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Der hier abgebildete Teil der Funkstation diente für Telegrafie- und Telefonieverbindungen zu den zunächst sechs, später acht Fangbooten ("Treff I." - "Treff VIII.") der Fangflotte um das Mutterschiff "Jan Wellem". Die Anlage bestand aus einem 100 Watt Mittel- und Grenzwellender Telefunken S 317H (auf dem Podest über dem Telefon) und einem Allwellenempfänger Telefunken E 381S für den Frequenzbereich von 10 kHz bis 20 MHz (links auf dem Tisch). Links unter dem Fenster steht der runde Lautsprecher für den Empfänger. |
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oben
links: Sende- und Empfangsanlage auf dem Fangboot "Treff I."
Auf dem Foto der Funkstation des Fangbootes erkennt man die gleiche
Ausrüstung aus S317H (ganz rechts im Bild) und E 381S links neben
dem Lautsprecher. Ganz links steht ein Gemeinschafts-Empfänger "Ozean"
für Kurz- und Mittelwellen-Rundfunkempfang mit Übertragungsmöglichkeit
in die Aufenthaltsräume des Schiffes. Der Lautsprecher für die
Funkstation steht direkt über dem Empfänger.
oben rechts: Walfangboot "Treff I." Auf dem Foto des Fangbootes erkennt man gut die Telegrafie-Rahen an beiden Mastenden an denen die Sendeantennen befestigt waren. |
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links: Der Peilraum der "Jan Wellem" / DIAE
Im Peilraum befindet sich - neben einem zweiten Sender vom Typ S 317H links
an der Wand - ein Funkpeiler Telefunken E 374N (rechts
im Bild) mit angebautem Peilantrieb und Peilkreis für die Fremdpeilung.
Gepeilt wurde die Richtung zum Fangboot, nachdem ein Fang gemeldet wurde
oder - wie sich später durchsetzte - die Richtung zum mit einer Funkbake
versehenen treibenden toten Wal. Auch die Fangboote waren mit einem Peilempfänger
E 374N ausgerüstet, die Position des Peilrahmens ist auf dem Foto
des Achterschiffs (oben rechts) zu erkennen.
oben rechts: Sende- und Peilantenne auf dem Achterschiff eines FangbootesZusätzlich zu den abgebildeten Geräten befand sich im Funkraum der "Jan Wellem" / DIAE noch ein Kurzwellensender Lo150 FK38 (Andere Bezeichnung: SK 12305) von Lorenz für die Sendearten A1, A2 und A3. Dieser Sender leistete mit 2 Röhren RS 282 in der Endstufe 150 Watt und diente zur Abwicklung des Funkbetriebs aus den Fanggebieten in der Antarktis mit Norddeich Radio und anderen Küstenfunkstellen. Die Funkstation auf dem Mutterschiff war das Nervenzentrum der Walfangflotte. Hierher wurden die Fänge der Boote gemeldet, die dadurch notwendig gewordenen Peilungen durchgeführt und diskutiert wie mit dem Fang umgegangen werden soll. Der Fangleiter, der Zahlmeister und der Schiffsarzt waren auch für die Besatzungen auf den sechs oder acht Booten zuständig. Daraus ergaben sich viele Funkgespräche innerhalb der Flotte. Gleichzeitig musste umfangreicher Telegrafie- und Telefoniefunkverkehr mit Küstenfunkstellen durchgeführt werden. Das Mutterschiff war mit 4 Funkoffizieren besetzt, diese waren auch für Wartung und Reparatur der Funkgeräte auf den Booten zuständig. Der Funkverkehr auf den Fangbooten wurde von einem Nautiker mit Seefunkzeugnis durchgeführt. Das deutsche Walfang-Mutterschiff "Südmeer" hatte eine ähnliche Ft-Station wie die hier beschriebene. Ein Kollege, der 1937/38 eine Fangsaison auf der "Südmeer" mitmachte, berichtet: "Schon in den ersten Tagen der Ausreise waren auf dem Mutterschiff und den Fangbooten alle Reserveröhren vom Typ RS 31g für die Sender S 317H - ca. 25 cm lange Glaskolben und (ohne Reserve) immerhin 4 Stück pro Sender - defekt geworden. Zu Anfang der Fehlerserie wurde behauptet, wir hätten die Röhren falsch verwendet. In Rio de Janeiro kam jedoch eine Kiste an Bord, in der sich 80 Exemplare der Röhre und das schriftliche Eingeständnis eines Fabrikationsfehlers bei Telefunken befanden. Die neue Reserve war mit der Luft Hansa (Bathurst - Pernambuco) nach Südamerika gekommen" ![]() Die Fangboote "Treff I." bis "Treff VIII." waren 44,5 Meter lang, 7,93 Meter breit und mit etwa 350 BRT vermessen. Jedes Boot hatte eine Besatzung von 15 Mann. Für den Antrieb sorgte eine Dampfmaschine mit einer Leistung von max. 1700 PS, damit liefen die Boote max. 14 Knoten. Sie konnten bei der Jagd einen Wendekreis von nur 65 Metern in 90 Sekunden fahren.[³] Ein
Wort zum Walfang: In den 30er Jahren wurde in Deutschland
beschlossen sich von ausländischen Walöllieferungen autark zu
machen und sich selbst am Walfang zu beteiligen. An der letzten Fangsaison
vor dem 2. Weltkrieg vom 8. Dezember 1938 bis zum 7. März 1939 nahmen
auf deutsche Kosten sieben Fangflotten teil[¹],
zwei davon waren aus Norwegen gechartert. Um die Kosten zu decken, musste
in diesen 90 Tagen jede dieser Flotten zwischen 600 und 1200 Wale erlegen.
Deutsche Walfänger töteten von 1936 bis 1939 rund 15000 Wale[¹]
(f ü n f z e h n t a u s e n d !), überwiegend Blau- und
Finnwale. Weltweit wurden in der "Rekord"-Saison 1937/38 mehr als 54600
Wale[¹]
aller Arten getötet. Eine unvorstellbare Menge, fast doppelt soviele
Wale wie heute noch leben! Deutschland ist 1982 der Internationalen Walfangkommission
(IWC) beigetreten, zur Zeit wird von einer Lobby aus mehreren Ländern
versucht, dieses Abkommen auszuhöhlen. Im Hinblick auf die oben beschriebene
deutsche Beteiligung am Raubbau unter den größten Lebewesen
der Welt sind wir es diesen Tieren schuldig, uns energisch für einen
konsequenten Schutz der Wale einzusetzen und mit dafür zu stimmen,
dass kommerzieller Walfang weltweit eingestellt wird.
Bildnachweis: Bild 1, Bild 2 und Bild 4 Quelle: TELEFUNKEN in "Telefunken-Zeitung" Nr. 74 (1936), Seiten 61 und 62 Bild 3, Bild 5 und Bild 6 Quelle: Henkel & Cie Gmbh Düsseldorf in "Mit Jan Wellem im südlichen Eismeer" (1939) Seiten 45, 105 und 50 |