 kHz), E 365: für 3 000 bis 25 000 m (12 - 100 kHz). (Andere Quelle: E283 S, E 284 S und E 285 S). Die Empfänger werden ab 1930 mit einem Dreikreisfiltervorsatz als 6-Kreiser betrieben. 

Neu auf dem Büchertisch 1929
Im Verlag G. Franz'sche Hofbuchdruckerei München erscheint das Buch "Als Funker auf hoher See" von Telegrapheninspektor Wolf. Preis: RM 1,80. 
Im Verlag Hachmeister und Thal, Leipzig erscheint das Buch "Über Kondensatoren und ihre Eichung" von Dr. G. Zickner. Hier werden nach der Buchkritik die an Bord üblichen Leydener Flaschen und die Drehkondensatoren genauestens erläutert. 
Im VDI Verlag, Berlin erscheint „Heinrich Hertz, die Rede bei der Heinrich Hertz Feier der Universität Bonn am 19. November 1927“ von Jonathan Zenneck zum Preis von 1 RM. Die Rede wird auch in den Abhandlungen und Berichten des Deutschen Museums Heft 2 (1929??) abgedruckt. 
„Moderne Empfangsschaltungen“ heißt ein Buch von M. v. Ardenne im Rothgießer und Diesing Verlag zum Preis von 1,50 RM. Vom gleichen Autor und im gleichen Verlag gibt es auch „Streifzüge durch die Empfangstechnik“. 
Bei Host in Kopenhagen erscheint das Buch „Wireless Echos of long delay“ von PO Pedersen, es kostet 2,40 Kr. 
„Grundriß der Funkentelegraphie“ heißt das Buch von Dr. F. Fuchs, das bei Oldenbourg erscheint. Es kostet 4,20 RM.
„Die Elektronenröhren und ihre technischen Anwendungen“ heißt ein Buch von Prof. Dr. H.C. Möller. Es ist die dritte Auflage, erscheint bei Vieweg in Braunschweig und kostet 15 RM. 
Prof. Dr. H. Reichenbach ist der Autor des Buches “Was ist Radio?”. Das in der 2. Auflage bei R.C. Schmidt, Berlin erscheinende Buch kostet 5,50 RM. 
Der Band 6 der Reihe „Radiotechnik hat den Titel „Die elektrischen Wellen“ Autor ist Prof. Dr. F. Kiebitz, der Verlag ist de Gruyter, Berlin und der Preis ist 1,50 RM. 
„Die Internationale Regelung der Funktelegraphie und –Telephonie (Weltfunkvertrag Washington 1927)“ erscheint bei Springer, Berlin zum, Preis von 8,40 RM. Der Autor ist der Min-Rat H. Thurn. 
„Elektronen – Röhren – Band 3“ von Prof. Dr. H. Barkhausen erscheint in der dritten Auflage im Verlag Hirzel – Leipzig und kostet 10 RM.

Dissertationen 1929
In der TH München reicht Rolf Wundt seine Doktorarbeit mit dem Thema „Freie Schwingungen einer Elektronenröhre mit Lechersystem (Barkhausen-Kurz-Schaltung)“ ein. 
An der TH Dresden wird die Dissertation „Theorie der Zweielektrodenröhren und Erzeugung elektrischer Schwingungen von extrem niedriger Frequenz“ von Ita Yojo eingereicht. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version: 15-Sep-12 / HBu