Die Debeg 3211 Inmarsat Anlage Im Jahr 1982 erfolgte der Übergang vom Marisat- auf das Inmarsat-System. Die Internationale Maritime Satellite Organisation, kurz Inmarsat, hatte am 1. Februar ihre Arbeit aufgenommen. Der Hauptsitz der Organisation befindet sich in London, Inmarsat war der Zusammenschluß von 40 Nationen zur globalen Organisation des Satellitenfunkdienstes für Schiffe. Über eine Erdefunkstelle können alle entsprechend ausgerüsteten Schiffe jederzeit und von der Position unabhängig Verbindungen in das weltweite Landnetz über die Erdefunkstellen als Schnittstelle herstellen. Die Betriebsarten Ferngespräche, Telex, Fax und Datenübertragung waren möglich. Das Satellitensystem in dieser Anfangszeit bestand aus 3 Satelliten, die geostationär in 36000 km Höhe über dem Äquator positioniert waren. Als Schnittstellen in das Landnetz gab es die Erdefunkstellen Southbury und Santa Paula in den USA sowie Ibaraki und Yamaguchi Japan, dazu noch Eik in Norwegen. Siemens und Dornier hatten den Plan aufgegeben eine Inmarsat Anlage aus der Sesacom Anlage weiter zu entwickeln. Die Debeg benötigte für ihre Kunden aber dringend eine Anlage. Wir haben uns auf dem damals noch kleinen Markt für Hersteller von Inmarsat Anlagen umgesehen und uns dann für Magnavox in Los Angeles/USA entschieden. |
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Magnavox fertigte die Inmarsat Standard A Anlage vom Typ MX 211, für die Debeg wurde sie unter der Bezeichnung Debeg 3211 hergestellt. |
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Im
April 1982 bin ich nach Los Angeles geflogen um am ersten Trainingskurs
für diese Anlage teilzunehmen. Das Interesse an derartigen Anlagen
war inzwischen bei den Reedern gewachsen, weil sie den Vorteil der jederzeitigen
direkten Erreichbarkeit ihrer Schiffe sahen. Dazu boten diese Anlagen einen
weiteren Schritt hin zum GMDSS System. Eine Distress Aussendung war auf
Knopfdruck in den Betriebsarten Telex und Telefonie möglich. Bei welcher
Organisation dieser Distress Ruf ankommen sollte ließ sich in der
Anlage programmieren. In den USA landete man zur damaligen Zeit bei der
Coastguard. Später nach dem Ausbau der weltweiten maritimen Rettungszentralen
wurden die Notrufe hierher geleitet.
Gegenüber den Marisat- und Sesacom-Anlagen wurde die Antennen- technik wesentlich verbessert. Es gab keinen geschlossenen Regel- kreis für die Stabilisierung der Antenne mehr. Die Antenneneinrichtung der Debeg 3211 war kardanisch aufgehängt, an der Antennenplattform waren zwei Schwungmasseräder jeweils |
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um neunzig Grad versetzt installiert. |
Die Schwungmasseräder hielten die Antennenplattform unter allen Bedingungen stabil. Auf dieser Plattform wurde nun die Parabol-Antenne mit den Antriebsmotoren für Elevation und Azimut befestigt. Gegenüber den Marisat/Sesacom-Anlagen wurde auch das Gewicht der Antenne drastisch reduziert. Der Durchmesser des Radoms betrug 2 Meter. |
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Einsatz der Debeg 3211 in der Antarktis Die Kommunikation der Antarktisstationen der damaligen Zeit basierten hauptsächlich auf Schiffsfunkgeräten. Auch auf der ersten deutschen Antarktisstation nach dem zweiten Weltkrieg hatte Debeg die Kommunikationsausrüstung geliefert. Es waren also schon gute Erfahrung vorhanden. An der Lieferung für diese Station hatte ich von Hamburg aus schon mitgearbeitet. Die indische Regierung hatte weltweit die komplette Lieferung von Kommunikations- und Navigationsgerät für ihre neue Station ausge- schrieben. Die Debeg hat sich am Wettbewerb dazu in Neu Delhi beteiligt. Wir mussten uns dabei gegen das Angebot von mehreren, in der Branche gut bekannten, großen Firmen stellen. Letztlich haben wir aber den Gesamtauftrag erhalten und zwar aus einem einzigen Grund: Für Zwecke der Telemedizin und als soziale Komponente für die Antarktis-Mannschaft musste im Angebot die Übertragung von Bildern mit einer guten Auflösung enthalten sein. Den Indern, die zur Überwinterung in die Antarktis gingen, war versprochen worden, dass alle 14 Tage ein aktuelles Bild aus der Antarktis nach Neu Delhi übertragen und an alle Familien verteilt wird. |
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Elektronik zur Bildübertragung, Monitor dazu und das Telefon- und Bediengerät der 3211. |
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Die Debeg war die einzige Firma, die in der Lage war, ein derartiges Zusatzsystem zur Debeg 3211 Anlage zu liefern. Dazu muss man allerdings wissen, dass ich diese Technik zwar versprochen, aber bis zum damaligen Zeitpunkt noch nicht praktisch erprobt hatte! Als aktiver Funkamateur hatte ich die Möglichkeit die SSTV-Technik (Slow Scan Television) der Bildübertragung über Kurzwellenverbindungen schon zu einem frühen Zeitpunkt zu erproben. In der Anfangszeit wurden für die Darstellung der Bilder lang nachleuchtende Radardisplay-Röhren genutzt. Später kamen dann Monitore, elektronische Speicherung etc. zu diesem SSTV System hinzu. |
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Zurück aus Indien wurde dann zusammen mit der Fa. Wraase ein System zur Bildübertragung via Inmarsat unter Nutzung der Debeg 3211 entwickelt. Da der landseitige Anteil der Bildübertragung am Telefonnetz hängt, musste eine spezielle Zweidraht-Schnittstelle entwickelt und an die Pegel des Telefonnetzes angepasst werden. Genauso wurde die Schnittstelle zur Debeg 3211 entwickelt und in den Pegeln angepasst. Später haben wir ein derartiges System auch für die deutsche "Georg-von-Neumeyer-Station" in die Antarktis geliefert, dazu musste der landseitige Anteil der Anlage aber noch zusätzlich von der deutschen Fernmeldebehörde zugelassen werden. |
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Die
Funker und Elektroniker, die für den Einsatz an der Indischen Antarktisstation
vorgesehen waren habe ich in Hamburg an allen Komponenten des Kommunikations-
und Navigationssystems trainiert. Zur Auslieferung des Komplettsystems
bin ich später via Bombay nach Goa geflogen. Hier befindet sich das
National Centre for Antarctic & Ocean Research.
Im Institut wurden alle Komponenten betriebsbereit aufgebaut. An allen Geräten und Systemen habe ich danach mit den Funkern und Elektronikern ein intensives Training durchgeführt Dieses Training sollte die Mannschaft in die Lage versetzen Aufbau und Inbetriebnahme vor Ort in der Antarktis selbst vorzunehmen. Joachim Paul 25.02.2007 links: Telex- und Bediengerät 3211 |
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