TS Bremen (4)  / DOAH  (vor 1934: QMJV[*])
Fotos: I. Kirchhoff (1), Telefunken-Zeitung (4), Debeg (3) und Hapag-Lloyd (1)  -

Quelle: Telefunken-Zeitung Nr. 52 (1929) Quelle: Telefunken-Zeitung Nr. 52 (1929)
Die vierte "Bremen" / DOAH wurde 1929 in Dienst gestellt, bei einem solchen Prestige-Objekt war natürlich auch die Funkstation "vom Feinsten" und auf der Höhe des damaligen technischen Standards. Auf dem linken Foto links neben der Tür steht der 3 KW Langwellensender S 290S von Telefunken. Dieser Sender wurde auch "verstärkter Orinoco-Sender" genannt, da der Vorgängertyp S289 S (800 Watt, 100 bis 600 kHz, 2 Röhren RS 214 in der Endstude) zuerst auf dem Hapag-Dampfer "Orinoco" eingesetzt worden war und damit natürlich "Orinoco-Sender" hiess. Der S290 S auf der "Bremen" arbeitete in der Endstufe mit zwei Röhren RS215g. Er wurde für Telegrafie (A1 und A2) im Frequenzbereich zwischen 100 und 600 kHz eingesetzt. Ganz links unten im Bild erkennt man die Schreibmaschine, die zu einem der Arbeitsplätze gehört. Rechts neben der Tür befindet sich die Schalttafel der Funkstation, rechts daneben sieht man gerade noch den Mittelwellensender MRS IV von Debeg, darunter einen Empfänger aus der Serie E363 S - E365 S.
Die zuletzt genannten Geräte sieht man auf dem zweiten Foto (oben rechts) wesentlich besser. Ganz links im Bild befindet sich wieder die Schalttafel, rechts daneben der Mittelwellensender MRS IV für Telegrafie. Als Sendeart wird nur A2 angeboten, der Frequenzbereich liegt zwischen zwischen 375 und 500 kHz und zusätzlich 1720 kHz. Der Sender leistet 200 Watt, 2 Röhren RS18 arbeiten parallel in der Endstufe. Dahinter das Antennenvariometer für die Abstimmung des MRS IV. Auf dem Tisch darunter stehen der oben bereits erwähnte Empfänger aus der Serie E363 S - E364 S und der dazu gehörende Lautsprecher. Rechts neben der Tür befindet sich der Kurzwellensender S 330S, über den nur wenig bekannt ist. Er leistet 700 Watt, kann in Telegrafie (A1) und Telefonie (A3) betrieben werden und arbeitet auf Kurzwelle zwischen 2850 kHz und 23 MHz.
Foto: Ignaz Kirchhoff Quelle: Telefunken-Zeitung Nr. 52 (1929)
Das Foto oben links zeigt an der linken Seite wieder den 700 Watt KW-Sender S 300S, der auch im Bild ganz oben rechts zu sehen ist. Der Operator hinten arbeitet an einem Kurzwellen-Empfänger E 362S, den Telefunken ab 1928 baute. Er vwurde auf "Bremen"/DOAH und "Europa"/DOAI als Empfänger für die Schiffspresse eingesetzt.
Das Bild oben rechts zeigt die Arbeitsplätze der Funkoffiziere. Die Zusammenstellung der Empfänger zeigt, dass das Bild jüngeren Datums ist, als das linke. Der E 390Gr ganz hinten rechts wurde erst 1936 von Telefunken gebaut. Der Funkoffizier hinten (Es ist Hans Kleiber, geb. 1892, in den 50er Jahren Funkstellenleiter auf der "Berlin" des NDL) hat den Allbereichsempfänger E-381-H von Telefunken vor sich. Vorn rechts steht ein weiterer Empfänger Telefunken-RX E-363-S (220 - 2500 KHz), darüber einen Telefunken-RX E-364 (75 - 750 kHz). Der Funker vorn rechts sitzt vor der Schreibmaschine, die auch in Bild 1 ganz unten links zu sehen ist. An der Wand zwischen Kalender und Uhr ist das Rufzeichen des Schiffes DOAH gut zu erkennen.
Quelle: DEBEG Quelle: Telefunken-Zeitung Nr. 52 (1929) Quelle: Debeg (1936)
1932 wurde auf der "Bremen" / DOAH eine Kurzwellen-Telefonieanlage für Langstrecken eingebaut. Der Sender leistete 1 KW (andere Angabe[³]: 500 Watt) und arbeitete im Bereich zwischen 2,5 und 20 MHz. In den Sprechpausen wurde die Trägerfrequenz unterdrückt[¹]. Es wurde eine von einem Motor ausfahrbare Antenne benutzt, um sie der jeweils benutzten Sendefrequenz anzupassen. Um das Abhören der Telefonie zu verhindern, wurde eine Sprachverzerrungseinrichtung eingerichtet, bei Ocean Gate Radio in New York und bei Norddeich Radio standen entsprechende Entzerrungssysteme[²]. 
Das Foto oben links zeigt links das Bedienfeld und den von Großstationsempfängern abgeleiteten Spezialempfänger (Superhet) und rechts den Senderschrank. Bei den Heften auf dem Tisch stehen zwei Morsetasten, dahinter das Stand-Mikrofon. Bis einen Tag vor New York konnte mit dieser Anlage über Norddeich Radio telefoniert werden. Auf der "Cap Arkona" / DHDL der Hamburg-Süd wurde eine gleiches System installiert, dort gelangen im Dienst nach Südamerika Gespräche auf 8 MHz bis zu den Kap Verdischen Inseln[³]. 
Das mittlere Foto zeigt einen der beiden fest eingebauten Rettungsbootsender der "Bremen". Technische Einzelheiten sind leider nicht bekannt. 
Das Foto rechtszeigt einen jungen Mann, der eine der Senderöhren RS215g für den Langwellen- sender S290 S in Händen hält. So wird ein Eindruck von den Abmessungen dieser Röhre vermittelt.
Quelle: Debeg (1936)
Antennenanlage der "Bremen" / DOAH
1 = Grosse L-Sendeantenne für den S290 S 7 = Dipol für Kurzwellenempfang
2 = Schornstein-L-Antenne für 500 kHz 8 = T-Sendeantenne für Telefonie
3 + 4 = Kurzwellen-Antennen 9 = Telefonie-Empfangsantenne
5 = Reusenantenne für Empfang 10 = Veränderlicher Kurzwellenstrahler
6 = L-Antenne für Empfang 11 + 12 = Dipol für Kurzwellenempfang
Quelle: Hapag-Lloyd AG
TS "Bremen" während einer Reise rund um Südamerika im Februar 1939 im Gaillard Cut im Panama-Kanal
Die "Bremen" (4) wurde von 1927 bis 1929 als Baunr. 872 von der Werft AG Weser in Bremen gebaut und am 5. Juli 1929 an den Norddeutschen Lloyd abgeliefert. Die Jungfernfahrt nach New York begann 11 Tage später. Das neue Schiff war mit 51656 BRT / 14565 tdw vermessen, 286,1 Meter lang und 31,06 Meter breit. 4 Getriebeturbinen mit zusammen 87000 PSw (max. 135000 PSw / PSw ist die direkt an der Welle gemessene Leistung) brachten dem 4-Schrauben-Schiff eine Dienstgeschwindigkeit von 27 Knoten, die Höchstgeschwindigkeit betrug etwa 29 Knoten. Jeder der vier Propeller hatte einen Durchmesser von fünf Metern, eine Steigung von 5,2 Metern und wog 17 to. Der Brennstoffverbrauch bei Höchstgeschwindigkeit lag bei etwa 800 to. täglich, das Schiff konnte gut 7500 to. bunkern.
In den Passagiereinrichtungen der "Bremen" konnten 2230 Personen untergebracht werden, zwischen 950 und 1000 Besatzungsmitglieder sorgten für das Wohl der Passagiere. 
Die "Bremen" hatte, wie auch das Schwesterschiff "Europa" ein kleines Flugzeug (D1717) zur Beförderung von Post an Bord. Es wurde etwa einen Tag vor dem Erreichen des Bestimmungshafens über eine Katapultanlage gestartet. Die Post kam so ca. 18 Stunden vor dem Schiff z.B. in New York an. Auch im Flugzeug war eine kleine Funkstation, sie hatte das Rufzeichen DANGO.
Unmittelbar vor Kriegsausbruch 1939 - die "Bremen" machte bis dahin fast 190 Rundreisen über den Nordatlantik - lief das Schiff ohne Passagiere und mit unbekanntem Ziel von New York aus. Die "Bremen" lief den Hafen Murmansk an, lag dort bis zum 10. Dezember 1939 und traf dann wohlbehalten in Bremerhaven ein. Bis 1941 diente es dort für die Kriegmarine als Wohnschiff und brannte dann im März völlig aus. Es ist bis heute ungeklärt, ob Brandstiftung vorlag. 1946 wurde das Wrack der "Bremen" verschrottet, letzte Reste des Doppelbodens wurden in der Weser versenkt.
2004 gab die Deutsche Bundespost die Briefmarke "75 Jahre Blaues Band" heraus, auf der die "Bremen" (4) vor der Skyline von New York abgebildet ist.

Quellenangaben:
[*] H.-G. Korth: "Historisches rund um die Telegrafie - Seefunktechnik der Handelsmarine"
[¹] Fritz Trenkle: "Die deutschen Funknachrichtenanlagen bis 1945", Band 1: "Die ersten 40 Jahre", Seite 167
[²] Jubiläumsband "25 Jahre Debeg 1911 - 1936", Seite 23
[³] Dr. Dieter Vierus "CQD  SOS  Mayday", Seite 269

Bildnachweis:
Bild 1, Bild 2, Bild 4 und Bild 6: Quelle: Telefunken-Zeitung Nr. 52 (Dez. 1929 / Mit freundl. Genehmigung des DTM Berlin 12feb10 / Herr Schmalfuss)
Bild 5, Bild 7 und Bild 8: Quelle: "25 Jahre Debeg 1911 - 1936" (1936)
Bild 3: Quelle: Ignaz Kirchhoff (Mit freundl. Genehmigung 1999)
Bild 9: Quelle: Hapag-Lloyd AG, aus "Unser Feld ist die Welt - 150 Jahre Hapag-Lloyd", Ausgabe 1997, Seite 266. Urheber dort nicht genannt


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Version: 11-Mar-00 / Rev.: 26-Feb-07 / 30-Aug-09 / 12-Feb-10 / 05-May-11 / HBu
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Kurzwellenempfänger Telefunken E362 S
Foto (1) Telefunken  - 


Quelle: Fritz Trenkle Empfänger E362 S

Hersteller: TELEFUNKEN    Jahrgang: 1928 
5-Röhren-1-Kreisempfänger mit Gegentaktaudion und 2 NF-Stufen, regelbare Telegrafieüberlagererstufe mit regelbarer Einkopplung. 
Sehr günstiges Nutz-/Störsignal Verhältnis.
Der Empfänger E362 S wurde auch in der Funkstation des Luftschiffes LZ 127 "Graf Zeppelin" eingesetzt. 


Bildnachweis:
Foto (1): Quelle: Handbuch / Telefunken  (Mit freundl. Genehmigung des DTM Berlin 12feb10 / Herr Schmalfuss)
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