Faxbetrieb Telex und Telefon waren die Betriebsarten der ersten Marisat und Inmarsat Anlagen, moderne Reeder wünschten sich aber zusätzlich auch Fax- und Datenübertragung. Besonders die Faxübertragung wurde stark nachgefragt weil sich z.B. Staupläne, Explosionszeichnungen, Schaltzeichnungen etc. per Telex oder Telefon nur schlecht übermitteln ließen. Kein Hersteller von Satcom Anlagen bot zu dieser Zeit geeignete Geräte an. Deshalb habe ich mich 1978/79 daran gemacht, die Faxübertragung via Satcom zu realisieren. Die technischen Vorbedingungen waren nicht besonders günstig zu diesem Zeitpunkt. Es wurde noch das Marisat System genutzt. Inmarsat wurde erst 1979 gegründet. Alle Verbindungen in das Landnetz liefen über die USA und in der Anfangszeit war auch noch Handvermittlung üblich. Während bei Verbindungen innerhalb Deutschlands über das Landnetz Laufzeiten von einigen Millisekunden einzurechnen sind, konnten bei einer Satellitenverbindung durchaus Laufzeiten von über 1000 Millisekunden auftreten. Die erste Generation der Satcom Anlagen hatten Vierdrahtschnittstellen zum Anschluss von Fax- und Datenendgeräten. Die zu dieser Zeit zur Verfügung stehenden Faxgeräte der Klasse 2 hatten einen Zweidrahtanschluss. Bei einem typischen Faxgerät der Klasse 2 wurde ein DIN A 4 Bogen mit der Vorlage auf eine Trommel gespannt, der anschließend zeilenweise abgetastet und zur Gegenstation übertragen wurde. Unabhängig vom Inhalt der Vorlage dauerte eine derartige Übertragung immer ca. 3 Minuten. Für die Durchführung der nötigen Arbeiten und Erprobungen hatte ich mir bei der Debeg in Hamburg gute Arbeitsbedingungen geschaffen. Auf dem Antennendeck waren die Satcom Antennen installiert und im Labor unmittelbar unter dem Antennendeck waren die Elektronik- einheit sowie die Endgeräte installiert. Neben den Inmarsatgeräten waren hier auch Telefonleitungen mit internationalem Zugriff vorhanden. Der große Vorteil einer solchen Anordnung ist es, dass die Endgeräte an der Satcom und am Landnetz unmittelbar nebeneinander im gleichen Raum stehen und Fehler sofort sichtbar sind. |
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
Aus
dem Gruppe 2 Faxgerät habe ich die Weiche entfernt, die Sende- und
Empfangsleitungen getrennt herausgeführt und mit der Vierdrahtschnittstelle
der Sesacom Anlage verbunden. Zusätzliche Pegelsteller wurden integriert
und sorgfältig einjustiert. Die Electronic der Faxmaschine wurde an
die geänderten Laufzeitbedingungen angepasst.
Das Faxsystem via Satcomstrecke wurde ausgiebig erprobt. Auf dem Forschungsschiff Gauss wurde ein derartiges System wenig später installiert und im Kontakt zum DHI in Hamburg praktisch genutzt. Es war das erste auf einem Schiff in Deutschland installierte und nutzbare Faxsystem. Nachteilig ist, dass im Gruppe 2 Faxbetrieb die Übertragung einer DIN A 4 Seite immer ca. 3 Minuten Übertragungszeit in Anspruch nimmt und damit relativ teuer ist. Die Debeg hat als erste kommerzielle Satcom Anlage die Debeg 3211 eingesetzt. Natürlich sollten an dieser Anlage auch Faxgeräte nutzbar sein. Anfangs gab es eine Vierdrahtschnittstelle und später wurde eine Telefonweiche in die Schnittstelle integriert. Mit Gründung von Inmarsat 1979 wurden bald mehrere Erdefunkstellen in Betrieb genommen. In Deutschland war das die Erdefunkstelle Raisting. Damit verbesserten sich die Laufzeiten für den Fax- und Datenbetrieb deutlich. Auch die Selbstwahl von Verbindungen war nun möglich. Anschlussfertige Faxgeräte für den Betrieb über Inmarsat gab es aber nach wie vor nicht. Allerdings waren Geräte für den Faxstandard der Gruppe 3 lieferbar. Der wesentliche Vorteil dieser Geräte für den Betrieb über Satcom- strecken ist, dass eine Vorlage abgetastet wird und weiße Stellen schnell durchgeschoben werden also die Übertragungszeit reduziert wird. Bei einem Standard Testbogen beträgt die Durchlaufzeit nur noch eine Minute, was eine wesentliche Kostenreduzierung gegenüber dem Gruppe 2 Verfahren bedeutet. Auch das Handshakeverfahren zum Beginn der Übertragung wurde in Gruppe 3 wesentlich verbessert. Laufzeit und Signalqualität werden dabei gemessen, das wirkt sich direkt auf die Übertragungsgeschwindigkeit aus. |
![]() |
![]() |
Soweit die Theorie und die praktischen Erfahrungen aus den Gruppe 2 Versuchen. Nun galt es, einen Lieferanten für Geräte zu finden, die sich an die Bedingungen im Satcom Betrieb anpassen lassen. Viele Hersteller von Faxgeräten wurden in das Labor der Debeg eingeladen um ihre Geräte im praktischen Betrieb zu testen. Keines dieser Geräte funktionierte unter den beschriebenen Bedingungen. Letztlich habe ich mit der Fa. Kalle Infotec und deren Hamburger Vertretung einen flexiblen Lieferanten gefunden. In gemeinsamer Arbeit haben wir Standardgeräte für den Betrieb über Satcom modifiziert. In der Anfangszeit mussten Hard- und Software an den Satcombetrieb angepasst werden. Ideal war die Bedingung für eine Faxübertragung, wenn auch das Endgerät an der Landseite ein Kalle Infotec war, weil der Handshake dann besonders schnell durchgeführt wurde, was Übertragungszeit einsparte. Danach hat die Debeg über viele Jahre ausschließlich Kalle Infotec Geräte eingesetzt, weil die Geräte anderer Hersteller zu dieser Zeit nicht funktionierten. |
|
Im
Jahre 1984 wurde der Nachfolger der Debeg 3211 die Anlage Debeg 3211a eingeführt.
Die Abmessungen und das Gewicht der Antenne wurden deutlich reduziert sowie
viele weitere Verbesserungen damit bereit gestellt. An der Unterdeckeinheit
wurde jetzt ein PC für die Bedienung und den Telexbetrieb eingesetzt.
Die Fax und Datenschnittstelle wurde weiter verbessert. Die Ein- und Ausgangspegel
wurden komfortabel vom PC aus gemessen und einjustiert.
Jede Anlage, die an Bord eines Schiffes zum Einsatz kommt, wird von verschiedenen Stellen zugelassen. Der zulässige Kompass- abstand wurde beim DHI in Hamburg ermittelt. Alle Inmarsatfunktionen wurden im Zusammenspiel mit einer Land-Erdefunkstelle (LES) im Comissioningtest erprobt. War alles in Ordnung, wurde die Anlage für den weltweiten Betrieb freigeschaltet. Die Ein- und Ausstrahlungs- festigkeit für die Zulassung der Debeg 3211a habe ich zusammen mit den Herren der zuständigen Behörde direkt an Bord ermittelt. |
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
|
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
Im Jahr 1982 wurde auf der Bremer Vulkan Werft die "Europa" gebaut. Die Debeg hat die Kommunikations- und Navigationsausrüstung geliefert, unter anderem eine Debeg 3211a sowie ein Faxgerät Kalle Infotek Gruppe 3. Zur Inbetriebnahme bin ich in Bremen an Bord gegangen. Ich habe das System eingepegelt und erfolgreich mit einem Faxgerät im Debeg Labor getestet. Hapag Lloyd hatte von einigen Faxgeräten im Hause am Ballindamm die Telefonnummern mitgebracht. Mir wurde versichert es handelt sich bei allen Geräten um Gruppe 3 Faxanschlüsse. Leider war das dann nicht so. Nach mehreren Fehlversuchen haben wir dann doch ein Gruppe 3 Gerät gefunden und damit erfolgreich getestet. Alle Anderen waren noch Gruppe 2 Geräte. |
![]() |
![]() |
![]() |
|
|
Da
im Laufe der Jahre immer mehr normale Faxverbindungen auch über Satellitenverbindungen
vermittelt wurden, mussten auch andere Hersteller ihre Hard- und Software
anpassen. Viele dieser Geräte konnten jetzt ohne weitere Modifikation
direkt an eine Inmarsat Anlage angeschlossen werden. Besonderer Wert wurde
von Seiten der Debeg auf die Echounterdrückung und Laufzeiteinstellung
gelegt. Bei einem Test im Debeg Labor konnte man schnell feststellen ob
der Prüfling geeignet war. Dann gab es eine Zulassung dafür.
Erste
Datenübertragungen
|