Gefunden . . . in alten Telefunken-Zeitungen (II)

Telefunkengeräte beim Amerikaflug
In der zweiten Augusthälfte 1930 unternahm Wolfgang von Gronau, Vorstandsmitglied der Deutschen verkehrsfliegerschule, seinen von der Öffentlichkeit begeistert aufgenommenen Flug nach Amerika mit dem „Dornier – Wal“ D-1422. Der Flug erstreckte sich von List auf Sylt über die Faroer Inseln – Island – Grönland – Cartwright – Halifax nach New York.Das Flugzeug war mit einer Telefunken-Flugzeugstation Stat. 262 F mit Notsendeanlage und einer Peilanlage ausgerüstet. 
Über das gute Arbeiten der Anlage schreibt uns Herr Gronau: „Die erzielten Reichweiten sind als ausserordentlich gut zu bezeichnen, besonders unter Berücksichtigung, dass das Funkgerät auf diesem alten Wal einen sehr ungünstigen und gänzlich gegen Schall ungeschützten Aufstellungsort hatte. Ich bin überzeugt, dass bei richtiger Aufstellung und Schalldämpfung die Reichweiten noch um 30 % grösser gewesen wären. Dieses ist nebst der Tüchtigkeit des Funkmeisters Albrecht vor allem Ihrer vorzüglichen Anlage zu verdanken. 
Da ohne Funkentelegrafie die Durchführung derartiger Flüge wie der unsrige zum Glücksspiel wird, bin ich Ihrem Werke zu grossem Dank verpflichtet. Die Anlage hat stets einwandfrei gearbeitet, trotzdem das Boot bei Start und Landung bisweilen sehr starke Stösse auszuhalten hatte. Es ist mir eine ganz besondere Freude, Ihnen dies mitteilen zu können = Mit vorzüglicher Hochachtung verbleibe ich gez. v. Gronau. (Quelle: : Telefunken-Zeitung Nr. 55 / Oktober 1930)
Links:  Die Dornier "Wal" D-1422" mit Antennenanlage
(unter dem hinteren Propeller über dem "D": Der Peilrahmen)
Das Flugboot "Wal" wurde ab 1924 gebaut und war eine der bekanntesten Dornier-Konstruktionen. Das Startgewicht betrug maximal 8 Tonnen (später 10 Tonnen), die Höchstgeschwindigkeit 230 km/h, die Reisegeschw.120 km/h. Die Spannweite war 27 m, die Länge 18,2 m. Man stelle sich das vor: Mit der oben abgebildeten Antennenanlage in ca. 3000 m Höhe bei 120 km/h !!!
 

Foto links:
Am linken Bildrand die Flugzeugstation 262 F für den Frequenzbereich 230 - 1000 kHz. In der Mitte der Peilempfänger Spez. 47N (166 - 750 kHz).

Beide Geräte von Telefunken, hier allerdings nicht in einer Do-Wal sondern in einer Rohrbach "Romar"


Medizinische Hilfe mittels Bordfunk
Wir entnehmen dem Bericht unseres Funkbeamten an Bord des Hapag-Vergnügungsreisen-Dampfers „Oceana“ folgende interessante Mitteilung:
Am 20. Juli wurde der Funkverkehr des 20 000 tons grossen englischen Dampfers „Orontes“ mit Bergen Radio beobachtet. Aus diesem ging hervor, dass sich an Bord der „Orontes“ Diphtheriefälle ereignet hatten und dass man dringend nach Diphtherie-Serum verlangte. Der Funkbeamte der „Oceana“ machte dem Kapitän von dieser Beobachtung Meldung, und nach Rücksprache mit dem Schiffsarzt und der Feststellung, dass genügend Diphtherie-Serum an Bord sei, wurde der „Orontes“ Nachricht gegeben, dass sie dieses erforderlichenfalls von der „Oceana“ erhalten könne. Der englische Dampfer befand sich im Nachbarfjord vor Loen zu Anker. Das deutsche Schiff war auf dem Wege von Gudvangen nach Balholmen. Da nicht sicher war, ob das von Bergen bestellte Serum rechtzeitig in Balholmen eintreffen würde, wurde die „Oceana“ gebeten, eine bestimmte Menge dort zu hinterlegen, da das englische Schiff wenige Stunden nach der Abfahrt des deutschen Dampfers Balholmen passieren würde. Mehrere Telegramme des englischen Kapitäns bezeugten, wie willkommen die von der „Oceana“ geleistete Hilfe war. (Quelle: Telefunken-Zeitung Nr. 55 / Oktober 1930)
TS "Orontes" der britischen "Orient Line"
Die "Orontes" wurde 1929 in England gebaut und war mit 19970 BRT vermessen. Das Turbinenschiff hatte 2 Schrauben, lief 22 Knoten und konnte rund 1600 Passagiere befördern. Sie gehörte der Orient Line, wurde später im Australien-Dienst, 1940 - 1947 als Truppentransport und dann wieder in der Australienfahrt eingesetzt. Die "Orontes" wurde 1962 in Spanien abgewrackt.
Die spätere "Oceana" wurde 1912 als "Sierra Salvada" für den Norddeutschen Lloyd auf dem Bremer Vulkan gebaut. Das mit 8791 BRT vermessene Schiff war
134 m lang und 17,1 m breit. Bei Kriegsausbruch 1914 wurde das Schiff in Brasilien interniert und übernommen. 1927 kaufte die Hapag es aus Brasilien zurueck und setzte es als Kreuzfahrtschiff - oder, wie oben beschrieben, als "Hapag-Vergnügungsreisen-Dampfer" - ein. Ab 1935 wurde sie als KDF-Schiff verchartert und 1938 an diese Oranisation verkauft. 1945 ging sie als "Empire Tarne" an England, dann als "Sibir" an Russland. 1963 wurde das Schiff abgewrackt.
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