MS Maori / FNDF
Fotos: © Roland Grard (1), French Lines (1) und H. Busch (1)  - 

Die Funkstation des MS "Maori" / FNDF wurde 1958 in das neue Schiff eingebaut.

In der Bildmitte oben hängt der Wahlschalter für die Sendeantennen.

In der Gerätereihe darunter befinden sich ganz links am Bulleye der Hauptsender für die Mittelwellenfrequenzen von 410 bis 512 kHz. Der Sender leistet 200 Watt und kann in den Betriebsarten A1 und A2 betrieben werden. 
Im mittleren Gestell steckt oben der Notsender (500 kHz, 60 Watt, A2), darunter der Notempfänger und der Autoalarm-Empfänger. 
Rechts in dieser Reihe steht der Kurzwellensender, der in den Betriebsarten A1 und A3 in den Seefunkbändern 4, 6, 8, 12, 16 und 22 MHz arbeitet und 200 Watt leistet.
Im Arbeitsplatz sind rechts und links zwei gleiche Empfänger untergebracht. Sie decken den Frequenzbereich zwischen 100 kHz und 23 MHz ab. 
Zwischen den beiden Geräten befinden sich die Kontrollgeräte für die Haupt- und Notstromversorgung und das Batterieladegerät.
Das einzige mir bekannte Gerät auf dem Fotos steht unten rechts auf dem Arbeitsplatz: Eine Morsetaste von der deutschen Firma Junker.

MS "Maori" wurde 1958 von der Werft Chantiers Naval de La Ciotat (Frankreich) als Baunummer 193 für die Compagnie des Messageries Maritimes gebaut und am 6. Januar 1959 in Dienst gestellt. Das neue Schiff war 156,5 Meter lang, 19,74 Meter breit und mit 7475 BRT / 3847 NRT / 9400 tdw vermessen. Für den Antrieb sorgte ein einfach wirkender 2-Takt Dieselmotor mit 10 Zylindern von Sulzer (Schweiz), der das Schiff mit seinen 13450 PS über eine Schraube auf eine Höchstgeschwindigkeit von 18,5 Knoten brachte. Die "Maori" / FNDF fuhr bis 1971 im Liniendienst zwischen Panama, Nouméa, Tahiti und Neuseeland und wechselte dann in den Europa - Fernostdienst.
Im Spätherbst 1971 befand sich die "Maori" / FNDF mit 29 Mann Besatzung auf der Heimreise von Tahiti und Nouméa via Panamaknal nach Le Havre. Sie hatte das an der Atlantikseite des Panamakanals gelegene Cristobal am 29.Oktober verlassen. Der größte Teil der 9400 t schweren Ladung bestand aus rund 7000 t Nickel, die eigentlich für Baltimore bestimmt waren. Wegen eines Streiks der Hafenarbeiter an der US-Ostküste sollte aber auch diese Ladung zunächst in Le Havre gelöscht werden. 
Um 04:17 GMT (heute UTC) am 9. November 1971 empfängt die an der irischen Südwestküste gelegene Küstenfunkstelle Valentia Radio / EJK auf 500 kHz ein Alarmzeichen und die unvollständige Meldung "SOS F". Valentia Radio reagiert sofort und sendet "SOS DE EJK QRZ?" (Wer ruft?). Malin Head Radio / EJM liegt an der Nordküste Irlands und hat die Seenotmeldung komplett aufgenommen. Sie vermittelt an Valentia Radio um 04:18 GMT: "de FNDF psn 46.5N 12W". Um 04:19 GMT empfängt Valentia Radio / EJK auf 500 kHz erneut die Meldung: "SOS FNDF 46.5N 12W NEED IMMIDIATE ASSISTANCE K". Dies war das letzte Lebenszeichen der "Maori".
Um 04:30 GMT übermittelt Valentia Radio / EJK die aufgenommenen Meldungen an die französische Küstenfunkstelle Brest-le-Conquet Radio / FFU, die aus nicht geklärter Ursache selbst Nichts aufnehmen konnte obwohl sie geographisch wesentlich näher am Unfallort liegt als Valentia Radio mit 350 Seemeilen Abstand oder gar Malin Head Radio mit 610 sm. "Nur" 170 Seemeilen entfernt war das französische Ozeanwetterschiff "France I", das auf der Position "K" lag und eine ununterbrochene Hörwache auf den Seenotfrequenzen 500 kHz (Telegrafie) und 2182 (Telefonie) garantierte. Die "Maori" und die "France I" hatten sich noch 12 Stunden vor der Notmeldung in Sichtweite passiert und Funkkontakt auf UKW Kanal 16 (FM / 156,8 MHz) gehabt. 
Die Seenotmeldung wurde aber auch dort nicht aufgenommen, genauso wenig wie bei der spanischen Küstenfunkstelle La Coruna Radio / EAR, das 210 Seemeilen entfernt in der Nähe von Cap Finisterre liegt. Die geschilderten Funkverhältnisse lassen darauf schliessen, dass zum gegebenen Zeitpunkt  (nachts / nahezu Winter) die Frequenz 500 kHz in der Hauptsache als Raumwelle abgestrahlt wurde, deren Reflektion von den entfernter liegenden Stationen aufgenommen wurden, nicht aber von den näher liegenden. Eventuell bedingt durch die Antennenkonstruktion an Bord der "Maori" / FNDF zeigt sich auch eine Richtwirkung nach Norden, denn keine der vielen Küstenfunkstellen am Englischen Kanal, an der Biskaya oder in Spanien und Portugal hat die Meldungen aufnehmen können. Lediglich die beiden Funkstellen in Irland haben sie gehört, die 250 sm nördlicher gelegene Küstenfunkstelle EJM sogar lauter (QSA) und verständlicher (QRK) als die an der Südwestküste liegende Station EJK. 
Nachdem Brest-le-Conquet Radio / FFU über die Seenot der "Maori" informiert worden war, lief in Frankreich die Aufklärungs-, Such-  und Rettungsaktion an. Um 05:12 wurde ein Flugzeug angefordert, um 06:48 startete eine "Breguet Atlantic". FFU wiederholte mehrfach die Seenotmeldung der "Maori" auf 500 kHz, 8 Schiffe bestätigten den Empfang, darunter der deutsche Hochseeschlepper "Seefalke". Nach weiteren Wiederholungen bestätigten zusätzliche 9 Schiffe und gaben ihre Positionen an. 
Um 08:30 GMT war die "Breguet Atlantic" pünktlich zum Sonnenaufgang an der angegebenen Unfallstelle. Die Besatzung ortete einen Überlebenden, der um 12:10 vom deutschen Frachter "Vegesack" an Bord genommen wurde. Weitere 5 Opfer wurden tot geborgen.
Bei Wassertemperaturen von 10 bis 15 Grad wurde die Suche am 13. November abends abgebrochen.
Die Ursache für den Tod von 28 Besatzungsmitgliedern und für den Verlust von Schiff und Ladung konnte auch nicht durch eine Seegerichtsverhandlung geklärt werden. In Frage kommen laut Urteil des Gerichtes: 
- Eine Wetterverschlechterung in den Stunden nach dem Treffen mit der "France I" 
- Eventuell auch dadurch bedingte Probleme mit der Ladung
- Probleme im Maschinenraum mit möglicherweise einer Explosion 
- Zusammenstoß mit einem U-Boot oder einem unter Wasser treibenden Wrack
- Zusammenbruch von Holzdecks im Laderaum und dadurch Verrutschen der Ladung
Der einzige Überlebende der Katastrophe war der Ingenieurs-Assistent Jean Yves Duclaud. Sein Leben verdankt er seiner Vorsicht: Nur er besass einen (privaten) Überlebensanzug, wie er heute bei den meisten Handelsflotten der Welt Vorschrift ist und der - je nach Wassertemperatur - die Überlebenschance um viele Stunden verlängert.
Wie auch 7 Jahre später bei der Suchaktion nach Überlebenden des deutschen Lash-Schiffes "München" / DEAT wurde auch hier bemängelt, dass es kaum Kommunikationsmöglichkeiten zwischen Luft- und Seefahrzeugen gab. Die Suchflugzeuge konnten die im Seefunk üblichen UKW-Frequenzen nicht schalten.
Quellennachweis:

"RAPPORT D'ENQUETE" de "AFFAIRES MARITIMES - Direction Normandie Mer du Nord - Quatier du Havre" / Source: http://ms.maori.free.fr/
Bildnachweis:
Foto 1 Quelle/Source/©: Collection of Roland Grard  (Permission on 16-Feb-11 / 73+tks for QSP to A.Cordier F6GIN, G.Garrigues and R.Marschner DL9CM)
Abb. 2 Urheber gem.§7 Urh.G.: Heinrich Busch, Berne
Foto 3: Quelle/Source/©: Collection French Lines  (Permission 09-Mar-11/Nancy Chauvet, Documentaliste multimédia 02.35.53.10.41/QSP R.Marschner DL9CM)

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Version: 20-Feb-11 / Rev.: 12-Mar-11 / 22-May-11 / HBu