Für
viele Leser des „Vikingen“ hat der Name „Blaavand Radio“ eine besondere
Bedeutung: Durch diese Küstenfunkstelle können Menschen in Verbindung
bleiben und die Einsamkeit besiegen. Über diese Küstenfunkstelle
kommen stets neue Nachrichten von ausserhalb in die kleine Welt an Bord.
Nachrichten, die für Abwechslung in den Gesprächsthemen sorgen,
Nachrichten von den an Land Gebliebenen. Durch den Seefunk wurde es auch
möglich Weihnachten gemeinsam mit den Menschen an Land zu feiern –
trotz der grossen Entfernungen.
Es
ist daher nicht verwunderlich, dass von den Behörden, die die Verantwortung
für „Blaavand Radio“ haben, alles getan wird, um die Küstenfunkstelle
so effektiv wie möglich zu machen.
„Blaavand
Radio“ hat noch weitere Aufgaben, als die bisher beschriebenen. Die Küstenfunkstelle
ist immer wenn Hilfe für die Menschen an Bord oder für das Schiff
benötigt wird zuständig. Die Funkstelle gewährleistet einen
Sicherheitsdienst, der so effektiv wie möglich sein muss. Ausrüstung,
Geräte und Personal der Station sind immer bereit, auch den schwächsten
Hilferuf eines Schiffes aufzunehmen. Die Schiffahrt erhält täglich
Informationen über Wetter, Wind und Stürme, aber auch über
Gefahren für die Navigation und die Sicherheit des Schiffes.
Ich
gehe davon aus, dass die Leser des „Vikingen“ daran interessiert sind,
über die Einrichtungen dieser Küstenfunkstelle informiert zu
werden.
Die
Leser werden bereits bemerkt haben, dass sich „Blaavand Radio“ in den letzten
Jahren in Qualität und Sendeleistung deutlich verbessert hat. Die
Küstenfunkstelle hat die ganze Skala vom primitiven Knallfunkensender
im Jahre 1901 bis zu einer der modernsten Küstenfunkstellen mit Röhrensendern
heute im Jahr 1939 mitgemacht.
Im
Mai 1937 hatte man mit dem Aufbau des neuen „Blaavand Radio“ begonnen.
Es liegt auf einem Gelände, das sich zwei Kilometer im Landesinneren
befindet. Hier hatte man ein Areal gefunden, das für die Anlage geeignet
ist und ausserdem nicht zu weit von der Küste entfernt liegt. So können
Wellenlängen von unter 200 Metern durch den Weg über Land nicht
gedämpft werden. Versuche, die in Varde (eine Stadt in der Nähe)
durchgeführt wurden, hatten gezeigt, dass diese Wellen – sie werden
mehr und mehr für Funktelefonie benutzt – wesentlich schwächer
werden, wenn man sich auch nur wenige Kilometer von der Küste ins
Landesinnere entfernt. Das Gelände ist gross genug, um Sende- und
Empfangsanlagen weit genug voneinander entfernt aufzubauen. Somit können
Funktelefonie und Funktelegrafie gleichzeitig betrieben werden, ohne sich
gegenseitig zu stören. Diese Anforderungen haben letztlich die Lage
der Station bestimmt. Versuche beim alten „Blaavand Radio“ hatten ergeben,
dass diese Anforderungen erfüllt sind, wenn die Antennen für
Sender und Empfänger einen Abstand von mindestens 300 Metern
haben. Auf dem neuen Gelände stehen drei 50 Meter hohe Sendemasten
aus Holz, der Abstand zwischen den Antennenanlagen beträgt etwa 700
Meter. Die Sendeanlagen liegen natürlich im gleichen Abstand zum Stationsgebäude.
Die Empfangsantennen sind durch besondere Kabel verbunden. Sie sind so
konstruiert, dass sie die Hochfrequenz ohne grosse Verluste zu den Empfängern
ableiten können.
Im
Stationsgebäude gibt es einen Raum für die Funktelefonie und
einen zweiten Raum für die Funktelegrafie. In einem dritten Raum sind
die Sender installiert die von den beiden Arbeitsräumen aus gesteuert
werden. Die Räume sind, wie das ganze Gebäude, durch ein Kupferdrahtnetz
in den Wänden elektronisch abgeschirmt. Das Dach ist mit einer Kupferplatte
belegt und an den Mauern sind Kupferdrähte als Abschirmung gespannt.
Das ganze Netz ist mit der Erdung der Station verbunden.
Im
Stationsgebäude befinden sich ausserdem die notwendigen Räume
für die Maschinen der Funkanlage, Werkstätten und Lagerräume.
Es gibt eine Dienstwohnung für den Stationsvorsteher, für das
restliche Personal gibt es sieben weitere Dienstwohnungen. Drei davon sind
allerdings erst in einigen Monaten bezugsfertig.
Die
Stromversorgung der Station wird durch die Elektrizitätsfürsorge
Südwestjütlands gewährleistet. Über ein Kabel wird
Hochspannung zu den Transformator von 25 KVA geleitet und dort auf
380 Volt umgespannt. Es hat sich herausgestellt, dass sich in längeren
Trockenperioden Salz aus dem Seewasser auf den Isolatoren absetzt. Das
führt zu starken Empfangsstörungen. Daher führt man die
Hochspannung auf den letzten 3 Kilometern in isolierten Kabeln zur Station.
Als
Reserve für die Stromversorgung steht ein 15 PS starker Motor mit
gekoppeltem Wechselstromgenerator in der Station. Um im Falle eines Ausfalls
der gesamten Stromversorgung sicher zu sein, hat man zusätzlich
einen Akkumulator installiert, der einen Umformer für 220 Volt
Wechselspannung startet. Dieser liefert im Notfall sofort Strom für
die Geräte. Diese Einrichtung liefert die nötige Sicherheit,
um ohne Unterbrechung immer senden und empfangen zu können.
Die Wechselstrommaschine liefert auch den Strom für die Notbeleuchtung
in den wichtigsten Bereichen der Station.
Da
die Station rund um die Uhr auf 500 kHz (600 m) und 1650 kHz (182 m) erreichbar
sein muss, sind 2 Empfänger vorhanden, die nur diese beiden Wellen
in einer Bandbreite von 10 kHz empfangen und jeweils auf einen Lautsprecher
in den Arbeitsräumen geschaltet sind. Mit einer Taste können
die Empfänger zusätzlich auf die Lautsprecher im Kontrollpanel
des Vorsteherbüros geschaltet werden. Diese Lautsprecher gehen automatisch
an, wenn auf einer der beiden Frequenzen gesendet wird und Signallampen
zeigen an, wenn sie defekt sind. Hieran erkennt man, dass in der Station
alles getan wird, um im Seenotfall schnell und effektiv arbeiten zu können.
Für
Funktelegrafie und Funktelefonie gibt es je zwei Arbeitsplätze. Einer
wird für normalen Funkverkehr benutzt, der zweite dient als Reserve
und wird für den Seenotverkehr benutzt.
Eine
nähere Beschreibung der Funktelegrafie und der Funktelefonie wäre
für die Leser des „Vikingen“ sicher zu trocken und langweilig. Ich
gebe daher lieber noch einige Informationen zur Anordnung der Küstenfunkstelle.
Funkarbeitsplatz
für Telegrafie
Jeder
Platz hat ein Kontrollfeld für die Bedienung der Sender, zwei Empfänger,
eine
Morsetaste, einen Lautsprecher und einen Verteiler für die Empfangsantennen.
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Für
Funktelegrafie sind zwei Sender vorhanden. Davon arbeitet ein Röhrensender
mit 600 Watt in der Sendeart A1 und 900 Watt in der Sendeart A2. Der zweite
ist zur Zeit ein selbstschwingender Tonsender der noch solange benutzt
wird, bis an einem weiteren Sender eine umfassende Modernisierung durchgeführt
worden ist. Das wird innerhalb der nächsten Monate geschehen. Die
Sender werden mit Hilfe eines besonders kräftigen Relais getastet.Es
sind drei Empfänger vorhanden, zwei Superhets und ein Empfänger
mit Hochfrequenzverstärkung und sechs abgestimmten Kreisen. An jedem
Arbeitsplatz ist ausserdem ein Unterbrecher installiert, der die Kopfhörer
vom Empfänger abkoppelt, wenn die Morsetaste bedient wird. Dadurch
wird verhindert, dass das starke Signal des Senders in die eigenen Kopfhörer
gelangt, wenn auf der gleichen Frequenz gesendet und empfangen wird. Ausserdem
ist der Funker sofort empfangsbereits, wenn die Aussendung beendet ist
und muss nicht erst von senden auf empfangen umschalten. |
Die
Funktelefonieanlage besteht ebenfalls aus zwei Sendern. Davon ist einer
quarzgesteuert und leistet im Frequenzbereich zwischen 200 und 85 m 500
Watt. Der Reservesender leistet 65 Watt im gleichen Wellenbereich. Beide
Arbeitsplätze für Telefonie haben die gleichen Kontrollfelder
für die beiden Sender und die gleichen Hilfsapparate wie bei der Telegrafie.
Bei einem der Arbeitsplätze steht ein Superhet-Empfänger und
ein Handmikrofon mit dem jeder der Sender moduliert werden kann. Der zweite
Platz ist mit einem Funkterminal ausgerüstet von dem aus Teilnehmer
aus dem öffentlichen Telefonnetz an die Sender und Empfänger
angekoppelt werden können. Die gesendeten und empfangenen Funktelegramme
werden per Fernschreiber an die Zentrale in Kolbing geschickt. Ausserdem
hat die Küstenfunk- stelle zwei Telefonleitungen zu den staatlichen
Telefonzentralen in Varde und Esbjerg. Im Vorsteherbüro steht ein
Kontrollfeld, in dem alle diese Leitungen zusammengestellt und ausserdem
auf Tastendruck alle Sender und Empfänger kontrolliert und abgehört
werden können. Man kann dort auch sehen, welche der vier Sender auf
welchen Frequenzen benutzt werden.
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Funkarbeitsplatz
für Telefonie
Vor
dem Funker befindet sich das Telefon-Terminal, rechts das Kontrollfeld
für
die
Telefoniesender. Am zweiten Arbeitsplatz steht der Empfänger und das
Mikrofon
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Die weitaus
meisten Sende- und Empfangsgeräte wurden von der dänischen Firma
M.P. Pedersen geliefert, die mit viel Eifer an diese Aufgabe herangegangen
ist und sie völlig zufriedenstellend gelöst hat. Alle Geräte
habe sich als robust und betriebssicher erwiesen.
Aus
dieser kurzen Beschreibung sollen die Leser den Eindruck gewinnen, dass
das neue „Blaavand Radio“ eine moderne und äusserst effektive Küstenfunkstelle
ist und sicher stimmt dieser Eindruck auch mit Ihren eigenen Erfahrungen
des letzten Jahres überein.
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