Was war es doch für
ein tristes Leben beim Bund. Das Gehalt war klein. Das fachliche Können
von den Vorgesetzten war mäßig und so war auch ihr Interesse
an diesen Dingen. Was sie eigentlich interessierte war, die nächste
Gehaltserhöhung und wie man die eigene Planstelle aufwerten könne.
Das bis zum Ende aller Tage? Sehr sicher wusste ich: nein – aber was denn?
Ein Kamerad, der Konnex
zu einer kleinen Reederei hatte, erzählte mir von dem Seefunk-Sonderzeugnis.
Also hin zur Seefahrtschule in Lübeck. Bei dem alten Papa Wolf fand
ich viel Verständnis. Wir schauten uns an was da war, was fehlte?
Nun, nach einigen Wochen lag dieses Seefunkzeugnis vor mir. Was war das
nur für ein unglaubliches, technisches Können, wenn er einmal
anfing. Dann die Herrschaften aus der Fahrt, die sich auf das 2. Klasse
vorbereiteten. Sie hatten ein Flair. Ihre Sprache mit Anglizismen angereichert.
Gut erinnerte ich einen Herrn Buschmann. Er hatte die Weizenreisen auf
der PAMIR mitgemacht. Eigentlich wollte er zum A5. Es waren die Augen;
damals durfte dieser Personenkreis ohne weitere Vorkenntnisse zum 2. Klasse-Lehrgang.
Ehrwürdig die alte
Schule. Der Direktor war Kapitän und hatte ein Studium in Mathematik
und Physik absolviert. Hier hatten Leute wie Prien und Luckner ihre Patente
gemacht. Ein älterer Herr, mehr Künstler als Funker, war ein
begnadeter Fotograf. Lange belegte er die Titelbilder von Zeitschriften
aus der Szene um die Seefahrt. Es war nur, mit der Elektrotechnik stand
er sehr auf Kriegsfuß. Der Prüfer musste extrem gute Laune haben.
Wir jüngeren sollten helfen.
In jenen Tagen vor fast
50 Jahren ging Amateurfunk nur über den Selbstbau der Geräte.
Wer so etwas gemacht hatte, der brauchte vor den „kleinen“ Anforderungen
im Seefunk keine Angst zu haben. Als wieder einmal nichts mehr ging: „Herr
Rausch, was ist eigentlich eine Rauschspannung? Warum müssen diese
Spannungen geometrisch addiert werden?“ Später trafen wir unseren
Herrn Rausch am Holstentor. Ja, er käme gerade aus Hamburg. Sein Seefunkzeugnis
2. Klasse hätte er bestanden.
Was hatten wir für
ihn mitgefiebert. Und in Technik? Nun – das sei doch nicht schwierig! Mit
was er sich besonders beschäftigt habe, wollte der Prüfer wissen.
Als unser Herr Rausch dann die geometrische Addition der Rauschspannungen
formulierte, brach der Prüfer sehr beeindruckt diesen Teil der Prüfung
ab. Fraglos – ein Gag, aber welch ein gewaltiger Erfolg doch !
Wie es weiterginge?
Nun, nächste Woche
tränke er seinen Whisky am Broadway und dann Einsteigen auf „Sinclair
Venezuela“ / 5MLX, die Heuer 850 US-$. Keine Steuern und keine Versicherung.
Ich rechnete, das war der
Faktor zehn zu meinem Gehalt beim Bund.
Wenig motiviert ging ich
daran, die letzten Monate meiner Dienstzeit zu erfüllen. Die Wirtschaft
des Landes boomte. Die Reedereien wollten ihre Funker behalten und die
Elektroindustrie wollte ihre Leute zurück. |
"Sinclair Venezuela"
/ 5MLX, Motortanker,
gebaut 1963, 1970 umbenannt
in "Arco Venezuela", dann 1971 in "Yani".
Bauwerft: Blohm & Voss
/ Bau-Nr.827 / für Malin Tanker Monrovia / Stapellauf 19.01.63 / Ablieferung
22.03.63 / 30076 BRT
|
Nun, ich meldete mich zum 2.
Klasse an, wollte mir aber doch erst einmal den Beruf draußen ansehen.
Bei der AG Weser-Süd,
der alten Adler-Werft in Bremen sollte ich mich einfinden. Dort läge
das Schiff in der Werft. 1000 BRT, ein stabiles Seeschiff bei Hagelstein
in Travemünde gebaut. Für die Große Fahrt musste ein Telegrafiefunker
rauf. Das also sollte mein erster Dampfer werden.
Was gab es nicht alles zu
schauen? Ursprünglich war das Schiff mit einer DEBEG-Station für
Grenzwelle ausgerüstet. Für die Große Fahrt war es also
mit Telegrafie nachgerüstet worden. Das Minimum war – compulsary fitted
- Mittelwelle. Und die kam von Hagenuk. Quer über den Schreibtisch
lief ein kupfernes breites Band und verschwand dann in den Verkleidungen.
Als ich Grenzwellen- und Mittelwellengestelle mit einer längeren Strippe
überbrückte, wusste ich nach intensiver Suche, wo die Hauptsicherungen
der Seefunkstelle waren. Auch wurde mir die Funktion des dicken C’s nahe
dem Grenzwellengestell klar. Es war wohl ein „Never-Come-Back-Liner“.
Oh, oh, eine mächtige
„Tu-Liste“ war das, was von der ersten Runde der Funksicherheitsprüfung
blieb.
Sehr redselig war mein abgelöster
Funker-Kollege nicht, schnell von Bord wollte er.
Der Kapitän war als
3. Steuermann vom Kriegsausbruch in Eritrea überrascht worden. Zum
A5 gehörte in den 30er Jahren auch der Erwerb des Seefunkzeugnisses
2. Klasse. Viele, viele gute Ratschläge gab er mir. Er hatte in Südafrika
Fischdampfer gefahren und kannte den Style der Limies perfekt. Er kam dann
zurück und machte als alter Mann in Bremen sein A6. Der “Alte” und
der Erste hatten A6, der Zweite und der Dritte hatten A4. Hühnerleiterartig
in der Maschine: C2, C3 und C4.
So verholten wir aus der
Werft zum Kalikai. Mitte November: nass und kalt.
Die Ladung war drinnen,
die Antennen oben, und es ging nichts! Aggressiv und ärgerlich
war er, der Herr der Bundespost: „Herr Kapitän, Ihre beiden Sender
sind defekt, wollen Sie so über den Atlantik?“ Unser Kapitän
bejahte: „Das repariert mein Funker auf See!“
Sprachlos, so ging der Herr
von Bord.
Der Zweite, ein praktischer
Mann aus der Kümo-Fahrt, sagte: „Ist doch klar, das nasse Kali auf
den Isolatoren leitet die HF gegen Masse ab!“ Wir nahmen die Antenne
ab, reinigten die Isolatoren, und wie toll doch Grenzwelle wieder ging.
Der Postmensch, der so gut
austeilen konnte, hätte das eigentlich wissen müssen.
Nun, wir liefen
aus, und bis Blexen-Reede ließ mir der “Alte” Zeit. Dann kamen zwei
Leute von der DEBEG – gut waren sie! Die HF-Auskoppelspule des Mittelwellensenders
war so dicht am Rand platziert, dass beim vielen Rein und Raus des Senders
ein Spulenabgriff sich gelöst hatte. Das war unter der Baumwollisolierung
nicht zu sehen. Nun ja, das war kein leichter Fehler.
Der Funkverkehr im Kanal
klappte prima. Norddeich- und Boulogneradio. Auf Grenzwelle, Zweiseitenbandaussendungen
mit vollem Träger und seitens der Seefunkstelle in A1. Der Träger
wurde also getastet. Auf dem Atlantik wurde das wirklich schwierig. Die
Ausbreitungsbedingungen auf der 500 kHz zu beobachten, das war spannend.
Anfangs nur die europäischen Küstenfunkstellen, dann in der Mitte
des Atlantiks auch nachts nur ein Rauschen. Später dann die Küstenfunkstellen
Nordamerikas. Wie stark doch der Sender von Ostenderadio war. Die Seefunkstelle
hatte also keine Kurzwelle. Wie schnell begriff ich doch die wirkliche
Bedeutung von QSP. Und auch „cons deld“ schätzte ich. Welche Schiffe
fuhren mit mir über den Atlantik, welche kamen mir entgegen? |
|
Dieser 80 Watt-Notsender
von HAGENUK wurde aus
der Notbatterie betrieben
|
Am kameradschaftlichsten waren
die britischen Schiffe. Nie erlebte ich, dass meine Bitte um Übermittlung
eines Telegramms abgeschlagen wurde.
Man navigierte astronomisch.
Das Semiversusverfahren wurde angewandt. Die HO-Tafeln waren nicht an Bord.
Dann bei Annäherung an die Küste kam der Funkpeiler zum Einsatz.
Viel zu leise sei er und
dabei sei doch erst in Bremen eine neue Anodenbatterie eingebaut worden.
Ich solle mir das bitte doch einmal anschauen. Auch unter Last war die
Nennspannung da. Das konnte es nicht sein. Mit einigen zehn Volt liefen
diese Röhren. Und eben die brauchten auch eine Heizspannung. Wegen
einer ungleichen Zellenbelastung konnte die nicht von der Anodenbatterie
abgenommen werden. Es hätte ja auch ein Abgriff da sein müssen.
Also wo kam die Spannung für die Röhrenheizung her? Einige Jahre
war der Peiler alt. Ich baute ihn aus und sah mir die Rückwand an.
Tja und da war ein kleines zylindrisches Fach, wo die Monozellen, hintereinander
gelegt, die Heizspannung der Röhren bildete. Fast ausgelaufen waren
sie und eigentlich unglaublich, dass der Peiler doch noch ein wenig funktionierte.
Wann da wohl die letzten eingebaut wurden? Wir improvisierten einen neuen
Behälter, neue Batterien rein und wie prima das Gerät jetzt arbeitete.
Das Schiff erreichte nun
die Mündung vom Sankt Lorenz-Strom. Sehr winterlich war alles. Zwei
kanadische Lotsen waren an Bord gekommen, sie brachten ihre eigenen VHF-Funkgeräte
mit. Nur für die 2182 kHz wurde die Seefunkstelle noch benutzt.
In Deutschland waren die
ersten UKW- Seefunkgeräte auf dem Markt gekommen. Mit den Kosten des
Einbaus lagen die Preise bei 30.000 DM. Sehr teuer also.
Ursprünglich war das
Schiff für Montreal bestimmt, aber die Lotsen sagten, wir sollten
erst einmal in Quebec liegen.
Unglaublich viel Eis auf
dem Fluss. Als ich hochschaute, sah ich dieses alte ehrwürdige Hotel,
wo schon Churchill während des Krieges wohnte. Wie sah es hier vor
200 Jahren aus? Geschichten von James Fenimore Cooper gingen mir durch
den Kopf. Was hatte sich hier nicht alles abgespielt: aus dem indianischen
Kebek entstand die Keimzelle Neu-Frankreichs Quebec. Der Sankt Lorenz schickt
sich an, hier seinen Lauf zu verbreitern. Zwischen Wasser und Wald der
Felsen auf dem die alte Zitadelle steht.
Champlains Traum die Entdeckung
der Nordwestpassage hier im Süden zu finden, ließ ihn dann zwischen
Huronen und Irokesen parteiisch werden. Der spätere historische Hintergrund
für „Der letzte Mohikaner“. Irokesen trugen später nicht wenig
bei, dass Champlains Schöpfung Neu-Frankreich an England verloren
ging.
Plötzlich kam der Agent
aufgeregt zurück. Er hatte bemerkt, unser Schiff führte noch
die alte Flagge Kanadas als Gastflagge. Und das im frankophilen Teil Kanadas,
in der Belle Provence Quebec.
Vieles ging mir durch den
Kopf. Bewerten mochte ich einiges noch nicht. Viel konnte Zufall sein.
Aber so viele Zufälle? Gut zwei Wochen auf See. Eine Bauernnacht wollten
wir alle haben. Ich meinte kaum eingeschlafen zu sein als plötzlich
ein furchtbares Geschrei zu hören war. Aufstehen solle ich und die
Funkstation besetzen. Kein Licht ging, ich schaute aus dem Fenster und
mit atemberaubender Geschwindigkeit zogen die Lichter an unserem Schiff
vorbei. Plötzlich begriff ich, wir waren ein totes Schiff und trieben
zwischen dem vielen Eis auf dem belebten River steuerlos umher. Sprachlos
war der “Alte”, die Grenzwelle ging nur mit den 220 V Wechselspannung des
Bordnetzes – und eben die waren nicht da. Man war auf uns an Land aufmerksam
geworden aber dann gelang es auch, die Hauptmaschine zu starten. Nach zwei
Stunden war das Schiff wieder fest. Und wirklich unglaublich, in der zweiten
Hälfte der Nacht passierte dieses noch einmal.
Endlich bekamen wir eine
Berth-Position, wo sich nicht das Eis zwischen Kai und Schiff festsetzen
konnte und diese unglaublichen Kräfte auf die Leinen nicht mehr auftreten
konnten. Die Nautiker sagten zu diesen Vorfällen kein Wort. Fragen
mochte ich nicht mehr; auch war ich wirklich nicht genug Seemann, um das
zu verstehen.
Es hieß am nächsten
Morgen, wir sollten doch nach Montreal um unsere Ladung zu löschen.
Die Traffic-List von Norddeich
sagte, für mich sei etwas da. Viele Versuche, dann fand ich ein anderes
Schiff, was mir das MSG von DAN holte. In diesem Telegramm stand denn,
wenn es doch zu viel Eis auf dem Strom sei, sollte die Ladung in Quebec
gelöscht werden. Jetzt aber wirklich sprachlos hörte ich mir
die Vorwürfe an: In der letzten Nacht hätte ich mir ja das Telegramm
doch holen können.
Das winterliche Kanada gefiel
mir prächtig, ich mochte die Menschen und auch das Sprachproblem wurde
immer besser gelöst.
Lange dachte ich über
die Geschehnisse meiner ersten Atlantikreise nach. Wenn ich die Schreibtischschublade
in meiner Station aufzog, schaute mich ein eingeklebter Zeitungsausschnitt
an: „Die letzten Wikinger fahren bei *****!“ Da war etwas dran!
Mit Asbest sollte es zurück
nach St. Malo gehen. Begeistert war ich, die alte Piratenburg der Franzosen
aus dem 17. und 18. Jahrhundert sollte ich zu sehen kriegen. Klar war auch,
die Rückreise nach Europa würde mein erstes Weihnachten auf See
sein. Zeit für sentimentale Gedanken hatte ich gar nicht. Es gelang
mir, alle Telegramme zu holen und zu senden. Es ging eigentlich immer besser.
Mit dem zweiten Offizier
hatte ich mich angefreundet. Viele gute Tipps aus der Kümo-Fahrt wurden
dankbar akzeptiert.
Alles ging gut, bis dann
der „Leitende“ dem “Alten” erklärte, aus technischen Gründen
müsse er die Hauptmaschine für zwei Stunden abstellen. Nordwestlich
von Brest, ungefähr da, wo die Bismarck sank. Das Wetter war nicht
schlecht. Die Asbestladung bis unter die Lukendeckel machte das Schiff
sehr seetüchtig. Mein erstes Weihnachten auf See, die Gedanken waren
zu Hause.
Der zweite Offizier hatte
eine angenehme Art über unangenehme Dinge zu schweigen. Sein leises
Lächeln sagte mir aber, ich solle sorgfältig beobachten. Immer
öfter rannte der „Leitende“ zu dem Kapitän in die Kammer. Irgendwann
kam der Kapitän in meine Funkstation und ordnete an, alle unnötigen
Verbraucher ausgeschaltet zu lassen. Eingehend erkundigte er sich nach
dem Zustand der Notstromanlage. 24 V unter Last, Säuredichte 1,28
g/cm³ so stand es ja auch täglich im Funktagebuch. Die Situation
wurde unangenehm: warmes Wasser und elektrischen Strom gab es nicht mehr.
Gegen Abend wussten es alle, dem Maschinenpersonal gelang es nicht, die
Hauptmaschine zu starten.
Erwartungsgemäß
wurde das Wetter sehr viel schlechter. Windstärke 10 bis 12 BFT „and
no yachtsman gale“, wie der “Alte” sagte. Jetzt auf der Brücke gab
er seine Orders: ich sollte die gesamte Funkstation ausschalten. Auch der
Funkpeiler sollte nicht mehr eingeschaltet werden. Mit dem “Leitenden”
führte er ein sehr ernstes Gespräch. Ich kriegte die Order, einige
Stunden zu schlafen. Viel zu wenig Seemann war ich, um diese Situation
richtig einzuschätzen. Aber in die Fähigkeiten des “Alten” und
auch des zweiten Offiziers hatte ich großes Vertrauen. Schließlich
schlief ich trotz der Kälte ein. Ich meinte gerade ein paar Minuten
geschlafen zu haben, als der Kapitän mich wecken ließ. Tatsächlich
hatte ich mehr als vier Stunden geschlafen. Das Schiff war ja recht klein,
und da es nicht vorgesehen war, einen „Funker zu fahren“, benutzte ich
die Eigner-Kammer auf Backbordseite, ein Deck unter der Brücke. Es
kam viel Wasser an Deck und der “Alte” achtete darauf, dass ich nicht mehr
alleine auf dem Schiff rumturnte. Die gesamte Mannschaft hielt sich in
unmittelbarer Nähe zur Brücke auf. Ich kriegte eine Mug Kaffee;
später erklärte mir der Zweite, wie er das Wasser heiß
gekriegt hatte.
Der Kapitän erläuterte
mir jetzt die Situation, zwar bestünde derzeit keine unmittelbare
Gefahr für Schiff oder Besatzung, trotz dem sei die Lage sehr ernst.
Er würde mich jetzt sehr lange beanspruchen müssen. Er wolle
kein SOS oder XXX. Jedoch wolle er, dass Brestradio unsere Position bekomme
und in einem Telegramm wolle er die Reederei von der Situation unterrichten.
Nachts gelang die Übermittlung
nach Brest/FFU reibungslos. Aber schon bald kam das Telegramm eines französischen
Schleppers. Der Kapitän akzeptierte per Funk dessen Hilfe. Leider
hatte er keine Telegrafie und ich konnte meine Grenzwelle ja nicht benutzen.
Auch ein holländischer Schlepper bot seine Hilfe an. Schließlich
erhielten wir noch eine Information, wonach auch der deutsche Schlepper
HEROS, von Heini Schuchmann aus Hamburg, auf dem Wege zu uns sei.
Am nächsten Morgen
stellte sich heraus, dass bei der Berechnung der Position ein schwerer
Fehler aufgetreten war. Die Länge war nicht 019°W, sondern 009°W.
Brestradio wurde dann in seinem Funkverkehr sehr förmlich. Jede Ziffer
der Position musste ich bestätigen. Anschließend gab mir Brestradio
die jetzt empfangene Position, forderte mich auf, diese zu wiederholen
und zu bestätigen. Was für eine Aufregung.
In der nächsten Nacht
kam der französische Bergungsschlepper BAYARD und nur wenig später
ein holländische Schlepper an. Vieles verstand ich nicht. Schließlich
warteten wir auf die HEROS. In den Morgenstunden war sie da. Die See hatte
sich beruhigt. Aber es lief unglaublich hohe Dünung nach.
Im richtigen Augenblick
ging ein Schlauchboot zu Wasser. Mal war es tief unter uns, mal haushoch
über uns.
Dann warf der Steuermann
der HEROS – ein Seemann wie aus dem Bilderbuch – einige Pakete aufs Deck.
Einige Flaschen Rum und ein Walky-Talky. Danach war wirklich alles bis
auf den “Alten” auf der Back und bemühte sich, die Schlepperleine
an Deck und fest zu kriegen. Eine sehr schwere Arbeit. Später sagte
die eine Seite, war doch nur Schleppen und die andere Seite sagte was von
möglichem Untergang.
Nun, beide Seiten hatten
aber ihren Willen: Seeschiedsgericht Hamburg und Lloyds Open Form: no cure
– no pay!
Ich lernte Saint Malo kennen.
So wurde es allen Seiten recht gemacht.
Meine Schwester war in jenen
Tagen Fernschreiberin bei der DPA in Hamburg.
Zwei Berichte blieben: „Deutscher
Frachter in Schwierigkeiten“ und „Deutscher Frachter nicht mehr gefährdet“.
Bildnachweis:
Foto (1) Urheber gem.§7 Urh.G.: Ullrich Frankhäuser (1999
/ Mit freundl. Genehmigung)
Version:
17-Oct-12 / HBu
|