Der im Jahre 46 v. Christus von Julius Caesar eingeführte und nach ihm benannte "Julianische" Kalender legte ein Jahr mit der Länge von 365 Tagen und 6 Stunden fest. Um die 6 Stunden auszugleichen wurde in jedem vierten Jahr ein "Schalttag" eingeführt und an den Monat Februar, der mit 28 Tagen festgelegt war, angehängt. Der Frühlingsanfang (Frühlingsäquinoktium oder Frühlingstagundnachtgleiche) lag bei Einführung des Kalenders auf dem 24. März. Da nun ein Jahr aber um 11 Minuten und 14 Sekunden länger ist als 365 Tage und 6 Stunden ergab sich eine Verschiebung, die sich alle 129 Jahre zu einem Tag addierte. Zur Zeit des Konzils zu Nikäa im Jahre 325 n. Chr. fiel das Frühlingsäquinoktium schon auf den 21. März. Im Jahre 1474 beauftrage Papst Sixtus IV den Astronomen und Mathematiker Regiomontanus mit der Verbesserung des Kalenders. Der plötzliche Tod des Gelehrten ließ diesen Auftrag aber wieder in Vergessenheit geraten. Erst gut 100 Jahre später berief Papst Gregor XIII eine Kommission ein, die sich erneut mit dieser Aufgabe befassen sollte. Mitglieder waren der Bamberger Mathematiker Clavius, der Italiener Ignatio Danti und der Spanier Petrus Ciaconius.
Ohnehin ist das Chaos in der Christenwelt noch groß, trotz Kalenderreform. Die Heiligen haben je nach Land verschiedene Feiertage, und in England beginnt das neue Jahr immer erst am 25. März. Die Zeit wird noch bestimmt vom Rhythmus der Arbeiten auf dem Feld: sähen, warten, ernten. Die deutsche Reformation kämpft besonders erbittert gegen die neue Zeitrechnung aus dem Vatikan. Sie sei Teufelswerk und Papst Gregor XIII, der römische Antichrist, gleiche einem geifernden Wolf der die christliche Schafherde angreift. So wird Deutschland zweigeteilt und gleicht einem Flickenteppich. Hier die neue, da die alte Zeit. Ein kompliziertes Leben. Zum Beispiel auf einer Fahrt vom katholischen Regensburg ins protestantische Nürnberg, kaum eine Tagesreise entfernt. Wer Regensburg am 3. Januar verläßt kommt in Nürnberg 10 Tage früher an - im alten Jahr noch und kann Weihnachten gleich ein zweites Mal feiern. Für die Händler ist das ein Unding! Welche Lieferfrist soll gelten, wie die Zinsen berechnen? Sie brauchen einen einheitlichen christlichen Kalender. Aber erst 1700, 118 Jahre nach dem päpstlichen Erlaß, gibt die deutsche Reformation den Widerstand auf und übernimmt den "verbesserten" Kalender. Im protestantischen Deutschland folgt auf den 18. Februar 1700 gleich der 1. März. In England gehen die Uhren aber immer noch anders. Die anglikanische Kirche nimmt sich weitere 52 Jahre Zeit, den neuen Kalender einzuführen. Schweden folgt der neuen Zeitrechnung 1753, einige Kantone der Schweiz erst 1798, Russland sogar erst nach der Revolution 1917. Das ist der Grund dafür, dass die "Oktober"-Revolution erst im November gefeiert wurde. Am längsten sträuben sich die orthodoxen Kirchen gegen den Lauf der Zeiten. Erst 1923 übernahmen auch sie den Gregorianischen Kalender. In Frankreich gab es 1793 mit der Einführung des "Republikanischen Kalenders" sogar einen "Rückschlag". Das Jahr wurde in zwölf Monate mit je 30 Tagen aufgeteilt, diese wiederum in zehntägige Zeitabschnitte, die als décades (Dekaden) bezeichnet wurden. Der letzte Tag jeder Dekade wurde zu einem Ruhetag erklärt. Die am Ende des Jahres übrig bleibenden Tage (im gregorianischen Kalender der 17. bis 21. September) wurden zu Nationalfeiertagen bestimmt. Das erste Jahr unter dem neuen System wurde An I („Jahr I"), das zweite An II, usw., genannt. Jeder Jahreszeit wurden drei Monate zugeordnet, die Herbstmonate erhielten die Namen Vendémiaire („Monat der Weinlese"), Brumaire („Monat des Nebels") und Frimaire („Monat des Frostes") die Wintermonate Nivôse („Monat des Schnees"), Pluviôse („Monat des Regens") und Ventôse („Monat des Windes") die Frühlingsmonate Germinal („Monat der Saat"), Floréal („Monat der Blüten") und Prairial („Monat der Wiesen") und die Sommermonate Messidor („Monat der Ernte") Thermidor („Monat der Hitze") und Fructidor („Monat der Früchte"). Napoleon ließ 1805 den republikanischen Kalender wieder abschaffen. Ganz einheitlich ist die christliche Kalenderwelt allerdings auch heute noch nicht. Die orthodoxen Mönche auf dem Berg Athos folgen noch immer der Zeitrechnung von Julius Cäsar. Ihr Abstand zu uns beträgt mittlerweile zwei Wochen. |