MT "St. Michaelis" / DIEP
Foto:  Wolf Dryja, DL7JY (1) und  AG "Weser" (1)  - 

Oben:  Die Funkstation der "St. Michaelis" / DIEP  entspricht gut dem Standard von 1965, das Foto entstand 1971. Die Station wurde von der Debeg konzipiert und montiert. Auf dem Foto kann man schön zwischen "alter" (grüner) und "neuer" (grauer) Technik unterscheiden. "Grau" steht dabei für SSB-Tauglichkeit. Links oben befindet sich der Auswahlschalter für Sendeantennen, darunter - unterhalb des Schriftzuges "DEBEG" - steckt der Notsender S-527 von Telefunken. Dieser 2-stufige Telegrafiesender (A1 und A2) ist in der Steuerstufe mit einer Röhre PL 81, im Modulator mit einer EL 803 und zwei EL 34 und in der Endstufe mit einer Röhre EL 152 bestückt.
Weiter unten steht das Autoalarmgerät Lorenz Lo 672. Das Gerät setzt - bei unbesetzter Funkstation - spätestens nach dem Empfang von 4 aufeinanderfolgenden Strichen des 12 Striche umfassenden internationalen Telegrafiefunk-Alarmzeichens auf 500 kHz die akustischen Alarmeinrichtungen im Gerät selbst, auf der Brücke des Schiffes und im Wohn- oder Schlafraum des Funkoffiziers in Betrieb.
Ganz links unten ist eine kleine Schalttafel eingebaut, sie dient der Haupt- und Notstromversorgung der Funkstation.
Im mittleren (grauen) Gestell steht das - jedenfalls für das Jahr 1965 - Schmuckstück der Station: Ein Sender ST1200 von der schwedischen Standard Radio&Telefon AB.  Der Sendet arbeitet in den Seefunk-Bereichen auf der Mittel-, Grenz- und Kurzwelle in den Betriebsarten SSB, A2 und A1. Oben die Treiber- und Endstufe für max. 1 KW Leistung (Bei SSB-Betrieb auf Kurzwelle). In der Endstufe arbeiten vier Röhren 4cx250b, in der Treiberstufe eine 6DQ5. An diesem Einschub befinden sich auch die Bedienungselemente zur Abstimmung von Antenne und Endstufe sowie der Bandschalter. 
Der Einschub in der Mitte des Senders enthält die Frequenzaufbereitung. In Transistortechnik werden aus bis zu 59 internen Quarzen (Stichwort: "Quarzgrab") die Sendefrequenzen für die verschiedenen Betriebsarten generiert. Ein 60. Steckplatz für eine "Wunschfrequenz" kann von aussen bestückt werden. Alle Schalt- und Auswahl- und Kontrollmöglichkeiten sind an der Frontseite angebracht.
Ganz unten im Gestell befinden sich der Hauptschalter des Senders und die Stromversorgungen für die Hoch- und Niederspannungen. 
Der Gerätestapel rechts im Bild besteht aus dem Ladegerät für die Notbatterien (oben), einem Überlagerungsempfänger Siemens E 566 
(14 - 21 kHz und 85 - 30300 kHz in 12 Teilbereichen) und einem SSB-Empfänger für Kurzwelle Siemens E-311b. Der 3-fach-Super E 311 deckt in 5 Teilbereichen das Spektrum von 1,5 bis 30 MHz in den  A1, A2, A4 und SSB ab.
Das Tankschiff "St. Michaelis" / DIEP wurde 1965/66 als Baunummer 1354 auf der Bremer Werft A.G. "Weser" gebaut und am 29. März 1966 an die zum Oetker-Konzern gehörende Hamburger Reederei "Hamburg-Süd" übergeben. Das neue Schiff ist mit 44895 BRT / 77490 tdw vermessen, 250,52 Meter lang und 37,75 Meter breit. Ein Dieselmotor von Krupp-B&W leistet 20700 PS und gibt dem Schiff eine Geschwindigkeit von max. 16,8 Knoten. Die 12 Ladeöltanks haben einen Inhalt von 96640 cbm.
Die "St. Michaelis" war bei Indienststellung das am weitesten automatisierte Schiff der deutschen Handelsflotte, der Maschinenraum war bei Seebetrieb nachts nicht mehr besetzt.
Der neue Tanker wurde langfristig an die "BP Benzin & Petroleum AG, Hamburg" verchartert und brachte bei 8 Reisen zwischen Wilhelmshaven und dem Persischen Golf jährlich etwa 600 000 t Rohöl nach Deutschland.
Über den Verbleib des Schiffes war nur folgender Satz zu finden: "1972: sold to Greece". Ein Schwesterschiff, die "St. Petri", lief etwa 6 Monate nach der "St. Michaelis" bei der A.G. "Weser" in Bremen vom Stapel.
Bildnachweis:

Stationsfoto (1)  Urheber gem. § 7 Urh G:  Wold Dryja, DL7JY  (Mit freundl. Genehmigung 2009)
Schiffsfoto (1)  Werksfoto AG "Weser" in "125 Jahre A.G. 'Weser' Bremen", 1968, Seite 34 (Urheber dort nicht genannt / Firma erloschen)
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Version: 01-Apr-09 / Rev.: 05-Oct-09 / 22-May-11 / HBu