MS Cap Valiente / DAQM
Fotos (2): Gerhard Fiebiger / Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH und Eike F. Pieritz (2)  - Copyright: Heinrich Busch, Hambergen

Quelle: Gerhard Fiebiger / Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH
Das Kühlschiff "Cap Valiente"/DAQM wurde 1959/60 von der Werft Kieler Howaldtswerke AG gebaut, die hier abgebildete Seefunkstelle des Schiffes wurde von der Debeg eingerichtet. Die Geräte zeigen den Standard der deutschen Seefunktechnik zu Beginn der 60er Jahre.
Im rechten Gestell stecken oben links der Notsender Telefunken S203 (500 kHz, A2, 80 Watt, Röhren: 1 x EL41 und 1 x EL152), rechts daneben als Not-/Reserveempfänger ein Debeg E500 (230 - 530 kHz, 4 Röhren ECH81). In der Mitte das Autoalarmgerät Lorenz Lo572 "Cerberus" und unten ein Empfänger Siemens E305 (Überlagerungsempfänger, 1.5 bis 30 MHz).
Die beiden Gestelle in der Mitte beinhalten oben links den Kurzwellensender Telefunken S526 (270 Watt/A1, Röhren: 3 x EL803, 1 x EL152 und 1 x RS612), rechts daneben den Mittelwellen-Hauptsender S519 (115 Watt/A1, Rören: Je 1 PL81, EL152 RS685. Links neben der Uhr befindet sich der Modulator Md519, darunter eine kleine Schalttafel für Haupt- Not- und Batterieladebetrieb, rechts daneben die Stromversorgung für Kurz- und Mittelwellensender.
Im linken Gestell befindet sich oben der Wahlschalter für Sendeantennen, darunter ein Grenzwellensender Lorenz S509 (1600 - 4250 kHz, A3, 100 Watt, Röhren: 2 x EL 90, 3 x EL 34 und 2 x RS 1003). Ganz unten steht als Hauptempfänger der Station ein Siemens E566 (14 - 21 kHz und 85 - 30300 kHz in 12 Teilbereichen, Röhren: 4 x EF93, 3 x EK90, 4 x ECC82, 2 x EAA91, 1 x EL90, 1 x EM34, 1 x 108C1, 1 x 150C2). In der Reihe über dem E566 steckt links das Alarmzeichentastgerät Debeg AT512, rechts daneben ein Steckfeld für Empfangsantennen und ein NF- und Tastleitungsverteiler.
Auf dem Tisch der Station erkennt man ganz rechts ein Paar Kopfhörer, links daneben Telegrammblock und Morsetaste (Junker), im linken Bereich liegt u.A. das Funktagebuch.

links: Signalmast der "Cap Valiente" mit Radar- sowie Haupt- und Not-Sendeantenne.

Die "Cap Valiente"/DAQM lief am 29. September 1959 als Bau-Nr. 1112 bei den Kieler Howaldtwerken vom Stapel und wurde am 28. Januar 1960 an die Hamburger Reederei Hamburg-Süd abgeliefert. Das Schiff wurde in der weltweiten Kühlfahrt eingesetzt, war mit 4113 BRT / 4340 tdw vermessen, 125,6 Meter lang und 15,6 Meter breit. Ein MAN-Dieselmotor mit 9 Zylindern leistete 6000 PS, das Schiff lief damit etwa 18 Knoten. Es bot Unterkunft für eine bis zu 40 Mann starke Besatzung und max. 5 Passagiere.
Ein ehemaliges Besatzungsmitglied beschreibt das Schiff so: "Ein absoluter Traumdampfer war das. Für die damalige Seefahrt "Luxus pur", einschließlich Chinamax (chinesischer Wäscher) an Bord. Der war der einzige Ausländer. Gedeckte Rettungsboote mit "Holländer-Antrieb". Das heißt, in dem zweiten, motorlosen, Rettungsboot wurde eine über Gestänge gleichgeschaltete vor- und zurück-Bewegung auf die Schraubenwelle übertragen, um auch die Muskelkraft von "des Pullens ungeübten Personen" effektiv einzusetzen. Zu dieser Zeit war nur ein Boot mit Motor Vorschrift. 30 Mann Besatzung und alles nur saubere Arbeiten bis runter in die Laderaumbilgen. Auf diesem Schiff wurde "nur mit dem Pinsel gemalt"; also nicht gerollt. Aircondition in allen Kammern, spitzenmäßige Verpflegung (täglich Milch aus der "eisernen Kuh"), eine tolle Jahres-Charter (London - Jamaica). Sämtliche Ladungsarbeiten einschließlich Reinigen der Luken und Reparaturen der sehr umfangreichen Holzausrüstung auf Bananenjägern (Bins) wurden ausschließlich von eigenen Gangs des Charterers ausgeführt und zwar beiderseits des Teichs. Liegetage: London 5 Tage, Kingston volle 7 Tage plus 2 Tage zum Bananenladen "round the coast". Von 5 Sonntagen waren 4 See-Sonntage¹. Wir machten weitere Reisen nach Guayaquil, Westafrika, Rostock und Riga. Ich könnte lange von diesem Dampfer schwärmen. Er war eines von nur zwei Fruchtschiffen mit fünf statt der üblichen vier Luken."
Urheber: Eike F. Pieritz
oben und unten:  "Northern Ice" / 5B2287  -  ex "Cap Valiente" / DAQM in den 70er Jahren im Nord-Ostsee-Kanal.
1970 verkaufte die Hamburg-Süd das Schiff als "Cacique Yanquetruz" nach Argentinien, von dort ging es als Objekt einer Versteigerung in Cuxhaven als "Northern Ice" / 5B2287 nach Cypern. 1982 findet man das Schiff als "Falcon" im griechischen Register wieder. Im gleichen Jahr wird es in Emden aufgelegt und fährt im März 1982 nach Pakistan wo am 2. April 1982 der Abbruch beginnt.
Quelle: Gerhard Fiebiger / Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH

¹Diese "See-Sonntage" waren damals wichtig, weil sie mit einem zusätzlichen Urlaubstag abgegolten wurden. Ebenfalls einen Urlaubstag gab es für 8 "See-Samstage", später für 4, dann für 2. An einem "See-Sonntag / -Samstag" kam ein Schiff sonntags / samstags nach 12 Uhr mittags in einem Hafen an oder lief vor 12 Uhr aus einem Hafen aus. Durch diese Definition war der Manipulation natürlich Tür und Tor geöffnet, denn ob "vor oder nach 12 Uhr" lag ja nicht  allein in Gottes Hand . . .  und so entwickelte sich mancher "See-Sonntag" für die Schiffsleitung zur Charakterfrage !
Bildnachweis

Bild 1 und Bild 2 Quelle: Gerhard Fiebiger / Howaldtswerke-Deutsche Werft GmbH (Mit freundl. Genehmigung 2004 und 20-Aug-09)
Bild 3 und Bild 4 Urheber gem. §7 Urh.G: Eike F. Pieritz, Strande (Mit freundl. Genehmigung 2005)
Bild 5: Urheber gem. §7 Urh.G. und alle Rechte bei Jürgen Coprian  (Mit freundl. Genehmigung 12-Apr-15)

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Version: 30-Mar-05 Rev.: 04-Apr-05 / 04 Sep-09 / 15-May-11 / 20-Jun-11 / 12-Apr-15 / HBu