Das Doppler Sonar in der Seeschiffahrt (2)
Fotos und Bericht © 2008: Joachim Paul, DJ7WL

Zulassung eines Doppler Sonar Docking System auf der „Gaus“ / DBBX
Bevor ein Doppler Sonar auf einem Schiff unter deutscher Flagge eingebaut werden darf, muss es zugelassen werden. Dafür war damals das DHI in Hamburg zuständig. Die Zulassung wurde auf dem Forschungsschiff „Gauss“ unter seemäßigen Bedingungen durchgeführt.
Oben:  Das Forschungsschiffes "Gauss" / DBBX  vor der Kulisse von Helsinki (Die "Gauss" noch ohne Satcom-Antenne) 
Die "Gauss" / DBBX war gut auf die Prüfung und nachfolgende Zulassung von Radar, Navigationsgeräten sowie Unterwassergerät usw. vorbereitet, aber nicht auf die Zulassung eines Docking Doppler Sonar Systems. Bei diesem System wird ein Schwinger im vorderen und ein zweiter im hinteren Teil des Schiffes installiert. In Höhe des Maschinenraums gab es einen Schacht welcher mit dem Schiffsboden verschweißt und bis zum Hauptdeck hochgeführt war. In diesem Schacht läuft eine Montageplatte präzise an Schienen geführt und in der Arbeitsposition fest fixierbar. Mit einem Flaschenzug lässt sich die Montageplatte auf die Höhe des Hauptdecks ziehen. Hierauf wurde unserer achterer Schwinger montiert und das Kabel zur Hauptelektronik-Einheit des Doppler Sonars im Prüflabor verlegt.
Ausrichten des Schwingers
Der Schwinger im Schlitten
Mit der Installation des vorderen Schwingers gab es auf diesem Schiff ein echtes Problem. Ein Schlitten wie im Achterschiff ist hier nicht vorhanden. Nur ein Rohr ist durch den Schiffsboden geführt und endet dann in einer Zelle mit wasserdichter Mannlochklappe. 
Bei einer normalen Installation schließt die Oberfläche des Schwingers bündig mit dem Schiffsboden ab um keinerlei Wirbelbildung zuzu- lassen. Das war hier nicht machbar. Deshalb haben wir uns zu einem Einbau mit Strömungsabweiser entschlossen, wie im Bild dargestellt.

Links: Schwinger eingebaut in einen Strömungsabweiser
Auf dem Bild werden gerade die Schweißnähte geglättet und die Anpassung hergestellt.
Ein weiteres Problem war: Der Schwinger muss von unten eingesetzt werden und dabei darf der empfindliche Stecker im oberen Teil des Halterohrs nicht beschädigt aber auch nicht nass werden. Deshalb wurde das Verbindungskabel mit dem wasserdichten Stecker aufgeschraubt und anschließend durchgemessen. Danach wurde das Ende des Kabels wasserdicht gemacht und mit einem Zugseil versehen.

Auf den Bildern unten sehen wir die beschriebenen Vorbereitungen an Deck des Forschungsschiffes „Gauss“:
Installation des vorderen Schwingers
Ausmessen vor der Installation
Das Einführen des Kabels und des Schwingers mit nachfolgender Befestigung musste durch einen Taucher durchgeführt werden. Das nachfolgende Bild zeigt die Vorbereitungen für den Tauchgang.

Foto links:   Der Taucher wird vorbereitet
Nachdem der Taucher den vorderen Schwinger befestigt hatte, wurden alle Verbindungskabel in das Labor zur Hauptelektronik-Einheit geführt und angeschlossen.
Nach Fertigstellung der Installation sind wir mit der "Gauss" zur Abnahmefahrt aufgebrochen. Durch den Nord-Ostsee Kanal fuhren wir zur Meilenmessstrecke vor Eckernförde. Hier gibt es Landmarken im Abstand von 2 nautischen Meilen. Auf dieser Teststrecke parallel zu den Landmarken habe ich das Doppler Sonar Docking System in mehreren Fahrten sorgfältig kalibriert. Als Restfehler blieben 0,25 % welches ein gutes Ergebnis ist. Während dieser Fahrten war die Ostsee spiegelglatt also ideale Bedingungen.
Der Abnahmebeamte des DHI hätte allerdings gerne auch Fahrten unter Seegang gehabt. Da es einen pfiffigen Kpt. an Bord gab hat uns dieser den nötigen Seegang hergestellt indem er die Schiffsstabilisierungsanlage per Hand so manipuliert hat, dass das Schiff mit +/- 15 Grad Rollen über die Teststrecke fuhr. Manch Segler in der Gegend wird sich gewundert haben wieso ein Schiff bei spiegelglatter See derartig rollen kann.

Foto unten links:    Die Installation im Labor der "Gauss"
Foto unten rechts:  Messungen am Doppler Sonar-System

Als weiteren Punkt der Abnahme musste ich den Nachweis erbringen, dass die Anlage auch richtig von Bottom Track Modus in den Watertrack Modus und zurück automatisch umschaltet. Der Bottom Track reicht bei dieser Anlage bis 600 Feet also ca 200 Meter tief. Das ist die Tiefe, bis zu der die Anlage den Doppler Puls vom Seeboden benutzt.
Geht die Tiefe über dieses Maß hinaus soll die Anlage automatisch auf den Watertrack Modus umschalten. Im Gegensatz zu einem herkömmlichen Schiffslog welches die Geschwindigkeit direkt am Schiffsboden misst wird beim Doppler Sonar per Zeitfenstersteuerung die Geschwindigkeitsinformation aus einer Tiefe von 12 Meter unter dem Schiffsboden entnommen. Die Reflektion an Schwebeteilchen im Wasser aus dieser Tiefe wird für die Anzeige genutzt. Das hat den großen Vorteil, dass man aus den Verwirbelungen welche der Schiffskörper bei der Fahrt durch das Wasser erzeugt heraus ist. Um nun diesen Nachweis erbringen zu können, müssen wir im Bereich der Ostsee und auf unserem weiteren Weg nach Helsinki eine Stelle finden, die tiefer als 200 Meter ist.
Zusammen mit dem Kpt. haben wir vor der schwedischen Küste in der Nähe der Insel Gotland eine geeignete Stelle gefunden. Dort angekommen, sind wir mehrfach über das Loch im Meeresboden gefahren. Die Anlage hat perfekt funktioniert und hat den Bottom Track absteigend bis 220 Meter gehalten und dann in den Watertrack Modus geschaltet. Aufsteigend hat die Anlage ab 190 Meter wieder vom Watertrack Mode in den Bottom Track Mode geschaltet. 
Oben links:  Beamter bei den Abnahmemessungen
Oben rechts:  Das Hauptdisplay
Zum Schluss der Abnahme musste ich noch die Watertrack Command Funktion vorführen. Diese Funktion erlaubt die zwangsweise Umschaltung aus dem Bottom Track Modus in der Watertrack Modus auch in Tiefen von 0-200 Metern. Sinn dieser Funktion ist, z.B. bei einem Schiff am Anker liegend die Richtung und die Stärke der Strömung zu messen.
Nach dem Ende der Abnahmefahrt bin ich dann von Helsinki aus wieder nach Hamburg zurückgeflogen.

Installation und Inbetriebnahme von Doppler Sonar Systemen auf diversen Schiffen

Nach der erfolgreichen Zulassung des Doppler Sonar Systems wurden diese Systeme auf diversen Schiffstypen installiert und betrieben. Meistens handelte es sich dabei um Spezialschiffe oder Supertanker, aber auch bei der Bundesmarine haben wir derartige Systeme zum Einsatz gebracht. Als Hauptgrund wurde weiter oben schon erläutert, dass in der Kombination Transit Satelliten Navigationssystem und Doppler Sonar eine gute Koppelnavigation auch zwischen den Fixpositionen des Transit Systems gegeben war.
Die Doppler Sonar Anlage liefert über einen Ausgang 200 ppNM (200 Pulse per nautical Mile) eine sehr präzise Weginformation über Grund. Diese Information wird den Nautischen Systemen an Bord,  wie Radar, Kartenplotter usw. zugeführt. Wenn diese Information nicht präzise ist, würde schon nach kurzer Zeit die Darstellung auf den unterschiedlichen nautischen Systemen nicht mit der Realität übereinstimmen.
Bei den Supertankern kommt ein weiterer Aspekt hinzu. Die Annäherungsgeschwindigkeit des Tankers an die Pier ist vorgeschrieben und die Einhaltung der Vorgaben ist nur mit einem präzise arbeitendem Docking System möglich. Auch die Annäherung an die im Persischen Golf oft üblichen Beladestationen im freien Wasser wird durch ein Docking System sehr erleichtert.  Auf der Werft "AG Weser" in Bremen wurden mehrere Supertanker z.B. für die deutsche Esso aber auch für die französische Esso gebaut. Alle diese Schiffe wurden mit einem Docking Doppler Sonar System von der Debeg ausgerüstet.
Zum 1. Teil des Berichtes

Zum 3. Teil des Berichtes
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Version: 23-Feb-08 / Rev.: 13-Jun-11 / HBu