Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1910

1. Januar: In einer Aufstellung der Reichspost wird die Reichweite in Kilometern (in Klammern) für die deutschen Küstenfunkstellen genannt: Adlergrund FS/FAG (100), Amrumbank FS/FAF (50), Arkona/KAR (200), Außenjade FS/FAU (100), Borkum/KBM (175), Borkumriff FS/FBR (100), Bremerhaven Lloydhalle/KBH (300), Bülk/KBK (200), Cuxhaven/KEX (200), Helgoland/KHG (  ), Norddeich/KND (  ), Tsingtau/KTS (  ), Jap/KJA, Karolineninseln,  (  ), Angauir/KAN, Paualuinseln, (  ). 
Für die beiden Stationen der Deutschen Südsee Phosphat AG Bremen in Jap und Angauir teilt die Gesellschaft ergänzend mit: Entfernung 500 km, Fächerantenne zwischen zwei 50-m Masten, als Erde ein eingegrabenes Gegengewicht, zweizylindriger Benzinmotor mit 5 kW Gleichstromdynamo, Akkumulatoren, 6 Leydener Flaschen als Erregerkapazität, Hörempfang. 

6. Januar: Norddeichradio wird eine selbständige Telegraphenanstalt und der erste Leiter wird der Kaiserliche Telegraphensekretär Wilhelm Claussen. 

7. Januar: Eine Verordnung des Handelsministeriums des Kaiserreichs Österreich-Ungarn legt das staatliche Genehmigungsrecht für Funkanlagen fest (RGBl Nr 11). Danach müssen Telegramme und Meldungen über 100 Meilen übermittelt werden können, die Funkanlage untersteht der Kommandogewalt des Kapitäns und für Such- und Rettungsmeldungen muss mit Anlagen jeden Typs gearbeitet werden. Außerdem wird festgelegt, dass die Übermittlungsgeschwindigkeit nicht unter 12 WpM (Tempo 60) absinken darf. Die Bordtelegraphisten sind für den „in jeder Hinsicht klaglosen Betrieb der ihnen anvertrauten Stationen verantwortlich“. Bis 1910 waren die Errichtung und der Betrieb von Funkanlagen auf österreichischen Schiffen Sache der Schiffseigentümer. Jetzt führen die Bordstationen die Bezeichnung „K-K Bordtelegraphenamt“ unter Beifügung des Schiffsnamens. 

Januar: Die kaiserlich deutsche Marine verwendet fast ausschließlich Telefunken Stationen. Von den Marinen Dänemarks, Österreich-Ungarns, Russlands, der Niederlande und Spanien gehen Bestellungen in Berlin ein. 

Januar: Die Hugo Stinnes Reederei (Mülheim/Ruhr) rüstet 8 ihrer Frachtschiffe mit Telefunken Funkanlagen aus. Die Bedienung soll in die Hände der Kapitäne gelegt werden, die zu diesem Zweck an einem Lehrgang in Berlin bei Telefunken teilnehmen sollen. Außer der Reederei Blumfeld (Blumenfeld??) haben sich die anderen deutschen Frachtschiffreedereien gegen eine Ausrüstung ihrer Schiffe mit Telegraphenanlagen ausgesprochen. 

Januar: Godfrey Isaacs wird technischer Direktor bei Marconi, eine Position, die der Inhaber bisher selbst bekleidet hat. Eine seiner ersten Aufgaben wird es sein, ein Problem zu lösen, welches bei Marconi „The Telefunken Wall“ heißt. Darunter versteht man in Großbritannien das Verhalten deutscher Behörden und Führungspersonen, Druck auf potentielle Marconi-Kunden auszuüben, wenn Verkaufsverhandlungen anstehen. Darüber hinaus soll Telefunken verklagt werden, weil man Teile des „Four-Seven-Patents“  verletzt. (Marconi Review). Nach Aitken bekommen die Aktionäre unter Isaac erstmals seit Gründung der Aktiengesellschaft im Jahre 1897 eine Dividende. 

4. Februar: Seenotfall D „Kentucky“. Das Schiff hat ein Leck und die Pumpen versagen. Die Seenotsignale werden von zahlreichen Schiffen aufgenommen. D „Alamo“ erreicht rechtzeitig den Havaristen und nimmt die 46köpfige Besatzung auf. 

Februar: Anlässlich eines Vortrages des Oberpostrates Prof. Dr. Strecker vor dem Kaiser und einigen hundert geladenen Gästen in Berlin werden Zahlen zu den heute in Betrieb befindlichen Funkstationen genannt. Die Zahl der der Deutschen Reichspost bekannten Funkentelegrafenstationen: 476 Land- und Feuerschiffstationen, 449 Handelsschiffstationen und 554 Bordstationen auf Kriegsschiffen. Davon sind ca. 80-85 % Marconi- und Telefunkenstationen. Von den auf deutschen Schiffen mit Telegrafiefunk ausgerüsteten Einheiten haben 102 Telefunken- und 38 Marconistationen an Bord. 

20. Februar 1910: Die österreichische Küstenfunkstelle Pola (offizielle Schreibweise „Land-Radio-Pola“) wird für den allgemeinen öffentlichen Funkverkehr auch mit Handelsschiffen freigegeben. Die Funkstelle hat einen 100-m-Turm (andere Quelle 150 m-Mast) mit Schirmantennen. Das Gegengewicht ist ein Drahtgeflecht, wobei 40.000 m Draht vergraben werden. Das Zimmer des diensthabenden Funkers wird schalldicht isoliert, weil die Entladungen der 40 – 60 cm Funkenstrecke noch auf 40 Schritt Entfernung sehr laut zu hören sind. Die nach dem Telefunken-System „tönende Funken“ arbeitende Anlage arbeitet mit einer Senderspannung von 140 – 150 kV und meldet Reichweiten bis Norddeich (1.150 km). 

Februar: Im Deutschen Reichstag wird der Schutz des Fernmeldegeheimnisses diskutiert. Dabei wird bekannt, dass ein Beamter, welcher Telegramminhalte an Dritte weitergegeben hatte, nicht verurteilt werden konnte, weil die Weitergabe nach geltendem Recht kein Strafbestand sei. Der § 355 des Reichsstrafgesetzes stellt Bruch des Fernmeldegeheimnisses nur bei Telegrammbeamten unter Strafe. 

Februar: Auf einer Reise mit dem italienischen Fahrgastschiff „Pricipessa Mafalda“ (andere Quelle: Mafalsa) macht Marconi Reichweiten -Versuche mit einer durch einen Drachen nachgeführten Antenne. Dabei erreicht er am Tage Reichweiten von 5.600 km, während die Ausendungen mit der normalen Schiffsantenne immerhin noch in einer Entfernung von 2.560 km zu hören sind. In Buenos Aires angekommen, gelingt ihm die Aufnahme einer Funkmeldung von Clifden (Irland) und einer von Glace Bay (Kanada) über Entfernungen von rund 10.000 km. (andere Quelle: Tagesreichweite 8.000 und Nachtreichweite von Clifden 13.000 km)

Februar: In einem Leserbrief an die ETZ beton Egbert von Lepel, dass wesentliche Elemente des neuen Telefunkensystem („tönende Funken“) von ihm stammen. Diese Behauptung wird durch Graf Arco in Hinblick auf eine gerichtliche Auseinandersetzung energisch bestritten. 

Februar: Im amtlichen Verzeichnis der Funkstationen  werden insgesamt 762 Funkstationen aufgeführt. So hat Österreich-Ungarn drei (Telefunken)-System-Stationen, dabei ist die 500 km-Station Sebenico für den öffentlichen Funkverkehr, die beiden anderen Stationen Castelnuevo und Pola wickeln nur dienstlichen Funkverkehr ab. Nieuport in Belgien hat eine Reichweite von 100 km und arbeitet mit dem Marconi-System. In Dänemark sind alle Stationen von Telefunken, dabei ist nur Kopenhagen für den öffentlichen Funkverkehr geöffnet, die übrigen Küstenfunkstellen (Blaavand, Huk, Gedser, Gedser-Havn, Graadby, Herns, Rev und Vyl) sind nur für den Seenot-Funkverkehr geöffnet. Von den 24 Küstenfunkstellen in England arbeitet nur eine nach dem de Forest/Poulsen System, nämlich Cullercoats. Alle anderen Stationen sind Marconi-Anlagen. Das sind z.B. Bolthead, Caister-on-Sea, Crookhaven, the Lizard, Malin Head, Nitin, North Foreland, Rosslare und  Seafort (Liverpool) usw. Für das deutsche Reich nennt die Statistik 17 Küstenfunkstellen (16 x Telefunken, 1 x de Forest (Amrumbank)). 193 Kriegsschiffe haben Telefunken-Anlagen. Bei den Handelsschiffen findet man 35 Marconi-, 23 Telefunken- und 6 de Forest-Anlagen. 

13/14. März: Deutscher Seeschiffartstag. Prof. Schilling teilt mit, dass in Bremen (nach der Erweiterung der Seefahrtschule) und Elsfleth der Unterricht in drahtloser Telegrafie unmittelbar bevorsteht. In den Folgeheften der "Hansa" wird aber in den Anzeigen, die zum Besuch der Steuermanns- und Kapitänslehrgänge in Bremen auffordern, nur die Zusatzausbildung Gesundheitspflege, Maschinenkunde und Schiffbautechnik erwähnt. Lediglich in den Anzeigen der "Großherzoglich Oldenburgischen Navigationsschule zu Elsfleth" wird eine Zusatzausbildung in der "Telegraphie ohne Draht" für die Schifferkurse angekündigt. Auch in Hamburg-Altona beginnt die Zusatzausbildung zum Funkzeugnis. Allgemein wird Klage darüber geführt, dass die Feuerschiffe Deutschlands (im Gegensatz zu denen anderer Nationen) nur in Notsituationen drahtlos mit Schiffen verkehren dürfen. 

21. März: Die Reichs-Funkentelegraphenstation Norddeich beginnt die regelmäßige Aussendung von Zeitzeichen und Nachrichten für Seefahrer. Das zweimal täglich gesendete Zeitzeichen kommt vom Observatorium Wilhelmshaven. Die Aussendung erfolgt auf der Welle 2.000 m. Dafür wird die Station mit einer Präzisionsuhr mit Korrigierwerk und automatischer Sendertastung für das 11:58:46 bzw. 23:58:46 beginnende Zeitsignal ausgerüstet. Die Norddeich-Uhr wird vor jeder Aussendung mit der Uhr im Observatorium Wilhelmshaven verglichen und korrigiert. Wird trotzdem ein falsches Zeitsignal ausgesendet, wird mit der Handtaste „zx ungueltig“ gegeben. Erste Reaktionen aus der Fahrt berichten, dass die Versuchssendungen vom Eiffelturm und aus Amerika auf der gleichen Welle sehr stören. Es handelt sich um das Zeitsignal vom Eiffelturm und (seit 1907) von Arlington (Washington) und Compdown (andere Quelle:  Camperdown/Halifax/Kanada).

März: Die Firma Polyfrequenz Elektrizitätsgesellschaft hält in den Räumen der Hamburger Navigationsschule 3 - 4 mal pro Jahr Samstag-Kurse in drahtloser Telegrafie ab. Unterricht jeweils von 16.00 bis 18.00 Uhr. 

März: Nachdem die Cuxhavener Hochseefischerei AG einige Stationen auf den Fischdampfern erfolgreich eingesetzt hat, rüstet die Gesellschaft zum ersten mal ein Segelschiff, den Kutter „Präsident Herwig“ mit einer Funkanlage aus. 

März: Im Bereich der Großen Seen in Amerika wird ein Netz von Stationen aufgebaut, welche Funksprechverkehr zwischen Teilnehmern an Bord und an Land vermitteln können. Als erste Stationen werden Chicago, Michigan City, Milwaukee, Toledo und Cleveland genannt. 

März: Marconi und sein Assistent J.H. Round reisen auf einem italienischen Schiff nach Buenos Aires. Dort werden mit Drachenantennen (6.000 feet = 1.830 m) die Signale von Clifden über 4.000 Meilen (6.437 km) bei Tag und 6.735 Meilen (10.839 km) bei Nacht empfangen. Während der Rückreise im Juni wird Marconis Sohn Giulio geboren und seine Frau schickt ein Telegramm mit der Anschrift „Marconi Atlantic“, welches unverzüglich ankommt. 

März: Nach erfolgreicher Erprobung auf dem Fahrgastschiff „Louisiana“ werden jetzt die „Florida“ und die „Carolina“ mit einer Funkpeilanlage ausgerüstet. Der Zeitungsbericht spricht von „gerichteter drahtloser Telegraphie auf Schiffen“. 

März: Die sechs neuen Küstenfunkstellen in Australien bedeuten eine Investition von 1,4 Mio. M. Die Kosten teilen sich die britische Regierung (466.680 M), das Commonwealth (537.260 M), Neuseeland (326.660 M) und die Fidschi-Inseln (70.000 M). Später wird gemeldet, dass erste Aufträge für die 2.000 km-Stationen Freemantle und Sydney an die Australian Wireless Co., die das Telefunken- System vertritt,  vergeben werden. Dazu wird bekannt, dass das Angebot dieser Gesellschaft mit 83.000 M für jede Station erheblich unter den Angeboten der anderen Gesellschaften (zwischen 140.000 und 348.000 M) lag.

März: Bei Montauk Point entsteht eine neue Station der United Wireless Telegraph Co. mit zwei Türmen von je 130 m Höhe. Dagegen soll die neue Station in San Francisco nur Türme von 70 m erhalten. In New York wird die Firma Hammarlund gegründet. 

31. März: In der ETZ 13/1910 kann man lesen, dass L.W. Thomas den Picardschen Perikondetektor mit Karborund und Silizium verwendet. Er soll der elektrolytischen Zelle überlegen sein, ist jedoch sehr empfindlich gegen Überlastung. Er besteht aus zwei Kristallen (CuS Fe2S3 und ZnO), die sich unter leichtem Druck berühren. Eine Hilfsspannung von ca. 50 mV erhöht die Empfindlichkeit. Die mit der Stahlnadel ausgerüsteten Detektoren sind nach dieser Meldung weniger empfindlich und deshalb vornehmlich im Nahverkehr einzusetzen. 

März: Marconi stellt einen Plan vor, nachdem man das britische Weltreich mit 18 Großstationen vernetzen will. Als Gebühr peilt man die halbe Kabelgebühr an. Dieses „Imperial Wireless Scheme“ würde von großer strategischer Bedeutung für Schiffe und Überseeterritorien sein und das Weltreich von Seekabeln unabhängiger machen. Die Regierung ist unschlüssig und fürchtet die Monopolstellung Marconis im Commonwealth, aber auf Druck des Verteidigungsministeriums stimmt man zu, die Sache zu prüfen (Marconi Review). Im Marconigraph (April 1912) findet man eine Karte, wie man die erste Stufe realisieren will: Von der Hauptstation bei London geht die erste Funkstrecke über Ägypten nach Aden. Dort geht ein Zweig nach Pretoria und ein zweiter über Bangladore nach Singapore. 

1. April: Nach einer Aufstellung sind 439 Ozeanschiffe mit Unterwasserschallanlagen ausgerüstet. Dazu kommen solche Anlagen auf 28 Privatyachten und 140 auf Schiffen der Kriegsmarinen. 

9. April: Die Polyfrequenz El. Ges. in Hamburg beginnt eine Serie von Kursen an der Hamburger Navigationsschule. Sie finden jeweils am Samstag von 16.00 bis 18.00 Uhr statt. 

10. April: Der Dampfer "Clara" hat querab Kalifornien Grundberührung. Nach dem Telegrafie-Notruf können 95 Personen durch den Schlepper "Ranker" von dem sinkenden Schiff gerettet werden. 

12. April: Vortrag von Direktor Bredow in der Navigationsschule Hamburg "Die Bedeutung der Funkentelegraphie für Handel und Schifffahrt". Dieser Vortrag eröffnet den in Hamburg eingerichteten Telefunkenkurs für Schiffsoffiziere und Berufstelegraphisten. Darüber hinaus wird er als ein Versuch beschrieben, die nautische Welt zu überzeugen, dass solche Anlagen auch für kleinere Schiffe von Wert sind. Er beschreibt einige - mit Hilfe der Telegrafie glücklich ausgegangene - Seenotfälle und erwähnt dabei das Notzeichen SQR (Seenotfall "General Chanczy"). Er nennt in dem Vortrag auch die österreichischen Küstenfunkstellen Pola, Sebenico und Catarro und kündigt für den 12. April einen Telefunken-Kurs für die Navigationsschule an. Später schreibt er in seinen Erinnerungen u.a.: „Wo immer Schiffahrtskreise zusammen waren, tauche ich auf, im Nautischen Verein, im Überseeklub, im Deutschen Schulschiffverein, bei der Schiffbautechnischen Gesellschaft, auf den Schiffahrtstagen, in den Navigationsschulen und Lehranstalten. Überall versuche ich durch Vorträge und Diskussionen, Aufklärung über den Funk zu bringen“. 

23. April:  In Hong Kong wird durch „The Wireless Tel Ord. 1919 der Gebrauch der Funkentelegraphie auf Handelsschiffen in den Gewässern der Kronkolonie geregelt. 

Am 23. April wird zwischen Clifden/Irland und Glace Bay/Kanada der erste transatlantische Marconi-Funk-Telegrafendienst im 24-Stunden Betrieb eröffnet. Übermittelt wird auf der Frequenz 50 kHz und Marconi berichtet von der Übermittlung von ca. 1.000 Telegrammen pro Tag (bei guten atmosphärischen Bedingungen ???). Gewöhnliche Telegramme haben eine Wortgebühr von 6 Pence (50 Pfg.), Codetelegramme eine solche von 7,5 Pence (62,5 Pfg.). Später wird von einer Wortgebühr von 17 Cents (70 Pfg.) pro Wort berichtet. Sollte sich die Funkübermittlung verzögern, befördert Marconi das Telegramm über das Unterwasserkabel. Die Gebühren dafür  werden vom Absender nacherhoben. 

April: Aus Spanien wird gemeldet, dass Marconi die Stationen Cadiz, Tenerife und Las Palmas übernehmen und verbessern soll sowie neue Stationen bei Barcelona und auf den Balearen errichten soll. 

April: Die United Wireless Telegraph Co. (de Forest) meldet einen Rekordauftrag. Sie soll 46 Schiffe mit Funkanlagen ausrüsten. 

30. April: Strandung des Allan Line Dampfers "Carthaginian". Mit Hilfe der drahtlosen Telegrafie werden 800 Personen bei dem Schiffsunglück gerettet. 

April: Einen neuen Rekord meldet der D. „Tennessee“, der bei Honolulu ein Wettertelegramm von Tabel Bluff (Kalifornien) über 7.500 km aufnehmen konnte. 

April: Die Marconi-Ltd. macht auf der Yacht "Oceana" Versuche mit rotierenden Funkenstrecken. Es werden Reichweiten von 1.000 sm gemeldet. Marconi selbst überwacht die Versuche von Cape Cod und South Wellfleet (später  Chatham/WCC) aus. Außerdem werden Versuche mit den neuen Audionröhren gemacht. 

15. Mai: Die französischen Marinestationen Dünkirchen, Cherbourg, Brest und Rochefort werden für den allgemeinen Funkverkehr geöffnet. Dienstzeit von 07 bis 19 Uhr Ortszeit. 

18. Mai: Rechtzeitig vor der Annäherung des Halleyschen Kometen (Durchgang zwischen Erde und Sonne in der Nacht vom 18. auf den 19. Mai) wird die Handelsmarine gewarnt, dass um die genannten Zeit herum Abweichungen des Kompasses und erhebliche Störungen der drahtlosen Telegrafie auftreten können. Meldungen sollen an die Seewarte Hamburg geschickt werden. In der Nacht wird Norddeichradio um 2, 4 und 6 Uhr jeweils 5 Minuten lang Morseaussendungen ausstrahlen. Später wird bekannt, dass Schwankungen in der Lautstärke nicht beobachtet wurden. 

Mai: Durch die neuen fünf Küstenfunkstellen auf den Azoren – San Miguel, Sta. Maria, Fayal, Flores und Corevo - , die von der Eastern Telegraph and Cable Co. errichtet wurden, gehört ein „Funkloch“  auf dem Atlantik der Vergangenheit an. 

2. Juni: Genau 14 Jahre nach der Erteilung hat Marconi die Geltungsdauer seines ersten englischen Patentes auslaufen lassen. Es betrifft den Kohärer mit Metallspänen, einen Funkensender und die Erdverbindung in Sendern und Empfängern. 

22. Juni: In Berlin wird Konrad Zuse, welcher von 1936 bis 1938 die erste ganz mechanische Rechenmaschine „Z-1“und 1941 den ersten programmgesteuerten Digitalrechner Z 3 entwickeln wird, geboren. 

24. Juni: Unter 7022 Public Nr. 262 unterzeichnet der Präsident der Vereinigten Staaten das Gesetz "Act to require apparatus and operators for radio-communication on certain ocean steamers", auch „Wireless Ship Act“ genannt. Es besagt: Amerikanische und fremde Ozeandampfer, die Passagiere befördern und einschließlich Besatzung 50 oder mehr Personen an Bord haben, müssen vom 1. Juli 1911 ab beim Verlassen amerikanischer Häfen mit Funkgeräten (Mindestreichweite 100 sm) ausgerüstet und gut ausgebildete Telegrafisten an Bord haben. Ausnahme: Schiffe, die zwischen weniger als 200 sm voneinander entfernten Häfen verkehren. Geldstrafen bei Zuwiderhandlungen:  1.000 bis 5.000 Dollar. Ab 1. Januar 1912 wird zusätzlich eine Ersatz bzw. Notstromquelle für 4-stündigen Betrieb und eine Verbindung Brücke-Funkraum gefordert. Um sicherzustellen, dass die Reichweite ausreichend ist und der Bordtelegrafist die Anlage richtig bedienen kann, fordert man: Aus einer Entfernung >= 100 sm soll das Schiff Verbindung zu einer Küstenfunkstelle aufnehmen und ein Telegramm, dessen Aufbau vorgeschrieben ist, abschicken. Weiter wird hier noch einmal die Verkehrspflicht ohne Unterschied des Funksystems betont. 

30.Juni: Italien erklärt erstmals die Funktelegrafie im Mutterland und in allen Kolonien als Regierungsrecht. Der Staat war ab 1903 an den Vertrag mit Marconi (Funkmonopol) gebunden, der jetzt ausläuft. Aus Frankreich wird bekannt, dass nach dem Beitritt des Lands zum Funkentelegraphenvertrag alle französichen Küstenfunkstellen mit Schiffstationen jeden Systems Funkverkehr aufnehmen werden und Telegramme annehmen. Dafür stehen zur Verfügung: Boulogne, Ushant, Porquerolles, Sainte Marie de la Mer (Marseille), Fort de l’Eau (Algier) mit ununterbrochenem Dienst. Begrenzten Dienst bieten Ajaccio, Brest, Cherbourg, Dunkerke, Lorient und Rochefort. Die Wortgebühr wird mit 40 Cent genannt. 

Juni: In den USA wird die Continental Wireless Telephone and Telegraph Co. mit einem Kapital von 21 Mio. M gegründet. Die vier Gesellschafter sind Collins, Clark,  Pazific und Massie Wireless Co. 

Juni: Um die Fährdampfer von und nach Saßnitz und  mit Funkanlagen auszurüsten, stellt die Reichsregierung einen Betrag von 80.000 M zur Verfügung. 

Juni: Das neue Zeitzeichen vom Eiffelturm um Mitternacht wird durch Morsestriche eingeleitet. Ein Morsepunkt ist der 00.00 Uhr Indikator. Um 2 Minuten nach Mitternacht wird das Zeitzeichen - durch ein Morse D kenntlich gemacht - wiederholt. Eine weitere Wiederholung (Ankündigung durch Morse 6) ist um 4 Minuten nach Mitternacht. 

Juni: Auf der Apparateausstellung der physikalischen Gesellschaft in London zeigt Marconi seine neuen Empfangsapparate mit dem Flemingschen Glühlampen Detektor (Röhren-Diode). 

Juli:  Im Juli erscheint in allen großen Zeitungen die Geschichte, wie der britische Mörder Dr. Hawley Harvey Crippen mit Hilfe der Marconi-Funktelegrafie an Bord der "Montrose" auf der Reise von Antwerpen nach Kanada entdeckt und bei der Ankunft in Father Point verhaftet wird. Der Kapitän der „Montrose“, die eines der 60 Schiffe auf dem Atlantik ist, die bereits eine Funkanlage an Bord haben, schickt am 22. Juli ein Telegramm an Scotland Yard. Dies muß schnell geschehen, denn die Funkanlage des Schiffes hat nur eine Reichweite von ca. 250 km. Er äußert seinen Verdacht, dass Crippen und Ethel La Neve als Mr Robinson und Sohn auf seinem Schiff nach Kanada fahren. Als Telegrammtext nennt Marconi: “have strong suspicions that crippen london cellar murderer and accomplice are among saloon passengers. moustace taken off growing beard. accomplice dressed as boy. voice manner and build undoubtedly a girl.”  Am 27. Juli fährt Inspektor Dew von Scotland Yard auf der schnelleren „Laurentic“ in Richtung Kanada. Kapitän Kendall von der „Montrose“ gibt noch ein längeres Funktelegramm über den D. „Montezuma“ ab, bevor er in Küstennähe ebenfalls durch die Funkanlage erfährt, dass Inspektor Dew bei Fathers Point an Bord kommen wird. Funktelegramme von Nachrichtenagenturen und Reportern werden vom Kapitän angehalten. Denn beiderseits des Atlantik verfolgt die Leserschaft der großen Zeitungen Kurs und Geschwindigkeit der beiden Schiffe. Crippen, der sich über die vielen Funkaktivitäten wundert, wird mit dem Hinweis auf treibendes Eis vor Neufundland beruhigt. Er soll noch dem Kapitän gesagt haben: „What a wonderful invention  wireless is“. Inspektor Dew kommt zusammen mit den Lotsen an Bord und kann Crippen noch vor dem Festmachen verhaften. Er und seine Geliebte werden mit dem nächsten Schiff nach Liverpool zurückgeschickt und die Presse bemächtigt sich des Falles. Dr. Crippen wird am 23. November in England wegen verübten Giftmordes an seiner Frau Belle gehängt. Seine Geliebte wird freigesprochen, ändert ihren Namen und wird noch 84 Jahre alt. 

Juli:  Der Dampfer "Pricipessa Mafalda" meldet, dass er tagsüber Nachrichten von Clifden über eine Entfernung von 4000 Meilen aufnehmen kann. Nachts kann man Clifden in einer Entfernung von 6735 Meilen hören. 

15. Juli: Es erscheint der aktuelle Nachtrag zum Verzeichnis der Funkentelegrafenstationen der Fernmeldeunion Genf. Nach diesem Verzeichnis sind bisher 1111 Stationen in Betrieb. Die Tabelle zeigt einen Ausschnitt (Zahlen in Klammen: Deutschland)

System
Küstenfunkstellen
Kriegsschiffe
Handelsschiffe
Telefunken
48(16)
250 (193)
53 (47)
Marconi
60 (0)
16 (0)
203 (37)
Rochefort
4 (0)
0 (0)
0 (0)
de Forest
9 (1)
0 (0)
23 (7)
Lodge Muirhead
5 (0)
0 (0)
10 (0)
Teishinsho
5 (0)
0 (0)
15 (0)
andere Systeme
32 (0)
360 (0)
18 (0)
Anmerkung: Die 37 Marconi Stationen auf deutschen Schiffen haben u.a. der Norddeutsche Lloyd und die Hamburg Amerika Linie angeschafft, um mit Marconi Land- und Schiffsfunkstellen weniger Ärger zu haben. 
Im Verzeichnis der deutschen Küstenfunkstellen (Funkentelegrafiestationen) tauchen neben Norddeichradio (KND), Arkonaradio (KAC) usw. auch die Stationen Tsingtau (KTS), Angauer (Palau Inseln) Rufzeichen KAN und Jap (Yap) auf den Carolinen mit dem Rufzeichen KJA auf.  Telefunken meldet ergänzend, dass die Gesellschaft 196 feste Landstationen, 410 Kriegsschiffstationen, 31 Handelsschiff- stationen, 63 fahrbare und 37 tragbare Militärstationen bisher geliefert hat. 
Bei der Anzahl der Ft-Stationen führt Großbritannien mit 311, auf den weiteren Plätzen folgen Deutschland (279), Frankreich (167), Italien (38), die Niederlande (36), Schweden (27), Österreich und Brasilien (je 23), Dänemark (21), Japan und Norwegen (je 17), Russland (13), Belgien (11), Chile (10), Spanien (7), Rumänien (6), Portugal (5), Mexiko (4), Westindien (4), Uruguay, Gibraltar und Malta (je 1). 

Vor 1910 waren Telegrammlaufzeiten von 7 bis zu 35 Tagen nach und von den Carolinen üblich, weil diese über Kabel von Deutschland nach Australien und von dort mit dem Schiff weitertransportiert wurden. Vor dem Bau der Stationen auf den Karolinen wird in einer Studie errechnet, dass der Bau von vier Funkstationen 2,1 Millionen Mark, die Installation eines Kabelnetzes jedoch ca. 19 Millionen Mark kosten würde. 

Juli 1910:  H.J. Round (Marconi Co.) erhält ein britisches Patent (20.441 “Reducing interference from atmospheries”) für eine Schaltung, welche Störstrahlung mit zwei leicht vorgespannten und anti-parallel-geschalteten Dioden verhindern soll. Vorher hatte schon Marconi  eine Filterschaltung, die er X-Stopper genannt hat, verwendet. Auch Fessenden, Pickard, Levy Bellescize, Austin G.M. Wright und Chaffee stellen ähnliche Schaltungen vor. 

Juli 1910: Der Lloyd-Dampfer „Mainz“ unternimmt eine Studienfahrt nach Spitzbergen. An Bord sind der Ehrengast Graf Zeppelin und zahlreiche Wissenschaftler. Unter ihnen ist auch ein Telefunken-Spezialist, der den Einfluss atmosphärischer Störungen auf den Funkverkehr wissenschaftlich untersuchen soll. Dazu gehört auch die Analyse des Funkverkehrs mit der Stationsyacht „Carmen“ und dem Eisdampfer „Fönix“. 

Juli 1910:  Cape Town Radio wird eröffnet. Marconi Anlage 5 kW, Reichweite tags 750, nachts 1500 km. Erstes Rufzeichen VNC, ab 1928 dann ZSC. Auch die Marconi-Station Durban Radio (Reichweite 500 km) geht in Betrieb. Die deutschen Afrika-Liner (z.B.: "Feldmarschall") haben Telefunken Stationen an Bord. Verbindungsaufnahme mit Marconi-Küstenfunkstellen oft schwierig. Ausnahme: Stationen am Nord- und Südende des Suezkanals. 

Juli: Die Marinestation Karlskrona (Reichweite 300 km) ist ab jetzt auch für den normalen Telegrammfunkverkehr von und zu Handelsschiffen geöffnet. 

Juli ??:  Seenotfall D „Lituania“ mit 1.200 Auswanderern vor Libau auf der Fahrt nach New York. Der Havarist läuft bei Nebel auf einen Felsen beim Pentlant Firth. Auf den Seenotruf des russischen Schiffes nimmt D „Rossita“ die Auswanderer an Bord und bringt sie nach Amerika. 

August: Telefunken gibt jedes Vierteljahr eine Karte mit den auf dem großen Dampferrouten verkehrenden Schiffen sowohl für die Hin- als auch für die Rückfahrt heraus. So weiß der Telegraphist an jedem Tag genau, welche Schiffe sich in seiner Funkreichweite befinden. 

August: Der Kanadier J.D.A. McCurdy sendet das erste Luft-Land-Telegramm von einem Flugzeug an eine Station auf Long Island/New York. Ähnliche Versuche hat seit 1907 der englische Leutnant C.J. Aston in einem Ballon gemacht, als er Funksendungen von Landstationen aufnahm. Zwei Monate später – im Oktober 1910 – wird die Besatzung des Luftschiffes „America“ bei einem missglückten Versuch, den Atlantik zu überqueren, durch die Notmeldung des Marconi-Funkers Jack Irwin gerettet. 

4. September 1910: Die italienische Küstenfunkstelle S. Maria di Leuce verweigert die Aufnahme eines Funktelegramms des österreichischen Kreuzers „Franz Josef I“, der eine Telefunken-Station an Bord hat. Als sich der mit einer Marconi-Station ausgerüstete österreichische Dampfer „Alice/OKJ“ (Reederei Austro America) sich anbietet, zu vermitteln, droht S. Maria mit einer Anzeige in London. Darauf stellt der (Marconi??) Operator des Handelsschiffes sofort die Vermittlungsaktion ein. 

September:  Nach Versuchen von einem Ballon sendet J.D.A. McCurdy im August die erste Funkmeldung (System Marconi) von einem Flugzeug an eine Bodenstation. R. Loraine überbrückt mit einer ähnlichen Anordnung eine Viertel Meile  Richtung Luft - Land. 

21. September: Der Seenotfunkverkehr des Dampfers „Western States“ auf dem Erie-See soll durch den Telegraphisten einer Konkurrenzgesellschaft erheblich gestört worden sein. Ihm droht jetzt nach einer Meldung in der ETZ (45/1910) eine Gefängnisstrafe bis zu 4 Jahren. 

September: Die Marconi Gesellschaft zahlt erstmals eine Dividende an seine Aktionäre aus.  (Marconi Review)

23. September: In Brüssel wird das "Übereinkommen zur einheitlichen Festlegung von Regeln über die Hilfeleistung und Bergung in Seenot" beschlossen. Grundsatz: Jeder Kapitän ist verpflichtet, allen Personen, selbst feindlichen, die auf See in Lebensgefahr angetroffen werden, Beistand zu leisten, soweit er dazu ohne Gefahr für sein Schiff und dessen Besatzung und Reisende imstande ist. Die deutsche Fassung ist im Reichsgesetzblatt 7. Januar 1913 S. 90 nachzulesen. 

September:  Die DEBEG-Vorgängerin eröffnet die erste Funkschule in Hamburg. 

September:  Aus dem Telefunken-Katalog für zur Zeit lieferbare Löschfunkensender:

Type
Antennen-
Energie (kW)
Primär-
Energie (kW)
Reichweite
(km)
Verwendung
0,2 LK
0,2
0,88
75 - 100
Feuerschiffe, Fischdampfer
1 TV
1,0
3,16
400 - 600
Mittlere Kriegsschiffe
1,5 TK
1,5
4,41
600 - 1200
Handelsschiffe
2,5 TV
2,5
6,62
750 - 1500
Große Kriegsschiffe
2,5 TK
2,5
6,62
750 - 1500
Große Dampfer und Landstationen
5 TV
5,0
11,77
1200 - 2400
Größte Schiffs- und mittl. Landstationen
5 TK
5,0
11,77
1700 - 3400
Land-Großstationen
10 TK
10,0
22,07
1700 - 3400
Land-Großstationen
25 TK
25,0
55,16
2400 - 5000
Land-Großstationen

Oktober 1910:  Auf D. "Mohawk" mustert die erste weibliche Bord - Funkerin Amerikas, Miss Graynella Packer, an. 

3. bis 4. Oktober: Der D „Cap Blanco“ trifft während der Revolution in Lissabon ein und kann den Ausbruch der Unruhen sofort an das Schwesterschiff Ypiranga weitermelden. In der Folge befördert der Dampfer zahlreiche Funktelegramme von Journalisten über Ste. Marie de la Mer (Marseille) an internationale Zeitungen. Das Schiff kann den Hafen Lissabon am 4. Oktober um 16.00 unbehelligt verlassen. 

24. Oktober: Seenotfall des portugiesischen Postdampfers "Lisboa" (7 500 BRT) bei Saldanha Bay (120 km nordöstlich von Kapstadt). Der Seenotruf (Notsender) des deutschen Funkoffiziers Schicke  mit einer Marconi-Anlage wird von Kapstadt Radio und D. "Adolf Woermann" (Telefunken-Anlage) aufgenommen, der die 250 Passagiere und Besatzung übernimmt. Als einer der letzten Besatzungsmitglieder springt der FO Schicke vom sinkenden Schiff. Sieben Personen gelten als vermisst. Weitere Seenotfälle mit Hilfe dank Funktelegrafie: "Swakopmund" und "Hohenstaufen". 

Oktober: Die Firma Ducrecet und Roger stellt einen Spezialempfänger in einem tragbaren Holzkasten vor, der für die Aufnahme des Zeitzeichens vom Eiffelturm konstruiert wurde. Der Detektor besteht aus einer Stahlplatte, gegen die die Spitze eines Kristalles mit einer Feder gedrückt wird. 

Oktober: Funkversuche mit einem halbgetauchten Unterseeboot. Das britische U-Boot D1 und der Kreuzer Bonaventura haben erfolgreich Nachrichten ausgetauscht. Dabei war das U-Boot so weit untergetaucht, dass nur das Periskop und die Antenne über Wasser sind. 

Am 1. November beginnt Norddeichradio die Aussendung regelmäßiger Wetteraussendungen. Der Wetterbericht wird zweimal täglich zu bestimmten Zeiten, und die Sturmwarnungen sofort nach Eingang gesendet. Im Dezember folgt die Verbreitung nautischer Warnnachrichten. 

1. November: Die deutsche Kriegsmarine beginnt die Ausrüstung ihrer Schiffe mit Funktelephonie. 
In Deutschland haben am Jahresende schon 5 Fischereifahrzeuge eine Funkstation. 

3. November: Die Reise des deutschen Kronprinzen auf dem D „Prinz Ludwig“ von Genua nach Ostasien zeigt die Lücken der Funkversorgung ab Port Said. Suez und Aden haben nur eine geringe Reichweite und Bombay kann nur über die Vermittlung anderer Seefunkstellen erreicht werden. 

November:  Siemens lässt sich eine Röhre patentieren, die sich in einem Magnetfeld befindet (Vorläufer des Magnetrons??).

8. November: Österreich-Ungarn fordert für alle unter österreichischer Flagge fahrenden Fahrgastschiffe, die die Grenzen Gibraltar oder Aden überschreiten, Funkanlagen mit einer Mindestreichweite von 100 Seemeilen vor. Die Vorschrift wird im November 1911 in Kraft treten. 

November: Telefunken stellt für die Handelsmarine einen Anrufapparat (Vorläufer des Autoalarmgerätes) vor. Ein Galvanometer schließt beim Empfang von Morsesignalen von 10 Sekunden Dauer einen Kontakt zu einer Signalklingel. Das Gerät kann sich wegen der vielen Fehlalarme nicht durchsetzen. Telefunken schlägt danach vor, das Ticken der Taschenuhr zum exakten Aussenden des Signals SOS zu nutzen. Voraussetzung: Die Taschenuhr schlägt mit 150 Doppelschlägen pro Minute. 

November: Nauen kann über eine Entfernung von 5200 km Funkverkehr mit einem Schiff der Hamburg-Amerika-Linie durchführen. 

November: Nach einer Aufstellung von Lloyds in London haben 702 Schiffe eine Funk- und 459 Schiffe eine Unterwasserschall-Anlage. 

November: Im Etatentwurf des deutschen Reiches für das nächste Jahr sollen 200.000 M für Versuche, die deutschen Kolonien per Funk (das sind ca. 5.500 km) zu kontaktieren und 420.000 M für den Aufbau der Küstenfunkstellen Lüderitzbucht, Swakopmund und Duala eingestellt werden. 

November: Die neue brasilianische Küstenfunkstelle bei Rio Vermeldho wurde von Telefunken mit einer garantierten Reichweite  von 640 km gebaut. Tatsächlich werden aber bereits Reichweiten von 1.170 und 1.600 km erreicht. Die Antennehöhe beträgt 65 m, die Energiequelle liefert 22 V und 20 A. Die Wellenlängen sind 600, 1.000 und 1.600 m. 

17. November: In der ETZ wird die 1,5 kW-Normalstation von Marconi beschrieben. Sie hat eine Reichweite von 90 bis 400 km. Der Sender arbeitet auf 300 und 600 m, der Empfänger überstreicht das Band von 100 bis 2.5500 m. Vom Sender wird noch genannt: Hochspannung 27 kV, Funkenstrecke mit gusseisernen Pilzelektroden, Abstimmhilfe ist eine Lampe. Der Empfänger hat drei Kreise mit stufigem Umschalter und Magnetdetektor. Zur Ausrüstung gehört ferner ein kleines Wellen-Messgerät und ein Notsender für Akkumulatorbetrieb. 

Dezember: Eine Umfrage der Seeberufsgenossenschaft ergibt: Von 1.620 Dampfern und 38 Segelschiffen sind 626 Dampfer und 25 Segelschiffe mit Morselampen ausgerüstet, davon sind 512 elektrische und 139 Petroleumlampen. Die Zahl der mit einer Unterwasser-Schallanlage ausgerüsteten deutschen Schiffe hat sich von 205 (März 1908) auf 483 Handelsschiffe erhöht (davon 40 des NDL). Dazu kommen noch 140 „Unterwasser-Schall-taugliche“ Kriegsschiffe. 

12. Dezember: In London beginnt der Patentprozess der Marconi Gesellschaft gegen die British Radio and Telegraph Co. Hierzu wird im Gerichtssaal eine vollständige Station aufgebaut und die bedeutendsten Fachleute Großbritanniens werden als Zeugen geladen. 

15. Dezember: Im Zentralblatt für das deutsche Reich Nr. 58 wird bekannt gegeben: Die auf Feuerschiffen installierten Funkentelegraphenstationen dürfen ab heute nicht nur in Notfällen, sondern auch zur Unterstützung der Navigation, für Anfragen bezüglich der Betonnung, Befeuerung, Sturmwarnung usw. mit den Stationen der Handelsmarine arbeiten. 

Dezember: Nach einer Mitteilung von Telefunken sind auf 35 Fahrgastschiffen Telefunken-Anlagen installiert. Diese wickelten im Jahr 1910 insgesamt 9.705 Telegramme mit 210.014 Worten ab. Das Gebührenaufkommen: 92.150 Mk. Insgesamt hat Telefunken bisher 1.200 Stationen ausgeliefert. Die Gesamtzahl der Funktelegramme über deutsche Küstenfunkstellen im Jahre 1910 wird mit 11.738 angegeben, die Gesamtwortzahl betrug rund 281.000. Den Rekord hält ein zwischen Hamburg und New York verkehrender Personendampfer mit 526 Telegrammen (6.664 Wörter) auf der Rundreise. 

Dezember: Das Bureau International de l'Union Télegraphique in Bern veröffentlicht folgende Zahlen: Auf der Welt sind 1.217 (1909: 755) Funkentelegrafenstationen registriert (219 Küstenfunkstellen und 998 Seefunkstellen). Deutschland hat 17 Küsten- und 207 (andere Quelle: 230) Bordfunkstellen, Österreich-Ungarn hat 3 Küsten- und 21 Bordfunkstellen, England hat 53 Küsten- und 397 Bordfunkstellen, Frankreich hat 17 Küsten- und 150 Bordfunkstellen. In der Aufstellung fehlen die Stationen  der Kriegsmarinen und die der USA und Griechenlands, die den Vertrag noch nicht unterschrieben haben. 

Dezember: In den USA wird ein Verzeichnis der amerikanischen Stationen veröffentlicht. Es enthält 1.520 Land- und Schiffsstationen, davon werden 47 Land- und 344 Schiffstationen von der marine der USA betrieben. Die Liste Handelsschiffstationen (einschließlich Schlepper und Yachten) weist 821 Stationen auf. 

Dezember: Zusätzlich zu den Kursen in den Navigationsschulen (Hamburg und Bremen bereits eingerichtet und Lübeck sowie Rostock in Vorbereitung) werden solche Kurse jetzt auch vom Technikum in Hamburg angeboten. 

Dezember: Österreich ist nach einer Pressemitteilung der erste europäische Staat, der per Dekret festschreibt, dass die österreichischen Handelsschiffe, die einen Passagierdienst von österreichischen Häfen über Gibraltar oder Aden hinaus betreiben, mit einer Funkanalge auszurüsten sind. 

Dezember: Seenotfall D „Olympia“ der Alaska Steamship Co. Das Schiff läuft in der Nähe des Prince William Sunds auf die Klippen. Der Seenotruf wird von der Station Cardova (Alaska) aufgenommen und eine sofort eingeleitete Rettungsaktion kann die 106 Menschen von dem Wrack retten. 

Dezember: Übereinkunft Telefunken - Marconi, wonach sich Marconi-Gruppe von den deutschen Schiffen zurückzieht und ihre Funkstellen (auf 39 Schiffen) der deutschen Gruppe übergibt. Damit wird auch der Verkehrsaustausch zwischen beiden Gruppen endgültig frei. Die deutschen Marconi-Telegrafisten werden von der deutschen Gruppe (später DEBEG) übernommen. Damit arbeiten 41-Telefunken Bordfunkstellen und die 39 Marconi-Funkstellen für die DEBEG. Eine Zusatzvereinbarung wird dahingehend erzielt, dass weltweit DEBEG- und Marconi-Stationen gegenseitig Nachrichtenaustausch zulassen.


Neue Geräte 1910
R. Goldschmidt hat eine Hochfrequenz-Maschine gebaut, die sich in der Radiostation der Firma Lorenz AG in Eberswalde bei Berlin befindet. Auch die Patente für diese Maschine sind im Besitz der Lorenz AG. Diese Hochfrequenzmaschine mit 50.000 Perioden liefert 12 kW Leistung bei einem Wirkungsgrad von 80 % bei der Wellenlänge 10.000 m. Wird die Wellenlänge auf 5.000 m eingeschaltet, beträgt die Leistung 8 bis 10 kW. 
Der wesentliche Unterschied zwischen den Goldschmidt- und der Alexanderson-Hochfrequenz-Maschinensendern ist der: Die (schon länger auf dem Markt befindliche) Alexanderson-Maschine arbeitet direkt auf die Antenne und Goldschmidt benutzt Frequenzverdoppler in mehreren Stufen oder eine Vervielfachung mit einem Frequenzwandler in einer Stufe nach K. Schmidt. 

Auf Veranlassung der deutschen Marine entwickelt und baut Lorenz den Empfänger MATZ  (Marine aptierter Ticker Zellen Empfänger, auch Marine-automatischer-Tikker-Zellenempfänger). Dieser Empfänger kann mit seinem Ticker-Teil die ungedämpften Wellen der Lichtbogensender als auch mit dem Detektor-Teil die gedämpften Wellen der Löschfunkensender empfangen. Empfangsbereich: 30 kHz bis 1 MHz. Weiterentwickelte Typen dieses Empfängers wurden mit anderem Frequenzbereich und zum Schluß mit Röhren geliefert. Auch der von der Marine geforderte schnelle Wellenwechsel wurde mit den Typen MATZ I und MATZ II erreicht. 

Bei Marconi gibt es den Multiple Tuner. Dieser Empfänger überstreicht den Bereich von 80 bis 2.600 m (3,7 MHz bis 115 kHz). Die Abstimmung geschieht mit Drehkondensatoren und Spulenumschaltung. Als Detektor wird ein „Magnetic Detector“ verwendet. 
Telefunken stellt den Tonverstärker mit angeschaltetem Morseschreiber vor. Der Verstärker ist ein Resonanzverstärker für die Frequenz 1 kHz. Mit dieser Frequenz werden die Tonfunkensender mit dem 500 Hz-Generator empfangen. Das verstärkte Signal kann einen Morseschreiber betreiben und die Kombination ermöglicht einen Morseempfang ohne Funker. 


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version: 10-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1911

1. Januar: Im deutschen Kaiserreich fahren 73.993 Personen zur See und ca. 100 deutsche Handelsschiffe sind mit einer Funkstation ausgerüstet. 

1. Januar: Nach einem Erlass des italienischen Marineministers müssen Schiffe, welche Ausländer von und nach Italien befördern, mit einer Funkanlage, die eine Reichweite von 300 km hat und die Wellenlänge 600 m benutzen kann, ausgerüstet sein. 

14. Januar:  Gründung der DEBEG mit ca. 100 installierten und ca. 20 Stationen auf im Bau befindlichen Schiffen. Fast die Hälfte der bei der Gründung übernommenen Stationen sind Marconi- (39) die restlichen 41 sind Telefunken-Stationen. Das Kapital der Gesellschaft (als Gründungskapital werden 900.000 Mark genannt) hält zu 55 % Telefunken (Gesellschaft für drahtlose Telegraphie m.b.H., Berlin SW 61), die restlichen 45 % die belgische Marconi Zweigstelle Societe Anonyme Int. de Telegraphie sans Fil (Brüssel) als Lizenträger der deutschen Marconi-Patente. Im Telefunken-Anteil sind die Schiffsfunk-Aktivitäten der Allgemeinen Electizitäts-Gesellschaft Berlin und der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie System Prof. Braun-Siemens und Halske AG enthalten. Die Leitung der Gesellschaft übernimmt Dr. Bredow. Die drei Säulen der DEBEG werden wie folgt festgelegt:
1. Planung, Einbau und Instandhaltung von Schiffsfunkanlagen
2. Ausbildung von Funkoffizieren
3. Gebührenabrechnung. 
Die DEBEG hat 3 Stationstypen (200 Watt bis 35 kW) für Schiffe im Angebot: 
Typ A für Kümos, Fischereifahrzeuge und Schlepper
Typ B für Fracht- und Passagierschiffe mittleren Umfangs
Typ C für große Passagier- und Frachtdampfer.
Daneben hat die Firma Telefunken noch 20 andere Stationen für verschiedene Dienste im Programm. Darunter auch ein Funk- Demonstrationsgerät für Übungen und Schulung. Es kostet Mk 1.000.-, der Wellenmesser kostet Mk 150.-, die Beschreibung wird kostenlos geliefert. Mit dem Gerät können langsame Funken (-Braun), tönende Funken und Partialfunken demonstriert werden. Die Anlage besteht grundsätzlich aus Sender, Empfänger und einer Antenne mit Gegengewicht. Für den Empfänger wird eine Schirmantenne mit einer in Reihe geschalteten Ankopplungsspule verwendet. Parallel zur Spule sind ein Kristalldetektor, ein 300 cm-Kondensator und ein Kopfhörer angeordnet. Als Gegengewicht wird eine Metallplatte geliefert. 
Das Funkpersonal wird entweder an der DEBEG Schule ausgebildet oder erhält als Nautiker/Funker eine Zusatzausbildung an den staatlichen Seefahrtschulen Hamburg, Bremen, Elsfleth oder dem Technikum in Hamburg. 

14.Januar: Auf dem Dampfer "Cincinnati" treffen sich in Hamburg das DEBEG-Direktorium und einige von der Marconi-Gesellschaft übernommene Funkoffiziere (Funkertreffen Cincinnati). Die DEBEG und Marconi schließen einen Vertrag, der den gegenseitigen Funkverkehr erlaubt. 

Januar: Prof. Schilling berichtet dem Nautischen Verein zu Bremen, dass der einführende Kursus in Funkentelegrafie inzwischen begonnen hat. In Kürze wird eine Vollstation zur Verfügung stehen, sodass die Absolventen der Steuermanns- und Schifferkurse die von der Reichspost vorgeschriebene Prüfung hier ablegen können. 

Januar: Der Vertrag zwischen den deutschen Reedern und der Reichspostverwaltung läuft aus und wird nicht erneuert. Dafür schließt die Reichpostverwaltung einen Vertrag mit Telefunken mit der Auflage, dass alle Schiffe, die Post befördern, mit einer Funkanlage ausgerüstet sein müssen. 

Januar: Marconi berichtet: Die türkische Flotte wird mit Funkanlagen des Systems Marconi ausgerüstet. Außerdem wird die Gesellschaft bei Slangkop (Kapland) eine Küstenfunkstelle errichten. Die 5-kW Station soll eine Reichweite von 650 km am Tage und 950 bis 2.560 km bei Nacht haben. 

Januar: In der Fernsprechleitung Schettstadt – Markolsheim werden störende Morsezeichen gemeldet, die von einer Militäreinheit ausgesendet werden und über das Fernsprechnetz in alle Teile des Reiches geschaltet werden. 

Januar: Die Funkstation auf Mare Island hat einen Telegrammverkehr zwischen Key West (Florida) und Norfolk (Virginia) über eine Entfernung von 6.500 km abgehört. 

1. Februar: Norddeichradio wird mit Tonfunkensendern ausgerüstet. In Betrieb gehen zwei Sender mit 3,5 und 10 kW von Telefunken und dazu einen Lorenz Poulsen Lichtbogensender.

Februar:  Amerika steigt in das lukrative Geschäft der Transatlantikfahrt ein. Unter Führung der Morgan Trust´Bank kauft ein Konsortium sieben europäische Reedereien, darunter die White Star Line, die eine Reihe von sehr großen und sehr luxuriösen Schiffen, die aber nicht zu den Schnellsten auf dem Atlantik gehören sollen, in Fahrt bringen soll. Als erstes Schiff soll die Olympic, und als zweites die Titanic in Fahrt kommen

Februar: Sitzung des Nautischen Vereins zu Hamburg: Es soll erneut geprüft werden, ob die in Abs. 5 des Internationalen Funkentelegrafenvertrages geforderte Morsegeschwindigkeit (20 WpM) für Frachtschiffe notwendig sind. 12 Worte per Minute (WpM) werden als ausreichend betrachtet. Inzwischen haben aber schon 30 Prüflinge das "Befähigungszeugnis für die selbständige Bedienung von Bordstationen" bestanden.
Normalerweise wird die Telegrafiergeschwindigkeit in der Einheit WpM oder BpM (Wörter a 5 Buchstaben pro Minute oder Buchstaben pro Minute) angegegeben. Für „Klopferbeamte“ findet man aber auch die Einheit WpH (Wörter pro Stunde), wobei als normal gilt: 900 bis 1.200 WpH, das entspricht 75 bis 100 BpM. (Thurn: Die Funkentelegraphie)

28. Februar: Auf der Sitzung des Nautischen Vereins in Bremen hält Dr. Wasmus aus Hamburg einen Vortrag über "Wesen und Bedeutung der drahtlosen Telegraphie". Im Anschluss führt der Vortragende die in der Seefahrtschule errichtete Funkstation vor. 

Februar: Marconi übernimmt die Patente von Bellini und Tosi, die den Goniometerempfang (Funkpeilung) behandeln. 

Februar: In Kanada müssen alle Fahrgastschiffe, die größer als 400 tons sind und alle Frachtschiffe, die größer als 1.200 tons sind, mit einer Funkanlage ausgerüstet werden. 

Februar: Die französische Akademie der Wissenschaften wählt Prof. Dr. E. Branly zu ihrem Mitglied.

Februar: In Niederländisch-Indien werden Funkstationen in Sabang, Koebang und Amboina errichtet. Auch Australien und Neuseeland sind jetzt über Funk verbunden. 

1. März: Norddeich sendet zweimal täglich um 1 Uhr und 13 Uhr MEZ ein Zeitzeichen. Ferner sendet die Küstenfunkstelle vom 5. März an zweimal täglich politische und Handelsnachrichten an Schiffe. Die Meldung mit jeweils ca. 175 Wörtern wird mit Tempo 70 gegeben und immer zweimal getastet. Die Aussendungen sind um 10.30 vormittags und 23.30 nachts. Nachdem im Versuchsbetrieb (1909) nur 6 Schiffe teilnahmen, sind es jetzt 31 Abonnenten. Im Folgejahr nehmen schon 45 Schiffe diesen Dienst täglich auf.

20. März: Als Tagungspunkt Nr. 10 befasst sich der III. Deutsche Seeschifffahrtstag mit folgendem Thema "Rechtliche Stellung des Schiffsführers an Bord dem Telegrafisten gegenüber". Referent ist Kapitän Siepermann, Hamburg. Problem: Ist der Bordtelegrafist (Funkoffizier, ein Angestellter von Telefunken (DEBEG), der zu einer nominellen Heuer von 1 Mk angemustert ist) ein Schiffsmann im Sinne § 2 Abs. 3 der Seemannsordnung? Sollte, oder wie kann das Telegrafengeheimnis gegenüber dem Kapitän aufgehoben werden? Die Verpflichtung zur Wahrung des Telegrafengeheimnisses gestatten es dem Kapitän z. Zt. nicht, Einblick in den Telefunken-Verkehr zu nehmen. Was ist im Falle von Krieg, Epidemien, Streiks usw.? Es wird die Forderung erhoben, der Kapitän müsse "der oberste Postbeamte an Bord sein". Direktor Bredow: Er ordnet den Telegrafisten nur in dienstlichen Angelegenheiten, nicht aber in postalischer Hinsicht dem Kapitän unter. Die Reichspost legt sich nicht fest. Es ergeht ein Antrag an das Reichsamt des Inneren, diese Angelegenheit zu klären. Weiterhin wird die Reichsregierung aufgefordert, auf der Londoner Funkentelegrafischen Konferenz 1912 für ein neu zu schaffendes funktelegrafisches Zeugnis für nautische Schiffsoffiziere (Morsegeschwindigkeit 12 - 15 WpM) einzutreten.

März: In Bremen beschließt die unter dem Vorsitz des Großherzogs von Oldenburg abgehaltene Vorstandssitzung des Deutschen Schulschiffvereins, so bald wie möglich obligatorische Kurse zur Bedienung der Funkanlage eines Schiffes einzurichten. Nach den Worten des Großherzogs soll damit in Kürze in Elsfleth begonnen werden. Für diesen Fall sagt Direktor Bredow von der DEBEG die Lieferung einer Funkstation zu, damit die Schüler von dort mit der Bremer Station zu Übungszwecken Telegramme austauschen können

März: Der deutsche Dampfer „Prinz Ludwig“, mit dem der deutsche Kronprinz nach Indien reiste, konnte fast täglich dem hohen Gast die täglichen Funk-Zeitungsmeldungen, welche die Funkstation aufnahm, vorlegen. 

März: Nach einer Mitteilung des Reichspostamtes sind zur Zeit 5 deutsche Fischereifahrzeuge mit einer Funkanlage ausgerüstet. 

20. März: Die Küstenfunkstellen Bukoba und Muausa in den afrikanischen Kolonien des Deutschen Reiches gehen in Betrieb. 

31. März: In der Zeit vom 1. 4. 1910 bis heute haben atlantische Dampfer 3.955 Wetterberichte über die Funkanlage nach Großbritannien geschickt und so wichtige Beiträge zur Erstellung von Seewetterberichten geleistet. 

April: Die USA und Kanada weisen noch einmal darauf hin, dass jedes Schiff mit 50 oder mehr Fahrgästen an Bord die Häfen erst verlassen darf, wenn eine Telegrafiestation an Bord installiert ist. 

16. April: Der Internationale Funkentelegraphenvertrag vom 3. November 1906 wird heute von Frankreich, Österreich, Ungarn, Russland und der Türkei ratifiziert. Portugal erkennt den Vertrag, aber nicht das Zusatzabkommen an. Von den Teilnehmerstaaten fehlen immer noch die Ratifikationsurkunden folgender Staaten: USA, Argentinien, Chile, Griechenland, Italien, Persien und Uruguay. 

April 1911: Vortrag Adolf Slaby vor der kolonialtechnischen Kommission des Deutschen Reiches. Er referiert über die großen Erfahrungen Telefunkens bei Weitverbindungen und hebt die Vorzüge eines Funksystems für die Kolonien besonders wegen seiner Unabhängigkeit von englischen Seekabelnetzen hervor. Später wird der Ausbau des Funknetzes in vier Stufen erörtert:
1. Küstenfunkstellen in den Kolonien für deutsche Kriegs- und Handelsschiffe.
2. Verbindung der Stationen in den Kolonien mit Reichweiten von ca. 4.000 km.
3. Verbindung der afrikanischen Kolonien mit dem Reich.
4. Ausdehnung des Kolonialfunks auf die Pazifikbesitzungen. 

April: Norwegen beschließt, auf Spitzbergen und an der Nordküste des Landes je eine Station für drahtlose Telegrafie zu errichten. 

April: In England herrscht Unzufriedenheit bei den Funkern, die durch die Übernahme der Marconi-Stationen an den englischen Staat ihren Arbeitgeber gewechselt haben. So zahlt Großbritannien z.B. nur 2.900 bis 3.800 Mark (jährlich?), während Marconi zwischen 4.000 und 5.000 Mark zahlte.  Deshalb haben viele Angestellte auch den Übernahmevertrag nicht unterschrieben. 

24. April: Eröffnung der Telefunken-Station Madrid in Gegenwart des spanischen Königs. Dabei werden Telegramme mit den Stationen Nauen (Entfernung 1.825 km) und Pola (Entfernung 1.580 km) ausgetauscht. 

April: Frachtschiffe werden zunehmend mit einer Funkstation ausgerüstet. So sind nach einer Pressemeldung 10 Stinnes-Schiffe, 7 Schiffe der Roland-Linie und auch schon 5 Fischdampfer mit entsprechenden Anlagen ausgerüstet. 

April: Die spanische Gesellschaft Compania Nacional die Telegrafia sin hijos en Espana mit einem Kapital von 6,5 mio Peseten wird mit Marconi ein Netz von Küstenfunkstellen bauen. Genannt werden die Standpunkte Cadiz, Las Palmas, Tenerife, Cabo Vilano, Madrid, Barcelona, nCabo Gata und Balearic Islands. 

April: Die Station Poldhu wird mit einer Reichweite von 1.500 Meilen genannt und Funktelegramme können an jeder britischen Poststation zum Preis von 3 s pro Wort aufgegeben werden (Marconigraph Nr 1 - 1911).

April: Die neue Marconi Küstenfunkstelle in Cape Town heißt Slangkop. Der 5 kW Sender (Festfrequenz 300 und 600 m, sowie frei abstimmbar zwischen 600 und 1.200 m)  soll eine Reichweite von 400 Meilen haben. Die Stromversorgung geschieht über einen  60-Zellen Akku (240 Ah), der von einem 10 PS-Motor-Generator geladen wird. Die offizielle Eröffnung der Station wird am 10. Mai gefeiert. Auch in Italien sind neue Marconi Stationen in Betrieb gegangen, nämlich in Cagliari, Palermo, Naples und Isola Chiesa. In Arabien und Somali sind die Stationen Aden und Berbera unter die Regie der britischen Kolonialverwaltung in Betrieb genommen worden (Marconigraph April 1911). 
In Frankreich und Italien sind die Bestimmungen, wonach die Marconi – Stationen nur mit Stationen des gleichen Systems arbeiten dürfen, aufgehoben worden. 

April:  Erste Zeppelin Station im Luftschiff Z2 installiert. 

11. Mai: Kollision D „Merida“ bei Cap Charles (Viginia) mit dem Fruchtschiff „Admiral Farragut“. Die Merida kann vor dem Sinken noch einen Funk-Notruf absetzen. So können das Kriegsschiff „Iowa“ und der D „Hamilton“ die 300 Personen der Merida retten. 

11. Mai: Die 46.328 große „Titanic“ wird in Belfast bei Harland u. Wolf vom Stapel gelassen. Durch 15 Querschotten, deren wasserdichte Türen elektrisch verschließbar sind, ist das Schiff in 16 wasserdichte Abteilungen geteilt, Dabei hört - wie später bei der Untersuchung bekannt wird - das querliegende Schott hinter Kesselraum 4 auf der Höhe des E-Decks auf, während alle anderen Schotten bis zum D-Deck reichten. Das Schiff ist 269 m lang und 28 m breit, die Maschinenleistung soll 51.000 PS werden und der Baupreis wird auf ca. 10 Mio US Dollar geschätzt. 

15. Mai: Danzig Radio/KDG geht auf der Welle 600 m in Betrieb. Dienstzeit: 06.00 Uhr bis Mitternacht, Küstengebühr: 15 Pfennig. Gleich zur Eröffnung hat die Station erfolgreich mit der österreichischen Küstenfunkstelle Pola gearbeitet. Auch eine Verbindung mit der Kaiseryacht „Hohenzollern“, die in Venedig liegt, kommt über 2.200 km zustande. Die Station verfügt über eine 40 m lange T-Antenne, die in einer Höhe von 45 m gespannt ist.. Die Antennenleistung wird mit 2,5 kW angegeben, dem 220 V-Netz werden für die Station 7-8 kW entnommen. In den deutschen  Kolonien haben am 20. März die Stationen Bukoba (Reichweite 2.000 km) und Muansa (Reichweite 600 km)  ihren Dienst aufgenommen. In Daressalam (Reichweite tagsüber 600 km und nachts 1.200 km, Küstengebühr 15 Pf.) besteht der Übergabepunkt in das Kabelnetz. 

Mai: Norddeich übermittelt in einem Probebetrieb eine Bordzeitung (Wolffsche Telegramme). An dem Versuch nehmen 30 Schiffe teil. 

Mai: Marconi eröffnet die erste amerikanische Funkerschule seiner Gesellschaft in New York. Das hier gelernte amerikanische Morsealphabet unterscheidet sich in 11 Zeichen von dem kontinentalen Morsecode. Die Marconi-Funkoffiziere auf britischen Schiffen bekommen von der Reederei ein "Anwesenheitsgehalt" von 1 Shilling pro Monat. Daneben beziehen sie von Marconi ein Gehalt, das ca. 3 engl. Pfund pro Monat beträgt. Zum Vergleich: Ein englischer Matrose erhält ca. 5 Pfund/Monat. 

Mai: In diesem Monat geht die neue Marconi Station Manaus in Betrieb. Sie soll den Betrieb auf dem oberen Flussabschnitt des Amazonas gewährleisten. Mit der Türkei kann Marconi einen Vertrag schließen, der die Funkausrüstung von 11 Schiffen und die Errichtung einer Küstenfunkstelle in Konstantinopel beinhaltet.  (Marconigraph Mai 1911)

1. Juni: Nach einer Mitteilung der italienischen Post- und Telegraphenverwaltung können die italienischen Küstenstationen ab heute unbeschränkt mit deutschen Bordstationen in Verkehr treten (Amtsblatt 39/1911). Das gilt auch für französische Schiffe ohne Unterschied des von ihnen benutzten funkentelegraphischen Systems. Im Gegenzug können italienische Kriegs- und Handelsschiffe ohne Unterschied des Systems mit allen Küstenfunkstellen in Verkehr treten. 

Juni: Eine amerikanische Funkentelegrafenanstalt übermittelt Nachrichten zwischen San Francisco und Tschosi Schimosa/Japan. Zwei Dampfer der Pacific Mail Co dienen als Relaisstationen. 

21. Juni: Die neue „Olympic“ läuft auf ihrer Jungfernreise in New York ein. Die Marconi-Funkstation ist mit dem neuesten 5 kW Motor-Generator ausgerüstet, der den neuen Sender (5 kW 300 V) speist. Neben dem Standard-Magnetic Detector und Multiple Tuner ist auch der neuen Röhrenempfänger an Bord. Die Antenne ist eine neue 170 feet-Mehrdraht Antenne (Twin-T-Type), welche  zwischen die Masten 220 ft hoch und 600 ft im Abstand) gespannt ist und die eine Reichweite von 250 Meilen und mehr ermöglicht. Die Sendefrequenzen werden mit 300 und 600 m und die Empfangsfrequenzen zwischen 100 und 2.500 m angegeben. (Marconigraph 7-1911)

25. Juni: Die Marconi Küstenfunkstelle Tenerife Radio beginnt den Seefunkdienst. Im April 1912 ist die Station das Ziel der Reichweitenversuche auf der Probefahrt der "Titanic" / MGY.  Einen Monat später soll die Station Las Palmas den Betrieb aufnehmen. Mit der neuen Langwellen-Ausrüstung soll dann auch eine feste Funkverbindung mit der ca 1.600 km entfernten Station Cadiz möglich sein. (Marconigraph 7-1911)

Juni: Die Großstation Norddeich übermittelt Privattelegramme auch im Einseitigen Verkehr. Die Telegramme werden dreimal gesendet. Die Reichspost übernimmt keine Garantie für eine "Überkunft", wie es in dem Bericht heißt 

Juni: Für den Abrechnungszeitraum Januar bis Juni haben die italienischen Stationen Neapel (S Elmo) und Palermo (Sferrcavallo) insgesamt 13.780 oder täglich 75 Funktelegramme verarbeitet. Für das gesamte Abrechnungsjahr 1910/1911 meldet die italienische Telegraphenverwaltung , dass 19 Funkstellen 32.379 Telegramme richtig aufgenommen oder abgegeben haben. Neben den o.g. Funkstationen hatten die Küstenfunkstellen Capo Serrone, Capo Mele, Ponza und Forte Spuria den größten Anteil. 

Juni: In Großbritannien muss der Absender eines Funktelegramms an ein Schiff künftig nicht mehr die Küstenfunkstelle angeben, über die das Telegramm abgeschickt werden soll, sondern er schreibt nur noch das Wort „Wireless“. Eine automatische Abfrage der Stationen Cork, Londonderry, Liverpool, Exeter oder London ermittelt die richtige Küstenfunkstelle. 

Juni: Marconi hält einen Vortrag vor der Royal Institution, bei der er die unterschiedliche Ausbreitung elektromagnetischer Wellen bei Tag und Nacht ausführlich erläutert und er berichtet über die Fortschritte bei der Einführung der Duplex-Telegraphie. 

1. Juli: Das amerikanische Gesetz, welches Funkstationen für amerikanische und ausländische Schiffe mit mehr als 50 Personen beim Auslaufen aus amerikanischen Häfen mit einer Mindestreichweite von 100 Seemeilen fordert, tritt in Kraft (siehe 24. Juni 1910). In der Folge, gleichzeitig oder etwas früher oder später, erlassen zahlreiche Regierungen (z- B. Argentinien, Australien Brasilien, Dänemark, Frankreich, Großbritannien, Kanada, Kuba, , Mexiko, Norwegen, Österreich-Ungarn, Portugal, Spanien, Uruguay, u.a.) Gesetze mit ähnlichen Bestimmungen. Auch in Deutschland liegen fertige Bestimmungen vor, sie sollen aber erst nach der Internationalen Schiffssicherheitskonferenz in Kraft gesetzt werden. 

5. Juli: In London schließt die dritte Internationale Radio-Telegrafische Konferenz.

Juli: In Berlin erscheint die erste Ausgabe der "Telefunken-Zeitung" (Jahrgang 1 Nr. 1 mit 12 Seiten). 

11. Juli: Die neue Telefunken-Küstenfunkstelle Montevideo wird in Betrieb genommen und im September geht eine weitere Telefunken Küstenfunkstelle auf der Insel Rino bei Riga in Betrieb. 

Juli:  In Turin findet der erste Internationale Telegraphisten-Wettstreit mit 226 Teilnehmern statt. Hierfür wurden über 100 wertvolle Preise gestiftet, so goldene, silberne und bronzene Medaillen. Marconi stiftet eine wertvolle Vase, die Stadt Mailand ein Silberbesteck für 12 Personen. Dazu kommen Statuen, Chronometer und andere Uhren. Der Sieger erhält einen Geldpreis von 1.000 Lire (800 M). 

Juli 1911: In der österreichischen Marine wird als Mindestfertigkeit im Fach Morseaufnahme festgelegt: Absolvent eines Telegrafiekurses 60 BpM, Quartiermeister 65-75 BpM und Bootsmannsmaat 75-85 BpM. 

15. Juli: Die französische Station Eiffelturm beginnt (versuchsweise bis zum 31. Dezember) mit der Abstrahlung eines Wettertelegramms für den Ostatlantik. Die Aussendung erfolgt um 11 Uhr Ortszeit und die Reichweite wird mit 4.000 km angegeben. Nach dem Zeitzeichen werden die Stationsmeldungen von Reykjavik, Valentia (Irland), Quessant, La Coruña, Horta und St. Pierre et Miquelon (Neufundland) abgestrahlt. 
Gleichzeitig erlässt die französische Regierung eine Bestimmung, die es Uhrmachern und anderen Berufen verbietet, Empfangsanlagen zur Zeitzeichenaufnahme zwecks Regulierung ihrer Uhren zu errichten und zu betreiben. 

Juli: Die Stationsliste der DEBEG umfasst 160 Schiffe, darunter die "Amerika" und "Hamburg" (HAL), "Kaiser Wilhelm der Große" und Kaiser Wilhelm II" (NDL) "Cap Arkona" und "Cap Blanco" (Hbg-Südam. Dampfsch. Ges.) und den "Adolf Woermann" der gleichnamigen Linie. Die Liste der auf ausländischen Schiffen befindlichen Telefunken Stationen umfasst: England (5), Norwegen (3), Dänemark (3 im Bau), Australien (12) und Neuseeland (4). 24 deutsche Schiffe (14 aus Hamburg und 10 aus Bremen) haben den täglichen Pressedienst von Norddeichradio abonniert. Die DEBEG nennt als Gebühr für ein Telegramm aus Deutschland an ein Schiff über eine deutsche Küstenfunkstelle Mk 5,50. Wird es über eine französische Küstenfunkstelle geleitet, kostet es Mk 8,20, über eine englische Mk 10.- und über eine holländische Mk 6.- 

27. Juli: Die Vereinigten Staaten von Amerika, Griechenland und Uruguay ratifizieren den Int. Funkentelegraphenvertrag von 1906. Italien tritt dem Vertrag, dem Schlussprotokoll und der Ausführungsübereinkunft bei. 

Juli: Die „Großstation Norddeich“ befördert versuchsweise Telegramme im einseitigen Verkehr. Die Abgabe erfolgt im Blindfunk dreimal. 

Juli: Das internationale Telegraphen-Bureau in Bern meldet, dass bei ihm 1.217 Funk-Stationen gemeldet sind. Das sind 219 Küsten- und 998 Bordstationen. Davon entfallen auf Großbritannien 450, Deutschenland 224 und Frankreich 167 Stationen. 

Juli:  Die Lautstärke einer Funkverbindung wird in Ohm angegeben. Beispiel: Versuchsbetrieb Nauen - Togo 50 - 100 Ohm. 
Erklärung zur sog. Parallelohmmethode: Zur Messung der Empfangslautstärke wird ein veränderbarer Widerstand parallel zum Hörer geschaltet. Er wird im Widerstandswert so lange  abgesenkt, bis die Signale im Hörer unhörbar werden. Der so eingestellte Parallelwiderstandswert ist dann ein Maß für die Lautstärke am Empfangsort. Später - 1915 in der ETZ beschrieben – wird von der Göttinger Firma Ruhstrat ein geeichtes Gerät mit markierten Widerstandwerten auf den Markt gebracht. Das Gerät arbeitet mit Widerstandsgruppen von 10, 100 und 1.000 Ohm. Die Kopfhörer hatten damals einen (genormten??) Widerstandswert von 4.000 Ohm. 

Juli: Robert von Lieben und Reiß stellen ihre Röhre vor, die auch „Gas Relay“ genannt wird. Der Kalzium- oder Barium-Belag der Kathode geht auf eine Anregung von Wehnelt zurück, der dies schon 1904 benutzte, um Kathodenströme auch bei geringen Spannungen zu beobachten. Das Gitter besteht aus einem perforiertem Aluminiumblech, das direkt um die Kathode gewickelt ist. Die Anode besteht aus Drahtwindungen, sodaß ein Teil des Anodenstroms nicht die Anode, sondern den Glaskolben erreicht. Auch diese Röhre leidet unter der nicht vollständigen Evakuierung. Die Röhre wird als Bestandteil eines Telefonverstärkers mit Transformatoren im Gitter- und Anodenkreis vorgeführt. Diese Röhrenanordnung ist durch das britische Patent 1482 (1911) geschützt. 

Juli: Telefunken beantragt ein Patent auf einen „Anrufapparat für funktelegraphische Stationen“. Das Gerät benötigt ein Signal  (Morsestrich) von 10 Sekunden Dauer. Dann wird ein Galvanometer ausgelenkt und  ein Weckton alarmiert den Telegraphisten. 

31. Juli: In Elsfleth soll heute ein Kurs in drahtloser Telegraphie für Seeleute beginnen. Die Schule nimmt täglich mit ihrer Station die Zeitsignale auf. Die Höhe der Schul-Antenne wird mit 30 m angegeben. 

August: Erste Stationen für gerichtete drahtlose Telegraphie nach dem System Bellini – Tosi sollen in Frankreich aufgestellt werden. 

August: Die neue „Greek Naval Marconi Station“ in Athen geht in Betrieb. Sie soll mit den Schiffen auf der Mittelmeer-Route im internationalen und mit den Schiffen Griechenlands im griechischen Morsecode arbeiten. Hierzu hat Marconi die griechische Königsyacht „Amphitrite“ und die griechische Kriegsmarine mit 1,5 bzw. 10 kW Schiffsstationen ausgerüstet.. Weiter wird gemeldet, dass das Kadetten-Ausbildungsschiff der White Star Line, das Segelschiff  „Mersey“, die mit 60 Kadetten auf  eine Reise rund um die Welt geht, eine Funkanlage erhalten hat. (Marconigraph 8-1911)

3. September: Der Physiker  v. Bronk lässt sich mit DRP 271 059 eine Hochfrequenz-Verstärker-Schaltung mit einer Triode schützen, mit der die Hochfrequenz erst verstärkt und danach gleichgerichtet wird . Die Schaltung hat wesentliche Vorteile bei geringen Feldstärken. 

8/9. September: Der Dampfer „Kaiser Wilhelm II“ hat in dieser einen Nacht erfolgreich mit den Stationen Crookhaven (1.676 km), Quessant (2.000 km), Bolt Head (2.056 km) und Norddeich (2.833 km) gearbeitet. Das Schiff hat eine 1.5 TK Telefunken-Anlage mit 12 A Antennenstrom an Bord. 

15. September: Die Marinespruchstation Cuxhaven wird von der Reichspostverwaltung übernommen. 

20. September: Stapellauf der Viermastbark "Pamir" (3.080 NRT) bei Blohm und Voß in Hamburg. 

September: Poulsenerprobt in Kalifornien einen Telefoniesender mit einer 94 m hohen Antenne und erzielt eine Reichweite von 550 km (andere Quelle: 500 km).

September: Der erste mit einer Empfangsanlage für Wetterberichte und Sturmwarnungen ausgerüstete Blankeneser Kutter SB 57 ist von der Fangreise zurückgekehrt und der Finkenwarder Hochsee-Segelkutter HF 235 hat mit einer ähnliche – aber verbesserten – Anlage seine Fangreise angetreten. Auf Initiative des deutschen Kaisers soll die Ausrüstung von Fischereifahrzeugen mit drahtlosen Anlagen vorangetrieben werden. Jedoch kostet die Anschaffung einer kompletten Station beträchtliche Summen (man spricht von Kosten, welche die Hälfte eines Fischkutters betragen können): So werden drei Kutter (Maria - Klausine (Blankenese), Meta – Margarete (Finkenwarden) und ein dritter Kutter) zunächst nur eine kleine Empfangsanlage der Fa. Huth erhalten, welche die Aufnahme des Norddeich-Wetters und des Zeitzeichen ermöglicht. 

September: In den USA ist ein Zeitungsverleger verhaftet worden, der ein Pressefunktelegramm, das an einen Konkurrenten gerichtet war, von einem Amateur aufnehmen lassen und den Inhalt in seiner Zeitung veröffentlicht. Vor Gericht bezweifelt er das Eigentumsrecht an einer Funksendung, die von jedermann aufgenommen werden könne. Er wurde vorerst gegen Zahlung einer Kaution aus der Haft entlassen. 

September: In den Häfen der USA werden aufgrund des im Vorjahr erlassenen Gesetzes "Act to require apparatus and operators for radio-communication on certain ocean steamers" regelmäßig Inspektionen der Funkanlagen vorgenommen. In den letzten drei Monaten haben die Inspektoren insgesamt 524 Schiffe inspiziert. Bis Ende des Jahres werden es über 2.000 überprüfte Schiffe sein, wobei amerikanische wie ausländische Schiffe bis zum Einbau einer Funkanlage ohne Ausnahme in den Häfen festgehalten werden, wenn die Anlage oder die Besetzung mit einem Funker, der ein gültiges Zeugnis besitzt, nicht in Ordnung ist. 

September:  Abkommen zwischen Marconi und Telefunken über den europäischen Seefunk. Bis dahin wurden oft unerwünschte Störer oder Funker anderer Systeme mit QRT (Stellen Sie die Übermittlung ein) zum Schweigen gebracht. Ganz hartnäckige "Unerwünschte" hören zu dieser Zeit auch: GTH OM QRT (go to hell old man shut up). 

26. Oktober: Der Funkbeamte des D. "Kronprinzessin Cecilie" berichtet auf der Heimreise von Mexiko die Aufnahme der Norddeich-Schiffspresse auf 42 N 43 W (Entfernung 4.098 km). Alle 150 Worte werden fehlerfrei aufgenommen. Als Empfänger diente eine Schloemilch-Zelle. 

21. Oktober: Späte Rehabilitation für Prof. Oliver Lodge. Sein Patent Nr. 11.575 vom Mai 1897, welches die selektive Abstimmung und die Resonanz unter Schutz stellten sollte, wird im Nachherein von Marconi anerkannt. Lodge verkauft dieses Patent für die enorme Summe von 18.000 Pfund Sterling (heute ca. 875.000 Pfund) über die Firma Lodge-Muirhead an Marconi und ihm wird darüber hinaus noch eine Tätigkeit als wissenschaftlicher Berater angeboten. Dafür soll er pro Jahr 1.000 Pfund Sterling erhalten. Damit wird ein jahrelanger Streit zwischen Lodge und Marconi durch die vermittelnde Tätigkeit von William Preece beendet. 

Oktober:  Auf D. "Cap Arcona" wird erstmals der DEBEG-Ozeanbrief eingeführt. 30 Worte kosten Mk 5.- plus Mk 0,50 für Porto. Maximal können 100 Worte pro Ozeanbrief geschrieben werden. 

Oktober:  Die Seefahrtschule Hamburg richtet Kurse für drahtlose Telegrafie ein. 

Oktober:  Die C. Lorenz AG liefert den ersten 100 kW Hochfrequenz-Maschinen-Großsender nach dem System Prof. Goldschmidt ab, 

Oktober: Im italienisch-türkischen Krieg zerstört ein italienisches Kriegsschiff die türkische Telefunken-Station Derna und das Kabel Tripolis-Malta der Eastern Telegraph Co.  und schneidet so die türkischen Truppen von ihrem Oberkommando in Konstantinopel ab. Dies geschieht nach einer Meldung nur sechs Stunden nach Ablauf des italienischen Ultimatums. Auf italienischer Seite arbeitet die Großstationen Coltano (Pisa) mit den Stationen an Land und auf See einwandfrei. Die italienischen Landtruppen benutzen in diesem Krieg Marconi-Stationen mit einer Leistung von 1,5 kW und einer Reichweite von 160 km. Durch Geheimwörter und häufigen Wellen – Wechsel will man das  Übermittlungsgeheimnis gering halten. Aber eine Meldung, die der Marconi-Operator in der Station Athen/Griechenland abgehört hat (Entfernung 320 Meilen), wird in offener Sprache gefunkt. Im Tagebuch der Athener Station steht: to derna - leave the station  - in ten minutes we shall destroy it - italian admiral. 

1. November 1911: Norddeichradio beginnt mit der Ausstrahlung eines täglichen Wetterberichtes von ca. 25 Worten. Er enthält die Luftdruckverteilung über Europa und die Windverhältnisse in der Nord- und der Ostsee. Dazu kommt ggf. eine Sturmwarnung. 

3. November: Das DRP 271.059 erhält v. Bronk für eine Hochfrequenz-Verstärker-Schaltung. 

11. November: König George beginnt auf der HMS „Medina“ seine Reise nach Indien. Das mit einer Marconi-Funkanlage ausgerüstete Schiff korrespondiert drahtlos mit zahlreichen Königen und Würdenträgern und sendet täglich einen Reisebericht für die englische Pesse.

13. November: Auf der Herbsttagung der technischen Kommission des Kolonial Wirtschafts-Komitees halten H. Bredow und Graf von Arco einen Vortrag, der sich mit dem Funkdienst zu den Kolonien in Afrika auseinandersetzt. Dabei wird betont, dass sich das System tönende Funken wirkungsvoll aus dem tropischen Störnebel heraushebt. Die Entfernung von ca. 6.000 km erfordert aber  größere Sendeenergie und höhere Antennen. Nauen wird zur Zeit mit höheren Antennenmasten ausgerüstet. Da seit Anfang des Jahres (1911) die Station Muansa Bukoba am Viktoria Njansa See in Betrieb ist, kann mit Testsendungen bald begonnen werden.- 

November:  In Nauen wird ein Löschfunkensender von 80 kW Antennenleistung in Betrieb genommen. Ein Lorenz 100 kW Sender für Funktelegrafie wird für eine ständige Amerika-Verbindung installiert. In Amerika wird auf Veranlassung von Stollwerk die Telefunken Station Sayville (Long Island/NY) gebaut. Betreiber: Atlantic Communication Company. Auch das neue Stationsgebäude und der neue 200 m-Mast sind fertig.

November:  Goldschmidt erhält für seine Hochfrequenzmaschine mit einem im Starterfeld umlaufenden Rotor das DRP 208.260. Im Herbst beginnen die Bauarbeiten für die neue Großstation Eilvese bei Hannover, für die Goldschmidt-Maschinen mit 100 kW Antennenleistung vorgesehen sind. Als Gegenstation wird Tuckerton vorgesehen, hier werden die gleichen Maschinensender installiert. Die Inbetriebnahme ist für 1914 vorgesehen

November:  Die DEBEG hat jetzt 172 Bordfunkstellen ausgerüstet und betreibt sie mit eigenem Personal. Von ihren Stationen wurden 51.279 Telegramme mit 725.795 Wörtern gesendet und 27.204 Telegramme mit 462.951 Wörtern empfangen. Davon  ist eine große Anzahl im Schiff-Schiff-Verkehr abgewickelt worden. In Bremerhaven gründet die Gesellschaft eine Funkerschule. 

November:  Telefunken hat bis heute 122 Stationen des Typs 1,5 TK ausgeliefert und bezeichnet diesen Sender als Teil der Standardstation auf einem Handelsschiff. Sie ist gedacht für Dampfer mit ca. 30 m hohen und ca. 50 – 60 m auseieinanderliegenden Masten. Sie verbraucht ca. 3 – 4 kW elektrische Energie und kann auf einer Grundfläche von ca. 2 – 3  Quadratmetern bei einer Höhe von 1,5 bis 2 m eingebaut werden. Die Tagesreichweite beträgt 600 und die Nachtreichweite 1.200 km. Die Wellenlängen liegen zwischen 600 und 900 m. Das Gewischt der Station beträgt 300 und das des Umformers 600 kg. Dieser besteht aus einem Gleichstrom--Motor von 4- 6 PS (3 kW) und einem Wechselstrom-Generator mit einer Spannung von 220 V und einer Leistung von 2,5 bis 3 kW. Ein Antrieb ist aber auch mit einem Petroleum-Motor möglich
Einige technische Einzelheiten: Der Transformator bringt die Generatorspannung auf 8 kV. Vier Leydener Flaschen von je 6 nF  (6.000 cm) bilden mit der Kupferbandspirale mit Stöpselkontakten für den Wellenwechsel (300 und 600 m) den Schwingkreis. Mit einer Zusatzinduktion kann auch die Wellenlänge von 1.600 m gesendet werden. Die Funkenstrecke enthält 8 Teilstrecken mit Silberplatten und 0,2 mm Isolatorringen in Serie. Die Kopplung zwischen Erregerkreis und Antenne beträgt ca. 18 – 20 %. Zur Anpassung an die Antenne ist ein Aggregat von 3 Kupfer Flachbandspiralen und ein Antennenvariometer vorhanden. Das Luftdraht – Amperemeter wird in die Erdleitung geschaltet. Weiter ist eine Abschaltvorrrichtung für den Empfänger während des Sendens vorhanden. Zum Empfang ist ein Hörempfänger mit Trockenzelle beigefügt. Er hat einen Drehkondensator und einem Satz von 6 Spulen.  Ferner hat der Empfänger eine Kopplungsklappspule, einen Kontaktdetektor sowie den Telefonhörer mit Blockkondensator. Um größere Trennschärfe zu erzielen, kann ein Zwischenkreis eingeschaltet werden. Der Empfangsbereich wird mit 200 bis 3.000 m angegeben. Der Empfänger ist mit zwei Detektoren (für den Nah- und den Fernbertrieb) ausgerüstet. 

November: Cullercoats und eine dänische Station melden erfolgreiche Versuche mit drahtloser Schnell-Telegraphie nach dem System Poulsen. Nach Angaben aus England werden dabei bis zu 200 Wörter in der Minute übermittelt. 

1. Dezember: Die Marconi -Küstenfunkstelle Port Said mit dem Rufzeichen MPD  ist auf den Wellenlängen 300 und 600 m betriebsbereit. Die Bereitschaftszeit wird mit h-24 und die Küstengebühr mit 60 Cent angegeben.- 

13.  Dezember: Seenotfall des P&O-Liners „Delhi“. Das Schiff  gerät bei Cap Spartel in der Nähe von Ceuta – fast gegenüber von Gibraltar- auf Grund und an Bord befinden sich hochrangige Fahrgäste (Princess Royal, Duke of Fife usw.). Bemerkenswert ist, dass die neue Station in Cadiz und nicht die Gibraltar Station Windmill Hill oder eines der zahlreichen englischen Schiffe in Gibraltar die Meldung aufnimmt. Cadiz alarmiert Gibraltar und die „Pince of Wales“ sowie die „Duke of Edinburgh“ eilen dem Havaristen zu Hilfe. Später wird bekannt, dass die englischen Kriegsschiffe in der Regel nicht auf den zivilen Funkverkehr achten und außerdem meistens in einem Bereich oberhalb der 600 m Welle (600 – 1.600 m) arbeiten. Die 86 Fahrgäste und 235 Mann der Besatzung konnten gerettet  werden, drei französische Seeleute fanden den Tod. (Marconigrah 01 und 03 -1912 )

Dezember: Direktor Bredow von der Telefunken-Gesellschaft erhält als Anerkennung seiner Bemühungen, in den Navigationsschulen Elsfleth, Bremen, Hamburg und am Technikum in Hamburg Kurse in drahtloser Telegrafie anzubieten, das Ehrenritterkreuz des Oldenburgischen Hausordens

Dezember 1911: Im Verzeichnis der österreichischen Handelsschiffe, welche mit einer Bordfunkanlage ausgerüstet sind, werden folgende Schiffe aufgeführt:
a. Vereinigte österreichische Schifffahrtsaktiengesellschaft (vormals Austro-Amerikana): „Alice/OKJ“,  „Argentina“OKG“,  „Eugenia/OKE“,  „Laura/OKL“,  Marta Washingtion/OKM“,  „Oceania/OKO“,  „Atlanta/OKA“,  „Columbia/OKC“,  „Francesia/OKP,  „Sofia Hohenberg/OKH“.
b. Dampfschifffahrtsgesellschaft des österreichischen Lloyd: „Austria/OLU“, „Africa/OLA“, „Bohemia/OLB“,  „Cleopatra/OLL“,  „China/OLC“,  „Erzherzog Franz Ferdinand/OLE“,  „Gablonz/OLG“,  „Habsburg/OLR“,  „Helouan/OLH“,  „Körber/OLK,  „Marienbad/OLM“,  „Nippon/OLX“ „Persia/OLP“, „Semiramis/OLS“, „Silesia/OLJ“, „Trieste/OLT, „Vorwärts/OLV“,  „Wien/OLW und  „Thali/O??“

Dezember: Nach einer Meldung in der ETZ haben englische Küstenfunkstellen im abgelaufenen Jahr 6.680 Funktelegramme an Schiffe übermittelt und von diesen 33.827 erhalten. Französische Küstenfunkstellen fertigten von Oktober 1910 bis September 1911 16.492 Funktelegramme ab. Den stärksten Anteil daran hatte die Küstenfunkstellen Quessant mit 8.370 und die Küstenfunkstelle Ste. Marie de la Mer mit 4.725 Telegrammen.  Die DEBEG-Schiffe fertigten im Zeitraum Oktober 1911 bis September 1912 auf 577 Reisen 92.587 Telegramme und 4.674 Ozeanbriefe in beiden Richtungen ab. 

Dezember: In dem Jahresheft 1911 „Annual Report of the Commissioner of Navigation“ findet man eine Aufstellung der Küstenfunkstellen der Welt. Für Deutschland sind insgesamt 38 Stationen aufgelistet. Als Navy-Funkstellen findet man dort: Arcona, Bulk, Cuxhaven,  Flensburg, Helgoland, Kiel Werft,  Marienleuchte,  Rixhöft und Wilhelmshaven Werft. Unter Post Office wird aufgeführt: Berlin, Borkum, Emden,  Norddeich und Schöneberg. Army-Funkstellen sind: Berlin, Coblenz-on-Rhein, Frankfurt-on-Oder, Karlsruhe und Strassburg. North German Lloyd ist mit der Station Bremerhaven Lloydhall vertreten.  Die Wireless Telegraph Company betreibt die Stationen: Britz, Nauen, Nonnendamm  Signalberg und Tempelhofer Ufer. Unter Canal Department findet man: Brunsbüttelkoog. Technical High School Stationen sind: Charlottenburg, Darmstad, Dresden und Messul, Cothen rangiert unter  Polytechnic School und Halle unter University. Die Feuerschiffe Borkum Reef, Eider, Elbe I, Outer Jade und Weser findet man unter Government. 

Dezember: Als bedeutende Fortschritte im Bereich der Funktelegraphie werden in der Presse besonders herausgestellt:
Die Löschfunkenstrecke ist jetzt mehrfach unterteilt.
Die Funkenfolge beträgt jetzt 1.000 Funken/Sekunde (Bereich 500 … 2.000 F/s)
Die neue Löschfunkstrecke von Hans Boas aus Platin-Iridium. Kopplung 70 %. 
Als Kondensator wird anstelle der Leydener Flasche zunehmend Glimer, Papier und Glas als Isolator verwendet. 
Als Kristalldetektor findet die Version mit drei Spitzen und einfacher Drehvorrichtung Verwendung. 
Lorenz stellt seinen Vieltonsender in Dienst. 

Dezember: Die amerikanische Regierung kauft eine größeren Posten einfacher Funk-Empfangsanlagen, um sie amerikanischen Fischern gegen Abzahlung zur Verfügung zu stellen. Die Hörapparate kosten umgerechnet je 500 M, während aufwendige Stationen mit 6.300 M erheblich teurer wären. 

Dezember: Telefunken lieferte in diesem Jahr 390 Stationen aus, die in 30 verschiedene Länder gehen. Bis heute hat die Firma insgesamt 1.583 Stationen ausgeliefert, davon 197 Landanlagen, 713 für Kriegs- und 673 für Handelsschiffe. 163 deutsche Handels- und 163 deutsche Kriegsschiffe haben Telefunken-Anlagen. An die großen Reedereien wurden verkauft bzw. vermietet: Hapag und Lloyd je 46, Hamburg-Süd: 10, Woermann: 6, Deutsche Afrika Linie und Kosmos je 7.  Funktelegramme an die deutschen Schiffsstationen können zum Preis von M 5,50 für 10 Worte in jeder Telegrafenanstalt des Reiches aufgegeben werden. In Brasilien errichtet die Firma die neue Küstenfunkstelle Monte Serrat (Santos) mit dem Rufzeichen SRT, in Sumatra Sabandradio/SAB und in Deutschland Swinemünde Radio/KSW. In den USA wird auf Long Island bei New York Gelände für eine neue Funkstelle erworben.

Dezember: Zwei Prozesse werden die Gerichte wohl noch längere Zeit beschäftigen: Marconi klagt gegen die British Radio Telegraph Co. weil die von der BRT hergestellten Apparate die mit dem Marconi-Patent 7777 (1900) geschützte Anordnung benutzen. Darauf verklagen die Siemens Brothers und Co. als der Inhaber der englischen Patente der Telefunken die Firma Marconi, weil in jeder Marconi- Anlage Teile verwendet werden, auf die Telefunken Patente weltweit hält. 

Dezember: Der Dampfer "Neckar" bleibt auf der Reise nach Baltimore mit Norddeich 7 Tage in Verbindung, größte Entfernung 3.224 km. Das Hapag-Schiff "Corcovado" meldet zur gleichen Zeit auf der Kuba Fahrt eine 13 tägige Verbindung. Maximale Entfernung: 2.400 sm. 

31. Dezember: Die Großherzoglich Oldenburgische Navigationsschule zu Elsfleth meldet, dass von den 18 Kandidaten (17 Handelsschiffsoffizier und ein Berufsfunker) des Funkkurses, der am 1. August 1911 begann, 6 bestanden und 5 aufgegeben haben. Sieben Teilnehmer hoffen, im Folgejahr zu bestehen. Alle Absolventen benötigten individuelle Zeiten bis zur Prüfung. Den schnellsten Erfolg hatte ein Schiffsoffizier (1,2 Monate), während der Berufsfunker 1,8 Monate benötigte. Der Kurs wird im Abschluss an die Steuermannsprüfung abgehalten und Vorbildung sowie der Wunsch, schnell zur See zu fahren, bestimmen den Lernfortschritt. Künftig werden drei Kurse pro Jahr angeboten und zwar am 1. April, 1. August und 1. Dezember. 

Dezember:  Als das Schiff “Prinz Joachim“ bei Samana (unbewohnte Insel der Bahamas) auf Grund lief, kam das erste Telegramm vom D Panama: „wireless operator on prinz joachim is sending cqd. – Etwas später kommt ein Funktelegramm vom Kapitän des Prinzen in New York an: struck the rocks off samana at 3.50 – at work on cargo – taking in water – all ready abandon ship – six o’clock coffee served – passengers all calm – vessel resting easily – no danger but cable help“. Und ein Fahrgast sendet kurz darauf ein Funktelegramm an seinen Bruder „aground a mile from shore – don’t worry“. (Marconigram 01-1912)

31. Dezember: Die deutschen Küstenfunkstellen (Borkum, Norddeich, Danzig und die in diesem Jahr neu eröffnetet Station Swinemünde der Reichs-Telegraphen-Verwaltung , sowie Borkumriff Feuerschiff, Bremerhaven Lloydhalle, Cuxhaven, Helgoland, Arkona und Bülk) haben im abgelaufenen Jahr 13.402 Telegramme (davon 4.430  an Bordstationen und Feuerschiffe gesendet und 8.972 aufgenommen)  Für Norddeichradio werden 1.608 abgegebene und 3.210 aufgenommene Telegramme gemeldet. Unter den gesendeten Telegrammen sind 655 Pressetelegramme mit rund 7.600 Wörtern, 427 Wettertelegramme und 7 Nautische Warnnachrichten. Den Rekord meldet ein Fahrgastschiff aus Hamburg, das auf einer Nordatlantikreise 526 Telegramme mit 6.664 Wörtern abgefertigt hat. Die „Cap Finisterre“ berichtet, dass auf einer Südamerika-Reise 461 Telegramme mit 5.748 Worten in der Funkstation bearbeitet wurden. Im gleichen Zeitraum haben englische Küstenfunkstellen 5.640 Telegramme Land-See und 34.161 Telegramme See-Land übermittelt.


Neu auf dem Büchertisch 1911
März:  Im Selbstverlag erscheint das Buch „Über die drahtlose Telegraphie“ von Ernst Ruhmer. 
März:  Beim U.S. Naval Institute erscheint das Buch „Manual of Wireless Telegraphy fort he Use Of naval Electricians” von Commander S. S. Robinson. 
März:  Bei Vieweg in Braunschweig erscheint die „Theoretische Telegraphie“ von Dr. F. Breising. Es handelt sich um eine Sammlung von 7 Heften, die je 2,50 M kosten.
 April: Erstes Erscheinen der Monatsschrift „The Marconigraph“ (welche später „Wireless World“ und noch später „Electronics World“ heißen wird)  zum Preis von 2 d. mit den Themen: Wireless on aeroplanes, Telegraphy in Fiji, Cape Town Slangkop Station, Other Marconi stations, Marconi Athletic Club London usw. Im Vorwort werden viele Auszeichnungen, welche Marconi von Kaisern, Königen und von Universitäten erhalten hat, aufgeführt, aber auch hier wird bei der Erwähnung des Nobelpreises der Name Ferdinand Braun nicht genannt. Breiten Raum nimmt der Rechtsstreit um das Marconi 7777-Patent  ein, der von Dezember  1910 bis Februar 1912 zwischen Marconi und der British Radio Telegraph and Telephone Co Ltd ausgetragen wurde. Dabei ging es auch um die Braun-Patente 1862 von 1899 und 22.020 von 1899.
Juli: Das "Handbuch für Funkentelegraphisten" erscheint bei R. Decker, Berlin und kostet Mk. 6.- Themen: Einleitung, Telegraphiertechnik, Telegraphenbetriebsdienst, Gebühren, Kassen- und Rechnungswesen, physikalischer Teil, gesetzliche Bestimmungen. Verfasser: Telegraphensekretär Ohlsberg.
Juli: Otto Ohlsberg ist der Autor des neuen Buches „Handbuch für Funkentelegraphisten“, Lehr und Übungsbuch auch für den Selbstunterricht.  Es erscheint im Verlag R. v. Deckers G. Schenk in Berlin und kostet gebunden 6 Mark. Das Buch wird an der staatlichen Navigationsschule Hamburg für den Unterricht benutzt.  Der erste Abschnitt beschäftigt sich mit der Gesetzeskunde und der Telegraphiertechnik mit Übungsbeispielen. Im zweiten Abschnitt werden Telegramme, Zeitsignale und „das Verhalten bei außergewöhnlichen Vorkommnissen“ behandelt. Der dritte Abschnitt behandelt die Themen Kasse, Gebühren und Abrechnungswesen und der vierte Abschnitt ist der Physik und Gerätekunde gewidmet. 
Juli:  „Imperial Telegraphic Communication“ heißt ein Buch von Charles Bright F R S E , das bei P S King & Son, London, zum Preis von 3 s 6 d erscheint. 
1911: Das Buch „Die Verkehrs- und Nachrichtenmittel im Kriege“ von H. Thurn erscheint im Verlag Joh. Ambrosius Barth ind Leipzig. Das 278 Seiten Werk kostet 6 Mark.
1911: Die „Weltkarte der Funken- und Kabeltelegraphie“ im Maßstab 1:47 Mio, bearbeitet von O. von Loßberg und Hermann Behner erscheint im Berliner Gea Verlag und kostet 5 Mark. Die 71 x 94 cm große Karte enthält u.a. die Kurse der Schiffahrtslinien, auf denen Schiffe mit Bordstationen fahren und die Küstenfunkstellen mit der Bezeichnung ihrer Dienste (öffentlich, amtlich, militärisch  usw). In einen angefügten Verzeichnis sind die Küstenfunkstellen mit ihrem Rufzeichen, jedoch ohne eine Reichweitenangabe aufgeführt. 
1911: Bei Cassels erscheint zum Preis von 10 s 6 d das Buch „Electrical Distributing Network and Transmission Lines „. Der Autor ist Alfred Hay (D.Sc.). 
1911: Dr. Fleming F.R.C. ist der Auror zweier Bücher, die bei Longmans and Green erscheinen: The Principles of Elelectric Wave Telegraphy and Telephony (Preis 28 s) und  als Zweitausgabe “The Principles of Electric Wave  Telegraphy and Telephony” (7s 6d).
1911: A Handbook of Wireless Telegraphy ist der Titel eines Buches von Dr. J Erskine-Murray. Es erscheint in der dritten Auflage bei Crosby, Lockwood & Sons und kostet 10 s 6 d.
1911: George W Pierce AM Ph D ist der Autor des Buches „Priciples of Wireless Telegraphy“, das bei Mc Graw Hill Book Co zum Preis von 12 s 6 d erschienen ist. 
1911: Das „Manual of Wireless Telegraphy fort he Use of naval Electricians“ kostet 7s 6d und der Autor ist Commander SS Robinson US Navy.

Neue Geräte 1911
Typische Ausrüstung einer DEBEG Funkstation im Jahre 1911: 
Löschfunken-Telegrafiefunk-Sender Telefunken 0,2 TK, 0,5 TK oder 1,5 TK (Typ A, B oder C). Wellenbereich 600 - 800 m, 10-teilige Löschfunkenstrecke, Elektrodenabschluss 0,2 mm und Ausrüstung mit Glimmerscheiben. Haupt- und Notbetrieb (Umformer (primär: 1,5 - 2 PS, sekundär 220V/500 Hz 1 kW ca. 3.000 U/min +/- 15 % ) bzw. Hammerinduktor. Die Station wird auch mit einem Petroleummotor 3 PS angeboten. Notbatterie 32 V. 
Empfänger: Telefunken Zwischenkreis-Empfänger E 5 mit Detektor und Kopfhörer.

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version:  10-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1912

2. Januar: Kopenhagenradio/GRA verbreitet zweimal täglich Eismeldungen für die dänischen Gewässer. 

6. Januar:  In einem Leitartikel der "Hansa" wird Klage erhoben, dass den Bordtelegrafisten, die sich mit Vorliebe "Telefunken-Offiziere" nennen, von einigen Kapitänen an Bord eine Stellung in sozialer und geselliger Beziehung eingeräumt worden sei, die weder mit ihren Vorkenntnissen noch mit ihrer Bordfunktion irgendwie in Einklang zu bringen ist. 

11. Januar:  Seenotfall „Falke“ im Nebel bei Cross Sands bei Yarmouth. Nach der Strandung der deutschen Brigg sendet Cross Sands Feuerschiff ein Nottelegramm nach Caister. Von dort wird die Bergung der Besatzung durchgeführt. 

Januar: Die deutsche kaiserliche Marine gibt bekannt, dass 112 Kriegsschiffe mit einer Funkanlage ausgerüstet sind. 

Januar: Marconi berechnet für eine komplette Flugzeug- oder Luftschiff-Funkanlage umgerechnet ca. 24.000 M. 

Januar: In den USA wird ein Gerichtsverfahren gegen den Dampfer „Temlemore“ eröffnet, weil – obwohl er eine große Anzahl republikanischer Politiker an Bord hatte – er keine Funkanlage an Bord hatte. Von Seiten der Verteidigung wird darauf hingewiesen, dass die Parlamentarier gewissen Pflichten der Besatzung übernommen hatten. So sei z.B. einer aus der Gruppe mit der Bedienung des Raketenapparates betraut gewesen. 

Januar: Der General Postmaster von Australien hat alle Verträge mit Marconi und Telefunken aufgekündigt und wird alle Stationen im Lande nach dem System Balsillie betreiben. Sofort nach dieser Ankündigung sind Marconi und Telefunken gegen diese Absicht mit dem Vorwurf der Patentverletzung vor Gericht gezogen. 

Januar: Die DEBEG erhält von der Reichs-Telegrafenverwaltung die Genehmigung, Ozeanbriefe anzunehmen und zu befördern. Gebühren: 5 Mk. für 30 Worte, jedes weitere Wort 10 Pfg. plus Porto 50 Pfg. Maximale Wortzahl: 100 pro Ozeanbrief. Im ersten Jahr werden schon 4.674 Ozeanbriefe mit 137.065 Wörtern befördert. 

Januar: Der D. „Neckar“ des Norddeutschen Lloyd berichtet von einer Funkverbindung über 3.400 km mit Norddeich Radio. Wenig später – am 13. Februar – gelingt die erste Presse-Aufnahme von Norddeich auf 2.600 km.

1. Februar: In Italien wird das Funkwesen durch ein königliches Dekret neu geregelt (Zuständigkeiten, Konzessionen, Funkbeamte, private Bordstationen usw.) 

4. Februar: Eröffnung der ersten deutschen Telefunken-Küstenfunkstelle auf afrikanischem Boden: Swakopmund Radio Rufzeichen KSK. 3 Wellen: 600, 1650 und 2500 m. Antenne: 90-m-Turm (andere Quelle: 85 m) mit Schirmantenne. Sender 5 kW und einer (geplanten ??) Reichweite von 3.600 km. Dienststunden: 9-12, 15-18 und 21-24 Uhr. Küstengebühr: 0,30 Mark pro Wort. Erste Kontakte mit Schiffen verlaufen erfolgreich und als größte Reichweite werden 2.000 km erreicht. 

Februar: Auf Veranlassung der Reichspost werden alle Funktelegramme an Seeschiffe in Deutschland dem Haupttelegrafenamt Berlin zugeführt, welches über Kenntnisse des Schiffsortes und des Leitweges verfügt. 

Februar:  Eröffnung der Küstenfunkstelle Swakopmund Radio, Rufzeichen KSK, 3 Wellen: 600, 1.650 und 2.500 m, Antenne: 90 – m – Turm mit Schirmantenne, Dienststunden 9-12, 15-18 und 21-24 Uhr. Küstengeühr 0,30 Mark pro Wort. 

Februar: In Bern soll ein Welt-Telegraphen-Denkmal errichtet werden. Unklar ist noch der Standort in der Stadt. 

Februar:  Das Polarschiff "Deutschland" erhält als erstes Dreimast-Segelschiff eine drahtlose 1,5 TK-Station von Telefunken. Es ist damit das erste deutsche Schiff mit einer Segelschiff -Takelage, welches eine Funkanlage erhält. Für den Funkverkehr mit diesem Schiff wird die Telefunken-Küstenfunkstelle Ano Nuevo auf Feuerland auf 2,5 kW erweitert. 

Februar: Die australische Regierung hat vier Küstenfunkstellen in Auftrag gegeben, die in Hobart, Melbourne, Port Moresby und Cooktown angesiedelt werden sollen. Jede dieser Stationen wird umgerechnet 32.000 Mark kosten. 

Februar:  Die Firma Dr. Erich F. Huth in Berlin stellt ein Demonstrationsgerät für drahtlose Telefonie vor, das für den Einsatz bei Seefahrtschulen und anderen Lehranstalten, sowie für naturwissenschaftliche Vereine usw. bestimmt ist. Reichweiten von ca. 100 m – auch zwischen verschiedenen Räumen eines Gebäudes können erzielt werden. Das Gerätepaar gibt es für den einseitigen und den  gegenseitigen Funksprechverkehr. Als Antennen werden Stabantenne mit einem Schirm verwendet, der Sender ist ein Lichtbogen-Gerät mit zwei Kohleelektroden. 

Februar: Marconi hat in der Wüste von Tripolis Telegraphie-Versuche erfolgreich durchgeführt, bei denen er die Sendeantennen einfach auf den Sand in Richtung der Gegenfunkstelle gelegt hat. Außerdem wird bekannt, dass die Firma die Bellini – Tosi Patente (Funkpeilung) erworben hat. 

Februar:  Nach den guten Erfahrungen bei der Kriegsmarine erkennt auch die Generalinspektion des deutschen Heeres die Vorzüge des Hörempfangs mittels Detektor an und ersetzt den Schreibempfang (Morsestreifen) durch niedergeschriebene Protokolle. 

Februar: In einem Aufsatz in der ETZ werden die Sender der Eiffelturm-Station beschrieben. Der älteste Sender für langsame Funken hat 10 kW, 42 Perioden, eine Spannung von 40 kV und eine Reichweite von 3.000 km. Er wird für die Aussendung des Zeitzeichens benutzt. Der große Sender hat 40 kW, 42 Perioden, 80 – 90 kV, eine angeblasene Funkenstrecke mit zwei rotierenden Zinkzylindern und Funkenlänge bis 40 mm. Getastet wird dieser Sender durch das Ein- und Ausschalten eines 0,4 Ohm-Widerstandes im Hauptstromkreis. Das Absinken des Stromes von 310 auf 270 Ampere bewirkt, dass der Funkenübergang aufhört. Der dritte Sender ist Tonfunkensender mit 10 kW und einem Antennenstrom von 60 A. Die Sende- und Empfangsräume sind unterirdisch angeordnet. 

5. März: Die Telefunken Küstenfunkstelle Douala (damals Deutsch-Kamerun), Rufzeichen KDU, später KBU, geht in Betrieb. Wellenlängen: 600, 1650 und 2000 m, Dienststunden 6-12 und 14-18 Uhr. Die Station wird von einem 40 PS Petroleummotor versorgt. Ein 100 m hoher Gittermast trägt eine Schirmantenne, die Hf-Energie wird mit 7,5 kW angegeben. Im ersten Jahr gibt es viele Mängel und einen Garantiestreit mit Telefunken. Vorher, am 4. Februar wird die Küstenfunkstelle Swakopmund den deutschen Kolonialbehörden übergeben. Sie und die Station Lüderitzbucht haben Schirmantennen mit je einem 85 m Mast. Für Lüderitzbucht wird noch mitgeteilt: Tagesreichweite 800 km und Küstengebühr 30 Pf. An der Ostküste Afrikas sind die Stationen Muansa und Bukoba mit 5 bzw. 2,5 kW Sendern angesiedelt. 

7. März: In London wird ein erster Vertrag zwischen dem Imperial Government und der Marconi Wireless Telegraph Co. über den Imperial Telegraph Service, d.h. die Funk-Anbindung Großbritanniens mit den Kolonien in aller Welt geschlossen. Marconi erhält danach 60.000 engl. Pfund Sterling für jede Station. 

16. März: An Bord deutscher Handelsschiffe sind 170 Bord-Funkentelegrafen-Stationen registriert, darunter 62 der Hapag, 48 (andere Quelle: 58) des Norddeutschen Lloyd, 10 für Hugo Stinnes, 7 für die Hamburg-Süd usw. Von den 117 Schiffen des Norddeutschen Lloyd sind z.Zt. 66 mit einer Unterwasser-Schallanlage versehen. Unter den in der Welthandelsflotte registrierten rund 1.000 Bordfunkstellen sind 350 in England und 210 in den USA gemeldet. 

März: Die zweite Ausgabe des Verzeichnisses der Rufzeichen aller Funkentelegraphen-Stationen ist erschienen. Das 46-Seiten Werk kostet 50 Centimes. 

März: In St. Petersbug hat die erste Schule zur Aubildung der Funkentelegraphisten für die russischen Telefunken-Stationen eröffnet. Die Ausbildung dauert 3 Monate. Während der Ausbildung erhalten die Teilnehmer eine kleine Unterstützung, danach sollen sie ca. 600 bis 1.000 Rubel (jährlich??) verdienen. 

30. März: Der neue 200 m hohe Funkmast mit Schirmantenne in Nauen stürzt bei einem Sturm um. Das Ereignis findet gegen Mittag statt. Der von 9 Stahlseilen gehaltene Turm stand auf einer steinernen Halbkugel. Der alte Turm übersteht den Sturm unbeschadet. Der Sturz des abgeknickt am Boden liegenden Mastes hat keinerlei Schäden an Menschen und Gebäuden verursacht. Dadurch werden die Versuche, einen brauchbaren Funkbetrieb mit Togo herzustellen, erst einmal um 4 bis 6 Monate unterbrochen. Der Mast wird später durch einen 260 m hohen Mast ersetzt. 

1912: In der Zeitschrift Marconigraph wird ein Beispiel für die Laufzeiten von Funktelegrammen beschrieben. Ein Fahrgast telegraphiert einem Freund, dass er in vier Tagen bei ihm zum Frühstück erscheinen wird. Das Funktelegramm kommt in wenigen Sekunden in der ca. 1.000 Meilen entfernten Küstenfunkstelle an, als Landtelegramm kommt in dem 60 Meilen von der Küste entfernten Wohnung des Freundes aber erst an, als beide schon beim Frühstück sitzen (The Marconigraph 03-1912)

1. April: Der Geh. Reg. Rat Prof. Dr. Dr. Ing. Slaby beendet seine Lehrtätigkeit an der Technischen Hochschule in Charlottenburg im Alter von 63 Jahren. 

1. April: An der Navigationsschule Elsfleth beginnt, wie angekündigt,  ein Kursus für drahtlose Telegrafie. An der Bremer Seefahrtschule werden die Funk-Kurse (vorübergehend??) durch Rudolf Grötsch geleitet. 

1. April: In Cuxhaven wird die Militärfunkstation durch die Reichspost übernommen und später (1930) in Elbe-Weser-Radio unbenannt. Standorte: 1910 Alte Liebe, 1926 Postamt Cuxhaven, 1928 Sahlenburg, 1930 Berensch, 1946 Altenwalde, 1961 Holter Höhe.  Damit stehen der Handelsschiffahrt  folgende Stationen zur Verfügung (in Klammern die jeweiligen Betreiber): 
Bereich Nordsee:
Borkum, neuer Leuchtturm (RTV), Bremerhaven Lloydhalle (Norddeutscher Lloyd), Cuxhaven (RTV), Helgoland (Marineverwaltung), Norddeich (RTV). 
Bereich Ostsee:
Bülk (Marineverwaltung), Danzig (RTV), Swinemünde (RTV).
Dazu kommen noch 7 Stationen auf  Feuerschiffen, die unterschiedlichen Verwaltungen unterstehen (z.B. Senat Bremen, Senat Hamburg, Preußische Wasserbauverwaltung usw. 

7. April: Seenotfall D „Ontario“. Das Schiff wird nach einem Feuer bei Montauk Point auf Grund gesetzt. Die funktelegraphisch alarmierten Rettungsschiffe können Passagiere und Besatzung retten. 
Funkmeldungen: 
2-am – big fire below und 
2-45 am: about to be beached near montauk point – have to leave my key – flames driving me from wireless room. 
7-30 am all saved – tranferred tug  (Marconigraph 5-1912)

April: Telefunken bietet z. Zt. folgende Schiffsstationen an:
a) mit festabgestimmten Wellen: 0,1 LK (0,5), 0,2 TK (1), 0,5 TK (1,5), 1 TK (2,5), 1,5 TK (3,5), 2,5 TK (5) und 5 TK (10) (Die Zahl in Klammern ist die Primärenergie in kW). Das sind Löschfunken-Telegrafie-Sender mit einem Wellenbereich von 600 bis 800 m, die Stromversorgung erfolgt über einen Umformer mit 500 Hz (Perioden), falls eine Notbatterie angeboten wird, hat sie zumeist eine Spannung von 32 Volt. 
b. Stationen mit kontinuierlich variabler Wellenskala: 1 TV (2,5), 2,5 TV (5) und 5 TV (10). 

April: Die Vereinigten Staaten haben das Telegraphenbureau in Bern gebeten, den Buchstaben N als ersten für alle Funkstellen der USA zu schützen. Der Antrag wurde abgelehnt, weil die USA noch nicht alle Punkte des letzten Telegraphenvertrages ratifiziert haben, will jedoch alle Mitglieder befragen, ob diese Reservation möglich ist. Port Said wird künftig das Rufzeichen LPD benutzen.  (Marconigraph 4-1912). 

14. April: In der Nacht vom Sonntag, dem 14. auf Montag, den 15. April 1912 sinkt die "Titanic" / MGY. Von den 2.200 Menschen an Bord (1.316 Fahrgäste und 892 Offiziere und Mannschaften) sind 1517 umgekommen, von der Besatzung waren dies ca. 77 Prozent. Die Titanic war berechtigt, 3547 Personen an Bord zu haben, aber sie besaß nur Bootsplatz für 1178 Personen in ihren  20 Rettungsbooten. Das war noch das Doppelte von dem, was das Gesetz von 1894 vorschrieb. Der Materialverlust beträgt 12 Millionen US-Dollar. Auf der Jungfernfahrt nach New York sinkt der Luxusliner 2 Stunden und 40 Minuten nach der Kollision mit einem Eisberg kurz nach Mitternacht um 02.20 Ortszeit auf 41.46 N und 50.14 W. Das 46.328 BRT große Schiff ist für maximal 2650 Fahrgäste gebaut, hat aber bei der Unglücksfahrt nur 1316 Fahrgäste und 892 Besatzungsmitglieder an Bord, jedoch nur 16 Rettungsboote für je 65 Personen. 
Funkanlage: Ein 5 kW Sender (330 V 60 Hz). Die garantierte Reichweite war 250 Meilen, doch es waren schon tagsüber Verbindungen über 400 Meilen und nachts über 2.500 Meilen erreicht worden. Als Antenne dient eine 60 m hohe T-Antenne mit vier Drähten parallel, die als Sende- und Empfangsantenne dient.  Als Empfänger nennt die Zeitschrift „The Marconigraph“ den „Standard magnetic travelling band detector“ für den Wellenbereich 100 bis 2.500 m
Die Marconi-Funker George Phillips (25) und George Bride (22) hatten am Sonntag zahlreiche Eismeldungen aufgenommen, von denen Kapitän Smith wenigstens drei dankend bestätigt hat. An Bord wird aus dem Sinken der Temperatur am frühen Abend berechnet, dass man um ca.23.00 Uhr in das voraus liegende Eisfeld kommen muß. 
Um 23.00 Uhr hat das Schiff Funkverkehr mit Cap Race, als der Funker der in Sichtweite treibenden "California" der Leyland-Linie morst: "we are stuck in the ice". Darauf Titanic: "keep out you are jamming my signals".
Die Titanic hat - wie viele Fahrgastschiffe jener Zeit - keine direkte Verbindung Funkstation - Brücke. Die Schiffsleitung kennt die direkt an den Kapitän gerichteten Eismeldungen der "Caronia" und "Baltic". Die Baltic Meldung hat der Kapitän Smith um 1.42 pm am 14. April erhalten, also ca. 10 Stunden vor der Kollision. Sie lautet: „Captain Smith – Titanic – have had moderate varable winds and clear fine weather since leaving – greek steamer “Athenia” reports passing icebergs and large quantity of field ice  today in lat 41-51 n long 49-52 w – last night we spoke german oil tanker steamer “Deutschland Stettin” to philadelphia not under control, short on coal, lat 40-42 n long 55-11 w wishes to be reported New York and other steamers – wish you and the “Titanic” all success – Commander. (Der Tanker wird später von “Asian” nach Halifax geschleppt).
Die Eismeldung der "America", welche die Titanic über Cap Race vermittelt (Amerika passed two lange icebergs in posn 41.27 n 50.08 w 14th april (10.30 Uhr)) und die ebenfalls vermittelte Eismeldung der "Mesaba" (Ice report – in lat 42 n to 41.25 n  longitude 49 w to 50.30 w saw much heavy pack ice and and great number of large icebergs also field ice – weather good, clear) hat die Schiffsleitung nicht gekannt. Allerdings sagt H Bride vor dem Untersuchungsausschuss später aus, dass er die Californian-Meldung, welche an die „Baltic“ gerichtet war, mitschrieb und  einem der Offiziere, den er aber nicht kannte, gegeben habe. Mr. Lightoller, einer der geretteten Offiziere, verneint, von dieser oder einer anderen Eismeldung gehört zu haben. Das Seeamt stellt später fest, dass der Funker nicht verpflichtet war, mitgeschriebene oder zur Weiterleitung an eine andere Funkstelle gerichtete Telegramme als Kopie an die Brücke zu geben. Denn zu der Zeit war die von der Reederei angemietete Funkstation eine Kommunikationseinrichtung der Firma Marconi, die durch die Vermittlung von Telegrammen der betuchten Fahrgäste in erster Linie Geld verdienen musste und bei den begrenzten Reichweiten die Vermittlung von Telegrammen über ein oder mehrere Schiffe eher die Regel als die Ausnahme war. Und als das Schiff endlich in die Reichweite von Cape Race kam, lagen schon viele Telegramme zur Übermittlung in der Marconi-Station. 
Um 23.40 sieht der Matrose Fleet im Ausguck einen dunklen Gegenstand voraus, schlägt die Glocke dreimal und meldet „Eisberg voraus“. Der 1. Offizier Murdoch befiehlt „Hart Steuerbord“ und schließt die wasserdichten Schotten. Man stellt Wassereinbruch vom Bug bis zum Kesselraum 5 fest, der vom Pumpensystem nicht bewältigt werden kann. Durch das tiefliegende Schott wird auch der Kesselraum 6 unter Wasser gesetzt und das Schiff sinkt über den Bug. 
Auf Anweisung des Kapitäns, der gleich nach der Kollision auf der Brücke ist, sendet Phillips 35 Minuten nach der Kollision um 00:05 Uhr die Notmeldung. Nach der Aussage von H. S. Bride (The Marconigraph May 1912) waren beide FO’s in der Station, als der Kapitän sagte „wie have struck an iceberg, you had better get ready to send out a call for assistance – don’t send it until i tell you“. Nach 10 Minuten kam der Kapitän wieder und sagte: „send a call for assistance“. Die erste Notmeldung wurde unter CQD ausgesendet, aber der Kapitän sagte: „Send SOS – it may be your last chance“. Die „Carpathia“ antwortet als erstes Schiff, danach die die „Olympic“, „Baltic“, „Virginian“, „Parisian“ und andere Schiffe, darunter auch die „Birma“. Hier die Aufnahme der "Birma": "CQD SOS from MGY we have struck iceberg sinking fast come to our assistance position lat 41.46 n lon 50.14 w MGY". Es antworten: "Frankfurt" um 00.26 Uhr , 153 (andere Quelle: 172 Meilen) Meilen südwestlich vom Havaristen, Die "Carpathia, 58 Meilen entfernt das (9.000 tons – Cunard –)  hat den Notruf nicht gehört, wird aber informiert, als es der Titanic melden will, dass Cap Cod Nachrichten für die Titanic hat. Die Carpathia fährt sofort mit Höchstfahrt auf die Position der Titanic und bereitet alles zur Aufnahme der Schiffbrüchigen vor. "Mount Temple", 50 Meilen westlich, aber durch Eis behindert, Schwesterschiff "Olympic" um 01.35 Uhr 500 Meilen östlich, "Baltic" und "Birma", 70 Meilen. Bei der Untersuchung des Unglücks wird noch bekannt, dass die "Frankfurt" - die schon auf Zielfahrt zum Unglücksort war - wohl um nähere Angaben zu dem „have struck iceberg“ zu erhalten, ca. 20 min nach dem Notruf noch einmal um weitere Informationen bat, die Antwort „you are a fool“ erhielt und darauf wohl die Reise fortsetzte. 
Um 00.20 Uhr, also ca. 40 Minuten nach der Kollisision, beginnt das Fieren der Rettungsboote. Da keine Bootsübungen stattgefunden haben, ist auch niemand informiert, wohin er sich zu begeben hat. Die ersten Boote sind unterbesetzt (Boot 7 mit 27 und Boot 1 mit nur 12 Personen). 
Um 02.05 Uhr Ortszeit letzte Funksignale, bis dahin hatte die Station Strom und Licht. Danach wird der Funkraum aufgegeben – andere Quelle: Um 01.45 informiert Kapitän Smith die beiden Operator, den Funkdienst zu beenden. Phillips sendet aber weiter, und um 02.17 Uhr hört die „Virginian“ die letzten schwachen Funksignale von der Titanic. Um  2 Uhr 20 sinkt die "Titanic".
Um 4 Uhr Ankunft der "Carpathia, die nur einen Funker (Harold Cottam) an Bord hat. Um 03.35 Uhr werden die ersten Rettungsboote gesichtet. Bis 7 Uhr 30 sind 712 Überlebende, darunter der Junior-Funker der Titanic  Bride (mit erfrorenen Füßen) und die Rettungsboote an Bord. Bride wird auf der Heimfahrt nach New York in die Funkstation getragen und unterstützt den völlig erschöpften FO der Carpatia, Cottam. Sie senden die Namen der Geretteten. Um 16.00 Uhr verlässt die Carpathia den Unglücksort und nimmt Kurs auf New York.
Der Funker Cyrill  urmstone Evans der in Sichtweite (verschiedene Quellen: 10 (Marconi-Review) 14, 20 sm) wegen des Eises gestoppt liegenden "Californian" hat kurz vor der Kollision nach 16 Stunden Dienst die Geräte abgeschaltet. Weiße Notraketen der "Titanic" werden gesehen, aber erst gegen Morgen richtig gedeutet, jetzt erfährt Evans (ebenfalls Marconi-Operator) über Funk von der Katastrophe.
Der am 11. April:1887 in Godalming/Surrey/GB geborene John (Jack) Phillips war der 1. Funkoffizier der „Titanic“. Nach seiner Funkerausbildung bei Marconi 1906 in Liverpool arbeitet er auf verschiedenen White Star Linern und in der Küstenstation Clifden. Nach einem Kommando auf der „Adriatic“ wird der 1912 als Chief Wireless Operator Bord der „Titanic“ abkommandiert. Sein Körper wurde nie gefunden und in seiner Geburtsstadt wird später ein Gedenkstein errichtet. Unter den zahlreichen Kondolenzschreiben an seine Angehörigen ist auch ein Schreiben aus Deutschland. In der Juni-Ausgabe des „Marconigraph“ kann man lesen: „The Union of German Wireless Operators begs to bring ist sincerest condolence on result of the death of Mr. Philipps in fulfilment of his duty, and request your company to inform us whether Mr. Phillips was married or single”.
Der in Nunhead geboren zweite Operator, Mr. H.S. Bride  besuchte die  technische Schule in Beckenham. Er begann seine Funkerlaufbahn 1911und war vorher auf der „Haverford“, „Lusitania“ und „Anselm“ eingesetzt.
Im Urteil der Londoner Untersuchungskommission wird angeführt: Untergang durch Kollision mit einem Eisberg bei hoher Geschwindigkeit, dazu niedrige Schotten und Mangel einer Innenhaut. Gerettet werden 32 % aller Personen, davon 63 % der 1. Klasse, 42 % der 2. Klasse, 23 % der 3. Klasse und 23 % der Besatzung. 
Am Tag vor der Kollision mit dem Eisberg war die Station der "Titanic" nicht immer funktionsfähig. Nach siebenstündigem (andere Quelle: 6 Stunden) Ausfall wurde ein defekter Ölkondensator (andere Quellen - ein defekter Transformator oder ein ausgebrannter Hilfstransformator) gefunden und repariert und die liegengebliebenen Funkmeldungen abgearbeitet. Fazit: Hätte Kapitän Smith die Notmeldung 15 Minuten früher aussenden lassen, wären vermutlich alle Menschen gerettet worden, denn der Funker Cyril Evans auf der "California" schaltet erst um 11.35 pm ab (Er hatte seit 7 Uhr morgens Dienst in der Station gehabt). Hätte der Funker H. Cottam der "Carpathia" nicht 15 Minuten länger als notwendig am Funkempfänger ausgehalten, wären vermutlich noch mehr Menschen ums Leben gekommen. G. Marconi ist zur Zeit des Untergangs in New York und wartet auf die "Titanic", mit der er zurück nach England möchte. Das Rufzeichen MGY weist wegen des M am Anfang auf eine Marconi Funkstelle hin. Auf der Rückfahrt nach New York mit den Geretteten wollen Evans (Californian) und andere Marconi Funker nicht mit der "Birma" arbeiten, weil sie als russisches Schiff keine Marconi- sondern eine de Forest-Station hat. David Sarnoff, später Präsident der RCA und des NBC soll zur Zeit des Untergangs nicht bei Cape Race auf Wache gewesen sein - wie in Zeitungsmeldungen berichtet wird - sondern erst die Morgenwache des 15. April und die Übertragung der Namensliste der Geretteten übernommen haben. Andere Quelle: Der Marconi-Operator Sarnoff  war auf Wache in der Station auf dem Wannamakers-Department-Store in Manhattan, als er die Unglücksmeldung – ausgesendet von der „Olympic“ hörte. Er hat dann seine Tätigkeit dort beendet, ist zur Marconi Sea Gate Station geeilt und hat dort mitgeholfen, die Listen der Überlebenden aufzunehmen. 
Die Funker Bride und Cottam erhalten bei Ankunft 1.000 bzw. 750 Dollar von der New York Times (wohl mit der Zustimmung Marconis ???) für die von ihnen geschilderte Version des Unglücks. Der Materialverlust des Schiffes wird mit 12 Mio US Dollar angegeben, dabei war das Schiff im Vertrauen auf die angenommene Unsinkbarkeit mit der niedrigsten Prämie bei Lloyds versichert. Zwei Untersuchungen – eine vom Senat der Vereinigen Staaten und die andere vom Britischen Handelsministerium unter Vorsitz von Lord Mersey wurden bald nach dem Untergang eingesetzt. 
Am 15. April 1914 wird in Godalming (Surrey/England) ein Denkmal zu Ehren des mit der Titanic untergegangen Funker John George Phillips enthüllt. 

17. April: Sonnenfinsternis über Deutschland. Die Reichspost und Telefunken beobachten anlässlich eines Versuchs über 450 km eine spürbare Zunahme der Empfangsfeldstärke bei der Bedeckung der Sonne. Norddeich sendet dabei auf 1.650 m. Auch die Station Eiffelturm und Kopenhagen führen Ausbreitungsversuche mit dem gleichen Ergebnis wie in Deutschland durch. 

18. April: Um 09.30 kommt die Carpathia in New York an und am Abend besucht Marconi die beiden Funker Bride und Cottam. 

April: Die italienische Regierung ernennt Marconi zum Senator auf Lebenszeit, nachdem er zuvor die Verleihung eines Adelstitels ausgeschlagen hatte. 

April: Die als Anlage zum Internationalen Signalbuch herausgegebene „Amtliche Liste der deutschen Seeschiffe mit Unterscheidungssignalen für 1912“ erscheint bei Georg Reimer (Berlin) und kostet 2 Mark. 

April: Der Zweigverband Chicago der amerikanischen Telegraphisten hat eine Verstaatlichung des Telegraphiewesens fordert. Man argumentiert, dass eine Privatisierung zu höheren Gebühren und unzuverlässigem Arbeiten führe und in der Folge die Angestellten erbarmungslos ausgenutzt würden. 

April: Als erster Schritt zur Errichtung eines All-Britischen-Funkentelegraphie-Netzes erhält Marconi den Auftrag, in London, Ägypten, Aden, Bangalore, Pretoria und Singapore Funkstationen zu errichten und betreiben. Damit will das Land unabhängig vom Kabelnetz werden. 

April: Die vier Schiffe der Fährlinie Saßnitz – Trelleborg (Preußen, Deutschland, Kong Gustv V und Drottning Viktoria) haben jetzt je eine 1-kW-Station an Bord und arbeiten mit den beiden Küstenfunkstationen Saßnitz und Trelleborg auf der Welle 450 m, um die übrige Schifffahrt nicht zu stören. In Saßnitz ist eine 40 m hohe T-Antenne und in Trelleborg eine Schirmantenne mit einem 45 m hohen Gittermast aufgestellt worden. 

6. Mai: Der deutsche Kaiser lässt sich in Homburg v.d.H. in einigen Vorträgen über das "Titanic" Unglück berichten. Auf Anregung Wilhelm II findet in Berlin eine Konferenz zur Schiffssicherheit statt. Eine der drei Kommissionen soll die Frage der drahtlosen Telegrafie bearbeiten. 

16. Mai. In London wird unter der Adresse The Strand  das Marconi House (The new Home of Wireless) nach einem Umbau eröffnet. Es ist das neue Hauptquartier der Marconi Wireless Telegraph Co. Ltd. Im 4. Stockwerk ist das Privatbüro von G. Marconi mit Kamin und reicher Ausstattung untergebracht. 

19. Mai: Die US Navy schickt ein Kriegsschiff, den Eiskreuzer "Birmingham,"  (andere Quelle: die beiden Schiffe "Seneca" und "Miami") in das Eisgebiet bei Cap Race. Dazu kommt aus England das Schiff "Scotia", welches von Marconi kostenlos mit einer leistungsfähigen Funkanlage ausgerüstet wird. Aufgaben: Auffinden von Treibeis, Warnung der Schifffahrt. Dies gilt als der Beginn des nur in den Weltkriegen unterbrochenen Eiswarndienstes. Die dreimal wiederholten Eismeldungen werden auf 600 und 300 m verbreitet. 

23. Mai: Stapellauf des "Imperator". Es ist das erste Schiff mit dem damals sehr teuren Kreiselkompass. Zur Kommunikation wird das Schiff neben der Unterwasser-Schallanlage mit einer Funkstation für 3 Telegraphisten ausrüstet werden. 

Mai: Die für den Funkverkehr mit den Kanaren  von Marconi gebaute Marconi-Station Cadiz hat ihren Betrieb aufgenommen. Ein 46 PS Motorgenerator lädt die 1.000 Ah Akkumulatorenbatterie (Reserve) auf und dient als Stromquelle. Die tönenden Funken werden mittels Drehscheibe (Disc) erzeugt. Die Antenne hat eine Galgenform und besteht aus vier Türmen a 75 m und 15 Drähten. Gearbeitet wird auf der Wellenlänge 2.500 m. Eine zweite Anlage auf dem Gelände wird für den Betrieb mit Schiffen ausgerüstet (3 kW für die Wellenlängen 300 und 600 m) . Die Sendeanlage befindet sich auch einem 4 km von der Stadt entfernten Gelände nahe am Meer. Hier hatte vorher eine französische Firma eine Station errichtet, die aber die erforderlichen  Verbindungen zu den Kanaren nicht  erbringen konnte. 

Mai: Funktelegramme an Schiffe, welche die Reichweite normaler englischer Küstenfunkstelle verlassen haben, können ab sofort auch über die Großstation Poldhu geleitet werden. Dafür ist allerdings eine Wortgebühr von 2,90 M zu bezahlen. 

Mai: Für seine im Jahre 1913 geplante Nordpolexpedition wird Telefunken dem norwegischen Forscher Amundsen eine Funkanlage schenken. Man überlegt schon heute, wie weit er von den beiden infrage kommenden Landstationen Spitzbergen und Aleuten entfernt noch sicheren Kontakt mit der übrigen Welt haben kann. 

Mai: Weil die Öffentlichkeit durch die Verbreitung falscher Funkmeldungen durch private Stationen (auch im Zusammenhang mit dem Titanic-Untergang) beunruhigt wurde, erwägt man in den USA, gesetzliche Regelungen einzuführen, die solche Meldungen unter Strafe stellen. 

15. Mai: Nach einer Aufstellung des Berner Bureaus hat England mit 420 Handelsschiffen die höchste Ausrüstungsquote mit Funkanlagen in Europa. Es folgen Deutschland mit 190, Frankreich mit 62, Italien mit 46, Japan mit 29, die Niederlande mit 25, Spanien mit 27. Die USA melden 253 ausgerüstete Schiffe. Die Summe aller in der Welt mit Funkanlagen ausgerüsteten Schiffe liegt nach der Berner Aufstellung bei 1.198, dazu kommen noch 1.233 gemeldete Kriegsschiffe. 

Mai:  Nach dem Umbau der alten Marinefunkstation auf "tönende Löschfunken" nimmt Tsingtau (Kiautschou) Radio den Betrieb auf. Rufzeichen zunächst KTS, ab 1913 KBS. Die Station bietet einen h-24-Dienst auf 600 m. Ab Oktober 1912 sendet die Station – gegen Gebühr - einen täglichen Pressedienst des Norddeutschen Lloyd und im Anschluss daran Wetterberichte und nautische Warnnachrichten, welche - wie die Sturmwarnungen - auch unmittelbar nach Eingang auf 600 m gesendet werden. Ab 5. Mai 1913 wird auch ein Zeitzeichen gesendet. 

Mai: Bellini beginnt seine Arbeit als Marconi-Ingenieur und beaufsichtigt die erste Installation des Bellini-Tosi-Peilers (wireless-compass) auf der „Mauretania“ (Marconigraph 5-1912). 

2. Juni: Marconi widmet in seinem Vortrag vor der Royal Institution der Frage unterschiedlicher Ausbreitung kurzer und langer Wellen bedeutenden Raum. Er berichtet in diesem Zusammenhang von seinen Versuchen in verschiedene Richtungen. 

3. Juni: Lüderitzbucht nimmt als dritte deutsche Küstenfunkstelle in Afrika den Dienst auf. Sowohl Swakopmund wie auch Lüderitzbucht werden aufgrund ihrer größeren Reichweite als benachbarte Marconi-Stationen gern von Marconi-Schiffen kontaktiert, was zu englischen Beschwerden im Reichspostamt Berlin führt. Im Juli geht Monrovia Radio (Rufzeichen FMO) auf  600 m in Betrieb. Die Anlage gehört der Deutsch-Südamerikanischen Telegrafengesellschaft und erhebt Gebühren in Dollar (QSJ cc 0,06 $)

Juni: Durch eine Verfügung des Innenministeriums wird der jahrelange Streit über die rechtliche Stellung des Kapitäns zum Bordtelegrafisten beendet. Danach unterliegt dieser der Disziplinargewalt des Kapitäns nach der Seemannsordnung. Der Kapitän, der vorher auf das Telegrafengeheimnis zu verpflichten ist, und einen entsprechenden Ausweis mitführen muss, darf Einsicht in alle Telegramme nehmen. Diese Verpflichtungserklärung des Kapitäns hat folgenden Wortlaut:
Verhandelt beim kaiserlichen ....-Amt in .... am .... .
Herr .... ist heute als Kapitän/als Vertreter des Kapitäns  eines mit Funkentelegraphenapparaten ausgerüsteten Schiffes auf das Telegraphengeheimnis verpflichtet worden. Er wurde mit § 8 des Gesetzes über über das Telegraphenwesen des Deutschen Reiches vom 6. April 1892 sowie mit § 355 des Strafgesetzbuches bekannt gemacht  und besonders darauf hingewiesen, dass über den Inhalt  der ankommenden und abgehenden Telegramme sowie darüber, ob und mit wem jemand Telegramme wechselt, gegenüber Dritten die strengste Verschwiegenheit zu bewahren ist. Herr ... erkennt diese Vorschriften für sich als bindend an. 
Es folgen die die Unterschriften des Verpflichteten und des Verhandelnden. 
Diese Verpflichtungserklärung gilt als Ausweis gegenüber dem Bordtelegraphisten. 
Im August 1912 begrüßt der Verein Deutscher Kapitäne und Offiziere der Handelsmarine diese Verfügung, lehnt jedoch ab, dass der Kapitän sich vor der Einsichtnahme mit dem Ausweis gegenüber dem Bordtelegrafisten ausweisen soll. In einem Nachtrag zur Verfügung wird auch eine Verpflichtung des Kapitäns auf das Telegrafengeheimnis vor einem deutschen Konsul anerkannt. 

Juni: Die bisher auf österreichischen Handelsschiffen von ausländischen Unternehmern betriebenen Funkstationen sollen verstaatlicht und mit österreichischem Personal besetzt werden. Das  beruht auf einer Verordnung vom 1. März diesen Jahres. Dazu richtet die Regierung Österreichs im Handelsministerium eine Abteilung Funkentelegrafie ein. Als System für die österreichischen Schiffe wird Telefunken gewählt. Zur Zeit sind 6 Schiffe ausgerüstet und weitere 26 Stationen bestellt. Die Bordfunkstelle führt die Bezeichnung "k. und k. Bordtelegraphenamt". Die Funkinspektion ist in Triest. Ab sofort stellt also die Staatsverwaltung die Funkstationen und lässt sie von zwei Telegraphisten bedienen. Dafür zahlt der Reeder jährlich ca. 2.000 bis 2.500 Kr. in die Staatskasse. 

Juni: Unter dem Einfluss der "Titanic"-Katastrophe werden zunehmend Reichweitenversuche mit Notsendern unternommen. So meldet der D. "Prinz Eitel Friedrich" der HAL , dass er spätabends mit der Telefunken-Station TWT (New York, Broadway 111) über eine Distanz von 1.250 km und der D "Adelaide", dass er über 780 km mit SMS "Gneisenau" gearbeitet hat. 

Juni: Telefunken stellt den Zeitsignalempfänger E 33 vor, den man für Mk 1.000 erwerben kann. Auf der Oberfläche des 20 x 20 x 20 cm großen Holzkastens sitzt ein Drehknopf mit Skala und Feststelleinrichtung zur Abstimmung, ein Umschalter „kleine und große Welle“ (300 und 600 m), ein Wellenschalter (Gesamtbereich 300 – 2.000 m) und Buchsen für den Kopfhörer und den Detektor. Im Kasten befinden sich Variometer, Kondensatoren, Summer und eine Batterie. Dazu liefert Telefunken eine Antennenanlage aus Bambusstäben, Isolatoren und 150 m Bronzelitze. Ferner wird ein Ersatzdetektor mitgeliefert. Das Gewicht wird mit 4 kg angegeben, so findet man den Empfänger auch in Freiballons und Luftschiffen. 

4. Juni bis 5. Juli: III. Internationale Funkkonferenz in London (auch "Titanic"-Konferenz genannt) zur Neufassung des Internationalen Funktelegraphenvertrages, London 1012. Zu dieser Konferenz hat die britische Regierung die beteiligten Staaten schon im Januar förmlich eingeladen. 
Der Vertrag hat 23 Artikel, das  Schlussprotokoll III Artikel und die Ausführungsübereinkunft (Vollzugsordnung) 14 Kapitel und XLVIII Artikel. Die „Zusammenstellung der im Funkentelegraphenverkehr anzuwendenden Abkürzungen“ und das „Verzeichnis der Funkentelegraphenstationen und ihrer Verhältnisse“ sind angefügt. 142 Delegierte aus 35 Staaten nehmen teil. Die Leitung der deutschen Delegation  hat Ministerialdirektor B. Köhler, Telefunken wird durch Direktor Bredow und Graf Arco vertreten. Alle Delegationen unterzeichnen den Vertrag. Die Regierungsvertreter der USA, Italiens und Griechenlands ratifizieren den Vertrag von 1906 erst unmittelbar vor der Konferenz, da sie sonst nicht teilnehmen dürfen. Die nächste Konferenz wird für 1917 in Washington vorgesehen. Veröffentlicht in Deutschland im RGBl. 1913 S 373 in der französischen Originalfassung und der deutschen Übersetzung., dazu Bekanntmachungen 28.02.1914, 04.04.1922, 06.01.1924, 23.01. und 06.10.1925, sowie 02.04.1926. Zu diesem Zeitpunkt waren nach S v. Weiher 500 Küsten- und 2.750 Schiffs-Funkstationen in Betrieb.
Die wesentlichen Änderungen gegenüber dem Vertrag von von 1906/1908 (siehe dort)
Internationaler Funkentelegraphenvertrag
Der Vertrag wird zwischen 50 Staaten bzw. Pachtgebieten gegenüber 28 Staaten von 1906 (vorbehaltlich der Ratifikation) abgeschlossen. 
Artikel 3: Jede Bordstation ist verpflichtet, mit jeder anderen Bordstation ohne Unterschied des Systems Funktelegramme auszutauschen. 
Artikel 10: Der Passus, dass Stationen mit Reichweiten über 800 km höhere Gebühren berechnen können, wird entfernt. 
Artikel 12: Feststellung der Stimmenzahl bei Abstimmungen. Die alte Vorschrift, wonach die Stimmenzahl eines Landes und seiner Kolonien (Schutzgebiete) 6 nicht überschreiten darf wird jetzt durch die Aufzählung aller Kolonien, die eine Stimme haben, ergänzt 
Artikel 13.Das inzwischen arbeitende Internationale Bureau des Welttelgraphenvereins übernimmt die Koordination der den Funkverkehr betreffenden Arbeiten. 
Artikel 21: Er wird erweitert auf die Landstationen, die Land-Land-Funkverkehr betreiben. 
Artikel 22: Der Vertrag tritt am 1. Juli 1913 in Kraft. 
Artikel 23. Ratifikationsurkunden (oder Teil-Ratifikationsurkunden) werden in London niedergelgt. 
Der neue Vertrag hat kein Zusatzabkommen
Schlussprotokoll:
Artikel I: Bosnien-Herzogewina wird zunächst eine Stimme zuerkannt.
II: Die USA enthalten sich in Tariffragen, weil der Verkehr über Privatgesellschaften läuft. 
III: Sonderregelung in Gebührenfragen für Kanada. 
Ausführungsübereinkunft zum Internationalen Funkentelegraphenvertrag. 
Artikel II: Die Wellenlänge 1.800 m wird zusätzlich eingeführt, maximale Wellenlänge für Peilfunk ist 150 m. 
III: Normalwellenlänge ist jetzt 600 m, daneben muß noch auf 300 m gearbeitet werden können. Sonderwellenlängen kleiner als 600 m sind zulässig. 
IV: Funkverkehr sowohl zwischen Bordfunkstellen als auch zwischen Küsten- und Seefunkstellen findet auf einer Welle statt. 
V: Neben dem Verzeichnis der Funkstellen gibt das Internationale Bureau noch eine Karte der Stationen, der Reichweiten und der Hauptschiffahrtslinien heraus. Stationen werden so gekennzeichnet: PG: Station für den allgemeinen öffentlichen Verkehr. PR: Station für den beschränkten öffentlichen Verkehr. P: Station für den Privatverkehr. O: Station für ausschließlich amtlichen Verkehr. N: Station mit ununterbrochenem Dienst und X: Station ohne feste Dienststunden. Bordstationen mit gleichem Namen werden durch das Rufzeichen ergänzt. 
VII: Ausgesendete Wellen müssen so rein und so wenig gedämpft wie möglich sein, direkte Entladung in der Antennenleitung (plain aerial) ist nur für den Notverkehr gestattet. Sender und Empfänger müssen für Geschwindigkeiten von 20 WpM (vorher 12 WpM) geeignet sein. Sender müssen auf kleine Leistung geschaltet werden können. 
IX: Die Genehmigungsurkunde muß auf Verlangen im Ausland vorgelegt werden können. 
X: Zeugnisse: Es gibt zwei Zeugnisse(Zeugnis 1. Klasse und Zeugnis 2. Klasse) Für beide ist eine Morseprüfung, eine Prüfung in den Fächern Gerätekunde und Gesetzeskunde sowie die Verpflichtung auf das Fernmeldegeheimnis vorgeschrieben. Die Morsegeschwindigkeit für das Zeugnis 1. Klasse: 20 WpM und für das Zeugnis 2. Klasse 12 bis 19 WpM.. Der Funkentelegraphendienst der Bordstation untersteht der Oberaufsicht des Schiffsführers. 
XI: Stationen mit vorgeschriebener Dienstzeit müssen eine Not (Hilfs-) Anlage mit eigener Stromquelle, 6-stündiger Betriebsdauer und Reichweite von 80 sm haben. 
XIII: Bordstationen werden in drei Kategorien eingeteilt:
Stationen mit ununterbrochenem Dienst:
Stationen mit beschränkter Dienstdauer (h+10 jeder Stunde)
Stationen ohne feste Dienststunden. 
XIV: In der Adresse eines Funktelegramms wird der Schiffsname unabhängig von seiner Länge immer als ein Wort gezählt. Funktelegramme nach dem Internationalen Signalbuch werden nicht übersetzt. 
XVII: Soll ein Funktelegramm über mehrere Bordstationen gebührenpflichtig weitergeleitet werden, erhält es den Dienstvermerk =  x retransmissions telegraphe =
XXI: Notzeichen bleibt das SOS (...---...), der Zusatz PRB wird nicht mehr erwähnt, dafür wird auf die im Anhang aufgelisteten Abkürzungen hingewiesen, wo er als einzige Gruppe, die nicht mit Q- beginnt, aufgelistet ist. 
XXII: Bei der Reihenübermittlung von Funktelegrammen wird die Zeit von 20 auf 15 Minuten verkürzt. 
XXV: Neu ist das Suchzeichen CQ für Anrufe an Schiffe, deren Rufzeichen unbekannt ist. 
XXVI: Die Wartezeit zwischen zwei Anrufstaffeln (3 Anrufe mit 2 Minuten-Pausen) wird von 30 auf 15 Minuten verkürzt. 
XXVII:  Bevor ein Anruf mit größter Sendeenergie startet, muß mit geringer Sendestärke das Warnzeichen  --..--  (Komma, damals aber noch Ausrufungszeichen (!)) gesendet werden , danach muß man noch 30 Sekunden warten. 
XXVIII: Beim Anruf an eine Küstenfunkstelle werden Entfernung, Standort, nächster Anlaufhafen und Geschwindigkeit nur noch auf Anforderung mitgeteilt. 
XXXI: Arbeiten Küsten- und Seefunkstelle auf der Welle 1.800 m, müssen sie nach jeder 15-Minuten-Übermittlung eine Hörpause von 3 Minuten auf der Welle 600 m einfügen. 
XXXV: Sonderregelungen für die Übermittlung auf der Welle 1.800 m
XXXVIII: Zugelassen sind  = RP x = Telegramme (vorausbezahlte Antwort), Telegramme mit Vergleichung, Eilbotenzustellung, durch die Post zu bestellende Telegramme, zu vervielfältigende Funktelegramme, gebührenpflichtige Dienstnotizen und dringende Funktelegramme. 
XLI: Die Aufbewahrungsfrist für Funktelegramme wird von 12 auf 15 Monate heraufgesetzt. Die Urschriften sind mindestens einmal monatlich der Verwaltung (Abrechnungsgesellschaft) zu übergeben/übersenden. 
XLIII: Der Etat des Internationalen Bureaus wird von 40.000 auf 80.000 Franken erhöht, die Mitgliedsländer werden in hinsichtlich der Beiträge in Klassen eingeteilt. In der Klasse 1 sind u.a. Deutschland und Österreich, in der Klasse 2 nur Spanien, in der Klasse 3 u.a. Norwegen und die Niederlande, in der Klasse 4 u.a. Dänemark und Mexiko, in der Klasse 5 u.a. Bulgarien und Griechenland und in der Klasse 6 u.a. Marokko und Persien aufgelistet. 
XLV: Wettertelegramme, meteorologische Beobachtungen auf See und Zeitzeichen
Zusammenstellung der im Funkentelegraphenverkehr anzuwendenden Abkürzungen:
Hier sind die Sonderzeichen CQ, TR. die Gruppe PRB sowie 45 Q-Gruppen aufgelistet, von denen einige ihre Bedeutung bis zum Ende der Telegrafie-Ära beibehalten haben. Unter denen, die irgendwann nicht mehr benutzt wurden oder ihre Bedeutung geändert haben, ein paar Beispiele: QRC Peilung, QRH Wellenlänge, QRL ich erhalte schlecht, QRZ Ihre Zeichen sind schwach, QSD Uhrzeit, QST allgemeiner Anruf an alle Stationen, QSW erhöhen Sie die Funkenzahl, QSX vermindern Sie die Funkenzahl. 
Anmerkungen: Zu der in Artikel 3: geforderten  Gleichberechtigung und Verkehrspflicht unterschiedlicher Küsten- und Bordstationen, d.h. verschiedener funktelegraphischer Systeme erklärt die Marconi-Delegation, dass sie dies für ihre Stationen schon vor dem Inkrafttreten (1. Juli 1913) in Kraft setzen will und die Bordstationen sofort entsprechend anweisen wird. Da die Regeln für den Funkverkehr zwischen Landstationen auf dieser Konferenz noch nicht endgültig geregelt werden kann, soll das Problem auf der nächsten Konferenz gelöst werden. Diese Konferenz verweist die Funkamateure auf Wellenlängen unter 300 m. Das führt zur Erforschung der Kurzwellen und ihrer Ausbreitungskriterien. Für die obligatorische Ausrüstung mit Funkstationen, die Anzahl der Rettungsboote, die Bauvorschriften für Schiffe usw. wird eine Resolution angenommen, die den Regierungen empfiehlt, entsprechende Maßnahmen, Gesetze und Vorschriften zu erlassen. Eine endgültige Regelung dieser für dringend erachteten Maßnahme soll eine für den Herbst 1912 geplante "Internationale Konferenz über die Sicherheit der Seeschiffart" vorbehalten bleiben. Dazu soll die britische Regierung diese erste "Schiffsicherheitskonferenz" einberufen. Der Termin wird aber kurzfristig auf Herbst 1912 und dann weiter bis 1913/1914 verschoben.
Auch für die Unterhaltung der Teilnehmer an der Konferenz ist gesorgt: Am 10. Juni findet ein Gartenfest beim englischen König im Buckingham – Palast statt. Am 19. Juni findet ein Empfang beim englischen Marineminister Churchill statt, am 20. Juni werden die Werke der Siemens Bros. in Woolwich besichtigt und am 22. Juni findet ein Festessen der Marconi Gesellschaft im Savoy-Hotel statt. 

Juni: Graf Arco führt den Teilnehmern der Londoner Internationalen Funkkonferenz seinen Maschinensender für Telephonie und Telegrafie vor, der durch mehrere gleichstromgesättigte Transformatoren auf die bis zu fünffache Frequenz der Hochfrequenzmaschine gebracht werden kann. Die Maschine war vorher mit Norddeich (500 km) auf 2.500 und 5.000 m getestet worden. Bei den beiden Versuchen wurde in Norddeich eine Lautstärke von 15 bzw. 1 Ohm registriert. Außerdem wird eine absolute Wellenkonstanz bescheinigt. Die Funktion dieses Senders basiert auf Untersuchungen von Epstein, Jolly und Valauri. In London dienen Glühlampen (3-4 kW, 4 Ohm, 3.800 cm) als künstliche Antenne. Bei dem 5.000 U/min (60 kHz) Versuch werden in den Glühbirnen 4 kW in Wärme und Licht umgewandelt. Anschließend wird die Maschine noch auf der Frequenz 120 kHz (2.500 m) vorgeführt. Außerdem werden auf dem Gelände der Siemens Bros. noch der neue Telefunken-Anrufapparat  und der Telefunken-Kompaß gezeigt. Dabei handelt es sich um eine Peilvorrichtung mit einer Hilfsantenne. Die kreisförmig angeordneten Richtantennen werden im Uhrzeigersinn von einer Umschalteinrichtung, die mit der Geschwindigkeit einer normalen Sekunden-Stoppuhr rotiert, an den Empfänger geschaltet. Auf der Stoppuhr ist eine Markierung mit den Himmelsrichtungen (N – NO – O – SO – S usw.) graviert. Hört der Aufnahmebeamte ein Hörminimum, so stoppt er die Uhr und kann die Richtung der Gegenfunkstelle (z. B. Schiff in Seenot) angeben. Eine zweite Standlinie liefert dann den genauen Standort der zu peilenden Funkstelle. 

19. Juni:  G. Marconi wird vor den Titanic Untersuchungsausschuß geladen und gibt einen Überblick über die Funkausrüstung von Schiffen. Er beginnt mit der Ausrüstung von „Kaiser Wilhelm der Große“ und endet bei der Marconi Station auf der „Titanic“. Diese hatte alle Geräte in doppelter Ausführung an Bord und verfügte über einen Akkumulator und ein Verbindungskabel, der die Station mit Energie versorgen konnte, wenn die Schiffsgeneratoren ausfielen. Die Antenne bestand aus vier parallel geführten Drähten zwischen den Masten. Es folgt eine Erklärung über die Abkürzungen CQ, CQD und SOS. Die mit zwei Funkern ausgerüsteten Schiffe sind angewiesen, alle zwei Stunden einen CQ-Ruf auszusenden. Dann wird noch von der Möglichkeit gesprochen, dass ein einfaches Funksignal – welches noch nicht existiert – in den Ruhezeiten des Funkers von einem anderen Besatzungsmitglied gehört werden kann, der den Operator dann weckt. Ein letzter Punkt der Befragung gilt dem Autoalarmgerät. Marconi sagt aus, dass dies ein Entwicklungsprodukt seiner Firma sei, er aber noch am Problem des Alarmzeichens arbeite (Marconigraph 7-1912) 

22. und 30. Juni: Auch Marconi lädt die Teilnehmer der Konferenz ein. Am 22. Juni ist eine Besichtigung der neuen Fabrik für Funkgeräte und des neuen Bürogebäudes „The Marconi House“ vorgesehen. Anschließend werden die Delegierten zu einen Empfang im Savoy-Hotel eingeladen. Am 30. Juni ist eine Fahrt zur Übersee-Funkstation in Poldhu vorgesehen. Für den Abend ist eine Gartenparty in Eaglehurst, Marconis Wohnsitz oberhalb des Solent auf dem Plan. 

Juni: Telefunken berichtet, dass von ca. 3.000 drahtlosen Stationen in der Welt 45 Prozent auf das System Telefunken entfallen, während der Rest auf die Systeme: Marconi, de Forest, Fessenden, Batsillie, Teishinsho, Eisenstein, Lepel, Popp, Rochefort, Poulsen und Goldschmidt verteilt sind. Weiter wird bekannt, dass die Anzahl der auf der Welt mit Funk ausgerüsteten Schiffe (ausgenommen Kriegsschiffe) in den letzten vier Jahren von 52 auf 926 Einheiten gestiegen ist. Die Zahl der Küstenfunkstellen nahm im gleichen Zeitraum von 14 auf 155 zu. Zählt man heute alle mit Funk ausgerüsteten Schiffe zusammen, kommt man auf die Zahl 1.577. 

Juni: Die Rufzeichen der Marconistationen bestehen aus drei Buchstaben und beginnen immer mit einem M, nur die Rufzeichen deutscher Stationen machen eine Ausnahme, denn sie beginnen mit einem D. Auch die amerikanische Marine hat das drei-Buchstaben-System angenommen, dabei beginnen die Rufzeichen an der atlantischen Küste mit den Buchstaben NA, die für den Pazifik mit NP und für die Schiffe mit NB, NC, ND usw. Die Telegraphisten der Marconi-Gesellschaft bedienen sich des europäischen, die der United Wireless des amerikanischen Morsesystems, die Schiffstelegraphisten müssen beide Systeme beherrschen.  Wie im Mrconigraph (7-1912) zu lesen ist, bekommt Österreich vom Berner Büro die Rufzeichenreihe OLA bis OLV, Kanada die Reihe CKA bis CKZ, Großbritannien QKT QLH RBV RLM SDK SNM VFL VNQ und VRH, sowie Schweden einige Kombinationen, die mit G beginnen, zugeteilt. 

Juni: Im Zuge der Verstaatlichung der österreichischen Schiffsstationen ist das erste staatliche Bord-Telegraphenamt auf dem 17.000 t Dampfer „Kaiser Franz Josef I“ der Austro-Americana-Linie fertig. Die 16  Schiffsstationen des Österreichischen Lloyd sollen folgen. Weitere 26 Stationen sollen bei Telefunken in Wien gefertigt werden und dann unter staatlicher Aufsicht in Betrieb gehen. 

Juni: Marconi stellt seine neue 0,5 kW Frachtschiff-Station vor: Der Sender ist eine Kombination von Motor-Generator mit einem oben aufgesetzten „disc charger“ für die beiden Wellen 300 und 600 m, der in einem schallisolierten Gehäuse unter dem Arbeitstisch montiert ist.  Die Maschine hat 8 Pole, rotiert mit 2.250 Umdrehungen per Minute und liefert eine Funkenfolge von 300 Hz . Mit zwei Drehknöpfen auf dem Discharger kann die Entladung in Bezug auf die Spannungsspitzen reguliert werden. Der Empfänger ist für den Wellenbereich von 250 bis 1.600 m ausgelegt und Zwischenhören in den Sendepausen ist möglich. 

9. Juli: Die Verordnung des Reichskanzlers: „Änderung der Anweisung für den Funkdienst betr. den funktelegraphischen Verkehr der Schiffe innerhalb deutscher Hoheitsgewässer“ erscheint im Zentralblatt für das Deutsche Reich 1912 Seite 581. Damit ist auch deutschen Schiffen der Gebrauch der Funksendeanlagen innerhalb deutscher Häfen nur mit einer schriftlichen Genehmigung des Reichspostamtes gestattet. 

12. Juli: Die „Anweisung für den Funkentelegraphendienst“ vom 12. August 1909 wird in zwei Punkten geändert. Danach ist (wie schon berichtet) der Gebrauch der Funksender in deutschen Häfen nur mit schriftlicher Genehmigung des Reichspostamtes gestattet und die deutschen Schiffe der Ostasienflotte (Kriegsschiffe und Reichspostdampfer) sollen ihr Telegrammmaterial an das Postamt in Tsingtau abliefern. 

19. Juli: Zwischen dem General Post Master in London und Marconi wird ein Vorvertrag geschlossen (Imperial Wireless Scheme), der Marconi weitreichende Vollmachten für das Commonwealth Funknetz zusichert. Der Vertrag soll demnächst vom Parlament beraten werden. Dieser Vorvertrag regelt Einzelheiten wie Preis, Lieferzeit, Abgaben auf Marconi-Patente, Wellenlängen, Stationsstandorte usw. Spätere Presseberichte sprechen von aufkommenden Differenzen und Verzögerungen. So erklärt der General Postmaster nach der entscheidenden Parlamentssitzung, die Regierung will auf dem Vertrag nicht länger bestehen und möchte das Netz selbst installieren. 

23. Juli: Die Vereinigten Staaten verschärfen die Vorschriften des Gesetzes vom 24. Juni 1910 und schreiben für Schiffe, die Fahrgäste befördern und einschließlich Besatzung  mehr als 50 Personen an Bord haben, vor: Funkausrüstung, 2 oder mehr Funker für durchgehende Funkwache, unabhängige Verbindung Brücke - Funkraum, Notstromversorgung für 4 Stunden und über eine Entfernung von mindestens 100 Meilen. Diese Bestimmungen werden am 1. Juli 1913 in Kraft treten und gelten auch im Beeich der Großen Seen. Für Frachtschiffe gibt es besondere Regeln, so kann die Dauerwache auch zeitweise durch ein Besatzungsmitglied ausgeübt werden, das nur eine Sicherheitsfunkwache geht.
Im deutschen Reich werden die amerikanischen Vorschriften kontrovers diskutiert. Die DEBEG signalisiert Zustimmung, die Reeder weisen auf finanzielle Opfer hin, die auch im personellen Bereich eine neue Last bedeuten. Als Kompromiss wird eine neue Unfallverhütungsvorschrift ausgearbeitet, wonach alle Fahrgastschiff mit mehr als 75 und alle Frachtschiffe mit mehr als 60 Personen an Bord eine Telegrafiefunkanlage mit einer Reichweiter von 100 sm mitführen müssen. 

Juli: Das Feuerschiff Noordhinder bekommt eine Funkstation. Rufzeichen NHD, Wellenlänge 400 m. Das Feuerschiff darf nur im Notfall funktelegrafisch gerufen werden. 

Juli: Die Funk-Ausrüstungs-Vorschriften der USA sind jetzt ein Jahr in Kraft und die Funk-Inspektoren legen ihren ersten Erfahrungsbericht vor. Danach sind über 2.000 Schiffe kontrolliert worden (davon ca. 1.000 in New York) und die Kosten dafür werden mit fast 7.000 US Dollar beziffert. Der Betrag wird mit der Anzahl der Fahrgäste, die jährlich über den Atlantik fahren, in Relation gesetzt (rd. 2 Mio. Personen) und als nicht zu hoch beziffert. Die Mängelliste geht über mehrere Schreibmaschinenseiten. Hauptmängel: apparatus in poor condition, aerial leak in wet weather, no extra phones, spark coil defect, poor ships voltage, commutator brushes sparking badly, detector in poor condition, distance only 55 miles etc. Auslaufverbote bewirken immer ein schnelle und gründlich Reparatur (oft Neuinstallation) und gute Ergebnisse bei der Auslaufkontrolle. Zur gleichen Zeit werden die Anforderungen an die Telegrafie- geschwindigkeiten der amerikanischen Funker an den „Berlin-Standard“ ( 20 WpM) angepasst. Aber noch immer wird in den USA der „American Morse Code“ bevorzugt, weil damit eine schnellere (aber auch mit etwas mehr Hörfehlern behaftete) Übermittlung möglich ist. Amerikanische Zeugnisse (bisher sind ca. 500 ausgestellt worden) gelten für zwei Jahre. Über die Bezahlung wird gesagt, dass sie der der Eisenbahn-Funker angepasst ist. Die Entlohnung beginnt bei ca. 30 US-Dollar monatlich und endet bei ca. 60 Dollar. Auch die Funkrufzeichen wurden untersucht. Dabei stellten die Inspektoren fest, dass in 25 Fällen zwei Schiffe die gleichen Funkrufzeichen benutzen. Auch die Verwendung von nur zwei Buchstaben als Funkindentifikation wird kritisiert. Mit den international weitgehend benutzen drei-  Buchstaben -Rufzeichen könnten schließlich über 18.000 Schiffe ohne Dopplung fahren. Die neuen verschärften Funkausrüstungsvorschriften werden ab 1. April 1913 auch für die Schiffe auf den Großen Seen und ab 1. Juli 1913 für Frachtschiffe mit mehr als 50 Beasatzungsangehörigen gelten. 

Juli: Für den Fall einer kriegerischen Auseinandersetzung in der Zukunft werden die Bordtelegraphisten der österreichischen Handelsschiffe diskret angewiesen, Beobachtungen fremder Funkdienste nach Triest zu melden. 

Juli: Die Marconi-Gesellschaft ist umgezogen, nämlich vom Watergate House, Adelphi in das neue Firmengebäude am Strand. Von dort hat man eine Direktleitung zur Großstation Clifden sowie Unterrichtsräume für die Ausbildung von Funktelegraphisten. Die großen englischen Reedereien haben nämlich nach dem Titanic-Untergang beschlossen, ihr Funkpersonal zu verdoppeln. Für Übungszwecke werden drei Stationen installiert: Die 500 Watt Station mit einer Reichweite von 100 Meilen, die Standard-Funkstation mit einem 1,5 kW Sender und einer großen Station mit 5 kW, die auf den Fahrgastschiffen eingesetzt wird. Die Sechs-Wochen-Kurse können von 60 Schülern besucht werden. Weiter gründet Marconi noch Funkschulen in Madrid  und in New York.  Eine neue große Karte der Welt mit sämtlichen Funkstationen wird von Marconi angeboten. Die Teile mit einer großen Dichte an Stationen (Westeuropa, Ostteil Nordamerikas und das Mittelmeer) werden auf Sonderblättern beigefügt. Ab November werden zusätzlich Abendkurse für Berufstätige junge Leute 19-24 Jahre angeboten. Die Lehrgangsgebühren für den 6-Monate-Kurs werden nach bestandener Prüfung zurückerstattet (The Marconigraph)

Juli: Eine erste funktelegraphische Verbindung zwischen zwei Luftschiffen wird von den Zeppelinen „Victoria Luise“ und „Schwaben“ gemeldet. 

Juli: Kapitän Johnston vom D „Sabine“ der Malloy Linie ist der erste Schiffsführer, der wegen fehlender Funkstation zu einer Geldstrafe von umgerechnet 400 M verurteilt wird. 

1. August: Von heute an müssen auch in Spanien Handelsschiffe mit über 50 Personen an Bord eine Funkstation mitführen. 

2. August: Gründung der Südsee Gesellschaft für drahtlose Telegraphie AG mit einem Anlagenkapital von 2,1 Mio. Mk. Frühjahr: Graf Arco wird zum Direktor der Gesellschaft gewählt, die Funkstationen bzw. Küstenfunkstellen in den (damals deutschen) Südseegebieten bauen soll. Beschlossen wird der Bau von Funkstationen in Yap (Westkarolinen), Rabaul (Deutsch-Neu-Guinea), Nauru (Marschall- Inseln) und Apia (Samoa). Die Entfernungen zwischen den Stationen betragen rund 3.500 km. Während Yap/KJA und Nauru/KBN im Dezember 1913 in Betrieb gehen, sind die beiden anderen Stationen bei Kriegsausbruch erst im Probebetrieb. Alle vier Stationen werden im ersten Weltkrieg zerstört. Der wirtschaftliche Hintergrund sind die reichen Phosphatvorkommen auf den Karolinen und Palau (Deutsche Südseephosphat AG ). 

3. August: Der amerikanische Senat ratifiziert den Berliner Funkvertrag (Berlin International Radiotelegraphic Convention)

August: Mehr als 1.200 Handelsschiff-Funkstationen nehmen weltweit am öffentlichen Nachrichtenaustausch teil. Mehr als die Hälfte, nämlich 668 sind auf britischen Schiffen installiert. Die 318 deutschen Stationen sind überwiegend dem System Telefunken zuzuordnen, nur 37 Stationen gehören der Gruppe Marconi-Telefunken an, sind also wohl mit unterschiedlichen Komponenten bestückt. 206 Stationen sind auf Handels- und 112 auf Kriegsschiffen montiert und 200 sind für den allgemeinen öffentlichen Verkehr zugelassen und 108 sind für den Dienstverkehr bestimmt. (H. Thurn: Die Funkentelegraphie). 

13. August: Der US Senat verabschiedet ein Gesetz, das eine Genehmigungsurkunde für die Funkanlage vorsieht. Es soll am 13. Dezember 1912 in Kraft treten. Damit dürfen Funkanlagen für den zwischenstaatlichen Funkverkehr von und nach Schiffen nur noch mit behördlicher Genehmigung errichtet und betrieben werden. Das Gesetz sieht Geldstrafen bis zu 2.000 M vor. Lizenzen können nur noch an Bürger der Vereinigten Staaten vergeben werden. 

August: Der Funkbeamte des Dampfers "Kaiser Wilhelm II" meldet, dass er das bisher längste Funktelelegramm (1.136 Worte) nach New York über die Küstenfunkstelle Siaconsett Radio übermittelt hat. Gebühren: 1.085,90 Mark. 

August: Der holländische Schnelldampfer "Zeelandia" meldet, dass er die Zeitsignale der Telefunkenstation auf dem Eiffelturm bis 18 N 23 W nachts und bis Cap Finisterre tagsüber gut gehört hat. 

August: Eine Amerikanerin, Miß Maggie (Mabel) Kelso, ist auf dem D. „Mariposa“ der Alaska Steamship C. als Funk-Telegraphistin angestellt worden. Als wenig später noch eine zweite Frau in der Pazifik-Flotte, nämlich Miss Edith Coombs, einen Operator-Job auf dem Schiff „Roanoke“ erhält,  taucht die Frage auf, ob die Ladys-first Regel auch bei Schiffbruch auf sie angewendet werden soll. Ihre Antwort, sie „will remain at her post  of duty until the last flickering spark of electricity can be sent from the vessel“. 

1. September: Bergen-Radio nimmt den Seefunkdienst auf. Die Station hat einen Antennenmast von 85 m Höhe. Die Reichweite beträgt tagsüber 1.000 und nachts 2.000 km und die Station hat eine Dienstzeit von 24 Stunden. Sie ist – wie alle anderen norwegischen Stationen – eine Telefunken-Anlage. Neu in der Luft sind auch die Stationen in Vigo/Spanien und Colombo/Ceylon. 

13. September: Norddeichradio erhält einen Lorenz-Poulsen-Sender mit 4 kW Leistung für die Wellenlängen 2500 bis 6000 m. Dieser Sender für ungedämpfte Schwingungen wird zunächst hauptsächlich für die Schiffe der Kaiserlichen Marine eingesetzt. Erste Sprechfunkversuche ergeben Reichweiten von 40 km. 

September: Die Telegraphistenschule in Bremerhaven wurde im ersten Halbjahr von 87 Schülern besucht. Davon waren 22 aus dem Postdienst, 16 waren Kaufleute, 20 Techniker, 8 aus dem mittleren Staatsdienst und 4 aus der Handelsmarine. 60 Teilnehmer bestanden die Prüfung, einige Teilnehmer wurden ausgeschieden und andere brachen den Lehrgang aus unterschielichen Gründen ab. Unterrrichtszeit war täglich 6 Stunden, davon 4 Stunden mit technischem und 2 mit postalischem Inhalt. Zur Zeit sind bei der Gesellschaft 200 Telegrafisten und -Anwärter angestellt. Die Büros der DEBEG ziehen von der Lloydhalle in das Lagerhaus Nr 4  des Norddeutschen Lloyd um

September: Marconi eröffnet in New York die erste amerikanische Funkerschule. Nach der Schule in Liverpool, die 1913 eröffnet wird  und der Londoner Schule wird die amerikanische Schule noch vor dem Unterrichtsbeginn der Schule in Madrid eröffnet. Die Bewerber sollen zwischen 21 und 25 Jahre alt sein, eine gute Schulbildung haben, etwas über Elektrizität und Magnetismus wissen und mögliches noch Grundkenntnisse in Fremdsprachen haben. Die Schule verfügt über die Geräte einer großen Schiffsstation einschließlich Fleming Cymometer (Wellenmessgerät) und Messgeräte zum Bestimmen der Wellenlänge, Dämpfung und Resonanz. Um direkt den Schiffsverkehr abhören zu können, verfügt die Schule über die neuesten Empfänger und eine große Antenne auf dem Gebäudedach. 

September: In London nimmt im Marconi House die Funkerschule ihren Betrieb auf. Aufgenommen werden bis zu 60 Schüler (Im Folgejahr wird die Schule für 125 Schüler erweitert), die alle schon Vorkenntnisse besitzen und hier ihre Endausbildung erhalten. Sie sollen zwischen 19 und 24 Jahre alt sein. Die Schule hat eine eigene Funkstation mit drei Sendern, einem 500 W, einem 1,5 kW und einem 5-kW Sender. Die Lehrgangsdauer beträgt 6 Wochen. Auch in New York betreibt Marconi eine Funkerschule, in der das amerikanische und das kontinentale Morsesystem gelehrt wird. Dort wird die Prüfungsgeschwindigkeit mit 30 WpM angegeben (Marconigraph 9-1912).  Wenig später – am 21. September wird die Marconi – Funkerschule in Madrid eröffnet. Standort: Barrio de Tetuan, ca 5 km vom Stadtzentrum. Direktor ist der Leutnant Manuel Moreno Quesada.  An der schuleigenen 1-1/2 kW Station wird mit den Funkschülern täglich eine 8-Stunden-Funkwache durchgeführt. 

September:  In diesem Jahr sind ca. 500 Küstenfunkstellen in Betrieb und ca. 2750 Schiffe mit Funk ausgerüstet. 

September:  Die Funkpresse "Cunard Daily Bulletin" wird täglich abgestrahlt. Auf dem britischen Fahrgastschiff „Mauretania“ werden die ersten Versuche mit einem neuen Funkpeiler von Marconi gemacht. 

September:  Die Großfunkstelle Nauen nimmt regelmäßigen Funkverkehr mit den USA auf und unterhält Funkverbindungen mit Togo über eine Entfernung von 5 400 km. 

September: F.A. Kolster erfindet ein Messgerät zur Messung der Wellenlänge, welches er Decremeter nennt. 

September: Die normale Telegrafiergeschwindigkeit von Bordtelegrafisten und Klopferbeamten wird in einem Bericht mit 900 bis 1.200 Wörtern in der Stunde angegeben. Das entspricht einem Morsetempo von 75 bis 100 BpM. 

September:  Telefunken bringt einen Detektorprüfapparat auf den Markt, mit dem der Operator die Qualität seines Empfangsdetektors beurteilen kann. Das Gerät besteht aus einem Schwingungskreis mit Summer und einem Vergleichsdetektor, der eine bestimmte Lautstärke erzeugt. Schaltet man vom Vergleichsdetektor auf dem Prüfling, kann man über die Lautstärkeabweichung erkennen, wie gut der eigene Detektor ist. Die Anzeige erfolgt in Parallele-Ohm. (Thurn: Die Funkentelegraphie)

September: Das Reichskolonialamt berichtet, dass die deutschenKüstenfunkstellen in den afrikanischen Kolonien nicht gewinnbringend arbeiten. Für den Zeitraum Juli bis September 1912 ergeben sich für:
Swakopmund 549 Telegramme, Kosten 3.823 M und Erlöse 1.428 M
Lüderitzbucht 128 Telegramme Kosten 3.045 M und Erlöse 405 M
Duala 73 Telegramme, Kosten 4.320 M und Erlöse 477 M
Daressalam hat im Quartal April-Juni 1913 595 Telegramme abgefertigt, die Kosten betragen 4.513 M und der Erlös 1.174 M. 

1. Oktober: Siemens baut die erste Schnelltelegraphen-Verbindung zwischen Berlin und Düsseldorf. Dieser Telegraph kann ca. 1.000 Zeichen pro Sekunde übermitteln. 

14. Oktober: Die Marconi-Funkstelle Soller auf Mallorca wird für den öffentlichen Funkverkehr geöffnet. Der 5 kW-Sender hat eine Reichweite von 800 km und sendet auf den Wellen 780,  600 und 300 m. (Marconigraph 11-1912).

15. bis 23. Oktober: In Paris tagt die Internationale Zeitsignalkonferenz und legt u.a. fest, dass eine Genauigkeit von 1/4 Sekunde für die Navigation ausreichend ist. Die Übermittlung von Zeitsignalen soll vom 1. Januar 1913 nach einem internationalen Sendeschema ablaufen, um gegenseitige Störungen zu vermeiden. Zeitschema: Paris 0h, San Fernando (Brasilien) 2h, Arlington (USA) 3h, Mogadiscio (Somali) 4h, Manila 4h, Timbuktu 6h, Paris 10h, Norddeich 12h, San Fernando 16h, Arlington 17h, Massauak (Eritrea) 18h, San Francisco 20h und Norddeich 22h. Alle Zeitzeichen werden auf der gleichen Welle (2.500 m) abgestrahlt. Die Beschlüsse der Konferenz sind, da die meisten der anwesenden Vertreter keine Vollmacht hatten, nicht in Kraft getreten, allerdings von vielen Teilnehmerstaaten befolgt worden. 

23. Oktober: In einer Feierstunde im Marconi House (London) wird dem 2. Funkoffizier der „Titanic“; Harold Bride eine goldene Uhr überreicht  „in recognition of having done his duty, and done it bravely“.  Der Operator der “Carpathia” erhält zur gleichen Zeit eine Silbermedaille der Liverpool Shipwreck and Humane Society (Marconigraph 11-1912)

Oktober: Rechtsstreit in den USA Marconi mit den Marconi- und Lodge Patenten gegen die United Wireless Company of America, welche die de Forest Patente hält. Aus dem Firmenvermögen von United kauft Marconi die 70 Küsten- und ca. 500 Schiffsstationen und wird damit zu einem Großunternehmer in der US-Schiffs-Telegraphie. Eine ähnliche Strategie gegen die National Electrical Signaling Company of Pittsburgh mit den Fessenden-Patenten macht den Einflussfaktor noch größer (Aitken) 

1. November: Die USA schließen sich der international üblichen Wortzählung für Funktelegramme an. Die Adresse und die Unterschrift werden jetzt auch dort in die Wortzählung einbezogen, dafür ist die Verwendung von Telegrammadressen in den USA künftig gestattet. Weiter wird das bis jetzt (vornehmlich) in der Küstenfahrt verwendete amerikanische Morse-Alphabet durch das internationale Morsesystem ersetzt. Es hält sich aber noch ein paar Jahre in der Fahrt auf den Großen Seen. In einer anderen Quelle wird berichtet, dass in den Vereinigten Staaten 21.000 Seeschiffe mit 5,8 Mio. BRT registriert sind. Unter den 125.828 Personen, die dort zur See fahren, haben 5.280  die deutsche Staatsbürgerschft. Dort werden folgende Heuern gezahlt (alle Angaben in US-Dollar): 1 Offz. 60 – 120, 2. Offz: 45 – 70, 1. Ing: 115 – 210 und 2. Ing 70 – 120 US-Dollar monatlich. Zum Vergleich: In der britischen Handelsmarine verdient ein 1. Offizier 29 – 97 und ein 2. Offz. 25 – 72 US-Dollar je nach Schiffstyp und Fahrtgebiet. 

November: Die zwischen Marconi und Telefunken bzw. Siemens Brothers (dem offiziellen Agenten Telefunkens in Großbritannien) noch schwebenden sieben Prozesse (Verletzung von Patentrechten z.B. Marconi Patent 7777 von 1900) sind im gegenseitigem Einverständnis beigelegt worden. Beide Parteien ziehen ihre Klagen vor Gericht zurück. 

November: Das Deutsche Museum in München erhält von Poulsen eine Station mit einer Reichweite von 1.200 km und diverse historische Geräte der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie (DEBEG). 

November: Nach einem Autounfall muß bei G. Marconi ein Auge operativ entfernt werden. Der Patient reist unverzüglich nach Paris, wo ihm ein künstliches Auge eingesetzt werden soll. 

November: Seenotfall „Balmas“. Der spanische Dampfer mit 103 Fahrgästen und einer Fracht aus Baumwolle und Rum gerät in Brand und sendet Seenotsignale. Der Cunard Dampfer „Pannonia“ übernimmt die Passagiere und die Besatzung und bringt den brennenden Havaristen nach Hamilton (Bermudas). 

November: Um das Problem der phasenrichtigen Zündung bei Löschfunkensendern großer Leistung zu beheben, führt Alexander Meißner die Hilfszündung ein. Dazu wird parallel zur großen Serien-Funkstrecke eine kleine Funkenstrecke geschaltet. Die genaue Zündung erfolgt durch richtige Kopplung der kleinen Strecke an die Antenne. Die Leistung kann dann durch Kurzschluss eines Teiles der Funkenstrecke eingestellt werden. Größere Leistungen als 100 kW mit Reichweiten von ca. 6.000 km bringen aber unlösbare Probleme, sodaß die Entwicklung der Großsender auf der Basis der Hochfrequenzmaschine weiter verfolgt wird. 

November: Die neu in Fahrt gekommene „France“ kann mit ihrer neuen Marconi Station täglich ein „Journal de l’Atlantic“ herausgeben. Der Vierschornsteiner ist für 1.25 Fahrgäste und 560 Mann Besatzung gebaut worden. 

November: Die Hamburger Navigationsschule will an jedem Monatsbeginn einen Kursus zur Prüfung in drahtloser Telegrafie beginnen. 

November: Die Palette der von Telefunken gefertigten und von der DEBEG verkauften bzw. betriebenen Schiffs-Löschfunkensender rangieren vom Fischdampfer-Notsender und Sender für nichtausrüstungspflichtige Schiffe: 0,05 TK (50 Watt bei einer Primäraufnahme von 250 W, Akku 65 V, Reichweite 60 (105) km bei einer Masthöhe von 15 m) über über die Kleinstation 0,2 LK (Reichweite 200 km) und die im Vorjahr allein 122 mal gelieferten 1,5 TK (1,5 kW, 0,5 - 1 MHz und Reichweite 700 km) bis zum Schnelldampfersender 2,5 TK (2,5 kW, 188 - 500 kHz, Reichweite 1.000 km). Die Reichweite eines 2,5 kW-Senders wird mit ca. 250 Meilen am Tage angegeben, nachts erreicht man bis zu 3.000 Meilen. Die Station hat als Stromquelle einen Wechselstrom-Generator (2,5-3 kW, 220 Volt 1500 U/min Periodenzahl 500 Hz (480 - 650 Hz einstellbar), der entweder von einem Gleichstrommotor (4-6 PS) oder von einem Benzin- oder Petroleummotor angetrieben wird. Ein Transformator erzeugt die 8 kV Hochspannung. Der 1,5 kT-Sender besteht aus 4 Leydener Flaschen mit je 6.000 cm Kapazität einer Serien-Funkentrecke aus 8 Einzelfunkenstrecken mit Silber-Elektroden und 0,2 mm Isolatoren. Ein Kurzschluss einzelner Funkenstrecken bewirkt geringere Sendeenergie. Die Selbstinduktion (Kupferbandspirale mit Stöpselanschlüssen) für den Wellenbereich 300 bis 900 kann mit Zusatzspulen bis auf 1.600 m erweitert werden, Normal sind die Wellenlängen 300, 450 und 600 m. Dazu kommt ein Amperemeter für den Antennenstrom. Die meistens angebrachte T-Antenne (Mastabstand 30-40 m, Höhe ca. 20 m) wird über einen Umschalter an den Sender bzw. Empfänger geschaltet. Dieser hat 2 Detektoren, die für Nah- und Fernbetrieb umschaltbar sind. Für den Notbetrieb und den kleinen Sender wird ein 125 Hz 500 Watt Hammerinduktor verwendet. Störungen dritter Stationen werden vermieden, wenn man die Wellenlänge um 5 % oder bei tönenden Funken um eine halbe Oktave verschiebt. 

November:  Die Firma Telefunken erwirbt die Patentrechte für den Bellini-Tosi Goniometerpeiler (Anordnung: zwei rechtwinkling angeordnete Spulen (Kreuzrahmen) mit einer innenliegenden Suchspule). Ein Firmenkonsortium, darunter AEG, Siemens und Halske, Felten und Guilliaume und Telefunken,  erwirbt die Lieben Röhren Patente für das Deutsche Reich. 

November:  In Amerika beschreibt Fessenden den Heterodyne Empfänger und Armstrong beschreibt gleichzeitig mit Meißner die Rückkopplung. 

29. November: In Singapore wird durch die „An Ordiance to provide fort the regulation of Wireless Telegraphy“ festgelegt, dass Einrichtung und Betrieb von Funkanlagen nur mit besonderer Genehmigung des Gouverneurs erfolgen darf. Das gilt ausdrücklich auch für fremde Schiffe in den Hoheitsgewässern. (Thurn) 

November:  Stichwort „Vielton-Sender“: Damit beim Funkverkehr mit dem Wienschen Stoßkreissender im Empfänger ein bestimmter Ton hörbar wird, schaltet man nach einem Vorschlag von W. Burstyn dem Stoßkreisschwingkreis einen etwas verstimmten Schwingkreis parallel. Nach einer gründlichen technischen Durcharbeitung von Dr. Rein wird der „Vielton-Sender“ von der C. Lorenz AG Berlin in die Praxis eingeführt. 

November:  Über Norddeichradio werden 8080 Funktelegramme abgefertigt und 732 Funkpressen, 366 Wettermeldungen, 60 Sturmwarnungen und 13 Nachrichten für Seefahrer gesendet. In diesem Jahr übermitteln bzw. empfangen deutsche Handelsschiffe ca. 100 000 Telegramme. Seit Sommer ist in der Küstenfunkstelle ein 4 kW- Poulsen-Sender in Betrieb. 

7. Dezember: In Lissabon wird ein Vertrag zwischen Portugal und der Marconi-Gesellschaft unterschrieben, der den Bau von zunächst vier 5 kW-Stationen vorsieht. Das Funknetz zwischen den Feststationen wird auch für den Funkverkehr mit Schiffen offen sein. Die Standorte der Funkstationen sind: Lissabon, S. Miguel (Azoren), Madeira, S Vincent (Capverden). (Marconigraph 1-13)

13. Dezember: Ein neues US-Gesetz droht bei Aussendung falscher Notsignale eine Geldstrafe von 2.500 Dollar oder Gefängnis bis zu 5 Jahren oder beides an. Nachdem die USA dem Internationalen Telegraphenvertrag nicht beigetreten sind, nahmen in der Vergangenheit die Funkausrüstung (Liebhaberstationen, Hotels usw) und der oft als chaotisch beschriebene Funkverkehr explosionsartig zu. Auch falsche Nortmeldungen und Aussendungen von angeblichen Rettungseinheiten an der Küste sind vorgekommen. Man wollte den freien Amerikanern die freie Benutzung des funktechnischen Austausches nicht verwehren.  Schließlich – und wohl auch als Folge des „Titanic“-Untergangs wird am 13. August das Gesetz „An Act to regulate Radio Communication“ veröffentlicht, das am 13. Dezember in Kraft getreten ist. Es legt eine Genehmigungspflicht, Bestimmungen zum Aussenden falscher Notsignale und zu o.e. Höchststrafe fest. 

15. Dezember: Die neue Marinefunkstation Neumünster nimmt den Betrieb auf. Die Antenne wird von drei Holzmasten, die eine Höhe von je 65 m haben, gehalten. Die Station wird ausschließlich durch Marinepersonal besetzt, nämlich 1 Seeoffizier, 1 Funkentelegraphenmeister, 4 Unteroffiziere und 12 Funkentelegraphiegasten. Eine Öffnung für den zivilen Funkdienst wird vorgesehen. 

Dezember: Zur Jahreswende arbeiten nach einer Tabelle in „Die Funkentelegraphie“ von H. Thurn folgende Stationen im Bereich Nord- und Ostsee, sowie Kanal als Station für den  öffentlichen Funkverkehr: Alle Stationen arbeiten auf der Welle 600 m, andere Wellen werden besonders genannt. In Klammern wird das verwendete Funksystem angeführt. 
Deutschland
Borkum Neuer Leuchtturm/KBM (Telefunken), Bülk/KBK (300 m, Telefunken), Cuxhaven/KCX (Telefunken), Norddeich/KND (Telefunken), 
Swinemünde/KSW (Telefunken), Danzig/KDG (Telefunken).
Für den beschränken öffentlichen Verkehr sind außerdem die folgendenden Telefunken-Stationen in der Luft: 
Adlergrund FS/FAG, 300 m. Amrumbank FS/FAF, 300 m, Außenjade FS/FAU 300 m, Borkumriff Feuerschiff/FBR, 300 m, Eider FS/FJF, 300 m, Eiderlotsengaliote FS/FEG, 300 m, Elbe FS/FEF, 300 m, Helgoland/KHG 300 m, Weser FS/FWF, 300 m.
England
Bolt Head/GBA (Marconi), Caister on Sea/GCS (Marconi, 300 m), Cullercoats/GCC (Poulsen), Niton/GNI (Marconi, 300 m), North Foreland/GNF (Marconi, 300 m), The Lizard/GLD (Marconi, 300 m).
Die Marconi bzw. De Forest-Stationen Dunnethead und Fraserburgh/MFH arbeiten nur in Fällen von Seenot.
Frankreich
Bouogne sur Mer/UBL (System franz. Staat und Bellini-Tosi, 300 m), Brest Kerlaer/TQF (System franz. Marine), Cherbourg/TCF (System franz. Marine), Lorient/TLF (System franz. Marine),  Ouessant/UOS (System franz. Staat), 
die Rochefort-Station Dieppe/DP (300 m) ist die Eisenbahnstation für den Schiffsbetrieb Duieppe-Newhaven. 
Russland:
Riga/TRG (Telefunken, 300 u. 420 m), Runö/TRN (Telefunken, 300 u. 420 m).
Sieben weitere Stationen arbeiten nur in Fällen von Seenot, nämlich die Telefunken-Stationen
Helsingfors/BGF (360 m), Kronstadt/PPZ  (360 m), Libau/BLW (360 m) und St. Petersburg/PTB (1200 m), und die Marconi-Stationen:Älands Inseln (Preste)/BPS (360 m), Äbo/BAO (360 m) und Reval/BRW (360 m)
Schweden:
Göteborg/GSG (Telefunken, 1650 m) und Karlskrona/GSK (System unbekannt)
Norwegen (alle Stationen Telefunken, Bergen Radio ist im Bau)
Barö Lofoten/YAR, Flekkerrö/FLK, Röst Lofoten/RST, Sörvaagen Lofoten, SOE Tjömö/TMO
In den anderen Ländern ist jeweils nur eine Station für den Öffentlichen Verkehr arbeitsbereit nämlich:
Belgien: Nieuport/NPT (Marconi, 120 u. 300 m)
Niederlande: Scheveningen/SCH (System: Gemischt, 1650 m)
Dänemark: Kopenhagen/GRA (Telefunken, 300 m). In Dänemark sind die Stationen Graady Leuchtturm/GD (Telefunken, 200 m), Horns Rev/HR (Telefunken 200 m) und Bölaavands Huk Leuchtturm/BH (Telefunken, 200 m) nur in Fällen der Seenot betriebsbereit.

Dezember: In der Liste der Küstenstationen des „Report of the Commissioner of Navigation“ sind allein für New York City 7 Stationen aufgeführt, davon eine Privatstation (Herald, Battery) und der Rest „Commercial“, nämlich: New York/NY, 111 Boadway, Hotel Plaza, 42 Broadway, Waldorf Astoria und Metroplitan Tower. 

Dezember: Von den insgesamt 440 Küstenfunkstellen der Welt sind 127 Marconistationen, 98 arbeiten mit dem Telefunken-System und die restliche 219 benutzen andere Systeme. Deutschland hat z. Zt. (einschließlich der Kolonien und Schutzgebiete) 22 Küstenfunkstellen gemeldet. Die höchste Zahl solcher Stationen, nämlich 142 haben die Vereinigten Staaten, gefolgt von Großbritannien mit 43 und Kanada mit 33 Küstenfunkstellen. Bei den insgesamt 2.450 Bordstationen (einschließlich der Stationen auf Kriegsschiffen) hat Deutschland einen Anteil von 318. Hier führt Großbritannien mit 668 Stationen, gefolgt von den Vereinigten Staaten mit 500, Frankreich mit 209, Italien mit 124, Japan mit 100 Bordfunkstellen. 

Dezember: In der DEBEG-Broschüre „“Wie telegraphiere ich richtig“, welche die Betriebsgesellschaft für Landteilnehmer ausgearbeitet hat, nennt die Gesellschaft als zuverlässige Küstenfunkstellen in Deutschland  Norddeich und Cuxhaven, in den Niederlanden Scheveningen, in England Northforeland und Bolt Head, in Frankreich Ouessant. Und Crokkhaven. In Kanada werden Cap Race und Sable Island, in den USA Siassonsett/Mass sowie Sagaponack und Telefunken Tower (Seagate in NY genannt. Als Gebühr für ein 10-Worte Telegramm nennt die Schrift: Über deutsche Küstenfunkstellen 5 Mk 50, über Scheveningen 6 Mk und über französische Küstenfunkstellen 8 Mk 20. 

Dezember:  Ostasien- und Australienfahrt: Schiffe in diesem – wie auch in anderen  - Fahrtgebieten haben eine Liste oder Karte an Bord, aus der sie die für eine kontinuierliche Funkverbindung günstigen Küstenfunkstellen entnehmen können. Hier eine Liste für die beiden Fahrgebiete:
1. Deutschland bis Ceylon: Norddeich – Scheveningen – Northforeland – BoltHead – Quessant – Vigo – Cadiz – Tanger – Fort de l’Eau – Maries de la Mer – Capo Mele – Ponza – Forte Spuria – Pola – Port Said – (1 Tag keine Verbindung) - Aden – Bombay (erst nur nachts)
2. Ceylon bis Japan: Sabang – (1 Tag keine Verbindung) – Saigon – (4 Tage keine Verbindung) – Fukkikaku – Shanghai – Tsingtau - - Osezaki – Choshi – Shiomisoki –
3. Ceylon – Australien: (3 Tage keine Verbindung) – Cocos Keelings Insel- (2 Tage keine Verbindung) – Freemantle - (6 Tage keine Verbindung) – Hotel Australia (Melbourne) 

Dezember: Die DEBEG betreut 270 Stationen, welche im abgelaufenen Jahr 68.027 Telegramme mit 954.629 Wörtern gesendet und 37.670 Telegramme mit 656.904 Wörtern empfangen haben. 264 Personen sind bei der Gesellschaft beschäftigt, und zwar: 214 Telegrafisten bzw. -Anwärter, 18 Monteure und technische Hilfsarbeiter, 4 Lehrer, 4 Inspektoren, 1 Ingenieur und 23 Personen in der Verwaltung. Nach Thurn haben die deutschen Küstenfunkstellen im abgelaufenen Jahr 23.768 Funktelegramme bearbeitet, das sind 6.115 an die Bordstationen abgegebene und 14.296 von den Bordstationen aufgenommene Telegramme. Unter den Land-See-Telegrammen waren 732 Presse-, 366 Wetter-Telegramme, 60 Sturmwarnungen und 5 Nachrichten für Seefahrer. Von den englischen Küstenfunkstellenwurden im Rechnungsjahr 1911-1912 6.680 Funktelegramme abgegeben und 33.827 abgegeben. Von den französischen Küstenfunkstellen wird gemeldet, dass sie von Oktober 1910 bis September 1911 16.492 Funktelegramme bearbeitet haben. Von dieser Zahl hat allein Quessant 8.037 und St Marie de la Mer 4.725 Funktelegramme augenommen bzw. Abgegeben. 

Dezember: Unter den im Jahr 1912 durch das Bremer Seemannsamt angemusterten 34.950 Personen sind auch 136 "Telegraphisten". 

Dezember: Der Norddeutsche Lloyd schreibt in seinem Geschäftsbericht, dass die Telegrafiefunkanlagen auf den 61 mit Funkanlagen ausgerüsteten Lloyd-Schiffen im Geschäftsjahr mit Mk 300.000 zu Buche schlagen. Diese Summe ist übrigens ein Hundertstel der Summe, die für Bunkerkohle im Bericht steht. Der Vorstand kündigt aufgrund der neuen Sicherheitsbestimmungen der USA und anderer  Länder an, dass die Ausgaben für den Funkbereich noch steigern werden. 

Dezember: Die Dampfer "Kaiser Wilhelm der Große" und "Berlin" melden die Aufnahme der Sayville Funkpresse über 5.280 bzw. 5.800 km. Sayville ist seit dem 1. Oktober 1912 in Betrieb. 

Dezember: Von den ca. 3.000 Funkstationen auf der Erde arbeiten ca. 1.300 nach dem Telefunken-System. 

31. Dezember: Norddeichradio sendet seine Wünsche zum (letzten Friedensjahr) drahtlos (auf 600 m ???) um Mitternacht:

Getrennt durchs große Weltenmeer,
vereint durch elektrische Funken,
gehen unsere Zeichen hin und her, 
gebildet aus Strichen und Punkten. 
Uns allen möge das Neue Jahr
Glück, Eintracht und Frieden bringen.
Der Funke möge immerdar
vom Lande zum Meere springen.
Wir wünschen allen, die draußen sind:
Ein Prosit Neujahr, gut Wetter und Wind:

Neu auf dem Büchertisch 1912
In der Reihe "Die Wissenschaft" des Viehweg-Verlages erscheint als 43. Band "Die Telegraphie ohne Draht" von Dr. K. Markau (geheftet Mk 4,50, gebunden 5 M 20 Pf).
Das „Radiotelegraphisches Praktikum“ von Dr. Ing. H. Rein erscheint im Verlag Julius Springer zum Preis von 8 Mark. Es beschreibt u.a. das vom Verfasser entwickelte Vieltonsystem, die Bauteile und fertigen Geräte zur Aussendung und Empfang elektromagnetischer Wellen. 
Das „Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“ von F.Anderle erscheint als 2.Auflage im Verlag F.Deuticke und kostet 8 M.
Das Buch „Paul Duders Physik des Äthers auf elektromagnetischen Grundlagen“ erscheint in der zweiten Auflage im Verlag F. Enke, Stuttgart und kostet 16 M. 
„Die Telephonie ohne Draht“ ist ein Buch von Dr. K. Markau. Es erscheint bei Vieweg/Braunschweig und kostet 5,20 M.
„Die Antenne“ heißt eine neue Zeitschrift, welche von der Dr. Erich Huth GmbH herausgegeben wird. 
Die neue Ausgabe des „Handbuch für die deutsche Handelsmarine“ erscheint bei Reimers/Berlin und kostet (immer noch) 9 Mark.
„Wireless Telegraphy and Telephony“ von Ashley und Hayward erscheint bei der American School of Correspondence in Chicago.
Mit einem ähnlichen Titel “Wires and Wireless”  von T W Corbin stellt der Pearson Verlag in London ein Buch vor, das 1 s kosten soll.
„The Radiotelegraphist’s Guide and Log-Book“ heißt ein Buch von W H Marchant. Preis. 4s 6d bei Wittaker 6 Co. 
Zwei Bücher, die in London erscheinen, werden im Marconigraph (07-1912) genannt: 
Bei Dent & Sons erscheint „Experimental Researches in Electricity“ von Micheal Faraday zum Preis von 1s und 
das Buch „Who’s  Who in Science 1912“ von H H Stephenson erscheint bei J & A Churchill und kostet 6s. 
Nur ein Drittel, nämlich 2 s kostet das Buch „Wireless Telegraphy for Amateurs“ von R P Howgrave – Graham, Verlag: Percival Marshall & Co. London.
15 Cent kostet eine 165 Seiten lange Liste der Funkstationen der Welt, die vom Government Printing Office, Washington DC herausgegeben wird. Inhalt: Schiffsnamen, Orte mit Funkstationen, Rufzeichen, Reichweite in nautischen Meilen, Sendestärke in kW, Wellenlänge in Metern, und am Schluss eine alphabetisch geordnete Liste aller Stationen. 
„Wireless Telegraphy and how to make the Apparatus“ heißt ein Buch, das in England für 1 s zu kaufen ist. 

Dissertationen 1912
In Braunschweig wird eine Dissertation mit dem Titel „Die Ausbreitung Hertzscher Wellen an Metallen und Salzlösungen“ von einem Hn. Fr. Erb eingereicht. 


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  11-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1913
1. Januar: Ein Jahr nach der Titanic-Konferenz werden die Heuern für deutsche Bordtelegraphisten angehoben. Statt vorher 65 Mark erhalten sie nun 110 Mark. Dieser Satz bleibt bis zum Dezember 1921 in gleicher Höhe (D-Heuern Statistik der See-BG)

13. Januar: Senotfall „Urania“. Der mit 883 Fahrgästen auf der Reise von Rotterdam nach Halifax fahrende Dampfer strandet bei Chebucto unweit von Halifax. Auf den Notruf kommt die „Lady Laurier“ an der Unglücksposition an und kann alle Fahrgäste retten und nach Halifax bringen. Wenig später – am 16. Januar – strandet die „Veronese“ auf den Boa Nova Rocks bei Leixoes. Der Marconi-Operator Mr. Smith kann einen Notruf absetzen und mit einem Rettungsschiff  Kontakt aufnehmen. Nach Ausfall der Hauptmaschine arbeitet er mit der  Notbatterie und als diese den Dienst versagt und die Rettungsleine schon vom Strand für die Übernahme der Fahrgäste bewerkstelligt ist, mit der Morselampe. Für die besondere Leistung in der Zeit von 5.30 Uhr am 16. Januar bis 14.30 Uhr am 18. Januar wird ihm später besonderer Dank ausgesprochen. Alle 243 Personen können gerettet werden, ein männlicher Fahrgast in Damenkleidung wurde erkannt und von der Liste der Erstzurettenden gestrichen und eine etwas korpulente Dame, die sich weigerte, ihre nasse Kleidung abzulegen, hatte Mengen von (Schiffs-) Silberbesteck am Körper versteckt. (Marconigraph 2 und 3-13). 

Januar: In der Frankfurter Zeitung wird die „Radiotelegraphistenkrankheit“ als neue Berufskrankheit beschrieben. Dabei wird eine Abnahme des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) beobachtet. Man vermutet die starke Ozonisierung der engen Funkräume als Ursache für die Krankheit. Dabei werden auch Vergleiche mit Arbeitern, die in Hochgebirgs-Elektrozentralen arbeiten, angeregt. 

Januar: Norddeichradio/KND eröffnet den Funkbetrieb auf der 1800-m-Welle (167 kHz) und betreibt damit Funkverkehr über Terschelling hinaus. . 

Januar: Das Reichsamt des Inneren erlässt eine „Anweisung für den Funkentelegraphendienst“. Sie enthält die von den Nautiker- und Zahlmeisterfunkern seit Jahren geforderte Verminderung der Morsegeschwindigkeit bei den Seefunkprüfungen (12 Wpm (60 BpM) anstelle der 20 WpM (100 BpM) für das Zeugnis 2. Klasse. Andererseits wird aber die Tätigkeit mit diesem Zeugnis auf den eigenen Schiffsdienst und den Nachrichtenverkehr der eigenen Besatzung reduziert. Zusätzlich zu den Wellen 300 und 600 m wird für Handelsschiffe die Welle 1.800 m für große Entfernungen freigegeben. Dadurch wird eine Entlastung des Vermittlungsverkehrs auf dem Nord- und Südatlantik erwartet. 

Januar: Die Übernahme der britischen Küstenfunkstellen ist jetzt abgeschlossen und so stehen den Stationen (PO Wireless Stations) 
Cullercoats (Northumberland), Caister (Norfolk), North Foreland (Kent), Niton (Isle of Wight), Bolt Head (Devonshire), Lizard (Cornwall), Seaforth (Liverpool), Rosslare (Wexford), Crookhaven (Cork), Malin Head (Donegal) allen Schiffen uneingeschränkt zur Verfügung. Die Marconi-Stationen Clifden in Irland und Poldhu in Cornwall sind die Stationen für den Weitverkehr. (Marconigraph 1-13). 

9. Februar: Schlömilch reicht eine Patentanmeldung ein, welche die Verbesserung der von Bronck-Hochfrequenzverstärkung durch die neue Reflexschaltung zum Thema hat. 

20. Februar: Sterbetag von Robert von Lieben im 34. Lebensjahr. Er war einer der Erfinder der Elektronenröhre, die er im Prinzip schon 1907 vorgeführt hat. Der am 5. September 1878 in Wien geborene Physiker volontierte bei Schuckert, übte eine Tätigkeit im physikalischen Institut von W. Nernst und studierte (ohne Abschluß) in Wien und Göttingen. Als Sohn wohlhabender Eltern kann er sich ein eigenes Labor leisten..1903 arbeitet er an der Polarisation von Röntgenstrahlen, 1905/1906 baut er ein Telefonrelais (DRP 179807)  1906 erhält er ein Patent (DRP 179 807) auf ein Kathodenstrahlrelais (Telefonverstärker), 1910-1912  baut er die Lieben-Röhre und zeitgleich mit de Forest eine Audionschaltung, scheitert aber an dem Problem der Restgase in der Triode. Danach folgt ein jahrelanger Patenstreit mit de Forest. 1911 meldet er ein Patent (DRP 254 588) zur Verbesserung der Verstärkerröhre an und am 19. Februar 1912 verkauft er die Rechte auf die Lieben-Röhre für 100.000 Mark an eine Firmenkonsortium von Siemens, AEG, Telefunken und Felten-Guilliaume.

23. Februar: Die amerikanische Telefunken-Station Sayville sendet versuchsweise Musik, welche von Direktor Bredow auf D "George Washington" gehört und mit einem Funktelegramm bestätigt wird. Später sendet man erste Versuchstelegramme über den Atlantik. In England führt Marconi eine Sprechfunk-Verbindung zwischen dem  Marconi House (The Strand) und dem Savoy Hotel vor. Dänemark meldet, dass die Anzahl der Stationen für den öffentlichen Funkverkehr 16 beträgt (eine Küstenfunkstelle in Kopenhagen und 15 Schiffe). 

Februar: Die Luftschiffe "Hansa" und "Victoria" der DELAG (Deutsche Luftfahrt-AG) werden mit Telefunken Bordstationen ausgerüstet. Die Antenne kann mit einer Luftdraht-Haspel ausgefahren werden. 

Februar: Die spanische Großstation Aranjuez nimmt ihren England-, Italien- und Kanada-Dienst auf der Wellenlänge 2.000 m auf. 

Februar: In den USA werden zwei Schiffsführer wegen Verletzung des Gesetzes über Funkausrüstung vor Gericht gebracht. In Boston steht der Kapitän John Hull der Numidian wegen nicht ausreichender Reichweite (100 Meilen) und der Kapitän der „Winfredian“, weil keine Verbindung Brücke-Funkraum vorhanden ist, vor dem Richter. 

Februar: Das „Bureau International de L’Union Trelegraphique of Berne“ gibt die Neuverteilung der Rufzeichenreihe bekannt. Danach erhält Großbritannien die Anfangsbuchstaben B, G und M. Für die Kolonien kommen die Buchstaben CAA bis CMZ dazu. Für Deutschland sind die Buchstabenreihen A und D  und alles zwischen KAA bis KZZ vorgesehen. (Marconigraph 2-13). In der gleichen Ausgabe steht, dass eine Telegraphistenschule in  Wilhelmshaven für „wireless assistants“ eröffnet werden soll. 

März: In New York treffen sich  Repräsentanten von Stadt, Schiffahrtslinien und der Marconi-Bevollmächtigte, um einen  Platz für das Denkmal für die auf See gebliebenen Funker der Handelsmarine festzulegen. Ein Platz an einem Kinderspielplatz am Battery Park wird festgelegt. Als erste Namen auf em Gedenkstein werden Jack Phillips, George Sczpanck und George C. Eccles genannt (Marconigraph 3-13)

März: In Straßburg unternimmt Prof. Braun Versuche mit der schon 1899 beschriebenen Rahmenantenne. Er registriert damit die Lautstärke der Station Eiffelturm als Funktion der Drehrichtung und benutzt wohl dazu einen Röhrenverstärker (andere Quelle: Mit Röhrenverstärkern werden erst 1913 Versuche angestellt). 

März: Bei Cap Mele in der Nähe von Genua hat die neue Marconi Küstenfunkstelle Genova ihren Betrieb aufgenommen. Das Rufzeichen ist ICB, die Reichweite wird mit 160 Meilen angegeben und die Station arbeitetet auf den Wellen 300 und 600 m. 

28. März: Das Hydrographische Bureau in Washington/DC meldet, dass neben den beiden Kuttern „Seneca“ und „Miami“, welche ihre Eisberichte wieder auf 600 und 300 m senden, auch der englische Dampfer „Scotia“ ab April seine Eisbeobachtungen aufnehmen wird. Dieses Schiff wird neben anderen Aufgaben auch mit einer deutschen Ausrüstung von Drachen und Messgeräten für die Erforschung der Witterungsverhältnisse in den oberen Luftschichten Beobachtungen machen. An Bord ist eine 1,5 kW Marconi-Station mit rotierender Funkenstrecke. 

März: Unter dem Titel „Ocean Letter-Marconi Innovation“ stellt Marconi den Ozeanbrief vor. Er ist vorgesehen für Schiffe, die außerhalb der  Reichweite einer Küstenfunkstelle sind, auf entgegengesetztem Kurs fahren und die Briefe im Ankunftshafen als Einschreibebrief aufgeben. 5 s 6 d kosten die ersten 30 Worte und jedes Wort bis zum Maximun 100 Worte kostet einen Penny. Eine Einschränkung: Ocean Letters können nur zwischen Marconi-Schiffs-Stationen ausgetauscht werden. Die firmeneigene Zeitschrift der Marconi Gesellschaft „The Marconigraph“, welche seit April 1911 erschien, wird im nächsten Monat unter dem Namen „The Wireless World“ in einer Auflage von 50.000 Exemplaren zum Preis von 3 d erscheinen. (Marconigraph 2 und 3-13)

1. April: Die strengen Ausrüstungsvorschriften für Funkanlagen der USA von 1910/11/12 gelten ab heute auch für Schiffe auf den Großen Seen. 

5. April: Seenotfall "Wiegand" der Roland-Linie bei Vlissingen. Mit Telegrammen an die DEBEG und persönlichem Schreiben an den Funkoffizier Karl Müller drückt die Reederei Dank, Lob und Anerkennung aus. Der Funkbeamte hatte die nach dem Zusammenstoß mit einem unbekannten Schiff zerstörte Antennenanlage wieder gerichtet, die Seenotmeldung (beantwortet durch "Prinz Hendrik") und Funktelegramme gesendet. Das Schiff wird vor Zeebrügge auf Grund gesetzt. 

6. April: Im 64. Lebensjahr stirbt in Berlin der Geheimrat und Professor Dr. Adolf Slaby, einer der Väter der drahtlosen Telegrafie in Deutschland, verbittert und einsam, wie es in der Braun Biografie heißt. Sein Nachteil war, dass er nie eine Erfindung selbst gemacht, sondern immer nur andere Versuche und Schaltungen nachgebaut und damit experimentiert hat. Der 1849 in Berlin geborene Adolf Slaby erwarb 1873 in Jena den Grad eines Dr. phil. Nach seiner Habilitation (1876) wurde er 1883 Professor für theoretische Maschinenlehre und Elektrotechnik an der Technischen Hochschule in Charlottenburg. Durch seinen Freund Werner v. Siemens wandte er sich mehr der Elektrotechnik zu. In einem Nachruf des Grafen Arco wird auf seine Teilnahme bei den Marconi-Versuchen (1897) und sein Buch "Die Funkentelegraphie" (1897) verwiesen. In seinen Berliner Funkversuchen konnte er sogar kurzzeitig höhere Reichweiten als Marconi erzielen. Er war es, der im deutschen Sprachraum den Begriff „Funkentelegraphie“ eingeführt hat und damit die ebenfalls verwendeten Ausdrücke Wellentelegraphie, Telegraphie ohne Draht usw. aus der Literatur verdrängt hat. Als einer der ersten befasste der sich mit der exakten Messung der Wellenlänge. Er erhielt in seinem Leben zahlreiche Ehrungen und bekleidete Vorstandsposten im VDI, VDE, der Hütte usw. 1964 wird mit einer Gedenkbriefmarke an Adolf Slaby erinnert. 

6. April:  In Berlin stirbt im 35. Lebensjahr Ernst W. Ruhmer, welcher 1908 das Trägerfrequenz-System entwickelt und einige Verbesserungen an den Funkeninduktoren durchgesetzt hat. 

10. April: Dr. Alexander Meißner erhält das deutsche Reichspatent 261 604 (andere Quelle:  23. Juni 1919 (G.G.Blake), andere Quelle: 291 604) auf seine Rückkopplungsschaltung mit Röhren. Diese ermöglicht den Bau ungedämpfter Sender und trennscharfer Empfänger, mit denen man bei angezogener Rückkopplung ungedämpfte Schwingungen hörbar machen kann. Versuche belegen: Mit einem Detektor kann man einen Löschfunkensender auf 250 km, mit einem Meißner Audion-Rückkoplungsempfänger auf 1.750 km hören. Alexander Meißner stirbt am 4. Januar 1958 im 74. Lebensjahr in Berlin. Bis ca. 1913 werden in verschiedenen Ländern (USA, England, Deutschland, Österreich) Patente auf die Kombination Triode und Audion erteilt. Die genaue Wirkungsweise des Audions wird aber erst 1915 von E. H. Armstrong beschrieben. Vor Meißner gab schon Patente: 1904 Ruhner und Pieper, 1905 Vreeland, 1908 Sinding Larsen, 1912 Strauß auf ähnliche Schaltungen. Vor amerikanischen Gerichten wird noch später zwischen de Forest, A. Meißner, Irving Langmuir und Edwin H. Armstrong über die Audion-Schaltung gestritten.

13. April: In den ersten vier Monaten nach dem Inkrafttreten der neuen Funkbestimmungen (Gesetz zur Regelung der drahtlosen Telegraphie in den USA vom 13. Dezember 1912)  sind 46 Bord- 18 Küsten- und 658 Liebhaberstationen genehmigt worden. Schiffs- Funkanlagen wurden in dieser Zeit  bei ca. 1.500 Abfahrten kontrolliert. Weiter wurden  3.407 funktelegraphische Lizenzen erteilt.  (1.279 Lizenzen 1. Klasse , 186 Lizenzen 2. Klasse, 8 für Versuche und Lehrzwecke und 1.185 für Inhaber von Liebhaberstationen). 

April: In London führt ein Mr. Philips ein Gerät vor, welches nach dem Empfang des Notsignals SOS einen Alarm auslöst. 

April:  Marconi hat mit den im Australien-Dienst fahrenden Schiffen vereinbart, dass sie regelmäßig Wetterbeobachtungen an das Commonwealth-Wetterbureau senden. 

Mai: Die kanadische Marconigesellschaft hat mit der Regierung von Neufundland ein Abkommen getroffen, wonach Marconi bis 1926 das Alleinmonopol für die Errichtung und den Betrieb von Funkentelegraphenstationen in der Region erhält. 

Mai: Telefunken bringt eine Umschalteinrichtung für Doppelempfang auf den Markt. Das Gerät gestattet die Aufnahme zweier Telegramme gleichzeitig mit nur einer Antenne. Dazu werden zwei Empfänger  mit einer sehr schnellen Umschalteinrichtung an die Antenne geschaltet. Dieses Gerät soll auch bei der Beobachtung der Seenotwelle und/oder der Gegenfunkstelle helfen, weil die Umschaltung in einer sehr kurzen Zeitspanne (innerhalb eines Morse-Punktes) erfolgt.  (ETZ 19/1913). 

Mai: Am Panamakanal eröffnet die Küstenfunkstelle Colon den Dienst, während an der ca. 8 km entfernten Station Balboa noch gearbeitet wird. In der „Wireless World“ (2-1913) steht, dass die 100 kW  Poulsen Station in Caimito eine Reichweite von 3.000 Meilen hat. Die Ausschreibung sei so spezifisch gewesen, dass Konkurrenzfirmen wenig Erfolg gehabt hätten. Und der Preis sei sei auf eine Summe festgeschrieben worden, die ein Viertel des Telefunken-Angebotes betragen hatte. 

Mai: Auf seiner neuen Pol-Expedition mit der „Fram“ wird Roald Amundsen eine Marconi „Knapsack“ Kleinstation mitnehmen, die nur 86  lb wiegt und – wenn 4 Männer mitarbeiten -  in nur 6 Minuten betriebsbereit ist. 

Mai: Der amerikanische Kreuzer Salem bekommt für seine Reise USA – Gibraltar eine spezielle Empfängerausrüstung, damit er genaue Ausbreitungsmessungen der amerikanischen Großstation Arlington (Fort Myer) bei Washington machen kann. Die Station sendet mit 72 kW auf der Welle 3.800 m. Die Empfänger in Arlington arbeiten mit Fessenden-Barretter und Nescon Kristalldetektoren. 

Mai: In der Ausgabe 2 der Marconi „Wireless World“ 1913 werden neben den Schiffen, die mit Marconi Anlagen ausgerüstet werden, auch die in den letzten Monaten mit einer DEBEG Anlage ausgerüsteten Schiffe genannt. Aufgeführt werden: „Baiha Castillo" / DBK der Hamburg-Süd, die „Peter-Rickmers" / DPM und die „Ellen Rickmers" / DEX der Rickmers (Reismühlen-) Reederei, die „Mera" / DMX der Kosmos Linie, die „Hesperus" / DHX der Deutsch-Amerikanischen-Petroleum-Gesellschaft, die „Sardinia“ / DSI der HAPAG und die „Lichtenfels" / DLS der Hansa-Linie. 

1. Juni: Nach einer Telefunken-Aufstellung sind in Deutschland über 300 Handelsschiffe mit Funkanlagen ausgerüstet (zum Vergleich: Im Januar 1911 waren es 124 und am 1. Juli 1907 nur 32 Stationen). Die Gesamtzahl der gelieferten Schiffsstationen (Kriegs- und Handelsschiffe) gibt die Firma mit 946 an, davon 236 in Deutschland an. 

Juni: Daressalam Radio/KAC (damals Deutsch-Ostafrika) geht in den Probebetrieb. Sender TK 7,5 (7,5 kW Sender "tönende Löschfunken"), 3 Wellenlängen: 600, 1650 und 2500 m. Der Antennenturm ist 100 m hoch.

12. Juni: Mit nur 6 kW Antennenleistung gelingt die vollständige Übermittlung eines Telegramm-Textes von Sayville nach Nauen. 

15. Juni: Im Zentralblatt für das Deutsche Reich 1913, Seite 619 erscheint die „Anweisung für den Funkentelegrapendienst“. Im § 5 wird bestimmt, dass der Funkverkehr der Bordfunkstellen untereinander den Betrieb der Küstenfunkstellen nicht stören darf. Im § 19 wird bestimmt, dass Privatunternehmer unter Auflagen Küsten- und Bordfunkstellen errichten und betrieben dürfen. Bordfunkstellen erhalten dann einen Ausweis, der bei Behördenkontrollen im Ausland vorgezeigt werden muss. Der § 20 bestätigt die Oberaufsicht des Schiffsführers, welcher zur Einsichtnahme der Telegramme befugt ist, wenn er von der Reichspost oder einer Auslandsvertretung auf das Telegraphengeheimnis verpflichtet worden ist. 

15. Juni: Telefunken feiert das 10-jährige Jubiläum der Firmengründung. Bei dieser Gelegenheit wird bekannt, dass die Firma in diesem Jahrzehnt insgesamt 1.635 Funkstationen ausgeliefert hat. Das waren 395 Land-, 1.012 Schiffs- und 228 Militärstationen. Die DEBEG hat in dieser Zeit 335 Schiffe der deutschen Handelsmarine mit Ft-Stationen ausgerüstet. Auch in Großbritannien hat Telefunken inzwischen Fuß gefasst. Bisher wurden bei 15 englischen Reedereien auf 59 Handelsschiffen Telefunken-Stationen installiert. 

Juni: In England werden die ersten Handelsschiffe mit 4,7 Zoll-(entspr. 11,8 cm) Geschützen ausgerüstet ("Aragon", "Amazon", "La Correntina" u.a.), um "in der Lage zu sein, den englischen Handel in Kriegszeiten gegen bewaffnete fremde Handelsschiffe zu schützen". Auf dem White-Star-Liner "Ceramic" werden im Juli Schießversuche mit den zwei 4,7 Zoll Schnellfeuerkanonen "zufriedenstellend" durchgeführt. 

11. Juni: Jungfernreise des 52.117 BRT großen "Imperator". Das Funkrufzeichen ist DIT. Besonders erwähnt wird der 38.000 Mark teure Kreiselkompass mit vier Tochterkompassen. (Zum Vergleich: Ein 1. Offz. verdient ca. 150.- und ein 3. Offizier ca. 100 Mark im Monat, das steuerliche Mindesteinkommen im Deutschen Reich beträgt 900 Mark im Jahr und die Zwischendeckpassage nach Amerika erhält man für 120 Mark). Das 62.000 PS-Schiff hat eine Besatzung von 1.200 Personen, davon allein 350 Personen im Maschinenbereich mit 46 kohlegefeuerten Kesseln. Die Zahl der Ingenieure wird mit 29 genannt. In der Beleuchtungsanlage sind 14.000 Glühlampen installiert. 
Im Funkbereich arbeiten 3 Telegraphisten und 2 Telefonisten. Die Schiffslänge von 270 m gestattet es, besonders lange Antennen (T-Antenne L = 170 m ) zwischen den 63 m hohen Masten zu installieren. Das Schiff hat drei "Sendeapparate", nämlich eine Großstation für ununterbrochenen Funkverkehr während der Überfahrt, eine 1,5 kW Station für den Nahverkehr und einen Notsender mit 6 Stunden Reserve aus Akkumulatoren. Die Empfänger (mit Zwischenkreis) sind für 300 bis 5.000 m ausgelegt. Weiter gehört ein Wellenmessgerät zur Funkstation. 
In der ETZ wird die Funkanlage so beschrieben:
Großsender mit einer Reichweite von 1.500 bis 3.000 km, Kleinstation mit einer Reichweite von 600 bis 1.200 km und der Notsender mit einer solchen von 200 bis 400 km. Das Schiff hat drei Antennen. Die Hauptsendeantenne in T-Form mit 4 Drähten a 170 m Länge mit einer Eigenwelle von 720 m und einer Höhe von 64 m über der Wasseroberfläche. Die Kapazität der Hauptantenne beträgt 2.300 cm. Dazu kommen 2 Antennen von den Mastspitzen über 3-m-Abstandshalter an den Schornsteinen in die FT-Station. 
Der Hauptsender ist vom Typ 7,5 TK mit 10 kW zugeführter Leistung. Die Spannung beträgt 12.000 Volt, die Löschfunkenstrecke ist 16-teilig und der Abstimmbereich liegt zwischen 600 und 3.000 m. Die Kleinstation ist eine 1,5 TK Station mit 2,5 kW Stromversorgung.
Die Empfangsanlage mit 2 Empfängern erhält zusätzlich eine Zwischenhöreinrichtung, welche über eine Antennenumwegschaltung ein Hören auch ermöglicht, wenn die Antenne an den Sender angeschlossen ist. Die Anlage wird im h24-Betrieb gefahren. Man rechnet mit einer 5-Tage Verbindung mit Norddeich, und danach wird mit Sayville auf Long Island gearbeitet. Mit der 600 m Welle ist eine Norddeich – Verbindung bis Terschelling (150 km) möglich, danach wird auf der 1.800-m-Welle bis zu einer Entfernung von ca. 2.700 km gearbeitet Als „Weltrekord“ wird von der DEBEG vermerkt, dass der „Imperator“ während der ersten fünf Reisen insgesamt 172.000 Wörter verarbeitet hat. Auf der ersten Reise wurden 899 Telegramme mit 20.979 Wörtern gesendet und 597 Telegramme mit 11.884 Wörtern aufgenommen, dazu kam eine Aufnahme von täglich ca. 400 Wörtern der Schiffspresse für die Bordzeitung. Später im gleichen Jahr wird versuchsweise ein erster Telefonie-Sender eingebaut. 
Ein Kuriosum: Zur gleichen Zeit wird von der DEBEG das Fahrgastschiff „Antonia“ der HAPAG ausgerüstet und erhält das Funkrufzeichen DAN. 

Juni:  In London findet eine deutsch-englische Vorbesprechung für die im November geplante "Internationale Konferenz zum Schutz des menschlichen Lebens auf See" statt. Unter den Teilnehmern sind auch die Direktoren der HAPAG und des Norddeutschen Lloyd sowie der Geh. Oberpostrat Schrader. 

Juni:  An der französischen Kanalküste werden Stationen für funkentelegraphische Nebelsignale installiert. Zwei Stationen auf Inseln vor Brest arbeiten bereits zufriedenstellend. 

Juni: Die amerikanischen Funk-Inspektoren melden, dass im abgelaufenen fiskalischem jahr insgesamt 3.916 Funkanlagen kontrolliert worden sind, davon 3.201 auf seegehenden Schiffen. Die Gesamtkosten dafür werden mit 37,7 Mio US-Dollar beziffert, davon wurden allein fast 9 Mio Dollar für neue Messinstrumente und technische Ausrüstung der Inspektoren ausgegeben. Für Gehälter und Bürokosten wurden 20 Mio. Dollar ausgegeben. Im gleichen Geschäftsjahr wurden 3.413 Funkzeugnisse nach der erforderlichen Prüfung ausgehändigt. Es handelt sich um die Zeugnisse: Commercial Grade (1st and 2nd), Experimental und Cargo Grade sowie Amateur Grade (1st and 2nd). 

21. Juni: Im Zentralblatt für das Deutsche Reich Nr. 32 erscheint im Hinblick auf den am 1. Juli in Kraft tretenden Londoner Funkvertrag die "Anweisung für den Funkentelegraphendienst (15. Juni 1913)". Darin: Bestimmungen über die Verkehrspflicht mit allen Stationen, Sendeenergie und Wellenlängen, Notanlage, Funkzeugnisse, Dienststunden, Klasseneinteilung der Bordstationen, Genehmigungspflicht, Stationszeugnis, Abkürzungen und Q-Gruppen. Unter den Morsezeichen fällt das Ausrufungszeichen (--..--) auf. Bedeutung: Eine Station weist darauf hin, dass sie mit großer Energie senden wird. 
Neue Q-Gruppen u.a.:
QSW ich erhöhe meine Funkenzahl,  QSB der Funke ist schlecht, QSD die Uhrzeit ist ... QTA geben Sie jedes Telegramm doppelt, QSN ich habe keine Verbindung mit dem festen Lande, QST allgemeiner Anruf an alle Stationen, 
QRL ich erhalte schlecht, geben Sie 20 mal ...-. (ve), damit ich meine Apparate einstellen kann.

Juni: Telefunken richtet einen Versuchs-Gegensprechverkehr zwischen Berlin und Nauen mit drahtloser Telephonie ein. Später telefonieren Graf Arco und Kühn auf der Strecke Berlin-Wien drahtlos. Pressekommentar: Alle bisherigen Funktelephonie-Versuche sind Einzelleistungen und noch nicht für den kommerziellen Dauerbetrieb geeignet.

1. Juli: Der Londoner Funkvertrag von 1912 (Internationaler Funkentelegraphenvertrag)  tritt international in Kraft. (Reichsgesetzblatt Nr. 38/1913 Seite 373). Den Vertrag nebst Schlussprokokoll und Ausführungs-Übereinkunft haben bisher aber nur ratifiziert: Deutschland, Belgien, Belgisch-Kongo, Monaco, Ägypten, Dänemark, die Vereinigten Staaten von Amerika, die Niederlande (zugleich für Niederländisch-Indien und Curacao) und Russland. 
Wichtiger Inhaltspunkt: Verkehrspflicht aller Stationen unabhängig vom verwendeten System. 
Dieser Vertrag enthält erstmals Pflichtvorschriften für die Ausrüstung mit Funkanlagen. Damit beginnt die Doppelfunktion der Seefunkstelle als Station für den öffentlichen Fernmeldeverkehr und als Hilfsmittel für die Schiffssicherheit. Alle seegehenden Schiffe mit mehr als 50 Personen an Bord oder mit mehr als 12 Fahrgästen müssen Funkausrüstung haben, eine durchgehende Funkwache sicherstellen und eine Notstation für eine Betriebszeit von 6 Stunden an Bord haben. Für die Sicherheits-Hörwache gilt: Große Schiffe hören 24 Stunden, mittlere Schiff die ersten 10 Minuten jeder Stunde und kleinere Schiffe haben keine festgelegte Hörwache. Einführung der Q-Gruppen (QRA bis QRZ und QSA bis QSX). Als Vorläufer der Telegrafiefunk-Seenotpausen kann die Bestimmung angesehen werden, wonach alle Schiffe am Ende jeder Viertelstunde für kurze Zeit das Senden einstellen müssen. Ferner löst die 600-m-Welle die 300-m-Welle als Anrufs- und Kommunikationswelle ab und legt die Kommandogewalt über die Funkanlage für den Kapitän fest. 

1. Juli: Als Reaktion auf die Bestimmungen der Londoner Funkentelegraphen-Konferenz (4. Juni bis 5. Juli 1912) dürfen auf Anweisung aus London alle Marconi-Stationen auf der ganzen Welt mit Funkstationen anderer Systeme verkehren. Verbindliche Zusagen, mit allen Systemen zu arbeiten gab es vor der Konferenz nur in Österreich, Russland, Frankreich und Deutschland. 

1. Juli: Die Vorschriften über die technische Einrichtung der Bordstationen treten in Kraft. Hier einige Inhaltspunkte:
Schiff müssen auf 600 und 300 m arbeiten können, die 600 m-Welle ist die Seenotwelle. 
Ausnahmen gelten für die 1.800 m-Welle.
Schiffe senden mit möglichst reinen und ungedämpften Wellen. 
Sende- und Empfangsanlagen müssen in der Mindestgeschwindigkeit von 20 WpM (Tempon100) betrieben werden können. 
Sender müssen in einer kleinen Energiestufe arbeiten können, die maximal zugeführte Energie beträgt 1 kW.
Die Notstromquelle muß einen 6-stündigen Betrieb ermöglichen.
Eine Notsendeantenne muß vorhanden sein.
Bei Verletzung dieser Bestimmungen, sowie beim Errichten und Betrieb der Seefunkstelle werden Strafen bis 1.500 M oder Haft bis zu 6 Monaten angedroht. (Thurn) 

Am 1. Juli erhält Norddeichradio als Folge des Internationalen Funkvertrages (London) das Rufzeichen KAV anstelle des bis dahin benutzten KND. Auch die übrigen 17 Stationen des Deutschen Reiches sind mit neuen Rufzeichen in der Luft: Danzig/KAZ, Swinemünde/KAW, Saßnitz/KCV, Adlergrund FS/KAG, Eider FS/KAJ, Amrumbank FS/KAF, Eiderlotsengallione/KCK, Helgoland/KAH, Elbe I FS/KBF, Weser FS/KCW, Außenjade FS/KAU, Borkumriff FS/KBR, Duala (Kamerun) KBU, Lüderitzbucht/KCU, Swakopmund/KAK, Tsingtau/KBS und Jap (Karolineninsel) KCA. Die deutschen Küstenfunkstellen (Danzig, Swinemünde, Bülk, Cuxhaven, Helgoland, Norddeich,  und Borkum Neuer Leuchtturm) übermitteln (auf Anforderung und gegen Gebühr) kurze Wetterberichte, welche die Deutsche Seewarte in Hamburg täglich erstellt. 

1. Juli: In der amtlichen Liste der Stationen, die Zeitsignale auf der neuen einheitlichen Welle 2.500 m ausstrahlen, findet man: Paris, Tsingtau, San Fernando (Brasilien), Arlington (USA), Mogadisco (Somali), Manila, Timbuktu, Norddeich, San Francisco und Massuah (Eritrea). Die 58. Minute wird mit Morse-N und die 59. Minute mit Morse G alle 10 Sekunden gekennzeichnet. Drei Striche markieren die volle Minute. Wetterberichte über Telegrafiefunk sind für die großen Seegebiete immer noch Mangelware. So veröffentlicht die Zeitschrift "Hansa" regelmäßig 2-3 Monats-Vorhersagen über Sturmgebiete sowie Prognosen und Druckverläufe für den Atlantik und den Pazifik. 

1. Juli: Wetterfunktelegramme auf Anforderung und gegen Gebührenzahlung – sog. „Meteorologische Telegramme“ werden von verschiedenen Küstenfunkstellen angeboten. 

1. Juli: Im Deutschen Reich tritt die Änderung der Telegraphenordnung vom 16. Juni 1904 (Zentralblatt für das Deutsche Reich S 659) in Kraft. Für die Anschrift von Funktelegrammen gilt, dass der Name des Schiffes und der der Küstenfunkstelle so geschrieben werden muss, wie er im „Internationalen Verzeichnis der Funkentelegraphenstationen“ steht. Absender von unzustellbaren Funktelegrammen werden am Morgen des 8. Tages verständigt. Reagiert dieser nicht, wird das Funktelegramm am Ende des 9. Tages als unzustellbar zurückgelegt. Für Funktelegramme wird zugelassen: Vorausbezahlte Antwort (RP...), Vergleichung (TC), Eilboten (XP), Postzustellung (Poste), zu vervieltätigende Funktelegramme (TMx) und Funktelegramme mit Empfangsanzeige(PC oder PCP). Auf dem Landweg sind dringende Telegramme (D) zugelassen. 

1. Juli: Die Anweisung für den Funkentelegraphendienst (Zentralblatt für das Deutsche Reich 1906 S. 753) wird mit heutiger Wirkung durch eine neue Anweisung ersetzt. Diese im Zentralblatt Nr. 32/1913 S 619 veröffentlichte Anweisung kann auch im Buchhandel (R. Deckers Verlag Berlin) bezogen werden. Im § 3 wird die Verpflichtung zum gegenseitigen Verkehr noch einmal dargelegt. Im § 4 wird die vom Internationalen Bureau des Welttelegraphenvereins in Bern herausgegebene Karte der Küstenstationen, deren Reichweite, den Schifffahrtslinien mit Zeitangaben und Anlaufhäfen sowie das Verzeichnis der Bord- und Küstenfunkstellen (Rufzeichen aus 3 Buchstaben) beschrieben. Für den internationalen Dienst gelten folgende Kennzeichnungen: PG Station für den allgemeinen öffentlichen Verkehr, PR Station für den beschränkten öffentlichen Verkehr, P Station für den Privatverkehr, O Station für ausschließlich amtlichen Verkehr, N Station mit ununterbrochenem Dienst, X Station ohne feste Dienststunden. Im § 5 „Fernhaltung von Störungen“ wird der Austausch überflüssiger Zeichen untersagt, Küstenfunkstationen gebührt der Vorrang für den öffentlichen Nachrichtenverkehr. Der Abschnitt VI (§ 6-8) bezieht sich auf den Seenotfunkverkehr. (Notzeichen SOS, Funkstille, Leitung des Seenotverkehrs usw.). Im Abschnitt VII (Gebühren, § 9 13) wird die deutsche Bordgebühr mit 35 Pf und die Küstengebühr mit 15 (Mindestgebühr für 10 Worte) bestimmt. Diese Sätze gelten auch für weitervermittelte Funktelegramme. Gebühren werden vom Absender erhoben mit Ausnahme der Eilbotenkosten und der Kosten für unzulässige Zusammenziehungen. Abschnitt IX umfasst die § 16 – 18. Zugelassen sind zwei Wellenlängen 600 und 300 m und im Ausnahmefall die 1.800 m. Für Hilfsanlagen gilt: Mindestreichweite 80 bzw. 50 sm, Unterbringung am Oberdeck, Aufstellung des Säuresammlers außerhalb des Funkraums. Im § 20 wird bestimmt, dass die Bordstation für eine Sende- und Empfangsgeschwindigkeit von mindestens 20 WpM geeignet sein muss, die normale Leistungsaufnahme beträgt ein Kilowatt.  Telegrafisten haben sich in einer vom Reichspostamt bezeichneten Dienststelle einer Prüfung zu unterwerfen. Es gibt zwei Klassen von Zeugnissen. Für das Zeugnis erster Klasse wird geprüft: Einstellung der Apparate und Kenntnis ihrer Wirkungsweise, Morseaufnahme- und Abgabe mit einer Geschwindigkeit von mindestens 20 Wörtern in der Minute und Kenntnis der Bestimmungen über den Funkentelegraphenverkehr. Für das Zeugnis 2. Klasse gilt eine Geschwindigkeit von 12 bis 19 Wörtern in der Minute. Die Oberaufsicht der Bordstation hat der auf das Telegraphengeheimnis verpflichtete Kapitän. Der Abschnitt XI regelt die Dienststunden der Stationen. Danach sollten Küstenfunkstationen einen ununterbrochenen Dienst anbieten. Bordstationen werden in drei Kategorien eingeteilt, nämlich Stationen mit ununterbrochenem Dienst, Stationen mit beschränkter Dienstdauer (Hörbereitschaft während der Dienststunden und während der ersten 10 Minuten jeder Stunde) und Stationen ohne feste Dienststunden (kein regelmäßiger Hördienst vorgeschrieben). Im Abschnitt XIII (Übermittlung der Funkentelegramme) werden u.a. die Morsezeichen aufgelistet. Darunter befinden sich auch die Umlaute ä (.-.-), ö (---.)und ü (..--), aber auch das á (.--.-), ch (----), é (..-..), ñ (--.--), das Semikolon (-.-.-.), der Punkt (.. .. ..), das Komma (.-.-.-), das  Ausrufungszeichen (--..--), das Unterstreichungszeichen (..--.-) und (nur für deutsche Stationen), das Ruhezeichen (------). Dieses zur Funkstille aufforderndes Zeichen kann von Küsten- und Kriegsschiffen sowie von einem Schiff, das „die Standarte Seiner Majestät des Kaisers“ führt, gegeben werden. § 29: Ein mit Pausen von 2 Minuten dreimal gegebener Anruf darf erst nach 15 Minuten wiederholt werden. Eine Station, die mit großer Kraft senden will, muß 30 Sekunden vor dem Anruf das Warnzeichen (--..--) geben. Bei der Übermittlung längerer Telegramme werden alle 15 Minuten 3 Minuten Funkstille (Beobachtung der 600.m-Welle) eingelegt. Funktelegramme werden an Bord möglichst monatlich abgeliefert und an Land 15 Monate aufbewahrt. An Bord werden Nachweisungen mit Gebührenspalten (Anlage 6-9) geführt. In der Anlage 3 werden die Abkürzungen und Q-Gruppen genau beschrieben. 

1. Juli: Ab heute strahlen die französischen Küstenfunkstellen regelmäßig Nachrichten für Seefahrer (in französischer Sprache??) ab. 

1. Juli: Die drei österreichischen Küstenfunkstellen  Trieste/OHT, Castelnuevo/OHC und Sebenico/OHB sind mit einem 24-Stunden Dienst für den öffentlichen Funkverkehr geöffnet. Am gleichen Tag schließt die Station Pola den öffentlichen Funkverkehr. In der  Australregion öffnen die Stationen Port Moresby (Papua) und Thursday Island.(Marconi Review Sept 1913). 

12. Juli: Franklin von der Marconi-Gesellschaft erhält das britische Patent 13 636 auf eine Hochfrequenz-Rückkopplungs-Schaltung, bei der die Wirkung der Dämpfungsreduktion erklärt wird. 

15. Juli: Nach der deutschen "Anweisung für den Funktelegraphendienst" muss das erste Wort eines Funktelegramms "Radio" sein. Als Dienstvermerk sind zugelassen u.a. RP, TC (Vergleichung), Funktelegramm durch Eilboten, durch Post, Mehrfachtelegramme und Diensttelegramme. SS steht 1913  für gebührenfreie, S für gebührenpflichtige Staatstelegramme, Brieftelegramme heißen Funkbriefe und haben die Abkürzung RL (radio letter). Ein 10-Worte-Funktelegramm kostet immer noch 5,50 Mk (QSJ ll = 0,50, cc = 1,50 und bb 3,50 Mk). Für ein Schiffsbrieftelegramm (30 Worte) zahlt man 5 Mk und für jedes weitere Wort 10 Pfennig. 

Am 22. Juli erhält der Physiker Karl Alexander Behm (gestorben 1952) das deutsche Reichspatent 282 009 auf das Echolot-Verfahren.

Juli: In der ETZ 28/1913  wird eine von J. Müller und J. Grall im Labor des Technikums Bremen gebaute kleine Sende- und Empfangsstation (mit Schlömilch-Zelle) für Demonstrations- und Schulungszwecke beschrieben. 

1. August: Die Scheveningen Port Coast Station beginnt mit der Aussendung eines Kurz-Wetterberichtes auf Anforderung. Es enthält die Wetterdaten der Stationen Helder, Flushing, Griz Nez, Den Haag, Yarmouth, Shields, Skudesnaes, und Sylt. Die Wetterdaten werden in zwei Fünfergruppen des Schemas BBBWW SHTTG gegeben. Bedeutung: BBB = Luftdruck, W = Windrichtung, S = Windstärke, H= Bedeckung, TT =Temperatur und G = Zustand der See. Zur gleichen Zeit senden die amerikanischen Stationen Radio/Va und Key West/Fla abends umd 10 pm Wetterberichte und Sturmwarnungen für die Schifffahrt. Und in Nassau/Bahamas ist die Station in Fort Charlotte eingeweiht worden und hat – wie es sich gehört – das erste Telegramm dem König geschickt.  (Wireless World 9-13). 

5. und 6. August: Nach einem Besuch Marconis in Nauen wird der dabei verabredete Versuch einer Telegrafieverbindung zwischen Nauen (100 kW-Tonfunkensender) und der Marconistation Glace Bay in Kanada über 6.500 km mit gutem Erfolg durchgeführt. Nauen sendet auf 4.800 und Glace Bay auf 6.300 m. 

8. September: In England geht die neue „Post Office Wireless Station“ Fishguard mit dem Rufzeichen GRL in Betrieb. Die Station Rosslare wird zur gleichen Zeit geschlossen und das Personal von dort wird in der neuen Küstenfunkstelle eingesetzt. In Deutschland kann das Zeitsignal von Norddeichradio (1.650 m) nur empfangen werden, wenn der Teilnehmer dafür eine besondere Genehmigung hat (The Wireless World Sept. 1913). 

September:  Nach einer vom „Merchant Shipping Advisory Committee“ vorgelegten Forderung nach einer Eisüberwachung  im Nordatlantik hat das englische Handelsministerium in Abstimmung mit den großen transatlantischen Dampfer-Reedereien den Walfischfänger „Scotia“ für diese Aufgabe ausrüsten lassen.  Es handelt sich um eine hölzerne Bark von 357 Tonnen. Das Baujahr ist 1872 und die Bark hat nachträglich eine Dampfmaschine bekommen. Die „Scotia“ wird mit einer Marconi-Station für große Reichweite ausgerüstet, sodass auch eine ständige Verbindung mit den Telefunken Stationen in Neufundland und Labrador gegeben ist. Die Kosten tragen die englische Regierung und die Dampfergesellschaften. An Bord sind auch drei Wissenschaftler, welche neben der Eisvorhersage auch ozeanographische und meteorologische Beobachtungen machen sollen. 

September:  Neu bei Telefunken ist der Detektor-Empfänger E 40 für Karrenstationen mit einem Bereich von 300 bis 2.500 m. Dazu kommt der Telefunken Detektor Primär Schiebespulen Empfänger E 65 für bewegliche Stationen. Ebenfalls neu ist der (verbesserte???) Detektor Sekundärempfänger E5c mit auswechselbaren Primär- und Sekundärspulen für bewegliche und ortsfeste Stationen. Wellenbereich: 300 bis 3.000 m. Dazu kommt der Detektor-Sekundär-Empfänger E143a für bewegliche Stationen mit einem Wellenbereich von 150 bis 800 m. Der neue große Telefunken Wellenmesser (Type ???) mit Wechselspulen für 60 bis 20.000 m hat einen Summer, einen Detektor, eine Leuchtröhre und ein Wattmeter. EV72 heißt der neue Röhren-NF-Verstärker mit einer Lieben-Röhre. 

September:  Bei Lorenz stellt man den neuen Tikker Zwischenkreis Empfänger MA TZ II für den Wellenbereich 300 bis 13.000 m vor. (Aus einem technischen Wörterbuch: Tikker = Anzeigemittel für ungedämpfte Schwingungen. Besteht aus einem Unterbrecher, der durch einen Summer angetrieben wird). 

29. September:  Seenotfall des 6.344 BRT großen Fracht-Viermasters „Templemore“ auf der Reise von Baltimore nach Liverpool. Die Küstenfunkstelle Baltimore empfängt abends einen Notruf, den der Funkoffizier Raphael Emanuel aussendet. Er besagt, dass die „Templemore“ auf der Position 29-37 N und 65-27 W brennt und sofortige Hilfe benötigt. Das Feuer war in der Baumwoll-Ladung ausgebrochen. Der Hamburg-Amerika-Liner „Arcadia“, auf der Reise von Hamburg nach Baltimore ist 54 Meilen entfernt und steuert sofort die Unglückstelle an. Als auf der Templemore die Stromversorgung ausfällt, kann der FO noch bei Kerzenlicht weitere Telegramme absetzen, bevor die Besatzug wegen des Feuers in die Boote geht. Die „Arcadia“ ist am nächsten Morgen an der Unglückstelle und kann alle 54 Besazungsmitglieder retten und nach Baltimore mitnehmen. Die Nacht in den drei Booten wird bei dem hohen Seegang von allen Beteiligten als furchtbar beschrieben und die Ankunft der Arcadia um 03.00 Uhr von allen begrüßt. (The Wireless World 11-1913) 

1. Oktober: Die Großherzoglich Oldenburgische Navigationsschule Elsfleth kündigt für den Steuermanns- und für den einen Monat später beginnenden Schifferkursus Sonderkurse in drahtloser Telegraphie an. Es wird auf das Bordexamen 1. und 2. Klasse vorbereitet. 

1. Oktober: Das kaiserliche Telegraphen-Versuchsamt feiert das 25-jährige Jubiläum. Im Bereich Funkentelegrafie befasst sich das TVA mit Erdströmen und Antennenformen. 

4. Oktober: In Baltimore trifft der Hapag-Dampfer "Arcadia" mit den Überlebenden des indischen Dampfers "Templemore" ein. Das Schiff war am 29. September abends nach einem Schiffsbrand im Sturm gesunken. Der DEBEG-Funker Freemann hatte den (mit dem Notsender ausgestrahlten) Seenotruf als einzige Station gehört und die "Arcadia" konnte alle Personen an Bord nehmen. Auch beim Seenotfall "Sokane" (Strandung bei Cap Lazo, Britisch Columbien) werden Fahrgäste und Besatzung nach drahtlosem Seenotruf gerettet. 

4. Oktober:  Marconi Ltd. und die DEBEG gründen in Australien die „Australian Wireless Ltd“ mit dem Ziel, Bordfunkstationen beider Systeme zu betreuen und aus- bzw. nachzurüsten

9. Oktober: Seenotfall des britischen Auswandererschiffes "Volturno" (3.581 BRT) mit 564 Auswanderern und 93 Besatzungsmitgliedern, darunter 2 Funkoffiziere, auf der Reise nach Halifax und New York. In der - wie man heute sagen würde - "gefährlichen Ladung" entsteht gegen 7 Uhr morgens (Donnerstag) Feuer und es ereignen sich mehrere Explosionen.  Auf den Seenotruf (09:30 Bordzeit "SOS volturno posn 49.12 n 34.51 w serious fire forward and nr 1 and 2 hold blazing furiously please come at once ") melden sich "Carmania" (78 Meilen, Ankunft ca 2 pm GMT)) und andere Schiffe, so die "Seydlitz" und "Großer Kurfürst" des NDL, die 5 Stunden nach dem Seenotruf am Unfallort eintreffen. Um 22 Uhr erreicht das Feuer den Raum mit der Signal- und Leuchtmunition. Durch diese Explosion wird auch der Funkraum zerstört. Bis dahin haben die Marconi-Funkoffiziere W. Seddon und C.J. Pennigton ruhig und sicher gearbeitet. Sie gehen erst am 10. Oktober mit dem Kapitän und vier Ingenieuren von Bord. Zur Übernahme der Überlebenden sind acht Schiffe am Unglücksort. Wegen des hohen Seegangs (NW-Sturm Stärke 9-10) ist das Abbergen schwierig. So sind schon 6 Boote herabgelassen worden, aber nur zwei sind sicher auf dem Meer gelandet, die anderen werden an der Bordwand zerschmettert. Um 9.20 (Marconi: 10:20) wird im Funkraum die Notanlage benutzt, weil der Strom ausfällt. Die letzte Funkmeldung an die schon in weitem Unkreis vorhandenen und wegen des Seegangs nicht helfen könnenden Schiffe in Sichtweite: „for gods sake help us we perish“. Auf die Aufforderung des Kapitän Barr von der Carmania beschleunigt der Tanker „Narragansett“ seine Zielfahrt und kann schon am Freitagmorgen gegen 5 Uhr Öl ablassen und zur Beruhigung der Wellen beitragen. Am Ende der Bergung zählt man an Bord der Narragansett 95 Telegramme, die oft hundert und mehr Worte lang sind. 
Die 132 (andere Quelle: 136 oder 137) Toten sind überwiegend beim panikartigen Herablassen der Boote zu beklagen. Das Boot Nr. 5 der "Seydlitz" wird vom Telegraphenoffizier Müller geführt, dieses Schiff kann 45 Personen retten und der D „Großer Kurfürst“ hat 105 Personen an Bord genommen. Nach 24 Stunden sind 521 Personen auf 9 (andere Quelle: 10) Schiffen verteilt und fahren - da ein Übersetzen nicht möglich ist - nach den jeweiligen Bestimmungshäfen, von wo die "Familienzusammenführung" organisiert wird. Der DEBEG-Beamte Reich wird nach fast 50-stündigem Dienst an der Taste besonders erwähnt. Auch die Funkbeamen Gericke und Inselmann  erhalten „höchstes Lob für tatkräftige Unterstützung der Schiffsleitung und unermüdliches Ausharren am Apparat“. Nach einer Notiz in der ETZ hat Marconi einigen Rettern persönlich goldene Uhren überreicht, die Meldung nennt aber keine Namen. Die von der britischen Regierung gestifteten silbernen Tapferkeitsmedaillen für die deutschen Retter kommen wegen des Krieges nicht mehr zur Verteilung. 1923 erinnert man sich wieder dieses Seenotfalles, aber da werden in der britischen Botschaft nur noch 46 der 65 Medaillen gefunden und der damit verbundene Geldpreis ist wegen der Inflation nur noch Pfennige wert. 

2. Oktober: Telefunken meldet die Wechselstromspeisung von Röhrensendern zum Patent an. Damit hat die Entwicklung der Schiffsender einen vorläufigen Abschluß gefunden. Bis 1908 beherrschen stark gedämpfte Funksender der Systeme Marconi und Braun, die sogenannten Knallfunkensender die Weltmeere. 1905 kommt der Lichbogensender nach Valdemar Poulsen bei Küstenfunkstellen in Anwendung und ab Herbst 1909 setzt sich der Löschfunkensender System „Tönende Funken“ von Telefunken allgemein durch. Maschinensender gibt es – ebenfalls bei Küstenfunkstellen - ab ca. 1911. 
Typische Werte für moderne Sender: 100.000 Perioden oder 3.000 m oder 50.000 Perioden entsprechend 6.000 m Wellenlänge
Weitere Aktivitäten im Oktober: Telefunken nimmt in Amerika den ersten Überlagerer (Prinzip: Schwebungsempfang mit Detektor und Röhren-Überlagerer) zum Empfang von Nauen in Betrieb. Im Bereich Röhren lässt die Firma das Prinzip der gasgefüllten Lieben-Röhre schützen und experimentiert mit Hochvakuumröhren. 

11. Oktober: Die 1911 erstmals in Betrieb gegangene Küstenfunkstelle Cap Race (damals Reichweite 300 Meilen), welche durch ein Feuer im Mai 1913 zerstört worden ist, ist nach einem Provisorium heute vollkommen neu gestaltet, eingeweiht worden. Mit der neuen Reichweite ist diese Marconi-Station heute für die Schiffe auf dem mittleren Atlantik interessant geworden. So konnte kurz nach der Eröffnung ein Telegramm der „Empress of Britain“ über eine Entfernung von 835 Meilen aufgenommen werden. Zwei neue 5,5 kW Sender, es handelt sich um die „synchronous disc discharger type“, die von einer 10 PS Maschine angetrieben werden und einen 480 Hz-Ton erzeugen, sind für die Sendewellenlängen 300 bis 600 und 1.800 m ausgelegt, können aber auch auf anderen Wellenlängen senden. Mit der 1.800 Welle ist Funkverkehr mit den Azoren und Long  Island möglich. (The Wireless World Dez. 1913). 

14. Oktober: Der transatlantische Funkverkehr zwischen den Stationen Eilverse bei Hannover und Tuckerton (New Jersey/USA) wird offiziell aufgenommen. 

18. Oktober: Erstes Radiotelegramm von Nauen nach Sayville/USA. Hierbei wird der neue 100 kW-Löschfunkensender mit den kürzlich entwickelten Telefunken Verstärkerröhren eingesetzt. 

Oktober:  In Brüssel wird  die Internationale Kommission zur Erforschung der drahtlosen Fernübertragung und der atmospärischen Störungen gegründet. Den Vorsitz übernimmt W. Duddell und als erste Veröffentlichung  erscheint ein Vorschlag zur Konstruktion geeigneter Antennen-Normale. 

Oktober: Armstrong erhält ein Patent auf einen Röhrengenerator. 

6. November: Todestag des Chefingenieurs des britischen Postwesen Sir William H. Preece. Der am 15. Februar 1834 geborene Preece war Schüler und Assistent von Faraday trat 1870 in den staatlichen Telegraphendienst ein. Bekannt geworden ist er als einer der großen Förderer Guglielmo Marconis und 1898 wird er Präsiden der Civil Engineers. Er stirbt im 80. Lebensjahr in Caernarvon (Wales). 

12. November: "Erste Schiffssicherheitskonferenz": In London tagen die Vertreter von 14 (andere Quelle 16) Nationen und Gesellschaften  beim Internationalen Seeunfall-Verhütungskongress. Diese Konferenz wird auch "Seenot-Konferenz", "Seenotkongress"  oder "Titanic-Konferenz" genannt, und ist notwendig, weil u.a. die Frage der international geltenden Funkausrüstung nicht in die Zuständigkeit von Telegrafenkonferenzen fällt. Als Themen für den Schiffssicherheitsvertrag sind vorgesehen: Gegenseitige Anerkennung der Zertifikate, Beschaffenheit des Schiffskörpers - Ausrüstung mit Booten und Rettungsgeräten - Ausrüstung mit drahtloser Telegrafie - Fahrtgeschwindigkeit in der Eisfahrt - Drahtlose Notsignale - Verpflichtung zur Hilfeleistung - Nachrichtenwesen über Eis. Den Vorsitz führt Lord Mersey, welcher vorher die Titanic Untersuchung geleitet hatte.  Die deutsche Delegation ( 11 Herren) wird geleitet vom Direktor des Auswärtigen Amtes, dem Wirklichen Geh. Rat von Körner, der Fachmann für den Telegrafiefunk wird wohl der Geh. Oberpostrat Schrader gewesen sein.  Der amerikanische Delegierte verlässt schon bald die Konferenz wegen Unstimmigkeiten bei der Bemannung von Rettungsbooten. Die Konferenz endet am 20. Januar 1914. Ergebnisse siehe dort. 

November: In Deutschland kommt der Hörempfänger E 13 auf den Markt. Er ist zum Empfang drahtloser Nebelsignale mit variabler Selbstinduktionsspule, Kopplungsspule, Verkürzungs- und Blockkondensator, Detektor, Hörer sowie Kompaßskale zur Markierung des Hörminimums  ausgerüstet. 

16. November: Nach einem Feuer auf dem spanischen D. "Balmes" reagiert D. "Pannonia" auf den Notruf und rettet die 103 Passagiere und die 56 Mann der Besatzung . 

20. bis 22. November: Auf der Tagung der Schiffbautechnischen Gesellschaft in Berlin-Charlottenburg hält u.a. Direktor Bredow einen Vortrag mit dem Titel "Der funkentelegraphische Betrieb auf D. Imperator". 

25. November: In Bremen hält Prof. Dr. Meldau einen Vortrag mit dem Titel: "Fortschritte in der funkentelegraphischen Richtungsbestimmung". Er geht besonders auf die Versuche am Müggelsee und Arkona ein, wo mit Adcockantennen gerichtete Funkstrahlen erzeugt werden, deren Minimum auf See mit einfachen Empfängern peilbar ist. 

November: Im Winter 1913/1914 wird in Bremerhaven für nautische Schiffsoffiziere auf Frachtschiffen, die nebenamtlich den Funkdienst wahrnehmen wollen oder müssen, ein Lehrgang zum Erwerb des Seefunkzeugnisses 2. Klasse eingerichtet. Dieser Lehrgang ist vorläufig der letzte, weil bei Kriegsbeginn die Schule geschlossen wird und die Lehrkräfte und Schüler einberufen werden. 

26. November: In London beginnt eine Untersuchungskommission, den Seenotfall „Volturno“ zu untersuchen. Dabei wird bekannt, dass eine Explosion auf dem Vordeck den vorderen Mast zerstört hat und damit der Funkbetrieb eingestellt werden musste, obwohl die Notanlage noch genügend Kapazität hatte. 

November: Die Firma Dr. Erich Huth baut eine 500 Watt Funkstation, die besonders für kleine Schiffe geeignet ist. Bei ihr sind Sender und Empfänger in einer Holzkiste mit den Maßen 25 x 45 x (h) 37 cm untergebracht. Alle Stationselemente sind nach dem Öffnen der Vordertür zugänglich. Der Sender arbeitet auf den Wellen 300 und 600 m, der Empfänger überstreicht den Bereich 250 bis 1.650 m. Zur Station gehört noch ein kleiner 500-Perioden-Umformer. Nach einem ersten Bericht hat der Dampfer „Wilhelm“ mit einer Antennenhöhe von 17 m bei Tage eine Entfernung von 200 km mit dieser Station sicher überbrückt. 

November: Nach England prüft jetzt auch Frankreich die Errichtung eines „Allfranzösischen Funkentelegraphen-Netzes“, welches östlich bis Saigon und nach Afrika und Südamerika reichen soll.

November: Die britische National Sailors and Firemen Union veranstaltet eine Umfrage, ob sie ihren Mitgliedern raten soll, nur auf Schiffen mit einer Funkausrüstung Dienst zu tun.

23. Dezember:  Irving Langmuir erhält auf die Erfindung der Hochvakuum-Verstärkerröhre ein US-Patent. Er ist auch der Erfinder der Doppelgitterröhre. Diese hatte ein Hilfsgitter direkt über der Kathode zur Beschleunigung des Elektronenaustritts. Vorteil: Nur ca. 8 - 12 V Anodenspannung. Diese Röhre hat sich aber in der Praxis nicht bewährt. Ein Jahr später erfindet Langmuir eine Vakuumpumpe, die Röhren besser evakuieren kann.

November:  Die DEBEG richtet einen ersten 10-12 Wochen Kursus für Funktelegrafisten 2. Klasse  an der königlichen Navigationsschule in Geestemünde ein. 

November:  Der Dampfer "Vaterland" erhält einen Telefunken-Lichtbogensender nach Graf Arco zur Erzeugung ungedämpfter Schwingungen und macht 1913/14 Versuche mit Funktelephonie. Das Schiff hat drei voneinander unabhängige Antennen, und zwar eine achtdrahtige Dachantenne zwischen beiden Masten und zwei eindrahtige Antennen von der Station zu je einem der beiden Schornsteine. Diese können parallel betrieben werden. 

November:  Prof. L. Pungs lässt sich die Telefoniedrossel patentieren. Mit Hilfe einer Steuerwicklung auf einem dreischenkligen Eisenkern lässt sich die Induktivität der Hochfrequenzspule auf den beiden anderen Schenkeln verändern. Damit wird eine Ton- oder Tastmodulation von Sendern einfacher und gefahrloser als die Einschaltung von Mikrofonen bzw. Tasten in Schaltungsteile mit hohen Spannungen und/oder Strömen. 

1. Dezember: Die Telefunken Stationen Jap (Karolinen) und Nauru (Marschall-Inseln) gehen in Betrieb. 

1. Dezember: Telefunken erhielt im Zeitraum 1. Juni 1913 bis heute 184 Aufträge zur Lieferung von Funkstationen aus dem Ausland. Es handelt sich um 7 Kriegsschiff-Anlagen, 97 Stationen für andere Schiffe und 20 zerlegbare Militärstationen. In diesem Jahr werden in der deutschen Kriegsmarine drahtlose Telephonie-Versuche mit Detektor-Schaltungen zwischen schwimmenden Einheiten durchgeführt. Die erzielten Reichweiten lagen zwischen 35 und 90 km. 

9. Dezember: Marconi (H. J. Round) lässt sich die Zylinder-Anode bei Elektronenröhren durch das britische Patent 28 413 schützen. 

Dezember: Der Kapitän des D. "Frankfurt" (NDL) wird von den Behörden Baltimores wegen Zuwiderhandlung gegen die Bestimmungen über die Mitnahme von Funkentelegrafisten "in Strafe genommen". Er hatte wegen einer Erkrankung des 1. Offiziers einen der beiden Telefunken-Offiziere zum Brückendienst herangezogen und den anderen die Funkwache gehen lassen. 

Dezember: Die UIT in Bern gibt bekannt: Auf der Welt gibt es 310 Küsten- und 1.068 Bordstationen auf Handelsschiffen. In dieser Ausstellung hat Deutschland (einschließlich Kolonien) 23 Küsten- und 227 Bordfunkstellen auf Handels- und 112 auf Kriegsschiffen. Nach dem verwendeten Funksystem führen Marconi und Telefunken weltweit vor de Forest, Lepel und Poulsen. 
Nach einer anderen Darstellung werden auf der Welt nach dem Marconi-System 195 Küsten- und 1.521 Bordstationen betrieben. Telefunken liegt auf dem zweiten Platz mit 137 Küsten- und 747 Bordstationen. Nach dem System Lorenz wird eine Küstenstation und nach dem System Huth eine Seefunkstelle betrieben. Die übrigen Systeme dieser Austellung enthalten u.a. Namen wie: Societe Francaise Radioelectrique, Lodge Muirhead, de Forest, Teishinsho, Rochefort, Poulsen, Comapagnie Generale Radiotelegraphique, Shoemaker, Branly Popp, United Wireless, Helsby, Willis-Boas, Fessenden und verschiedene Regierungssysteme. In dieser Aufstellung beträgt die Gesamtzahl aller Stationen 4.500 (598 Küsten- und 3.902 Bordstationen). Die Angaben aller Veröffentlichungen aus Bern sind aber mit einem gewissen Unsicherheitsfaktor verbunden, weil viele Nationen ihre Militär- und Marinestationen dem Fernmeldeverein nicht mitteilen
Nach einer anderen Darstellung ist die Zahl der Funkstationen aller Systeme an Bord deutscher Handelsschiffe ständig gestiegen. So wurden 1907 26 Stationen, 1908 27 Stationen, 1909 61 Stationen, 1910 90,Stationen, 1911 165 Stationen, 1912 212 Stationen und 1913 405 Stationen registriert. 

Dezember: Die Reichspost erhält zahlreiche Beschwerden ausländischer Küsten- und Überwachungsstationen über langsames Arbeiten von Inhabern des Funkzeugnisses 2. Klasse auf der Welle 600 m und stellt Überlegungen an, das Morsetempo bei Prüfungen zu erhöhen. 

Dezember: Von den im Deutschen Reich registrierten 521 Bordfunkstellen betreut die DEBEG 380 Stationen. Diese haben 58.980 Telegramme mit 822.767 Wörtern gesendet und 34.706 Telegramme mit 628.949 Wörtern empfangen. Dazu kommen 5.625 (6.045) Ozeanbriefe  mit 171.106 (188.547) Wörtern (Zahlen in Klammern: Vorjahr). Zum Vergleich: Der Telegrammverkehr über Kabel betrug in Deutschland und mit dem Ausland: 61.217.520 Telegramme.  Der Anteil von Norddeichradio/KAV: Telegramme gesendet: 2.060, Telegramme empfangen: 7.511, Telegramme an Feuerschiffe: 27 Telegramme von Feuerschiffen: 158, Zeitungstelegramme: 526, Wettertelegramme: 365, Sturmwarnungen: 655 und 2 Nachrichten für Seefahrer. 

Dezember: Dem Geschäftsbericht der schwedischen Telegraphengesellschaft kann man entnehmen, dass es in Schweden z. Zt. 5 Küstenfunkstellen (3 der Marine und je eine der Staatseisenbahn und der Telegraphenverwaltung) gibt. Von den 49 Bordfunkstellen sind 16 auf Handelsschiffen installiert. Weiter heißt es, dass die im Vorjahr aufgenommene Ausbildung der Bordtelegraphisten fortgesetzt werden soll. 

Dezember: Im Jahresbericht des Norddeutsche  Loyd kann man lesen, dass die Reederei erstmals den Titel „Schiffsingenieur“ (1., 2., 3. und 4. Ing.) bzw. „Ing-Asst“ vergibt. Den Obermaschinisten der Columbus-Klasse und des D. „George Washington“ wird der Titel „Leitender Ingenieur“ verliehen. 

Dezember:  Kriegsschiffe unternehmen Versuche mit drahtloser Telephonie und Detektorempfang. Man erreicht Reichweiten von 30 bis 90 km, obwohl sich zwischen den Schiffen zeitweise Land befindet. 

Dezember: Die Marconi-Gesellschaft gibt zum Jahresende „The Year Book of Wireless Telegraphy and Telephony 1913“ herausDas Werk erschein bei St. Catherines Press Norfolk Street London WC, hat 564 Seiten und kostet 2 s 6 d. Aus dem Inhalt: Anfang 1909 gab es 125 Marconi-Handelsschiffstationen, Anfang 1913 zählte man 1.500 Normaltype-Anlagen mit 1,5 kW Primärenergie. Die Reichweite beträgt bei dieser Anlage 400 km bei 30 m Antennenhöhe. 

Dezember:  Die Entwicklung der Anzahl von Funkstationen aller Systeme an Bord deutscher Handelsschiffe geht aus einer Veröffentlichung der Schiffbautechnischen Gesellschaft wie folgt hervor:
Dezember 1907: 26. Dezember 1908: 27. Dezember 1909: 61, Dezember 1910: 90. Dezember 1911: 165. Dezember 1912: 212. Dezember 1913: 405 Stationen. 
Der Anstieg ab 1911 hat drei Gründe: Die Einführung des Löschfunkensenders, die Freigabe der englischen Küstenfunkstationen für den Funkverkehr mit Stationen aller Systeme und die Gründung der DEBEG.
Eine andere Statistik dieser Zeit listet die Entwicklung der Bordstationen nach Systemen auf. Sie zeigt, dass es zum Jahreswechsel 1913/14 vom Marconi-Monopol zur Zweier-Allianz Marconi-Telefunken kommt, die über 50 Prozent der Stationen betreiben bzw. geliefert haben:

Monat/Jahr Marconi Telefunken andere gesamt
08/1909
161
24
55
240
10/1910
203
53
66
320
07/1912
900
798
752
2450
01/1913
1047
871
879
2707
01/1914
1521
1281
1100
3902

31. Dezember: Eine dritte Statistik kommt mit dem Rechenschaftsbericht des Internationalen Büros des Welt-Telegraphen-Vereins in Bern. Danach betrug die Anzahl der Küsten- und Bordstationen:
Ende 1908 508  Ende 1909 755  Ende 1910 1.217
Ende 1911 1.740  Ende 1912 2.280  Ende 1913 3.998
Die letzte Zahl setzt sich zusammen aus 484 Küsten-, 3.663 Bord- und 52 festen Landstationen. Auf Deutschland entfallen davon 17 Küsten- und 509 (andere Quelle: 405)  Bordstationen. Österreich-Ungarn hat 3 Küsten- und 55 Bordstationen.
In der Richtung Land – See wurden über deutsche Küstenfunkstellen im Jahre 1913  5.312  und über österreichische 208 Funktelegramme abgefertigt. In der umgekehrten Richtung See – Land waren es 14.893 bzw. 2.941. Im Schiff – Schiff – Verkehr meldet man 7.242 bzw. 583 Funktelegramme. 

Dezember:  Zeitzeichen werden zur Zeit ausgestrahlt von:
Norddeich Radio (1.650 m), Tsingtau (1.250 m), USA Arlington (2.500 m) sowie Boston, Charleston, Key West, New Orleans, Newport, New York, Norfolk, Eureke, Mare Island, North Head, San Diego, Tatoosh (1.000 m)
Choshi (Japan) auf 600 m
Mexiko: Campeche, Guaymas, Mazatlan, Payo Obispo, Veracruz (keine Angabe)

Dezember:  In Australien gibt es neue Küstenfunkstellen: Geraldton (WA) mit dem Rufzeichen VIN, Rockhampton (Q) Rufzeichen VIR und Cooktown (Q), Rufzeichen VIC. In Indien gibt es neben den großen Marconi Stationen in Karachi, Nagpur, Lahore und Bombay eine neue Station auf Butcher Island . Neu sind außerdem: Nassau (Bahamas) Rufzeichen VPN, Archangel (Russland) Rufzeichen RQA, Sierra Leone, Rufzeichen VPU und Guadalajara (Spanien), Rufzeichen ECZ. (The Wireless World 12-1913)


Neu auf dem Büchertisch 1913
Das „Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie“ von Dr. J. Zenneck erscheint in der 2. Auflage im Verlag Ferdinand Enke Stuttgart. Es kostet gebunden 15 Mark. Neu aufgenommen wurden alle Neuerungen der Zeit zwischen 1909 und 1912, überarbeitet wurden die Beeiche Hochfrequenzgeneratoren, Wellenausbreitung, besondere Antennenformen und gerichtete Telegraphie. 
„Chronique Illustree du Concours International de Telegraphie Pratique Turin 1911“ heißt ein Prachtband von F. Geromini und Telemaco Obe zum Preis von 20 frcs. Das reich illustrierte Buch behandelt den Verlauf, die Ergebnisse und Festlichkeiten anlässlich des 50-jährigen Jubiläuums der italienischen Telegraphenverwaltung und des Telegraphistenwettstreits in der Stadt. Im Schlusskapitel werden die bisher durchgeführen Telegraphistenwettstreite in Brüssel 1897 und in Como 1899 behandelt und die Turiner Probetelegramme abgedruckt.
In Paris erscheint die zweite Auflage des Buches „La Telegraphie sans fil – Applications diverses“ von E. Petit mit einem Vorwort des Professors A. d’Arsonal im Verlag Ch. Delagrave. Es kostet 9 Fr. 
In schwedischer Sprache erscheint bei Norsted & Söners in Stockholm „Tradlös Telegrafi“. Der Autor ist Thor Thörnblad und das zweibändige Buch kostet  4 Kronen. 
„American Telegraph Practice – A complete technical course in modern telegraphy including simultaneous telegraphy and telephony“ von D. McNicot erscheint im Verlag McGraw-Hill in New York und kann auch in Deutschland für 17 gekauft werden. 
„Die Funkentelegraphie“, das Büchlein von H. Thurn erscheint bei Teubner/Leipzig in der zweiten Auflange und kostet 1,25 M. 
Im Marconi Press Verlag in London erscheint „The Year Book of Wireless Telegraphy and Telephony 1913“. Es kostet 2/6 net. 
Das „Handbook of Wireless Telegraphy“ von Dr. J. Erskine Murray (London: Crosby, and  Lockwood & Son, 10 s 6 d) erscheint in der vierten Auflage seit 1907. 
„The Practical Electrician’s Pocket Book and Diary, 1913 erscheint bei Rentell & Co. Und kostet 1 s. 
Bei Percival Marshall & Co. In London erscheint “ Wireless Telegraphy simply explained”  in  der Reihe Model Engineer als Nr 37 und kostet 6 d. 
„Wireless Telegraphy“ ist der Titel eines Buches von Professor C L Fortescue. Es kostet 1 s und erscheint bei Camb. Univ. Press.
Im Marconi-Verla/London erscheint das „Handbook of Technical Instruction for Wiresless Telegraphists“ von J. C. Hawkhead zum Preis von 3 s 6 d
Wireless Telegraphy and Telephony , Autor Charles R Gibson,  Verlag: Seeley, Service and Co, London,  Preis: 5 s
In der Literatur wird angeregt, auf Kriegsschiffen einen hohen Wasserstrahl als Hilfsantenne zu verwenden, wenn die Antenne durch Feindbeschuss unbrauchbar wird. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
Zur Seefunk-Homepage
Version:  10-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1914

15. Januar: Telefunken lässt sich die rückgekoppelte Kathodenröhre für Tonempfang mit dem Patent 304 020 schützen.

20. Januar: Ende der Londoner "Titanic" Schiffssicherheits-Konferenz". Ergebnis: "Internationaler Vertrag zum Schutz des menschlichen Lebens auf See" (International Convention for the Safety of Life at Sea) zwischen dem Deutschen Reich, Österreich-Ungarn, Belgien, Dänemark, Spanien, Vereinigten Staaten von Nordamerika, Frankreich, England, Italien, Norwegen, Niederlande, Russland und Schweden. Dieser Vertrag wird wegen des im gleichen Jahr ausgebrochenen 1. Weltkrieges nicht ratifiziert. Einzelne Länder erlassen aber gleichlautende oder verschärfte Bestimmungen, die dem Vertragstext entsprechen. 
Kapitel II sagt: Vertrag ist gültig für Kauffahrteischiffe mit Maschinenkraft auf internationalen Reisen mit mehr als 12 Fahrgästen.
Kapitel III (Sicherheit der Seefahrt) verpflichtet die Unterzeichnerstaaten zur Wrackzerstörung und Eiswarndienst im Nordatlantik. An den Kosten beteiligen sich u.a. England mit 30, Deutschland, Frankreich und die USA mit 15, Österreich mit 2 Prozent. Für die funktelegrafische Abstrahlung von Gefahrenmeldungen wird das Sicherheitszeichen T T T eingeführt. (die Gruppe wird 10 x wiederholt mit anschließender dreimaliger Abgabe der Sicherheitsmeldung).
Kapitel IV (Bauart der Schiffe) bestimmt u.a., dass "neue Schiffe" die sind, deren Kiel nach dem 1. Juli 1915 gelegt wird.
Kapitel V (Funkentelegraphie) sagt u.a.: Alle durch Maschinen oder Segel fortbewegten Kauffahrteischiffe, ob Fahrgastschiff oder nicht, müssen Telegrafiefunkanlagen an Bord haben, wenn mehr als 50 Personen an Bord sind (Ausnahme u.a.: Schiffe, die sich nicht weiter als 150 sm von der nächsten Küste entfernen). Die Schiffe werden wie im Telegrafenvertrag in drei Kategorien eingeteilt:
1. Kategorie: Bordstation mit durchgehendem Dienst. Dazu gehören alle Schiffe, die zur Unterbringung von mehr als 25 Passagieren eingerichtet sind. (Auch Geschwindigkeit und Entfernung von zwischen Häfen spielt hier eine Rolle).
2. Kategorie: 25 und mehr Fahrgäste und nicht zur Kat. 1 gehörend: Täglicher Dienst 7 Stunden ununterbrochen und die ersten 10 Minuten jeder übrigen Stunde.
Kategorie 3: Keine festen Dienststunden
Fischereifahrzeuge (einschließlich der Walfangschiffe) sind nicht zu dauernder Hörbereitschaft verpflichtet. Hörbereitschaft darf nur durch Zeugnisinhaber nach Telegrafenvertrag von 1912 oder ggf. durch Hörleute mit einem Befähigungszeugnis durchgeführt werden. Falls Autoalarmgeräte erfunden werden, kann die Sicherheitswache auch durch solche Geräte erfolgen. Mindestreichweite einer Funkanlage 100 Seemeilen (Der Internationale Funkvertrag sah nur eine Reichweite für die Notsendeanlage vor). Obligatorische Hilfsanlage mit eigener Stromquelle, 80/50 sm Reichweite (1/2. Kategorie), sie muss so hoch wie möglich im Schiff untergebracht sein. Kapitäne sind verpflichtet, einem in Seenot befindlichem Schiff zu Hilfe zu kommen.
Fristen: Geforderte Mindestbedingen für Funkausrüstung und Funkpersonal müssen 1 (1. und 2. Kategorie) bzw. 2 Jahre (3. Kategorie) nach der Ratifikation erfüllt sein. 
Kapitel VI befasst sich mit Rettungsmitteln und Maßnahmen gegen Feuersgefahr. So gilt die Forderung nach genügend Bootsraum als erfüllt, wenn 75 % aus Booten und 25 % aus Booten oder Flößen besteht.
Kapitel VII schreibt u.a. die Sicherheitszertifikate (Geltungsdauer 12 Monate, gegenseitige Anerkennung) vor. 
Kapitel VIII (Allgemeine Bestimmungen) ermöglicht den Beitritt weiterer Länder oder die Kündigung eines Unterzeichnerstaates.
Der Vertrag soll am 1. Juli 1915 in Kraft treten, die Ratifikation muss bis 31. Dezember (andere Quelle: bis 21. März) 1914 in London eingegangen sein und ein Folgevertrag soll 1920 beschlossen werden. Zum Schluss spricht der Vertrag den Wunsch aus, dass vermehrt Wetter- und Zeitinformationen an Bord zur Verfügung stehen mögen. Die Bestimmungen des Internationalen Abkommens zur einheitlichen Feststellungen von Regeln über die Hilfeleistung und Bergung in Seenot (23. Sept. 1910 Brüssel (siehe dort)), werden durch diesen Vertrag nicht berührt. 

13. Januar:  Der D. "Cohequid" strandet bei Trinity Rock/Fundy. Auf den telegraphischen Notruf trifft nach 36 Stunden ein Rettungsschiff ein und rettet 108 Personen von dem Wrack. 

24. Januar:  Ein wahnsinniger Zwischendeckspassagier des D. "Brandenburg" schießt auf den 3. Offizier und verletzt ihn mit einem Bauchschuss schwer. Über Funktelegrafie wird der Arzt von D "Bosnia" informiert. Beide Schiffsärzte verabreden die Operationsmethode und operieren den Offizier nach dem Treffen der Schiffe leider erfolglos. 

27. Januar: Anläßlich des Betriebsbeginns der Funkverbindung Eilverse/Hann. nach Tuckerton/USA (Entfernung 6.500 km) übermittelt der deutsche Kaiser an Präsident Wilson ein Telegramm. Weil Tuckerton zunächst nur als Empfangsstation betriebsbereit ist, kommt das Antworttelegramm über die Telefunken-Strecke Sayville/NY und Nauen. In Eilverse ist ein Goldschmidt-Maschinensender (150 kW) installiert. Die Antenne hat einen Mast von 250 m, die Entfernung zwischen den Stationen ist 6.700 km, die Wellenlänge 7.500 m. Bei dieser Gelegenheit führt die kaiserliche Post des Deutschen Reiches das „Funk-Gruß-Telegramm“ ein. 

Februar: Auf Anordnung der japanischen Regierung müssen japanische Postdampfer demnächst drahtlose Telefonanlagen an Bord haben. (System Torikata, Reichweite 100 km).

Februar: Als Siemens Firmenschrift erscheint: Die elektrischen Kommandoapparate des D."Imperator". 

Februar: Die Hamburg-Amerika-Linie bestellt bei der DEBEG 34 Funkstationen zum Einbau auf den Frachtschiffen, um rechtzeitig die Anforderungen des Londoner Sicherheitsvertrages zu erfüllen. 

Februar: In Australien eröffnen folgende Küstenfunkstellen ihren Dienst: Geraldton (WA), Rockhampton (Q), Cocktown (Q). Auch Karachi und Butcher Iland (Bombay) sind betriebsbereit. 

Februar: Aus England wird gemeldet, dass für  die ca. 1.000 konzessionierten „Liebhaber-Funk-Stationen“ ein Verzeichnis erstellt werden soll. 

Februar: Bei Empfangsversuchen in der Südsee meldet der Kreuzer „Nürnberg“ die Aufnahme eines Funktelegramms von Nauru (9.200 km) und von Jap (12.500 km).

24. Februar: Erste erfolgreiche Anwendung meteorologischer Navigation mittels Funkwellen. In der Biscaya bestimmt die „Etha Rickmers“ mittels Wetterinformationen von Norddeich Radio die Position und Zugrichtung eines schweren Sturmtiefs und vermeidet durch richtiges Ausweichen Schäden an dem durch schwere Decksladung (Schlafwagen) etwas labilem Schiff. 

März: Telefunken baut und eröffnet in Windhuk eine Großfunkstelle. Damit ist die Verbindung Berlin (Nauen) - Togo (Kamina) - Deutsch-Südwest-Afrika (Windhuk) eröffnet. Die Abnahmebedingungen der Reichspost sehen vor, dass in Kamina während dreier aufeinanderfolgender fünftägiger Perioden je 1.200 Wörter fehlerfrei empfangen werden müssen. Dies wird Ende Februar erreicht. In der Südsee sind die Verbindungen Jap – Nauru (3.400 km), Jap – Samoa (6.000 km) und Nauru – Samoa (2.700 km) in Betrieb, während  der Stationsbau Rabaul (Neu-Guinea) bei Kriegsausbruch noch immer nicht ganz beendet ist. 

13. März: Der Londoner Internationale Funkentelegraphenvertrag vom 5. Juli 1912 ist heute von Spanien, Großbritannien, Italien, Japan, Norwegen, Rumänien, San Marino, Siam und Schweden ratifiziert worden. (RGBl 10/1914)  Am gleichen Tag erscheint die Veröffentlichung des Londoner Titanic-Vertrages (Internationaler Schiffssicherheitsvertrag London 1912) im Deutschen Reichs- und im Kgl. Preußischen Staatsanzeiger, nachdem er am 15. Februar schon in London veröffentlicht wurde. 

14. März: Nauen meldet eine drahtlose Verbindung mit Windhuk über 9.750 km. In der Telefunken-Zeitung Nr. 14 werden zahlreiche Rekordentfernungen der drahtlosen Telefunken-Stationen aufgelistet, welche von den Funkbeamten festgehalten und mitgeteilt werden. Beispiele: "Florida" empfängt die Sayville Presse über 8.000 km. "Rivadavia" meldet eine Verbindung ihrer 10 kW-Station mit Colon (Panama) über 3.700 km. "Sequoya" (2 kW) wird bis 3.250 km gehört, "Shabonee" erreicht 1.700 km mit der 1 kW Station und D "Prinz Ludwig" wird auf 4.400 km gehört, "Rhaktis" empfängt die Norddeich-Presse über 4.900 km usw. 

März: Eine große Hamburgische Reederei hat ihre Schiffsoffiziere von einem Telefunken-Kurs an der Hamburger Navigationsschule abberufen, weil sie dort nur das Zeugnis 2. Klasse als Bordtelegrafist erwerben können, während man in Elsfleth und Emden das von der Reederei gewünschte Zeugnis 1. Klasse bekommt. 

März: Für die Südamerika-Reise des Prinzen Heinrich von Preußen auf dem Dampfer "Cap Trafalgar" wird ein Spezial-Pressedienst eingerichtet, der zweimal täglich von Nauen auf den Wellen 4.500 und 9.400 m abgestrahlt wird. Der Dienst wird sowohl mit tönenden Funken (Nachtwelle 4.500 m) als auch mit der Hochfrequenzmaschine des Grafen Arco (Tageswelle 9.400 m) gesendet. Die Leistung beträgt in beiden Fällen 100 kW. Am Ende zeigt sich ein Vorteil der kurzen Welle. Bei der Rückfahrt werden die Versuche fortgesetzt. Dabei kann über 7.000 km der volle Text und über 9.000 km dieser noch bruchstückweise aufgenommen werden. 

März: Marconi unternimmt Sprechfunk-Versuche auf italienischen Schiffen. Dabei werden lt. Marconi Review  Reichweiten von 70 km für klare Verständigung erreicht. Später - im August - liefert die Firma eine komplette Station für eine Sprechfunkverbindung zwischen New York und Philadelphia. 

1. April: Das deutsche Reichs-Postamt genehmigt den Austausch von Ozean-Briefen zwischen Schiffen, die eine DEBEG-Funkstation an Bord haben und britischen Marconistationen. Bedingung: Offene Sprache und maximal 100 Wörter pro Ozeanbrief. Im Juni wird dieses Abkommen auch auf österreich-ungarische Schiffe ausgedehnt. 

30. April und 1. Mai: Der Deutsche Reichstag stimmt dem "Titanic"  (Schiffssicherheits-) Vertrag in drei Lesungen zu. Die Aufsicht über die Konferenzbeschlüsse soll im Deutschen Reich die Seeberufsgenossenschaft (SBG) übernehmen. 

April: Die Dr. Huth G.m.b.H. stellt ihren Hör-Empfänger E 17 vor. Der Empfangsbereich reichet von 250 bis 2.500 m und der Kopplungsgrad kann zwischen 0 und 75 % durch ein Antennenvariometer eingestellt werden. Ferner verfügt das Gerät über zwei Detektoren, die umschaltbar angeordnet sind. 

April:  Aus England verlautet, dass Cunard plant, einige Rettungsboote seines Fahrgastschiffes „Aquitania“ mit einer Funkanlage auszurüsten.

April: In drei Seegebieten wird jetzt ein täglicher Wetterbericht abgestrahlt. Die Stationen Castelnuovo, Sebenico und Triest für die Österreich-ungarische Küste der Adria, Reval, Riga und Libau für die östliche Ostsee und Kap Natal für die Küste Britisch-Südafrikas. 

1. Mai: Zur Betreuung der Funkstationen der DEBEG gibt es ein weltumspannendes Netz von Inspektionen, in denen Geräte repariert und/oder ausgetauscht werden können und Hilfe bei Problemen mit der Abrechnung des gebührenpflichtigen Funkverkehrs gegeben wird. So gibt es DEBEG Stationen in: Bremerhaven, Hamburg, Amsterdam, Antwerpen, Rotterdam, Kopenhagen, Glasgow, Liverpool, London, Southhampton, Le Havre, Marseille, Triest, Genua, Barcelona, Cadiz, Baltimore, Boston, Galveston, Jacksonville, Mobile, Montreal, New Orleans, New York, Philadelphia, Savannah, Tampa, Los Angeles, San Francisco, Seattle, Vancouver, Buenos Aires, Rio de Janeiro, Valparaiso, Batavia, Kalkutta, Dunedin, Port Arthur und Sydney. 

Mai: Prof. Dr. Braun schreibt anlässlich einer wissenschaftlichen Untersuchung über die Ausbreitung von Funkwellen im Boden und im Wasser in das Gästebuch des Hotels Deutsches Haus in Friedrichshafen:

Durch die Lüfte sie eilen, die schnellen
Nachricht tragenden Funkenwellen.
Über den Boden sie gleiten auch hin,
wie dieses wirke, steht noch dahin.
Um zu erforschen, was vor sich geh'
lag am nächsten der Bodensee.
Die Wahl war glücklich, das Wetter nicht fraglich.
Das "Deutsche Haus" war äußerst behaglich.
Lassen drahtlose Fragen uns künftig nicht schlafen,
kommen wir wieder nach Friedrichshafen.

29. Mai: Kurz nach Mitternacht vor Kanada Kollision der ca. 14.000 BRT großen "Empress of Ireland" / MPL (Baujahr 1906, Reise von Quebec nach Liverpool, 1057 Fahrgäste, 420 Besatzung) mit dem norwegischen Kohlenschiff "Storstad" (6.028 BRT). Beide Funker (1. FO) Ronald Fergusons und (2. FO) Edward Bamford werden bei der Seeunfalluntersuchung ausdrücklich gelobt. Nach der Kollision ( 1:55 Uhr) bei plötzlich auftretendem Nebel und widersprüchlicher Deutung der Schallsignale telegrafiert Ferguson (ohne) Anweisung: "CQ de MPL, Kollision, benötigen vielleicht Hilfe". Father Point antwortet sofort. Danach kommt durch die Schiffsleitung die Anweisung, SOS zu senden.. Bei der Übermittlung der (vom Funker geschätzten) Position „ca. 20 Meilen hinter Rimouski“ beendet um 2:01 Uhr ein Stromausfall und Ausfall der Akkus wegen Schlagseite die Seenotmeldung. Mit dem noch intakten Empfänger hören die FO’s der „Empress“ noch, dass zwei Rettungsschiffe unterwegs sind. Der gesamte Funkverkehr hat nur 8 Minuten gedauert. Father Point arbeitet als Relay Station , und verbreitet den Notruf weiter und ruft u.a. den NDL-Dampfer „Hannover“. Die „Empress“ sinkt um 2:10 Uhr. Das Regierungsboot "Lady Evelyn" und das Lotsenboot "Eureka" werden sofort in Marsch gesetzt  Die ersten Havaristen werden von der „Storstad“ aufgenommen. "Lady Evelyn", die um 03:45 Uhr eintrifft,  nimmt 338 Personen auf, darunter beide Funker, welche die unbesetzte Station der "Lady" für den nachfolgenden Funkverkehr benutzen. Von den 1.477 Menschan an Bord werden 464 gerettet, wobwei sich von der Besatzubng 60 Prozent, von den Fahrgästen nur 18 Prozent retten können. Dass in der Dunkelheit von der "Empreß" in nur 14 Minuten 9 Rettungsboote zu Wasser kamen, wird vom Seeamt ausdrücklich gelobt. Die Untersuchen leitet Lord Mersey, der auch bei der Untersuchungskommission des „Titanic“ – Untergangs den Vorsitz hatte. Die Funkausrüstung wird als Marconi 1,5 kW Sender, Marconi-Empfänger und Notaggregat beschrieben. 

29. Mai: Marconi erhält das englische Patent 13 248 auf eine Röhrensenderschaltung mit abgestimmten Gitterkreis. 

Mai: Der kürzlich vom Stapel gelaufene Cundard Dampfer "Aquitania" soll mit 2 Motorbooten mit Doppelmast für eine Antenne ausgerüstet werden. Diese mit Funk ausgerüsteten Boote sollen im Notfall keine Schiffbrüchigen aufnehmen, sondern die übrigen Rettungsboote schleppen. Wegen des Weltkrieges werden die Erprobungen mit diesen Rettungsbootstationen erst 1919 fortgesetzt und erst 1925 werden sie zur Pflichtausrüstung für große Fahrgastschiffe erklärt. 

Mai: Marconi wendet 2 Dioden in Antiparallelschaltung in seinen Empfängern an, um atmosphärische Störungen zu minimieren. Er nennt den Empfänger "Type 16 Balanced Crystal Receiver". In Italien demonstriert die Firma den neuen Sprechfunk-Sender auf zwei Schiffen der Kriegsmarine und überbrückt dabei eine Entfernung von 45 Meilen. 

Mai: Telefunken baut im eigenen Werk (vorher wurden die Röhren in einem befreundeten Glühlampenwerk gefertigt) Hoch-Vakuum- Röhren und beendet die Herstellung von Röhren mit Gasfüllung (Ionenrelais). Die Anodenspannung kann (mit immer besserem Vakuum) von 100 bis auf einige tausend Volt gesteigert werden. Nach einem Patent von 1913 wird bei Telefunken ein erster Zwischenfrequenz- empfänger gebaut. Anlass dazu waren Rückkopplungsprobleme beim Hintereinanderschalten von Hf-Verstärkern, um die schwachen Signale aus den Kolonien aufzunehmen. Bei den Großsendern wird mit der Einführung des Goldschmidtschen Tonrades auch eine „tönende“ Morseaussendung möglich, sodaß für größere Leistungen der Maschinensender den Löschfunkensender bei Großstationen verdrängt. 

Mai: Zeitsignale werden nicht mehr auf einer einheitlichen Welle (wie 1912 beschlossen) gesendet. So sendet Paris jetzt auf 1.800 m, Arlington auf 2.500, New York auf 1.000 m, Choshi auf 600 m usw. 

Mai:  Funkverkehr Nauen - Sayville/Long Island NY über 6.400 km. 

Juni:  Der D „Vaterland“ ist nach einer Neuausrüstung mit einer von Graf Arco gebauten Hochfrequenzmaschine das erste Schiff, welches mit gedämpften wie auch mit ungedämpften Wellen Funkverkehr durchführen kann. 

Juni: Nach einer Veröffentlichung von Lloyds/London sind z.Zt. 2.750 (1.932) Schiffe mit Funkanlagen und 930 (806) mit unterseeischen Signaleinrichtungen bei Lloyds bekannt (Zahlen in Klammern: Vorjahr). Zur gleichen Zeit meldet die DEBEG, dass sie bisher 470 Schiffe der deutschen Handelsmarine mit Funksendestationen ausgerüstet hat. Nach einer anderen Quelle ist die Zahl der Bordfunkstellen im Zeitraum 1909 bis 1914 so gestiegen:

Zeitpunkt
Gesamtzahl
Marconi
Telefunken
andere
August 1909
240
161
24
55
Oktober 1910
320
203
53
66
Juli 1912
2450
900
798
752
Januar 1912
2797
1047
871
879
Januar 1914
3902
1521
1281
1100

19. Juni: Kaiser Wilhelm II besucht mit Präsident Wilson die Großfunkstelle Eilvese bei Neustadt am Rübenberge und sendet einige Funktelegramme über Tuckerton/NJ. Diese im Vorjahr gebaute Station ist im Gegensatz zu Nauen und Sayville keine Telefunken- sondern eine Lorenz Station. Installiert sind hier Goldschmidt/Lorenz/Poulsen-Hochfrequenzmaschinen mit 100 kW Antennenleistung

24. Juni: E. Bellini und A. Tosi erhalten das britische Patent Nr 22.879 „Directive Signalling“

Juni:  Die Gesetze der Elektronen-Emission in Hochvakuum-Röhren werden jetzt durch O.W. Richardson, J. Langmuir und W. Schottky erforscht. 

Juni:  Für das Quartal April bis Juni 1914 werden von den deutschen Küstenfunkstellen in Afrikas folgende Zahlen bekannt:

Station
Anzahl Telegramme
Kosten
in Mark
Gewinn
in Mark
Swakopmund
879
3874
3947
Lüderitzbucht
204
6460
825
Duala
73
4320
477
Daressalam
605
4908
1422

Juli: Die Telefunken-Großfunkstelle Kaminia in Togo geht offiziell in Betrieb. Für die ununterbrochene Verbindung der Kolonie mit Nauen sind installiert: 6 Antennentürme mit 120 m und 3 Antennentürme mit 75 m Höhe. Die Empfangsantenne ist 3,5 km lang. Die Sendeenergie beträgt 100 kW. Ein besonderes Problem sind die atmosphärischen Entladungen im Tropengürtel Afrikas. Als Küstenfunkstelle dient eine Station in Lome, Rufzeichen KBL, die auf 300, 600, 1400, 1800 und 2500 m Wellenlänge arbeitet. 

Juli:  Die Küstenfunkstelle Chatham/Mass Rufzeichen WCC wird durch die Marconi Wireless Telegraph Comp. of America gegründet. 

Juli:  Neu bei Telefunken ist der Zwei-Röhren-NF-Verstärker EV 100 mit Serienheizung. Ein anderer NF-Verstärker hat die Bezeichnung EV 89 c und ist mit zwei Röhren des Typs EZ 96 ausgerüstet und ist für die „Karren-Station“ bestimmt. EV 136 a ist die Bezeichnung eines vier-Röhren NF Verstärkers mit Eisenwiderstand und Drehwiderstand für die Regelung des Heizstromes sowie einem Drehkondensator zur Unterdrückung der Selbsterregung (damals „Selbsttönen“ genannt). Ein neuer Detektor-Empfänger für bewegliche Stationen hat einen Empfangsbereich von 150 bis 750 m. 

9. Juli:  Die US-Regierung gibt Vorschriften für die Fahrt durch den Panamakanal, der im August eröffnet werden soll, bekannt. Für den Bereich Funk gilt: Ankunft per Telegrafiefunk rechtzeitig mitteilen, aber 15 Seemeilen vor dem Kanal nur mit maximal 500 Watt arbeiten. Anruf von Gatun über Colon/NAX und von Miraflores über Balboa/NPJ. Im Kanal ist eine durchgehende Funkwache sicherzustellen. Mit den Schleusen darf nur der Lotse funken. 

Juli:  Täglicher Nachrichtendienst auf Langwelle von Norddeichradio mit Morsetelegrafie eingeführt. 

29. Juli: Marconi-Ingenieure besuchen Berlin und Telefunken. Man zeigt ihnen die Telefunken Fertigungsanlagen und Labore. Daran schließt sich eine Besichtigung der 200-kW-Anlagen in Nauen an. Kurz darauf wird die Station vom Militär übernommen. (Marconi Review) 

Juli:  In einem Artikel der ETZ (S 856) beschreibt Lee de Forest sein „Ultraudion“, eine kleine Anlage  (mit rückgekoppelter ??) Audionröhre. Er schreibt, dass die Anlage Funkwellen nur im Milliwattbereich abgibt, sich aber verbessern lässt.  In Briefen an die ETZ weisen Reisz und v. Lieben auf ihre durch Patente gesicherte Priorität hin.

Juli: Handelsschiffsfunkoffiziere berichten von ungewöhnlich viel Funkverkehr zwischen Norddeichradio und der Kaiseryacht „Hohenzollern“ und auch zwischen der Station Eiffelturm mit dem französischen Linienschiff „La France“, auf dem sich der französische Ministerpräsident Poincaré befindet. 

Letzte Juli-Woche: Alle deutschen Großfunkstellen telegrafieren: "Krieg mit Frankreich, Russland und England. Alle deutschen Schiffe sofort neutrale Häfen aufsuchen. HBV" (HBV bedeutet Ermächtigung zum Gebrauch des Handelsschiffs-Verkehrsbuches. Kurze Codegruppen werden zur Verständigung benutzt, diese werden aber auch von den Gegnern eingesetzt um Schiffe aus neutralen Häfen herauszulocken). 

Juli:  Vor Ausbruch des 1. Weltkrieges gibt es 380 (andere Quelle: 479 oder 506, lt Anzeige DEBEG 418 in den Jahren 1914/15) DEBEG-Funkstationen an Bord deutscher Schiffe. Die Gesellschaft beschäftigt ca. 320 Funkoffiziere. Die deutsche Handelsflotte  (2.388 Einheiten mit ca. 5,5 Mio BRT)  hat einen Anteil von ca. 11 % an der Welthandelsflotte. 

30. Juli: Die Admiralität in London sendet einen Befehl an alle Schiffe Großbritanniens, sich in sichere Gewässer zu begeben. 

31. Juli: Eine kaiserliche Verordnung der (Reichsgesetzblatt 47/1914 S 266) verbietet die Aus- und Durchfuhr von Telegraphen- und Fernsprechgeräten. Im gleichen Gesetzblatt erscheint die Verordnung, betreffend die Verwendung von Tauben zur Beförderung von Nachrichten. § 1: Die Verwendung von Tauben zur Beförderung von Nachrichten ohne Genehmigung der Militärbehörde wird mit Gefängnis bis zu drei Monaten bestraft. 

31. Juli: Die Großstation Nauen wird nach der Mobilmachung planmäßig militärisch besetzt und dem Admiralstab der Marine unterstellt. 

1. August:  Ausbruch des 1. Weltkrieges. 
Deutschland:
Ein Kommando der Kriegsmarine übernimmt den gesamten Betrieb der Funkstation Norddeichradio. Das Reichs-Marineamt erlässt folgende Bekanntmachung: Allen in deutschen Gewässern befindlichen fremden Kriegs- und Handelsschiffen sowie allen deutschen Handelsschiffen ist der Gebrauch der FT-Anlage verboten. Die Handelsschiffe haben die Antennen sofort unter Deck zu bringen. Große Schiffe werden aufgefordert, Relaisdienste für Einheiten mit kleiner Funkanlage zu leisten. Die Rückkehrtelegramme werden von Nauen, Eilverse und Norddeich abgestrahlt. Auf See befinden sich ca. 480 Handelsschiffe mit einer Bordfunkanlage. So können beim Norddeutschen Lloyd 30 Schiffe dank ihrer Funkanlage neutrale Häfen anlaufen oder nach Deutschland zurückkehren. Die zwei nicht mit einer Funkanlage ausgerüsteten Einheiten ("Schlesien" und "Thüringen") fahren ahnungslos weiter und werden nach der damals üblichen Abgabe von mit der Morselampe gesendeten Passiermeldungen durch Kriegsschiffe aufgebracht. Weitere Bestimmungen treffen die Festungskommandanten und die Hafenbehörden. Deutsche Reedereien halten ihre Schiffe im Hafen fest oder geben Anweisung, neutrale Häfen anzulaufen. Als Kriegsfreiwillige werden (im August) noch u.a. angenommen: See- und Funkentelegrafisten, soweit sie nicht wehrpflichtig sind. Zum Aufspüren verbotener Funkanlagen werden neben den dafür hauptamtlich verpflichteten Beamten auch Postzusteller, Dachdecker und Schornsteinfeger verpflichtet. Schon am 4. und 5. August werden die vier deutschen Überseekabel durchgeschnitten und unbrauchbar gemacht, es beginnt eine Konzentration auf die Funkaktivitäten. Die Funkanlagen von im Ausland internierter Schiffe werden unbrauchbar gemacht. So berichtet der NDL, dass am 4. Aug. die Telefunkenstation auf D. "Gneisenau" mit Beilen zerschlagen und in die Schelde versenkt wird. Die Abstrahlung der Funkpresse, die Norddeichradio bisher zweimal täglich gesendet hat, wird der Großfunkstelle Nauen übertragen. Die Presse war bisher auf 200 Wörter begrenzt, weil  eine lange Sendezeit die in der Nähe befindlichen Kriegsschiffe gestört hat. Die deutsche Kriegsmarine hat zu diesem Zeitpunkt 140 Einheiten mit einer Funkstation ausgerüstet. Die Funkerschule für das Bordpersonal befindet sich in Mürwik. Auch beim Betrieb in Nauen macht sich die Mobilmachung bemerkbar. Im August werden über die Funkstation 34.805 Wörter übermittelt gegenüber 2.821 im Vormonat. 

England: 
Am 3. August werden von der Admiralität alle Funkaussendungen britischer Schiffe in den Territorialgewässern verboten. Das gleiche Verbot gilt für alle britischen Amateurstationen. Am Tag danach läuft ein britisches Ultimatum ab und das Land tritt in den Krieg ein. Der Krieg  bringt Teile des Marconi - Imperiums unter Regierungskontrolle und die Telegrafisten in den Kriegsdienst. So wird die neu eingerichtete Funkkommunikationslinie USA - England (Stationen Caernafon und Tywyn (Towyn/Wales)) von der britischen Admiralität (andere Quelle: Post Post Office) übernommen. Die Fabrik in Chelmsford kommt unter Regierungskontrolle. Die schon in Friedenszeiten gebauten Richtfunkanlagen werden jetzt zur Auffindung feindlicher Zeppeline und Kriegsschiffe erfolgreich eingesetzt (Beispiel Schlacht bei Skagerak). Bis zum Ausbruch des Weltkrieges hat die Marconi Ltd über 3.000 Funkoffiziere aus vielen Nationen ausgebildet, der tatsächliche Bedarf wird aber mit 5.000 abgegeben, sodaß in aller Eile geeignete Soldaten zu Funkern ausgebildet werden müssen. 

Man erzählt sich:
Norddeichradio: Bei der Übernahme der Amtsgeschäfte durch die Kriegsmarine bleiben die Zivilangestellten zunächst neben den Marinefunkern sitzen, werden aber von Offizieren beobachtet, die wenig vom Morsefunkverkehr verstehen. Bei der angestrengten Suche, das Rufzeichen eines bestimmten Schiffes zu finden, ruft ein Zivilfunker: „Ich habe ihn auf 600 Meter“, worauf der aus dem Fenster schauende Offizier fragt, ob das ein U-Boot sei, denn er könne auf diese Entfernung nichts sehen. 

5. August: Der Funkverkehr amerikanischer Stationen wird aufgrund eines Erlasses des Präsidenten eingeschränkt und durch Marine-Abhörstellen kontrolliert. 

6. August: Der österreichische Dampfer „Körber“ warnt die Schifffahrt mit einem offen ausgesendetem Funkspruch: „Krieg ist ausgebrochen zwischen England und Deutschland“. Auch die für die englischen Schiffe bestimmten Staatstelegramme werden von den Funkstationen der Schiffe aufgenommen. 

August:  Kleinschmidt erfindet die Telexmaschine, die bald im Telegrafenverkehr eingeführt wird. Sie macht viele Kabel-Telegrafisten arbeitslos. 

August:  Blavand Radio/OXB beginnt den Seefunkdienst auf 600 m. Stockholmradio/SDJ wird als Marinefunkstelle eröffnet und wirkt ab 1947 als MRCC für den Bereich Ostsee. 

11. August 1914: Bei der Kaperung des deutschen D „Hobart“ wird das Handelsverkehrsbuch (Codebuch zwischen der Kriegs- und der Handelsmarine) erbeutet. Im Oktober wird dann im Wrack des Kreuzers „Magdeburg“ das Signalbuch der kaiserlichen Kriegsmarine gefunden. Auch der deutsche Diplomatencode wird dem englischen Geheimdienst bald bekannt. Im nächsten Jahr werden bei der Verhaftung eines deutschen Vizekonsuls in Persien entsprechende Geheimunterlagen sichergestellt. 

August: Die österreich-ungarische Marine  beginnt die Kampfhandlungen in der Adria mit einer ritterlichen Geste: Vor Antivaris (Bar, Montenegro) erscheint ein Flottenverband aus Kreuzern und Torpedobooten, kündigt per Funktelegramm an, dass die Funkstation in 20 Minuten beschossen werden soll, zerstört danach mit Artillerie Funkanlagen und Hafeneinrichtungen und dampft nach Triest zurück. 

13. August 1914: Seenotfall „Baron Gautsch" (Österreichischer Lloyd). Das Schiff läuft auf eine österreichische Mine und sinkt bei San Giovanni di Pelage. 200 Menschen finden dabei den Tod. 

15. August: Nach der Eröffnung des Panamakanals fährt der D. „Ancon“ als erstes Schiff durch die neue Wasserstraße. 

August: In den „Annalen der Physikalischen Gesellschaft“ beschreibt J. Zenneck seine Versuche mit geknickten Marconiantennen und mit Doppelantennen in einem passenden Abstand zur Wellenlänge. Er empfiehlt für die Richtaussendung zwei im richtigen Abstand angeordnete geknickte Marconiantennen. 

21. August:  Zahlreiche Stationen werden anlässlich der neuen Sonnenfinsternis untersuchen, wie sich Funkwellen unter dem Einfluss der nachlassenden und wieder einsetzenden Sonneneinstrahlung  ausbreiten. Man fürchtet jedoch Beeinträchtigung dieser Untersuchungen durch den inzwischen ausgebrochenen Krieg. 

26. August: In der Bucht von Rio de Oro wird das Fahrgastschiff/Hilfskreuzer "Kaiser Wilhelm der Große" nach einem Gefecht mit einem englischen Kreuzer durch die Besatzung selbst versenkt. Das am 8. August 1898 in Dienst gestellte Schiff erhielt als erstes deutsches Handelsschiff im Jahre 1900 eine Marconi-Funkanlage. 

September: Für den Funkverkehr im neu eröffnetem Panama-Kanal ist die Funkstation Darien als Leitstation zuständig. 

5. September: Die amerikanischen Stationen Tuckerton und Sayville werden durch amerikanische Marinebehörden übernommen 

6. Oktober: Armstrong erhält ein Patent auf eine „Regenerativ-Schaltung“. 

20. Oktober: Das deutsche Unterseeboot U-17 stoppt und versenkt das britische Handelsschiff „Glitra“ und schleppt die Besatzung in ihren Rettungsbooten in Richtung Küste. Die Glitra ist damit das erste Handelsschiff, welches von einem U-Boot versenkt wird. Über eine Funkausrüstung und einen Seenotruf ist nichts bekannt. 

29. Oktober: Die C. Lorenz AG lässt sich mit dem DRP 303.321 die Hoch- und Mittelfrequenz-Maschinensender des Konstrukteurs Karl Schmidt schützen. 

7. November: Tsingtau/Kiautschou wird durch japanische Truppen besetzt. Die Funkstelle wird gesprengt. Das Schicksal der restlichen Küstenfunkstellen in den ehemaligen Kolonien: Apia (Samoa) wird im August 1915 besetzt und nach teilweiser Zerstörung von Neuseeland wieder in Betrieb genommen. In Yap (Westkarolinen) werden Seekabel und Station zerstört. Nauru (Marschall-Inseln)  wird Anfang September unzerstört den Australiern übergeben. Die Küstenfunkstellen in den Schutzgebieten Afrikas haben bei Kriegsausbruch viele Handelsschiffe telegrafisch in neutrale Häfen umdirigieren können. So meldet die Hamburg-Amerika-Linie, dass 47 Dampfer mit 287.207 BRT durch rechtzeitige Funkinformationen vor dem Zugriff feindlicher Kriegsschiffe gerettet werden konnten. In Togo werden Lome und Kamina im Herbst, Douala/Kamerun wird im August vom Betriebspersonal gesprengt. Die Beamten aus Lome haben nach der Übergabe die Station Togblekove mit den wichtigsten Apparaten verlassen und sind nach Kamina ausgewichen. In der Nacht vom 24. auf den 25. August werden dort das Maschinenhaus und die 12 Antennentürme der 250 kW-Station gesprengt. Windhuk wird als letzte Großstation noch bis April 1915 betrieben, wenig später verstummt auch Swakopmund. Auch Daressalam und Bukoba (Deutsch-Ostafrika) werden zerstört. 

November:  Graf Arco beschreibt den Superhetereodyn-Empfänger mit Überlagerer und Zwischenfrequenz. Wegen der in der Praxis auftretenden Gleichlaufschwierigkeiten werden erst ca. 1929 erste brauchbare Empfänger nach diesem Prinzip gebaut. 

November:  Die Fa. Lorenz steigert die Leistung der Maschinensender auf 30 kW. 

Dezember:  Im Zuge der Übernahme der englischen Küstenfunkstellen durch die Regierung des Königreiches werden die Stationen umgebaut und z. Tl. neu ausgerüstet. 
So erhält Cullercoats einen neuen 2-kW-Poulsen-Sender und einen neuen Antennenturm. 
Auch Northforeland soll eine neue Ausrüstung erhalten. 
Fishguard (Rosslare)  bekommt als erste von der britischen Postverwaltung entworfenen und ausgerüstete Küstenfunkstelle  einen 7.800-Volt-Sender für die Wellenlängen 300 und 600 m mit einer rotierenden Funkenstrecke. Der Empfänger hat eine Mehrfach- Abstimmspule und als Detektor wahlweise einen Kristall- und einen Magnetdetektor. Die Reichweite soll 400 – 1.900 km betragen. 
Die Station St. Just, die ebenfalls von der britischen Postverwaltung ausgerüstet wird, erhält einen 5 kW Sender und eine ähnliche Ausrüstung wie Fishguard.  Der Stahlgittermast ist hier 70 m hoch. 
Im Bau bzw. Umbau sind Malin Head, Valencia und Niton, wobei letztere nach Ausbau der alten Anlage eine vollkommene Neuausrüstung erhalten soll. Als Soll-Zustand wird genannt: Malin Head 5 kW und  Valencia 10 kW. Zur besseren Unterscheidung erhalten die drei Stationen bestimmte musikalische Sendetöne zugewiesen, die mit einer 300, 400 und 600-Funkenfrequenz bewerkstelligt wird. Marconi erhält den Auftrag, ungefähr 2.000 neue Funker auszubilden.

Dezember: Prof. Braun und Dr. Zenneck reisen im Auftrag der Telefunken mit der "Bergensfjord" nach Amerika, um in vier Patent- Prozessen Marconi - Atlantic Communication Co. (Telefunken-Betreiber von Sayville) u.a. als Zeugen, Gutachter und Vertreter des deutschen Standpunkts zu wirken. Es geht um die Verletzung des Marconi 7777-Patents durch Telefunken und andere Gesellschaften. Prof. Zenneck und Ober-Ing. Reuther von Telefunken lösen während ihres USA-Aufenthaltes ein großes Problem der Telefunken- Funkstelle Sayville. Es geht um heftige Schwankungen der 60-Hz-Stromversorgung, welche die Tourenzahl (und damit die Frequenz) der Hochfrequenzmaschine des Senders beeinflusst. Während vorher Widerstände von Hand geschaltet werden mussten, erreicht Zenneck eine kontinuierliche Beeinflussung des Drehmoments durch Legen des Resonanzpunktes der Maschine vor den der Antenne. Eine höhere Netzfrequenz bewirkt eine höhere Drehzahl der HF-Maschine. Dadurch gerät die Maschine in die Antennenresonanz. Folglich steigt der Strom und bewirkt eine Verminderung der Tourenzahl des Antriebsmotors und der gesendeten Frequenz. Die Wirkung ist um so besser, je schärfer die Resonanzkurve der Antenne ist (hohe Antennen-Güte (Q)). Dr. Zenneck kehrt nach längerer Internierung nach Deutschland zurück, während Prof. Braun in den USA stirbt. 

Dezember:  Nach einer Tabelle von E. Winkler (Mitteilungsblatt der Seefunkkameradschaft, vierter Jahrgang Nr. 2 vom 15.2.1956) haben mit Hilfe der drahtlosen Telegrafie von 1909 bis 1914 bei 16 Schiffskatastrophen insgesamt 6193 Menschen aus Seenot gerettet werden können: 

Zeitpunkt
Art des Unfalls
Gerettete
andere
Angaben
Januar 1909
Kollision "Republic"
780
1650
Juni 1909
Strandung "Slavonia"
400
410
August 1909
Strandung "Ohio"
128
200
April1910
Strandung "Carthaginian"
800
 
1910
Strandung "Clara"
95
 
1910
Strandung "Lithuania"
1200
 
Juli 1910
Feuer "Momus"
208
 
Oktober 1910
Strandung "Lisboa"
250
 
Dezember 1910
Strandung "Olympia"
106
 
April 1912
Eisberg "Titanic"
828
 
Januar 1913
Strandung "Veronese"
204
 
September 1913
Feuer "Templemore"
51
 
Oktober 1913
Feuer "Volturno"
521
 
November 1913
Feuer "Balmes"
159
125
Januar 1914
Strandung "Cohequid"
108
 
Mai 1914
Kollision "Empress of Ireland"
355
464
 
Gerettete:
6193
 

Neu auf dem Büchertisch 1914
„Die Elektrizität und ihre Anwendungen“ heißt ein Buch von Dr. L. Graetz, das in der 17. Auflage im Verlag J. Engehorn Nachf. Erscheint. Der Preis beträgt 9 Mark. Ein Kapitel ist der drahtlosen Telegraphie gewidmet. 
Das Buch „Die drahtlose Telegraphie im Dienste der Luftfahrt“ von Dr. P. Ludewig erscheint im Verlag H. Meusser und kostet 3,60 M.
Im englischen Verlag Marconi Press Agency Ltd. erscheint das Buch „The elementary priciples of wireless telegraphy“ von D. Bangay. Es kostet 1 sh. 
E. Winkler veröffentlicht in der Zeitschrift für Post und Telegraphie zwei Aufsätze mit den Titeln „Die Funkentelegraphie an Bord von Frachtschiffen“ und „“Funkentelegraphie und Sicherheit des Menschenlebens auf See“ (Band 23 Nr. 10 – 17 und Nr. 18 – 20. )
Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)

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Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1915

1. Januar: Von der Yacht "Wakiva" werden nach einem Seenotruf bei Tampico alle Personen gerettet. Ein Jahr zuvor (26. Januar 1913) war die Yacht "Warrior" des Millionärs Fred W. Vanderbilt in Seenot geraten. Auf den Funk-Seenotruf werden der Eigner und alle Gäste gerettet. 

1. Januar: Eine Spezialeinheit der britischen Armee baut an der Westfront eine Funkpeilanlage (System Bellini-Tosi, ähnlich der auf der „Mauretania“ getesteten) auf, die es erlaubt, jede deutsche Funkstelle sofort einzupeilen und zu bekämpfen. Am folgenden Tag wird die erste „Britisch Wireless Signal Compay“ aufgestellt, die zunächst die Aufgabe hat, alle Morseaussendungen zu stören bzw. unhörbar zu machen. 

Januar: Die DEBEG bildet für die kaiserliche Marine Kriegsfreiwillige, die Funker werden wollen, in 8-10-Wochen-Kursen aus. 

In den Jahren 1915/16 entwickelt Walter Schottky die Gitter-Verstärkerröhre. Erst jetzt kann man Elektronenröhren soweit evakuieren, dass kein Ionenstrom mehr fließen kann. Auch Graf Arco und Meißner erhalten einige Patente auf Röhrenanordnungen und -Einsatzgebiete, so auch auf die Vier-Elektroden-Röhre  (Tetrode), so u.a. das britische Patent 252/1914 „Improvements in and relating to relay arrangements for alternating current“. Auch in Frankreich wird unter der Leitung von Oberst Ferrie am Etablissement Centrale de Telegraphie mit Röhren gearbeitet. Die hier entwickelte Röhre „Pliotron“ wird die Standardröhre der Alliierten für Sende- und Empfangsschaltungen. (Heizspannung 3,72 Volt, Heizstrom 520 mA und Anodenspannung 75 V). Die Röhre wird durch das britische Patent „R-type valves“ Nr. 126.658 von 1916 geschützt. Marconi stellt eine ähnliche Röhre, die von H. J. Round entwickelte sogenannte Q-Valve (Anodenspannung 200 V, später auch für geringere Anodenspannungen, Heizfaden mit 5 Volt und 450 mA) her und in Deutschland produzieren AEG, Telefunken und Siemens Röhren. Die später von Telefunken produzierte EVE-Röhre ähnelt sehr der französischen R-Type, hat aber einen anderen Sockel. 

28. Januar: Gründung der US Coast Guard (Act of Congress) mit genau festgesetzten Kompetenzen und Personalstruktur. 

2. Februar: Im Amtsblatt des RPM Nr. 20 heißt es unter „Einstellung des Funkentelegraphenverkehrs über deutsche Küstenstationen“: Nach der in den Schalterräumen aushängenden Bekanntmachung Nr. 2 – Beschränkungen für den Post-, Telegraphen- und Fernsprechverkehr – ist der Funkentelegraphenverkehr eingestellt. Zur Behebung von Zweifeln werden die Verkehrsanstalten darauf hingewiesen, dass demnächst auch private Funkentelegramme, die über deutsche Küstenstationen an Kriegs- und Handelsschiffe befördert werden sollen, nicht angenommen werden dürfen.“ 

Februar 1915: Für den Ausbau der Küstenfunkstelle Pola (Grossradiopola) werden bei Siemens und Halske geordert: Eine komplette 35 kW Station für tönende Löschfunken mit 5TVZ Zusatzstation für 876.255 Kronen. Dazu ein 50 MK Hochfrequenz-Maschinensender System Graf Arco (50 kW Primärenergie, Wellen 4.000, 5.300 und 8.000 m, maximale Antennenenergie 32 bzw. 45 kW) im Wert von 309.724 Kronen. Die Inbetriebnahme erfolgt am 9. Juli und der volle Betrieb wird am 5. September 1916 aufgenommen

Februar: Die Deutsche Luftwaffe macht Versuche mit Bordfunkstationen, bei denen der Artilleriebeobachter (ohne Morsekenntnisse) seine Beobachtungen mit automatischen (Morse)- Zeichengebern durchgibt. Durch eine verschiebbare Buchstabenleiste vor der Tastatur ist eine Verschlüsselung möglich. 

20. Februar: Die große Weltausstellung in San Francisco öffnet ihre Pforten. 

28. März: Das englische Fahrgastschiff "Falaba" wird durch ein deutsches U-Boot versenkt, zahlreiche Tote. 

April:  Der Nachtrag 19 zum Verzeichnis der Funkstationen des Internationalen Bureaus des Welttelegraphenvereins in Bern schließt mit dem heutigen Datum. Danach gibt es am Stichtag 706 Küstenfunkstellen, davon arbeiten nach dem Telefunken-System 150 und nach dem Marconi-System 225. Der Rest arbeitet nach anderen Systemen. Die Anzahl der Bordfunkstellen wird mit 4.846 angegeben, davon arbeiten mit dem Telefunken-System 807 und mit dem Marconi-System 1.894. In dieser Anzahl sind 1.818 Kriegs- und 3.028 Handelsschiff -Stationen. Aber nicht alle Nationen haben ihre Militärstationen nach Bern gemeldet. So gibt Telefunken bekannt, dass bis zum Stichtag 2.361 Stationen  ausgeliefert wurden. Davon sind 460 Land- und 1.606 Bordstationen.
In der Tabelle der „sonstigen Systeme“  findet man Namen wie: Goldschmidt, Poulsen-Lorenz, Lodge, Muirhead, Shoemaker, Tyee, Rochefort, Ducretet, Limited Wireless, Fessenden, de Forest, Teishinsho, H. Popp, Branly-Popp, Willis-Boas, Clapp, Easthead, Lepel. Dazu kommen eine Reihe von nationalen Marine-Herstellern in Eigenregie. 

7. Mai: Seenotfall Passagierschiff "Lusitania" mit  1198 Toten, darunter 120 US-Bürger. Das Schiff hat über 2.000 Menschen an Bord und wird von dem deutschen U-Boot U20 um 14.30 Uhr nachmittags von einem Torpedo versenkt. Die teilweise geöffneten Bullaugen und eine zweite Explosion (Ursache an Bord), wahrscheinlich im Kesselbereich der Dampfmaschine (andere Quellen: einige Tonnen Dynamit, Kleinkalibergwehrmunition, Aluminiumpulver usw.) führen zur starken Steuerbordschlagseite und zum Untergang des Cunard-Liners. Für diese Reise gibt es vier verschiedene Fassungen der Ladepapiere, was die Identifizierung der Fracht sehr erschwert. Das Ereignis ist ein wesentlicher Schritt zum (späteren) Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg. Gerettet werden 754 Personen. Das Schiff fährt mit 2 Funkoffizieren (Bob Leith und David McCormick) und für die Überfahrt wird Funkstille eingehalten. Der Seenotruf „SOS 10 miles south of Old Head Kinsale“, zunächst mit der Haupt- und nach dem 4 Minuten später eintretendem Stromausfall mit der Notanlage gesendet, wird von vielen Stationen gehört und beantwortet. Die Funkanlage befindet sich ganz oben in einer „Hütte“ auf dem sog. Sturmdeck oder auch Marconideck. Ab 1951 erinnert in Cork eine Denkmal, dessen Kosten mit US $ 50.000 angegeben werden, an die Tragödie. Zur Anzahl der Toten werden von vielen Berichten noch die drei in einer Kabine eingeschlossenen blinden Passagiere, die als Spione verdächtigt werden, gezählt und die Anzahl ist demnach 1201. Einer der FO’s, nämlich Bob Leith, zählt zu den Überlebenden. 

15. Mai: Im Battery Park (New York) wird ein Denkmal zum Andenken an die auf See gebliebenen Funkoffiziere der Handelsmarine enthüllt. Die erste Eintragung gilt George Eccles, Dampfer "Ohio" 26. August 1909. Unter den weiteren Eintragungen ist auch Jack Phillips, SS "Titanic", 15. April 1912. An jedem Totensonntag legt die Veteran Wireless Officers Association hier einen Kranz nieder. 
Ursprünglich waren folgende Namen auf dem Gedenkstein verzeichnet:
George Eccles, D. Ohio, 26. Aug. 1909 Küste des Großen Ozeans.
Stephan Scpanck, Pere Marquette-Fährschiff Nr. 18, 9. Sept. 1910, Michigan-See
Jack Phillips, D. Titanic, 15. Apr. 1912, Atlantik
Lawrence Prudhont, D. Rosectrans, 17. Jan. 1913 Küste Atlantik.
Donald Campbell Perkins, D. State of California, 8. Aug. 1913 Küste Atlantik
Clifton Fleming, D. Francis H. Leggett, 18. Sept. 1914, Küste Atlantik
Harry Fred Otto, D. Francis H. Leggett, 18. Sept. 1914, Küste Atlantik.
Ferdinand Kuehn, D. Monroe, 30. Jan. 1914 Küste Atlantik.
Walter E. Reker, D. Admiral Sampson, 25. Aug. 1914, Puget-Sund.
Adolph J. Svenson, D. Hanalei, 23. Nov. 1914, Küste Atlantik. 
Neben Vertretern von Marconi und anderen Funk-Gesellschaften waren auch einige Hinterbliebene der auf See gebliebenen Funkoffiziere bei der feierlichen Einweihung anwesend. 

17. Mai: In Deutschland (und wohl auch an anderen Orten) gedenkt man mit Feierstunden des 50-jährigen Jubiläums der Gründung des Internationalen Telegraphenvereins. Es erscheint eine Denkschrift mit der Würdigung der Zusammenkünfte Paris 1865, Wie 1868, Rom 1872, St. Petersburg 1875, London 1879, Berlin 1885, Paris 1890, Budapest 1896, London 1903 und Lissabon 1908. 

Mai:  Erste Röhren-Sender werden entwickelt. Im Telefunkenwerk wird ein10-Watt Sender mit den Worten vorgeführt: "Das ist der neue Hochvakuumröhrensender von Dr. Meißner. Der hat in letzten 14 Tagen 50 Röhren kaputtgemacht, der Konstrukteur gibt aber nur 12 zu".

24. Mai: Italien erklärt Deutschland den Krieg. G. Marconi befindet sich zu der Zeit in den USA, die noch neutral sind. Er verlässt das Land inkognito auf dem SS St. Paul, um seinem Heimatland zu dienen (Marconi Review). Als italienischer Diplomat besucht er später noch einmal die USA und Großbritannien. 

26. Mai: Südlich von Nantucket Shoals kollidieren der D. "Ryndam" (Holland Amerika Linie) und der Fruchtdampfer "Joseph J. Cuneo". Auf den telegrafischen Seenotruf reagieren drei amerikanische Kriegsschiffe und nehmen 230 Personen auf. Bei dem Unglück gibt es keine Toten. 

20. Juni: In Berlin stirbt im 76. Lebensjahr Emil Rathenau. Er hatte 1883 mit O von Miller die Deutsche Edison-Gesellschaft gegründet, die später (1887) die Allgemeine Electrizitäts-Gesellschaft (AEG) wurde. 1903 gründet er mit W. von Siemens die Telefunken GmbH. 

30. Juni: Seit Kriegsausbruch melden die amerikanischen Behörden den Verlust von 6 Schiffen mit 20.351 BRT durch Minen, U-Boote und Kreuzer. Zwei Schiffe, die „Gulflight“ und die „Nebraskan“ können nach Torpedotreffer in sichere Häfen geleitet werden. Zum gleichen Zeitpunkt melden die amerikanischen Funk-Inspektionen, dass im abgelaufenen Geschäftsjahr 6.155 Schiffs-Funklagen kontrolliert und 3.194 Funkzeugnisse ausgestellt wurden. Fast 85 % aller Seeschiffe werden in den USA kontrolliert und die Anzahl der ernsthaften Beanstandungen wird mit 225 angegeben. 

16. Juli: Meißner beantragt Patentschutz auf die Gittertastung bei Röhrensendern. 

28. Juli: Die französische Regierung eröffnet eine Funkstelle auf der Insel Tahiti, die evt. Kap Venna Radio oder Mohina Radio heißen wird. Der Sender hat eine Antennenenergie von 10 kW auf der 600 m-Welle, die Antennenanlage besteht aus 2 Masten von je 100 m Höhe. Für die Zukunft ist eine Großfunkstelle geplant, die mit 8 Antennentürmen und 300 kW Leistung dann auch auf der 2.500-m-Welle arbeiten soll. Weiter wird bekannt, dass die Großstation Eiffelturm durch eine 80-Mann-Spezialtruppe der französischen Armee unter ihrem Kommandanten Ferrie betrieben wird. 

Juli:  Bei Telefunken wird der Detektor Sekundär Empfänger E 170 k für bewegliche Stationen vorgestellt. Wellenbereich: 150 bis 750m.  Dazu kommt der Telefunken Primärempfänger E 227 mit eingebautem Drei-Röhren NF-Verstärker. EV 211 a ist die Bezeichnung eines NF-Röhren-Verstärkers mit 2 Röhren mit Serienheizung und einem Schalter „Verstärkt – Unverstärkt“, als EV 211 b erscheint er später in verbesserter Ausführung. U. a. hat er einen Schalter für den Anschluß an verschiedene Heizspannungen (Heizbatterie). Jeweils drei Röhren und einen Eisenwiderstand haben die NF-Verstärker EV 192 b und EV 176 d.  Neu ist auch der Detektor-Empfänger E 103 c für Flugzeugstationen. Er hat einen Wellenbereich von 100 bis 300 m. 

19. August: Seenotfall D "Beron Erskine". Dabei werden 108 Personen gerettet. 

August:  Die Firma Marconi baut die ersten kleine Sprechfunk Transceiver für eine Entfernung von 20 Meilen (32 km). Diese Gerät werden im Laufe des Krieges immer kleiner und leichter und finden am Ende des Krieges in 600 Flugzeugen Verwendung. Marconi selbst kehrt – als Italien in den Krieg eintritt – in sein Heimatland zurück und arbeitet an einem UKW Gerät der Wellenlänge 2 m. 

August:  Die Marine richtet auf Sylt, auf Borkum, bei Nordholz und bei Brügge in Belgien Funkpeilstellen ein. Diese sollen Schiffe in Seenot peilen und ihren Standort ermitteln. 

13. September: Seenotfall "Sant Anna". Das Schiff hat 1.700 Personen an Bord, als ein Feuer ausbricht. Der Notruf wird von D. "Ancona" gehört, der 600 Personen an Bord nimmt und den Havaristen in einen Hafen schleppen kann. 

August:  Um die Produktion von Funkgeräten für die Streitkräfte nicht zu behindern, erteilt das Deutsche Reich für die Dauer des Krieges sogenannte „Zwangslizenzen“. Damit dürfen Firmen patentgeschützte Bauteile und Schaltungen anderer Firmen verwenden (Beispiel: Lorenz darf mit Meißner/Telefunken Patenten Geräte für die Streitkräfte fertigen). 

19. September: Der Dampfer "Athinai" wird auf ca. 40 N 58 W durch Feuer zerstört. Die durch Funk alarmierten Schiffe "Tuscania" und "Romanian Prince" retten 470 Personen aus Seenot. Am gleichen Tage wird der D. "Baron Erskine" torpediert. die 108 Personen an Bord können gerettet werden. 

23. September: Die Kieler Firma Anschütz erhält ein kaiserliches Patent (293 616) auf eine „elektrische Maschine“. Es handelt sich um einen Hochfrequenz-Umformer-Sender für die drahtlose Telegrafie. Besonderheit: Der Anker läuft in Wasserstoff mit einer Vollkapselung. Doppelter Vorteil: Gewichtsersparnis und Schalldämpfung. Infolge des fortschreitenden Krieges wird das Gerät nicht mehr gebaut. 

September:  Der Amerikaner Edward Hebern, den das Chiffrierwesen fasziniert, erfindet eine einfache maschinelle Schlüsselmethode in Verbindung mit einer damals ganz neu auf dem Markt erschienenen elektrischen Schreibmaschine.

Oktober: Erste transatlantische Telefonie-Übertragungen durch die American Telephone and Telegraph Co. und der International Western Electric Companie. Teilnehmer in Newyork sprechen über die 70 km Landleitung, die Funkstationen Rocky Point (Long Islland, NY) und Southgate bei London mit Teilnehmern in der englischen Hauptstadt. 

Oktober:  Im ersten Jahr des Weltkrieges verliert die deutsche Handelsflotte 1.084 Schiffe (152 Versenkung, Minen usw., 311 Beschlagnahme, 621 Internierung). 

Oktober:  In Nauen wird ein Maschinensender mit 200 kW Antennenleistung in Betrieb genommen. Die Station sendet dreimal täglich den 1.000-Worte-Dienst, den Transocean-Überseedient und die Wolffbüro-Inlandpresse. Die Ausweitung wird als notwendig erachtet, um den deutschen Standpunkt im Krieg und Nachrichten aus der Heimat dem Ausland genauer präsentieren zu können. In der Telefunken- Station Sayville wird eine 100 kW Hochfrequenzmaschine neben dem 35 kW tönenden Löschfunkensender installiert. 

Oktober:  Manson Benedicks beschreibt den Gleichrichtereffekt von Germanium. Arnold und Carson (Firma AT&T) berichten, dass eine tonmodulierte Aussendung aus einer Trägerfrequenz mit zwei Seitenbändern (bzw. Seitenfrequenzen) besteht. Im gleichen Jahr macht die American Telephone and Telegraph Company Versuche, den Atlantik zwischen Arlington und Paris (Station Eiffeltum) mit einem Sprechfunksender zu überbrücken. Im Sender sollen 300 Röhren gearbeitet haben, um die notwendige Leistung zu erzeugen. Zuvor wurde die Sprechfunkstrecke New York – San Francisco von der gleichen Firma erfolgreich in Betrieb genommen. Andere Quelle: de Forest erzielt erstmals eine Funktelefonverbindung zwischen Arlington/USA und dem Eiffelturm mit seinem Audionverstärker. 

18. Oktober: In Müchen stirbt im 63. Lebensjahr der Industrielle Eugen Hartmann, der im vorigen jahrhundert die Firma Hartmann und Braun gründete und besonders durch seine Messgeräte bekannt wurde. 

Oktober:  Telefunken stellt eine neue Tornisterfunkstation vor, die in 5 Tornistern (je 20 kg)  von 5 Mann transportiert werden kann. Die Reichweite wird mit 25 – 50 km angegeben, der notwendige Strom wird durch einen Magnetfeld-Induktor mit einem 2-Mann-Antrieb erzeugt und der Sender kann auf den Wellen 300 und 450 m senden. Die Antenne wird an zwei 9 m hohen Teleskopmasten befstigt und der Empfänger kann den Wellenbereich 250 - 1.200 m abdecken. Ein Aufbau der Station ist in 15 min. möglich. 

Oktober:  W. Hudson aus New York erfindet und baut einen Glühfaden für Audionröhren, der eine Brenndauer von 1.000 Stunden im Dauerbetrieb garantiert. Eine andere Variante ist der Einbau von zwei Glühfäden. Dann kann man den zweiten nach dem Durchbrennen des ersten Glühfadens einschalten. 

Oktober:  Mit den neuen Audion-Empfängern werden in Amerika Zeichengeschwindigkeiten von 25 – 30 WpM  mit Hilfe eines Stahlband- Zwischenspeichers gesendet und automatisch aufgezeichnet. 

13. Dezember: E. Bellini beantragt ein britisches Patent „Directive Signalling“. 

In das Jahr 1915 gehören auch u.a. die folgenden Seenotfälle, bei denen  durch Seenot-Funk-Meldungen Hilfe herbeigeholt werden kann. In Klammern die Zahl der geretteten Personen.
1. Januar: "Obidense" (42)  4. Februar "Iowa" (25)
23. März "Denver"(61)  3. Juni: "Alliance" (40)
23. Juni: "A.W.Perry"(82)  8. Oktober "Mariposa" (139)
2. November "Santa Clara" (93) 5. November "Fort Bragg (47)
27. November "Tessaloniki" (300)

Dezember: Die Gesamtzahl der Funkstellen der Welt wird mit mehr als 5.000 angegeben, davon sind ca. 390 (andere Quelle: 706) Küstenfunkstellen.

Dezember:  In Tokio wird die Japan Radio Co. Ltd. (JRC) gegründet und beginnt mit der Fertigung von Seefunkgeräten. 


Neu auf dem Büchertisch 1915
„Der internationale Nachrichtenverkehr und der Krieg“ heißt eine neue Broschüre, die im S. Hirzel Verlag Leipzig erscheint und 80 Pf kostet. Der Autor Dr. P.D. Fischer setzt sich mit dem Kabelmonopol Englands und Störungen des Funkdienstes auseinander. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1916

1. Januar: F. Meißner erhält ein Patent (DRP 298.484) auf die „Fremderregung von Kathodenröhren“.

Januar:  In England erprobt man Telefonverbindungen mit Flugzeugen, die mit entsprechenden Marconi-Anlagen ausgerüstet werden und erzielt taktische Erfolge. Auf der maritimen Seite beginnt die britische Marine, ein weltumspannendes Netz von Küstenfunkstellen einzurichten. 

26. Februar: Der französische Hilfskreuzer "Provence" wird im Mittelmeer torpediert. 870 Personen können nach dem Seenotruf gerettet werden. 

Januar:  Der Amerikaner F. A. Kolster erhält ein Patent auf einen Funkpeiler mit drehbarer Schleife, die Vorteile gegenüber der feststehenden Schleife nach Bellini/Tosi zeigt. Im ersten Weltkrieg macht die US-Marine von dieser schon 1914 gemachten Erfindung viel Gebrauch. 

Februar: Die erste von Marconi installierte Funkpeil- und Abhörkette im Bereich der Themsemündung wird betriebsfertig gemeldet. (Marconi Review). 

5. März: Bei Santos strandet D. "Prince de Asturias". Der Seenotruf wird von D. "Vega" gehört, welcher 576 der insgesamt tausend Personen an Bord retten kann. 

März:  Marconi baut einen Taktfunksender (mechanisch gekoppelte rotierende Funkenstrecken). Damit gelingt die erste drahtlose Verbindung von England nach Australien. In solchen Sendern rotiert eine Elektrode der Funkenstrecke an der anderen vorbei. Vorteil: Der Funke verlöscht schnell. Nachteil: Die Rotationsgeschwindigkeit muss genau so eingestellt sein, dass die Elektroden sich gerade begegnen, wenn der Schwingkreiskondensator auf die höchste Spannung aufgeladen ist. Ist das nicht der Fall, kommt es zu Partialfunken und der Wirkungsgrad des Senders sinkt. Im gleichen Jahr führt Marconi mit Franklin die gerichteten Kurzwellen ein und arbeitet auf dem Gebiet ultrakurzer Wellen. Er überbrückt dabei mit Wellenlängen um 3 m und Reflektionsspiegeln eine Entfernung von 32 km. Hintergrund dieser Versuche sind die vergeblichen Versuche, die bei den langen Wellen auftretenden atmosphärischen Störungen wirkungsvoll zu unterdrücken. 

März:  In Svendborg/Dänemark wird eine Schule für Funkentelegraphie eröffnet. Die Aufnahme zu den Lehrgängen kann an jedem ersten Tag eines Monats erfolgen. Die Aufnahmegebühr beträgt 10 Kr., das monatliche Schulgeld 35 Kr. und die Prüfungsgebühr ist 20 Kr. Zur Ausbildung gehört auch der Funkverkehr mit der Fregatte Jylland, die bei Nörre Sundby ankert. Eine Prüfung findet viermal im Jahr (März – Juni – September – Dezember) statt. Eine Zulassung zur Prüfung 2. Klasse ist nach 5, zur Klasse 1 nach 10 Monaten Lehrgang möglich. Prüfungsfächer zum Zeugnis 2. Klasse: Bedienung, Inbetriebnahme und Fehlersuche von Stationen, Morseaufnahme und -Abgabe mit Tempo 12 Wds/min, Gesetzeskunde mit internationalen und nationalen Vorschriften. Für das Zeugnis 1. Klasse wird eine Morseprüfung mit dem Tempo 20 WpM abgehalten. 

6. April: Nach der Besetzung Belgiens übernimmt Brügge Aufgaben von Norddeichradio

April:  U-Boote beobachten, dass Längstwellen (um 20 kHz) von getauchten Booten bis ca. 30 m Wassertiefe empfangen werden können. 

Mai: Die DEBEG möchte, da zur Zeit ein dringender Bedarf an Bordtelegrafisten besteht, in Hamburg-Kuhwerder einen Ausbildungsgang beginnen. Gesucht werden militärfreie, auch leicht kriegsbeschädigte Bewerber, denen bei Bestehen der Prüfung eine Anstellung in Aussicht gestellt wird. Im Zentrallabor wird ein Gerät entwickelt, das beim Empfang des Morse SOS eine Alarmglocke einschaltet. Zum sicheren Betrieb fehlt aber eine Vorschrift über die Tastgeschwindigkeit und die genauere Festlegung der Wellenlänge. 

19. Mai: D. "Catania" strandet und Galveston Radio leitet die Rettungsaktion ein. 

Mai: Die dritte Auflage des Buches „Die Funkentelegraphie“ von H. Thurn erscheint bei Teubner, Leipzig und Berlin und kostet 1,25 M. 

30. Mai: Britische Abhörspezialisten registrieren und peilen den Funkverkehr der aus Wilhelmshaven auslaufenden Flotte. Darauf ordert die Marineleitung (Admiral Sir Henry Jackson) das Auslaufen der „British Grand Fleet“ an und am folgenden Tag beginnt die Schlacht am Skagerak. 

31. Mai: An der US-Ostküste wird bei der Funkstation Nord Truro/NAE (Cap Cod) eine Bellini-Tosi Peilstation eröffnet. Diese kann nach Anforderung Schiffe im Bereich bis 100 Seemeilen auf der Welle 600 m auf ca. 2 Grad genau peilen. Eine Seitenbestimmung ist nicht möglich, deshalb wird das Peilergebnis für zwei Richtungen angegeben. 

31. Mai: Der Siemens-Physiker Walter Schottky erhält des deutsche Patent DRP 300 617 auf seine Erfindung der Gitter-Verstärkerröhre nach dem Raumlade- und Schutznetz-Prinzip

1. Juni: Am Panamakanal wird die Funkstation Darien als Großfunkstelle in Betrieb genommen. Sie ist in erster Linie für den Funkverkehr mit Kriegsschiffen und für die Übermittlung von und zu anderen Großfunkstellen zuständig. Für den Funkverkehr mit Handelsschiffen im Kanal sind die beiden 5-kW-StationenColon und Balboa vorgesehen. Der Standort Darien wurde so gewählt, dass die Antennen außerhalb der Reichweite damaliger Schiffsgeschütze platziert sind. In der ETZ kann man eine Stationsbeschreibung der Küstenfunkstelle Darien am Panamakanal lesen. Danach besteht das feuersichere Gebäude aus Wänden mit einem Drahtnetzwerk zur Abschirmung. Die Station hat drei Antennentürme, die in einem Dreieck der Seitenlängen 229, 273 und 295 m angeordnet sind. Die Höhe der Masten ist 125 m. Hier hängt die aus 66 Drähten gebildete Antenne mit ihren 26 Zuführungsdrähten, die in 45 m Höhe zusammengeführt werden. Als Sender wird ein Poulsengenerator mit einer Funkenstrecke benutzt. Die Besonderheit: Der Kohlenachschub wird durch Fußbetrieb bewerkstelligt. Er wird mit 500 – 1.200 V Gleichstrom betrieben. Die Lichtbogenspannung beträgt 600 – 1.000 Volt. Als Empfänger wird ein Schreibtelegraph und ein Audion – Detektor (de Forest Ultaudion) genannt. Die Station hat eine Direktleitung zu den beiden Stationen Colon und Balboa. Funkversuche vor der Inbetriebnahme ergaben gute Resultate mit den Großfunkstellen Arlington, Tuckerton und Sayville. Weniger gut waren die Resultate bei Funkverbindungen mit San Diego, San Francisco, Honolulu, Nauen und Eilverse. 

11. Juni: Im Deutschen Reich wird die Schaffung einer Fliegerfunkertruppe, dem Vorgänger der späteren Luftnachrichtentruppe, angeordnet. 

12. Juni: Sterbetag des britischen Physikers Silvanus Phillips Thomson. Er wurde 65 Jahre alt. Neben seinen elektrophysikalischen Arbeiten wurde er als Schriftsteller durch seine Biographien über Philipp Reis, Michael Faraday und Lord Kelvin bekannt. 

Juni:  Die deutsche Großfunkstelle Nauen wird mit Masten der Höhen 150 und 250 m ausgerüstet. Diese tragen Antennen mit ca. 2 500 Metern Spannlänge. 

Juli:  Aus Amerika wird von einem Röhren-Sender berichtet, der mit 300 parallel geschalteten Elektronenröhren arbeitet. Man will einen Strom von 100 A gemessen haben. An anderer Stelle wird berichtet, dass man auch für die Verstärkung schwacher Empfängersignale zunehmend Röhren mit gutem Erfolg anwendet. 

Juli: In Österreich erscheint die dritte Auflage des „Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie und Telephonie“ von Fr. Anderle. Der Preis beträgt 9 M und das Buch erscheint bei Deuticke, Wien und Leipzig. 

29. Juli: Die RCA als Nachfolger der Marconi Co mit den Marconi- und Lodge-Abstimmungspatenten reicht Klage gegen die Vereinigten Staaten ein, um die Rechte an ihren Patenten gegen Stone zu erhalten. 

21. August: Nach Presseberichten müssen alle britischen Handelsschiffe von mehr als 3.000 T Einrichtungen für drahtlose Telegrafie mitführen. Es handelt sich 1.500 britische Handelsschiffe, die neu ausgerüstet werden müssen. Dies führt zu Unmut bei den Reedern, denn Marconi berechnet für die Station 125 £ jährlich. Ein Funktelegraphist kostet monatlich 8 £ 6 s 8 d Heuer. 

August:  In Amerika werden erste Versuche gestartet, um eine Sprechfunkverbindung zwischen einer Landstation, (ca. 100 km südlich von New York gelegen und dem Marineministerium Washington/DC unterstellt, die normale Leistung wird mit 15 kW angegeben, die Spitzenleistung beträgt 60 kW) und einem Schiff (SS "New Hampshire") herzustellen. Beteiligt sind die Bell Comp. und die Western Electric Comp. Die Versuche werden im Hinblick auf die Verwendung im U-Boot Krieg als wichtig angesehen. Die Sprechfunkversuche werden auf Wellen zwischen 300 und 500 m durchgeführt.  (ETZ 15/31 und 1917)

August:  Das amerikanische Schiff „Ventura“ will im Pazifik auf der Reise nach Sydney Signale von Tuckerton/NJ aufgenommen haben. Das wäre ein neuer Ausbreitungsrekord über 14.500 km. 

August:  Marconi konstruiert in England eine Telephonieanlage für Schiffe, die bei der italienischen Marine erprobt wird. Dafür erhält er den militärischen Rang eines „Kommandanten“. 

23. August: Das Handels U-Boot "Deutschland" kehrt von der ersten USA-Reise zurück. Kapitän König, 29 Mann Besatzung, 750 tons. Das Schiff hatte, wie es heißt, eine Funktelegraphenausrüstung für "gute Reichweite". 

August:  In Königswusterhausen wird eine Funksendestelle für die deutsche Armee in Betrieb genommen. 

2. September: Der Elektrotechnische Verein hat sich auf Anregung aus Heereskreisen Gedanken gemacht, wie man Fremdwörter in Fachausdrücken durch deutsche Bezeichnungen ersetzen kann. Hier ein paar Beispiele aus der Vorschlagsliste:
Absoption = Zehrung    Antenne = Strahler   Detektor = Greif    Detektorkreis = Greiferkreis   Kohärer = Fritter    Kondensator = Flasche
Membrane = Schwingblatt   Oszillator = Schwinger   Oszillograph = Wellenzeichner  Radiotelegramm = Funkspruch
Resonanz = Einstimmung   Tastrelais = Sendeschütz   Autotransformator = Sparspanner.

September: In den USA werden derzeit Zeitsignale auf der atlantischen wie auch auf der pazifischen Seite abgestrahlt. An der Ostküste senden Arlington, Key West und New Orleans. Auf der pazifischen Seite gibt es zx-Signale von Mare Island, Eureka, Point Arguello, San Diego und North Head. Arlington und Mare Island senden auf der 2.500 m-Welle, North Head und San Diego auf der 2.000 m-Welle und Key West und New Orleans auf der 1.000 m-Welle. 

19. September: Im amerikanischen Senat wird ein Gesetzentwurf eingebracht, der das Gesetz von 1912 in einigen Punkten ändern soll. Einige Punkte sind die Öffnung aller staatlichen Funkstellen für den öffentlichen Verkehr, die Beschränkung ausländischen Kapitals an amerikanischen Funk – Gesellschaften usw. Telegraphisten müssen grundsätzlich amerikanische Staatsbürger sein  -   einzige Ausnahme: Schiffsfunker.

1.Oktober: Nach einer Aufstellung im „Annual Report of the Commissioner of Navigation“ verloren seit Kriegsausbruch die Kriegsgegner England, Frankreich usw. 1.130 Handelsschiffe mit 2,4 Mio BRT, die Achsenmächte Deutschland und Österreich-Ungarn 85 Handelsschiffe mit 225.406 BRT sowie die neutralen Staaten 329 Schiffe mit 510.192 BRT. 

Oktober:  In diesem Monat gelingt der Durchbruch der Bark Tinto, besetzt mit Marineangehörigen des D. Dresden und Handelsschiff-Angehörigen internierter Schiffe sowie des NDL-Schulschiffes „Herzogin Cecilie“ nach einer 122 Tage dauernden Seereise. 

Oktober:  In der Druckschrift "Programm der Seefahrtschule zu Bremen" (Druck: Hauschild Bremen)  für Interessierte an Steuermanns- und Schifferlehrgängen heißt es: Kursus in drahtloser Telegrafie unter Leitung eines DEBEG Funkoffiziers, Dauer 4-6 Monate, Prüfung durch einen höheren Beamten der Kaiserlichen Oberpostdirektion Bremen. Grundvoraussetzungen: Bestandene nautische Prüfung und genügend Übung im Geben und Empfangen von Morsesignalen. Schulgeld  10 M/Monat. 

7. November: Dr. Lee de Forest gibt die Ergebnisse der Präsidenten-Wahl in New York mit seinem Rundfunksender bekannt. Im Anschluß gibt es Schallplatten-Konzerte und selbst vorgetragene Meldungen. 

November: Nauen meldet mit 280.813 übermittelten Wörtern einen neuen Monatsrekord. Absolute Spitze wird aber erst auf der Sendeseite mit 287.285 gesendeten Wörtern im Mai 1917 und auf der Empfangsseite mit 130.931 Wörtern im Januar 1917 erreicht. 

November: Ausbreitungs- und Übermittlungsversuchen zwischen San Francisco/USA  und Funabashi/Japan mit einer Relaisstation in Honolulu über eine Gesamtstrecke von 11.600 km haben befriedigende Ergebnisse erzielt. Die bei San Francisco entstandene neue Station heißt Marshal Bolinas und ist von Marconi gebaut worden. Sie hat 8 je 100 m hohe Masten. Die Gesamtstrecke wird in Teilstrecken (USA – Hawaii = 4.000 und Hawaii – Japan 7000 km) überwunden. Die Hawaii-Station heißt Kahukukoko Head und liegt 16 km östlich von Honolulu auf der Insel Oahu. Sie hat für den Amerika-Dienst 12 Masten mit einer Masthöhe von 100 m und für den Japan-  Dienst einen 133 m-Mast und von dort einen Antennendraht zu einem  45 m-Turm auf einem 370 m hoch liegenden Vulkanberg. Die Antennenlänge ist 600 m. Gesendet wird mit gelochten Streifen mit der Zeichengeschwindigkeit von 300 Zeichen/Minute. Auf der Empfangsseite hat man diktaphon-ähnliche Geräte, von denen der Beamte die Zeichen  ablesen kann. Zugeslassen sind die Sprachen englisch und französisch. 

13. Dezember: In deutschen technischen Hochschulen, Museen und elektrotechnischen Vereinigungen  gedenkt man des 100. Geburtstages Werner v. Siemens. Dabei wird in München die Stiftung „Siemens-Ring“ gegründet. Erster Preisträger ist Dr. Carl v. Linde für seine Verdienste auf den Gebieten Kälte- und Wärmetechnik. Die Festrede der zentralen Veranstaltung in Dresden hält H. Görges. 

Dezember: Die Seefahrtschulen Hamburg, Bremen, Elsfleth, Trimmel (Aurich), Geestemünde, Rostock und Wustrow kündigen mit Anzeigen Steuermanns- und Schifferkurse an. Als Zusatzleistung bietet die Großherzoglich Oldenburgische Seefahrtschule zu Elsfleth  "Sonderkurse in drahtloser Telegraphie" an. 

22. Dezember: Die britische Regierung gibt bekannt, dass das Inkrafttreten des Schiffssicherheitsvertrages (Titanic-Vertrag) zum 1. Januar 1918 verschoben wird. 

23. Dezember: Meißner lässt sich mit dem Patent DRP 304 361 die Beseitigung von Oberwellen bei Röhrensendern schützen. 

25. Dezember: Versuchsweise führt die Reichspost die Annahme von Briefpost über die USA nach Mexiko, Mittel- und Südamerika, China usw. zur Beförderung mit deutschen Handels-Tauchbooten ein. 

Dezember:  Telefunken beginnt mit der Entwicklung eines Autoalarmgerätes mit Resonanzkreis, Audionröhre, 2 Verstärkerröhren und Relaisschaltung. Das Gerät soll den exakt (nach den Schlägen einer Taschenuhr) gegebenen Rhythmus des Seenotzeichens SOS erkennen. 

Dezember:  Fuller erhöht den Wirkungsgrad des Poulsen-Senders auf 60 Prozent. 

Dezember: In einer Beschreibung des 0,5 TK-Senders (3 Leydener Flaschen, variable Selbstinduktion aus Flachkupfer mit Stöpselanschluss für drei Wellen (im Bereich 300-600 m), 3 bewegliche Flachband-Spiralen-Spulen zur Antennenankopplung und Löschfunkenstrecke) wird der Abstimmvorgang so beschrieben: Einstöpseln der Welle im Stoßkreis. Im Antennenkreis nähert man die bewegliche Spule den beiden feststehenden Spulen, bis das Hitzdraht-Instrument (Amperemeter) den größten Ausschlag bei reinem Ton anzeigt. Durch Kurzschluss von Funkenstrecken kann dann die Sendeleistung verringert werden. 

Dezember:  In den Jahren 1915 und 1916 werden durch drahtlose Seenotsignale 131 Schiffe gerettet. 

Dezember:  Aus den USA wird gemeldet, dass dort 3.000 Schiffe eine Funkstation haben (nur Handelsschiffe oder Kriegs- und Handelsschiffe??)


Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Historisches rund um die Telegraphie
Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1917

Am 5. Januar (andere Quellen 15 Januar oder 1. November) beginnt Nauen mit der Ausstrahlung von Zeitzeichen der Sternwarte Hamburg Bergedorf für die Seefahrt. Welle 3.000 (andere Quelle: 3.100) m und  18.060 m. Die Kennung der zwei Minuten vor der Zeitmarke merkt man sich mit dem Kunstwort ONOGO, wobei per Minute das Morse O jeweils 1x (Sekunden 55 – 00) und das Morse N bzw. G 5x (Sekunden 10, 20, 30, 40, 50) gesendet wurde. Zwischen der 4. und 10.Sekunde nach dem letzten O folgt das Schlusszeichen AR. Damit wird die Zeitzeichenaussendung durch Norddeichradio eingestellt. In diesem Jahr gibt es auch eine Ausstrahlung von Wetterberichten für Luftschiffe.

15. Januar: Der "drahtlose Richtungsweiser" Fire Island/NAG strahlt für die Ansteuerung New Yorks (Reichweite 30 sm) bei Regen, Nebel oder Schneeschauern Peilsignale auf 450 m ab. Die Station sendet den Morsebuchstaben B bei Kompass-Nord und dann im Uhrzeigersinn  eine Reihe von 62 Punkten, wobei jeder Punkt einen Kompassstrich (11 grd 15 min) weiter gerichtet ausgestrahlt wird. Somit erhält man pro Durchgang zwei Maxima, wobei die falsche Seite mit Sicherheit von See aus erkannt wird. 

26. Januar: Die Marine-Funkstation San Diego (Chollas Heights) geht in Betrieb. Sie hat drei Antennentürme von 178 m Höhe, die in einem Dreieck mit einer Seitenlänge von 325 angeordnet sind. Das Erdnetz besteht aus 40 km Kupferlitze. Die Station wird nach zweijähriger Bauzeit fertig und hat 1,2 Millionen Mark gekostet. Im Sommer wird dann von einer Funkverbindung zur 100 km entfernten Botschaft in Peking berichtet. 

Februar: Das Lehrbuch der drahtlosen Telegraphie von Dr. Ing. H. Rein wird – da der Autor im Weltkrieg gefallen ist – von Dr. Ing. K. Wirtz herausgegeben. Es kostet 20 M. 

März: In einer Anzeigenserie in der "Hansa" gibt die DEBEG bekannt, dass sie über 800 Schiffe der deutschen Handelsflotte mit Funkanlagen ausgerüstet hat. Im Juli wird der Text auf "über 900 Schiffe" geändert. 

März: J. A. Hart stellt in der Zeitschrift Electrician für Schiffs-L und T-Antennen eine Tabelle mit den Werten für die Kapzität, die Selbstinduktion und die Eigenschwingung als Funktion von Länge und Höhe der Antenne vor. 

28. März: Mit 1 Grad Winkelverstellung kann mit einem kleinen Rahmen Sayville und Tuckerton gepeilt werden. 

6. April: Die USA treten in den Krieg ein. Die Funktelegraphieverbindungen zwischen Nauen - Sayville und Eilverse - Tuckerton werden unterbrochen. Am 7. April wird Sayville nach 2-1/2-jährigem Dauerbetrieb von der US-Regierung beschlagnahmt und dem Navy-Dienst unterstellt, Tuckerton wird geschlossen. Auch die übrigen Küstenfunkstellen der USA werden nach und nach dem Militär unterstellt. 

April:  Im Frühjahr wird Lyngby Radio von der dänischen Telegrafenverwaltung übernommen. Auf dem Gelände hat schon 1905 Valdemar Poulsen, der Erfinder des Lichtbogensenders experimentiert. 1928 wird hier der Kurzwellendienst aufgenommen und 1937 werden Sende- und Empfangsanlagen getrennt. 

18.April: In einem Artikel der Zeitschrift „The Electrican“ schlägt Dr Eccles vor, die Röhren künftig Diode, Triode, Tetrode, Pentode usw. zu benennen. In einer Antwort wird vorgeschlagen, doch besser die Röhren genauer zu benennen, z.B.: three electrode high power valve for for rectifying and amplication received currents. (Marconi Review July 1919) 

15. Mai: Seeschlacht in der Otranto Straße. Der Ausgang der Kampfhandlungen wird sehr wesentlich von der dabei eingesetzten Funktelegrafie bestimmt. 

16.Mai: In der Bekanntmachung über Schiffsregister und Hilfskriegsschiffe (RGBl 92/1917) wird verfügt, dass für Handelsschiffe, die vorübergehend in den Dienst der Kaiserlichen Marine als Hilfskriegsschiff eingestellt werden, ohne dass die  Marineverwaltung das Eigentum daran erwirbt, die Verwendung als Hilfskriegsschiff im Schiffsregister zu vermerken ist. 

Mai: Auf  Cap Juby an der Westküste von Mauretanien ist eine neue Küstenfunkstelle für den Funkverkehr mit Schiffen in Betrieb gegangen. Sie kann über Tenerife-Radio auch Telegramme nach Spanien und das internationale Fernmeldenetz empfangen und weiterleiten

Mai: Aus England wird bekannt, dass die Reedereien, die aufgrund der im August 1916 beschlossenen Ausrüstungspflicht aller über 3.000 BRT großen Schiffe mit Funkanlagen auch noch erhebliche Sonderzahlungen an die Marconi-Gesellschaft zahlen müssen. So verlangt Marconi für den Zeitraum von 10 Jahren (Vertragsdauer zwischen der Gesellschaft und der britischen Admiralität) folgende Zahlungen: Miete pro Jahr 2.500 M für die Station, 167 M monatliche Heuer für den Telegraphisten und dazu  noch 5 Prozent aller Bergeerlöse, die durch den Einsatz der Funktelegraphie erzielt werden. 

Juni: Im Kommissionsverlag von Broschek u. Co. in Hamburg erscheint eine neue Zeitschrift, die „Schifffahrt-Zeitung“, die sich neben dem redaktionellen Teil mit Schiffsunfällen, Schiffsbewegungen, Versicherungsfragen, Gesetzen und Vorschriften usw. befasst.

Juli: In einem in der "Hansa" veröffentlichtem Entwurf eines "Gesetzes über die Wiederherstellung der deutschen Handelsflotte" (nach dem Kriege) werden die Bordtelegraphen bezüglich der Heuer in einer Kategorie mit den 3. Offizieren, dem Gepäckverwalter, dem 1. Oberkellner und dem Oberkoch genannt. (500 Mk (Frachter) bis 1.800 Mk (Fahrgastschiff)). Der Entwurf wird jedoch vom Reichstag nicht verabschiedet sondern an den Ausschuss für Handel und Gewerbe zurücküberwiesen. 

Juli: Die Großstation Nauen kann mit der neuen Antennenanlage den Doppelsendebetrieb (gleichzeitige Aussendung auf zwei Wellenlängen bzw.Frequenzen) aufnehmen. 

1917:  Unterseeboote fahren mit zwei Antennenausrüstungen, nämlich einer festen Netzabweiser-Antenne (Heck-Turm-Bug) für den Empfang und zwei aufrichtbaren Masten für eine L-Antenne (zum Senden). 

Juli:  In Carnavon setzen Marconi und Franklin ihre Kurzwellen-Versuche fort, Die Wellenlänge ist 3 m und man erreicht bei direkter Sicht und hoch angebrachten Antennen eine Distanz von 20 Meilen ohne Reflektor. Auf offener See erreicht man kleinere Entfernungen,. 

August: Im Amtsblatt 51 des RPM wird bekannt gemacht, dass nach dem Artikel XXXVI 1 a der Ausführungsbestimmungen zum Internationalen Telegraphenvertrag Staatstelegramme durch den Dienstvermerk = S = zu kennzeichnen sind. Der Dienstvermerk = SS = ist für gebührenfreie Staatstelegramme in Militär- und Marinedienstangelegenheiten mit den verbündeten Ländern und für Staatstelegramme an die deutschen Truppen in besetzten feindlichen Gebieten vorbehalten. Die Verwendung von mehr als zwei = S = wird streng untersagt. 

August: Von den vier im Bau befindlichen Ft-Stationen Schwedens (Hernösand, Vaxholm, Boden und Karlsberg) wird die letztere mit einer Serie von Ausbreitungsversuchen in Betrieb genommen. Der Aktionsradius der mit zwei Antennentürmen a 210 m ausgerüsteten Station soll 5.000 km betragen. 

28. September: Dr. L. Kühn in der Firma Dr. Erich Huth lässt sich mit DRP 310 152 eine Schaltung schützen, die unter dem Namen Huth-Kühn-Schaltung bekannt wird (Rückkopplungsschaltung ohne Rückkopplungsspule). Sie entsteht, um das Meißner-Patent (induktive Kopplung des Anoden- auf den Gitterkreis) zu umgehen. In umfangreichen Patentstreitigkeiten (Telefunken gegen Huth-Kühn) nach dem Weltkrieg wird nachgewiesen, dass sehr wohl eine (kapazitive) Kopplung besteht und die Fa. Huth wegen Patentverletzung verurteilt. Der Firmeninhaber Erich F. Huth war ursprünglich Patentingenieur bei Armstrong und kaufte dann nach der Liquidation das kleine Unternehmen Kuntsch und Jäger, welches er unter seinem Namen betreibt. 

September: Die Großherzogliche Seefahrtschule zu Wustrow wird durch einen Anbau vergrößert, um Unterrichtsraum für die drahtlose Telegraphie zu schaffen. Der Lehrgangsbeginn soll nach dem Krieg erfolgen. 

September:  Die Schwingungserzeugung kurzer Wellen mit Röhrenschaltungen kommt voran. Mit einer Wellenlänge von 15 m und einer Leistung von ca. 700 Watt kann eine Strecke von 125 km telefonisch überbrückt werden. 

Oktober: Telefunken führt auf dem Tempelhofer Feld eine Funktelefonieanlage für 2 m vor. Wegen unstabiler Empfänger werden die Versuche zurückgestellt. In Frankreich erzielen Colin und Jeanne eine drahtlose Funk-Fernsprech-Verbindung zwischen dem Eiffelturm und Melun über 50 km. 

Oktober: Die Firma Telefunken errichtet in Tondern und in Cleve Peilfunkanlagen mit sternförmig nach außen verspannten Drahtantennen (Sternpeiler). Mit diesen Anlagen können Schiffsstationen gepeilt werden. 
Neu im Programm der Firma ist der Telefunken Röhrensender ARS 78 mit Abstimmgerät,  Leistung 1 kW mit 2 Röhren a 500 Watt für gedämpfte und ungedämpfte Wellen. Das ist der erste von Telefunken hergestellte Röhren-Sender in Direktschaltung, d.h., unmittelbar auf die Antenne arbeitend. Das in vier Baueinheiten gefertigte Gerät ist für die U-Boote der kaiserl. Marine gebaut und wird deshalb auch als 1 kW-U-Boot-Sender genannt. 
Ein 2-Röhren-Empfänger trägt die Bezeichnung E 225 a. Der Geradeausempfänger ist ein umschaltbarer Ein- bzw. Zweikreis-Empfänger und deckt den Frequenzbereich 120 kHz bis 1 MHz (300 bis 2.500 m) ab. 

7. November: Im Reichgesetzblatt 201/1917 wird das Gesetz über die Wiederherstellung der deutschen Handelsflotte verkündet (Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser ..... gegeben im Großen Hauptquartier.....). Es betrifft  die Beihilfen für Reeder bei der Ersatzbeschaffung von  Schiffen, die im Krieg verloren gingen oder beschädigt wurden. Ebenfalls geregelt wird die Beihilfe für die verlorengegangene Habe der Schiffsbesatzungen. Die Telegraphisten werden in der Abteilung 4 zusammen mit den 3. und 4. Offizieren bzw. Ingenieuren, dem Elektriker, dem Kajütobersteward, Oberkoch usw. genannt. Für diese Gruppe ist eine Entschädigung zwischen 1.800 (Fahrgastschiffe) und 500  Mark (Dampfer auf kleiner Fahrt) vorgesehen. Zum Vergleich: Kapitäne sollen zwischen 3.500 und 1.200 Mark bekommen. 

30. November: Die C. Lorenz lässt sich mit dem DRP 416.814 eine Senderschaltung schützen, in der die Kapazität zwischen Gitter und Anode einer Röhre ausgenutzt wird. 

November:  Mit einem 17 Watt Röhrensender wird die Strecke Bad Keuznach – Konstantinopel überbrückt. 

31. Dezember: Das Internationale Bureau in Bern gibt die Zahl der Küstenfunkstellen mit 687 und die Anzahl der gemeldeten Bordfunkstationen mit 5.338 an. 


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Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
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Jahrgang 1918

26. Januar: In Berlin wird die Firma „Drahtlose Übersee Verkehrs AG“, auch Transradio Nauen genannt als Tochter von Telefunken gegründet. Die Sendeanlagen sind in Nauen und die Empfangsstation ist in Geltow. 

Februar: In Cataro meutern Seeleute auf k.u.k. Kriegsschiffen. Auf der St. Georg besetzen sie die Funkstation und versuchen Depeschen (Funksprüche) an andere österreichische und italienische Einheiten und an Abgeordnete in Wien zu senden. Kaisertreues Funkpersonal entfernt wichtige Sicherungen und verhindert, dass der große Sender in Betrieb genommen werden kann. 

1. Februar: In Frankreich wird die Compagnie Générale de Télegraphie sans fil gegründet, an der Marconi zu 40 Prozent beteiligt ist.

März: Auf dem Gothenburger Seeschifferkongress wird die weitergehende Ausrüstung von Frachtschiffen mit Funkanlagen über die Forderungen des Schiffssicherheitsvertrages hinaus diskutiert. In einer Stellungnahme dazu wird das Problem der dauernden Hörbereitschaft so kommentiert: " .....bedeutet, zwei Personen an Bord zur Verzweiflung und zum Stumpfsinn zu verpflichten ....". 

3. bis 7. März: In Brest-Litowsk wird der Friedensvertrag zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn, Bulgarien und der Trürkei einerseits und Russland andererseits geschlossen und im RGBl 77/1918 veröffentlicht. Damit wird u.a. die Schiffahrt in der Ostsee und Schwarzen Meer wieder freigegeben. 

März 1918: Die Fa. Lorenz bietet zwei neue Röhren Kurzwellen-Kriegsschiffstationen an: K = Sender für kleine Reichweite (2 km) mit 2 Röhren, 12 V Heizung, 400 V Anodenspannung für A1/A3 mit einem Empfänger (Wellenlängen 40, 50 und 60 m, eine Röhre).. Die Ausrüstung mit Röhrengeräten erfolgt aber erst zögerlich, zuerst werden U-Boote damit ausgerüstet, die auch auf der Empfängerseite die ersten NF-Verstärker mit Röhren erhalten.  Verbesserte M-Type mit einem Wellenbereich kontinuierlich 350 bis 1.600 m. 

31. März: Gründungtag des Vereins der russischen Radio-Ingenieure (RORI), der sich als Hüter des wissenschaftlichen Denkens von Popoff versteht. 

20. April: In Brooklyn/NY stirbt Prof. Dr. Ferdinand Braun (Cuxhaven-Funkversuche 1899/1900). Ihm war (obwohl sich diplomatische Kreise darum bemühten) es nicht gelungen, sicher nach Deutschland zurückzukehren. Er wurde interniert, als die USA in den 1. Weltkrieg eintraten und stirbt im 68. Lebensjahr. Seine Asche wird später überführt und in Fulda beigesetzt. 1874 und 1898 beschreibt er den Halbleiter-Gleichrichter, 1897 erfindet er die Braunsche Röhre, 1898 baut er den Braun-Sender, der durch die Ankopplung der Antenne dem Marconi-Sender überlegen ist, 1903 beschreibt er den Vorgänger der Ferrit-Spule, und  1909 erhält er mit G. Marconi den Nobelpreis für Physik

April:  Im Rechtsstreit zwischen der Lorenz AG und den Physikern E. v. Lepel und Dr. Burtyn wegen der Rechte am Gleichstrom- Tonsender kommt es zu einem Vergleich. Lorenz erkennt darin die wissenschaftliche und technische Priorität der beiden Physiker an. 

April:   Walter Schottky erfindet den Überlagerungsempfänger und erste Empfänger nach diesem Prinzip (Superhets) werden für die Kurzwelle gebaut. Diese Erfindung wird auch von anderen Physikern beansprucht, so baut z.B. Armstrong in den USA in diesem Jahr ebenfalls Überlagerungsempfänger (superheterodyne-receiver) und Fessenden wird die Erfindung eines "heterodyne receivers" für das Jahr 1912 zugesprochen. 

2. Juli: Im Friedensvertrag zwischen Deutschland und Finnland (RGBl 85/1918) wird im Artikel 14. u.a. vereinbart, dass der Post- und Telegraphenverkehr unter Zugrundelegung des Internationalen Funkentelegraphenvertrages ab sofort wieder aufgenommen wird. 

Juli: Schweden beschließt eine Verstaatlichung der drahtlosen Telegrafie (nach dem Telefunken-System). Zunächst sollen im Land 500 Watt Sender und später größere Anlagen für Schiffe gebaut werden. Die Handelsflotte des Landes umfasst zu dieser Zeit 2.516 Schiffe mit ca. 1 Mio. BRT. 

Juli: Mit dem neuen Empfänger von de Forest, dem „Ultraaudion“, will man in Awanui/Neuseeland Morsezeichen der Station Nauen gehört und aufgenommen haben. Bei diesem Empfänger wird die Überlagerung (und auch die Dauerschwingung beim Senden) durch eine geeignete kapazitive Kopplung zwischen Anode und Kathode bewirkt, während andere Physiker eine magnetische Kopplung zwischen Anode und Gitter (durch Patent geschützt) anwenden. 

Juli:  Neu bei Telefunken ist der aperiodische Röhren-Empfänger EV 232 mit einem 2-Röhren NF Verstärker und Audionröhre mit Eisenwiderstand. Die Röhren werden in Serie geheizt. EV 230 heißt ein vier-Röhren-Hochfrequenzverstärker mit Serienheizung von je zwei Röhren. Ein anderer neu entwickelter Röhrentyp heißt RE 16, Vorteil: Geringerer Heizstrom. 

August:  In Nauen wir ein Maschinensender mit 400 kW Antennenleistung in Betrieb genommen. 

10. September: Walter Schäffer erhält das deutsche Patent DRP 348 911 auf ein Verfahren zur Unterdrückung kurzer Wellen bei Röhrensendern. 

Im September gerät das Tankschiff "Tamesi" vor Texas in Seenot. Das ist der erste SOS-Ruf, der auf einem amerikanischen Schiff von einer weiblichen Funkerin, Miss Lena Michelsen, ausgesendet wird.

September: Die englische Regierung sucht Frauen im Alter zwischen 18 und 40 Jahren, zur Bedienung von Funksprechstellen. Der Einsatz soll nach einer 6-Wochen-Ausbildung an einem Polytechnikum, in der ein Gehalt von 25 Shilling pro Woche gezahlt wird, erfolgen. 

2. Oktober: Ein Gesetz in Russland bestimmt den Obersten Funktechnischen Sowjet als Regulierungsbehörde für alle Funkanlagen. 

4. Oktober: Die englische Marconistation Carnavon meldet Tag- und Nachtverkehr mit Sydney über eine Entfernung von 17.600 km. Zum Beweis wurden am 22. September zwei Telegramme gesendet, die am nächsten Tag durch eine zweite Übermittlung über das Seekabel als fehlerfrei erkannt werden. Die Station in Australien ist allerdings erst für den Empfang ausgerüstet und soll die Sendeanlage später erhalten. Als Sender dient eine Fortentwicklung des 1906 erfundenen und weiterentwickelten „Marconi’s Synchronous Disc Discharger, auch als Taktfunken (timed spark) bekannt. 

22. Oktober: In den USA wird nach einem Bericht der ETZ die zur Zeit stärkste Station der USA nach nur 10-monatiger Bauzeit in Betrieb genommen. Die Baukosten sollen 1,5 Millionen US Dollar betragen haben und die Reichweite wird mit 6.400 km angegeben. Wahrscheinlich handelt es sich um den von G.G. Blake beschriebenen Alexanderson – Maschinensender , der bei New Brunswick (Stationskennung NFF) installiert wird. Er leistet 80 kW bei einem Antennenstrom von 400 A. Die Wellenlänge wird mit 13.600 Metern angegeben. 

Oktober:  Die Anzahl der US-Schiffe mit Funkausrüstung übersteigt erstmals die Zahl von 3.000 Einheiten. 

28. Oktober: Im Reichgesetzblatt 144/1918 wird das letzte Gesetz, das mit „Wir, Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser........“ beginnt nämlich das Gesetz zur Abänderung des Gesetzes über die Verfassung Elsaß-Lothringens verkündet. Mit dem Aufruf des Rates der Volksbeauftragten vom 12. November im Gesetzblatt 153/1918 erscheint die erste Veröffentlichung mit dem neuen Titel „An das deutsche Volk“. 

31. Oktober 1918: Die k.u.k. Kriegsmarine wird durch Funkspruch angewiesen, die Schiffe mit den Radiostationen an den neuen Staat Jugoslawien zu übergeben. Die Schiffe senden jetzt in offener Sprache und unter Verwendung der internationalen Rufzeichen. 

11. November: Waffenstillstand im Westen. Ende des Ersten Weltkrieges. In diesem Krieg verloren allein 183 britische Funkoffiziere (das Radar-Marconi Review spricht von 348 Funkoffizieren) ihr Leben. Die Zahl der Schiffe Großbritanniens, die mit einer Funkanlage ausgerüstet sind, war nach einer Mitteilung von Lloyds zu Beginn des Krieges noch 350. Jetzt bei Ende des ersten Weltkrieges werden über 3.000 Stationen gezählt. 

November:  Schweden rüstet erste Trawler mit einem "drahtlosen Telegraphen" (wahrscheinlich eine Empfangsanlage) zur Warnung vor Minengefahr in der Ostsee aus. 

November:  Nach dem Weltkrieg hat die DEBEG ausreichend Funkpersonal, aber kaum Schiffe, welche Funkpersonal benötigen. 132 Stationen an Bord kleiner Schiffe werden durch die DEBEG betrieben. 348 Bordstationen (Wert einige Goldmillionen) werden aufgrund des Versailler Vertrages abgeliefert. Der Vertrag von Versailles besagt u.a.: Alle Handelsschiffe mit einer Tonnage größer als 1.600 BRT müssen abgeliefert werden. Von den Schiffen mit einer Tonnage unter 1.600 BRT ist die Hälfte abzuliefern. So bleibt von der Vorkriegsflotte (4.850 Schiffe mit 4,9 Mio. BRT) ein Bestand von 3.755 Schiffen mit 0,7 Mio. BRT (3.649 Schiffe <= 1.000 BRT und 106 Schiffe >= 1.000 BRT). Bei den deutschen Streitkräften (Heer, Marine, Luftwaffe) müssen als Folge des Versailler Vertrages fast 9.000 Funkstationen verschrottet werden.  Im Artikel 197 wird ein zeitlich begrenztes (3 Monate) Verbot von Funkaussendungen ausgesprochen. Die Zweigstelle Bremerhaven der DEBEG zieht in die Bürgermeister Smid Straße Nr. 74. 

Dezember: Die Marconi International Marine hatte im abgelaufenen Jahr einen Reingewinn von 186.341 Pfund Sterling und schüttet eine Dividende von 15 Prozent aus. Die Gesellschaft betreibt 2.549 Telegraphiestationen und hat ca. 4.000 Handelsschiffe mit Funkanlagen ausgerüstet. Marconi erwartet von der in Zukunft geplanten Ausrüstungspflicht für alle Schiffe ab 1.600 BRT einen weiteren geschäftlichen Aufschwung. 

Dezember: In Berlin wird die Reichfunkkommission gegründet. Darin beraten Vertreter des Reichspostamtes, des Reichsmarineamtes, des Kriegsministeriums, des Reichsschatzamtes, des Auswärtigen Amtes und der Zentralfunkleitung Fragen, die mit der Bündelung der in eigenen Versuchsanlagen gewonnenen Erkenntnisse und der Vermeidung unwirtschaftlicher Doppelforschung zusammenhängen. Als wissenschaftlicher Berater wirk u.a. Prof. Dr. Zenneck  mit. 

Dezember: Fast alle schifffahrtstreibenden Länder (Ausnahmen Argentinien, Persien und die Türkei) haben den am 1. Juli 1913 in Kraft getretenen  Internationalen Funktelegraphenvertrag (Konferenz 1912) ratifiziert. 

Dezember: Nach kurzer Pause durch das Kriegsende nehmen die deutschen Seefahrtschulen den Unterrichtsbetrieb wieder auf und werben in Zeitungsanzeigen mit Terminen, Zulassungsvoraussetzungen und zusätzlichen Leistungen (besondere Prüfungen in Gesundheitslehre, Maschinenkunde, Einführung in die Logarithmenrechnung  usw.).

Dezember: Nauen benennt die Gesamtzahl der gesendeten Worte für das Jahr 1918 mit 4,6 Millionen. Im Jahr 1915 waren es 1,3 Mio., 1916 2,6 Mio. und 1917 sendete man 3,2 Millionen Worte. 


Neu auf dem Büchertisch 1918
Die zweite Auflage des Handbuch für Funkentelegraphisten von O. Ohlsberg erscheint im Verlag R. v. Decker, Berlin. Der Preis beträgt 18 M. In einer Buchbesprechung in der ETZ werden dem Verfasser zahlreiche Druckfehler, falsche Formeln und andere Unregelmäßigkeiten vorgeworfen. 
Discovery heißt ein Buch von R. A. Gregory, das bei Macmillan & Co. erscheint. 
Im Journal Telegraphique wird die Anzahl der Küsten- und Landfunkstellen in den USA mit 452, die Anzahl der Schiffstationen mit 920 angegeben. Dazu kommen noch 5.255 gemeldete „Liebhaberanlangen“. 
Im Verlag Kösel, Kempten und München erscheint das Buch „ Einführung in die Funkentelegraphie“, 1. Teil – die physikalischen Grundlagen – von Dr. A. Decker. Es kostet 1,20 M. 

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version:  12-Sep-12 / HBu

 
 
 
 
 
 
 
 

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Seefunktechnik der deutschen Handelsmarine
Zusammenstellt von Hans-Georg Korth


Jahrgang 1919

Januar: Mit einem Kostenaufwand von 0,5 Millionen Yen wollen 13 Reedereien in Japan eine Schule für drahtlose Telegrafie einrichten.

Januar:  Der Marinefunkdienst in den USA ist durch die Fortschritte während des Weltkrieges enorm gewachsen. Vor dem Krieg waren 50 Marinefunkstellen und 500 Funktelegraphisten im Einsatz. Für den Stichtag 1. Januar 1919 verfügt die US-Marine über 5.000 Funktelegraphisten die auf 150 Landstationen und ca. 4.000 beweglichen Funkstellen Dienst tun. Zu den Marinestationen gehören auch die Großstationen an beiden Küsten sowie in Panama, in der Karibik, auf Hawaii, in Guam/Philippinen, in Alaska, in Peking und in Wladiwostok. Dazu kommen noch 120 Küstenfunkstellen und 12 Flugplatzstationen. 

14. Januar: Anordnung der griechischen Regierung: Schiffe, die größer als 1.600 t sind und Schiffe, die mehr als 50 Fahrgäste befördern, müssen eine Funkstation haben. 

1. Februar:  Aus der Liste der Monatsbezüge (Jahrbuch NDL) erhalten ab heute die nautischen Offiziere auf Schiffen in großer Fahrt folgende Monatsbezüge: 1. Offz. 850 Mk, 2. Offz. 415 Mk, 3. Offz. 340 Mk und 4. Offz. 275 Mk. 

Februar:  Marconi kauft seine Yacht "Elettra/ICCM" (andere Quelle: "Electra" oder "Elitta") auf einer Versteigerung und baut sie in ein schwimmendes Laboratorium für Funktechnik um. Das Schiff (67 Meter lang und 700 BRT) war 1904 für den Erzherzog Karl Stephan (andere Quelle: Erzherzogin Maria Theresia) in England (Ferguson in Leith) gebaut und auf den Namen „Rovenska“ getauft worden. Das Schiff wurde im ersten Weltkrieg beschlagnahmt und als Minensucher eingesetzt. Marconi tauft das Schiff um, lässt es in England nach alten Plänen restaurieren,  zu einem schwimmenden Labor umbauen und fährt mit einer 30-köpfigen Besatzung zur See. Von Bord dieser Yacht gelingt erstmals die Übertragung einer menschlichen Stimme von See nach Land. Für seine 1930 geborene Tochter Elettra wird an Bord eine besondere Kabine eingerichtet. Nach dem Tod Marconis (1937) wird das Schiff von der Marconi – Telegraphen – Gesellschaft der italienischen Regierung als schwimmendes Museum für die drahtlose Telegraphie vermacht. Im 2. Weltkrieg wird es als deutsches Kriegsschiff G 107 eingesetzt und vor Jugoslawien (Zara, heute Zadar) bombardiert. Im September 1962 kehrt es nach Italien zurück. 

Februar:  Die erste Ost-West Sendestation für Sprechfunk über den Atlantik wird in Betrieb genommen. Der Sender hat eine Leistung von 2,5 kW aus drei Endröhren. 

14. Februar: In der englischen Presse wird ein Brief Marconis veröffentlicht, in dem u.a. steht: "Was ich jedoch außerordentlich bedaure und was ich, wenn ich so sagen darf von meinem Standpunkt aus für einen Fehler von Seiten des Post Office halte, ist, dass ich tatsächlich gezwungen wurde, bei allen Einzelheiten meiner Experimente in Südwales im Mai 1897 die Anwesenheit von Prof. A. Slaby zuzulassen  ............  Vor diesen Versuchen kannte ich Prof. Slaby nicht noch hatte ich den leisesten Wunsch ausgedrückt, ihm die Anwesenheit bei meinen Experimenten zu gestatten, aber ich tat es aus Höflichkeit gegenüber den Herren des Britischen Post Office, welche ihn einführten und die darum gebeten hatten. ----"

Februar: Auf Anordnung der spanischen Regierung müssen Schiffe, die größer als 500 t sind und für 50 oder mehr Fahrgäste ausgerüstet sind, eine Funkstation haben. 

21. Februar: Die Telegraphenverwaltung nimmt die Küstenfunkstelle Cuxhaven nach dem Weltkrieg wieder in Betrieb und kündigt einen Umzug in das Telegraphenamt an der Alten Liebe an. 

25. Februar: Graf Arco hält in der Sitzung des Elektrotechnischen Vereins in Berlin einen Vortrag über Röhrenverstärker und Röhrensender. 

Februar: Frankreich hat im Mutterland und in den Kolonien zur Zeit 35 drahtlose Stationen dienstbereit. Weitere 25 sind in der Planung. Zu den Kolonien mit Funkverbindung zählt man z.B. Nordafrika, Brazzaville, Kongo, Sudan, Senegal, Madagaskar, Komoren, Indochina, Neu-Kaledonien usw. 

Am 2. März wird Hans Bredow als Ministerialdirektor in das Reichspostministerium berufen. Er wird Leiter des neu gegründeten Funk-Betriebsamtes, welches der Reichspost untersteht und die gesamten Funk-Aktivitäten des Heeres und der Marine zusammenfasst, Der am 26. Nov. 1879 geborene Bredow trat 1904 in die Gesellschaft für drahtlose Telegraphie ein und wird technischer Direktor von Telefunken. Während des 3. Reiches tritt er zurück. Er stirbt  im 80. Lebensjahr im Januar 1959 in Wiesbaden. 

Im März  nimmt Norddeichradio den im Februar genehmigten öffentlichen Funkverkehr nach Kriegseinsatz wieder auf. Die  Marinefunkstelle wird stillgelegt. Die Funkstelle steht vorübergehend unter dem Kommando eines Arbeiter- und Soldatenrates. Ein erster Sender mit Verstärkerröhren (1 kW ARS U-Boot-Sender) wird installiert. Daneben gibt es einen 10 kW Tonfunken- und den 4 kW Poulsen-Sender. 8 Mitarbeiter (Funkbeamte) sichern einen h-24-Betrieb, 

März: In südafrikanischen Häfen müssen Schiffe die Funkantennen an Deck nehmen und die Funkstation versiegeln. 

19. März: Die Marconigesellschaft unternimmt Telefonieversuche zwischen Ballybunion (Irland) und Loisburg, Cape Breton Is.  (Neuschottland, Kanada) über eine Entfernung von 3.400 km. Es wird ein Sender mit 2 parallel geschalteten Senderöhren von zusammen 2,5 kW Leistung benutzt. Die Röhrentype wird mit MT 1 und die Anodenspannung mit 12 kV angegeben. An der Antenne misst man 16 Ampere und die Wellenlänge ist 3.800 m. Als Antenne wird eine Schirmversion benutzt, die 500 ft hoch ist. In der Gegenstation wird ein Empfänger vom Typ 55 eingesetzt. Der 12-Tage-Test wird als erfolgreich beschrieben (Wireless World Juli 1919).

1. April: Gründung der DEBEG-Betriebskrankenkasse, der alle Funkbeamten und Funkgehilfen angehören. 

1. April: In den USA werden die im Weltkrieg erlassenen Beschränkungen hinsichtlich der Empfangsanlagen aufgehoben, bleiben jedoch für Sendeanlagen bestehen. 

9. April: Nach einem Erlass der Reichsregierung (Präsident des Reichsministeriums) ist das Reichspostministerium fortan die Zentralbehörde für das gesamte deutsche Funkwesen. So wird die Reichsfunk-Betriebsverwaltung künftig als „ Funk-Betriebsamt“ sich u.a. mit Fragen der Funktechnik, dem Bau und dem Betrieb von Funkanlagen und der Vorbereitung von Entscheidungen des Reichspostministeriums beschäftigen. 

April: Guglielmo Marconi wird Ehrenmitglied (honorary member) von Lloyds in London. Zur gleichen Zeit wird sein ehemaliger Widersacher und heutige Mitarbeiter der Marconi Co, Professor Sir Oliver Lodge im Alter von 67 Jahren in den Ruhestand verabschiedet

April: In der Monatsausgabe der Wireless World ist der Leitartiker „Great Wireless Stations: Poldhu“ überschrieben. Dabei wird an die erste Station, die in der Nähe des Ortes Mullion im Oktober 1900 errichtet wurde, und an die Geschichte der ersten transatlantischen Morse-S-Übertragung, erinnert. Die heutige Station war während des gesamten Weltkrieges aktiv, sendete Kriegswarnungen, Presseberichte, Propagandasendungen für die Gegner und war sogar vorbereitet, nach einem Bombenangriff auf Paris das Zeitsignal nach einem Defekt der Eiffelturm-Station zu übernehmen. Die heutige Antennenanlage besteht aus vier Stahl- und 2 Holzmasten, welche die 1,800 ft langen und 200 ft hohen Antennendrähte tragen. Dazu kommen zwei Masten für die Empfangsantennen, die in die 100 yards entfernte Empfangsstation geführt werden. Hier wird mit Trioden empfangen und verstärkt, nur in der Ersatzabteilung gibt es noch den Magnetdetektor und den „balanced crystal tuner“. Die Synchronsender werden von einer 100 PS Maschine angetrieben. Die Disk-Scheiben rotieren mit 2.100 u/min und werden mit 13 kV gespeist. Als Kondensatoren werden ölgefüllte Keramik-Töpfe mit Zink-Platten, die zwischen Glasplatten angeordnet sind, verwendet. 

1. Mai: Alle Beschränkungen, die für den Nachrichtenverkehr im Seefunk während des Krieges galten, sind ab heute aufgehoben. Ausnahmen gibt es noch für die Nord- und Ostsee, den Englischen Kanal und das Mittelmeer (Wireless World 7/1919)

Mai:  In Amerika wird die Gründung der RCA betrieben, um in den USA von Marconi unabhängig zu sein. Als Folge wird später Chathamradio/WCC durch die RCA von der Marconi Ltd. übernommen. Außerdem werden  in den USA einige Vorschriften wieder aufgehoben. Zivilpersonen durften während des Weltkrieges sich  nur sehr eingeschränkt mit der drahtlosen Telegrafie befassen. 

14. Juni: Die Marconi Wireless Telegraph Co. erhält das britische Patent 145.040 “Method of producing oscillations with a five- electrode valve”. Etwas später, am 5. August, erhält die Metropolitan Vickers Electrical Co (Q.A. Brackett) das britische Patent Nr. 149.349 „five electrode valve with two-electron streams“. Das ist die Geburt der Pentode. Vorher hatten auf dem Feld der Tetrode noch Hull (The Pliodynatron), Prof. Fleming, die Western Electric Co (double-grid-valve) und John Scott-Taggart (the Negatron) zusätzliche Verbesserungen der Tetrode vorgestellt. 

23. Juni: Der deutsche Gesandte von Haniel übergibt dem Vorsitzenden der Friedenskonferenz Clemenceau die Note, mit der die Reichsregierung die Bedingungen der alliierten Regierungen bedingungslos anerkennt. Am 12. Juli wird die Blockade Deutschlands aufgehoben. 

30. Juni: In seinem Landsitz Terling Place, Witham, Essex stirbt im 78. Lebensjahr Lord Rayleigh. Er arbeitete auf allen Gebieten der Mathematik, der Chemie und der Physik.  1879 übernahm er den Lehrstuhr für experimentelle Physik von Clerk Maxwell und 1904 wurde er mit dem Nobelpreis für Physik ausgezeichnet. 

Juni: Der Funkverkehr zwischen den Bordstationen der freigegebenen Küstenschiffe und Norddeich-, Cuxhaven-, Swinemünde- und Danzig-Radio wird wieder zugelassen. 

Juni:  Der Amerikaner Edwin Howard Armstrong, Professor an der Columbia University, führt den Superheterodyn-Empfänger als Rundfunkempfänger ein. 1933 erfindet er die Breitband-Frequenzmodulation. 

Juni: Marconi International Marine weist für 1918 einen Reingewinn von 186.341 engl. Pfund Sterling aus und zahlt 15 Prozent Dividende. Die Gesellschaft betreibt 2.549 Stationen und hat bisher ca. 4.000 Handelsschiffe mit Telegrafiestationen ausgerüstet. Zum Vergleich: Die DEBEG weist in einer Zeitungsanzeige (Oktober 1919) darauf hin, dass bisher 1.200 Schiffe der Handelsmarine von ihr mit Funktelegrafie aufgerüstet wurden. 

Juni:  An Bord des Luftschiffes LZ 120 "Bodensee" wird eine 20 Watt Funkanlage erprobt. 

Juni:  Unter der Leitung von Franklin, White, Green und Hall werden die Marconi-Kurzwellen-Versuche von Carnavon aus fortgesetzt. Man erprobt jetzt die 15-m-Welle mit Röhrensendern und berichtet von Empfang über 70 Meilen. Zur gleichen Zeit experimentieren Funkamateure erstmals auf kurzen Wellen mit batteriebetriebenen Sendern kleiner Leistung und erzielen Reichweiten, die mit Langwellen nur mit vielen Kilowatt Leistung erreicht werden können. 

28. Juni: In Paris werden die Versailler Verträge unterzeichnet. Hinsichtlich des Internationalen  Funktelegraphenvertrages London vom 5. Juli 1912 heißt es darin u.a.: „Vom Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages ab lassen die Hohen vertragschließenden Teile unter der Bedingung, dass Deutschland die ihm von seiten der alliierten und assoziierten Mächte mitzuteilenden vorläufigen Bestimmungen befolgt, das Internationale funktelegraphische Übereinkommen vom 5. Juli 1912, soweit sie davon betroffen werden, wieder gelten. Wird binnen 5 Jahren nach Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrages anstelle des Übereinkommens vom 5. Juli 1912 ein neues Übereinkommen zur Regelung der internationalen funktelegraphischen Beziehungen geschlossen, so ist dieses neue Übereinkommen für Deutschland bindend, selbst wenn Deutschland sich geweigert haben sollte, bei dessen Ausarbeitung mitzuwirken oder es zu unterzeichnen.“. Bei der Ausarbeitung des Vertragswerkes hat G. Marconi auf Einladung des italienischen Premierministers, Francesco Nitti, teilgenommen. 

16. Juli: Im Gesetz über den Friedensschluss zwischen Deutschland und den alliierten und assoziierten Mächten (RGBl 140/1919) wird im Artikel 197 die Tätigkeit der Großstationen von Nauen, Hannover und Berlin Beschränkungen unterworfen. Im Artikel 202 wird u.a. die Ablieferung der drahtlosen Stationen der Luftfahrzeuge verfügt. Der Artikel 209 regelt die Ablieferung der drahtlosen Stationen der Kriegsschiffe. In der Anlage III § 1 wird die Ablieferung aller Handelsschiffe über 1.600 BRT und die Hälfte des Tonnagegehalts der Schiffe zwischen 1.000 und 1.600 BRT  sowie eines Viertels aller Fischereifahrzeuge verfügt. Die Ablieferung der Schlepper und Boote wird in Artikel 33a geregelt. Unter den Gesetzen und Verordnungen, die weiterhin in Kraft bleiben, ist auch das Übereinkommen über Hilfeleistung und Bergung in Seenot vom 23. Sept. 1910. 

19. Juli: In London findent die Siegesparade statt. Unter den Truppenverbänden marschiert auch eine kleine Delegation der 12 Marconi-Funkoffiziere, welche in ihrer Funktion im Weltkrieg eingesetzt waren (Wireless World Sept-1919)

Juli:  Der Holländer Jugo Koch aus Delft erhält ein Patent für eine Verschlüsselungsmaschine, die er holländisch "Geheimschriftmaschine" nennt. Er hat nie ein funktionsfähiges Modell seiner Erfindung vorgelegt. Ein deutscher Ingenieur namens Arthur Scherbius kauft die Patentrechte, baut diese Maschine mit zunächst drei Walzen und nennt sie "Enigma" (griechisch: Rätsel). 

31. Juli: Der öffentliche Funktelegraphieverkehr zwischen Nauen und New Brunswick bzw. Annapolis (USA) wird wieder aufgenommen, nachdem am 23. Juli die USA eine Anfrage schickten: "will you accept commercial business messages from usa?". Die Station Annapolis wird am 1. August 1920 von der Marine an die RCA übergeben, die aus der "Amerikanisierung" der englischen Marconi-Gesellschaft hervorgegangen ist. 

Juli:  Telefunken baut den ersten Drehrahmenpeiler E 258 N (Frequenzbereich 150 bis 750 kHz) mit auswechselbaren Suchspulen und Hilfs - Stabantenne zur Enttrübung des Peilminimums.

Juli:   Von der Fa. Huth wird der Röhrensender für Telegrafie und Telephonie mit einer Leistung von 250 Watt in Huth-Kühn-Schaltung für fünf feste Wellen vorgestellt. 

August: In der Verfassung des Deutschen Reiches (RGBl 152/1919) heißt es im Artikel 3 u.a. : Die Handelsflagge ist schwarz-weiß-rot mit den Reichsfarben (schwarz-rot-gold) in der oberen inneren Ecke. 

15. August: Ein britisches Schifffahrtsgesetz bestimmt, dass jedes seegehende britische Schiff (Fahrgastschiff oder Schiff mit mehr als 1.600 BRT) eine Funkanlage mitführen muss. Ausführungsbestimmungen sollen im Juli 1920 folgen. 

19. August: Die Technische Hochschule Danzig verleiht Hans Bredow die Würde eines Dr.-Ing. e.-h.

29. August: Lyngby Radio geht für den Betrieb mit Stonehavn in Betrieb. 

September: Marconi stellt Versuche an, den Atlantik mit Funk-Telephonie zu überbrücken. Zwölf Tage dauern die Versuche zwischen den Stationen Ballybunion (Irland) und dem 3.200 km entfernten Nova Scotia. Der Sender wird von einer Stromversorgung mit 2,6 kW gespeist, die Schirmantenne ist 150 m hoch, die Wellenlänge beträgt 3.600 m und der Antennenstrom wird mit 16 A gemessen. 

8.  September: Im Gesetz, betreffend Telegraphen- und Fernsprechgebühren (RGBl 170/1919)  wird der Seefunk nicht erwähnt. In der dazugehörigen Verordnung vom 26. Sept. steht u.a., dass die Wortgebühr von Seetelegrammen von 15 auf 30 Pf erhöht wird. 

1. Oktober: Die von der Admiralität betriebenen Küstenfunkstelle Helgoland (seit 1901 in Betrieb) stellt ihren Dienst ein. An ihre Stelle wird eine von der Reichspost betriebenen Station, die 1921 ihren Betrieb aufnehmen wird, treten. 

16. Oktober: Der neue Heuervertrag für die deutsche Seeschifffahrt setzt u.a. fest: 1. Offz. 600 Mk, 2. Offz. 500 Mk, 3. Offz. 420 Mk und 4. Offz. 350 Mk (große Fahrt). 

17. Oktober: Gründung der Radio Corporation of America (RCA) in Delaware als Nachfolger der Marconi Gesellschaft in Delawaree (USA). In der neuen Gesellschaft werden die General Electric Company of America und die American Marconi Company aufgehen. David Sarnoff wird Vizepräsident. Zwei Tage später wird in London die Marconi-Osram Valve Company Ltd gegründet. Das Gründungkapital beträgt  100.000 britische Pfund in 1 Pfund-Aktien. Ziel ist die Herstellung von Elektronenröhren. 

Oktober: Geldstrafen bis 1.500 M. oder Haft bzw. Gefängnis bis zu 6 Monaten drohen in Deutschland, wenn man unbefugt Privat-Funkstationen errichtet. 

Oktober: Belgien schließt die Küstenfunkstelle Nieuport und nimmt dafür Ostende und Antwerpen in Betrieb. 

Oktober: Funktelegramme an Schiffe, die sich außerhalb der Reichweite englischer Küstenfunkstellen befinden können über Poldhu geschickt werden, Die Wortgebühr beträgt dann 2 sh 10 d pro Wort. 

Oktober: Von einer kürzlich von dem amerikanischen Präsidenten Wilson auf der „George Washington“ unternommenen Reise wird bekannt, dass die Marine das Relay Schiff „Pennsylvania“ in gewissem Abstand als Begleitschiff eingesetzt hat. Die Verbindung zwischen beiden Schiffen wird durch Röhren- Sender und Empfänger für Funkfernsprechen aufrechterhalten. Das eigentliche Nachrichtenschiff war die Pennsylvania. Ihre Funkausrüstung: Ein 30-kW-Lichtbogen – Sender für die 3.600 m – Welle,  ein 10 kW Funken – Sender für den Verkehr mit Küstenfunkstellen und ein zusätzlicher Röhrensender für kleinere Entfernungen. 6 Empfänger waren ständig in Betrieb, nämlich für Anapolis auf 16.900 m, New Brunswick auf 13.000 m, Lyon 15.500 m, Tuckerton 4.000 m und für allgemeinen Empfang auf den Wellen 600 und 1.000 Meter. 

Oktober: Nach einem Bericht in der ETZ müssen ab dem 1. Januar 1920 alle Schiffsstationen an der amerikanischen Küste die Wellenlänge 750 m schalten (können). 

Oktober: In der 79. Ausgabe der Wireless World wird eine junge Dame mit Kopfhörer unter dem Titel „Lady Wireless Operator and her Ship“ abgebildet. Es handelt sich um Miss M Alsen, welche schon einige Reisen auf der SS Jupiter als Funkoffizier absolviert hat. 

11. November: Um 11 Uhr (GMT??) schweigen alle Marconi Funkstellen in der Welt für zwei Minuten, um am Armistice Day der Toten des Weltkrieges zu erinnern (Wireless World Dec-1919)

16. November: „Rundfunk für alle“ ist der Titel eines Experimentalvortrages, den Hans Bredow im Berliner „Urania“ hält. Dabei unterrichtet er über die neuesten Röhrensender für Sprache und Musik und bereitet so die Einführung des deutschen Rundfunks im Oktober 1923 vor. 

November: Ein Kommentar in der "Hansa" fordert, dass die Feuerschiffe wieder mit den (von Bord genommenen) Funkstationen ausgerüstet werden sollen. 

7. Dezember: In der französischen Zeitschrift "France" wird über den Werdegang französischer Bordtelegrafisten berichtet. Die Ausbildung beginnt mit dem 16. - 18. Lebensjahr. Nach 60 monatiger Seefahrtzeit stehen sie im Rang eines 2. Offiziers und nach 96 Monaten in dem eines 1. Offiziers. Urlaub: Bis zu 30 Tage pro Jahr.

Dezember: In Skandinavien, den USA und den Niederlanden (Marconi) werden Studien und Vorführungen gemeldet, die sich mit der Einführung der drahtlosen Telephonie für die Fischerei beschäftigen. In einem ergänzenden Artikel in der "Hansa" wiederspricht der Direktor Behner (DEBEG) der Behauptung, eine solche Station sei "für billiges Geld zu haben". 

Dezember: Die DEBEG betreut 175 eigene und fremde Handelsschiffstationen. Die Zahl der Funktelegramme wird mit 9.800 angegeben. Zum Vergleich: 1913 waren es 78.000. 

Dezember: Die International Ice Patrol meldet für das abgelaufene Jahr die größte Anzahl von Eisbergen, die in der Nähe der Hauptschiffahrtslinien bisher entdeckt worden sind. Es handelt sich um genau 1.351 Berge. 


Neu auf dem Büchertisch 1919
März: Als neue Zeitschrift erscheint im Verlag O. Braune, Berlin die „Zeitschrift für drahtlose Telegraphie und angrenzende Gebiete“ als Organ des Verbandes deutscher Radio-Ingenieure. 
Juli Im Verlag Karl Harbauer, Wien und Leipzig erscheint das Buch „Funktelegraphie und Presse“ von E. Winkler.
Das Buch „Die Funkentelegraphie in algemeinverständlicher Darstellung“ von C.W. Kollatz erscheint im Verlag G. Siemens, Berlin und kostet 4,25 M. 
August: Im Carl Heymann Verlag erscheint das Buch "Überseeische Telegraphie und auswärtige Politik" von Dr. Richard Henning. Preis: 5 Mk. Bei Scherl in Berlin wird das Buch "Kriegsabenteuer eines Funkers" von Karl Müller vorgestellt. „Die Fortschritte der drahtlosen Telegraphie und ihre physikalischen Grundlagen“ heißt eine Neuerscheinung von Dr. Johannes Wiesenz und kostet 1,60 M. 
„Abrüstung und Funkverkehr“ heißt ein neues Buch, der Autor ist E.P. Linke, der Verlag ist Eisenschmidt, Berlin, der Preis ist 2,75 M.
In England erscheinen die 7. Ausgabe des „The Year Book of Wirelesss Telegraphy and Telephony 1919“  zum Preis von 7/6. Das Buch enthält eine Liste der Rufzeichen, eine karte mit den Stationen der Welt und einen Abschnitt über Funk - Gesetze und – Verordnungen.
Im gleichen Verlag – The Wireless Press Ltd. Marconi House, Strand, London WC 2 – gibt es den Preis von 3/- eine große Weltkarte mit allen Funkstationen. Die dritte Veröffentlichung aus diesem Verlag ist „The OscillationValve“ von R D Bangay zum Preis von 5 s.  Und dann gibt es noch das Buch von Professor J A Fleming: „The Thermionic Vlve in Radio Telegraphy and Telephony“, das für 15 s im Herbst 1919 erscheint. 
Am Ende des Jahres erscheint in diesem Verlag noch „Telephoy without Wires“ von P R Coursley, das Buch kostet 15 s.
„The Principles of Electric Wave Telegraphy and Telephony”, dieses Buch von J A Fleming erscheint in der vierten Auflage bei Longmans, Green & Co. und kostet 42/-. Ebenfalls in der vierten Auflage gibt es das Buch „The theoretical Principles of Wireless Telegraphy“, welchen 1 s kostet und bei Gee and Co erschienen ist. 
Cyril M Jansky ist der Autor des Buches „The Principles of Radio Telegraphy“, das bei The Hill Publishing Co. für 10/- erscheint. 
Useful Notes on Wireless Telegraphy heißt eine Reihe von kleinen Büchlein, welche je 4 d kosten. Die Titel in den fünf Bänden: Direct Current. Alternating Current. High Frequency Current and Wave Production. The Marconi 1-1/2 kW Ship Set. The Oscillation Valve. 
Im Verlag S Rentell and Co., erscheint “The Handy Electricial Dictionary”. Der Autor ist W L Weber und der Preis 3 d. 
P R Coursey ist der Autor des Buches „ Telephony without Wires“. Es erscheint bei  der Wireless Press und kostet 15 s.
Von Prof. Fleming erscheint im Wireless Press Verlag „The thermionic Valve in Radio Telegraphy and Telephony“, es kostet 15s.

Urheber gem. §7 Urh.G.: Hans-Georg Korth, Bremen  (Mit freundl. Genehmigung im Mai 2012)
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Version: 12-Sep-12 / HBu