8.
Hohe Anerkennung für den Entdecker der Wellen
Über
die Entdeckung der Wellen und die verschiedenen wissenschaftlichen Untersuchungen
in den Jahren 1887/1888 schrieb Hertz einen ausführlichen Forschungsbericht
für die Berliner Akademie der Wissenschaften. Den Bericht mit dem
Titel "Über Strahlen elektrischer Kraft" hat Hertz aber nicht selbst
der Akademie vorgetragen. Das tat sein Lehrer von Helmholtz am 13. Dezember
1888, dem Hertz auch den Bericht "in tiefster Ehrfurcht und Dankbarkeit"
gewidmet hatte. Der Bericht stellte für den erst 31jährigen Hertz
die Anerkennung seiner wissenschaftlichen Arbeit dar. Er führte darin
unter anderem aus: "Wir haben die von uns untersuchten Gebilde als Strahlen
elektrischer Kraft eingeführt. Nachträglich dürfen wir dieselben
vielleicht auch als Lichtwellen von sehr großer Wellenlänge
bezeichnen"
Die
Entdeckung der elektromagnetischen Wellen und der Beweis, dass sie sich
wie Licht verhalten und ausbreiten, brachte für Hertz weltweit große
Anerkennung unter den Wissenschaftlern. Er wurde von der Royal Society
nach London eingeladen und dort von der Königin empfangen und besonders
geehrt. In London traf er mit berühmten englischen Physikern zusammen.
Die Gesellschaften und Akademien der Wissenschaften Italiens, Frankreichs
und Österreichs verliehen Hertz hohe Auszeichnungen. Die preußische
Regierung ehrte ihn mit dem Kronen-Orden.
9.
Hertz an der Universität Bonn
Nach
dem großen Erfolg von Hertz an der Technischen Hochschule Karlsruhe
hätte sein Lehrer Helmholtz ihn persönlich lieber wieder in Berlin
gehabt. Aber aus den Angeboten für eine Professur in Berlin, Bonn
und Gießen wählte sich Hertz Bonn als künftige Wirkungsstätte
aus. Von Helmholtz zeigte Verständnis für diese Wahl und schrieb
damals: "Wer noch viel wissenschaftliche Arbeiten vor sich sieht, die er
ergreifen möchte, bleibt den Großstädten fern".
An
der Universität Bonn übernahm Hertz als ordentlicher Professor
die Leitung des Physikalischen Instituts. Für die Vorführung
der elektromagnetischen Wellen ließ er die Geräte nach den Mustern
von Karlsruhe nachbauen. Er hat dabei mit seiner handwerklichen Geschicklichkeit
selbst geholfen. So entstanden zwei Parabol-Reflektoren mit Sende- und
Empfangsdipol, zwei ringförmige Resonatoren und ein rechteckiger Polarisator.
Die historisch wertvollen Geräte sind noch heute erhalten und können
für die Vorführung benutzt werden. Hier sei erwähnt, dass
die von Hertz in Karlsruhe benutzten Geräte im Jahre 1913 an das Deutsche
Museum nach München abgegeben wurden.
Das
Physikalische Institut erlangte unter der Leitung von Hertz in kurzer Zeit
Weltruf. Von seinen immer gut besuchten Vorlesungen wird berichtet, dass
sie für den Anfänger einfach und klar waren, für Vorgebildete
belehrend und anregend. Von der Tätigkeit in Bonn seien hier die Versuche
mit Kathodenstrahlröhren und die erste Anwendung einer Art von Koaxialkabel
für die Fortleitung elektrischer Ströme und Wellen genannt. Über
ein solches 5 m langes Kabel übertrug Hertz Wellen von 6 m Länge.
Aus
der Bonner Zeit ist besonders ein Vortrag hervorzuheben, den Hertz im Jahre
1889 vor der Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte
in Heidelberg gehalten hat. Die Vorbereitung zu dem Thema "Über die
Beziehungen zwischen Licht und Elektrizität" bereitete ihm viel Mühe.
An seine Eltern, mit denen er einen regen Briefwechsel führte, schrieb
er darüber. "Was ich herausbringe, ist dennoch meiner aufrichtigen
Meinung nach für den Laien unverständlich, für den Fachmann
trivial, mir selbst ekelhaft."
Aber
seine Befürchtung war unbegründet denn der Vortrag wurde ein
großer Erfolg. Man bezeichnete ihn als ein "Immer gültiges Muster
einer populären Darstellung einer schwierigen, neuen wissenschaftlichen
Erkenntnis". Hertz begann den Vortrag mit der überraschenden Behauptung:
"Das Licht ist eine elektrische Erscheinung, das Licht an sich, alles Licht,
das Licht der Sonne, das Licht einer Kerze, das Licht eines Glühwurms.
Nehmt aus der Welt die Elektrizität und das Licht verschwindet."
10.
Letzte Lebensjahre und früher Tod von Hertz
Bald
nach der Übersiedlung nach Bonn klagte Hertz über gesundheitliche
Störungen. In dem Tagebuch, das er immer geführt hat, bemerkte
er Mitte 1889: "In hohem Grade nervös abgespannt". Zuerst waren es
häufig Zahnbeschwerden. Daraus entwickelte sich eine schmerzhafte
Nasen- und Ohrenentzündung.
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Eine
erste Kieferoperation im Oktober 1892 brachte nur vorübergehend eine
Besserung. Das Knochenleiden verschlechterte sich im Herbst 1893 so sehr,
dass er seine Arbeit immer häufiger unterbrechen musste. Am 7. Dezember
1893 hielt Hertz seine letzte Vorlesung. Zwei Tage später schrieb
er an seine Eltern-, "Wenn mir wirklich etwas geschieht, so sollt ihr nicht
trauern sondern ein wenig stolz sein und denken, dass ich dann zu den besonders
Auserwählten gehöre, die nur kurz leben aber doch genug leben.
Dies Schicksal habe ich mir nicht gewünscht und gewählt, aber
wo es mich getroffen, muss ich zufrieden sein, und wenn mir die Wahl gelassen
wäre, würde ich es vielleicht selbst gewählt haben." Am
1. Januar 1894 starb Hertz in Bonn nach qualvollen, zuletzt unerträglichen
Schmerzen an einer allgemeinen Blutvergiftung wenige Wochen vor seinem
37. Geburtstag.
Er
wurde in seiner Heimatstadt Hamburg auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt.
(Bild 7)
Sein
72jähriger Lehrer und Freund von Helmholtz hielt die Gedenkrede. Deutschland
und die Welt hatten allzu früh einen der großen Physiker verloren.
Wenn es Hertz vergönnt gewesen wäre, so alt wie von Helmholtz
zu werden, dann hätte er noch die ersten Rundfunksendungen im Jahre
1923 und die ersten Fernsehübertragungen im Jahre 1929 über "seine"
Wellen erlebt.
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11.
Hertz gesammelte Werke
Die
Erkenntnisse aus den umfangreichen Versuchen und Forschungen von Hertz
sind der Nachwelt erhalten geblieben. Es gelang ihm noch, trotz der schweren
Krankheit alle seine Berichte in drei Bänden als gesammelte Werke
zusammenzufassen. In dem ersten Band ist der Heidelberger Vortrag von Hertz
"Über die Beziehungen zwischen Licht und Elektrizität" abgedruckt.
Der zweite Band enthält alle Berichte der "Untersuchungen über
die Ausbreitung der elektrischen Kraft". Für den dritten Band hat
von Helmholtz nach dem Tode von Hertz ein 16seitiges Vorwort geschrieben
und darin die Persönlichkeit und das Werk des großen Wissenschaftlers
besonders gewürdigt. Einige Zeilen davon sind in der Einleitung dieses
Beitrages angeführt. Mit dem Vorwort hatte von Helmholtz seine letzten
Zeilen geschrieben denn einen Tag danach erlitt er eine Gehirnblutung.
Er starb am 8. September im selben Jahr wie Hertz, 1894.
12.
Nutzung und Würdigung der Hertzschen Entdeckung
Hertz
war zu sehr Wissenschaftler und konnte sich die Nutzung der elektromagnetischen
Wellen zum Beispiel für die Nachrichtenübermittlung nicht vorstellen.
Auf eine Anfrage eines Ingenieurs im Jahre 1889 hierzu hat er geantwortet,
dass die Schwingungen zu langsam und die Apparate zu klein seien, um eine
solche Nutzung auch nur annähernd zu ermöglichen.
Aber
nur wenige Jahre nach dem Tod von Hertz gelang es dem Italiener Guglielmo
Marconi (1874-1937) und dem Russen Alexander Popow (1858-1906), Entfernungen
von einigen hundert Metern mit den elektromagnetischen Wellen zu überbrücken.
Die ersten Worte, die Popow 1896 telegraphisch über die Wellen übertrug,
lauteten: "Heinrich Hertz".
Ein
Jahr später führte Adolf Slaby (1849-1913) mit seinem Assistenten
Georg Graf von Arco (1869-1940) die ersten Versuche mit den Wellen in Deutschland
durch. Sie sendeten im Beisein von Kaiser Wilhelm 11. vom Glockenturm der
Heilandskirche in Sacrow über 1,6 km zur Marinestation an der Glienicker
Brücke in Potsdam. Bereits im Jahre 1901 gelang es Marconi, die Wellen
über den Atlantik zu senden und in Neufundland zu empfangen.
Von
den vielen Würdigungen des Lebens und Werkes von Hertz können
hier nur einige aufgeführt werden. Im Herbst 1927 gründete die
Deutsche Reichspost zusammen unter anderem mit dem Verband Deutscher Elektrotechniker
das, Heinrich-Hertz-Institut für Schwingungsforschung". Drei Jahre
später schlug Deutschland in der "International Electrical Commission"
(IEC) vor, als physikalische Einheit der Frequenz und damit für die
Anzahl der Schwingungen pro Sekunde die Bezeichnung "Hertz" einzuführen.
Im Jahre 1935 wurde der Vorschlag mit der Abkürzung "Hz" angenommen.
Auf den Skalen der Rundfunkempfänger Werden seit dem die Frequenzen
der Sender in Kilohertz (kHz) und Megahertz (MHz) angegeben. Bis dahin
hatte man die Sender mit der Wellenlänge in Meter gekennzeichnet.
Die
Technische Hochschule Karlsruhe - seit 1967 ist sie Universität -
ließ im Jahre 1925 zum 100. Jahrestag ihrer Gründung im Ehrenhof
eine Büste von Hertz aufstellen, deren Entwurf von der Hertz-Tochter
Mathilde stammt. Drei Jahre später fand auf der Funkausstellung in
Berlin eine Heinrich-Hertz-Gedenkfeier statt, auf der ebenfalls eine Hertz-Büste
enthüllt wurde. Ehrengast auf der Feier war die Witwe von Hertz, Elisabeth
Hertz.
Als
sich der Geburtstag von Heinrich Hertz im Jahre 1957 zum 100. Male jährte,
veranstaltete der Bundesminister für das Post- und Fernmeldewesen
zusammen mit der Technischen Hochschule Karlsruhe eine Gedenkfeier. Von
der Feier sandte der Bundesminister folgendes Telegramm an die damals in
England noch lebenden Töchter von Hertz, Mathilde und Johanna Hertz:
"Nach der eindrucksvollen Feier ist es mir ein Herzensbedürfnis, Ihnen
mitzuteilen, dass wir Ihres großen Vaters an seinem 100. Geburtstag
in Verehrung und Dankbarkeit gedacht haben."
Die
Deutsche Bundespost taufte im Jahre 1968 den Fernsehturm in Hamburg auf
den Namen "Heinrich-Hertz-Turm" und ehrte damit den bedeutenden Sohn der
Hansestadt. An dem Haus von Hertz in Bonn erinnert eine Plakette daran,
dass Heinrich Hertz, der die Grundlagen der Funktechnik schuf, dort von
1889 bis 1894 gewohnt hat.
Viele
Wissenschaftler haben das Werk von Hertz gewürdigt und wiederholt
an seine Bedeutung erinnert. So sagte der Physiker und Nobelpreisträger
Albert Einstein (1879-1955) in seiner Festrede zur Eröffnung der Funkausstellung
in Berlin im Jahre 1930: "Wenn ihr den Rundfunk hört, so denkt daran,
wie die Menschen in den Besitz dieses wunderbaren Werkzeuges der Mitteilungen
gekommen sind. Denkt an Maxwell, der die Existenz elektrischer Wellen auf
mathematischem Wege aufzeigte, an Hertz, der sie zuerst mit Hilfe des Funkens
erzeugte und nachwies."
Dipl.-Ing.
Joachim Kniestedt, Bonn
Literaturhinweise
Hertz
Heinrich: Gesammelte Werke, Band 1, 11 und 111, Leipzig, 1894.
Hertz,
Heinrich: Über die Beziehungen zwischen Licht und Elektrizität,
Bonn, 1900.
Hertz,
Johanna: Heinrich Hertz, Erinnerungen, Briefe, Tagebücher, Leipzig,
1927, neu aufgelegt von Mathilde Hertz zusammen mit Charles Süsskind,
Physik Verlag, Weinheim, 1977, -
Kuczera,
J.: Heinrich Hertz, Entdecker der Radiowellen, Leipzig 1975.
Beyrer,
Klaus-. Hertz und die Anfänge der Funkentelegrafie, Archiv für
Deutsche Postgeschichte, 2/1988, Seite 1 55-168.
Kniestedt,
Joachim: Heinrich Hertz - Die Entdeckung der elektromagnetischen Wellen
vor 100 Jahren, Archiv für das Post- und Fernmeldewesen, 1/1989, Seite
41-57.
Kniestedt,
Joachim: Leben und Werk von Michael Faraday, telekom praxis 7/1992, Seite
43-47.
Zum
Teil 1:
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